Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.

"Hier, hier sind die Sachen, die Sie haben wollten."
"Prima!"
"Ich lade sie auf den Datenkristall, dann können Sie sie haben."
Gesagt getan, tat er dieses, natürlich verlangte er dann einen entsprechenden Betrag, aber der war durchaus leistbar.
Sie verabschiedete sich und ging zurück zu Richard. Kaum war sie im Gästezimmer angekommen, sah sie ihn auf der Bank liegen, zerschlagen und müde, aber ausgeglichen und zufrieden.
"Na? War es schön?"
"Oh ja, ich hab mich so amüsiert, wie schon lange nicht mehr. Der Junge ist wirklich gut, er hat echt Talent. Und was ist mit dir? Du bist schon zurück?"
"Ja, und ich hab auch was mitgebracht, scheint nicht uninteressant zu sein."
Gemeinsam studierten sie den Datenkristall, den Sylvia mitgebracht hatte.
"Also eigentlich läuft es darauf hinaus, daß sie den Planeten und die dort Einheimischen ausgeplündert haben, eine Centauri eine Prophezeihung ausgesprochen hat, die dann wahr wurde und sie den Planeten dann verließen."
"Komisch, hier steht, daß es einst ein wasserreicher Planet war, wohin ist das ganze Wasser verschwunden?"
Die Antwort war nur ein Schulterzucken, das fand auch Richard, der froh war, daß dieser Computer auch eine Übersetzungseinheit hatte.
"Und die Einwohner? Wohin sind die verschwunden?"
"Wahrscheinlich so weit ausgeplündert, daß sie ausstarben, das wäre nicht das erste Mal, das mit Ureinwohner so was gemacht wurde."
"Sicherlich, aber was ist dann geschehen? Selbst wenn der Planet dann keine Bodenschätze mehr hatte, dann hätte man zumindest Knochen oder anderes von den Ureinwohnern finden müssen, dem war aber nicht so."
"Wenigstens was man uns gesagt hat. Aber komisch ist es schon. Wenn man dann aber bedenkt, daß es immer wieder Regierungen gab, die dafür sorgten, daß Massengräber produziert wurden, dann wäre es durchaus auch möglich..."
"Trotzdem hätte man in den alten Mauern Bilder finden müssen, das war ja fast immer so. Hast du die paar Fresken gesehen, die sich in unserem Haus finden? Normalerweise war es doch auch so, daß man von den Einwohnern, Bilder angefertigt hatte und sei es, wie sie bei der Arbeit sind. Das konnten ja auch die Ägypter ganz gut."
"Auf jeden Fall stimmt etwas ganz gewaltig nicht auf dem Planeten."
Richard stutzte kurz.
"Und was noch merkwürdiger ist, der Planet hatte nicht immer eine Schutzschicht telepathischer Art. Sieh doch...!"
Tatsächlich entstand dieses Schutzschild erst, in etwa gleichlautend mit dem Zeitraum, als das Wasser zurück ging. Und nichts davon schien eine natürliche Ursache zu sein, wenn man den Unterlagen das entnehmen konnte.
"Mal sehen, ob sich über den Planeten noch was rausfinden läßt."
"Vielleicht sollten wir uns mal nicht so sehr die historischen Aufzeichnungen vornehmen, sondern auf die Legenden gehen. Solche sollte man doch finden können..."
"Na dann komm!"
Sylvia zog Richard einfach mit sich. Hinaus ins Freie und auf die Straße, wo beide wieder unter Leute waren.
Von weitem sah Richard eine Psi-Corps, die scheinbar gerade in Verhandlungen steckte, schickte ihr einen Gruß rüber. Als sie sich umdrehte grinste er sie breit an, was ihm von Sylvia einen Stoß in die Rippen einbrachte.
"Hör auf damit!"
Erst jetzt merkte Richard, daß die Psi-Corps ihn durchaus interessiert musterte und sich dann wieder den Geschäften zuwandte. Ihm wurde leicht mulmig zumute, doch das war bald schon vergessen.
Sie betraten einen Buchladen. Der alte Mann, der den Laden betrieb, sah sie an.
"Womit kann ich behilflich sein?"
"Wir suchen etwas über Belarus."
"Den Planeten?"
"Genau."
"Woher...?"
Sylvia sah Richard an: "Stand in den Unterlagen."
"Paßt aber vom Klang her irgendwie."
"Ach ja, da hätten wir doch was..."
Er holte ein altes Buch vom Regal, pustete den Staub kurz beiseite und reiche es den beiden.
"Das sind Kindermärchen. Das einzige, wo über Belarus was drinnen steht, zumindest, was ich hier habe."
"Wieviel?"
Der Händler übertrieb maßlos beim Betrag, doch sie zahlten ihn.

Beim gemeinsamen Abendessen schließlich wußten sie mehr.
Das Märchen schien mehr Wahrheit zu enthalten, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Von Wasserwesen hieß es, einer Goldgrube und Segen, aber auch von einer verschmähten Liebe wurde erzählt, einer Liebe, die gegen die Traditionen und somit verloren war.

...und die junge Kalora ging in den Tod, wußte sie doch, daß der, den sie liebte, nicht der war, dem sie gehören sollte. Sie schloß sich den Paolaro an, wählte den Weg in die Grube, den auch sie gingen. Ihr Herzblut sollte fließen und bis ans Ende der Zeiten der Wahrheit Verbergen schenken...
.....tränenreich in Gedanken vergossen, schwieg Mamuro, denn er wußte, daß die, für die er erkoren war, kein Verständnis hätte. Sie war alt, doch eine gute Partie, seine Familie würde erhöht werden dadurch. So war es für ihn selbstverständlich seine Liebe zu geben für seine Sippe, auch, wenn er Kalora damit verriet. Denn die Traditionen hatten gesprochen...


"Klingt ja fast nach Romeo und Julia." Sylvia spürte eine Gänsehaut auf ihren Armen.

....so ging mit der Liebe auch das Leben auf Belarus von hinnen. Bald schon entschwand das Gold und ihm folgte das Wasser, sodaß es sich für Centauri nicht mehr lohnte zu bleiben. Selbst Mamuro ging, verließ den Planeten, der zum Grabe wurde für seine Liebste, ganz dem Wohl der Familie folgend, doch in seinem Herzen war es genauso tot wie der Planet nun schien....

"In den meisten Märchen steckt mehr Wahrheit, als man denkt, ob das vielleicht des Rätsels Lösung ist?"
"Möglich, aber keine Ahnung. Wir werden noch ein paar Tage bleiben und dann weitersehen."

Recht viel mehr konnten sie nicht herausfinden, ein paar Unterlagen und Blätter, die das Märchen ausschmückten, aber recht viel mehr war nicht zu finden. Selbst in den Unterlagen von Historikern war kaum noch etwas zu entdecken. Obwohl die Geschichten der Centauri doch so vielseitig waren wir ihre Götter, so schien Belarus ziemlich vergessen zu sein, ob mit Absicht oder einfach nur, weil er nicht interessant genug schien, das war nicht zu ermitteln.
So wollten sie schließlich zurück, beide hatten das Gefühl, daß hier nichts mehr zu entdecken sei und außerdem schien es fast so, als würden immer mehr Leute vom Psi-Corps hier auftauchen. Das mochte ihnen gar nicht gefallen, ab und an hatten sie schon das Gefühl gehabt, daß man sie sondieren wollte, aber das mochte auch nur ein Trugbild sein. Das Glück wollten sie jedenfalls nicht herausfordern und so organisierten sie sich eine Passage auf einem Drazi-Schiff.

Der Centauri hatte ihnen noch als Dank für den Unterricht einiges an Geld gegeben, sie hatten die Dokumente mit, die sie sammeln konnten und waren bereits auf dem Schiff. Es legte ab, die erste Zeit war ruhig und lief problemlos ab, bis sie geentert wurden. Der Drazi war verständlicherweise alles andere als begeistert davon wurde aber rasch überzeugt, daß es ganz in seinem Sinne war. Dummerweise war Geld für diesen Händler eine zu gute Überzeugung.
Die Gästequartiere wurden gestürmt. Richard hatte so etwas geahnt, seine Pistole einsatzbereit, die er ständig mit sich trug und stand nun breitbeinig, schußbereit vor seiner Zimmertür. Er würde schießen, wenn er müßte.
Die Männer in Schwarz waren nahe, das spürte er, und auch die Präsenz, die sie ausstrahlten. So starke Psi-Leute hatte er noch nie gefühlt und diese ... sie waren gnadenlos.
Sylvia verschanzte sich zwischenzeitlich in den Luftschächten, verhielt sich so ruhig als möglich, sperrte auch ihren Geist und wappnete sich gegen Angreifer.
Ob man sie gehen ließ, das bezweifelte sie stark, aber sie wollten doch nur Ruhe...
Es war aber klar, jetzt, wo das Corps auf dem Schiff war, würde es zum Kampf kommen, denn freiwillig würde man sie nicht gehen lassen. Sie waren schon zu lange frei gewesen und dieser Hund würde den Knochen nicht sein lassen...
Schon hörten sie polternde Schritte, ansonsten Stille. Nicht einmal Gedanken gingen von ihnen aus, zu gut schirmten sie sich ab.
Die Tür wurde aufgerissen, drei Psi-Polizisten stürmten rein, ganz gegen die Warnung von Richard, der, schließlich feuerte. Er wehrte sich gut, doch gegen die Übermacht, konnte er nicht ankommen. Verbittert schoß er Salve um Salve ab, wehrte sich und erreichte schließlich eine Art Schach, der allerdings nicht lange hielt. Aus den Luftschächten ertönte ein Schrei und er merkte, wie Sylvias Bewußtsein sich ausklinkte. Dadurch abgelenkt wurde auch er attackiert und versank schließlich in eine tiefe Bewußtlosigkeit. Die Schmerzen der Pistolenschüsse merkte er schon gar nicht mehr, auch das Stöhnen der Getroffenen und seine Schüsse hatten gut gesessen.

Schwärze war um sie, als sie erwachten. Sie fühlten die starke Präsenz, die um sie war, hörten die Stimmen. Langsam konnten sie wieder sehen.
An Betten gefesselt und beobachtet von Kameras sowie Computern fühlten sich beide wie Versuchskaninchen.
"Gut geschlafen?"
Ein junge Psi-Corps stand auf, hatte scheinbar die ganze Zeit über Wache gehalten. Nun sah er sie an. Weder Sylvia noch Richard hielten das für eine Antwort wert.
Wenig später tauchten drei Psi-Polizisten auf. Ihre Gesichter wirkten grimmig, verhärmt aber sie strahlten auch eine Art Ruhe aus, die bei Psi-Polizisten vielleicht nicht so üblich war.
"Gut, Sie sind wach", der Älteste nickte und wandte sich dann an seine Helfer, "laßt sie los!"
Wenige Augenblicke später waren sie die Stricke und die Verbindungsteile zu den Computern los. Sylvia knöpfte sich das Oberteil wieder zu, ganz bewußt provokant. Richard hatte einen verschlossenen Gesichtsausdruck aufgelegt. Beide wirkten nicht sonderlich glücklich.
"Kommen Sie!"
Der Alte ging voran, die anderen drei hinter Sylvia und Richard, sodaß beiden keine Wahl blieb als der Aufforderung Folge zu leisten. Gehorsam folgten sie ihm, bis sie in einer Art Besprechungszimmer aufgefordert wurden Platz zu nehmen.
"Es ist mir eine Freude Sie zu sehen. Wir hatten schon gedacht Sie verloren zu haben. Seien Sie uns gegrüßt."
Der Alte sah sie an, die einzige Antwort, die er erhielt war Schweigen.
"Mein Name ist Stanko. Ich bin der Captain dieses Schiffes. Ich weiß Ihre Begeisterung durchaus zu schätzen, glauben Sie mir. Sie waren auf dem Weg nach Primus 19, wenn ich mich nicht irre. - Ja. - Haben sich dort noch welche von Ihnen versteckt?" Er sah die beiden ernst an. "Sie können es mir ruhig sagen. Helfen Sie mir doch!"
Doch die einzige Antwort war Schweigen, nicht mehr und nicht weniger. Natürlich drangen ihre Abneigungen nach draußen, was den Captain allerdings nur zum Schmunzeln brachte.
"Ich sehe schon, es wird nicht gerade kooperativ von Ihrer Seite, aber das macht nichts. Nur eines ist schon seltsam ... Primus 19 ..."
Ohne daß sie es kontrollieren konnte, blitzte ein kurzer Gedanke in Sylvia auf, den der Psi-Polizist natürlich auffing.
"Ja, der Planet muß wirklich etwas Besonderes sein, deswegen fliegen wir ihn auch an. Mal sehen ob sich die Vermutungen bewahrheiten, die wir schon längere Zeit hegen, denn irgendwohin müssen ja all die Blibs gehen und warum nicht dorthin?"
Er lachte laut auf, es machte ihm scheinbar Spaß zu sehen, wie Richard und Sylvia unter Kopfschmerzen litten. Daß diese von den anderen Psi-Polizisten stammten, das war für beide ziemlich sicher.
"Aber lassen wir uns doch einfach überraschen, mal sehen, was noch so alles geschieht. Was auch immer die Zukunft bringt, wir werden Sie auf jeden Fall bald beim Corps begrüßen dürfen, vermute ich. Sie werden sich mit so einem Talent doch nicht als Normalsterblicher ansehen oder?"
"Was soll das? Lassen Sie uns doch einfach in Ruhe!"
"Das geht nicht, Kindchen und das wissen Sie ganz genau. Aber mal sehen, vielleicht gibt es doch die Möglichkeit für einen Deal."
"Einen Deal, bei dem Sie natürlich gewinnen werden." Richard wirkte grimmig und nicht gerade begeistert.
"Es wird ein Deal sein, bei dem wir beide gewinnen werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber lassen wir das fürs erste. Ich werde Ihnen jetzt einmal die Grundzüge des Corps erklären. Sie werden sehen, wir wollen für Sie beide nur das Beste..."
Stundenlang faselte er von der Geschichte des Corps, wie gut es nicht zu seinen Mitgliedern war und überhaupt was die Menschheit nicht für Erfolge hatte, seit das Corps existierte. Kurzerhand, als Vertreter hätte er es wohl geschafft Eskimos Kühlschränke anzudrehen. In den Köpfen von Sylvia und Richard brummte es. Sie weigerten sich ihn auch nur anzuhören, fühlen sich aber durchaus genötigt dazu, was ihre Stimmung auch nicht sonderlich erhöhte.
Schließlich brachte man sie wieder in ihr Quartier. Sie waren zusammen untergebracht, aber die Räumlichkeit war karg und leer ausgestattet, gerade mal mit dem Notwendigsten versehen. Hatten die Lautsprecher erst Bach gespielt, so wurde das nun unterlegt mit kaum wahrnehmbar zu hörendem: "Das Corps ist dein Vater und deine Mutter - das Corps liebt dich, wir sind deine Familie."
Richard glaubte fast wahnsinnig zu werden, als er das die ganze Zeit über hörte, versuchte es eben die ganze Zeit so gut als möglich zu ignorieren und dann zu schlafen. Sylvia weinte leise in sich hinein. Es gab nichts, was sie dagegen unternehmen konnte, bis sie auf den Gedanken kam Toilettenpapier zu nehmen, es zusammenzuknüllen und in ihre Ohren zu stecken, ab dann fühlten sich beide wohler. Sie sahen sich an und versuchten dann zu schlafen. Mehr konnnten sie im Augenblick ohnehin nicht tun.
Selbst im Schlaf ließ das Corps sie kaum los. Sie vermeinten Stimmen zu hören, Wispern, das sich in ihre Träume schlich und Gedanken, die in ihren Köpfen herumhuschten. Auch, wenn diese Gesetzeslage es zuließ, so fanden Richard und Sylvia es dennoch für abscheulich, so weit man die Gedanken im Schlaf eben kontrollieren konnte.
Schließlich endeten die Träume, im Tiefschlag war es selbst dem Corps schwer einzudringen und so hatten sie wenigstens ein bißchen Ruhe für sich. Erst am Morgen erwachten sie geschunden in Gedanken und mit weniger Hoffnung als zuvor.