Kapitel 12

-.-.-

-.-.-

Sound the bugle now, play it just for me

-.-.-

"Es jetzt machen?" die Frage die Dumbledore in den Raum stellte, war mehr rethorischer Natur. Alle Anwesenden nickten, wenn auch etwas verhalten.

"Miss Weasley älteres Ich hat bei der Erstellung des Gegenzaubers entscheidend mitgewirkt, aber dafür hat sie Kenntnisse benutzt, die unsere Miss Weasley hier und heute noch gar nicht besitzt.", gab er zu bedenken.

Snape hatte, in völlig trockenem Ton, erklärt, daß das 'emotionale Durcheinander' in ihm es sehr viel schwerer mache, gegen Voldemorts Neugier gewappnet zu sein. Und er könne nicht sagen, wie lange dieser Zustand anhalte.

"Dann müssen wir halt alle an einem Strang ziehen - den Orden hinzuholen und alle Möglichkeiten ausschöpfen die da sind." erklärte Hermine mit einem leicht verärgerten Unterton. Sie hatte auf sehr viel aktivere Zustimmung gehofft.

"Wenn Professor Snape bei dem nächsten Treffen zu dem er gerufen wird seine Tarnung nicht aufrechterhalten kann, dann war's das! Und dann kann er dem Lord auch nicht mehr entfliehen, was bedeutet, daß dieser dann auch automatisch alles über uns, über den Orden und jede Form der Gegenwehr gegen ihn weiß."

Der Schulleiter lächelte sie milde an: "Das war eine Gefahr, die immer da war, Miss Granger."

Hermine war sehr ernst, als sie erwiderte: "Das glaube ich nicht, sonst hätten Sie ihn nicht da hineingeschickt. Was immer dafür erforderlich war, oder er mit sich selbst getan hat, war bisher eine Garantie dafür, daß Voldemort nicht an Professor Snapes Gedanken herankonnte."

Hermine stutzte innerlich, als sie zu sehen glaubte, wie der Schulleiter bei ihren Worten sehr kurz mit den Augen zuckte und ahnte sofort, daß sie eine empfindliche Stelle in den Gedanken des Schulleiters getroffen hatte.

Sie verstaute diese Erkenntnis in ihrem Hinterkopf und beschloss später an dieser Stelle weiterzufragen. Jetzt galt es erst einmal festzulegen, wie sie die Sache angehen würden.

Harry hob die Hand und machte den ersten konstruktiven Vorschlag: "Ich stelle mich als Testobjekt natürlich zur Verfügung - immerhin ist bei mir etwas ähnliches bereits wirksam."

McGonagall nickte, auch wenn ihr sichtbar unwohl war bei dem Gedanken, einen ihrer Schützlinge dieser Gefahr auszusetzen.

"Vielleicht sollten wir bei dem Siegel anfangen, das Sie damals auf Harrys Tante gelegt haben, Albus?" fragte sie in seine Richtung.

"Soviel ist sicher!", antworteten Harry und Dumbledore gleichzeitig und der Schulleiter ergänzte: "Ich werde dem Orden die Bücher nennen, in denen das Siegel beschrieben ist, das ist dann eine gute Ausgangsbasis."

Snape hatte sich am weiteren Verlauf des Gesprächs kaum beteiligt. Er saß nachdenklich auf dem Sofa, bis es den anderen irgendwann auffiel und sie ihn ansprachen.

"Ich suche noch immer nach einem Grund, vorab zu sichern, daß ich dem nächste Treffen fernbleiben kann.", erklärte er sein Schweigen.

Alle begannen zu grübeln. Eine Weile herrschte Stille, bis Ginny eine Idee hatte.

"Was wäre, wenn Professor Snape Voldemort mitteilt, daß es Anzeichen gibt, daß Hogwarts Schulleiter misstrauisch geworden ist und ihm unter einem Vorwand für einige Wochen verweigert, daß er Hogwarts verläßt - und daß es anzunehmen ist, daß der Professor ihn was das betrifft auch überwachen läßt?"

Snape nickte.

"Das ist zwar die offensichtlichste Möglichkeit, aber daher auch die plumpeste, Miss Weasley. Allerdings fällt mir auch bei gründlichem Überlegen selbst nichts besseres ein. Deshalb werde ich es wohl so machen. Es gibt allerdings keine Garantie, daß er sich darauf einläßt."

Die Übrigen nickten verstehend.

"Ich werde das nachher sofort in die Wege leiten."

Unbewußt rieb er über den Stoff der seinen linken Unterarm bedeckte.

Hermine wußte, daß es dort ein Mal geben mußte und sie wunderte sich sehr, daß sie es nicht gesehen hatte, auch wenn es in seinem Schlafzimmer nur Dämmerlicht gegeben hatte.

Sie hatte das Bild seiner nackten Arme vor Augen - aber an ein Mal konnte sie sich nicht erinnern. Es war wohl nur sehr schwach zu sehen. Aber plötzlich kam die Erinnerung an das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut auf. Sie schauderte wohlig und mußte schmunzelnd von ihm wegsehen, um das Gefühl in den Griff zu bekommen.

Dumbledore war ihre kurze Abwesenheit allerdings nicht entgangen und er blickte leicht verwundert zwischen dem Zaubertranklehrer und ihr hin und her.

Er stand auf und ging zu dem Schrank, in dem er das Denkarium aufbewahrte. Er holte es heraus. Aber nicht nur die flache Schale, sondern noch eine weitere, ähnlich gearbeitete und mit den gleichen Runen verzierte, die kleiner, aber auch tiefer war. Das Denkarium stellte er auf seinen Schreibtisch, die kleinere Schale brachte er mit zum Tisch herüber.

Als er sie darauf abstellte, sahen die anderen ihn fragend an.

"Der Zauberer der mein Denkarium geschaffen hat, hat auch diese zweite Schale gemacht. Sie kann zwar viele verschiedene Dinge, aber im Großen und Ganzen funktioniert sie ähnlich wie das Denkarium selbst. Ich bin der Meinung, daß wir die Gedanken die sich in der großen Schale befinden, auch dort lassen sollten, bis diverse Dinge geklärt oder erledigt sind. Vielleicht finden wir ja sogar einen Weg, sie irgendwann zurückzuschicken. Solange sollte jeder, der eventuell in eine Situation geraten könnte, in der der eine oder andere Gedanke zuviel ist, diese Gedanken hier ablegen.

Niemand schien besonders daran interressiert zu sein, Gedanken in die kleine Schale zu geben.

Hermine fragte sich, ob der Schulleiter, bei aller Offenheit, die er der ganzen Situation entgegenzubringen schien, von den körperlichen Auswirkungen begeistert wäre, wenn er davon erfahren würde.

Aber wie sollte er davon erfahren... Sie hatte nicht vor, von diesen Erinnerungen auch nur eine, mit wem auch immer, zu teilen außer mit Severus selbst.

Während Hermine den anderen zuhörte wie sie genauer überlegten, welche Art von Misstrauen Professor Dumbledore Snape in ihrer für Voldemort fingierten Geschichte ausgesprochen haben könnte und was genau der Grund dafür gewesen sein sollte, wurde sie immer unruhiger.

Albus und sie waren die einzigen, die sich kaum an dem Gespräch beteiligten. Der Schulleiter schien zwar intensiv zuzuhören, aber er gab kaum Kommentare ab und spielte stattdessen mit der Schale herum.

Hermines Gedanken schweiften, geradezu gegen ihren Willen, ab und kehrten in Snapes Räume zurück. Sie betrachtete Severus von der Seite und konnte wieder fühlen, wie sich seine Lippen auf ihrem Bauch angefühlt hatten. Bei der Erinnerung, an das Geräusch das er von sich gegeben hatte, als sie ihn in einem der vielen haltlosen Momente zart in die Schulter gebissen hatte, schloss sie, ein tiefes Seufzen unterdrückend, die Augen. Sie saß einfach nur da und ihre Gedanken alleine sorgten dafür, daß die Erregung des Erlebten erneut in ihr aufstieg.

Die Bilder erfassten sie. Sie konnte es nicht verhindern. Sie verstand nicht warum, es geschah einfach. Und zu den Gefühlen und Erinnerungen, kam plötzlich die überaus unangenehme Empfindung hinzu, daß sie in ihren Gedanken nicht alleine war!!!

Entsetzt versuchte sie den Schwall der Erinnerung zu unterbrechen, indem sie die Augen öffnete und sah sich unvermittelt dem Blick von Albus ausgesetzt, der sie beobachtet zu haben schien und der ein wenig überrascht dreinblickte.

Plötzlich sprang Snape von der Seite auf, schrie "HÖREN SIE SOFORT AUF!!!", stürzte in einem Satz auf Albus zu und machte mit der leeren Hand eine wischende Bewegung, die dem Schulleiter die Schale mit einem gewaltigen Ruck aus der Hand riß, ohne das Snape sie berührte hätte. Mit einem hellen, berstenden Geräusch schlug sie gegen die Wand und wurde dort in unzählige Teile zerbrochen.

Ginny schrie erschrocken auf, Minerva und Harry waren nicht minder verstört und sahen Severus fragend an. McGonagall hatte, so daß nur Harry es sehen konnte, ihren Zauberstab in der Hand.

Die plötzliche Feindseeligkeit im Raum, nahm Hermine fast die Luft.

Das Gefühl in ihrem Kopf war weg, die Gedanken zu beenden war kein Problem mehr, und die Erregung wallte ab. Vor allem aber war das unangenehme Gefühl des Beobachtet werdens vorbei.

"Tun Sie das nie wieder, Albus!", sagte Snape in einem Ton der so bedrohlich war, daß Hermine einen Moment lang fast Angst vor ihm bekam. Aber die Wut des Zauberers hatte sich gegen den Schulleiter gerichtet und sie ahnte, daß es Dumbledore gewesen war, der in ihren Gedanken aufgetaucht war.

Mit entsetztem Blick sah sie den weißhaarigen Zauberer an. Er sah so freundlich aus wie immer. Seinen Gesichtsaudruck konnte sie nicht deuten. Er schien weder über Snapes Wutausbruch verwundert, noch über ihren Blick. Er sah lediglich bedauernd auf die Scherben des Artefakts. Er war ihr noch nie so fremd erschienen, wie in diesem Moment.

"Entschuldigen Sie, Miss Granger, aber ich mußte etwas wissen, das ich Sie nicht einfach fragen konnte.", sagte er auf seine ruhige Art.

Hermine war völlig verwirrt und Snape schien rasend vor Zorn.

"Severus, was soll das. Was hat er denn getan?", mischte Minerva sich ein.

Ohne den Blick von Dumbledore abzuwenden und den Zauberstab noch immer auf ihn gerichtet, nannte er ihnen den Grund für seine Wut.

"Er hat ihre Gedanken gelesen, ist ungefragt in ihren Erinnerungen spazieren gegangen." Seine Augen waren zu Schlitzen verengt.

Harry wandte sich an Snape: "Er wird uns sicher einen guten Grund dafür nennen können!" Er klang nicht halb so überzeugend wie er es wohl wollte. Sein Blick wanderte hoffnungsvoll zum Schulleiter, der Snape ganz genau im Auge behielt, als sei dieser eine Schlange, die jeden Moment vorstoßen und ihn beißen könne.

Der alte Zauberer lächelte trotzdem sein mildes Lächeln und lehnte sich, entspannt wirkend, in die Lehne seines Sessels.

"Ja, das werde ich in der Tat, Harry. Und, Severus, ich kann es gar nicht noch einmal machen, weil Sie die Schale bedauerlicherweise zerstört haben. Es ist allerdings in höchstem Maße beeindruckend, daß Sie mitbekommen haben, wofür ich die Schale genutzt habe!"

Er sah, scheinbar gelassen, zwischen Hermine und Snape hin und her.

"Ich wollte das, was ich mit Hermine gemacht habe sogar mit jedem von euch tun.", gab Albus unumwunden zu.

Diese Offenbarung ergab verständlicherweise bei allen Anwesenden verdutzte Gesichter. Er hatte sie alle überprüfen wollen?

Und dann wurde Dumbledores Stimme sehr ernst: "Es geht dabei nicht darum, daß ich einem von euch misstraue - es geht darum, daß wir jetzt beginnen, eine Methode zu planen, Voldemort zu töten! Es geht nicht mehr, wie bisher, um Informationen oder darum wer an seiner Seite steht - wir planen ganz konkret seine Vernichtung. Wir alle wissen, daß er an völlig unerwarteten Stellen Zauberer hat, die unter seinem Einfluss stehen. Ich musste sichergehen, daß sie niemanden von euch unter ihrem Einfluss haben. Und das konnte ich am besten in einem Moment, in dem wir planen, was zu tun ist! Wer auch immer unter falschem Einfluß steht, hätte bei dieser Besprechung auch an die Person gedacht, der sie die Informationen zukommen läßt."

"Verdammt, Professor", - das war Harry - "Wir wissen doch schon allein durch das Denkarium, daß Hermine zu uns gehört - daß wir alle zueinander gehören! Warum dann diese Kontrolle?"

"Weil die Tatsache, daß Miss Granger in der Zukunft auf der richtigen Seite steht, nicht heißt, daß sie heute unbeeinflußt ist. Und möglicherweise, war eine Beeinflussung von einem von uns der Grund dafür, daß wir in der Zukunft gescheitert sind."

Snape schien diese Erklärung keinesfalls auszureichen, aber er beruhigte sich ein wenig. Er richtete sich an Hermine, stellte sich vor sie und senkte den Kopf etwas zu ihr herab, so daß die anderen ihr Gesicht für einen Moment nicht sahen, faßte sie bei den Schultern und fragte leise: "Waren es Gedanken die sich mit etwas anderem beschäftigt haben als dieser Sache hier?", er klang besorgt.

Hermine spürte ihren Gedanken kurz hinterher und dann wurden ihre Augen riesengroß vor Entsetzen und sie sackte etwas in sich zusammen, als ihr klar wurde, daß Dumbledore gerade genau das gesehen hatte, was sich vor ihrem geistigen Auge abgespielt hatte! "Oh nein!" hauchte sie nur und ihre Wangen wurden dunkelrot. "Ich habe..." sie stotterte und hauchte den Rest nur "... an vorhin gedacht!" bei den letzten beiden Worten schlug ihre Stimme in ein leises, von Peinlichkeit verzerrtes Kieksen um.

Severus wußte spätestens dann genau, was sie meinte, als er ihren verstörten und um Verzeihung flehenden Blick in seine Richtung sah. Sie hauchte eine kaum hörbare Entschuldigung.

"Verdammter, alter Narr!" fluchte Snape laut, ließ Hermine abrupt los und dehte sich wieder Albus zu.

Hermine wünschte sich ein Loch im Boden, in dem sie versinken konnte.

Dumbledore schien nicht überrascht über diese Beleidigung, auch wenn McGonagall da offenbar anderer Meinung war. Entrüstet wollte sie etwas zu Snape sagen, als Dumbledore jedoch sofort dazwischenging.

"Laß ihn, Minerva, er hat Recht, es war unfair, aber das sind die Methoden die unsere Gegner anwenden leider auch. Miss Granger ist dem Professor von uns allen am nächsten und ich mußte für diesen Moment sichergehen, also habe ich mit ihr angefangen. Sie wird es bald verstehen. Ihr alle werdet es bald verstehen."

Hermine war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.

Severus wandte sich noch einmal an den Schulleiter.

"Sie versprechen uns hier und jetzt, daß Sie niemanden von uns mehr ohne Vorwarnung so behandeln werden, wie Sie es gerade mit Hermine getan haben." Seine Stimme hatte einen deutlich drohenden Unterton.

Harry und Ginny, die ebenfalls nicht begeistert waren bei dem Gedanken, daß jemand in ihren Gedanken herumkreiste, warteten gespannt auf Dumbledores Antwort.

"Harry und Sie, Severus, sie wissen beide, daß der normale Weg, in die Erinnerungen eines anderen einzudringen, überdeutlich und unangenehm ist. Nur mit Hilfe des Artefakts war es mir möglich, es auf heimlichem Wege zu versuchen."

Snape ergriff erneut das Wort: "Entweder wir vertrauen uns, oder wir lassen es bleiben - es gibt kein dazwischen. Wir sind jetzt der innere Kern - ein Zirkel..." er stutzte selbst, und in den Augen der anderen konnte er sehen, daß es ihnen auch aufgefallen war. Er hatte zum ersten Mal das Wort ‚Zirkel' benutzt, das Dumbledore ihnen aus ihren Erinnerungen genannt hatte. Damit war es wohl nun endgültig besiegelt.

Wenn man einmal davon absah, daß alles zu früh geschah - schienen die Geschehnisse so in Gang zu kommen, wie sie der, aus der Zukunft zu ihnen geschickten Erinnerung entsprachen.

Die anderen nickten zustimmend und Dumbledore sagte mit seiner versöhnlichsten Stimme: "Ich verspreche, daß ich keine Versuche mehr unternehmen werde eure Loyalität in irgendeiner Form zu testen, bevor ich nicht konkrete Beweise habe, daß etwas nicht stimmt."

Das schien zu genügen.

Harry sah zum wiederholten Male in den letzten Minuten die Hände des Zaubertranklehrers an. Und fragte dann Dumbledore: "Wie hat Professor Snape das mit der Schale gerade gemacht, ohne den Zauberstab zu benutzen?"

Dumbledore lächelte, aber dieses Lächeln erreichte seine Augen nicht.

"Er hat es so gemacht, wie du damals die Scheibe vor der Schlange hast verschwinden lassen. Du hast durch die große Wut, auf deinen Cousin, durch diese starke Emotion, Zugriff gehabt auf deine pure Lebensenergie. Dann reicht die Vorstellung dessen was passieren soll. Das ist allerdings sehr, sehr selten und auch sehr gefährlich, weil du in der Tat dabei Lebensenergie einsetzt."

"Aber warum ging das ohne Zauberstab?"

"Der Zauberstab ist nur ein Fokus - und er sammelt die Energie für den Spruch aus dem Kosmos, oder wie immer man das nennen will, Harry. Ich nehme an, daß deine Wut auf Dudley gerichtet war und er dadurch zu deinem Fokus wurde, und die Energie dafür, hast du aus dir selbst gezogen. Du hattest großes Glück, daß du nur so einen kleinen Zauber bewirkt hast, so daß dir selbst dabei nichts geschehen ist."

"Kann man das üben?"

"Nein, Harry, das kann man nicht - aber man sollte es auch nicht versuchen, denn der Preis ist fatal."

Plötzlich fand Hermine ihre Sprache wieder und erhob sich vom Sofa.

Für einen kurzen Moment sah sie nicht aus wie die Hermine die sie alle kannten. Sie war todernst und wandte sich Dumbledore zu, die Wangen immer noch hochrot. Der Blick mit dem sie ihn ansah, ließ ihn kurz die Augen senken und Snape wich vor Erstaunen einen Schritt von ihr zurück, als habe er das Gefühl, sie verlange nach einem unberührten Kreis um sich herum.

"Wenn die Erinnerungen die Sie gerade unrechtmäßig an sich gebracht haben - gleich ob es einen guten Grund dafür gab oder nicht - wenn von diesen Erinnerungen eine weiter geht als bis zu Ihnen selbst, ist diese Sache hier für mich beendet. Das meine ich bitterernst."

Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Türe.

"Ich denke, daß das Treffen für heute erledigt ist. Jeder kann sich Gedanken über unsere Möglichkeiten machen und dann treffen wir uns wieder."

An der Türe blieb sie stehen und wandte sich noch einmal um.

"Macht euch keine Gedanken, ich bin mit vollem Herzen dabei. Ich muß mich jetzt nur wieder ein bißchen einkriegen. Aber ich verlange, daß ihr mir vertraut, so wie ich euch vertraue, und daß NIE wieder einer von euch in meinem Geist herumkramt!!!"

Sie drehte sich wieder zur Tür, durchschritt sie und ließ eine schweigende Runde zurück.

"Wie konnten Sie nur...?" durchbrach Snape die Stille und verließ ebenfalls Dumbledores Räume.

Harry, Ginny, Minerva und Albus waren alleine.

Harry fasste sich als erster wieder.

"Hm, das ist wohl irgendwie nach hinten losgegangen, oder? Ich meine, ich weiß ja, wie unangenehm es ist, wenn jemand in meine Gedanken eindringt, ich habe das ja mal eine zeitlang mit Professor Snape geübt, aber ihre Reaktion war schon etwas extrem, oder?"

Albus wiegte den Kopf schmunzelnd ein wenig hin und her: "Wie mans's nimmt, lieber Harry... wie man's nimmt." Aber dann wurde er wieder ernster: "Miss Granger und Professor Snape werden sich wieder beruhigen und ich versichere - es war notwendig", erklärte Dumbledore.

"Die zwei sind sich sehr schnell - zu schnell - sehr nahe gekommen und das kann für die ganze Sache fatale Folgen haben. Wenn die Gegenseite irgendetwas davon herausbekommt, ist Miss Granger in großer Gefahr, in irgendeiner Form benutzt und gegen uns verwendet zu werden. Ich denke, daß sie das auch weiß und Professor Snape genauso und deshalb bin ich sicher, daß sie mir diesen, zugegebenermaßen gemeinen Schritt, verzeihen werden. - Es war notwendig...", wiederholte er, als wolle er sich auch vor sich selbst noch einmal rechtfertigen.