Kapitel 7
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If I could save time in a bottle
The first thing that I'd like to do
Is to save every day - 'Til eternity passes away
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Harry, Hermine, Ginny und Snape setzten sich auf das große, altmodische, aber urgemütliche Sofa , das an dem herrlichen massiven Holztisch, in der Mitte des Wohnzimmers stand.
Das Zentrum des Tisches verzierte, unvermeidlicherweise, eine große Schale, mit allerlei süßen Naschereien. Im riesigen Kamin prasselte ein Feuer, das den Raum mit angenehme Wärme erfüllte.
Dumbledore und Professor McGonagall blieben neben den Sesseln stehen, die für sie bereitstanden und sahen fast betroffen auf die Vier herab.
Als der Moment Stille sich langzog, lag die Vermutung nahe, daß sie sie aus einem bestimmten Grund so ansahen und die Vier blickten sich gegenseitig an.
Harry hielt eine von Ginnys Händen mit seinen beiden Händen, wie beschützend fest, und sie saß dicht an ihn gedrängt.
Viel erstaunlicher war jedoch das Bild, daß Snape und Hermine boten. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und sie schmiegte sich vertrauensvoll an seine Seite, was keiner der Anwesenden seltsam zu finden schien.
Snape sah sie an und wurde sich plötzlich, als sei in seinem Kopf ein Schalter umgelegt worden, der Schülerin in seinem Arm bewußt. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er von dem Sofa hoch und starrte alle Anwesenden an. Er spürte, wie die Frequenz seines Herzschlages rapide angestiegen war und als Antwort darauf, kehrten, mit einem heftigen Stich in den Schläfen, seine Kopfschmerzen abrupt wieder zurück, so daß jeder seiner schnellen Herzschläge wie ein lauter, schmerzhafter Bass durch seinen Kopf dröhnte.
"Verdammt was geht hier vor sich!!!" brüllte er laut durch den Raum. Die Reaktion der anderen war mehr als verwunderlich. Ginny und Harry hatten nicht einmal ihre Hände losgelassen und Hermine schien von seinem Schreien erschrockener, als von der Tatsache, daß sie gerade eben in seinem Arm gelegen hatte.
"Severus, setzen Sie sich wieder", drang Dumbledores ruhige Stimme an sein Ohr.
Snape konnte nicht glauben, daß der Schulleiter so ruhig blieb. War er denn der einzige, der sah, daß hier etwas mehr als falsch lief?
Nein - war er nicht - plötzlich - endlich!!! - wurden Hermines Augen groß, und beinahe entsetzt sah sie ihn an - blickte dann zwischen den anderen hin und her, bis ihr Blick wieder auf ihn fiel, als Dumbledores noch immer sehr ruhige Stimme sich wieder erhob.
Und auch Harry, Ginny und Minerva sahen sich jetzt etwas verdutzt an, als ihnen offenbar tatsächlich jetzt erst bewußt wurde, daß das Bild von Hermine in Severus Arm durchaus nicht alltäglich war.
Snape sah es und dankte dem Himmel!
"Ich denke, daß jeder der Anwesenden in der letzten Zeit ungewöhnliches Verhalten, genauer gesagt, ungewöhnliche Empfindungen an sich festgestellt hat, ist das richtig?" ergriff Dumbledore wieder das Wort.
Alle anwesenden nickten.
"Severus, setzen Sie sich wieder.", sagte der Schulleiter noch einmal.
Snape blieb stehen und verschränkte die Arme sogar noch etwas fester vor sich, als üblich. Seine Augen verengten sich, als könne er die Konzentration auf die Worte des alten Zauberers verstärken. Sollte nun endlich eine Erklärung für das alles erfolgen?
Hermines Herzschlag beruhigte sich nur langsam. Sie schwankte permanent zwischen dem Bedürfnis, fluchtartig den Raum zu verlassen und dem Wunsch aufzustehen um Professor Snape möglichst nahe zu sein.
Einzig und allein die Tatsache, daß er unter dem gleichen Einfluß zu stehen schien wie sie - wo auch immer dieser herkam - bewahrte sie davor, vor Scham zu vergehen. Dies, und die ebenfalls ungewöhnliche Tatsache, daß Harry und Ginny kaum auf Snapes und ihr Verhalten reagiert hatten.
Dumbledore würde es schon richten, redete sie sich ein. Sie sah zu Snape hoch und sofort kamen wieder diese unerwarteten Empfindungen in ihr hoch.
Dumbledore stand kurz auf, ging zu dem Schrank hinter seinem Schreibtisch und kehrte mit einem einer flachen mit Runen verzierten Steinschale wieder zurück, die er vor den anderen auf den Tisch stellte.
"Das Denkarium?", fragte Harry als erster.
"Was ist ein Denkarium?", fragte Ginny, die als einzige noch keines gesehen hatte.
"Darin kann man Gedanken und Erinnerungen ablegen.", erklärte McGonagall. "Einmal darin abgelegt, sehen sie aus wie silberne Fäden, die ständig, in einem kleinen Wirbel, in dem Denkarium herumhuschen. Wer immer dann hineinsieht, kann rein theoretisch die Erinnerungen desjenigen sehen, der vorher etwas von sich darin abgelegt hat.
Snape blieb stehen wo er war, während die anderen ein wenig näher an das Denkarium herankamen.
"Vorsicht.", rief Dumbledore mit ernster Stimme und die anderen rückten wieder ein wenig von der Schale ab, in der es heftig wirbelte. Es schienen besonders viele Erinnerungen darin zu liegen.
"Was wir in diesem Denkarium finden, wirft unsere bisherige Welt ein wenig durcheinander, genauer gesagt greifte es den Dingen der Zeit etwas vor, und deshalb denke ich, daß es sinnvoll ist, wenn ich kurz berichte, was ich darin gefunden habe."
Alle Blicke ruhten nun auf dem Schulleiter, der sich seufzend in seinem Sessel zurücklehnte.
"Severus, erinnern Sie sich daran, daß Sie vor kurzem zu mir gekommen sindt, weil Ihnen, Miss Granger und Miss Weasley im Unterricht gleichzeitig schwindelig geworden war?"
Hermine und Ginny sahen sich an. Sie erinnerten sich zwar an den Vorfall, hatten aber beide nicht mitbekommen, daß es dem Professor ebenso ergangen war wie ihnen.
Snape nickte "Sie haben mir erzählt, daß es Ihnen ebenso ergangen ist, aber wir haben nicht herausgefunden, woran es gelegen haben könnte."
Hermine und Ginny sahen zwischen den beiden hin und her und Hermine fragte: "An dem Tag hatten wir alle vier also kurz Probleme mit dem Kreislauf?"
"Ganz genau. Ich vermute allerdings..." Dumbledore sah dabei Harry und Professor McGonagall an, "daß es allen hier am Tisch an diesem Tag so ergangen ist. Richtig?"
McGonagall überlegte kurz, dann erinnerte sie sich offensichtlich. "Ja, das stimmt - da war etwas"
"Aber es war nur so kurz, daß ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe", warf Harry ein.
"Wie auch immer", ergriff Dumbledore wieder das Wort "ich kann rückblickend nur vermuten, daß das wohl der Moment war, in dem diese Erinnerungen in meinem Denkarium aufgetaucht sind und damit in unserer Welt ein wenig Durcheinander angerichtet haben. Ich habe es heute nacht erst entdeckt, weil ich selbst einen Gedanken hineingeben wollte. Und plötzlich sah ich, daß in dem Gefäß, das eigentlich leer sein sollte, einiges los war. Ich nehme an, daß eure Träume der heutigen Nacht - oder ich sollte wohl besser sagen - euer Traum - denn es schien ja wohl bei allen der selbe gewesen zu sein - nun, jedenfalls nehme ich an, daß dieser Traum begonnen hat, als ich in das Denkarium hineingesehen habe. Die Erinnerungen darin..." er hielt kurz inne, als koste es ihn etwas Überwindung, den Satz zuende zu bringen "... die Erinnerungen darin sind unsere. Und damit meine ich uns alle hier."
Er hatte etwas erklärt, und damit lediglich erreicht, daß die Anwesenden noch irritierter aussahen als vorher.
Snape begriff als erster.
"Dann gehört unser Traum ebenfalls zu diesen Erinnerungen? Und ist demnach... wahr?" seine Arme waren inzwischen fast krampfhaft verschränkt, als sei ihm kalt.
"Ich befürchte es, Severus."
"Aber das macht doch keinen Sinn, Albus. Miss Granger sitzt hier bei uns - selbst wenn wir bereits gegen den dunklen Lord gekämpft haben sollten und unsere Erinnerungen daran irgendwie verloren gegangen sind, oder im Denkarium abgelegt, oder was auch immer. Wenn es real wäre, dann wäre Miss Granger nicht hier."
Dumbledore strich sich langsam über den Teil des Bartes, der vor seiner Brust hing und ließ sich mit der Antwort Zeit, als wolle er die Worte ganz genau wählen. Doch noch bevor er eine Antwort geben konnte, sprach Hermine mit leiser Stimme und gesenktem Blick.
"Es sei denn, es sind Erinnerungen die wir erst noch haben werden."
"So ist es, Miss Granger. Wir haben uns selbst eine Art Flaschenpost rückwärts durch die Zeit geschickt." bestätigte der Schulleiter ihre Vermutung.
McGonagall, Ginny und Harry sahen sich betreten an, während Snape sich anbwandte. Er drehte sich einfach herum und blieb mit dem Rücken zu den anderen stehen.
Ohne dies zu ändern, ging er den nächsten Schritt in dieser Auflösung der seltsamen Geschehnisse der letzten Zeit.
"Gut, nehmen wir also mal an, es sind unsere Erinnerungen aus der Zukunft, die irgendwie hierher gelangt sind und die uns seitdem beeinflussen - wie und warum auch immer das geschieht - aber das erklärt noch lange nicht alles."
Langsam drehte er sich wieder herum.
"Nennen wir die Dinge doch einmal beim Namen." Er sah auf Ginny und Harry, die immer noch ihre Hände hielten und begann vorsichtshalber nicht bei sich selbst, sondern mit ihnen.
"Mister Potter und Miss Weasley sind, soweit ich das beurteilen kann, kein Paar..." er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden, weil er gleich von zwei Personen zuende gesprochen wurde.
Dumbledore beendete ihn mit "... aber in der Zukunft werden sie es sein."
Und Harry beendete ihn mit einem entschuldigenden Blick in Hermines Richtung, mit einem gedrucksten "Doch, sind wir." Er umfasste Ginny dabei, und sie legte etwas verlegen, aber bestimmt ihren Kopf an seine Schulter.
Dumbledore lächelte. "Gut - diesen Teil hätten wir also schon einmal geklärt."
"Da bleibt dann aber noch eine Menge zu klären", zischte Snape zwischen den Zähnen hindurch. "Miss Granger und ich benehmen uns in der letzten Zeit, als seien wir schon längere Zeit miteinander liiert. Himmel, Albus, ich habe sie sogar GEKÜSST!"
Für einen kurzen Moment blickten alle angesichts dieser neuen Fakten doch etwas erstaunt. Sogar Albus verschluckte sich, als er sich genau in diesem Moment ein Brausestäbchen gegönnt hatte. Hermines Gesicht wurde von einem leichten Rot überzogen. Aber entgegen Snapes Hoffnung, damit alle aufrütteln zu können, schien niemand besonders schockiert, obwohl mindestens Harry Potter normalerweise jetzt auf ihn losgehen und ihn aufs Übelste hätte beschimpfen müssen. Nichts dergleichen geschah.
"Nun ja, Severus, Harry und Ginny sind zusammen...", sprach Dumbledore weiter aber nun kam auch er nicht dazu seinen Satz zu beenden.
"ABER MISS GRANGER UND ICH NICHT!!!" explodierte Snape endgültig!
Hermine sah an seinen Augen, daß er innerlich bebte und ihr ging es nicht viel anders.
Snape deutete auf sie und schrie Dumbledore an: "Wir können uns nicht leiden!!! Sie ist eine besserwisserische Streberin!!! Ich bin der verhasste Zaubertranklehrer!!! Seit sie das erste Mal Hogwarts betreten hat, führen wir zwei einen unterschwelligen Krieg miteinander! Ich bin ein Vierteljahrhundert älter als sie! Und WIR sollen in der Zukunft miteinander liiert sein???"
Hermine stand auf und ging bedächtig auf ihn zu, wie man sich einer Bombe nähert, die es zu entschärfen gilt. Sie wußte, daß nur die Hälfte von dem was er gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, sie wußte nach den letzten Wochen mit ihm, wie er wirklich über sie dachte und sie wußte auch, daß er das jetzt so gesagt hatte, um selbst die leiseste Möglichkeit aus dem Weg zu räumen, daß Dumbledores Theorie wahr sein konnte.
"Erscheint Ihnen das wirklich so abwegig?" fragte sie vorsichtig, während sie sich langsam auf ihn zubewegte.
"NEIN, TUT ES NICHT - UND DAS IST DAS ABSOLUT ABWEGIGSTE AN DER GANZEN SACHE!!!!" Er wich vor ihr zurück, als stünde sie mit einem gezogenen Messer vor ihm, obwohl sie etwas in seinen Augen zu sehen glaubte, daß seine Widerwehr Lügen strafte.
Als ginge es um seinen Verstand preßte er "Bleiben Sie von mir weg!" zwischen den Lippen hervor.
Hermine erkannte, daß es keinen Sinn hatte und blieb stehen. Sie wandte sich wieder ihrem Schulleiter zu.
"Dann sollten Sie uns jetzt vielleicht verraten, was sie in dem Denkarium gesehen haben, Professor." Sie ging zurück zum Sofa und setzte sich.
Und Dumbledore erklärte weiter.
"Der Beschreibung des Traumes nach, habt ihr die Erinnerung geträumt, die Professor Snape in das Denkarium gelegt hat. Den Moment in dem Miss Granger dem dunklen Lord zum Opfer fällt. Ich habe allerdings die Erinnerungen der anderen inzwischen auch gesehen. Und so wie es aussieht, haben wir sechs in der Zukunft eine Menge gemeinsam unternommen. Wir scheinen so eine Art Zirkel innerhalb des Ordens gebildet zu haben. Ähm, wir WERDEN eine Art Zirkel innerhalb des Ordens bilden." Er schmunzelte angesichts der Herausforderung Geschehnisse aus der Zukunft so zu erzählen, daß sie nachvollziehbar sein würden, ohne sie so zu erzählen, als seien sie bereits Vergangenheit. Er entschied, daß klar war, wie es gemeint sein würde und wandte sich an McGonagall.
"Minerva, Ihre Erinnerung ist die, an ein Gespräch mit den anderen, in dem wir beschließen, die Informationen um die Umstände, in denen der dunkle Lord eine der entscheidenden Schlachten gewonnen hat, im Denkarium einzufangen und in die Vergangenheit zu schicken, damit wir den Fehler, den wir begangen haben, kein zweites Mal machen. Wir haben gemeinsam daran gearbeitet, einen Weg zu finden, das Denkarium in unserer heutigen Gegenwart in meinem Büro mit unseren Gedanken aus der Zukunft zu füllen. Genial, wie ich anmerken möchte." er lehnte sich kurz vor und griff in die Schale mit den Süßigkeiten, nahm sich ein Bonbon daraus und steckte es in den Mund und deutete den anderen an, sich doch auch etwas daraus zu nehmen. Nur Ginny kam der Aufforderung nach.
Etwas nuschelnd sprach er weiter und sah jetzt in Harrys Richtung.
"Deine, übrigens sehr weise gewählte, Erinnerung, Harry, hat nichts unmittelbar mit dem Plan zu tun. Es ist die Erinnerung an ein sehr fröhliches Gespräch mit Severus, unter vier Augen. Ihr scheint beide ein wenig angetrunken zu sein und ihr sprecht von der Zeit, in der Professor Snape und Miss Granger sich näher gekommen sind. Ich denke, daß ich euer Gespräch richtig interpretiere, wenn ich sage, daß es ein Gespräch ist, am Vorabend der Hochzeit der beiden, bei der du Trauzeuge geworden bist." Harry und die anderen hörten ergriffen und höchst aufmerksam zu und Dumbledore fuhr fort, während Snape, den anderen den Rücken zuwendend, die Augen schloß, als ertrage er es nicht, noch mehr von der Geschichte zu hören, die angeblich seine werden sollte.
"Ich denke, daß du klugerweise diese Erinnerung gewählt hast, Harry, weil du wolltest, daß uns klar wird, daß ihr Freunde geworden seid - daß wir alle Freunde geworden sind!", sein Blick ging zu Snape hinüber, als wolle er den letzten Satz, gerade für ihn, noch einmal betonen.
"Und Miss Weasley...", jetzt sah er sie an "... Ihre Erinnerung ist ein Gespräch zwischen uns beiden, in dem wir sehr detailiert die Fakten für den Plan klären den wir beschlossen haben. Ein Plan den offenbar ich begonnen habe, und den Sie, mit Ihrem Sinn fürs Detail meisterlich rundgeschliffen haben, bis er perfekt war. Oder anders gesagt, er WÄRE perfekt gewesen, wenn er so abgelaufen wäre, wie er geplant gewesen ist. Aber dazu später mehr."
Hermine sah Dumbledore an, wissend, was er zu ihr sagen würde. Und als er ihren Blick erwiderte, nickte er. "Ja, Miss Granger, von Ihnen finden sich als einzige keine Erinnerungen im Denkarium, was vermutlich daran liegt, daß Sie nicht mehr da waren, als wir beschlossen haben, diese Gedanken in unsere Gegenwart zu schicken."
Ginny legte Hermine eine Hand auf die ihre. Hermine lächelte sie an.
"Es gibt keinen Grund, traurig zu sein oder mich zu trösten, Ginny, es ist noch nichts von alledem passiert und so wie es aussieht, halten eure zukünftigen Ichs es für möglich, diese Zukunft zu verändern." sie sah ihren Schulleiter an. "Und deshalb sollen Sie uns jetzt genau erklären, was der Plan gewesen ist und warum er nicht funktioniert hat."
"Das werde ich tun, Miss Granger, aber vorher denke ich, daß es noch eine wichtige Sache zu klären gibt. Und dafür, Severus, setzen Sie sich BITTE wieder zu uns!" der letzte Satz war so bestimmt gesprochen, wie man den Schulleiter selten sprechen hörte. Und Snape fügte sich. Mit zögerndem Schritt kam er zum Sofa zurück und setzte sich, mit versteinertem Gesichtsausdruck, neben Hermine - darauf achtend, daß er sie nicht berührte.
"Die Gefühle die wir füreinander hatten, haben sich durch diesen Vorfall verändert. Sie haben sich verstärkt oder gänzlich gewandelt. So funktioniert ein Denkarium zwar eigentlich nicht, aber das ist wohl ein Nebeneffekt der durch die Zeitreise entstanden ist. Wenn die Gedanken in unserer Gegenwart existieren, tun es die dazugehörenden Empfindungen wohl auch. Aber das Denkarium kann nun einmal nur Erinnerungen einfangen, nicht die dazugehörigen Empfindungen. Wenn man Erinnerungen ins Denkarium ablegt, bleiben die dazugehörigen Empfindungen bei einem selbst - auch wenn man sie dann nicht mehr zuordnen kann, weil die Erinnerung abgelegt ist. Wenn also unsere Erinnerungen aus der Zukunft jetzt hier bei uns sind, sind es auch die Empfindungen - auch wenn wir sie nicht richtig zuordnen können - weil die Erinnerung fehlt. Und auch ein Blick ins Denkarium würde da wohl nicht viel helfen, weil es nur einen Bruchteil der Erinnerungen in sich trägt, die die starken Gefühle hervorrufen, die wir jetzt haben. Das Wichtigste scheint mir nun, daß wir das erst einmal einfach akzeptieren. Wir sollten uns nach außen so benehmen wie immer, aber wenn wir unter uns sind, wäre es das Vernünftigste, wenn wir uns in die neuen Gegebenheiten fügen, denn alles andere wäre grausam." Er sah zu Harry und Ginny hinüber und lächelte "Für euch beide scheint das kein Problem zu sein." Dann sah er McGonagall an und reichte ihr eine Hand, die sie lächelnd ergriff "Und für uns beide ändert sich ohnehin nichts". Obwohl die neuen Empfindungen ihnen allen diesbezüglich natürlich auch etwas verraten hatten, waren die Übrigen trotzdem überrascht, den Zauberer und die Hexe so vertraut miteinander zu sehen - vor allem angesichts des eben erhaltenen Wissens, daß sie vermutlich schon längst ein Paar gewesen waren und es lediglich geheim gehalten hatten.
McGonagall hielt seine Hand fest und erklärte: "Albus und ich sind schon seit beinahe 30 Jahren mehr als Freunde. Es gab nur nie einen Grund, das öffentlich zu machen. Und ich denke, daß ich keinem der Anwesenden erklären muß, daß es unser Wunsch ist, daß es auch jetzt nicht öffentlich wird." "Obwohl es recht schön ist, Minerva, meine Liebe, daß unsere Freunde es nun wissen" in Dumbledores Augen blitzte es freudig. Aber dann kam er schnell wieder zur Sache.
Er erklärte ihnen, daß der Orden über endlose Forschung, in der Ginny einen erheblichen Anteil gehabt hatte und unzählige Versuche herausgefunden hatte, daß es von dem Schutz den Harrys Mutter gegen den verbotenen Fluch dargestellt hatte, eine Steigerung gab und daß man diesen Schutz konkret einsetzen konnte. Es mußte Liebe im Spiel sein, wie bei Lilly Potter auch - soviel war von vornherein klar gewesen. Aber man hatte herausgefunden, daß der Effekt gegen den Fluch sich massiv verstärkte, wenn er durch körperliche Präsenz verstärkt wurde. Oder anders gesagt, je mehr Zauberer dem Angegriffenen zur Seite standen die ihn liebten, desto massiver war der Rückstoß. Und dies ging so weit, daß der Rückstoß sich ab einem bestimmten Punkt weit über die Kraft des ursprünglichen Fluches hinaus erhob und den Angreifer zwangsläufig, ohne daß er die Möglichkeit eines Schutzes hätte, in Nichts auflösen würde. Nicht verletzen, nicht töten, nicht zerstören - sondern tatsächlich in Nichts auflösen, ihn nicht länger existent machen würden...
Daß Voldemort in einer Schlacht in jedem Fall mindestens einen der verbotenen Flüche benutzen würde war absolut klar - das hatte er immer getan - und so hatte man ihn ganz bewußt herausgefordert, um den Plan in die Tat umzusetzen.
Also hatte man, so kitschig es auch geklungen hatte, die größte Liebe im Orden gesucht.
Hier sah Dumbledore die Zauberer und Hexen um sich herum sehr bedeutsam an.
"Man hat relativ schnell sechs Ordensmitglieder gefunden, deren Liebe zueinander besonders stark war. Harry und Miss Weasley..."
Harry sprach weiter: "...Professor Dumbledore und Professor McGonagall..."
Und als gebe Snape auf, als füge er sich nun endlich seinem Schicksal, beendete er den Satz: "... und Miss Granger..." er sah sie unsicher an mußte sich Mühe geben, den Satz zuende zu sprechen - und erstaunlicherweise half ihm dabei die Tatsache, daß Hermine ohne Scheu seine Hand ergriff., "...und ich..."
Die anderen sahen es nicht, weil seine Hand in Hermines lag, aber die Schulsprecherin konnte es fühlen, und wußte daher als einzige, daß Snapes Hand leicht zitterte...
Er wollte die Hand mit einem ungehaltenen Ruck wieder wegziehen, weil es ihm höchst unangebracht erschien sie zu lassen wo sie war und er unbedingt beenden wollte, daß sie seine emotionale Angespanntheit durch das verräterische Zeichen seiner Hand spüren konnte. Aber Hermine legte stattdessen ihre zweite darauf und machte damit das Zittern selbst für einen aufmerksamen Beobachter völlig unsichtbar. Sie sah ihn dabei nicht an und schien mit ihrer Aufmerksamkeit intensiv bei dem Gespräch mit den anderen zu sein, aber er fühlte, daß dieses Verdecken Absicht gewesen war, damit niemand das Zittern sehen konnte.
Er wußte, daß das Geheimnis dieser, anderen vielleicht unbedeutend erscheinenden aber für ihn so elementaren Schwäche bei ihr sicher war - und das Zittern wurde weniger...
Hermine fühlte, wie seine Hand sich in ihrer beruhigte und war sich plötzlich sicher, daß sie diesen Mann, wenn sie ihn so kennengelernt hätte wie sie ihn heute abend gesehen hatte, niemals so hätte verurteilen können, wie sie das in den letzten Jahren getan hatte.
Und sie ahnte auch, daß es eben solch ein Moment gewesen sein mußte, in dem sie ihn in der Zukunft erkannt und dann nicht mehr losgelassen hatte. Freiwillig hatte er mit Sicherheit auch in der Zukunft keine Gefühle gezeigt. Sie hatte immer geglaubt, Severus Snape verfüge über gar keine anderen Emotionen als Wut und Agression, aber rückblickend auf die Abende die sie mit ihm in seinem Büro verbracht hatte, stellte sie nun endgültig fest, daß dies eine Fassade war für das, was dahinterlag. Allein der Ausdruck war so klischeehaft, daß es sie massiv Hauspunkte kosten würde, ihn in seiner Gegenwart auszusprechen. Nichts desto trotz traf er bei ihm zu. Sie hatte einen Blick in ihn hineinwerfen dürfen - und was sie gesehen hatte, erfüllte sie mit einem warmen Gefühl für ihn. Und daran konnten auch sein giftiger Blick, seine Wutausbrüche und seine abwehrende und gleichzeitig oftmals sogar bedrohliche Körpersprache nichts ändern.
Ihr Lächeln war vorsichtig und Snape konnte es nicht erwidern, aber ohne Worte hatten sie sich sehr viel gesagt und mehr erklärt, als sie es mit Worten vermutlich überhaupt gekonnt hätten.
Der weißhaarige Schulleiter nickte und erklärte weiter.
Um den Plan zu vollenden, wäre unbedingt nötig gewesen, daß sie sich im entscheidenden Moment berühren, weil das den Zauber bewirkt hätte. Und genau daran war es gescheitert.
Es war zu schnell gegangen und anders gelaufen als sie vermutet hatten. Und noch bevor sich der Zirkel geschlossen hatte, hatte Voldemort den Fluch bereits gegen einen von ihnen, gegen Snape, ausgesprochen, den er wohl endgültig als Verräter erkannt hatte.
Hermine hatte sich dazwischengeworfen und war an Snapes Stelle getroffen worden. Sie hatte noch versucht, Snapes Hand zu greifen, hatte ihm zugerufen, daß er seine Hand ausstrecken solle, aber er war selbst bereits so stark verwundet, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Die anderen Todesser hatten ihn mit Flüchen regelrecht bombardiert, bis er nach erstaunlich langer Gegenwehr letztendlich doch zusammengebrochen und am Boden durch Krämpfe zur Bewegungslosigkeit verdammt liegengeblieben war.
Und so war der Plan an wenigen Zentimetern gescheitert.
Die anderen hatten sich auf Snape geworfen, teils indem sie einfach in seine Richtung gesprungen waren wodurch sie ihm heftig in den Rücken geschlagen hatten, aber es hatte nichts mehr genützt. Die Verbindung zur eigentlich Angegriffenen war nicht zustande gekommen. Hermine war tot. Und im gleichen Moment hatte Voldemort triumphierend lachend die Szenerie verlassen.
Hier endete die Zusammenfassung des Schulleiters.
