Kapitel 13

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Time and fever burn away
individual beauty from thoughtful children
and the grave
proves the childs ephemeral

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Hermine war aus Dumbledores Räumen hinausgestürmt und mit großen Schritten auf dem Weg aus dem Schloß heraus. Als sie endlich das letzte Tor durchschritten hatte und unter freiem Himmel stand, blieb sie stehen und atmete erst einmal tief durch und gab dann ein laut vernehmliches "VERDAMMT!" von sich.

Sie sah sich kurz um und überlegte, wohin sie eigentlich wollte. Dann sah sie den verbotenen Wald und rannte los.

Sie wollte nicht tief hinein, aber wenigstens durch einige wenige Baumstämme von der Schule getrennt sein.

Nach höchstens zehn Metern blieb sie stehen, murmelte noch einige Male "Verdammt, verdammt.... verdammt!" vor sich hin und setzte sich auf ein großes Stück weiches Moos, mit dem Rücken zu einem dicken, uralten Baumstamm.

Sie ließ locker und lehnte den Kopf nach hinten gegen den Baum.

Würde irgendetwas nach dem heutigen Tag noch so sein wie vorher? Ihr ganzes Leben war auf den Kopf gestellt worden! Alle benahmen sich völlig anders als sonst!

Aber was hatte sie geglaubt? Das Albus Dumbledore der nette Onkel mit den Süßigkeiten sei? Er war nicht nur Schulleiter von Hogwarts, er war vermutlich der mächtigste Zauberer den sie kannte, er war einer der Anführer des Widerstands gegen Voldemort, er leitete den Orden des Phönix, er hatte so viele Zauberer fallen sehen und er hatte so unendlich viel Verantwortung zu tragen. Wie konnte sie es ihm dann übel nehmen, daß er sie, Hermine Granger, überprüfte?

Sie schämte sich nun beinahe, daß sie sich ihm so entgegengestellt hatte, aber daß er ihre Gedanken gerade in dem Moment gelesen hatte, als sie an ihr Zusammensein mit Severus gedacht hatte, war einfach zuviel für sie gewesen.

Severus war ihr noch nicht ganz wieder in den Sinn gekommen, als sie sich auch schon wieder nach ihm sehnte. Wenn ihr das vor einem Jahr jemand gesagt hätte...

Ob er in seine Unterkunft gegangen war?

Es war früher Abend, es wurde langsam dunkel und Hermine entschied, daß es ratsamer war, bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr im verbotenen Wald zu sein, auch wenn es nur am Waldrand war.

Sie erhob sich und ging langsamen Schrittes wieder zum Schloß hinüber.

Niemand beachtete sie großartig. Mal rief ihr hier jemand ein "Hallo" zu, mal grüßte sie dort ein anderer. Es war ein ganz normaler Tag in Hogwarts.

Wenn auch nur einer von ihnen geahnte hätte, wie ihr Tag ausgesehen hatte...

Sie hatte keine Lust, in den Gryffindor-Turm zurückzukehren und nach dem was heute geschehen war, konnte sie auch nicht einfach in Severus' Büro gehen und entschied sich daher für die Bibliothek.

Dort angekommen, dauerte es keine halbe Stunde, bis sie wieder tief in den Seiten diverser Bücher versunken war.

Sie hatte sich ein Buch über schützende Zaubertränke aus den Regalen geholt, in der Hoffnung, hier etwas Brauchbares für ihre Unternehmung zu finden, und hatte bereits diverse Seiten gelesen, als sie über den Namen Felina Grandelord stolperte. Und auf der gleichen Seite war von ihr eine Abbildung...

Feline Grandelord war die Frau auf dem Bild in Snapes Büro! Warum hatte er das nie erwähnt? Er wußte doch, daß ihre Bücher die waren, die ihr am meisten bei ihrer Forschung in Bezug auf die Zaubertränke geholfen hatten! Von ihr war das erste Buch gewesen, das sie in den abendlichen Stunden in Snapes Büro mit ihm durchgearbeitet hatte.

Hermine blätterte die nächsten Seiten kurz durch, um zu sehen, ob irgendwo mehr über Felina stand, aber sie fand nichts weiter.

Sie klappte das Buch zu und brachte es zurück an seinen Platz, um dann sofort zu dem Regal zu gehen, von dem sie wußte, daß sich dort viele Biographien und kommentierte Personenregister der Zaubererwelt befanden. Schnell hatte sie gefunden, was sie gesucht hatte und saß wieder auf ihrem Platz mit einem neuen Buch auf dem Tisch.

Felina Grandelord war vor etwa 250 Jahren eine Hexe gewesen, die zu erstaunlichem Ruhm gekommen war, weil sie es als erste zustande gebracht hatte, Licht in die verwirrende Welt der Zaubertränke zu bringen, indem sie erklärt hatte, auf welche Weise es überhaupt geschehen konnte, daß diese Tränke funktionieren. Und sie hatte in Hogwarts unterrichtet.

Sie mußte ein Genie gewesen sein, wenn es darum ging, die magische Essenz der verschiedensten Zutaten herauszufinden.

Aus ihren Forschungsergebnissen hatten sich unzählige neue Zaubertrankzutaten ergeben, die heute alltäglich waren, an die aber vorher wohl kein Zauberer je überaupt gedacht hatte. Eine ihrer größten Erkenntnisse war die Tatsache gewesen, daß in allen Dingen und allen Wesen auf dieser Welt, Magie zu finden war. Eine Theorie, die sie allerdings heftig unter den Beschuß der elitären reinblütigen Zauberer hatte geraten lassen.

Hermine laß, was Severus ihr vor vielen Wochen in seinem Büro erklärt hatte, nämlich, daß es nichts und niemanden gab, dem nicht Magie innewohnte. Man mußte sie nur finden.

Felina Grandelord hatte einen Muggel geheiratet - Jonas Granger...

Hermine stutzte.

Granger? Das war ja ein Zufall!

Sie lächelte, bis sie den weiteren Verlauf von Felinas Nachfahren gelesen hatte. Felina und Jonas hatten zwei Kinder Elisabeth Granger und Horatio Granger. Elisabeth war eine eher mäßig begabte Hexe gewesen und kinderlos verstorben, während Horatio sich, genau wie seine Mutter, einen großen Namen in der Zaubertrankkunde gemacht hatte.

Horatio...

So hatte Hermines Großvater gehießen. Sie hatte ihn nie kennengelernt, aber der Name war ihr stets in Erinnerung gewesen.

Horatio hatte ebenfalls in eine Muggelfamilie eingeheiratet. Er hatte sich, zur Entäuschung seines Vaters, für ein Leben in der Welt der Muggel entschieden und war dort mit Rebecca Mellowby sehr glücklich geworden, mit der er einen Sohn hatte - David Granger, der allerdings magieunbegabt zu sein schien.

Hermine schrie vor Überraschung kurz auf!

Die anderen Schüler in ihrer Nähe, sahen in ihre Richtung, wandten sich aber schnell wieder ihren eigenen Unterlagen zu.

David Granger! Ihr Vater hieß David!!!

Horatio Granger - David Granger - das konnte kein Zufall sein!!! Sie blätterte aufgeregt zu dem Bild von Felina zurück - sah sie ihr nicht irgendwie ähnlich?

Hermine blätterte mit fahrigen Händen zu der Seite zurück, auf der sie auf den Namen ihres Vaters gestoßen war.

Sie war wie erstarrt, als sie den letzten Satz in dem Absatz über Felina Grandelord gelesen hatte: David Grangers Frau, Felicitas, ebenfalls Muggel, hatte einer Tochter das Leben geschenkt, die höchst vielversprechend war. Ihr Name sei ‚Hermine' und ‚die Prophezeihung' lasse vermuten, daß sie, trotz der vielen Nicht-Zauberer und Nicht-Hexen in ihrer Familie, an das alte Magierblut der Familie anknüpfen würde.

Hermine vergaß einige Sekunden lang zu atmen.

Dann schlug sie das Buch zu, nahm es an sich und verließ die Bibliothek rennend in Richtung Snapes Büro.