Another Marauders Story

Kapitel 2, Eine unvorhergesehene Nachricht

Lily Evans saß zusammen mit ihren Freundinnen Caithlin, Barbara und Beverly am Tisch der Gryffindors in der Großen Halle in Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei, und nahm an dem Festmahl teil, das, wie jedes Jahr zu Beginn des Schuljahres, als Willkommen für die Schüler und vor allem für die neuen Erstklässler gehalten wurde. Albus Dumbledore, der Schulleiter des Internats, hatte gerade seine alljährliche Rede unter der verzauberten Decke der Halle, die im Moment einen stürmischen und regnerischen, dunklen Himmel zeigte, gehalten, und direkt danach wurde der Sprechende Hut von Professor McGonnagall hereingetragen, die auch gleich die Namen der neuen Erstklässler von einer langen Pergamentrolle vorlas. Jeder der Neuen musste sich den Hut aufsetzen, der dann, nach einiger Zeit die Namen der Häuser ausrief, zu denen die Neuen von nun an gehörten (Gryffindor, Hufflepuff, Slytherin und Ravenclaw).

Lily würde die neuen Gryffindors als Schulsprecherin gleich nach oben in den Turm des Hauses begleiten müssen und sie mit allem vertraut machen, zusammen mit Remus Lupin, der ja Vertrauensschüler war.

Aus den Augenwinkeln sah Lily James Potter, der weiter in Richtung Mitte des Tisches sass und mit seinen Freunden lachend herumalberte und dabei neugierige Blicke von einigen der Neuen auf sich zog. Ach ja, James. Er schien sich seit dem letzten halben Jahr um 180 Grad gewandelt zu haben. Aus dem unmöglichen Jungen von damals, der seinen Mitschülern fiese Streiche spielte und bevorzugt Severus Snape von den Slytherins aufs Korn nahm, war ein symphatischer und attraktiver ( letzteres musste sich Lily beim genaueren Hinschauen gestehen) Mann geworden. Eine Tatsache, die Lily zusagte. Sogar so sehr, dass sie ihn nach der Reise im Hogwarts Express geküsst hatte. Zwar war es nur ein leichter Kuss auf die Wange gewesen, doch immerhin ein Kuss. Noch dazu mit James Potter, dem Jungen, den sie vor kurzer Zeit nicht einmal besonders leiden konnte.

Lily sah noch immer zu James und seinen Freunden. Er sah wirklich nicht schlecht aus mit seinen schwarzen, wild verworrenen, Haaren, seinen haselnussbraunen Augen und seinem natürlichen Lachen... . Sie wollte gar nicht mehr wegschauen. Lily merkte nicht, wie sie in eine Art Trance verfiel. Sie saß am Tisch, den Kopf auf einen Arm gestützt und starrte ihn verträumt an. Ein Zustand, aus dem Caithlin sie befreite. „Hey Lily, alles in Ordnung?"fragte sie und wedelte mit einer Hand vor Lily Augen herum. Lily schreckte auf. „Ähm... ja klar! Wieso sollte etwas nicht in Ordung sein?"Caithlin ah sie misstrauisch an. „Ach weißt du...", sagte sie betont beiläufig, „es ist ja auch ganz normal, während des Festmahls nichts zu essen und statt dessen nur James Potter anzustarren..."Lily sah sich erschrocken um, und tatsächlich: sie hatte nicht gemerkt, wie sich die Tische wie von Zauberhand (hehe) mit riesigen Mengen von Köstlichkeiten gefüllt hatten und nun alle Schüler eifrig dabei waren, sich von allem etwas aufzutun. Was war bloß los mit ihr? Zu Lillys Zufriedenheit hatte Caithlin offenbar kein Interesse daran, das Gespräch weiter zu vertiefen und so tat auch sie sich eine große Portion auf und begann zu essen.

Selbst die berühmtesten Fünf Sterne Köche hätten wohl darüber gestaunt, wenn sie gesehen hätten, was die Angestellten von Hogwarts in so kurzer Zeit in der Küche so alles zubereiten konnten. Aber natürlich wüssten diese Fünf Sterne Köche nicht, dass es sich bei diesen Angestellten nicht um gewöhnliche Köche handelte, sondern um Hauselfen und davon nicht gerade wenig. Das besondere an diesen Hauselfen war, das sie von Tag bis Nacht durcharbeiteten, (das heißt kochen, putzen, Betten machen... kurz: alles was James Potter und Sirius Black nur unter Androhung der drei unverzeihlichen Flüche tun würden), dabei sogar Spaß hatten und noch nicht einmal bezahlt werden wollten. Zustände, die manch ein Zauberer als Sklaverei bezeichnet hatte, wovon die Hauselfen jedoch nichts wissen und hören wollten. Jedenfalls hatten sich diese kleinen, fleißigen Wesen an diesem Abend besonders ins Zeug gelegt und ausnahmslos jeder Schüler und Lehrer hielt sich, nachdem die Speisen wieder verschwunden waren, den Bauch.

Das traf natürlich auch auf Lily zu. Schwermütig erhob sie sich von ihrem Stuhl. „Bis gleich, Mädels.", sagte sie und ging zu Remus und seinen Freunden herüber, die in ein mehr oder weniger tiefsinniges Gespräch vertieft waren. Lily vermutete eher letzteres. Sie tippte Remus auf die Schulter „Die Pflicht ruft, Remus."Er drehte sich erschrocken um. „Was, schon so spät?"„Ja, schon so spät,"sagte sie gelassen und zerrte ihn unsanft von seinem Stuhl. „He!"rief Remus, „Nicht so stürmisch!"„Ach, komm schon! Du musst doch ein gutes Vorbild für die Neuen abgeben!"grinste sie. „Haha! Moony und ein gutes Vorbild. Wirklich gut, Lily!"Das war Sirius. Lily schenkte diesem besonders geistreichen Kommentar keine weitere Beachtung und schleifte Remus zum Ende des Tisches. „Willst du?"fragte sie und deute auf die schwatzende Menge Schüler am Gryffindor Tisch. „Ladys First,"entgegnete Remus und grinste. „Also gut...", seuftze sie, holte tief Luft und rief laut: „Alle neuen Gryffindors folgen uns bitte in den Turm."Alle Neuen wandten sich interessiert zu ihnen, erhoben sich von ihren Plätzen und folgten ihnen in die Eingangshalle, wo Lily und Remus stehen blieben. Lily räusperte sich. „Also...,"begann sie, „Das ist Remus Lupin und ich bin Lily Evans. Er ist Vertrauensschüler und ich bin hier die Schulsprecherin. Wenn ihr Fragen oder Probleme habt, kommt ihr zu uns, okay?"Die Gruppe von Erstklässlern ließ ein zustimmendes Gemurmel vernehmen. Remus ergriff das Wort. „Wir werden euch jetzt zum Gryffindorturm führen, wo ihr eure Koffer in euren jeweiligen Schlafsälen finden werdet. Um in den Turm zu kommen, braucht ihr ein Passwort, dass wir euch gleich sagen werden. Ohne das Passwort habt ihr schlechte Karten, verstanden?"Die Kinder nickten. Remus grinste. „Na dann los!".

Sie drehten sich um und gingen den Neuen voran die große Marmortreppe hinauf und weiter durch die scheinbar endlosen Korridore. Lily grinste, als sie die erstaunten Gesichter der Kinder beim Anblick der sich bewegenden Personen auf den Gemälden, die überall herumhingen, sah. Als sie hier eingeschult wurde, war es ihr genauso ergangen.

„So, da sind wir,"sagte Remus und blieb vor dem Portrait der fetten Dame stehen. Die Erstklässler sahen ihn verwirrt an. „Aber wo ist denn der Eingang? Ich sehe da nur noch so ein Bild!"ließ ein besonders kleiner, blonder Junge von sich vernehmen und zeigte mit weit ausgestrecktem Arm auf das Portrait. Lily lächelte. „Das ist schon richtig.", sagte sie und ging auf das Bild zu. „Das hier ist das Portrait der fetten Dame."„Ich darf doch sehr bitten!"bemerkte die fette Dame und blickte beleidigt zur Seite. Lilly fuhr unbeeindruckt fort. „Wenn ihr also in den Turm wollt, dann sagt ihr einfach das Passwort. Seht her."Sie drehte sich zum Portrait um und sagte laut und deutlich: „Sahnebaiser". Die fette Dame schwang mit ihrem Rahmen zurück und gab somit den Weg in den Turm frei. Die Erstklässler sahen sich erstaunt im behaglichen, ganz in Rot - und damit in einem warmen Ton gehaltenem - Gemeinschaftsraum der Gryffindors um.

Der Gemeinschaftsraum hatte sich seit dem letzten Schuljahr nicht sonderlich verändert. Es war ein großer Raum mit vielen Sesseln und Tischen und einem großen Kamin, der es erstaunlicherweise schaffte, selbst im Winter den ganzen großen Raum zu heizen. An den Wänden hingen hauptsächlich Portraits und Banner des Hauses Gryffindor (ein goldener Löwe auf rotem Grund), aber auch das schwarze Brett und das ein oder andere Poster von Schülern.

Remus ergriff nun wieder das Wort. „Also,"sagte er „ich denke, das war's. Wenn ihr keine Fragen mehr habt, dann geht jetzt bitte in eure Schlafsäle und legt euch hin. Die Schlafsäle befinden sich dort."Er deutete auf eine Treppe am Ende des Raumes. „Geht einfach diese Treppe hinauf, die jeweiligen Räume sind ausgeschildert."Es gab keine Fragen mehr, und so löste sich die Menge der neuen Schüler langsam auf und verschwand in ihren Schlafsälen. Lily ließ sich auf einen Sessel fallen. „Ah, geschafft."keuchte sie und fuhr sich mit der Handfläche durch die dunkelroten Haare. Remus setzte sich ebenfalls auf einen Sessel und streckte die Beine aus.

Sie mussten nicht lange warten, da kam die nächste Ladung schwatzender und lachender Schüler durch das Loch vor dem Portrait in den Gemeinschaftsraum. Unter ihnen auch Beverly, Barbara, Caithlin, Peter, Sirius und schließlich James. James... . Er stach Lily sofort ins Auge, wie er lachend neben Sirius auf sie zukam. Dieses wunderbare, natürliche und ehrliche Lachen... . Aber nein. Sie durfte nicht noch einmal in so einen Zustand wie beim gerade erst vergangenem Festessen verfallen. Das könnte sie mit ihrem natürlichen Menschenverstand einfach nicht vereinbaren. Schließlich war es James Potter! Sie riss sich zusammen und erhob sich aus ihrem Sessel. „Na Leute? Alles gut hinter euch gebracht?", fragte Sirius und lehnte sich an die Lehne von Remus Sessel. Lily nickte. „Ja, keine ernstzunehmenden Komplikationen, nur das übliche Gestaune über die Bilder und so. Nicht wahr, Remus?"Remus erhob sich ebenfalls von seinem Sessel. „Nö, nichts Besonderes dieses Mal.". „Was?"fragte Sirius entsetzt, „Keine neue Generation ehrenhafter Tunichtgute, die würdig ist, unsere Nachfolge anzutreten?"Remus schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Das darf doch nicht wahr sein!"seufzte Sirius und ließ sich resigniert in einen Sessel fallen. Nach einigen weniger ernst zu nehmenden Kommentaren über die neuen Erstklässler von Sirius („Was soll nur aus dieser Schule werden?!"„Ach, es hätte doch nur einer sein müssen! Ist das denn wirklich zuviel verlangt?!" „Ach Mann, das ist doch alles nicht fair!"), Albernheiten von Beverly und Barbara, einer Remus sehr sehnsüchtige Blicke zuwerfenden Caithlin und vor allem einem sehr verträumt aussehenden James beschloss Lilly, ins Bett zu gehen. Ein Vorschlag, der von allen ohne Widerrede angenommen wurde. Schließlich war es ja auch ein langer Tag gewesen.

Am nächsten Morgen wurde sie sehr unsanft von einem Kissen geweckt, das geradewegs auf sie zugeflogen kam und sein Ziel, ihren Kopf, nicht im Geringsten verfehlte. Ohne groß zu überlegen, warf sie das Kissen in die Richtung zurück, aus der es gekommen war und schaute verschlafen auf ihren Wecker. Halb acht. Wer immer dieses Kissen geworfen hatte, hätte dies auch noch eine halbe Stunde später tun können. Aber wo sie jetzt schon mal wach war, konnte sie ja auch gleich aufstehen. Als Lily sich endlich dazu aufraffen konnte, sich tatsächlich aus ihrem Himmelbett zu erheben, fand sie nur noch Caithlin im Schlafraum vor, die beiden anderen waren wohl schon zum Frühstück gegangen. „Na, gut geschlafen?", sagte sie fröhlich und sprang von ihrem Bett auf. Lily rieb sich die Augen und gähnte. „Naja, eigentlich schon.". Sie zögerte. „Bis mir irgendjemand ein Kissen an den Kopf geworfen hat."„Tja, so was würde ich natürlich nie tun... .", sagte sie und grinste schuldbewusst. „Aber jetzt beeil dich lieber, Beverly und Barbara sind schon unten und die Jungs sind, glaube ich, auch schon weg.". Lily lächelte müde. „Tja, wenn das so ist... .".

Als sie ein paar Minuten später die große Halle betraten, fanden sie ihre Freundinnen direkt am Tisch der Gryffindors, wo sie interessiert die neuen Stundenpläne für die Siebtklässler studierten. „Irgendwas Besonderes dabei?", fragte Lily und setzte sich neben Beverly. „Mh... bis jetzt noch nicht... aber warte... oh nein!"Beverly verzog das Gesicht. „Verteidigung gegen die dunklen Künste mit den Slytherins. Das kann ja heiter werden!" Lily schnappte sich auch einen Stundenplan und stellte fest, dass Beverly recht hatte. „Aber wenigstens immer noch bei Professor Chagrin."Caithlin blickte von ihrem reichlich mit Würstchen und Toast beladenem Teller auf. „Chagrin? Wollte der nicht nach seinem Auslandsjahr wieder zurück nach Beauxbatons?"Beverly und Barbara zuckten fast gleichzeitig mit den Schultern. „Och, mir soll's egal sein. Immerhin sieht er ziemlich scharf aus." „Über wen redet ihr da? Chagrin? Also Mädels, ein bisschen Geschmack habe ich selbst euch zugetraut.", sagte Sirius, der plötzlich mit James, gefolgt von Remus und Peter, am Tisch erschien und sie setzten sich allesamt. „Oder was meinst du dazu, Jim?"„Ach, der alte Franzose..."„Ganz meine Meinung,"ließ Sirius von sich vernehmen und belud seinen Teller mit Haferschleim. Währenddessen schnappte sich James einen der Stundenpläne. „Oh mein Gott, womit haben wir das verdient?!"entfuhr es ihm im Tonfall eines Börsenmaklers, der gerade mehrere Millionen beim Spekulieren verloren hatte. Sirius, Peter und Remus sahen ihn verwundert an. „Verteidigung gegen die Dunklen Künste mit den Slytherins."Dieser Satz löste verschiedene Reaktionen aus. Peter verzog enttäuscht das Gesicht, Remus schien es sich nicht sonderlich zu Herzen zu nehmen und Sirius heulte laut auf, so als hätte ihm jemand ein großes Messer mitten ins Herz gestoßen. „AHHH!" Der gesamte Gryffindor Tisch schien sich zu ihm zu wenden. „Mensch, Tatze, alter Junge, was ist denn mit dir los?"fragte Remus besorgt und legte Sirius, der inzwischen resigniert den Kopf hängen ließ, die Hand auf die Schulter. Das fragte Lily sich allerdings auch. „Nicht noch ein Jahr mit Snivellus und den anderen geisteskranken Slytherinfanatikern, wie meiner lieben Cousine Bellatrix und ihrem bekloppten Freund, diesem Rudolphus Lestrange..." James nickte mitfühlend und klopfte seinem Freund sachte auf den Rücken.

Der Konflikt Slytherin – Gryffindor bestand schon immer (der Sage nach bestand er schon zwischen den beiden Namensgebern der Häuser, Godric Gryffindor und Salazar Slytherin, beides Mitbegründer von Hogwarts) und würde wahrscheinlich auch für immer bestehen. Für Sirius schien dieser Konflikt jedoch tragischerer Natur zu sein, da die Blacks von jeher eine reinblütige Zaubererfamilie waren. Das wäre natürlich nicht weiter schlimm, würden sie darauf nicht so stolz sein. Fast die gesamte Familie Black verbrachte ihre Schulzeit im Hause Slytherin, oder auf dem berüchtigten Durmstrang Institut in Bulgarien, und sie alle machten sich keine Mühe zu verbergen, dass sie alle Muggel, die das Zeug zum Zaubern hatten, aufs Übelste verachteten. Mit Ausnahme von Sirius. Er wurde vom sprechendem Hut ohne großes Zögern nach Gryffindor gesteckt. Das genügte schon, um ihn bei seinen Verwandten, darunter eben diese Bellatrix Black, recht unbeliebt zu machen. Und die Tatsache, dass er nichts gegen muggelgeborene Zauberer hatte, nein, sich sogar mit ihnen abgab und anfreundete, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Kurz gesagt: die große Mehrheit der Blacks, und besonders Bellatrix, hassten Sirius. Ein Zustand, der allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte.

Doch da sich die Gryffindors ihren Stundenplan nicht aussuchen konnten, saßen sie ein paar Minuten später zusammen mit den Slytherins im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und warteten auf Professor Chagrin, der auch bald lächelnd durch die Tür schritt. „Guten Morgen, Leute,"sagte er fröhlich und lehnte sich an sein Pult. „Sollen wir gleich anfangen oder gibt es vorher schon irgendwelche Fragen?" Die Klasse regte sich nicht, bis auf Beverly, die ihren Arm hoch erhoben hatte. „Ja, Miss Levoy?" Beverly zögerte. "Ähm, Professor, wie kommt es, dass Sie noch hier sind? Wollten Sie nicht zurück nach Frankreich?"Chagrin lächelte. „Gut, dass du mich daran erinnerst."Er entfernte sich ein paar Schritte von seinem Pult und räusperte. „Wie ihr ja alle wisst, komme ich von der Beauxbatons Akademie in Frankreich, wo ich, genau wie bei Ihnen, Verteidigung gegen die dunklen Künste, defensé contre les arts sombres, unterrichte." Lily nickte innerlich. Das war nichts Neues. Sie fragte sich, warum er ihnen das erzählte. Chagrin fuhr fort: „Da für dieses Fach im Moment eine gewisse... na ja, nennen wir es Lehrerknappheit herrscht, hat Professor Dumbledore mich gebeten, noch ein Jahr hier in Hogwarts zu bleiben."

Lily meinte bemerkt zu haben, dass seine Augen sich bei dem Wort „Lehrerknappheit"für den Bruchteil einer Sekunde von der Klasse abgewendet hatten, so, als ob er lügen würde. In der Klasse brach freudiges Geflüster von den Seiten der Gryffindors aus. Die meisten von ihnen, selbst James uns Sirius, mochten Chagrin, seit er letztes Jahr den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste vom steinalten, und überaus langweiligen Professor Anderson übernommen hatte. Die Slytherins schien das alles kalt zu lassen, was niemanden wirklich wunderte. Denn wie fast jeder wusste, schien sich die Clique um Severus Snape und Bellatrix Lestrange mehr an den dunklen Künsten an sich interessiert zu sein, als an der Verteidigung gegen eben diese. Das Geflüster der Gryffindors legte sich langsam und nun meldete sich Remus. „Mister Lupin, was gibt's?". Lupin zögerte nicht wie Beverly vor ihm. „Sir, wenn Sie nun hier sind und diese... Lehrerknappheit besteht, wer unterrichtet dann in Beauxbatons?" „Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen, Mister Lupin.", Chagrin ging nun wieder zu seinem Pult und setzte sich darauf. „Madame Maxime, die Schulleiterin von Beauxbatons, konnte sich um eine andere Lehrkraft kümmern, jedoch unterrichtet diese nur die Jahrgangsstufen eins bis fünf." Die Klasse sah ihn fragend an. Chagrin grinste. „Das heißt,"sagte er, „dass die sechste und siebte Klasse aus Beauxbatons hier als Gastschüler am Unterricht teilnehmen werden. Nächste Woche werden sie ankommen." Wieder brach aufgeregtes Geflüster von den Gryffindors aus, und selbst die Slytherins schienen diese Nachricht nicht auf die kalte Schulter zu nehmen, Lily sah, wie Rudolphus Lestrange seinen Zauberstab, mit dem er sich vorher die Zeit vertrieben hatte, bei Chagrins letzten Worten überrascht fallen ließ. „Die jeweiligen Hauslehrer, in Ihrem Fall Professor McGonnagall und Professor Weeting, werden das zu gegebener Zeit noch genauer mit Ihnen und Ihren Mitschülern aus der sechsten Klasse besprechen. Jetzt wollen wir uns aber dem eigentlichen Thema der heutigen Stunde widmen, den Erklingen.". Mit diesen Worten erstickte Chagrin das Geflüster und begann mit dem Unterricht.

Nach dieser äußerst informativen Stunde über Erklinge (kleine, überdrehte, gnomartige Wesen aus dem Schwarzwald) verließen Lilly, Caithlin, Barbara, Beverly und die anderen Gryffindors das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und machten sich auf den Weg zu Zauberkunst, das zur allgemeinen Freude nicht mit den Slytherins, sondern mit den Rawenclaws stattfinden würde. Im Klassenraum wurden sie schon vom kleinen Professor Flitwick erwartet, der wie immer auf einem Stapel dicker Bücher stand, um über sein Pult blicken zu können. „Guten Morgen!"grüßte er die Klasse und begann sofort mit dem Verfärbezauber, um sie „auf NEWT Niveau"zu bringen.

Während Professor Flitwick durch die Reihen schritt und die Kissen, die sie verfärben sollten, begutachtete, hatten Lily und ihre Freundinnen genügend Zeit, sich über die eben von Professor Chagrin erhaltene Nachricht auszulassen. „Na? Was sagt ihr dazu?", fragte Beverly mit leuchtenden Augen, während sie ihren Zauberstab auf das Kissen vor ihr richtete „Ist doch spitze, oder?". „Auf jeden Fall!", erwiderte Barbara begeistert. „Wenn diese französischen Jungen auch nur halb so gut aussehen wie Chagrin selbst..."Auf Barbaras Gesicht stellte sich ein träumerischer Blick ein. „Was sagst du dazu, Lily?". Lily sagte nichts dazu, denn ein paar Tische weiter sah sie James stehen, der scheinbar ohne Schwierigkeiten sein Kissen von dem anfänglichen tristen Grau in ein angenehmes Hellblau verfärbte. James schien ihre Blicke bemerkt zu haben. Er drehte sich etwas weiter in ihre Richtung und lächelte ihr verlegen zu. Sie lächelte etwas scheu zurück und blickte schnell in eine andere Richtung. Aus irgendeinem Grund verspürte Lily den Drang, sofort ihren Tisch zu verlassen und zu ihm zu gehen, einfach nur bei ihm zu sein....

„Lily? Hast du mich verstanden?"Sie realisierte Barbaras Worte kaum, die nach ein paar Augenblicken mit den Schultern zuckte und sich wieder ihrem Kissen zuwandte. Lily war das ganz recht. Sie wandte sich wieder James zu, der nun wieder in seine Arbeit vertieft war und das nächste Kissen gelb-rot gestreift färbte. Sie hätte ihm ewig zuschauen können... . Aber nein, was tat sie da? Der Junge, den sie da geradezu anstarrte, war James Potter! Was dachte sie sich dabei? Es war der Junge, den sie vor gar nicht all zu langer Zeit von allen am meisten gehasst hatte (na ja, Snape und Sirius hätten in der Liste Platz eins und zwei eingenommen, aber dann wäre James an der Reihe gewesen!). Doch James hatte sich geändert, er war viel erwachsener geworden. Es schien, als hätte Lily sich in zwei Teile gespalten. Sie argumentierte noch eine Weile mit sich selbst, als plötzlich Sirius Stimme laut durch das Klassenzimmer schallte. „Oh, Tschuldigung, Barbara. Hab wohl ein wenig zu weit nach rechts gezielt... ."Lily drehte sich zu Barbara und erschrak, fiel aber wenig später in das Gelächter der anderen mit ein: Deren Gesicht hatte eine leuchtend grüne Farbe angenommen und rote Punkte zogen sich quer darüber. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „SIRIUS BLACK, DU BIST DER UNGEZOGENSTE MISTKERL, DEM ICH JE BEGEGNET BIN!!!".