Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.
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Die nächsten Tage vergingen in Eintönigkeit. Man tat ihnen kein körperliches Leid an, doch die Psyche war ständigen Angriffen ausgesetzt. Bach konnten sie auch langsam nicht mehr hören. Aber aus der ganzen Situation würden sie nicht rauskommen. Das war ihnen irgendwie klar.
Schließlich holte man sie wieder in das Besprechungszimmer.
"Bitte, setzen Sie sich doch!"
Die beiden taten, wie ihnen gesagt wurde, sie hatten ja ohnehin nicht mehr viel zu verlieren.
"Es sind einige beunruhigende Dinge über Primus 19 herausgekommen. Was wollten Sie beide eigentlich auf dem Planeten?"
Schweigen...
"Nun gut, ich weiß, daß auf Primus 19 noch andere Telepathen sind aber nicht, warum man nicht durchscannen kann. Das werden Sie beide für uns herausfinden."
"Und wenn wir uns weigern?"
"Die ersten Schritte haben Sie beide doch wohl schon getan dazu. Warum wären Sie sonst auf Centauri-Prime gewesen? Warum hätten Sie sonst all diese Daten zusammengetragen?"
Er warf ihnen die Unterlagen hin, die Sylvia so mühsam zusammengekratzt hatte.
"Ich ahne, worauf Sie rauswollen und Sie werden die Arbeit für uns machen!"
"Und wenn wir uns weigern?"
"Vielleicht sollten Sie eher fragen, was geschehen würde, wenn Sie mitmachen."
"Was wäre dann?"
"Vielleicht ließe sich dann ein Weg finden, der für uns alle angemessen wäre - aber ich bin mir auch so sicher, daß Sie helfen werden, nicht wahr?"
Er lächelte und schließlich brachte Sylvia hervor: "In Ordnung, wir tun es..."
"Braves Mädchen. Ich sehe schon, Sie sind ja doch vernünftig."
Er nickte, lächelte und wandte sich dann ab von den beiden. Diese wurden nach draußen gebracht. Schließlich brachte man sie auf einen kleinen Gleiter, mit dem sie den Planeten anfliegen konnten. Natürlich hatte man ihnen alles bereit gestellt, das sie brauchen könnten. Nicht nur Lampen für Höhlen, sondern alles mögliche andere auch, lauter nützliche Dinge.
Sie landeten vor einer Höhle, die der, wo sie zuletzt gewesen waren, sehr nahe lag und betraten diese. Ob sie nun mit der oder mit einer anderen anfingen, war doch im Grunde genommen ziemlich egal. Also...
Die Höhle war dunkel, wirkte bedrohlich und unheimlich, aber irgendwie immer noch angenehmer als die Gegenwart des Corps.
Rasch waren sie vorgedrungen, tief, in die Eingeweide des Planeten. Die Felsen um sie herum waren hoch genug, daß sie nicht gebückt gehen mußte. In regelmäßigen Abständen schickten sie an das Psi-Schiff eine Nachricht hinauf, so, wie sie es versprochen hatten.
Fast zwei Stunden, so schien es, waren sie durch die Gänge gegangen, als sie vor sich sanftes, leichtes Schimmern erblickten.
"Das ist ja komisch..."
Sylvia nickte und ging eilig drauf zu, gefolgt von Richard. Beide befanden sich in einer Höhle. Diese war zwar leer, doch schimmerte sie von allen Wänden. Die Geräte zeigten eine Art Bleiverkleidung an. Doch einen zweiten Ausgang schien es nicht zu geben.
Als sich Sylvia dann umdrehte, war der Eingang verschlossen.
"Richard..."
"Was ist?"
"Der Eingang, er ist geschlossen..."
"Aber..."
Erst jetzt drehte er sich um und sah bestätigt, was Sylvia gesagt hatte. Ihre Lampen hatten sie inzwischen ausgeschaltet, es war hell genug im Raum und beide fühlten sich nun ganz und gar nicht mehr wohl.
Sie konnten nicht einmal mehr sagen, wo denn der Eingang nun tatsächlich gewesen war. Alles sah gleich aus und der Raum wirkte wie eine Kathedrale und war kreisrund.
Zusammen suchten sie den Ausgang, konnten ihn aber nicht mehr finden. Die Strahlung wirkte von allen Seiten gleich, weder mit den Geräten noch mit den telepathischen Scannern konnten sie raus und hatten sie erst einem Kompaß gefolgt, so war dieser auch nicht mehr zu gebrauchen.
Mehr als eine Stunde suchten sie einen Ausweg, eine Möglichkeit hier wieder rauszukommen. Aber alles was sie versuchten - und auch aufzeichneten - blieb ergebnislos, bis sie sich an eine Wand lehnten, erschöpft fürs erste aufgaben.
Der Wandbelag begann abzubröseln und gab eine Ziegelmauer frei. Der Staub rieselte zu Boden. Doch was für eine Veränderung...
Die Energien - erst still und fast neutral - nahmen einen fast schmerzhaften Charakter an. Stimmen schrillten durcheinander. Die Sprache, die sie verwendeten blieb fremd, selbst Laute klangen fremd und ungewohnt. Schließlich verstummten die Stimmen und es blieb nur ein bedrohlicher Druck über, der ihnen Angst machte.
Sie scannten und stellten fest, daß hinter der Wand etwas sein mußte. Die Ziegel der Wand waren wohl alt und bröckelig. Sie hatten keine Mühe die Ziegelwand zu entfernen und erstarrten vor Entsetzen.
Knochen über Knochen der verschiedensten Art lagen darin, zum Teil aufgehäuft, zum Teil völlig durcheinander, fast wie in einem Beinhaus präsentierten sie sich. Sie waren ausgebleicht und wirken alt. Wie alt mochten sie wirklich sein? Nach den Computerdaten waren sie wohl mehrere Hundert Jahre alt. Doch nichts Organisches war mehr an ihnen, nur noch die Knochenstruktur selber.
Sylvia schluckte, ihr war alles das ganz und gar nicht geheuer und auch Richard fühlte eine seltsame Spannung in sich. Eine kriechende Angst, die er nicht ganz registrierte, dafür registrierte er aber umso besser den Schrecken, der sich in Sylvia grub.
"Was jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Vielleicht sind wir hier in einer Art Grabkammer gelandet und stören gerade die Totenruhe..."
"Aber wie sollen wir hier rauskommen?"
"Keine Ahnung."
"Was sagen die Daten?"
Richard blickte auf das Gerät. Die ganze Kammer war mit Blei ausgekleidet, welches einst der Hauptrohstoff des Planeten war und genauso gründlich geplündert wurde wie das Gold.
"Ausgekleidet mit Blei, aber wozu?"
Sylvia hob die Schultern, das überstieg ihren Wissenshorizont. Sie sah ihn fragend an.
"Wie wir es drehen oder wenden. Wir müssen hier raus. Auch, wenn die Luft frisch scheint, so sind wir hier doch gefangen - bei Toten...", sie spieh die letzten beiden Worte aus. Unterschwellig wurde das Wispern nicht leiser, es hielt die Stärke und den Pegel, den es bereits ausfüllte. Aber es war ungemein enervierend. Hier halfen alle Tricks nichts, die sie gelernt hatten. Oder lag es einfach daran, daß das Corps sie doch einige Tage versucht hatte einer Gehirnwäsche zu unterziehen?
Im Grunde genommen war es doch völlig egal. Sie waren hier und inmitten von Toten, das alles behagte ihnen gar nicht.
"Die Kammer ist ja nicht gerade klein."
"Ja, das ist doch eigenartig."
Richard sah Sylvia ins Gesicht, beide waren erstaunt.
"Wieviele Tote mögen das wohl sein?
Richard hob die Schultern, eigentlich war ihm das persönlich ja so was von völlig egal. Er wollte nur irgenwie hier raus.
"Das müssen wohl die Ureinwohner gewesen sein, die Centauri kämen nie auf den Gedanken ihresgleichen so einfach in die Kammern reinzuwerfen..."
Sylvia nickte ihm zu, Richard hatte wohl recht. Dennoch... aus welchem Grund kam jemand auf so einen Gedanken? Anstatt die Toten richtig zu beerdigen ... oder war das die korrekte Art zu sterben für diese Wesen gewesen?
"Wieviele mögen hier drinnen sein?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen möchte..."
Über ihren Rücken ging ein kalter Schauer, als Sylvia das sagte, dennoch fühlte sie sich hingezogen, sie mußte ...
Als sie die Kammer betrat, gefolgt von Richard, der sie rasch wieder rauszog, fühlte sie sich leichter. Die Stimmung in der Kammer war wie eine Explosion, so unangenehm es schon draußen war, drinnen, in der Gegenwart der Toten, war es so ungemein ... atmend. Sie spürte die Anwesenheit der Toten, die ... nein, das konnte und durfte einfach nicht sein...
Die ganze Zeit über schien es, als wären die Toten unter ihnen, bei ihnen, sie fühlten ihre Anwesenheit, die Existenz, die sie inmitten der Nicht-mehr-Lebenden hielt und begannen sich langsam zu fragen...
"Sieh doch!"
Richard sprang auf, ging in die Mitte des Raumes und erstarrte. Er hatte recht, hier hatte sich eine Öffnung gebildet und die führte irgenwohin in dunkle Tiefe.
Auch Sylvia war herangetreten und starrte gebannt in die Tiefe. Erkennen konnten beide allerdings nicht das Geringste.
"Leuchte mal runter!"
Sylvia tat ihm den Gefallen, wenn auch nicht sonderlich gerne.
Das, was ihnen das Licht zeigt, war eine Höhle unter dieser. Was sie einschätzen konnten, nahm die Höhle unter ihnen den gleichen Raum im Kreis ein, den diese hier hatte, sie ging wohl genauso tief hinunter, wie der Raum hoch war - und das war wirklich ziemlich hoch.
Und ganz unten schien Wasser zu schimmern. Sie rochen moderndes Wasser, wie auf einem Schiffswrack, hörten leises Plätschern, das wie aus weiter Ferne klang.
Beide sahen sich an und ließen sich - etwas von der Öffnung entfernt - auf den Boden plumpsen.
"Lange ist das aber noch nicht offen, oder?"
"Warum haben wir es nicht bemerkt, als es sich öffnete?"
"...?" Ein Schulterzucken als Antwort.
"Was wenn sich die Öffnung weiter aufmacht?"
"Ich hoffe nicht", Richard spürte einen kalten Schauer über den Rücken rinnen. Gut, die Öffnung war jetzt schon einen knappen Meter im Durchmesser, die Temperatur war um einige Grade gefallen und sie beide fühlten sich beobachtet - aber das konnte doch einen Mann wie ihn nicht erschüttern - oder doch?
Er war sich da nicht sonderlich sicher, aber Tatsache war, daß er sich genauso wenig wohl fühlte, wie Sylvia. Auch sie würde ja eigentlich am liebsten nur abhauen, aber wie? Und vermißte das Corps sie eigentlich inzwischen?
Sylvia arbeitete an den Sensoren der Computer. Sie mochte sich nicht abfinden damit und tatsächlich, nach fast zwei Stunden tat sich auch wirklich was.
"Sieh mal, die ganze Wand besteht aus Grabkammern, wenn der Computer recht hat."
"Das müssen ja Hunderte sein..."
"Nicht, wenn man nach den Berechnungen geht. Dann handelt es sich hier um 580 Kammern."
"Schön und gut, aber wo ist dann der Ausgang?"
"Das weiß ich nicht. Für mich bedeutet das allerdings was anderes..."
"...daß es 579 Kammern sind und ein Ausgang."
"Genau. Wir müßten den Ausgang nur finden."
"Es muß einen Grund haben, warum der Ausgang verschlossen wurde."
"Ja, genauso wie die alten Ägypter deswegen ihre Fallen bauten, um Grabräuber festzuhalten."
"Dann würden wir gar nicht so einfach rauskommen, so wie ich es sehe."
"Und was sollen wir dann tun? Ich hab einfach keine Lust so lange hier zu bleiben, bis ich sterbe..."
"Glaubst du ich etwa?" Richard sah sie leicht vorwurfsvoll an, "aber was, wenn es hier irgendwo einen Mechanismus gibt mit dem sich der Ausgang alleine wieder freilegt?"
"Und was, wenn der Mechanismus einen zweiten Weg freigibt, der uns nur noch tiefer ins Berginnere führt? Und wer weiß, was dann dort zum Vorschein kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen möchte."
"Aber irgend etwas sollten wir doch tun. Wenn wir hier die ganze Zeit einfach nur sitzen, dann hat das auch nicht viel Sinn."
"Laß uns alles mal durchgehen", Richard sah Sylvia kurz an, fuhr dann aber fort, "was, wenn das alles mit den Centauri zusammenhängt? Egal ob in Märchen oder historischen Fakten, alles schwand, als die Centauri den Planeten verließen, den sie kurz vorher noch so richtig ausgeplündert haben."
"Soweit so klar..."
"Sie plünderten, aber wer hat gegraben? Ich tippe mal auf die Ureinwohner", grübelnd rasten seine Gedanken hin und her.
"Verbrannt haben sie die Toten sicher nicht, dazu hatte der Planet immer viel zu wenig Holz, also blieb nur die Erdbestattung übrig. Wahrscheinlich", Sylvia schluckt hörbar, "handelt es sich dann bei den Knochen um die Überbleibsel der Ureinwohner. Kein schöner Anblick."
Beide sahen die Unterlagen durch, die man ihnen mitgegeben hatte. Eines der Bilder zeigte die Ureinwohner, die wie eine Mischung aus Quallen und Frosch wirkten, aber edler und imposanter. Sie arbeiteten, angebtrieben von einigen Centauri mit Peitschen in der Hand.
"Ist dir eigentlich aufgefallen, daß die Wände fast glatt waren?"
"Ja das schon..."
"Ich würde ja gerne wissen, wie sie das hingebracht haben..."
Sylvia zuckte zusammen, sah eine Erinnerung, die ganz sicher nicht die ihre war. Richard hielt die Zuckende in seinen Armen. Ihre Augen waren schwarz und leer, klärten sich dann aber wieder zu ihrer natürlichen Augenfarbe.
"Mein Gott, diese Barbaren..."
Sie schickte ihm ein Bild zu. Die Mischlingswesen, zerschunden an Leib und Körper, wie sie mit ihren flossenartigen Fortsetzen, die Wände berührten, diese langsam zerflossen und so - stetig - immer tiefer in den Körper des Planeten vordrangen.
Ich bin nur ein Fan.
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Die nächsten Tage vergingen in Eintönigkeit. Man tat ihnen kein körperliches Leid an, doch die Psyche war ständigen Angriffen ausgesetzt. Bach konnten sie auch langsam nicht mehr hören. Aber aus der ganzen Situation würden sie nicht rauskommen. Das war ihnen irgendwie klar.
Schließlich holte man sie wieder in das Besprechungszimmer.
"Bitte, setzen Sie sich doch!"
Die beiden taten, wie ihnen gesagt wurde, sie hatten ja ohnehin nicht mehr viel zu verlieren.
"Es sind einige beunruhigende Dinge über Primus 19 herausgekommen. Was wollten Sie beide eigentlich auf dem Planeten?"
Schweigen...
"Nun gut, ich weiß, daß auf Primus 19 noch andere Telepathen sind aber nicht, warum man nicht durchscannen kann. Das werden Sie beide für uns herausfinden."
"Und wenn wir uns weigern?"
"Die ersten Schritte haben Sie beide doch wohl schon getan dazu. Warum wären Sie sonst auf Centauri-Prime gewesen? Warum hätten Sie sonst all diese Daten zusammengetragen?"
Er warf ihnen die Unterlagen hin, die Sylvia so mühsam zusammengekratzt hatte.
"Ich ahne, worauf Sie rauswollen und Sie werden die Arbeit für uns machen!"
"Und wenn wir uns weigern?"
"Vielleicht sollten Sie eher fragen, was geschehen würde, wenn Sie mitmachen."
"Was wäre dann?"
"Vielleicht ließe sich dann ein Weg finden, der für uns alle angemessen wäre - aber ich bin mir auch so sicher, daß Sie helfen werden, nicht wahr?"
Er lächelte und schließlich brachte Sylvia hervor: "In Ordnung, wir tun es..."
"Braves Mädchen. Ich sehe schon, Sie sind ja doch vernünftig."
Er nickte, lächelte und wandte sich dann ab von den beiden. Diese wurden nach draußen gebracht. Schließlich brachte man sie auf einen kleinen Gleiter, mit dem sie den Planeten anfliegen konnten. Natürlich hatte man ihnen alles bereit gestellt, das sie brauchen könnten. Nicht nur Lampen für Höhlen, sondern alles mögliche andere auch, lauter nützliche Dinge.
Sie landeten vor einer Höhle, die der, wo sie zuletzt gewesen waren, sehr nahe lag und betraten diese. Ob sie nun mit der oder mit einer anderen anfingen, war doch im Grunde genommen ziemlich egal. Also...
Die Höhle war dunkel, wirkte bedrohlich und unheimlich, aber irgendwie immer noch angenehmer als die Gegenwart des Corps.
Rasch waren sie vorgedrungen, tief, in die Eingeweide des Planeten. Die Felsen um sie herum waren hoch genug, daß sie nicht gebückt gehen mußte. In regelmäßigen Abständen schickten sie an das Psi-Schiff eine Nachricht hinauf, so, wie sie es versprochen hatten.
Fast zwei Stunden, so schien es, waren sie durch die Gänge gegangen, als sie vor sich sanftes, leichtes Schimmern erblickten.
"Das ist ja komisch..."
Sylvia nickte und ging eilig drauf zu, gefolgt von Richard. Beide befanden sich in einer Höhle. Diese war zwar leer, doch schimmerte sie von allen Wänden. Die Geräte zeigten eine Art Bleiverkleidung an. Doch einen zweiten Ausgang schien es nicht zu geben.
Als sich Sylvia dann umdrehte, war der Eingang verschlossen.
"Richard..."
"Was ist?"
"Der Eingang, er ist geschlossen..."
"Aber..."
Erst jetzt drehte er sich um und sah bestätigt, was Sylvia gesagt hatte. Ihre Lampen hatten sie inzwischen ausgeschaltet, es war hell genug im Raum und beide fühlten sich nun ganz und gar nicht mehr wohl.
Sie konnten nicht einmal mehr sagen, wo denn der Eingang nun tatsächlich gewesen war. Alles sah gleich aus und der Raum wirkte wie eine Kathedrale und war kreisrund.
Zusammen suchten sie den Ausgang, konnten ihn aber nicht mehr finden. Die Strahlung wirkte von allen Seiten gleich, weder mit den Geräten noch mit den telepathischen Scannern konnten sie raus und hatten sie erst einem Kompaß gefolgt, so war dieser auch nicht mehr zu gebrauchen.
Mehr als eine Stunde suchten sie einen Ausweg, eine Möglichkeit hier wieder rauszukommen. Aber alles was sie versuchten - und auch aufzeichneten - blieb ergebnislos, bis sie sich an eine Wand lehnten, erschöpft fürs erste aufgaben.
Der Wandbelag begann abzubröseln und gab eine Ziegelmauer frei. Der Staub rieselte zu Boden. Doch was für eine Veränderung...
Die Energien - erst still und fast neutral - nahmen einen fast schmerzhaften Charakter an. Stimmen schrillten durcheinander. Die Sprache, die sie verwendeten blieb fremd, selbst Laute klangen fremd und ungewohnt. Schließlich verstummten die Stimmen und es blieb nur ein bedrohlicher Druck über, der ihnen Angst machte.
Sie scannten und stellten fest, daß hinter der Wand etwas sein mußte. Die Ziegel der Wand waren wohl alt und bröckelig. Sie hatten keine Mühe die Ziegelwand zu entfernen und erstarrten vor Entsetzen.
Knochen über Knochen der verschiedensten Art lagen darin, zum Teil aufgehäuft, zum Teil völlig durcheinander, fast wie in einem Beinhaus präsentierten sie sich. Sie waren ausgebleicht und wirken alt. Wie alt mochten sie wirklich sein? Nach den Computerdaten waren sie wohl mehrere Hundert Jahre alt. Doch nichts Organisches war mehr an ihnen, nur noch die Knochenstruktur selber.
Sylvia schluckte, ihr war alles das ganz und gar nicht geheuer und auch Richard fühlte eine seltsame Spannung in sich. Eine kriechende Angst, die er nicht ganz registrierte, dafür registrierte er aber umso besser den Schrecken, der sich in Sylvia grub.
"Was jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Vielleicht sind wir hier in einer Art Grabkammer gelandet und stören gerade die Totenruhe..."
"Aber wie sollen wir hier rauskommen?"
"Keine Ahnung."
"Was sagen die Daten?"
Richard blickte auf das Gerät. Die ganze Kammer war mit Blei ausgekleidet, welches einst der Hauptrohstoff des Planeten war und genauso gründlich geplündert wurde wie das Gold.
"Ausgekleidet mit Blei, aber wozu?"
Sylvia hob die Schultern, das überstieg ihren Wissenshorizont. Sie sah ihn fragend an.
"Wie wir es drehen oder wenden. Wir müssen hier raus. Auch, wenn die Luft frisch scheint, so sind wir hier doch gefangen - bei Toten...", sie spieh die letzten beiden Worte aus. Unterschwellig wurde das Wispern nicht leiser, es hielt die Stärke und den Pegel, den es bereits ausfüllte. Aber es war ungemein enervierend. Hier halfen alle Tricks nichts, die sie gelernt hatten. Oder lag es einfach daran, daß das Corps sie doch einige Tage versucht hatte einer Gehirnwäsche zu unterziehen?
Im Grunde genommen war es doch völlig egal. Sie waren hier und inmitten von Toten, das alles behagte ihnen gar nicht.
"Die Kammer ist ja nicht gerade klein."
"Ja, das ist doch eigenartig."
Richard sah Sylvia ins Gesicht, beide waren erstaunt.
"Wieviele Tote mögen das wohl sein?
Richard hob die Schultern, eigentlich war ihm das persönlich ja so was von völlig egal. Er wollte nur irgenwie hier raus.
"Das müssen wohl die Ureinwohner gewesen sein, die Centauri kämen nie auf den Gedanken ihresgleichen so einfach in die Kammern reinzuwerfen..."
Sylvia nickte ihm zu, Richard hatte wohl recht. Dennoch... aus welchem Grund kam jemand auf so einen Gedanken? Anstatt die Toten richtig zu beerdigen ... oder war das die korrekte Art zu sterben für diese Wesen gewesen?
"Wieviele mögen hier drinnen sein?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen möchte..."
Über ihren Rücken ging ein kalter Schauer, als Sylvia das sagte, dennoch fühlte sie sich hingezogen, sie mußte ...
Als sie die Kammer betrat, gefolgt von Richard, der sie rasch wieder rauszog, fühlte sie sich leichter. Die Stimmung in der Kammer war wie eine Explosion, so unangenehm es schon draußen war, drinnen, in der Gegenwart der Toten, war es so ungemein ... atmend. Sie spürte die Anwesenheit der Toten, die ... nein, das konnte und durfte einfach nicht sein...
Die ganze Zeit über schien es, als wären die Toten unter ihnen, bei ihnen, sie fühlten ihre Anwesenheit, die Existenz, die sie inmitten der Nicht-mehr-Lebenden hielt und begannen sich langsam zu fragen...
"Sieh doch!"
Richard sprang auf, ging in die Mitte des Raumes und erstarrte. Er hatte recht, hier hatte sich eine Öffnung gebildet und die führte irgenwohin in dunkle Tiefe.
Auch Sylvia war herangetreten und starrte gebannt in die Tiefe. Erkennen konnten beide allerdings nicht das Geringste.
"Leuchte mal runter!"
Sylvia tat ihm den Gefallen, wenn auch nicht sonderlich gerne.
Das, was ihnen das Licht zeigt, war eine Höhle unter dieser. Was sie einschätzen konnten, nahm die Höhle unter ihnen den gleichen Raum im Kreis ein, den diese hier hatte, sie ging wohl genauso tief hinunter, wie der Raum hoch war - und das war wirklich ziemlich hoch.
Und ganz unten schien Wasser zu schimmern. Sie rochen moderndes Wasser, wie auf einem Schiffswrack, hörten leises Plätschern, das wie aus weiter Ferne klang.
Beide sahen sich an und ließen sich - etwas von der Öffnung entfernt - auf den Boden plumpsen.
"Lange ist das aber noch nicht offen, oder?"
"Warum haben wir es nicht bemerkt, als es sich öffnete?"
"...?" Ein Schulterzucken als Antwort.
"Was wenn sich die Öffnung weiter aufmacht?"
"Ich hoffe nicht", Richard spürte einen kalten Schauer über den Rücken rinnen. Gut, die Öffnung war jetzt schon einen knappen Meter im Durchmesser, die Temperatur war um einige Grade gefallen und sie beide fühlten sich beobachtet - aber das konnte doch einen Mann wie ihn nicht erschüttern - oder doch?
Er war sich da nicht sonderlich sicher, aber Tatsache war, daß er sich genauso wenig wohl fühlte, wie Sylvia. Auch sie würde ja eigentlich am liebsten nur abhauen, aber wie? Und vermißte das Corps sie eigentlich inzwischen?
Sylvia arbeitete an den Sensoren der Computer. Sie mochte sich nicht abfinden damit und tatsächlich, nach fast zwei Stunden tat sich auch wirklich was.
"Sieh mal, die ganze Wand besteht aus Grabkammern, wenn der Computer recht hat."
"Das müssen ja Hunderte sein..."
"Nicht, wenn man nach den Berechnungen geht. Dann handelt es sich hier um 580 Kammern."
"Schön und gut, aber wo ist dann der Ausgang?"
"Das weiß ich nicht. Für mich bedeutet das allerdings was anderes..."
"...daß es 579 Kammern sind und ein Ausgang."
"Genau. Wir müßten den Ausgang nur finden."
"Es muß einen Grund haben, warum der Ausgang verschlossen wurde."
"Ja, genauso wie die alten Ägypter deswegen ihre Fallen bauten, um Grabräuber festzuhalten."
"Dann würden wir gar nicht so einfach rauskommen, so wie ich es sehe."
"Und was sollen wir dann tun? Ich hab einfach keine Lust so lange hier zu bleiben, bis ich sterbe..."
"Glaubst du ich etwa?" Richard sah sie leicht vorwurfsvoll an, "aber was, wenn es hier irgendwo einen Mechanismus gibt mit dem sich der Ausgang alleine wieder freilegt?"
"Und was, wenn der Mechanismus einen zweiten Weg freigibt, der uns nur noch tiefer ins Berginnere führt? Und wer weiß, was dann dort zum Vorschein kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen möchte."
"Aber irgend etwas sollten wir doch tun. Wenn wir hier die ganze Zeit einfach nur sitzen, dann hat das auch nicht viel Sinn."
"Laß uns alles mal durchgehen", Richard sah Sylvia kurz an, fuhr dann aber fort, "was, wenn das alles mit den Centauri zusammenhängt? Egal ob in Märchen oder historischen Fakten, alles schwand, als die Centauri den Planeten verließen, den sie kurz vorher noch so richtig ausgeplündert haben."
"Soweit so klar..."
"Sie plünderten, aber wer hat gegraben? Ich tippe mal auf die Ureinwohner", grübelnd rasten seine Gedanken hin und her.
"Verbrannt haben sie die Toten sicher nicht, dazu hatte der Planet immer viel zu wenig Holz, also blieb nur die Erdbestattung übrig. Wahrscheinlich", Sylvia schluckt hörbar, "handelt es sich dann bei den Knochen um die Überbleibsel der Ureinwohner. Kein schöner Anblick."
Beide sahen die Unterlagen durch, die man ihnen mitgegeben hatte. Eines der Bilder zeigte die Ureinwohner, die wie eine Mischung aus Quallen und Frosch wirkten, aber edler und imposanter. Sie arbeiteten, angebtrieben von einigen Centauri mit Peitschen in der Hand.
"Ist dir eigentlich aufgefallen, daß die Wände fast glatt waren?"
"Ja das schon..."
"Ich würde ja gerne wissen, wie sie das hingebracht haben..."
Sylvia zuckte zusammen, sah eine Erinnerung, die ganz sicher nicht die ihre war. Richard hielt die Zuckende in seinen Armen. Ihre Augen waren schwarz und leer, klärten sich dann aber wieder zu ihrer natürlichen Augenfarbe.
"Mein Gott, diese Barbaren..."
Sie schickte ihm ein Bild zu. Die Mischlingswesen, zerschunden an Leib und Körper, wie sie mit ihren flossenartigen Fortsetzen, die Wände berührten, diese langsam zerflossen und so - stetig - immer tiefer in den Körper des Planeten vordrangen.
