Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.

Der Planet selber war seltsam. Wirkte wüstenartig, wenngleich nicht so stark wie der Mars - nun ja, das was sie vom Mars gesehen hatten.
Die Sonnenstrahlung kam von einer leicht orange gehaltenen Sonne und strahlte durchaus Wärme ab, wenngleich man nicht unbedingt in starkes Schwitzen kam. Eigentlich fühlten sich beide hier durchaus wohl - wenigstens, was das Klima betraf.
Dafür fehlten Grünpflanzen, das wenige, das wuchs, war vor allem Getreide. Ein paar Schafe fanden sich auch, ebenso wie Kartoffeln und ähnliche wenig anspruchsvolle Gemüse- und Obstsorten angepflanzt wurden. Das, was man hier produzierte, diente vor allem dem Eigenbedarf. Die Baumwolle, die hier auch geerntet wurde, diente als Grundstoff für Stoffe. Das war alles, was sich hier hielt. Doch konnten sie nicht sagen, ob es sich dabei um gentechnisch veränderte Sachen handelte oder nicht und überhaupt, war das nicht auch egal? Die wenigen einheimischen Pflanzen bestanden hauptsächlich aus Wurzeln und Knollen, sie ähnelten Wüstenpflanzen, waren aber keine solchen.
Der Schatten wurde hauptsächlich von Bäumen gespendet, die sich hier angepaßt hatten, Sträucher und Moose ergänzten das Grün. Seen gab es keine, ein paar Quellen und Brunnen, das war auch schon alles. Sylvia dachte an Australien, es wirkte ähnlich wie dieser Kontinent und doch war alles ganz anders.
Sie unterhielten sich mit den Einwohnern. Sie waren ungewohnt freundlich, ganz anders von der Ausstrahlung als die Menschen der Erde. Ein fast familiäres Klima herrschte, obwohl sie doch alles Fremde waren. Lag das vielleicht daran, daß so viele andere auch Telepathen waren? Obwohl man sie nicht zwang, hielten sie doch gewisse Grenzen ein, die "Normalen" hatten keineswegs das Gefühl Außenseiter zu sein, ganz im Gegenteil.
Die nächsten Tage vergingen praktisch wie im Flug. Doch jede Nacht träumten sie schreckliche Dinge, an die sie sich nicht erinnern konnten, das einzige, das blieb, war ein schaler Geschmack.
Sie wußten, daß auch die anderen Telepathen träumten, das hatten sie inzwischen selber durch Gespräche bestätigt gefunden. Aber sie fanden noch etwas anderes heraus: Der Planet hatte ein eigenartiges Schutzschild. Kein Telepath konnte raus- oder reinscannen oder gar etwas schicken. Praktisch ein sicherer Hafen vor dem Psi-Corps.
Das erklärte auch, warum die Telepathen trotz der Alpträume blieben.
Schließlich stand für sie fest, auch, wenn der Schutz noch so gut war, die Neugierde siegte. Sie suchten die nächste Mine auf. Hier, so hatte man ihnen gesagt, wären die bisher meisten Ausgrabungsstücke gefunden worden. Mit Taschenlampen und Schaufeln ausgerüstet, betraten sie diese. Es wurde dunkel und kühl um sie herum. Die Luft wirkte langsam abgestanden und trocken.
Bald schon standen sie vor einem verschütteten Gang, der sie am Weitergehen hinderte. Sie scannten zwar, doch das einzige, das auf ihrem Gerät und auch in ihren Köpfen angezeigt wurde, war, daß es ein einfacher Gang war, nicht mehr und nicht weniger, der sich dahinter noch fortsetzte.
Enttäuscht gingen sie retour, als Sylvia stolpterte. Ihr Knöchel tat ein wenig weh, sie setzte sich auf, griff hinter sich und hatte einen metallischen Gegenstand in der Hand.
"Sie mal, Richard!"
Sie streckte ihm einen Dolch entgegen. Dieser war abgegriffen und oft benutzt, aber er war definitiv Centauriware.
"Vielleicht sollten wir uns noch mal genauer umsehen, was meinst du?"
Richard nickte und tatsächlich entdeckten sie noch ein paar alte Centauridukaten und eine Statue, wie man sie wohl in jedem Touristenort bekommen würde.
Als sie diese Dinge hatten und den Gang mehrere Male gründlich ausgeleuchtet hatten, war es schon spät abends. Sie waren müde und erschöpft, ruhten sich kurz aus, aber bald schon schreckten sie hoch, vermeinten Stimmen zu hören, fühlten Schmerzen. Ihnen stellten sich die Haare im Nacken auf. Rascher als sie es erst glaubten, waren sie aus der Mine draußen und wieder zu Hause.
"Was war das?"
"Keine Ahnung, aber es erinnert mich so sehr an meine Träume!"
"Dich auch?"
"Vielleicht sollten wir uns ein paar Unterlagen suchen, wo wir die Informationen über den Planeten bekommen könnten. Irgendwas ist hier ganz und gar nicht geheuer."
Richard nickte. Ja, er hatte den gleichen Gedanken. Sie waren hier zwar sicher vor dem Corps, hatten eine relative Ruhe, bevor sie aber das Geheimnis des Planeten nicht hatten, würden sie hier wohl keine Ruhe finden.
Am nächsten Morgen waren sie bei Samuel, so eine Art Bibliothekar, der alles verwaltete, was man auf diesem Planeten gefunden hatte. Doch er konnte ihnen nur den Rat geben es auf Centauri-Prime zu versuchen. Dort könnte man vielleicht noch was finden.
Mit dem nächstbesten Frachtenschiff machten sie sich auf den Weg zur Centauri-Heimatwelt. Es wäre doch gelacht, wenn sich da nicht was finden ließe...

Centauri-Prime wirkte überwältigend. Fast, als wäre die Zeit zurückgedreht worden ins Barock. Pompöse Bauten, herrliche Kleidung und luxuriöses Leben, wohin sie auch immer sahen.
Beide waren überwältigt. Die Centauri verstanden wohl zu leben. Ausgelassenheit zusammen mit frustrierten Gesichtern, Freude und Trauer, das stand hier nahe beieinander.
Richard versetzte die Statue um ein paar Centauridukaten. Mit diesen und jenen, die sie gefunden hatten, könnten sie wohl eine Weile leben, wenngleich auch nicht auf besonders luxuriöse Weise. Damit waren gerade mal einfache Kost und Unterkunft gedeckt.
"Wo fangen wir an?"
"Mal sehen, was sich ergibt. Aber ich denke wenn, dann vielleicht noch in am ehesten in den alten Unterlagen."
"Das heißt am ehesten in Universitäten und bei Historikern..." Sylvia nickte, momentan hatten sie Zeit, hier würden sie auch ein wenig geschützt sein, denn das Psi-Corps würde kaum hier einen Stützpunkt haben.
"Und ich denke das weitere Geld wird sich schon finden. Hat doch bisher immer ganz gut funktioniert."
Als sie sich gesättigt hatten, sahen sie sich erst einmal um. Von fliegenden Händlern bis hin zu einzelnen Kleidergeschäften war es wie auf einer Art Basar. Geschäftiges Treiben, wohin auch immer sie sahen. Es war überwältigend, soviel anders als auf Primus 19.
"Wie möchtest du vorgehen?"
"Ich denke wir sehen mal bei einem Historiker vorbei. Und am ehesten fündig..."
"...wird man da doch bei Universitäten. Und ich glaube, da vorne gibt es auch schon eine."
Doch es war schon spät abends, also verschoben sie es auf morgen. Dafür entdeckte Richard eine Kampfschule und - welch Wunder - er ging hinein. Sylvia verdrehte die Augen, er würde ganz sicher wieder mitmachen wollen.
Als hätte sie eine Prophezeihung gedacht, tat er dieses auch. Nun ja, wenigstens wollte er das. Das erste, das er sah, war ein Kampf von zwei jungen Centauri. Sie wirkten muskulös und durchtrainiert. Das, was sie trainierten, wirkte wie eine Abart von Capoeira. Schließlich ließen sie voneinander ab, keuchend und schwitzend, aber zufrieden.
Richard ließ seine Augen schweifen und fand bestätigt, was er vermutet hatte. Hier wurde auch gewettet.
"Ist es gestattet?" er wandte sich an einen alten Centauri, der wie der Lehrer wirkte.
"Kämpfen." - "kämpfen - kämpfen".
Begeistert riefen die jungen Centauri durcheinander. Sie sahen Richard wohl schon am Boden liegen - Sylvia nicht unbedingt, aber daß er sich immer in die einzelnen Kämpfe einlassen mußte... aber sie war nicht sein Babysitter. Sie seufzte auf.
Der Alte wandte sich Richard entgegen, nickte ihm zu.
"Dann kommen Sie junger Mann. Der Kampf geht auf fünf Runden. Wenn Sie gewinnen, dann gehört Ihnen das hier!" er deutete auf vier Centauridukaten, "wenn Sie verlieren, zahlen Sie diese Summe an mich."
Jetzt wirkte Ricard schon überrascht. War er hier in einem Wettbüro gelandet? Doch es war egal, so kam er zu einem Kampf und vor allem - er würde Geld gewinnen. Wenig überraschend, daß er einschlug.
Lang schien der Kampf zu dauern, sie schenkten sich nicht das Geringste, was den Alten überrascht eine Braue nach oben ziehen ließ. Er bot gut Parolie, schließlich unterlag er jedoch.
Sylvia brummte etwas in ihren imaginären Bart. Sie hatten eh kaum mehr Geld und jetzt das. Doch sie sollte überrascht werden. Ein junger Centauri sprang auf, der dem Kampf sehr interessiert zugesehen hatte. Er wirkte nicht gerade ärmlich.
"Ich biete Dir 50 Dukaten, wenn Du mich schlägst, Mensch."
Der Alte grinste, das gefiel Sylvia noch weniger.
"Und wenn ich verliere?"
"Dann bist du mir ein paar Stunden deiner Zeit schuldig."
Richard grinste. Ja, das gefiel ihm.
"In Ordnung."
Auch dieser Kampf dauerte lange, der Junge schien fast besser zu sein als der Alte, in dessen Augen es blitzte - vor Freude.
Doch schlußendlich lag der junge Centauri am Boden. Schwer keuchend stand Richard über ihm und reichte ihm die Hand.
"Du hast gewonnen."
Aus dem Mundwinkel des Centauri rann ein Blutsfaden. Beide wirkten lädiert, aber durchaus zufrieden. Richard bekam einen Beutel in die Hand gedrückt.
"Kommt!"
Richard warf Sylvia einen Blick zu, sie nickte und schließlich folgten sie ihm. Was hatten sie denn schon zu verlieren als Zeit? Er brachte sie in sein Heim, edel ausgestattet und eingerichtet, eilten sogleich ein paar Sklavinnen mit einem Hauch von Nichts bekleidet, herbei. Sie reichten ihm Handtücher und einen Weinkrug, als er sich auf seinen Stuhl setzte.
"Nehmt doch Platz!"
Sie taten ihm den Gefallen. Auch sie bekamen zu essen und zu trinken. Früchte, Fleisch und guter Wein wurden kredenzt. Es schmeckte hervorragend.
"Das ist köstlich."
"Danke."
"Warum haben Sie uns eingeladen?"
"Der Meister ist einer der besten seines Faches. Sie müssen wirklich gut sein, damit Sie ihn schlagen konnten. Das wollte ich am eigenen Leib ausprobieren. Was ist es, das Sie da praktizieren?"
Richard grinste, er war ganz in seinem Element.
"Etwas, das ich in einem 'früheren' Leben gelernt hatte, nun ja, eigentlich eine Art Mischung aus verschiedenen Stilen."
"Ich möchte, daß Sie mir etwas davon beibringen", seine Stimme klang gefährlich und doch interessiert.
Sylvia machte sich eine gedankliche Notiz. Es gefiel ihr nicht wirklich, aber es würde wohl Geld bringen.
"Sie würden natürlich bezahlt werden."
Richard nickte: "Es wird mit eine Ehre sein. Wann möchten Sie beginnen?"
"Sobald als möglich."
"Wie wäre es mit morgen?"
"Einverstanden."
Sie besprachen noch Einzelheiten, nähere Details für die Bezahlung und natürlich würden sie bei ihm einquartiert werden, darauf bestand der Centauri.

"Du verzeihst, daß ich mich während eurer Trainingssessions um anderes kümmern werde?"
Inzwischen saßen sie im Gästeraum, auch dieser fein eingerichtet. Ihnen stand sogar eine Sklavin zur Verfügung. Doch Sylvia fühlte sich hier nicht so recht wohl. Sie wollte raus.
"Es ist das Beste für uns beide, wir sind fast pleite und ich denke mal, daß uns das Geld nicht schaden kann. Egal, wie es dann weitergehen wird."
"Das weiß ich doch, aber deswegen muß ich doch nicht dabei sein, oder? Ich denke, ich werde mich eher um die Universität kümmern."
"Klar verstehe ich das. Ich weiß, du magst es nicht so recht, wenn ich mich beim Kämpfen austobe, aber das hat uns finanziell doch bisweilen recht gut rausgerissen, oder?"
"Das ist mir auch klar. Ich bin ja auch nicht böse, vielleicht eher überrascht, daß du uns damit immer wieder rausreißt. Aber es stört mich doch, daß ich für unser Leben nicht viel beisteuern kann."
"Wer sagt das? Wir kommen mit unserem Leben doch recht gut klar. Du lernst ja selber den Kampfsport und du hast halt andere Talente als ich. Das ist doch kein Problem."
"Wir werden ja sehen, wie die Zukunft läuft."
"Sicher - aber jetzt solltest du trotzdem versuchen zu schlafen. Morgen wird für uns beide ein anstrengender Tag sein."
Wenig später schliefen sie tief und fest, es war angenehm, keine Alpträume zu haben. Aber sie wußten, sie würden nicht lange hier bleiben.
Diese Gedanken begleiteten Sylvia am nächsten Morgen, als sie in Richtung Historiker und Universität ging.
'Richard wird jetzt wohl die erste Stunde abhalten', dachte sie, 'und die Unis sind auch überall gleich.'
Tatsächlich war auch hier heftiges Treiben vorhanden. Studenten, die in Schriftrollen oder auch Büchern lasen, heftig debattierten und diskutierten und Professoren, die geschäftig ihrem eigenen Treiben nachgingen. Man merkte die Hektik, die auf Centauri Prime allerdings auch noch von anderen Dingen geprägt waren, die sie nicht beurteilen konnte.
Den erst besten sprach sie einfach an, in der Hoffnung, daß er sie an die richtige Person schicken konnte.
Bald schon stand sie vor einer einfach gehaltenen Tür. Sie klopfte, ein Brummen erklang und sie trat ein. Sylvia erblickte einen alten Mann, weißes Haar ziehrte sein Haupt und eine schmale Brille saß auf seiner Nase.
"Ja?"
"Man sagte mir, ich könnte bei Ihnen vielleicht Informationen finden."
"Kommt drauf an, was Sie suchen..."
Er wirkte durchaus nicht uninteressiert.
"Es geht um einen verlassenen Planeten im Centauri-Sektor, der mich interessiert, vor allem die Geschichte des Planeten. Primus 19, heißt er."
"Primus 19....", er brummt in seinen Bart, so, als müsse er lange grübeln, bis ein Leuchten in seine Augen trat.
"Ach ja, Primus 19, schon lange nichts mehr damit zu tun gehabt. Worum genau geht es?"
"Eigentlich interessiert mich der Planet selber. Gibt es Legenden dazu? Geschichten darum? Und vor allem, wie war der Planet, als noch Centauri dort lebten?" Sylvia sah ihn neugierig an. "Mal sehen, ich denke, da sollte ich doch noch was haben", er blickte sie ernst an,"ich hab Sie noch nie hier an der Uni gesehen. Sind Sie Studentin hier?"
"Wie? Nein, nein..."
"Hätte mich gewundert, daß sie seit neuestem Menschenfrauen zulassen...", er wirkte leicht zerstreut, als er in seinen Unterlagen kramte und schließlich ein paar Blätter hervorzog.