ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ
31. Oktober 1991
Die nächsten Wochen verliefen ohne weitere Zwischenfälle. Es wurmte mich immer noch, dass Potter durch unser „Duell" nicht von der Schule geflogen ist. Der kleine Schnösel hatte es mal wieder hinbekommen, sich nicht erwischen zu lassen. Wenn ich ihn mir manchmal so ansah, dachte ich dass wir vielleicht Freunde geworden wären, wenn ich nicht das Wiesel beleidigt hätte. Doch das Wiesel war abscheulich, niemals würde ich mir einen Weasley zum Freund machen.
Der Unterricht war anstrengender als gedacht und wir saßen oft noch spät abends im Gemeinschaftsraum an den Hausaufgaben. Das Essen war lecker, und die meisten Lehrer waren gut. Abgesehen von Binns oder Quirrell, beide waren todlangweilig und brachten uns überhaupt nichts bei. Vom Geschichtsunterricht hatte ich sowieso nichts erwartet, der war schon zur Schulzeit meiner Eltern todlangweilig. Aber auf Verteidigung hatte ich mich gefreut, unnötig zu sagen, dass der Unterricht entäuschend war.
Am Halloweenmorgen ging ich wie jeden Morgen in die große Halle. Ich rollte mit meinen Augen, als ich das Essen sah. Auf den Toasts waren Spinnen angemalt und die Würstchen sahen aus wie blutende Finger. Wieso gab es dieses Muggelfest überhaupt in Hogwarts? Weihnachten verstand ich ja, aber Halloween? Dieses Fest gab es bestimmt nur wegen Dumbledore, dem alten Muggelfreund. Ich sah kurz auf, als eine Schar Gryffindors fröhlich in die Halle eintraten, darunter auch Potter, Emily, Granger und das Wiesel. Glücklicherweise war ich soweit mit essen fertig und musste ihre Gesichter so nicht ertragen. Beim Vorbeigehen rempelte ich das Wiesel an, leider wollte es nicht auf mich losgehen, es hatte wohl zu gute Laune. Toll.
Der Unterricht verlief wie jeden Tag, in Zauberkunst nahmen wir den Spruch „Wingardum Leviosa" durch, auf den sich viele schon gefreut hatten. Emily schaffte es, das ihre Feder 30 cm über dem Tisch schwebte. Ich sah vorne, wie das Wiesel neben der Streberin Granger saß worüber er nicht glücklich schien. „Es ist LeviOsa nicht Leviosaaa", hörte ich sie schon mit ihrer nervigen Stimme meckern.
„Mach's doch besser!" Ausnahmsweise musste ich dem Wiesel Recht geben. Leider schaffte Granger es als einzige ihre Feder schweben zu lassen, was dem Wiesel gar nicht gefiel und er säuerlich guckte.
Nach dem Unterricht, als ich und meine Kameraden auf einer Bank im Hof saßen und über Muggelstämmige ablästerten, sah ich die Granger, offentsichtlich weinend, vorbeilaufen. „Na Granger, heulst du wegen deinem Muggelblut?", höhnte ich. Sie schluchzte und rannte unter höhnischem Gelächter weg. Sie tauchte im Unterricht nicht mehr auf und ich hörte später beim Abendessen, Longbottom zu dem Wiesel sagen, das sie sich im Klo eingesperrt hatte.
Unsere Gespräche wurden unterbrochen, als Quirrell in die Halle rannte, japsend etwas hervorbrachte was sich nach „Troll im Kerker", anhörte und dann ohnmächtig wurde. Kaum war er umgefallen schrien alle panisch durcheinander, sogar die ach so mutigen Gryffindors.
„Seit ruhig!", brüllte Dumbledore durch die Halle. Alle sahen ihn an, seit wann konnte der Alte so laut schreien? „Die Vertrauensschüler werden euch in eure Gemeinschaftsräume begleiten", ordnete er an. Ich sah in fassungslos an. Spinnt der? Der Slytheringemeinschaftsraum ist in den Kerkern! Gemma Farley, eine der Vertrauensschüler, wies uns an ihr zu folgen und wir liefen zügig in unseren Gemeinschaftsraum.
OoOoOo
ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ
Schon seit dem Zauberkunstunterricht hatte ich Hermine nicht mehr gesehen. In der Halle sucht ich sofort nach Hermine, doch der bekannte Lockenschopf war nicht zu sehen. Hinter mir hörte ich Parvati Patil und Lavender Brown in die große Halle kommen und drehte mich zu ihnen um: „Habt ihr Hermine gesehen?"
„Sie sitzt weinend auf dem Mädchenklo und will nicht rauskommen", sagte Lavender mit Mitleid in ihrem Blick. Nickend dankte ich ihr und rannte zum Mädchenklo.
Dort angekommen klopfte ich zaghaft an der geschlossenen Kabine: „Hermine?"
„Lass mich", kam es schniefend von der anderen Seite der Tür.
„Hör nicht auf Ron, er ist doch nur neidisch, weil seine Feder sich nicht mal geregt hat!"
„Er hat aber Recht, ich habe keine Freunde", war die schluchzende Antwort.
„Ich bin deine Freundin." Wir wurden vom Fußgetrampel hunderter Schüer eine Etage über uns unterbrochen. Was war da los? Die Tür öffnete sich und eine schniefende Hermine kam raus.
Ich nahm ihren Arm und wollte gerade zum Waschbecken laufen als ich auf ein paar sehr großer grüner „Füße" blickte. Langsam sah ich hoch, und verlor fast das Bewusstsein. Vor mir stand ein drei bis vier Meter großer Troll. Hermine fiepte auf, ich starrte nur den Troll an, unfähig mich zu bewegen.
In unserer Villa gab es ein Zimmer mit einem Gerät auf dem man Muggefilme schauen konnte, wenn einem langweilig war. Ich hatte immer geflucht, wenn Leute in gefährlichen Szenen nur dastanden und nicht wegrannten. Jetzt wusste ich wieso. Angst lähmte einen. Man konnte dem Tod direkt ins Auge schauen, es wissen das man sterben wird und trotzdem tat man nichts. Angst betäubte die Sinne, lähmte den Körper, ließ deine Füße am Boden kleben und versetzte dich in eine Art Trance aus der du erst erwachen wirst, wenn du so gut wie Tod warst.
In meiner Trance gefangen, sah ich halb wie der Troll die Keule schwang und mit einem Riesenkrach die Waschbecken zerstörte. Bei dem Krach erwachte ich aus meiner Trance und merkte wie sich meine Sinne wieder schärften. Ohne auf den Troll zu achten rannte ich zur Tür und wollte sie öffnen doch sie war abgeschlossen. Welches Arschloch war das? Sowas traute ich nicht einmal Malfoy zu. Die Tür wurde aufgerissen und Harry und Ron starrten mich an, ehe sie an mir vorbeirannten und mich fast umstießen.
Der Troll lief auf Hermine zu, als Ron ihn mit einem Stein abschmiss. Er drehte sich um und guckte Ron mit seinen matschbraunen Augen an. Er stank echt fürchterlich! Langsam setzte er sich in Bewegung, direkt auf Ron zu. Harry tat dann etwas war sehr mutig, aber auch sehr dumm war: Er sprang direkt auf den Rücken des Trolls.
Ich rannte zu Hermine, die sich immer noch nicht rührte, und zog sie unter den übrigen Waschbecken weg. Gerade rechtzeitig, denn nur ein paar Sekunden später schleuderte der Troll die restlichen Waschbecken aus der Wand. Harry hing mittlerweile kopfüber in der Luft. Ron stand daneben, zog seinen Zauberstab und versuchte irgendeinen Zauber zu finden, mit dem er helfen konnte.
„Es ist Wingardium Leviosa, Ron. Wutschen und Wedeln", rief Hermine ihm zu . In genau dem Moment als der Troll seine Keule hob, um Harry den Rest zu geben, rief Ron laut: „Wingardium Leviosa." Die Keule flog hoch in die Luft und landetet mit einem hässlichen Geräusch auf dem Kopf des Trolls. Ich kniff die Augen zusammen als er einen halben Meter von uns entfernt aufschlug. Also wenn das jetzt niemanden anlockte, wusste ich auch nichts mehr. Wieso waren hier keine Lehrer?
Genau in dem Moment, in dem ich das dachte, stürmten eine Handvoll Lehrer in den Raum gestürmt und schrien uns an, dass wir hätten sterben können. Ach ne. Doch zu unserer aller Überraschung schritt Hermine ein und log McGonagall an, indem sie behauptete sie wollte es alleine mit dem Troll aufnehmen. McGonagall zog ihr fünf Punkte ab, und befahl ihr in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Uns schenkte sie je fünf Punkte, worüber sich Ron beschwerte als wir auf den Weg zum Gemeinschaftsraum waren.
Im Gemeinschaftsraum angekommen stand dort Hermine und bedankte sich bei uns, ohne uns würde sie wahrscheinlich nicht mehr leben. Dann flitzten wir los um Essen zu holen. Ab diesem Tag war Hermine unsere Freundin.
