Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.

Ruhig saßen die Drei da, beobachtet von den beiden neugierigen Menschen.
"Die sind ja seltsam", Sylvia sah verblüfft drein, Richard nicht minder, als sie das verlauten ließ.
"Ja, aber das ist doch ganz natürlich. Wie verschieden sind Menschen, was das Aussehen betrifft, warum sollten dann diese", Richard unterbrach sich selber kurz, "menschenähnlicher sein?"
"Genau das ist es. Inwieweit wir mit ihnen biologisch gesehen verwandt sind, das wissen wir bisher noch nicht, Tatsache jedoch ist, daß sie uns einerseits sehr ähnlich sind, andererseits aber so fremd wie kaum was anderes. Aber es gibt noch wesentlich exotischere."
Erst jetzt bemerkten sie, daß die Drei sich nicht bewegten, was sie natürlich ermutigte näher zu kommen.
"Hologramme?" Richard zog eine Braue nach oben.
"Genau. Anhand dessen können Sie sich an das fremde Aussehen gewöhnen, sie etwas studieren. Nachlesen können Sie das Wichtigste über diese Völker dann ohnehin in den Datenbanken."
"Beeindruckend", Sylvia schluckte, aber auch Richard ließ das alles nicht ganz kalt - war es doch das erste Mal, daß sie tatsächlich Außerirdischen gegenüberstanden.
Einerseits war Neugierde da, andererseits aber auch ein wenig Furcht.
"Morgen werden wir gemeinsam den ersten Ausflug nach draußen unternehmen."
"Deswegen sollten wir heute", sie hielt kurz inne, "die da sehen?"
"Ja, denn es hat nicht viel Sinn, Sie gleich ohne Vorbereitung Wesen wie diesen hier über den Weg zu laufen. So haben Sie die Möglichkeit das aufzuholen, das uns unser Leben lang begleitet hat."
"Morgen?"
"Ja, genau. Es ist an der Zeit, daß Sie mal frische Luft schnappen", Joe grinste wieder, so, als würde er mit ihnen was Besonderes vorhaben.
Hatte sich die Welt da draußen so sehr verändert? Oder war alles so gleich geblieben? Kaum hatten sie die Stunden hinter sich gebracht. Aufregung hatte sie kaum schlafen lassen, stundenlang waren sie vor den Bildschirmen gesessen, wo sie nun auch Bilder der Aliens aufrufen konnten. Sie waren überrascht, eine solche Vielfalt hatten sie eigentlich nicht erwartet. Über die drei, die sie gesehen hatten, konnten sie gewiß einiges an Informationen erfahren, jedoch von etlichen anderen war kaum was zu lesen und auch Bilder gab es nicht immer.
"Ob die alle so humanoid aussehen?"
"Wird sich sicher weisen."
"Ich weiß nicht, irgendwie bin ich mir gar nicht mehr so sicher, daß das alles so eine gute Idee war."
"Mag ja sein, aber jetzt sind wir hier und ich halte es für besser, alles nicht noch weiter rauszuschieben. Vielleicht nehmen sie mich hier auch ins Militär auf."
"Warum nicht?" Sylvia lächelte, aber wenn sie daran dachte, was sie alles würde lernen müssen, um einen Betrieb zu führen, da wurde ihr beinahe schlecht. Gut, Richard trainierte ja eh regelmäßig, war fast schon wieder so fit, wie zuvor, aber sie?
Die Tür ging auf, Joe stand davor.
"Na? Gut geschlafen? Kommt, wir gehen ins Bistro."
"Französische Küche?"
"Ja, mein Stammcafe, ich gehe immer zum Frühstück hin."
"Worauf warten wir dann noch?"
Sylvia war schon aufgesprungen und stand neben Joe.
"Hey,hey, immer mit der Ruhe."

Bald darauf saßen sie im Bistro nebeneinander an einem kleinen Tisch, aßen Croissants und frischen Kaffee, waren beeindruckt von den Leuten, die am Cafe vorbeigingen. Man merkte den Leuten schon an, ob sie geschäftig ihrer Arbeit nachgingen oder Touristen waren.
Zum ersten Mal sahen sie Außerirdische real. Waren sie die erste Zeit sprachlos, so begannen sie bald schon Fragen über Fragen zu stellen. Joe fand kaum die Zeit eine zu beantworten, als auch schon die nächste erklang. Schließlich war es ihm genug.
"So, genug geredet. Kommt!"
Er stand auf, zahlte und ging, was beide natürlich veranlaßte ihm zu folgen.
Während sie gingen, blieb vor allem Sylvia der Mund ziemlich offen stehen. Sie achtete kaum, wohin sie gingen, schrak kurz zusammen, als Joe zu reden begann.
"Richard, das ist meine Überraschung für dich heute."
"Ein Traininscenter?"
"Naja, nicht so ganz, eher etwas..."
Sie sahen ein paar Außerirdische reingehen.
"Kommt!"
Was sie drinnen sahen, das ließ Richards Augen aufleuchten.
Ja, das war so ganz richtig nach seinem Geschmack, aber was war das? Sicher, ein Kampfsport, aber was für einer.
"Hier lehren Drazi. Sie sind Meister in dieser Kampfsportart."
"Cool!" entfuhr es Richard, ganz gegen seiner Gewohnheiten.
Sie sahen ein paar sehr ungewöhnliche Griffe, Kniffe und überhaupt, das war ganz was anderes. In Richards Füßen juckte es. Er wollte unbedingt mitmachen, wie lange schon war es her, daß er was Neues probieren konnte.
"Hey, krieg dich wieder ein!" Sylvia sah ihn kurz an, seufzte dann aber doch schicksalsergeben auf.
Eine Rangelei war zu Ende gekommen. Stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht standen sie auf, gingen in die Ecke, bis auf einen Drazi. Dieser wirkte siegesicher und selbstbewußt. Er grinste so dreckig, wie es nur die Drazi vermochten, stieß einen Siegesschrei aus.
"Wer will mich noch herausfordern?"
"Ich!" entfuhr es Richard, ohne, daß die beiden ihn noch hindern konnten.
Schneller als sie zu schauen vermochten, stand er schon auf der Matte neben dem Drazi und begann eine heftige Rangelei. Versuchte er mit seinen Sportkenntnissen von Kung-fu bis zu caphoeira einen Stand zu behalten, so unterlag er dem Drazi schließlich doch. Über mehrere Runden ging der Kampf, so gut Richard auch war, doch schließlich mußte er wohl oder übel aufgeben. Dennoch wirkte er so glücklich wie schon lange nicht mehr.
"Na? Zufrieden?"
Joe und Sylvia grinsten ihn an. Er wirkte leicht lädiert, mit brummigem Schädel kam er ihnen näher, aber er hatte doch ein Erfolgserlebnis gehabt - nun ja, fast jedenfalls.
"Warte!"
Der Drazi kam näher.
"Du hast dich gut geschlagen, fürs erste Mal. Also, wenn du lernen möchtest..."
"Ja, unbedingt!"
Das Grinsen des Drazi wurde dreckiger und breiter.
"Gut, dann komm morgen wieder!"
Richard war glücklich. Gemeinsam verließen sie den Raum, hörten Raunen hinter sich und setzten sich auf eine Bank.
"Das ist genial. Hier ist ja eine so große Menge zu lernen...."
"Das ist ein Sport, der heute genauso bekannt ist, wie Kung-fu zu Eurer Zeit."
Richard entfuhr ein Stöhnen, sein Kopf schien zu explodieren, doch wenige Augenblicke später verschwand das alles wieder.
"Geht es dir gut?"
"Ja, war wohl der Schlag auf den Hals, den ich abgekriegt habe."
Seltsam, durchfuhr es Sylvia. So wehleidig ist er doch sonst nicht.
"Und was dich betrifft, du hast vor einiger Zeit den Wunsch geäußert, dich wieder in Betriebskunde zu bilden, nach den Rechten der heutigen Zeit. Morgen besuchen wir die Uni, werden dir dort ein paar Kurse buchen, damit du einen ersten Einblick ins neue Rechtssystem bekommst."
"Prima." Irgendwie war Sylvia es doch leid geworden, nur so in den Tag hineinzuleben. Auch, wenn es nötig war um diese Gesellschaft und Welt richtig kennen zu lernen.
"Die erste Phase habt ihr hinter euch. Nun ist es an der Zeit euch in diese Welt einzugliedern. Ihr werdet Kurse besuchen, euch auf eine Zukunft vorbereiten lernen, in der ihr für euch selber sorgen müßt", Joe wurde ernst.
"Und ich bin mir sicher, daß ihr das locker packen müßtet. Aber eines dürft ihr nicht vergessen. Ab morgen werdet ihr euch auch für Unterkunft und Essen und alles andere zu revanchieren beginnen", er winkte ab, als Sylvia ihn unterbrechen wollte, "wie ihr ja schon gehört habt, haben wir eine Menge erlebt, vieles verloren. Ihr werdet uns einiges von der Vergangenheit erzählen, helfen, Lücken zu füllen. Das ist eure Aufgabe hier."
"Kein Problem."
Sie hatte anderes erwartet, war aber auch erleichtert, daß es sich nicht um mehr handelte.

Die nächste Zeit lief tatsächlich so ab, wie Joe es prophezeit hatte. Sie besuchten Kurse, Richard in Selbstverteidigung, Vorbereitung zur Aufnahme in die Earthforce und Sylvia in Richtung Betriebsführung. Beide fühlten sich dem Weg, den sie gewählt hatten, durchaus verbunden. Sylvia, von ihrer täglichen Lektion auf der Uni erschöpft, verließ selbige in Richtung Sanatorium, wo sie immer noch lebten.
Als sie durch einen Park ging, spürte sie heftige Kopfschmerzen. Leichte hatte sie immer wieder gehabt, es allerdings auf den Tumor zurückgeführt. Diesesmal waren sie unglaublich stark, sie brach zusammen.
Das Wispern, das den Schmerz begleitete, war grauenhaft, schrill, laut und durchdringend und das, obwohl sie doch alleine war.
Im Park war keiner in Sichtweise.
Erst Minuten später ging es ihr wieder besser. Das mußte sie unbedingt Richard erzählen.

Doch auch er hatte in der letzten Zeit immer wieder Zusammenbrüche gehabt, diese aus unerfindlichen Gründen allerdings für sich behalten.
Es würde ja wieder vorbeigehen, so hatte er immer wieder gedacht.
Als ihm Sylvia das Erlebte erzählte, begann er nachzudenken.
"Das ist seltsam. Wir haben einen ähnlichen Kopfschmerz, der immer öfters auftaucht, stärker zu werden scheint, das gefällt mir nicht."
"Und was sollen wir tun?"
"Ich halte es nicht für klug, Joe einzuweihen."
Das tat er tatsächlich nicht, obwohl er nicht mal sagen konnte warum. Joe hatte ihnen in jeglicher Hinsicht geholfen, so gut er konnte, hatte nie Probleme gemacht. War immer hilfsbereit. Warum mißtraute er ihm auf einmal?
Seltsam.
"Du meinst es erst mal für uns behalten?"
"Wir wurden doch vorgewarnt, daß wir noch eine längere Zeit Kopfschmerzen und ähnliches haben würden."
"Aber doch nicht fast zwei Monate lang."
"Es gab keine zeitliche Angabe. Was, wenn dem aber schon so wäre? Und das nur Reaktionen auf diesen Tumor?"
"Ich bin vorher ohnmächtig geworden deswegen", Sylvia wirkte besorgt, "und was ist mit den Stimmen?"
"Du hörst das gleiche? Und das macht dich dann auch fertig, oder?"
"Ja. Was, wenn wir dann vom Corps einkassiert werden? Die telepathischen Fähigkeiten klingen sehr nach den Kopfschmerzen, die wir jetzt haben."
"Blödsinn. Wir hatten doch auch vorher keine."
"Das weiß ich auch, aber..."
"Warum sollten wir jetzt solche Sachen entwickeln? Ach was, das wird sicher nur die Nachwirkung sein."
"Und warum willst du dann mit Joe nicht reden?"
Darauf wußte Richard keine Antwort.

Die nächsten Tage blieben die Kopfschmerzen nicht aus, sie wurden zwar häufiger, aber nicht unbedingt intensiver.
An einem der folgenden Abende brachte ihnen eine junge Schwester einen Zettel.
"Das wurde für Sie gebracht."
Sie zog sich dezent zurück.
Neugierig riß Richard den Umschlag auf.
"Kommen Sie um 13.40 zur Lincolnstatue. BG."
Verwirrt sahen die beiden sich an. Der Platz lag ruhig und die Statue trug bereits große Spuren von Efeu und anderem Grünzeug, der stillste Teil des Parkes.
"Wer ist BG?"
Die einzige Antwort war ein Schulterzucken.
"Das können wir nur rausfinden..."
"...wenn wir hingehen."
Die natürlich Neugierde siegte und wenig später fanden sie sich tatsächlich am genannten Ort ein. Es war ruhig, sie waren alleine. Wer auch immer BG war, er hatte sie wohl versetzt.
Das wurde wirklich immer geheimnisvoller.
Und vor allem, was wollte er von ihnen?