Kapitel 21

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And you cant fight the tears that ain't coming
yea, you bleed, just to know you're alive

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Ginny erklärte sich bereit, den Zaubertrank zu holen, damit sie alle auf das Schlimmste vorbereitet sein würden, sollte es schon bald auf sie warten.

Sie hatten den Trank bei Poppy aufbewahrt und so machte Ginny sich auf den Weg zu ihr.

Die Medihexe saß summend an ihrem Schreibtisch und machte Eintragungen in ein dickes Buch, als die Schülerin den Raum betrat und nach dem Mittel fragte.

Ohne zu zögern, holte Madame Pomfrey es und händigte ihr sechs der kleinen Fiolen aus.

"Madame, wir wissen von dem, was mit Professor Snape los ist - Sie wissen schon, wegen des Mittels, das Sie ihm gegeben haben." Dem Gesicht der Medihexe nach, gefiel es ihr gar nicht, daß Ginny davon wußte, aber sie sagte nichts.

"Ja? Was ist damit?" sie nahm eine große Keramikschale von ihrem Schreibtisch, um sie in das nebenstehende Regal zu stellen.

"Gibt es eigentlich etwas, daß diese Wirkung aufheben kann? Professor Snape ist nämlich gerade aus dem Büro des Schulleiters herausgestürmt mit den Worten, er wisse ein Gegenmittel und sei gleich wieder da."

Als die Keramikschale mit einem hellen Klirren auf dem Steinfußboden zerbrach, hatte Madame Pomfrey die Krankenstation schon fast verlassen und rannte in Richtung der Kerker.

Ginny stellte die Fiolen vorsichtig wieder auf dem Tisch ab und lief hinter ihr her.

Die Türe zu Snapes Labor war nicht verschlossen, da Snape die Magie dazu zur Zeit nicht anwenden konnte. Mit einem harten Stoß stieß Poppy die Türe auf, so daß sie so stark gegen die Wand schlug, daß das Holz laut krachte.

"SEVERUS!", schrie sie durch das Labor und stürzte zornig in Richtung des Zaubertranklehrers, der dabei war, sich mit einer relativ großen, komplett aufgezogenen Glasspritze, eine dunkelblaue Flüssigkeit in eine Vene zu spritzen. Die Flüssigkeit hatte er aus einer Fiole, die noch geöffnet auf dem Tisch vor ihm stand. Ginny hatte so etwas wie eine Spritze noch nie gesehen und wurde bei dem Anblick von einer Gänsehaut geschüttelt.

"DU VERDAMMTER IDIOT!", schrie Poppy ihn an.

Unbewegt sah Snape zu ihr hoch, und sein Blick zeigte feste Entschlossenheit. Dieser Blick alleine, war eine Drohung gegen jeden ,der ihm zu nahe kommen würde.

Die Medihexe hielt das jedoch nicht ab. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte sie sich auf ihn und packte die Spritze. Snape wehrte sie mit einem Schlag ab, der so kräftig war, wie es ihm möglich war, aber da er die Spritze gleichzeitig in seiner Blutbahn halten wollte, fiel der Schlag ungeschickt und nicht halb so hart aus, wie er gedacht war.

"ICH WEISS, WAS ICH TUE! LASS MICH, POPPY!"

"DEN TEUFEL WERDE ICH TUN!" Poppy hatte das Gerät gepackt, von ihm weggerissen und weit von ihnen weggeworfen. Der Glasteil der Spritze zersprang, als sie auf dem Boden aufschlug und die blaue Flüssigkeit verteilte sich in unzähligen Tropfen zwischen den Splittern. Snape gab einen fluchenden Schmerzensschrei von sich und schlug erneut nach der Medihexe.

Aber auch Ginny warf sich nun auf ihn, um Madame Pomfrey zu helfen, und zu dritt kippten sie mit dem Stuhl nach hinten weg, so daß Poppy und Ginny auf dem wütend um sich schlagenden Snape zu liegen kamen. Er war kräftig. Er war sehr kräftig und als er Ginny erst das Knie in die Magengrube gerammt und sie dann mit der Faust an der Schläfe getroffen hatte, kippte die Sechstklässlerin betäubt zur Seite, während Poppy ihre Hände, noch immer laut Verwünschungen schreiend, wie einen Schraubstock um Snapes anderen Arm gedreht hatte.

Der Anblick der fast bewußtlosen Ginny, ließ Snape allerdings auf der Stelle wieder zu Verstand kommen.

Atemlos gab er auf, wurde weich und ließ zu, daß die ebenfalls nach Luft schnappende Medihexe auf ihm zu liegen kam.

Als sie spürte, daß er sich nicht mehr wehrte, rappelte sie sich ein Stück hoch und erlaubte, daß auch er sich aufsetzte.

Dann gab sie ihm einen Ohrfeige!

"Tu das nie wieder, du unvernünftiger, voreiliger, von dir selbst überzeugter, dummer Junge!", fauchte sie ihn aus tiefstem Herzen an. Dann umarmte sie ihn feste und murmelte leise hinterher: "Tu das nie, nie wieder!"

So blieb sie einen Moment, dann ließ sie ihn los und wandte sich Ginny zu.

Die rothaarige Schülerin wurde gerade wieder klar und schüttelte den Kopf, um wieder ganz beizukommen.

"Himmel, haben Sie einen Schlag, Professor."

Snape sah sie betreten an.

"Entschuldigen Sie, Miss Weasley. Das war unverzeihlich."

Ginny grinste und fühlte vorsichtig nach der Beule die sich deutlich an ihrem Kopf abzeichnete "Keine Sorge, Professor, ich bin mit fünf Brüdern groß geworden. Und ich bin nicht so alt geworden wie ich bin, weil ich nichts vertrage. Damit könnten sie Ron wirklich beeindrucken!"

Poppy zog ihren Zauberstab aus dem Umhang und murmelte ein paar Worte in Ginnys Richtung. Die Beule verschwand.

"Und jetzt zeige mir deinen Arm", wandte sie sich wieder an Snape, der den Arm widerspruchslos nach vorne hielt.

Die Kanüle hatte den Arm ein Stück aufgerissen und die Wunde blutete recht stark, da natürlich auch das Gefäß verletzt war in dem die Kanüle gesteckt hatte. Poppy sah sich um und fand einige saubere Tücher neben den Kesseln. Damit verband sie die Wunde notdürftig und warf Snape dabei unentwegt giftige Blicke zu.

"Ginny.", sprach sie die Schülerin an. "Bitte nimm die Fiole mit der blauen Flüssigkeit von Professor Snapes Tisch und schütte sie aus."

Snape spannte sich an, als wolle er Widerwehr leisten, aber ein weiterer Blick von Poppy, erstickte diesen Versuch im Keim.

Ginny stand auf, nahm die Fiole und schüttete sie in den Ausguß des Beckens, in dem misslungene Tränke entsorgt wurden, die ungefährlich genug waren, um nicht magisch entsorgt werden zu müssen.

"Was war das?", fragte sie trotzdem interessiert.

"Ein Mittel, das Magietaubheit für einen gewissen Zeitraum überdecken kann."

"Aber das wäre doch gut...", warf Ginny ein, ahnend, daß die Medihexe noch etwas zu dem Thema zu sagen haben würde.

"Die Nebenwirkungen sind es nicht..." folgte die Ergänzung auch promt.

"Damit wäre ich klargekommen.", knurrte Snape, der sich jetzt, gemeinsam mit Poppy, wieder vom Boden erhob.

"Red keinen Unfug, Severus. Ich brauche dir nicht sagen, was mit Gerald passiert ist, der ebenfalls glaubte, er könne damit klarkommen."

Ginny sah Madame Pomfrey fragend an.

In einem giftigen Ton, der allerdings eindeutig nicht Ginny sondern Snape galt, erklärte Poppy: "Er war zwei Tage später tot. Und er ist alles andere als friedlich gestorben."

"Er hatte zuviel genommen", murmelte Snape.

"ES REICHT JETZT!", fauchte Poppy ihn an. "Es ist schlimm genug, daß du dir das Zeug wieder besorgt hast, ich habe nicht vor mit dir darüber zu diskutieren, wie gut du damit klargekommen wärst, wenn ich genau weiß, daß es dich umgehauen hätte. Ende der Diskussion! Es bleibt ohnehin abzuwarten, was der Teil ,den du dir bereits verabreicht hattest, in deinem Körper anrichten wird."

Ginny sah fasziniert zu, wie Snape die Standpauke, ohne einen weiteren Kommentar, über sich ergehen ließ.

Und plötzlich hatte sie eine Idee.

"Kann ein magietauber Zauberer auf einem Gegenstand fliegen, der magisch ist?"

Snape sah sie erstaunt an. "Natürlich.... ich wäre nicht so schnell, als würde ich apparieren, aber immer noch wesentlich schneller als auf jedem anderen Weg. Aber ich könnte nicht alleine fliegen.", er sah durch den Raum, als suche er nach etwas. Sein Blick ging hin und her, bis er verwirrt an Ginny Weasley hängenblieb, die sich unmittelbar vor ihm aufgebaut hatte, die Hände in die Seiten gestützt, den Kopf schief gelegt und ihn mit einem "Hallo??"-Blick ansehend.

"Sie trauen mir immer noch nichts zu, Professor, oder?" Seine Verwirrung wurde noch größer.

"ICH kann Sie nach Malfoy Manor fliegen."

Sein Blick erhellte sich - um sofort wieder einen Hauch Verwirrung anzunehmen.

"Und womit?"

"Vielleicht mit dem fliegenden Teppich, von dem sie in der sechsten Klasse schon einmal runtergefallen ist.", sagte Madame Pomfrey von der Seite, was Ginny ein Grinsen entlockte.

"Ja, ein fliegender Teppich wäre nicht schlecht.", meinte sie.

"Ja, ein fliegender Teppich wäre in der Tat nicht schlecht - und wenn ich die Gesichter hier vor mir sehe, besitzen Sie nicht nur einen, Miss Weasley, was selbstveständlich höchst illegal wäre, sondern du, Poppy, wußtest sogar davon?"

"Wollen Sie mir dafür jetzt Punkte abziehen, Professor? Oder sollen wir uns lieber auf den Weg machen?"

Er faßte Ginny plötzlich mit beiden Händen bei den Schultern.

"Danke!"

Dann eilten sie gemeinsam aus dem Labor heraus.

Poppy blieb kopfschüttelnd zurück und sammelte mit einem Wisch ihres Zauberstabs die Scherben der Spritze und die Reste der Flüssigkeit auf.