Kapitel 10
-.-.-
-.-.-
I know it's late, I know you're weary
I know your plans don't include me
Still here we are, both of us lonely
Longing for shelter from all that we see
Why should we worry, no one will care girl
Look at the stars so far away
We've got tonight, who needs tomorrow?
We've got tonight - Why don' t we stay?
-.-.-
Hermine wachte aus einem sehr kurzen Schlaf wieder auf und stellte erschrocken fest, daß sie in Professor Snapes Bett lag, noch immer fest an seinen warmen Körper gedrückt. Sie waren beide eingenickt - emotional von der vergangenen Nacht in der Tat völlig geschafft.
Hermine schluckte den Schreck darüber, daß es kein Traum war hinunter und drehte sich in seinem Arm so, daß sie ihn ansehen konnte. Er war ebenfalls aus dem kurzen Schlaf erwacht und obwohl er ebenfalls nicht begeistert aussah, hatte er sie offenbar nicht wecken wollen, denn erst als sie sich regte, schob er sich von ihr weg. Er machte ihr mit einem kurzen Blick klar, daß sie aufzustehen habe.
Sie waren nicht so entsetzt, wie bei dem Zwischenfall in seinem Büro und sie stoben nicht so entsetzt auseinander wie dort, aber der Zauber des Moments war vorbei und beide hatten es sehr eilig, aus dem Bett herauszukommen - eine Art kontrollierter Rückzug. Aber, so, wie nach dem Kuss keiner von beiden darüber noch ein Wort verloren hatte, sprach auch jetzt keine diese neuerliche Szene an.
Es war unangenehm genug, ohne daß man darüber sprach. Gespannte Stille kam auf.
Sie blieb auf der Bettkante sitzen und sah sich stumm noch einmal in seinem Schlafzimmer um und ihr Blick fiel wieder auf das Notebook.
Er folgte ihrem Blick, ging dann zu dem Computer herüber, klappte das Gerät mit einem metallischen Klicken wortlos zu und ließ die Fingerspitzen darauf liegen.
"Sie haben ein Notebook?", fragte Hermine überflüssigerweise.
"Warum nicht?" kam die Gegenfrage, obwohl klar war, daß Hermines Frage nicht unbegründet war.
"Es wäre dumm, sich mit den Mitteln der Muggelwelt nicht auszukennen. Vieles davon ist sehr nützlich. Außerdem ist es praktisch unmöglich, dem Gerät mit Magie beizukommen - dafür ist es zu komplex. Da sich aber kaum ein Zauberer damit abgibt, ist es im Grunde genommen die sicherste Möglichkeit, Informationen aufzubewahren."
Und als könne er ihre Gedanken lesen, erklärte er zusätzlich: "Außerdem kostet es nichts, da der einzige magische Anteil an diesem Rechner der Anschluß ans örtliche Telefonnetz ist."
Hermine nickte verstehend und konnte ein amüsiertes Gesicht nicht verhindern.
Mit einem kleinen Blinken in den Augen sah er sie wieder an und setzte mit dem Hauch eines Schmunzelns hinterher: "Aber im Grunde genommen nutze ich es nur fürs Internet und, um mit diversen Muggeln in Kontakt zu bleiben. Teilweise Leute, die von der Magierwelt wissen, teilweise Leute die einfach nützlich sind, wissenschaftlich wie geistig."
Hermine versuchte, sich Ron an einem Computer vorzustellen und mußte leise lachen. Er hatte absolut recht, daß es auch für einen Zauberer sinnvoll war, sich mit Technik und Elektronik auszukennen. Auch fiel ihr die Widmung in dem Buch von Eco wieder ein, und ihr wurde klar, daß Snape offenbar Verbindungen in die ganze Welt pflegte.
Er kam wieder zu ihr zurück und blieb vor ihr stehen.
Hermine sah ihn an und fragte sich, wie all das passieren konnte - würde passieren können, verbesserte sie sich selbst...
"Ich wüßte gerne, wie wir uns in dem eigentlichen Zeitverlauf so nahe gekommen sind." stellte Hermine ihre Gedanken in den Raum. "Es ist irgendwie schade, daß wir das jetzt nicht mehr erleben werden. Das war bestimmt spannend..."
Sie verzog bei dem Gedanken das Gesicht: "Leicht war es bestimmt nicht. Ich meine, Sie können mich doch, meine Abende in Ihrem Büro hin oder her, eigentlich nicht leiden, oder?." Sie wußte, daß ihre Frage provokativ war und für einen sehr, sehr kurzen Moment hatte sie sogar überlegt, ob sie die förmliche Anrede durch ein 'du' ersetzen sollte, aber die Art wie er ihr gegenüberstand, machte das sofort wieder völlig undenkbar.
Er hob die Augenbrauen.
"Das können Sie so nicht sagen. Was ich an Ihnen nicht leiden kann ist Ihre Freundschaft zu Potter und Weasley - vor allem die zu Potter."
Er sah auf sie herab. Die Arme, wie üblich, verschränkt. Ihre Augen hielten seine fest, als wolle sie jede Reaktion genau erkennen können.
In Snape stieg leichtes Unwohlsein auf. Er war es nicht gewohnt, so direkt, so privat mit jemandem zu sprechen. Mit ihr über seine Gefühle zu reden, vor allem wenn es dabei um das leidige Thema Potter ging, erschien ihm intimer als sie im Arm zu halten. Trotzdem hielt er ihrem Blick stand.
Hermine ergriff wieder das Wort.
"James hat Ihnen damals ganz schön übel mitgespielt, oder?"
Sein Blick verfinsterte sich noch mehr.
"Eigentlich möchte ich das Thema irgendwann einmal endgültig abschließen."
"Das wird dir aber nur gelingen, wenn Sie selber feststellen, daß Harry nicht so ist wie sein Vater es war."
"Er wäre es aber geworden, wenn er die gleichen Freunde gehabt hätte"
"Hat er aber nicht. Außerdem ist Harry völlig anders aufgewachsen als James."
"Die Anlagen sind aber die gleichen."
"Genetisch, zaubertalentmäßig oder was meinen Sie?"
"Charakterlich..."
Darauf wollte Hermine nicht weiter eingehen. Harry war ihr oft genug selbst auf die Nerven gegangen, wenn es darum ging, daß sein Schicksal außgergewöhnlicher war als das der anderen. Sie hatte stets Verständnis für ihn gehabt, auch wenn er mal wieder meinte, seine Bedürfnisse schreiend durchsetzen zu müssen. Aber das hieß nicht, daß ihr das immer gefallen hatte. Im fünften Jahr war es besonders schlimm gewesen. Hermine wußte aber, wie Harry wirklich war und deshalb hatten auch seine agressiven Anwandlungen ihrer Freundschaft nie einen Abbruch tun können.
"Harry hat mir von dem erzählt, was er damals aus Ihren Erinnerungen in dem Denkarium gesehen hat". Sie hatte den Satz noch nicht ganz beendet, als sie bereits sah, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Wie hatte sie jetzt nur so blöd sein können, schalt sie sich selbst!
Snape gab einen äußerst verärgerten Laut von sich.
"Das war SO vorhersagbar, daß es mich eigentlich überraschen sollte, daß ich damit nicht gerechnet habe..."
"Professor Snape - Harry und ich sind Freunde - und Freunde erzählen sich viele Dinge, weil sie wissen, daß sie von dort nicht weitergegeben werden! Freunde können sich alles erzählen."
"Ach wirklich? Unter Freunden? Das heißt dann ja im Klartext, daß er es auch an Weasley weitergegeben hat, nicht wahr?" der grollende Unterton in seiner Stimme kündigte endgültig die Ankunft des Professor Snape an, den Hermine aus dem Unterricht gewohnt war.
Erwandte sich der Tür zu, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.
Hermine starrte ihm entgeistert hinterher, als er im Begriff war, das Schlafzimmer zu verlassen.
"Was soll das?" rief sie ihm verärgert hinterher und sprang nun ihrerseits aus dem Bett auf.
Er blieb stehen, wandte sich aber nicht um als er sprach.
"Wir sollten uns bewußt machen, daß es zwar durchaus möglich ist, daß sich unsere Wege in der Zukunft gekreuzt haben, genauer gesagt 'kreuzen werden' - aber, daß dies hier immer noch die Gegenwart ist, in der all das noch nicht geschehen ist! Ich bin Lehrer für Zaubertränke - und Sie, Miss Granger..." er betonte den förmlichen Titel, drehte sich zu ihr um.
Sein Blick war exakt der, der sie, genau wie jeden anderen Schüler der Schule seit ihrem ersten Tag in Hogwarts in seiner Gegenwart in einen furchtsam verschreckten Schüler zu verwandeln pflegte.
Schüler die diesen Blick abbekamen, konnten nur hoffen, daß die Begegnung mit ihm schnell vorbei war und möglichst wenig Schaden anrichten würde.
"... sind meine Schülerin. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Bitte verlassen Sie jetzt meine privaten Räume." Mit den letzten Worten hatte er das Schlafzimmer verlassen.
Hermine starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Wie hatte er es nur geschafft, sich innerhalb weniger Sekunden wieder in diesen Mistkerl zu verwandeln?
Sie stürmte ihm hinterher. Sie rief laut seinen Namen mit aller Entrüstung die sie in ihre Stimme hineinlegen konnte: "Professor Severus Snape!"
Im Wohnzimmer erreichte sie ihn, packte ihn am Arm und drehte ihn mit einem Ruck zu sich um. Ihre Augen funkelten vor Wut. Snape sah sie von oben herab an. Äußerlich ein Abbild von angespannter Aufmerksamkeit und einer geradezu unnatürlichen Ruhe.
"Das kann nicht Ihr Ernst sein!" ihre Stimme überschlug sich fast.
"Wir küssen uns in Ihrem Büro, wir verbringen die Nächte miteinander in Ihrem Büro, ich liege in Ihrem Bett, in Ihrem Arm, wir schlafen beieinander - und jetzt schicken Sie mich einfach wieder weg??? Glauben Sie wirklich, daß ich nachts an meinem Bett gekniet und darum gebeten habe, in diese Situation zu geraten? Diese Gefühle für Sie zu haben? Für einen kurzen Moment, gerade eben in ihrem Arm, habe ich geglaubt, daß Sie verstanden hätten, daß wir da gemeinsam in etwas hineingeraten sind, das keiner von uns im Alleingang wieder regeln kann."
Er sah sie regungslos an und sagte nur, nach einem Moment der Stille, völlig kalt: "Lassen Sie mich los."
Hermine konnte es nicht fassen.
"Was soll das!? Hören Sie mir überhaupt zu? Haben Sie gerade irgendwo bei sich auf den Knopf gedrückt, mit dem Sie zwischen dem widerlichen Kerl aus dem Zaubertrankunterricht und dem Mann von gerade eben, hin und herschalten können?"
Er sah so lange wortlos ihre Hand an, die seinen Arm festhielt, bis Hermine ihn losließ. Erst dann hob er den Blick wieder, um ihr in die Augen zu sehen. Endlich antwortete er ihr, allerdings in einem gefährlich ruhigen Ton.
"Was auch immer bisher zwischen uns geschehen ist, entsprang nicht unseren eigenen Entscheidungen! Wir wurden gelenkt von diesem verfluchten Denkarium und dem, was wir, in einer absolut irrwitzigen Idee, damit in der Zukunft getan haben. Wir hätten auf dieses Gefühlsdurcheinander nicht eingehen dürfen, und der gesunde Menschenverstand hätte uns viel früher sagen müssen, daß etwas nicht stimmt!"
Seine Stimme wurde von Satz zu Satz lauter und eindringlicher. "Oder sind Sie der Meinung, daß WIR beide uns in meinem Büro geküsst hätten wenn alles korrekt gelaufen wäre?"
Seine Haltung zeugte von höchster Anspannung. In seiner Stimme schien tiefe Verachtung für das zu liegen, was sie getan hatten und Hermine stellte fest, daß ihr das weh tat.
Noch zynischer fuhr er fort: "Miss Granger - denken Sie doch BITTE einmal nach. Sind Sie der Meinung, daß Sie mich - von allen männlichen Wesen an dieser Schule, ausgerechnet mich - vor dem Beginn dieser ganzen Sache geküsst hätten oder gar hier neben mir in meinem Bett geschlafen hätten? In meinem Arm - wie Sie selbst gerade so trefflich bemerkten???"
Und dann setzte er leiser, aber eiskalt, hinzu: "Und sind Sie wirklich der Meinung, daß ich mich, unter allen weiblichen Wesen in dieser Schule, ausgerechnet IHNEN in dieser Form genähert hätte?"
So wie er es ihr entgegenwarf, klang es plötzlich auch in Hermines Kopf, wie die lächerlichste und peinlichste Geschichte der Welt. Ihre Augen wurden feucht.
"Wir haben uns unverzeihlicherweise von Dingen leiten lassen, die noch gar nicht geschehen sind und wenn ich die Möglichkeit hätte, unseren zukünftigen Selbst den Hinweis zu geben, was sie mit ihrer Botschaft an uns anrichten - glauben Sie mir, Miss Granger, dann würde ich sie nutzen, um dieses Chaos hier zu verhindern. Ich geben Ihnen keine Schuld an den Geschehnissen, es wäre vielmehr meine Aufgabe gewesen, zu verhindern was jetzt leider nicht mehr zu verhindern ist. Lassen Sie uns die Ungeheuerlichkeiten der letzten Tage vergessen. Ich werde nach Mitteln und Wegen suchen - und sie finden - um diesen Alptraum zu beenden."
Seine Stimme immer eindringlicher geworden und sein: "Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Wohnzimmer!" peitschte so durch den Raum, daß Hermine zusammenzuckte. Er zeigte mit dem lang ausgestreckten Arm auf die Türe.
Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
Seine Stimme, dröhnte in ihrem Kopf. Aber sie ging auf den Rauswurf nicht ein. Sie konnte jetzt nicht einfach so gehen. Und wenn das hieß, ihm noch standhalten zu müssen, dann würde sie das tun. Ähnlich wie in Dumbledores Wohnzimmer wußte etwas tief in ihr, daß er nicht wirklich so fühlte - aber sie sah in seinen Augen, daß er von dem überzeugt war, was er sagte. Seine Ablehnung ließ ihren Atem immer flacher werden.
"Warum bezeichnen Sie das alles als 'unverzeihlich'?"
Die Tatsache daß sie nicht ging, schien ihn in den Wahnsinn zu treiben.
"Das zumindest sollte doch offensichtlich sein, oder?"
"Nein. Helfen Sie mir..."
Er war bis zur Weißglut gereizt.
"Ich kann Ihnen nicht bei etwas helfen, mit dem ich selbst im Moment noch überfordert bin. Ich werde das Problem aber so schnell wie möglich lösen - das garantiere ich Ihnen!"
Sie sahen sich einen sehr langen Moment in angespannter Stille an.
Und dann sagte Hermine ruhig in die Stille hinein: "Für Sie mag das alles, was Sie mir da gerade entgegengeworfen haben, zutreffen, Professor. Meine Gedanken hingegen sind nicht im Denkarium, was wohl bedeutet, daß meine Gefühle und das, was ich getan habe, nicht von etwas geleitet sind, das aus der Zukunft kam."
Er hatte den Arm immer noch zur Türe ausgestreckt, als ihm die Bedeutung ihrer Worte ganz langsam klar wurden. Er sah sie mit offenem Mund an und seine Wut war für einen Moment grenzenloser Verwirrung und deutlich sichtbarer Unsicherheit gewichen. Er ließ den Arm sinken.
"Was...?", fragte er tonlos.
Da es offensichtlich war, daß er durchaus begriffen hatte, was sie ihm damit gesagt hatte, verzichtete sie auf eine weitere Erklärung.
Er drehte sich abrupt wieder von ihr weg, um ihr nicht länger in die Augen sehen zu müssen.
Und automatisch verschränkte er seine Arme wieder, diesmal eindeutig in Abwehr.
Hermine zögerte kurz, aber dann hob sie ihren Arm. Als sie von hinten vorsichtig eine Hand auf seinen noch warmen Rücken legte, zuckte er zusammen, aber als sie näher an ihn herantrat und ihn sanft umfaßte, wehrte er sich nicht dagegen.
"Ich tu Ihnen doch nichts." flüsterte sie so dicht an ihm, daß er ihren Atem warm auf seiner Haut spüren konnte.
"Doch, das tun Sie..." antwortete er gepresst. Die Arme noch immer fest verschränkt.
Resignierend ließ er den Kopf hängen und wiederholte leise: "Doch... das tun Sie..."
Ohne ihn loszulassen, ging sie an ihm entlangstreichend langsam um ihn herum, bis sie ihm wieder ins Gesicht sehen konnte. Dort wo ihre Hände, die sie jetzt auf seine verschränkten Arme gelegt hatte, entlanggestrichen waren, hatten sich die Härchen auf seiner Haut aufgerichtet.
Ihre Nähe schlug in ihm eine Saite an, die besser still geblieben wäre. Wie konnte er nur versuchen sie loszuwerden, wenn er in Wirklichkeit gar nicht wollte, daß sie ging?
"Was ist es denn, was ich Ihnen antue?" fragte sie vorsichtig. Sie suchte seinen Blick, aber er sah nur ihre Hände auf seinen Armen an. Sie ahnte, daß sie dicht daran war, endlich eine Erklärung wenigstens für einige wenige Dinge zu bekommen, die ihr bei ihm bislang ein Rätsel waren.
Als er zu sprechen begann, konnte sie ihn kaum verstehen, so leise sprach er und es schien ihm schwer zu fallen.
"Sie wissen inzwischen längst, daß es sich bei meiner Abwehr gegen andere Menschen nicht um eine angeborene Charaktereigenschaft handelt, sondern um etwas daß ich erlernt habe."
Nein - das hatte Hermine nicht gewußt... wortlos lauschte sie seinen Worten.
"Davon wird Harry Ihnen auch mit Sicherheit auch erzählt haben."
Nein - das hatte er nicht getan...
"Ich habe vor zwei oder drei Jahren versucht, ihm davon einiges beizubringen. Allerdings mußten wir an einem Punkt aufhören, an dem ich nicht mehr weitermachen konnte." er machte eine Pause, bevor er weitersprach.
Zum ersten Mal, seit Harry ihr damals gesagt hatte, daß die Occlumancy-Stunden mit Snape beendet waren, wurde Hermine klar, was der wirkliche Grund dafür gewesen war - Snape hatte sich selbst geschützt, als Harry einen zu tiefen Blick in ihn hineingeworfen hatte. Natürlich - das mußte der Tag gewesen sein, an dem Harry den Blick in das Denkarium geworfen hatte!
Sie hörte weiter zu.
"Sie ahnen nicht, wieviel Übung es erfordert, wieviel Kraft es einem abverlangt, um einen selbst herum solche Mauern zu errichten, die niemand durchdringen kann."
Gab er gerade zu, daß er es sich anders wünschte? Hermine blieb atemlos still.
"Aber ich brauche diese Mauern, Miss Granger. Ich brauche jeden einzelnen Stein davon.", seine Stimme war dunkler als Hermine sie je gehört hatte. "Wenn ich dem Lord gegenübertrete und es fehlt auch nur ein Bröckchen in dieser Mauer, sind wir alle verraten und verkauft. Er sucht schon lange nach einem Punkt an dem er ansetzen kann, um diesen Schutzwall einzureißen, der nicht nur mich schützt, sondern uns alle hier, den Orden, alle die, die gegen ihn kämpfen. Emotionen sind nicht das Problem, Miss Granger. Bindungen an andere Menschen sind es. Es ist schwierig genug, meine Freunschaft zu Dumbledore nicht zu einem Problem werden zu lassen, aber Sie... das was ich mit Ihnen hier erlebe..."
Ohne daß er den Kopf anhob, hob sich sein Blick und der Ausdruck in seinen Augen erschreckte sie.
"Sie sind dabei, diese Mauer Stein für Stein einzureißen. Und ich weiß nicht, wie lange ich mich dagegen noch wehren kann."
Er machte einen Schritt zurück, so daß sie sich voneinander lösten und sagte, sehr viel freundlicher als voher, aber sehr bestimmt:"Gehen Sie jetzt bitte..."
Das Gespräch war für ihn beendet. Hermine war sich darüber im klaren, daß er ihr gerade mehr von seiner Gefühlswelt anvertraut hatte, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Nichts würde sie ausgerechnet jetzt von ihm fortbringen.
"Nein.", war ihre einsilbige, aber bestimmte Antwort.
"Gehen Sie...", wiederholte er seine Aufforderung.
"Nein...", wiederholte sie ihre Antwort
"Bitte..."
Sie ging den Schritt wieder auf ihn zu, den er gerade zwischen sie gebracht hatte und hob ihre Hände an sein Gesicht, umfaßte seine Wangen. Sie wußte, daß er Recht hatte, es war zu gefährlich, aber es ging nicht anders, sie mußte das jetzt tun. Als ihr Gesicht sich seinem näherte, war seine Stimme nur noch ein Hauch.
"Tu das nicht..."
"Das kannst du mir nicht verbieten..." flüsterte sie, ihre Lippen nur noch Millimeter von seinen entfernt.
"Ich bitte dich..." doch sie sah, wie sich seine Arme endlich zusammen mit seiner Gegenwehr lösten.
Und in diesem Moment berührten ihre Lippen die seinen.
Es sollte ein zärtlicher Kuss werden, in den sie ihre zarten und trotzdem so tiefen Gefühle für ihn legen wollte. Aber als sie sich berührten, brach aus Severus etwas heraus, das sie so nicht erwartet hatte!
Er riß sie wortlos an sich, umfaßte sie mit einer Kraft die ihr den Atem genommen hätte, hätte das nicht schon sein leidenschaftlicher Kuß getan. Er preßte seine Lippen fast mit Gewalt auf ihre und kannte nun kein Halten mehr!
Eine breite Welle, aus unerwartet heftiger Leidenschaft durchrollte sie, und sie konnte fühlen, wie sehr er sie wollte - anders als sie es gedacht hätte - und es erregte sie, auf eine Weise, der sie unmittelbar Tribut zollen mußte! Sie zog seinen Kopf fester an ihren heran, erwiderte den Kuß, mit der gleichen Intensität, und der Natur ihren Lauf lassend, preßte sie ihren Körper an seinen. Er stöhnte auf, und dieses Geräusch gab ihr einen weiteren Kick. Sie spürte wie ihr Herz raste. Ihre Lippen erkundeten seine, ihre Zungenspitzen berührten sich und als sein Mund sich von ihrem löste und zu ihrem Hals, ihrer Schulter wanderte, war es an ihr, ein heftiges, keuchendes Stöhnen auszustoßen. Für einen kurzen Moment, machte die überwältigende Erregung sie so weich, daß er sie halten mußte, damit ihre Beine nicht nachgaben. Und er hielt sie, griff mit einem Arm unter ihre Knie und hob sie hoch, ohne daß seine Lippen sich von ihr gelöst hatten.
Mit wenigen Schritten hatte er sie zum Bett zurückgebracht und daraufgleiten lassen.
Ohne voneinander zu lassen, rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib.
Wie in Raserei drehten sie sich ineinander, schmiegten sich küssend, reizend und immer mehr verlangend aneinander. Nicht zärtlich, nicht sanft, wie Hermine sich ihr erstes Mal stets vorgestellt hatte, sondern mit einer Urgewalt, die sie gleichzeitig erschreckte und ängstigte aber auch auf unglaublich erregende Weise faszinierte! Lust pur! Keine Hemmungen, keine unnütze Scham. Sie gaben sich dem anderen völlig hin, indem sie alles von ihm forderten! Sie sprachen beide kein Wort, nur ihre lustvollen Laute, die keiner von beiden mehr unterdrückte erfüllten den Raum.
Sie hatten keine Zeit für romantisches Vorgeplänkel! Endlich vereint zu sein, erschien mit einem Mal das wichtigste und erstrebenswerteste Ziel der Welt und als Severus sich zwischen ihre Schenkel legte, die sie mit einem Lustseufzer um ihn schlang, war alles andere gleichgültig. Unter dem haltlosen Keuchen aus beiden Kehlen, drang er ohne zu zögern, mit einem einzigen Stoß tief in sie ein, füllte sie komplett aus und bog seinen Körper der sich von der Erregung wie elektrisiert anfühlte weit durch, ließ den Kopf in den Nacken fallen, hielt kurz inne, senkte dann den Blick wieder tief in ihre Augen und begann sie Stoß um Stoß zu nehmen, sich zu eigen zu machen, sie in Besitz zu nehmen.
Hermine hatte Schmerz erwartet, wenigstens kurz, aber da war nur diese gigantische Woge aus Hitze und unbändiger Lust in ihrem Unterleib, in ihrem Bauch, in ihrem ganzen Körper! Und es fühlte sich bei jedem Stoß den sie empfing noch kräftiger an, stieg in ihr hoch und erfüllte sie völlig!
Das Glühen in Severus Augen, die ungebremste Wollust die sie darin sah faszinierte sie jenseits alles bisher Erlebten.
So entrückt und so unbändig hatte sie es sich nicht vorgestellt! Sie schloß die Augen und schrie ihre Lust heraus. Und sie fühlte, wie sehr ihn ihre Schreie hochpuschten. Sie konnte tief in sich fühlen, wie er darauf reagierte! Und wie zur Antwort bog auch sie ihren Körper wie einen Bogen durch vor Gier nach mehr.
Severus beugte sich über sie, schob seine Arme unter ihren Rücken und hob sie hoch, setzte sie sich, während er auf dem Bett kniete, auf den Schoß und überließ ihr nun Tempo und Kraft, während er seine Hände mit weit gespreizten Fingern auf ihrem Rücken liegen ließ um sie zu halten. Ihre braunen Locken wurden zum Teil von seinen Händen an ihren Rücken gepreßt, zu Teil flossen sie über seine Hände herüber.
Ohne zu Zögern übernahm sie nun die Führung, schmiegte sich gleichzeitig an ihn heran. Ihre Brüste rieben sich an seiner Haut und ihre Lippen verschmolzen erneut zu einem tiefen Kuß, während ihr Unterleib sich wieder und wieder auf ihn presste. Sie war keinen Funken weniger kraftvoll in dem was sie tat, als er es gerade gewesen war.
Und plötzlich, unerwartet schnell, war es soweit! Sie sah es in seinen Augen, sie spürte es gleichzeitig in ihrem Kopf. Dieses Rasen und Toben, dieser Orkan der angerauscht kam, der zwischen ihren Schenkeln seinen Ursprung hatte und dann in dicken Kaskaden ihren Leib hinaufzog. Die dunkle und zugleich glitzernde Wolke aus Empfindungen, die sich noch einmal verstärkte, als sie ihn unterdrückt schreien hörte während sie fühlen konnte, wie er sich in ungebremsten, pulsierenden Schüben in sie ergoß.
Sie hatte für einen Moment das Gefühl, vor Lust zu sterben, weil alles um sie herum verschwand, in Schwärze versank und dann aber, mit knisternden Geräuschen in ihrem Kopf und einem Gefühl zurückkam, das auch sie nur lauthals keuchend, und in diesem Akt erstmals seinen Namen rufend, ertragen konnte.
Sie wurden beide in weiteren Wellen von den Ausläufern ihrer Höhepunke erfaßt, die sie nach wie vor durchschüttelten. Aber sie hielten sich so fest aneinander, daß sie scheinbar nichts mehr erschüttern konnte.
Schwer atmend vergruben sie ihre Köpfe am Hals des anderen und versuchten herauszufinden, was da gerade eben eigentlich geschehen war.
Ihre Körper glitzerten schweißnass, und der Raum war erfüllt vom Duft dessen, was er vor dem Rest der Welt verborgen gehalten hatte. Nur langsam beruhigten sich Snapes und Hermines Herzschläge wieder, aber sie ließen sich nicht los. Noch immer auf ihm sitzend, fühlte sie ihn unverändert tief in sich, und dieses Gefühl ließ sie befriedigt aufseufzen, als ihr Atem langsam wieder eine normale Frequenz bekam. Sie lehnte sich nun etwas bequemer an ihn heran, hielt ihn fest umfaßt, so daß sie so sitzen bleiben konnten, wie sie ihren Liebesakt beendet hatten.
Snape hatte sein Gesicht an ihrem Hals vergraben und als die unkontrollierbare Leidenschaft ihn langsam, wellenartig verließ, stieg, neben dem Gefühl der herrlichen Zusammengehörigkeit mit dieser jungen Frau auf seinem Schoß, gleichzeitig Panik in ihm hoch.
Wie sollte er das dem Lord klar machen? Geheimhalten konnte er es vor ihm nicht, da war er sicher, das Gefühl war zu groß und zu hell. Verdammt! Warum hatte sie nicht aufgehört!! Warum mußte sie die Grenze durchbrechen, warum hörte diese verfluchte Gryffindor nicht auf ihn!!! Occlumancy hin oder her - dieses Gefühl war zu mächtig in ihm, um es geheimzuhalten. Oder war es doch möglich? Verdammt! Was würde geschehen, wenn der Lord realisierte, daß es plötzlich sie in seinem Leben gab? Würde er amüsiert lächeln und es damit gut sein lassen? Unwahrscheinlich. Würde er verlangen, daß sie sich ihnen anschloß? Niemals! Würde er sie als Opfer verlangen, um seine Loyalität zu belegen? Wahrscheinlich! Irgendeine Konsequenz würde es haben, da war er sicher!
Als Hermines Geist und Körper langsam aus den wolkigen Sphären ihres ersten Geschlechtsaktes herabkamen, konnte sie spüren, daß etwas nicht in Ordnung war. Sie wollte sich ein wenig von Severus wegdrücken, um ihn ansehen zu können, aber er hielt er sie so fest, daß sie in der Position verharrten. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals und sie konnte fühlen, daß sein Herschlag nicht so ruhig geworden war, wie ihrer.
