Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.

Eine Kleinigkeit sollte ich vielleicht doch noch anfügen.
Danke fürs Verständnis an Deatheather und Saraton, daß ich mir hier vielleicht ein wenig "künstlerische Freiheit" gestatte.
Ist nicht ganz so einfach ein Spiel, das doch schon etwas länger her ist, auf den Punkt genau wiederzugeben. Was dann natürlich auch bisweilen andere Handlungsweise von Charakteren und geänderten Situationen mit sich bringen mag.

Aber ich muß zugeben, das Spiel hat mir damals Spaß gemacht und ich hoffe auch euch beiden.

Die nächsten Tage waren geprägt von Übungen, Lernen und Verstehen, was das Corps nun eigentlich war bis hin zu "Wie schützt man sich am Besten".
Beide waren darin übereingekommen, daß das Corps nicht gerade sehr human war. Ganz im Gegenteil. Natürlich blieb es so auch nicht aus, daß sie begannen darüber her zu ziehen. Je mehr Geschichten Richard hörte und je mehr er sich damit auseinandersetzte, umso mehr zog er Vergleiche zu anderen Zeiten und anderen Organisationen, die einst ähnlich begonnen hatten. Was war aus ihnen dann geworden? Meistens hatte es Kriege gegeben, oder sonstige Katastrophen. Durfte er wirklich zulassen, daß das Corps die Menschen in einen weiteren Krieg hineinzog? Doch er war allein. Die anderen Telepathen fühlten sich dem nicht gewachsen. Auch Sylvia wirkte skeptisch.
Sie wußten beide genau, daß sie alleine gegen eine solche Organisation kaum was ausrichten konnten und doch juckte es Richard in den Fingern. Das, was das Corps da tat, widersprach doch jeglichen Prinzipien der Menschlichkeit.

Im Moment waren sie gemeinsam beim Training, übten gerade Schutzbarrieren aufzubauen. In ein paar Tagen sollte es weiter gehen - hin zur Randzone. Das war alles, was man ihnen gesagt hatte.
"Lauft!"
Janet schrie auf, verwirrt standen sie kurz da, merkten die Panik, die wie eine Woge vor ihnen brandete. Martin packte die beiden, zog sie mit sich und stieß sie in einen Gang hinter den Brettern. Sylvia fing einen Gedanken auf. - Schwarzgekleidete Männer mit Abzeichen, Handschuhen und Waffen in der Hand. Ein Feuergefecht hinter ihnen brandete auf und kurz danach war es so still wie schon lange nicht mehr. Die anderen Telepathen gaben keinen Laut mehr von sich.

Schließlich fanden sie einen Schlupfwinkel in einer Höhle in der alten Mine. Hier ruhten sie, verschnauften. Martin war so stumm wie selten zuvor, aber auch Richard und Sylvia verloren kaum ein Wort. Zu tief saß der Schock. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß das Corps so brutal vorgehen würde. Eine brutale Überraschung.
"Wie soll es jetzt weitergehen?"
"Wir verschwinden vom Mars, im Moment sind wir hier ganz und gar nicht sicher. In wenigen Stunden wird ein Drazi-Schiff ablegen und wir werden mitfliegen."
Tatsächlich saßen sie im genannten Schiff, sie merkten, wie Martin mit dem Drazi-Captain sprach und sich dann zu ihnen in den Frachtraum setzte.
Unbehelligt verbrachten sie die nächsten Stunden, bald schon war das Schiff im All und sie weit genug vom Mars weg. Vom Frachtraum hatten sie genug, also gingen sie nach vorne.
Ihre Quartiere waren schon bereitet, die Aufregung hatte sie müde gemacht und schon bald schlummerten sie tief und fest. Sie waren in Sicherheit.
Die nächsten paar Tage verliefen recht ruhig. Nur eines machte ihnen Sorgen, Martin wirkte sehr verschlossen, das waren sie von ihm ganz und gar nicht gewöhnt. Sie wußten, daß sie ihm im Augenblick nicht helfen konnten, er brauchte ein wenig Zeit für sich, zumal er nicht einmal die Möglichkeit einer Beschäftigung hatte.
Sylvia und Richard nutzten die Zeit fürs Training, nicht nur das, was sie von den Telepathen gelernt hatten, sondern auch eine Mischung aus den alten Kampfsportarten und dem, was Richard auf der Erde gelernt hatte.
Am zweiten Tag der Reise, sie speisten mit der Besatzung gemeinsam, ergab sich ein kleiner Kampf zwischen zwei Drazi. Dieser war nicht ernst gemeint, eher eine Art Unterhaltung und Möglichkeit für Wetten.
Die beiden hatten zwar hinterher einige Blutergüsse und blaue Augen, aber es hatte ihnen sichtlich Spaß gemacht. Natürlich wollte Richard auch nicht zurück stehen, als der Sieger eine Herausforderung aussprach. Dieser, ein wenig überrascht, schlug ein. Mehrere Runden danach hatte Richard mit Müh und Not durch K.O. gewonnen. Woraufhin er nicht nur einen kleinen Wetteinsatz gewonnen hatte, sondern auch die nächsten Tage beim Essen gefordert wurde. Die Siege wurden ihm immer schwerer, da er gegen Geld auch ein wenig von seinem Wissen beibrachte. Doch auch Sylvia profitierte davon, lernte doch auch sie dazu. Nur Martin blieb ohne Interesse, er brütete vor sich hin, schien kaum was wahrzunehmen, bis sie schließlich am Ziel angekommen waren.
"Endstation meine Herrschaften, bis zum nächsten Mal", der Captain grinste, lud seine Schiffsladung ab und flog davon.
"Hier sollten wir ziemlich sicher sein."
Martin geleitete sie zur Siedlung. Diese bestand aus einigen, einst sicherlich prächtigen Bauten, die nun jedoch schon ziemlich abgewohnt wirkten.
"Centaurihäuser?"
"Ja, dieser Planet war einst eine Kolonie der Centauri. Als sie den Planeten ausgebeutet hatten, flogen sie von dannen, hinterließen nur ein paar Überbleibsel wie diese Gebäude. Aber so konnten sich unsere Leute ersparen selber zu bauen. Es würde mich sehr überraschen, wenn das Psi-Corps uns hier finden sollte. Zumal es hier auch keine großartige Handhabe gibt, der Planet ist offiziell noch immer Eigentum der Centauri."
"Tatsächlich?"
"Nun ja, sicher nicht schriftlich, aber eher aus Gewohnheitsrecht. Nachdem der Planet aber keinerlei Interesse für jemanden bietet, sind wir hier dennoch ziemlich sicher."
"Und wie heißt er?"
"Primus 19, aber das tut sicher nicht viel zur Sache."
"Sind das alles Telepathen hier?" Sylvia sah Martin an.
"So gut wie alle, es sind aber auch ein paar andere hier und nicht nur Menschen. Es ist eine Art Hafen der Sicherheit."
"Der Planet ist doch ziemlich trocken, von was lebt man hier?"
"Von dem, was die Schiffe bringen und auch ein wenig von dem, was wir hier selber anbauen können. Der Planet hat leider nicht sonderlich viel Wasser. Da läßt sich nicht viel machen, aber es gibt Planeten, wo noch weniger Wasser ist. Von daher könnte es noch viel schlimmer sein."
"Folgt mir, ich zeige euch, wo ihr unterkommen könnt!"
Er brachte sie zu ein paar leeren, abgewohnten Gebäuden, die man mit mehr Liebe als Erfolg halbwegs versucht hatte zu renovieren. Ein paar Möbel standen drinnen, Kleinigkeiten, wie Geschirr und Tücher fanden sich ebenfalls und auch Kleider zum Wechseln wurden ihnen zur Verfügung gestellt.
"Hier habt ihr eine Möglichkeit euch eine neue Existenz aufzubauen. Natürlich werdet ihr auch für die Gemeinschaft etwas tun müssen, aber man wird euch vor allem am Anfang unter die Arme greifen, da könnt ihr sicher sein." Martin wirkte ungemein traurig, als er sie ansah.
"Du bist die ganze Zeit über so stumm gewesen, so traurig. Es ist nicht leicht Leute zu verlieren, die man mag." "Was ist es wirklich?"
"Janet..." Sylvia sah ihm in die Augen, "es ist wegen Janet, oder?"
"Ja, sie war meine ... meine Frau", er schluckte.
"Das ist ... "
"Ja, das ist überraschend, nicht wahr?"
"Warum hast du nichts gesagt?"
"Ich konnte nicht..."
"Wir hätten vielleicht was tun können."
"Selbst wenn, es wäre nicht richtig gewesen."
"Den Menschen rauszuschlagen, den man liebt?"
"Wir hatten eine Abmachung. Wird einer geschnappt, dann zieht der andere sich zurück ... wären beide gefangen, wären wir gegenseitig erpreßbar gewesen, so aber..."
Sylvia und Richard schwiegen. Es lag durchaus Wahrheit in den Worten. Aber fair war das nicht gerade, auch, wenn Martin es tat, weil er Janet liebte.
Ohne noch etwas zu sagen, drehte sich Martin um und ging. Er wollte einfach nur alleine sein. Sie verstanden es wohl, ließen ihn gehen, er brauchte einfach Zeit für sich. Natürlich war es nicht so, daß das leicht für ihn zu verkraften war, aber seine Zeit würde noch kommen.
Hier also sollten sie die nächste Zeit leben. Nun, das war immer noch besser, als in den weichen Betten eines Psi-Lagers. Sie würden sich schon daran gewöhnen.
Die erste Nacht in ihrem neuen Bett war seltsam. Beide wachten schweißgebadet auf. Furchtbare Alpträume quälten sie, die sie kaum zur Ruhe kommen ließen. Doch konnten sie sich nicht mehr daran erinnern. Nur die Angst, die ihnen im Nacken gesessen war, das Gefühl vergaßen sie nicht. Erst in der Morgensonne begannen sie sich wieder zu beruhigen und die Nacht zurückzudrängen.
Orange färbte sich der Himmel, die letzten Schatten der Nacht verflogen und mit ihnen die Angst, die ihnen im Nacken gesessen war.
Sie verließen das Haus, begaben sich zum Marktplatz, erwarben ein wenig Gebäck und etwas zu trinken, ließen sich neben dem Brunnen nieder.
"Das war heute nacht aber wirklich seltsam."
"Du bist mehrmals in der Nacht hochgeschreckt, Richard, genau wie ich. Das ist doch nicht normal. Gut, wir haben viel erlebt, aber im Schiff hätten wir genug Zeit gehabt für Alpträume."
"Hast du eine Erklärung dafür?"
"Haha, sicher und der Weinachtsmann bringt die Ostereier, wie?"
Beide lachten kurz auf, wurden dann aber wieder ernst.
"Komische Vorstellung, der Weinachtsmann mit Hasenohren und Hühnern statt der Rentiere..."
"...und der frierende Osterhase dessen Fell im Kamin verbruzelt wird."
Ein Grinsen überflog ihre Gesichter.
"Kannst du dich an den Traum erinnern?"
"Nein, nur an ein Gefühl, als würden wir beobachtet werden. Aber wir waren doch alleine..."
"Eigentlich schon..."
"Sie sind Telepathen?"
Eine alte Frau, so um die 60, graues Haar, abgehärmtes Gesicht und leicht gebückt setzte sich zu ihnen.
"Sie sind gestern angekommen, nicht wahr?"
"Ja."
"Und Sie sind Telepathen?"
"Warum wollen Sie das wissen?"
"Sie sprachen gerade vom Willkommensgruß des Planeten."
"Wovon reden Sie?"
"Von 8 Leuten auf dem Planeten sind 7 Telepathen und diese 7 haben regelmäßig Alpträume. Die erste Nacht ist für die meisten die schlimmste, fast so, als wolle der Planet selber Kontakt aufnehmen. Ich bin jetzt schon mein halbes Leben hier und das hat sich alles immer wiederholt."
"Ist man dem Ganzen mal auf den Grund gegangen?"
"Sicher hat man versucht das Rätsel zu lösen, aber ohne Chance. Wahrscheinlich findet keiner die Lösung."
"Und warum bleiben die Telepathen dann hier auf dem Planete?"
"Selbst die stärksten Telepathen können nicht auf den Planeten runterscannen oder von diesem raus. Es ist wie ein Schutzschirm für sie. Da die meisten Telepathen auf der Flucht sind, nehmen sie die Alpträume gerne in Kauf. Das werdet auch ihr noch feststellen."
Die Alte erhob sich und ging wieder.
"Eigenartig. Ist der Planet deswegen als Fluchtort gewählt worden?" Richard versank in Gedanken.
Minuten vergingen, schließlich beschlossen sie beide, daß es genug war mit dem Trübsal blasen und begannen sich ein wenig umzusehen. Im Grunde unterschied sich der Planet kaum von den anderen Kolonieplaneten, mit dem einzigen Unterschied, daß sich hier einfach wesentlich mehr Telepathen befanden, als sonst.
Richard fiel natürlich eine Kleinigkeit auf.
"Keine Möglichkeit fürs Training? Ich glaube, das sollte sich doch ändern lassen..."
Sylvia verdrehte die Augen nach oben, dachte sich ihren Teil. Langsam ging ihr das doch auf die Nerven, obwohl - wie sie zugeben mußte - er damit auch immer wieder ihr Budget aufgebuttert hatte.
"Vielleicht sollte ich hier eine Trainigsmöglichkeit schaffen."
"Wie wäre es mit Unterricht? So etwas haben wir hier eh noch nicht."
Vom Nachbartisch des Lokals blickte ein junger Mann zu ihnen hinüber.
"Ich würde mich zB dafür durchaus interessieren... und ich bin mir sicher, daß es noch andere gibt, die daran Interesse hätten."
"Mal sehen, was sich machen läßt."
Richard wirkte zufrieden. Ja, da müßte sich doch was machen lassen. Aber nicht heute, vielleicht nächste Woche dann, jetzt wollte er mal den Planeten erkunden.