Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.

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Die nächsten sechs Wochen verliefen recht ereignislos. Sie fügten sich gut ein in diese sonderbare Welt, die einen erstaunlichen Wandel durchgemacht hatte.
Wasser war an einigen Stellen nach oben getreten und hatte fruchtbares Land geschaffen, Seen, wenn auch nur kleine, waren entstanden und inzwischen hatten ein paar findige Personen eine Fischzucht aufgezogen, die den Speiseplan in Hinkunft verbessern sollte. Einige Plätze waren regelrecht erblüht, doch woher auch immer die Samen für die Blumen stammten, das war bisher immer noch ein Rätsel.
Und interessanterweise waren die Alpträume nicht mehr so stark wie zuvor. Lang und breit hatten beide darüber spekuliert, was daran nun eigentlich Schuld haben könnte und waren darüber hineingekommen, daß ihre Aktion im Erdinneren das alles verursacht haben mochte.
Doch alles das hatte auch einen Nachteil, der Schutzschild rund um den Planeten war schwächer geworden, bisweilen drangen Gedanken und telephatische Fühler hindurch, aber von beiden Seiten. So blieb es natürlich auch nicht aus, daß die anderen Anwohner zu spekulieren begannen.
Ein paar, denen sie vertrauten, darunter auch Martin, waren eingeweiht worden. Sie alle waren der Meinung, daß es mit den Toten zu tun haben mußte. Und die Konsequenz? Man sollte die anderen Toten, so es noch welche geben mochte, was zugegeben, allerdings sehr wahrscheinlich war, ihre Totenruhe erhalten. Denn zu einem reinen Wasserplaneten wollte man nun auch wieder nicht zurück und weiters war der Schutzschild ja immer noch vorhanden und ihn wollte man auch nicht weglassen.

Sylvia und Richard saßen in der Abendsonne, ließen sich die Strahlen auf die Haut brennen und es sich gut gehen.
"Herrlich diese Ruhe, fast wie auf der guten alten Erde, nicht?"
"Ja sicher, aber diese Ruhe schlägt trotzdem ziemlich aufs Gemüt."
"Ach komm, hör auf zu meckern. Gönn Dir doch mal die Ferien, sie werden sicher nicht so lange dauern."
"?"
"Bisher ist doch immer noch was geschehen, oder? Und deine Kampfstunden sind doch auch ganz gut angekommen bisher, oder?"
"Ja, sicher, aber dennoch..."
Nachdenklich sah Sylvia ihn an. "Du kannst das Corps nicht vergessen, oder?"
"Genau, ich finde, das ist eine Katastrophe. Warum sollen sich Menschen einsperren lassen, für etwas, für das sie doch gar nichts können..."
"Konnten denn die Juden etwas für die Ghettos?"
"Das war doch was ganz anderes."
"Konnten die etwas dafür, die man in KZ's gesteckt hatte?"
"Das ist doch auch was ganz anderes."
"Aber genauso willkürlich."
"Sicher, der Mensch hat ein Bedürfnis nach Schutz", über Richards Kopf zogen düstere Wolken auf,"aber das rechtfertigt noch lange nicht das, was das Corps da tut."
"Und du willst dich alleine gegen sie stellen, oder?"
"Na irgend wer muß doch den Anfang machen."
"Und du glaubst wirklich, daß die anderen Telepathen dir folgen würden..."
"Sicher einige..."
"Die meisten sind aber einfach nur froh Ruhe vor dem Corps zu haben. Sie werden nie wieder heim können, dafür aber hier ihren Frieden finden..."
"Da wäre ich mir nicht so sicher. Das Corps ist mir zu schnell abgezogen, zu problemlos."
"Und warum sollten sie wieder auftauchen?"
"Ich weiß es nicht, aber es kann doch nicht in ihrem Sinne sein, daß es einen Planeten gibt, der einen telepathischen Schutzschild hat und wenn, dann wollen sie den Schirm garantiert für sich verwenden..."
Richards Gedanken schweiften ab. All die Zeit, wo sie nun vor dem Corps auf der Flucht waren, hatten Erinnerungen ihn überschwemmt, immer wieder und langsam stärker werdend.
"Nein..."
Gedankenversunken registrierte er gar nicht, was um ihn herum vorging, nicht einmal Sylvia wußte, was er eigentlich hatte. Niemandem konnte er sich anvertrauen, wenngleich das aber kein Grund zur Verzweiflung war.
Er wollte Frieden und der ging nur durch die Freiheit dieser Leute, vorher ... er wußte nicht, ob er wirklich vorher Ruhe finden würde.

Als Sylvia ihn in die Rippen stieß, war er plötzlich wieder da. Sie wirkte aufgeregt, zeigte vor sie. Der Horizont hatte sich dunkel gefärbt, eine Farbspur hinter sich her ziehend, raste etwas auf den Planeten zu.
"Ein Schiff, das sieht mir sehr nach einem Raumschiff aus."
Richard nickte, das wäre auch sein Gedanke gewesen.
"Komm, vielleicht können wir noch jemandem helfen."
Rasch stiegen sie in ein Fahrzeug, das ihnen zur Verfügung gestellt worden war und fuhren der Stelle entgegen, wo das Schiff Bodenkontakt haben sollte. Tatsächlich dauerte es nicht lange und der Boden erschütterte durch den Aufprall.
"Die Scanner sagen, es ist gefahrlos..."
Sylvia hatte selbigen gezückt und stellte fest, daß weder Strahlung noch Explosionsgefahr bestand, dafür aber noch jemand an Bord zu leben schien.
Noch bevor sie das sagen konnte, war Richard schon an der Luke, riß diese auf und zog einen Naarn heraus. Der war stark verletzt, blutete aus vielen Wunden, der Kopf nur noch eine breiige Masse. Entsetzt sah Sylvia hin, holte dann aber eine Decke aus dem Wagen, breitete sie am Boden aus. Wenige Augenblicke später lag der Naarn auf der Decke und Richard war mit dem nächsten Naarn unterwegs ins Freie. Dieser sah etwas besser aus, war allerdings ohnmächtig.
"Der letzte im Schiff ist tot."
Sylvia nickte betroffen, obwohl sie nicht schuld waren daran, fühlte sie sich schuldig.
"Auch bei ihm werden die Lebenszeichen weniger..."
Richard nickte, wenige Augenblicke später war der Naarn tot. Entsetzen und Angst war das letzte, das Richard von ihm empfing. Was auch immer geschehen war, es mußte schrecklich gewesen sein.
"Dann bleibt eigentlich nur noch dieser hier."
Der Ohnmächtige hatte nur noch ganz schwache Lebenszeichen, diese aber waren stabil.
"Bleib bei ihm!"
Richard stieg noch einmal ins Schiff holte auch den letzten Naarn heraus und legte ihn neben dessen toten Kollegen. Danach sah er sich im Schiff um. Das war - gelinde ausgedrückt - ein Wrack. Die Versuche, den Computer einzuschalten, scheiterte. Dieses Gerät war hinüber. Auch die anderen Gerätschaften waren zerstört. Das einzige, das er bergen konnte, waren zwei Datenkristalle, eine Decke und zwei Naarn-Dolche. Diese nahm er mit sich.
"Hilf mir, wir bringen ihn nach Hause. Dort soll er sich mal erholen."
Zusammen hievten sie den Naarn in den Wagen. Nach den Scannerdaten hatte er lediglich Prellungen, daher auch keine Gefahr fürs Leben.
Inzwischen waren auch ein paar Nachbarn eingetroffen, die betroffen davor standen und schließlich begannen ein Grab für die beiden toten Naarn auszuheben und diese zu beerdigen. Während Sylvia an der Seite des Ohnmächtigen blieb, hob Richard die ersten Schaufeln Erde beiseite.
Ihre Nachbarn hatten nichts dagegen, daß der Naarn bei ihnen blieb und so wurde dieser bald, unter seine eigene Decke gebettet auf ein Bett gelegt. Die Vorhänge im Raum waren zugezogen. Die Dunkelheit tat ihm gut.
Stundenlang blieb Sylvia an seiner Seite liegen, flößte ihm ab und an leichten Brei ein, bis sich eine leichte Besserung einzustellen begann. Richard hingegen war noch einmal zum Wrack gefahren, hatte sich dieses genauer angesehen. Eigentlich sah wirklich alles nur nach einem Unfall aus, keine Schußlöcher, keine Kampfspuren, aber was hatte das Schiff wirklich zum Absturz gebracht?
So sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts finden, gab schließlich auf.
Vielleicht mochte der Naarn ihnen dann Auskunft zu geben. Doch bis dieser genesen war, würde wohl noch einiges an Zeit vergehen.
Hier allerdings irrten sich beide. Tatsächlich war der Naarn bereits wieder nach zwei Tagen bei Bewußtsein, wenngleich auch nicht ganz bei Sinnen. Er wachte immer wieder kurz auf, murmelte etwas auf Naarn und schlief wieder ein. Die Wachzustände jedoch wurden länger und länger, bis er die erste halbe Stunde wach blieb.
Ein ganzer Teller Brei wurde ihm eingeflößt, er schlief wieder ein.
Bis er halbwegs wieder wach und bei Sinnen war, vergingen weitere zwei Tage, dann allerdings hatte er sich wieder gefaßt. Er war zwar noch schwach, aß aber schon wieder selbständig.
Natürlich hatten sich Richard und Sylvia immer abgewechselt, beide wollten ihn nicht alleine lassen. Als er endgültig aufwachte, holte Sylvia Richard herbei.
"Wie geht es?"
"Der Kristall..."
Gebrochen auf Erdensprache, antwortete der Naarn. Richard verstand, legte die Kristalle in dessen Hand, woraufhin der wieder einschlief.
Nach weiteren zwei Tagen schließlich war der Gesundheitszustand wieder halbwegs hergestellt, der Arzt, einer der Nachbarn, hatte ihnen das ebenfalls bestätigt.

"Wie geht es dir?"
"Ich weiß ... nicht ... Was ... was ist ..."
Der Naarn sah sie verwirrt an.
"Ganz ruhig, ihr hattet einen Absturz."
"G'sto und Nama'kor?"
"Tot. Nur du hast überlebt."
Kurz hielt der Naarn inne.
"Die Kristalle ... danke ... ich muß ..."
"Was?"
"Darkaloth?"
"Der Drazi?"
"Genau, ich soll ihn hier treffen. Die Kristalle ... wo ist ... Darkaloth?"
"Bleib, ich hole ihn. Und bitte, steh nicht auf."
"Naarn sind stark...", sprachs und stand auf, setzte sich allerdings fast im gleichen Augenblick wieder aufs Bett. Der Kreislauf spielte nicht mit.
"Hol ihn ... Gib ... ihm ... das hier..."
Der Naarn zog einen Ring vom Finger und reichte diesen Richard. Es schien ein einfacher Ring zu sein, allerdings mit einem Emblem.
"Er wird wissen ..."
Das alles war zu viel für ihn gewesen, er sackte zurück und schlief wieder ein.
"Geh, ich bleibe und wache!"
Sylvia sah ihm in die Augen und Richard verstand. Beide wußten nicht, was hier eigentlich los war, jedoch machte er sich nun auf den Weg in den Nachbarort, wenn der Naarn unbedingt mit Darkaloth sprechen wollte, na dann bitte schön...
Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr los...