Kapitel 22
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when everything is ment to be broken
I just want you to know who I am
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Ginny und Snape informierten Albus, Harry und Minerva über ihren Plan, Snape mit Hilfe eines fliegenden Teppichs nach Malfoy Manor zu bringen. Von seiner Aktion mit der Spritze erwähnten sie nichts.
"Aber ohne Zauberkraft, ist das doch viel zu gefährlich!", gab Harry zu bedenken.
Aber Dumbledore schien die Idee nicht ganz so abwegig zu finden.
"Malfoy Manor ist garantiert gegen ungewolltes Aparrieren ähnlich geschützt wie Hogwarts und wenn nicht, wird es mindestens dutzende Alarmsysteme geben. Lucius war immer ein höchst paranoider Mann. Wer auch immer jetzt dort lebt, wird sich diese Tatsache zu nutze machen. Wir könnten also auf keine Fall einfach dort hineinapparieren. Insofern wäre es eine Möglichkeit, daß wir drei schon einmal vorab in die Nähe des Hauses apparieren und alles in Erfahrung bringen, was wir wissen müssen, um dort hineinzugelangen. In der Zeit sollten Ginny und Severus es geschafft haben, auch dort hinzukommen. Und Severus' magische Fähigkeiten sollten morgen im Laufe des Tages wieder zur Verfügung stehen. Dann wären wir alle bereits vor Ort und könnten handeln."
Ginny fragte in den Raum: "Sollen wir Ron bescheid sagen, damit er mitkommt?"
Dumbledore schüttelte den Kopf. "Nein, das ist eine Sache für den Orden. Es reicht auch so schon, daß drei Schüler in die Sache verwickelt sind. Wir werden nicht noch weitere hineinziehen. Ihr dürft nur mit, weil ihr Teil des Zirkels seit."
Es erfolgte kein Widerspruch.
"Sollen wir uns Draco schnappen?", fragte Harry.
"Das sollten wir tun", antwortete Snape "Nicht nur, daß Hermine jetzt offensichtlich bei ihm zu Hause ist, sondern es muß auch jemanden hier in Hogwarts geben, der in Erfahrung gebracht hat, wohin die Eule geflogen ist, die nach meiner Abreise an die Lodge geschickt wurde."
Dumbledore ließ Draco sofort holen.
Einige Schlucke Veritaserum und eine knappe Stunde Befragung später hatten sie alle Details die sie benötigten. Allerdings hatten sie Draco damit auch Informationen zukommen lassen, die er keinesfalls weitergeben durfte. Also bewirkte McGongagall mit einem weiteren Spruch, daß der Slytherin sich an das komplette Gespräch nicht mehr erinnern würde, sobald er Dumbledores Büro verlassen hatte. Es schien ihr eine gewisse Freude zu bereiten, einen Teil von Dracos Erinnerung verschwinden zu lassen.
Draco hatte nichts mit der Sache zu tun - und doch gleichzeitig auch alles. Unter dem Einfluß des Veritaserums hatte er dem Zirkel erzählt, daß er Hermine schon seit längerem genauestens beobachtete, weil er vorgehabt hatte, sie für sich zu beanspruchen, zumal sie ja ganz offensichtlich niemand sonst im Auge gehabt zu haben schien. Selbstverständlich nicht als Gattin - das hätte weit unter seiner Würde als Reinblütiger gelegen, aber er hatte ihr für die Zeit nach ihrem Abschluß in Hogwarts eine überaus gute Position in der Firma seines Vaters angeboten, deren Geschäfte nach dessen Einweisung in Askaban automatisch auf ihn übergegangen waren - gleichgültig wie jung er noch war. An die Stellung war ein nobles Appartement und eine eindeutige Stellung als "Liaison" geknüpft gewesen. Und Draco war wohl mehr als erstaunt gewesen, daß Hermine diese, wie er meinte, überaus großzügige Gelegenheit, rundweg ausgeschlagen hatte. Draco hatte sich im letzten Jahr zu einem ziemlichen Casanova entwickelt und hielt sich offenbar für unwiderstehlich. Er habe Hermine mehrfach versucht klarzumachen, welche Vorteile es für sie ihn der Magierwelt hätte, wenn sie offiziell nicht nur damit pralen könne für Malfoy zu arbeiten, sondern auch, sein Bett zu teilen.
Abgesehen von Dumbledore, der dies alles höchst amüsiert zur Kenntnis zu nehmen schien, gab es niemanden im Raum, dem nicht die Abscheu ins Gesicht geschrieben stand.
"Davon hat sie nicht einmal mir etwas erzählt.", sagte Ginny nach diesen Eröffnungen.
Aber damit war Draco noch nicht am Ende seiner Erzählungen.
Er hatte noch immer Kontakt zu Bellatrix, die für ihn arbeitete, was Harry sofort hochfahren ließ. Aber Ginny zog ihn zurück aufs Sofa neben sich, damit Draco weiter erzählen konnte.
Als Draco Hermine mit Snape hatte wegfahren sehen, hatte er Bellatrix eine Nachricht zukommen lassen, sie solle in Erfahrung bringen, wo die beiden hinfuhren. Und das hatte sie auch getan.
Und zu seinem eigenen Entsetzen, weil das, was gefolgt war, nie in seiner Absicht gelegen hatte, hatte Bellatrix ihn lächelnd darüber informiert, daß Lord Voldemort persönlich inzwischen ein Interesse an Hermine habe und sie sie deshalb, zu Voldemorts Verfügung in Malfoy Manor unterbringen würde. Er solle keinesfalls dazwischenkommen.
Und so sehr Draco sich auch selbst überschätzen mochte - er war nicht dumm genug gewesen, um zu versuchen Voldemorts Pläne auf eigene Faust zu durchkreuzen.
"Weiß Voldemort inzwischen, wo Hermine ist?", fragte Snape langgezogen?
"Davon kann man ausgehen", antwortete Draco.
"Dann informiere und jetzt so genau wie möglich über die Schutzvorrichtungen in deinem Elternhaus.", der bedrohliche Ton in Snapes Stimme, hätte wohl auch die Wahrheit aus Draco herausgeholt, wenn er nicht unter dem Einfluß des Serums gestanden hätte. Daß der Zauberstab, den Snape auf ihn richtete nichts ausrichten konnte, wußte Draco schließlich nicht.
Als Ginny und Snape nebeneinandersitzend in einem irrwitzigen Tempo auf dem fliegenden Teppich über das inzwischen nächtliche Schottland flogen, befand sich Draco auf magische Weise schlafend in Hagrids Gewahrsam, während Harry, Albus und Minerva vor Malfoy Manor auf die Ankunft weiterer Mitglieder des Ordens warteten, die Dumbledore informiert hatte, bevor sie Hogwarts verlassen hatten.
Snape umfasste krampfhaft den Zauberstab, und betete, das Mittel, von dem er sich, seiner Meinug nach, viel zu wenig injiziert hatte, würde wenigstens einen Teil seiner Aufgabe erfüllen.
Ginny war hochkonzentriert damit beschäftigt, den Teppich sicher nach Malfoy Manor zu lenken und achtete nicht auf den Professor neben ihr. Deshalb sah sie auch nicht, wie er zusammenzuckte, als er sehr viel plötzlicher als er es gewohnt war, die Magie in sich zurückkehren fühlte. Einen ganzen Tag früher als zu hoffen gewesen war. Erst jubelte er innerlich, aber dann sog er zischend Luft ein. Diesmal kam sie nicht einfach zurück - diesmal brannte sie sich wieder in ihn hinein.
"Es funktioniert." Murmelte er halblaut und Ginny drehte sich ganz kurz zu ihm um. Gerade rechtzeitig, um ihn blitzschnell mit beiden Händen packen zu können, damit er nicht vom Teppich fiel. Das magische Gefährt glitt noch einige Meter in der Luft weiter und hielt dann an.
"Professor! Was ist los?", Sie hatte ihn dicht an sich herangezogen, um sicherzugehen, daß er nicht doch noch über den Rand kippte.
Snape mußte trotz des Feuers das sich durch sein Inneres fraß, innerlich grinsen. Er hatte in den letzten Tagen mehr Körperkontakt zu anderen Menschen gehabt, als in den letzten Jahren zusammen. Und jetzt lag er sogar in den Armen von Ginny Weasley - unfassbar...
"Es ist gleich... vorbei.... es ist das Mittel.", keuchte er.
Ginny begriff sofort "Die Taubheit verschwindet?"
Er nickte und schloß dann verkrampft die Augen. Ginny war schnell klar, daß ihr Unterarm nach dieser Aktion grün und blau schimmern würde, wenn er sich weiter mit soviel Kraft an ihr festkrallen würde. Aber sie sagte keinen Pieps dazu, sorgte nur dafür, daß sie beide im wahrsten Sinne des Wortes ‚auf dem Teppich blieben'.
"Poppy wird es hassen, daß ich Recht hatte.", presste er zynisch hervor.
"Nur wenn Sie nicht gleich tot zur Seite kippen.", fügte Ginny trocken hinterher und packte ihn noch etwas fester. Ihre Ruhe war erstaunlich - und hilfreich.
"Aber das machen Sie doch nicht, Professor, oder? Das tun Sie mir hier jetzt nicht an, ja?" Sie klang beunruhigt, aber Snape bewunderte trotzdem ihre Haltung. Die meisten Frauen die er kannte, wären längst hysterisch geworden. Nicht so die junge Weasley.
Teufel - das Zeug brannte wie die Hölle! Es war wirklich so, als brenne sich die Magie in jede Pore seines Körpers wieder hinein. Er versuchte nicht darüber nachzudenken, was geschehen wäre, hätte er sich die komplette Ampulle verabreicht, und nicht nur den Bruchteil den er geschafft hatte, bevor Poppy dazwischengegangen war.
Aber als er schon glaubte, daß ihn das Feuer in ihm ohnmächtig werden lassen würde, ebbte es ab und wurde erträglicher. Er lockerte seinen Griff um Ginnys Arm.
"Ich glaube es ist fast vorbei... es wird weniger."
"Gut. Sagen Sie mir, wenn Sie sicher sind - und ich meine wirklich SICHER - daß ich sie loslassen kann, damit wir weiterfliegen können."
Die Tatsache, daß er nur nickte und nicht sofort behauptete es sei bereits soweit, ließ sie wissen, daß er sich daran halten würde.
Es dauerte noch etwa zehn weitere Minuten, bevor er seinen Griff komplett von ihr löste und ihr zunickte.
"Es kann weitergehen."
Ginny wandte sich wieder in Flugrichtung, legte ihre rechte Hand zurück auf den Teppich, murmelte ein paar Worte und sie setzten sich erneut in Bewegung. Und schnell hatten sie das rasante Tempo wieder aufgenommen, das sie vor dem Zwischenfall bereits gehabt hatten.
Als sie kurze Zeit später das Gelände vor Malfoy Manor erreichten, waren die anderen bereits dort.
Und sie hatten, entgegen der eigentlichen Abmachung, bereits angefangen, was aber durchaus in Snapes Sinne war.
Der größte Teil des Ordens hatte sich versammelt und der Zauberer erkannte, daß viele sich auf das Gelände verteilt hatten. Die ersten hatten bereits die Schutzzauber der Mauer überwunden, die den großen Gebäudekomplex umfasste und waren auf dem parkähnlichen Vorplatz zum Haupthaus angekommen.
Harry und Albus warteten auf sie und informierten sie über die bisherigen Ergebnisse.
"Bisher hat sich da drin niemand gerührt", erklärte Harry, ohne daß er das Haus dabei aus dem Auge ließ.
Im Haupthaus waren alle Lichter an und das Gelände war daher relativ gut beleuchtet. Es hatte zwar zu regnen begonnen, aber nicht so stark, daß es die Sicht behindert hätte.
Snape und Ginny hörten aufmerksam zu und sahen selbst die ganze Zeit zum Haupthaus rüber.
Es waren weder Wachen vor dem Haus zu sehen, noch konnte man hinter den dicken Vorhängen irgendwelche Bewegungen erkennen.
"Wir wissen inzwischen mit Bestimmtheit, daß sie nicht in einem der beiden kleinen Häuser links und rechts vom Haupthaus ist. Die haben wir bereits durchsucht.", ergänzte Dumbeldore die Informationen.
"Minerva ist gerade mit zwei Leuten auf dem Weg, herauszufinden, ob sie eine Möglichkeit hat, das Haus zu durchsuchen, ohne hineingehen zu müssen. Aber dabei muß sie natürlich sehr vorsichtig vorgehen, um nicht eventuell einen Schutzzauber zu aktivieren, von dem Draco vielleicht nichts wußte."
"Was mich wundert", sagte Harry von der Seite "ist die Tatsache, daß wir nichts hören und absolut nichts sehen. Es scheint so, als wäre das Haus völlig menschenleer, obwohl es hell erleuchtet ist."
Kurz danach kehrte McGonagall zu den vieren zurück und berichtete, daß sie keine Möglichkeit gefunden hatte, in das Haus hineinzusehen, ohne es zu betreten.
"Wir müssen hinein, wenn wir Hermine rausholen wollen."
"Aber wie sollen wir das anstellen, ohne uns offen zu zeigen?"
In diesem Moment öffnete sich die Türe des Haupthauses einen Spalt breit und eine schlanke Gestalt mit langen, braunen Haaren schlüpfte geduckt hindurch, schloß die Türe von außen vorsichtig wieder und huschte dann unter den Fenstern hindurch, an der Häuserfront vorbei, zur Seite in den Park.
Mit offenem Mund hatten die Freunde die kurze Szene beobachtet und überschlugen sich nun beinahe, um ebenfalls in den Park zu gelangen, der ja vom Orden bereits in Beschlag genommen war.
Auch andere Ordensmitglieder, die selbstverständlich ebenfalls Zeuge geworden waren, folgten den fünfen in den großen Vorgarten und in Hermines Richtung, um sie dort herauszuholen, bevor irgendwer darauf aufmerksam würde, daß sie entkommen war.
Sie mußten ihr mindestens irgendwie klarmachen, daß sie da waren.
Nur wenige Zauberer blieben außerhalb der Mauern stehen und nur sie sahen, wie in dem Moment in dem Dumbledore, Snape, Ginny, Minerva und Harry sich auf dem Gelände von Malfoy Manor befanden, plötzlich, wie aus dem Nichts, die Mauer sich nach oben hin rasend schnell erweiterte. Es war nicht wirklich die Mauer selbst, es war vielmehr die sich verändernde Lichtbrechung und die Tatsache, daß keiner der außen gebliebenen Zauberer auch nur noch durch die, eigentlich bereits geöffneten Tore, durch die Mauer hindurchgehen konnte.
Ein magischer Mechanismus war von irgendetwas, oder von irgendwem, ausgelöst worden und er hatte die Zauberer und Hexen des Ordens, die sich auf dem Malfoy-Gelände befanden, eingeschlossen.
