kapitel 18
-.-.-
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No one bites back
as hard on their anger
None of my pain woe can show through
No one knows what its like
To be mistreated, to be defeated
Behind blue eyes
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Am späten Vormittag kam Snape, eine Umhängetasche über der Schulter tragend, ins Labor.
"Ich bin für zwei oder drei Tage weg.", war sein kurzes, emotionsloses Statement, dann wandte er sich um und wollte wieder gehen.
Kein Ton über das was gestern geschehen war, kein Wort über die Nacht, kein Wort über sein Zusammentreffen mit Voldemort, kein Wort über die Aufdeckung seiner Arbeit für den Orden.
"WAS?", erschallte es aus zwei Mündern gleichzeitig.
Hermine und Ginny waren dabei die Fläschchen mit dem abgefüllten Trank höchst ordentlich zu verkorken und zu beschriften. Der Kessel hatte eine große Menge des endlich funktionierenden Zaubertranks hervorgebracht.
"Aber wie...", begann Ginny, wurde aber sofort von Snape unterbrochen.
"Ihr kommt hier für diesen kurzen Zeitraum sehr gut alleine klar. Ich habe etwas anderes zu erledigen.", knurrte er. Seine Stimme hatte den Ton angenommen, den er im Unterricht benutzte. Die Sache war damit für ihn erledigt und er ging.
Hermine stellte vorsichtig die Flasche ab, die sie gerade fertig beschriftet hatte, wischte sich die Hände ab, an denen immer noch ein Hauch von der Paste klebte, mit der sie die Flaschen an den Korken abgedichet hatten, sprang auf und lief ihm hinterher.
Ginny blieb kopfschüttelnd zurück und arbeitete in Ruhe an den Flaschen weiter. Natürlich hatte Hermine ihr von dem erzählt was am Vortag geschehen war, und sie hatte Hermine zugestimmt, daß die Heimlichtuerei mit der er alles im Alleingang zu tun pflegte, jetzt aufhören mußte, weil sie zusammenarbeiten sollten.
Er war bereits weg. Auch als Hermine in den nächsten Gang lief, konnte sie ihn nicht mehr entdecken.
Was nun?
Sie entschloß sich zu einem Kurzbesuch in Dumbledores Büro.
Sie hatte Glück und traf ihn direkt an.
"Aah! Miss Granger! Schön Sie zu sehen, wie ich höre, füllen sie und Miss Weasley heute den Trank ab?"
Hermine nickte fahrig: "Ja, ja... aber deshalb bin ich nicht hier, Professor. Ich will wissen, wohin Professor Snape ist! Er hat sich gerade einfach für zwei oder drei Tage abgemeldet und ist davongerauscht!", der Klang ihrer Stimme ließ sie plötzlich vermuten, daß sie eventuell ein gewisses Talent mitbrachte, Zaubertränke zu unterrichten - der agressive, beinahe bedrohliche Unterton war jedenfalls da.
Dementsprechend erstaunt sah Dumbledore sie auch an.
"Wenn es ein Lehrerhaus gäbe, hätte mich ihr Blick jetzt wohl Hauspunkte gekostet, für eine nicht sofort freiwillig erteilte Auskunft, habe ich Recht, Miss Granger?"
Hermines Wangen färbten sich leicht rot.
"Entschuldigen Sie, Professor, aber ich habe gestern... er muß doch... er kann jetzt doch nicht einfach so weggehen!"
Dumbledore lächelte sie freundlich an: "Aber warum denn nicht, Miss Granger? Was ist denn vorgefallen, das das unmöglich machen sollte? Der Trank ist fertig. Und ist nicht viel mehr etwas geschehen, daß es verständlich machen sollte, wenn er eine kurze Aus-Zeit nimmt?" Sie sah in seinen Augen mehr, als das freundlich Interesse, das er sonst an den Tag legte - er war richtiggehend neugierig und er schien zu wissen, daß sie gestern mitbekommen hatte, was ihm widerfahren war!
"Er nimmt eine Aus-Zeit? Er hat nichts konkretes zu erledigen, sondern macht ... Urlaub?", ungläubig vesuchte Hermine sich das vorzustellen. Aber angesichts der Arbeit die nach wie vor vor ihnen lag, auch wenn der Trank fertig war, passte es überhaupt nicht zu ihm, daß er einfach so der Arbeit fernblieb.
Dumbledore schmunzelte - wenn auch nicht ganz so echt wie üblicherweise.
"'Urlaub' würde ich es nicht nennen, Hermine, aber es gab immer mal wieder Begegnungen mit dem, der eigentlich nicht genannt werden soll, nach denen Professor Snape ein paar Dinge wieder - nennen wir es mal - 'sortieren', mußte."
Er schob ihr eine Schale mit Zuckerzeug zu, die sie aber unbeachtet ließ.
"Deshalb braucht er diese Zeit und deshalb gibt es eigentlich keinen Grund, Ihnen jetzt zu verraten, wo er hin ist." er machte eine gezogene Pause und setzte dann gezogen hinterher: "Oder...?"
"Professor Snape ist mir..." sie zögerte und suchte verkrampft nach dem richtigen Wort - nicht zuviel - nicht zuwenig "er ist mir... wichtig..."
Sie begann, ihre Hände mitsprechen zu lassen.
"Wir zwei haben es nun einmal etwas schwieriger als die anderen vier, also Sie und Professor McGonagall oder Harry und Ginny." Hermine holte Luft für neuen verbalen Anlauf. "Nachdem es ihm gestern so schlecht ging, will ich heute einfach in seiner Nähe sein, will wissen, daß es ihm gut geht, will wissen, OB es ihm gut geht! Professor, ich weiß was gestern geschehen ist, und ich war fast die ganze Nacht bei ihm. Ich WILL nicht, daß er, gleich für mehrere Tage, die Schule verläßt!"
"Aber wenn er diese Zeit jetzt vielleicht wirklich einfach für sich braucht, Hermine?"
Sie schämte sich für das was sie sagen wollte, weil sie wußte, daß der alte Zauberer in Snapes Interesse sprach, aber es entsprach so sehr der Wahrheit, daß es keine anderen Worte in ihrem Kopf gab: "Ich brauche diese Zeit jetzt auch - mit ihm... wenn er mich wirklich nicht aushält, kann er mich immer noch zurückschicken... Professor - wo ist er hin?"
Dumbledore seufzte - aber Hermine sah an dem kleinen Glitzern in seinen Augen, daß sie gewonnen hatte.
"Er will nach Inverness. Hole dir was du für zwei Tage brauchst und gehe zur Grenze des Hogwarts-Geländes, wo ihr mit Hagrid immer die Efeu-Raben beobachtet habt. Laß die Schuluniform in deinem Zimmer, die brauchst du nicht. An der Grenze ist, auf der anderen Seite des kleinen Baches, eine alte Kate. Ich sorge dafür, daß er dort auf dich wartet."
Hermine warf dem, jetzt seltsamerweise ganz und gar zufrieden lächelnden, Zauberer einen dankbaren Blick zu und lief eiligst in den Gryffindor-Turm.
Dort traf sie auf Ron, den sie bat, Ginny bescheid zu sagen, daß sie alleine weitermachen müsse.
Weitere Erklärungen sparte sie sich, sie hatte keine Zeit für lange Reden, aber glücklicherweise fragte Ron nicht, sondern nickte nur.
In ihrem Zimmer warf sie schnell Nachtzeug und Kleidung zum Wechseln, sowie einen Mantel in einen Tasche, das Notwendigste für Katzenwäsche und saubere Zähne, sowie ihre Bürste.
Ein letzter Blick in die Tasche, dann schloss sie sie eilig und verließ den Hausturm mit großen Schritten. Als sie das Schulgebäude verlassen hatte, rannte sie über das Hogwartsgelände in die Richtung, die Dumbledore ihr genannt hatte.
Atemlos kam sie an der Hütte an und fand, was sie beim besten Willen nicht vermutet hätte. Abrupt blieb sie stehen. Dort stand ein Auto...
Ein ganz normales, dunkelblaues Auto, ein Muggel-Wagen, ein Caravan. Dem nicht unähnlich, den ihre Eltern fuhren. Sie kannte sich mit Automarken nicht aus, aber sie glaubte, es mit Hilfe des Sterns auf der Kühlerhaube als Mercedes identifizieren zu können. Der Motor lief...
Als die Beifahrertüre sich ruckartig ein Stück öffnete, dachte sie erst an Magie, aber sie konnte sehen, daß die Gestalt darin, die die Türe aufgestoßen hatte, sich nun wieder auf den Fahrersitz zurücksetzte.
"Stell deine Tasche hinten rein.", kam die erschreckend kalte Stimme von Severus Snape aus dem Fahrzeug.
Der Zaubertrankmeister saß am Steuer des Wagens!
Sie würden nicht apparieren...
Für einen Moment zögerte Hermine, aber dann öffnete sie die Heckklappe, stellte ihre Tasche hinein - neben seine - und schloß die Klappe wieder.
Einen Augenblick später saß sie neben Snape im Auto, zu perplex um etwas zu sagen.
"Danke fürs's Warten", hauchte sie dann doch irgendwann hervor.
"Nicht meine Idee. Dumbledore hat es für meine Abreise plötzlich zur Bedingung gemacht, daß ich dich mitnehme. 'Damit wir uns besser kennenlernen', wie er es nannte." Hermine konnte hören, daß er innerlich vor Wut kochte.
Trotzdem setzte der Wagen sich in Bewegung und sie fuhren die kleine Straße, die mehr ein Feldweg, als ein befestigter Verkehrsweg war, entlang.
Beide sprachen kein Wort.
Hermine kam sich vor, wie im berühmten falschen Film. Snape am Steuer eines Autos sitzen zu sehen, war so unglaublich ungewohnt. Zumal er es ganz offensichtlich nicht mit Magie, sondern ganz normal - muggelmäßig - steuerte. Wann, und WARUM, hatte er das gelernt? Ihr fiel auch das Notebook in seinem Schlafzimmer wieder ein.
Er schien genauso ein Grenzgänger zwischen Muggel- und Magie-Welt zu sein wie sie selbst.
Als eine ganze Weile Totenstille im Inneren des Fahrzeugs geherrscht hatte, und nur das Summen des Motors eine gewisse Geräuschkulisse bildete, schaltete Snape das Radio ein.
Die leise Musik, die aus Hermines 'anderer' Welt stammte, gab der ganzen Szene nun endgültig etwas Surreales. Es trug nicht wirklich zur Stimmung bei, daß Snape sein Schweigen eisern beibehielt. Sein Gesicht glich einer Maske. Er haßte es ganz offensichtlich, daß er jetzt nicht alleine war und Hermine wünschte sich, für einen Augenblick, sie hätte ihn in Ruhe gelassen und nicht darauf bestanden, bei ihm zu sein.
Ein Lied nach dem anderen klang durch den Wagen, ohne daß sie ein Wort gewechselt hätten und irgendwann veränderte sich die Atmosphäre dann doch. Hermine konnte beinahe zusehen, wie Severus mit wachsender Entfernung zu Hogwarts ein ganz klein wenig locker ließ.
Er sah noch sehr müde aus. Ab und zu hob er die Hand vor den Mund und gähnte relativ offen, ohne dabei die Straße aus den Augen zu lassen. Und er tat so, als sei sie gar nicht anwesend, sah sie die meiste Zeit nicht einmal an.
Aber Hermine betrachtete ihn schweigend umso genauer.
Er war zwar, wie gewohnt, komplett in schwarz gekleidet, aber mit dem was er trug würde er auch in der Muggel-Welt nicht auffallen. Schwarzer Rollkragenpullover, schwarze Hose - und auf dem Rücksitz hatte sie einen schwarzen, langen Mantel liegen sehen. Alles elegant, aber unaufdringlich. Angesichts der fehlenden weiten Robe, benötigte Hermine einige Minuten, um den Eindruck des 'nicht-komplett-angezogenen' abzulegen.
Obwohl sein Blick sich, als er ihre Musterung bemerkte, noch weiter verfinsterte, genoß sie es, mit ihm zusammen zu sein.
Sie mußte innerlich schmunzeln, weil es sie so überhaupt nicht mehr beeindruckte, wenn er seine bedrohliche Miene aufsetzte. Vor wenigen Wochen noch, wäre sie in der gleichen Situation vor Anspannung und vermutlich sogar vor Furcht gestorben! Aber nun lehnte sie sich zurück und entschloss sich, die Fahrt zu genießen, ganz gleich, wo es hingehen sollte.
Die Landschaft war überwältigend schön. Zerfurchte Hügel wechselten sich ab, mit wildgrünen Wiesen. Ein Fluß, an dem sie die ganze Zeit schon entlangfuhren hatte in den Tallauf zwischen den Hügeln einen tiefen, gewundenen Schnitt gezogen. Weit und breit war kein Haus zu sehen, keine andere Straße - nichts. Irgendwann kamen sie an einer abenterlich wackelig aussehenen Holzbrücke vorbei, über die sie glücklicherweise nicht mit dem Auto hinübermußten.
"Wo sind wir hier?", fragte Hermine irgendwann.
"Im Glen Strathferra", antwortete er kurz ab.
Hermine hatte nicht vor, den Rest der Fahrt, die offenbar noch andauern würde, in Schweigen zu verbringen.
"Glen Strathferra? Ist das nicht Naturschutzgebiet?"
"Ja"
"Warum können wir dann hier mit dem Auto entlangfahren?"
"Es dürfen immer 25 Autos gleichzeitig in das Tal. Eigentlich aber nur 24, weil dieser Wagen hier immer rein darf.", er schlug einen so gelangweilten Ton an, daß Hermine langsam selbst wütend wurde. Aber sie beherrschte sich und fragte weiter.
"Und wo genau wollen wir hin?"
"Ich, "er betonte das 'ich' sehr klar "will erst nach Inverness und dann wieder zurück nach Glen Urquhart bei Drumnadrochit"
"Drumnadrochit? Nessi suchen? Das ist doch am Loch Ness, oder?"
Snape knurrte, angesichts der Erwähnung, des legendären Seeungeheuers.
"Alleswisserin."
"Tyrann", fauchte sie zurück, allerdings mit einem Unterton, der ihn wissen ließ, daß sie es nicht so meinte.
"Ja, Drumnadrochit liegt am Loch Ness, aber wir müssen dann noch ein kleines Stück weiter in die Hügel hinein. Außerdem bin ich nicht Hagrid.", murmelte er.
Erneutes Schweigen, begleitet von Radiomusik.
Sie waren eine halbe Stunde gefahren, als sie durch eine kleine Schranke den Glenn verließen und sich auf ganz normale schottische Highland-Straßen begaben. Es war das erste Mal, daß Hermine Hogwarts nicht mit dem Zug verlassen hatte. Es war faszinierend und erschreckend zugleich, wie dicht die Schule an die nicht magische Welt anschloss.
Severus war eindeutig ein geübter Autofahrer. Er machte das heute nicht zum ersten Mal.
Keine zwanzig Minuten und zwei, die Straße kreuzende Schafherden später, fuhren sie die Straße am Loch Ness entlang und erreichten Drumnadrochit, hielten dort aber nicht, sondern folgten weiter den Schildern in Richtung Inverness.
"Warum mit einem Auto?", konnte Hemine die Frage endlich nicht mehr zurückhalten, als sie, eine gute halbe Stunde später, das Ortsschild nach Inverness bereits passiert hatten.
"Das geht dich nichts an. Wenn es nach mir ginge, wärst du gar nicht dabei. Also höre auf, Fragen zu stellen.", war die kurze, bestimmte und unterkühlte Antwort.
So abweisend, wie während dieser Autofahrt, war er ihr gegenüber lange nicht mehr gewesen, und Hermine überlegte, ob sie das Recht hatte, dagegen zu protestieren. Sie entschied sich dagegen und schwieg wieder.
Wenige Minuten, nachdem sie die Grenze nach Inverness passiert hatten, hielt Snape vor einem Supemarkt und stieg wortlos aus. Hermine tat es ihm gleich und folgte ihm hinein. Die Art, wie er gezielt verschiedene Regale ansteuerte, zeigte ihr, daß er diesen Laden gut kannte. Fasziniert beobachtete sie, was er in den kleinen Korb legte. Einige Äpfel, die er mit misstrauischem Blick beäugt und ausgesucht hatte, ein Paket columbianischen Kaffee, etwas abgepackte Wurst, wobei sie ihn mehrmals beim Durchlesen der Zutatenliste genervt seufzen hörte, Brot und gleich mehrere Tafeln Schokolade.
"Brauchst du irgendetwas?", frage er sie plötzlich.
Hermine überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf.
Er sah sie einmal von oben bis unten an, überlegte dann selbst noch einmal und legte zu den Schokoladen die er bereits im Korb hatte, noch zwei weitere Tafeln hinzu.
An der Kasse zog er ganz gewöhnliches Muggel-Geld aus der Tasche und wenige Minuten später saßen sie wieder im Auto. Der zweite Halt war vor einem Postgebäude. Snape ging kurz hinein, während sie ihm Wagen wartete. Als er wieder herauskam, überflog er einen Stapel Briefe die er in der Hand hielt, den er, wieder im Auto angekommen, aber nur wortlos auf den Rücksitz, zu den Sachen aus dem Supermarkt legte.
Kurz danach waren sie bereits wieder auf dem Weg aus Inverness heraus.
In den folgenden zwanzig Minuten sprachen sie wieder kein Wort miteinander.
Das Radio dudelte weiter leise aktuelle Songs vor sich hin, inzwischen immer mal wieder unterbrochen, von einem geradezu aufdringlich fröhlichen Moderator. Als die Nachrichten kamen, stellte Snape das Gerät kurz lauter, drehte die Lautstärke aber wieder herab, als die Sendung mit dem Wetter und den Verkehrsnachrichten endete.
Ganz gleich, wie intensiv Hermine ihn von der Seite betrachtete, er ging nicht darauf ein.
Sein Blick war stur auf die Straße gerichtet.
Er trug seinen Unmut über ihre Gegenwart, so deutlich im Gesicht, daß Hermine es nun wirklich bereute, daß sie sich ihm aufgedrängt hatte.
Es ging ihm ganz offensichtlich wesentlich besser als sie befürchtet hatte und was immer er hier vorhatte, er hatte es eigentlich alleine tun wollen.
Kurz nachdem sie den winzigen Ort Drumnadrochit wieder passiert hatten, bog Snape den Wagen nach einem kleinen Schild "Glen Urquhart" in einen unscheinbaren Weg ein, der nach oben, weg von der Hauptstraße führte.
Sie waren nur kurz darauf gefahren, als ein verwittertes Tor vor ihnen auftauchte, an dem ein altersschwaches, handgeschriebenes Schild befestigt war, daß Besuchern den Eintritt mit Hunden untersagte.
Snape hielt den Wagen an, stieg aus, öffnete es, ging zum Wagen zurück, fuhr hindurch, hielt den Wagen wieder an, stieg aus, schloß das Tor, kam zum Wagen zurück und fuhr weiter.
Das gleiche Spiel wiederholte sich noch einmal an einem zweiten Tor, bevor sie den Schotterplatz vor einem alten urgemütlich aussehenden Herrenhaus erreichten. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
Hermines Gedanken waren aber noch immer bei dem Halt vor dem Tor, das Snape so einfach mit einem winzigen Spruch hätte öffnen können, ohne das Auto zu verlassen.
Es war überdeutlich, daß Snape in voller Absicht keine Magie benutzte. Mehr als einmal, lagen ihr entsprechende Fragen auf der Zunge, aber angesichts des schweigsamen Zaubertranklehrers, schluckte sie sie stets herunter und beobachtete einfach nur, was im Folgenden geschah.
Snape parkte den Wagen auf dem Platz und stieg aus, ohne ein Wort an Hermine zu richten. Also verließ sie ebenfalls den Wagen und trottete ihm hinterher.
Sie hatten das Haus noch nicht erreicht, als sich die uralte, aus dicken, dunkelbraunen Holzbalken geformte Haustüre unter dem breiten Türbogen öffnete und eine ältere, zierliche Frau herauskam, die sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.
"Professor! Schön Sie wieder einmal hier begrüßen zu dürfen."
Sie hielt Snape die Hand entgegen, die dieser höflich schüttelte.
"Ja, es ist schön, mal wieder hier zu sein."
Er machte das freundlichste Gesicht, das er seit ihrer Abfahrt zustande gebracht hatte.
Als die Dame Hermine einen kurzen, fragenden Blick zuwarf, trat Snape einen Schritt zur Seite und machte eine vorstellende Handbewegung.
"Mrs. Janney, das ist Hermine Granger. - Hermine, unsere Gastgeberin, Mrs. Janney."
Mrs. Janney trat einen Schritt auf Hermine zu.
"Miss Granger, das ist aber schön, daß ich sie auch einmal kennenlerne. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört." Die Freude in ihren Augen war, soweit Hermine das beurteilen konnte, echt. Verlegenheit stieg in Hermine auf.
"Ähm... es ist auch schön, Sie kennenzulernen. Leider habe ich von Ihnen noch nicht viel gehört."
"Das habe ich auch nicht erwartet, Miss Granger. Kommen Sie doch beide herein, der Kamin brennt bereits und es ist wohlig warm." Mit einem Zwinkern ihrer fröhlichen Augen setzte sie hinterher: "Willkommen in der Bearnock Lodge."
Sie ging zurück ins Haus und Snape und Hermine folgten ihr.
Hermine hätte nicht geglaubt, daß es solches Interieur außerhalb Hogwarts noch irgendwo sonst, in einem relativ privaten Haus gab. Nach dem Eintreten standen sie in einem riesigen Wohnzimmer, dessen Wände holzverkleidet waren und deren eingebauten Bücherregale mindestens so alt schienen, wie das Haus selbst. Ähnlich wie in Snapes Wohnzimmer, stand auch hier ein großer Konzertflügel mitten im Raum, aber dominiert wurde das Zimmer von dem riesigen Kamin, von der Art, wie Hermine sie ebenfalls bisher nur in ihrer Schule gesehen hatte.
Für einen kurzen Moment glaubte Hermine, immer noch - oder wieder - in Hogwarts zu sein - ein Eindruck der mehrfach wiederkehrte, als ihre Gastgeberin ihnen ihre Zimmer, sowie das Badezimmer in der ersten Etage zeigte.
Hermine achtete äußerst genau auf die Beschreibungen von Mrs. Janney und meinte danach beurteilen zu können, daß es sich bei ihr nicht um eine Hexe handelte. Und sie schien auch nicht zu wissen, wer genau "der Professor" war auch wenn sie sich eindeutig schon länger kannten.
In diese Gewissheit gehüllt, erwischte es sie völlig unerwartet, als die freundliche Dame zurück im Wohnzimmer zu Snape sagte: "Professor Dumbledore hat mir vor einer guten Stunde eine Eule geschickt und in dem Brief auch die Ankunft von Miss Granger mitgeteilt."
Snape nickte nur.
"Holen Sie doch Ihr Gepäck herein, Professor, dann mache ich in der Zwischenzeit einen Tee."
Snape nickte erneut. Und während Mrs. Janney durch eine kleine Türe verschwand, machte Snape sich auf den Weg zum Auto.
Hermine blieb grübelnd im Wohnzimmer zurück.
Eine Stunde später saß sie, gemeinsam mit Severus, im Wohnzimmer, in einem der beiden dicken Sessel vor dem Kamin. Zwischen ihnen auf einem kleinen Tisch standen eine dampfende Kanne mit Tee und einige Plätzchen auf einem Teller. Mrs. Janney war irgendwo in den Tiefen der Lodge verschwunden.
Snape hatte ein Buch auf dem Schoß, blickte aber bereits seit geraumer Zeit nur starr in die Flammen des Kaminfeuers.
Hermine hatte ebenfalls ein Buch in den Händen, las aber nun schon zum wiederholten Mal den Anfang der Seite, weil sie sich einfach nicht auf die Zeilen konzentrieren konnte.
Sie schlug das Buch mit einem halblauten Knall zu, so daß Snape erschrocken mit den Augen zuckte und sie ansah.
"Warum bist du hier? Was hast du hier vor?", fragte Hermine endlich.
Er blickte kurz zu ihr und dann wieder ins Feuer. Er wartete noch einen Moment und dann begann er endlich zu reden. Auch wenn seine Antwort nicht gerade befriedigend war.
"Ich habe gar nichts vor. Wir bleiben einfach nur zwei Tage hier und fahren dann wieder zurück nach Hogwarts."
"Gar nichts? Also doch Urlaub?"
Snape lachte verächtlich.
"Urlaub... ja, so kann man es wohl auch nennen."
"Nun ja, wenn du hierher fährst, um einfach nur zwei Tage vor dem Kamin zu sitzen, dann würden das sicher viele Leute so bezeichnen."
"Das ist wohl so...", antwortete er, wieder ohne etwas damit zu sagen.
Verärgerung stieg in Hermine hoch. Warum redete dieser Mann nicht mit ihr? Sie waren sich doch nun wirklich inzwischen auf einem Level nähergekommen, der mindestens Reden beinhalten sollte, oder?
Aber dann rief sie sich in Erinnerung, wer da neben ihr saß und schmunzelte seufzend. Ihre Wut ließ sofort wieder nach und als sie weitersprach, war aus ihrem Ton jede Agression gewichen.
"Severus..."
Er hob erstaunt den Blick und sah sie direkt an. Der Klang seines eigenen Namens, aus ihrem Mund, schien ihn nach wie vor zu verwirren. Oder war es die Tatsache, daß sie so sanft zu ihm sprach?
"...ich glaube dir keine Sekunde, daß du hier nur ein wenig enspannen möchtest - auch wenn ich zum Teil weiß, was gestern geschehen ist und du es mit Sicherheit gebrauchen könntest." Sie sah an seinem Blick, daß er sich ihr ein winziges Stückchen öffnete. Hermine unterdrückte den Wunsch, ihre Hand auf seine zu legen. Reden mußte jetzt reichen, sonst würde er sich sofort wieder verschließen.
"Glaube es, oder glaube es nicht, Hermine, aber zu entspannen ist einer der Gründe, warum ich hier bin."
"Aber nicht der Hauptgrund, nicht wahr?"
Er zögerte, schüttelte dann aber den Kopf.
"Nein, nicht der Hauptgrund..."
Sein Blick ging wieder zum Feuer, aber seine Haltung verriet, daß er bereit war, weiterzusprechen.
"Verrätst du mir den Hauptgrund?"
Das Feuer knisterte einige Male laut.
Vor dem Fenster knirschten auf dem Kies Schritte. Mrs. Janney schien auf dem Hof zu sein.
Eine kleine Dampfschwade stieg geräuschlos aus der Teekanne auf.
"Vielleicht später..."
Damit gab sie sich zufrieden.
Und vielleicht setzte er gerade deshalb, nach einer weiteren Pause, hinterher: "Nur soviel sei schon gesagt, in den folgenden zwei Tagen hat 'er' keine Möglichkeit mich zu finden, auch nicht über das Mal.", er machte eine kurze Pause, in der er sich unbewußt über den Unterarm rieb, und setzte dann hinterher: "Ich kann vermutlich davon ausgehen, daß Dumbledore dir gesagt hat, daß ich gestern trotz meiner Vorkehrungen auf einem Treffen war?"
Hermine nickte.
Snape ebenfalls.
"Gut..."
Snape hob das Buch auf seinem Schoß wieder an und schien wieder lesen zu wollen.
Nun - das war doch endlich einmal eine Aussage, mit der Hermine etwas anfangen konnte! Vermutlich war die Lodge magisch geschützt, mit irgendeiner Art Abschirmung versehen - ähnlich wie Hogwarts.
Hermine ließ es damit gut sein und sah nach draußen.
Das Wetter schien geradezu zu einem Spaziergang einzuladen.
"Können wir draußen ein paar Schritte gehen?"
Er sah ebenfalls zum Fenster hinaus, überlegte, und sagte dann recht neutral: "Warum nicht..."
Der Garten der Bearnock Lodge konnte eigentlich nicht als solcher bezeichnet werden, denn er wirkte nicht so, als gehöre er überhaupt zum Haus dazu. Eine große Wiese, deren Seiten von dicken Büschen eingerahmt waren, lag unterhalb des alten Herrenhauses hinter einer halbhohen, baufällig wirkenden Befestigungsmauer, die aussah, als sei sie noch bedeutend älter als die Lodge selbst.
Der Rasen war allerdings gepflegt und nicht besonders hoch, so daß hier offensichtlich doch ein Gärtner am Werke war, der der Natur allerdings nicht zu sehr ins Handwerk pfuschen wollte. Alles wirkte sehr naturbelassen.
Die Sonne war, nach dem Halbdunkel im Inneren der Lodge, besonders hell und schien warm auf Hermine und Snape herab, als sie, mit einem guten Schritt Abstand voneinander, langsam nebeneinander durch den weiten Garten gingen. Beide hatten sie die Arme verschränkt und setzten einen langsamen Schritt vor den nächsten. Sie sahen sich nicht an, sondern bewunderten nur still die Schönheit in der sie sich bewegten.
Obwohl sie nun, unter dem Rauschen der Bäume und Sträucher um sie herum, wieder schwiegen, herrschte eine angenehme Atmosphäre und es dauerte sehr lange, bis Snape die Stille unterbrach.
"Warum bist du mitgekommen?"
Hermine suchte in dem kurzen Satz nach einem anklagenden Ton, aber sie fand ihn nicht. Sie blieb stehen und sah ihn an.
"Weil ich mir Sorgen gemacht habe. Weil ich nach dem was gestern geschehen ist, nicht wollte, daß du alleine bist - egal wo."
Er war ebenfalls stehengeblieben und hörte sich an, was sie zu sagen hatte.
"Ich hätte diese Zeit hier für mich alleine gebraucht.", sagte er ruhig. Auch in diesem Satz fanden sich keine unterschwelligen Noten, nur eine klare Aussage.
"Das erkenne ich inzwischen", sie senkte den Kopf "...und es tut mir leid. Ich werde mich so unsichtbar wie möglich machen." Sie betrachtete intensiv die Spitzen ihrer Schuhe, über ihre verschränkten Arme hinweg. Ein kleiner roter Käfer krabbelte eilig darüber hinweg und verschwand wieder im Gras.
Unerwartet sah und fühlte sie, wie Snape den Zeigefinger seiner rechten Hand sanft unter ihr Kinn legte und ihren Kopf so weit wieder anhob, daß sie sich ansahen.
Den Blick in seinen Augen konnte sie nicht deuten, aber er bewirkte ein warmes Gefühl in ihrer Brust.
"Ich will gar nicht, daß du unsichtbar wirst und ich danke dir für die Sorgen die du dir gemacht hast, Hermine. Aber es gibt Dinge, mit denen ich im Laufe der Jahre gelernt habe, umzugehen - auf meine Weise."
Einen kleine Weile blieben sie so noch stehen, als hätte irgendjemand, der einen Sinn für einfühlsame Bilder hatte, kurz die Zeit eingefroren, um die Szenerie genießen zu können.
Dann ließ er sie wieder los, mit den Worten: "Laß uns zum Haus zurückgehen."
Hermine nickte und sie kehrten um.
Vor dem Haus blieb er noch einmal kurz stehen und wandte sich an die junge Gryffindor.
"Hermine, als ich gestern weg war..."
"...warst du bei Voldemort und hast herausgefunden, daß er schon lange wußte, daß du für den Orden - und nur für den Orden arbeitest", beendete sie seine angefangene Erklärung, um es kurz zu machen.
Snape war eindeutig erstaunt, aber er fragte nicht.
"Richtig. Aber was viel entscheidender ist, ist die Tatsache, daß er jetzt deinen Namen kennt, weil eingetreten ist, was ich befürchtet hatte."
Hermine schluckte zwar, antwortete aber tapfer "Den kannte er vorher auch schon, durch meine Aktionen mit Harry."
"Das ist richtig, aber jetzt kennt er ihn auch im Zusammenhang mit mir. Es ist möglich, daß dich das noch mehr in Gefahr bringt, als du es ohnehin schon warst. Das ist ein weiterer Punkt, weswegen ich nicht begeistert davon bin, daß du jetzt hier bist, obwohl du in Hogwarts geschützter wärst."
"Aber dieser Ort ist doch auch geschützt, oder?"
Snape sah verwirrt aus.
"Geschützt?"
"Ja, du sagtest doch, daß Voldemort dich hier nicht finden kann."
"Oh!" jetzt verstand er.
"Tut mir leid, Hermine, aber dieser Ort ist ein ganz gewöhnliches Muggel-Haus auf einem ganz gewöhnlichen Hügel mitten in den Highlands. Daß Voldemort mich jetzt nicht finden kann hat einen anderen Grund. Das dunkle Mal ist wegen dem was Poppy mir gegen die Nachwirkungen meiner Begegnung mit dem Lord gegeben hat noch mindestens einen weiteren Tag nicht von ihm erkennbar. Er kann mich nicht rufen und ohne das Mal kann er mich auch nicht so ohne weiteres finden."
"Ach so", murmelte Hermine leise und folgte ihm still ins Haus. Ihre Gedanken kreisten um die Geschehnisse und ihre Beobachtungen des Tages. Einige Dinge ergaben keinen rechten Sinn. Aber sie würde schon noch alles in Erfahrung bringen.
Als Hermine abends aus dem Badezimmer kam, hörte sie unten im Wohnzimmer Klaviermusik.
Sie zog den weichen, bodenlangen Morgenmantel, über ihrem geradezu altmodisch hochgeschlossenen Nachthemd, noch etwas fester zu und ging zu der kurzen Treppe, die nach unten führte. Auf dem Absatz auf halber Strecke blieb sie stehen und sah dem schwarzhaarigen Zauberer zu, wie er, in entspannter Haltung und trotzdem sehr aufrecht sitzend, seine schmalen Finger über die Tasten gleiten ließ. Irgendwoher kannte Hermine das Lied, aber sie konnte sich nicht mehr an den Titel erinnern. Es war auch nicht wichtig.
Hermine ging auch die letzten Stufen der dicken Holztreppe herunter und zu dem jetzt geöffneten Flügel hinüber. Das Feuer in dem großen Kamin brannte und verbreitete eine wohlige Wärme im ganzen Raum. Mrs Janney war nirgendwo zu sehen. Überhaupt tauchte sie nur hin und wieder, wie ein guter Hausgeist auf, brachte irgendetwas, das das Wohlbefinden erhöhte, sprach ein paar Worte und war wieder verschwunden. Die ganze Lodge hatte etwas, das Muggel wohl als ‚magisch' bezeichnen würden. Hermine lachte in ihrem Inneren leise über diesen Gedanken. Sie fühlte sich hier genauso zuhause wie in Hogwarts.
Snape sah zwar kurz hoch, als sie sich neben den Flügel stellte und ihm zusah, aber er ließ sich davon nicht unterbrechen.
Wortlos spielte er weiter.
Er wechselte die Melodie und Hermine glaubte das italienische Lied wiederzuerkennen, das er gestern Nacht gesungen hatte. Poppy hatte so recht gehabt, als sie gesagt hatte, daß er nicht erfahren durfte, daß sie die Nacht bei ihm gewesen war. Sie unterdrückte daher einen erkennenden Laut und hörte einfach nur weiter zu.
"Das ist eine wunderschöne Melodie", sagte sie, als er nach dem Ende des Liedes kurz aufhörte zu spielen. "Wie heißt das Lied?"
Snape mußte kurz überlegen, dann fiel es ihm aber wieder ein. "Oceano - ein italienisches Lied" Hermine unterdrückte bei dem Hinweis auf die Sprache des Liedes ein ‚ich weiß' und sagte stattdessen: "Du spielst gut..."
Snapes Gesichtsausdruck schien zu überlegen, ob er ihr zutraute, das beurteilen zu können.
Aber bevor er voreilige Schlüsse zog, fragte er lieber etwas skeptisch: "Du kennst dich mit Klaviermusik aus?"
Hermine lächelte "Ob ich mich auskenne, kann ich nicht sagen, aber ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr."
Eine Augenbraue des Zaubertrankmeisters hob sich in Anerkennung.
Er rutschte auf dem Klavierhocker ein Stück zur Seite und machte eine einladende Geste zur Klaviatur.
Hermine zögerte, setzte sich dann aber neben ihn und legte die Hände auf die Tasten.
Erst hielt sie die Finger nur hauchzart auf das schimmernd weiße Material und fragte sich, angesichts des offensichtlichen Alters des Instruments, ob die Tasten wohl noch aus Elfenbein gemacht waren. Sie streichelte vorsichtig darüber und fühlte die Kühle der Oberfläche. Sie glaubte an einigen Stellen noch die leichte Wärme spüren zu können, die Snapes Finger dort hinterlassen hatten und eine milde Gänsehaut überlief ihren Körper. Sie wurde sich seiner Nähe plötzlich mehr als bewußt und ihr Atem wurde etwas tiefer.
Dann schlug sie die Tasten zum ersten Ton an und spielte eine weiche, bekannte, klassische Melodie und nach wenigen Takten, legte Snape seine Hände ebenfalls wieder auf die Klaviatur und sie spielten gemeinsam, als hätten sie es schon hundertemale so getan. Keiner von beiden verspielte sich. Was ihren Hang zur Perfektion betraf waren sie sich so ähnlich...
Selbst schwierigere Passagen, gingen ihnen so leicht von der Hand, als hätten sie es lange geübt.
Hermine hatte es im Klavierspiel, wie in allem das sie lernen wollte, so weit gebracht, wie es ihr mit Fleiß möglich gewesen war. Natürlich war sie keine Pianistin, aber unter ihren Mitschülern in der Muggel-Musikschule hatte es irgendwann keinen gleichwertigen Partner für sie mehr gegeben. Jetzt und hier in Snape einen zu haben, bereitete ihr ein derart intensives Vergnügen, daß ihre Wangen hochrot wurden, vor freudiger Erregung.
Da ihr das Stück mehr als geläufig war, brauchte sie ihre Hände nicht zu betrachten und konnte sich dem Luxus hingeben, es bei seinen zu tun.
Severus Hände so flink, so auf den Punkt, so einfühlsam über die Tasten fliegen zu sehen, hatte einen höchst erotischen Unterton und als der letzte Laut verklungen war, war Hermine außer Atem, obwohl sie nur ihre Arme und Hände bewegt hatte.
Sie strahlte Snape an und man konnte ihr ansehen, daß sie am liebsten, wie ein kleines Kind, vor Freude in die Hände geklatscht hätte.
"Du spielst auch gut...", gab er ihr ihr Kompliment zurück, während er seine Hände in seinen Schoß legte. Hermine glaubte den Ansatz eines Lächelns zu sehen.
"Laß uns noch etwas spielen!", bettelte sie ganz offen.
Jetzt war das leichte Lächeln ganz deutlich!
"Schlag etwas vor", antwortete er nur...
Es war weit nach Mitternacht, als jeder in sein eigenes Schlafzimmer ging und sich einem ruhigen, ungestörten Schlaf hingab.
