© aller Figuren, Ortsnamen etc., die im Herrn der Ringe vorkommen liegt
natürlich bei Meister Tolkien
Tja, an diesem Kapitel konnte ich leider wirklich nicht mehr viel retten. Es ist auch nicht wirklich wichtig für die Handlung. Man könnte es eine "Bridge" nennen. Wollt ihr wieder Songtips? "Queer" von Garbage ist wirklich toll und "Silver Star" von Mila Mar.
Besides: Spezielle herzliche Grüße an meine beiden liebsten Musen, die besten Freundinnen, die man auf der Welt haben kann: Jarivial und Sleepy Tiger!
3. Besuch von alten Freunden
An diesem Morgen war es ein wenig unruhig im Düsterwald, was ungewöhnlich war, besonders im Herbst, wo sich die Natur auf den langen Winterschlaf vorbereitete. Es schneite zwar nie in Düsterwald aber auch hier, an diesem geschützten Ort wurde es im Winter kälter als in allen anderen Jahreszeiten. Legolas, der im Einklang mit der Natur aufgewachsen war, konnte deutlich spüren, das etwas ganz besonderes geschehen würde. Im ersten Moment dachte er eigenartigerweise dabei an Valshiya und hatte dabei ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, das er nicht erklären konnte.
Allerdings erinnerte dieses Gefühl ihn auch daran, daß Er unbedingt mit ihr sprechen mußte, denn er machte sich Sorgen, was ihr wohl nach dem gemeinsamen Ausritt widerfahren war. Er hatte sie nun schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen und das bekümmerte ihn sehr. Immerhin hatten sie sich versprochen, sich wieder möglichst so oft zu treffen, wie vor seiner Abreise nach Imladris.
Er warf die Decke beiseite und setzte sich auf die Bettkante. Ein Blick aus dem großen Fenster seines Schlafzimmers, das sich weit über den Baumwimpfeln befand, zeigte ihm, daß es noch sehr früh am Morgen war, denn die Sonne ging gerade erst auf. Er wunderte sich nur kurz darüber. Seit dem Ringkrieg konnte er nicht mehr lange schlafen. Nicht, daß er es früher getan hatte, denn als Elb brauchte er nicht die Art Schlaf, die ein Mensch gebraucht hätte, doch seitdem war seine Nachtruhe noch kürzer und unruhiger geworden. Es klopfte an seiner Tür.
"Legolas, bist du schon wach?", fragte jemand leise.
Er erkannte die Stimme seiner Schwester. Darüber allerdings, war er nun ziemlich überrascht. Alfiriel hatte, zumindest in der Herbstzeit, eine geradezu menschliche Leidenschaft für das Schlafen entwickelt und es war ungewöhnlich, daß sie so früh auf den Beinen war.
"Natürlich! Komm herein!", forderte er sie auf.
Sie öffnete die Tür und schlüpfte in das Schlafzimmer ihres Bruders. Sie schien sehr aufgeregt zu sein, denn ihre Wangen waren leicht gerötet.
"Sicherlich wirst du dich freuen, das zu erfahren. Jemand, den du sehr magst, nähert sich Düsterwald. Es sind Freunde, mit denen du viel Zeit verbracht hast.", erzählte sie.
Alfiriel konnte nur Gimli Gloinsson, seinen Zwergenfreund, oder die vier abenteuerlustigen Hobbits aus dem Auenland meinen. Aragorn, der ja nun König von Gondor war, konnte es nicht sein, denn er war mit den Regierungsgeschäften zu beschäftigt um eine Reise nach Düsterwald zu unternehmen. Es gab viel für ihn zu ordnen und neu zu regeln.
"Sag schon," bat Legolas, während er sich hastig ankleidete, "wer ist es?"
Alfiriel warf ihm sein bequemes, grünes Lederwams zu, welches er so gerne trug, wenn er nicht gerade zu irgendwelchen offiziellen Anlässen erscheinen mußte. Er hatte es auf einer Stuhllehne abgelegt, als er am Abend zuvor gelangweilt von einem ebensolchen offiziellen Anlaß hatte flüchten könnten.
Endlich antwortete Alfiriel:
"Es ist der Hobbit Frodo Beutlin und er wird von den anderen drei begleitet, mir sind ihre Namen entfallen. Einer von ihnen heißt Samweis, richtig? Es ist aber auch eine Hobbitfrau dabei. Ich kann mich nicht erinnern, daß du mir von ihr erzählt hast."
Legolas schloß die Schnalle seines Gürtels und erwiderte:
"Nein, ich habe dir wirklich nichts verschwiegen. Von einer Hobbitdame ist mir nichts bekannt. Aber ich werde gleich losreiten um meine Freunde zu begrüßen. Dann wird deine Neugier auch bald befriedigt sein."
Alfiriel horchte auf.
"Sag mir nicht nach, ich sei neugierig!", forderte sie ihn empört auf und stemmte die Hände in die Hüften.
Legolas lachte:
"Bist du es etwa nicht? Das wäre ja mal was neues!"
"Oh!", machte Alfiriel, griff nach einem der Kissen auf dem Bett und warf es ihrem Bruder an den Kopf.
Doch Legolas duckte sich noch im rechten Moment, seine Reaktionen waren unübertroffen, und sie sahen beide dem Kissen hinterher, wie es aus dem Fenster flog. Sie kicherten wie die Kinder und Alfiriel schwor:
"Warte, ich werd's dir noch heimzahlen. Wart's nur ab... irgendwann, wenn du gar nicht mehr daran denkst."
"Ja, ja,", meinte Legolas, immer noch lachend, "fragt sich nur, ob es hier geschehen wird oder erst, wenn wir in den Westen gehen. Aber jetzt werde ich erst meine Freunde begrüßen."
*****
"Sieh nur, Sam, wer da kommt um uns zu empfangen!", rief Frodo glücklich aus. Von den vier Hobbits war er der erste, der Legolas auf seinem Pferd ihnen entgegenreiten sah.
"Nun wirst du gleich den edlen Elbenprinzen Legolas Grünblatt kennenlernen, meine liebe Rosie.", sagte Sam und wandte sich an die Hobbitfrau, die die vier Gefährten begleitete.
"Elben! Ich habe nie geglaubt, daß ich mal welche kennenlernen werde.", flüsterte die junge, goldgelockte Hobbitfrau.
Samweis, genannt Sam, drehte sich zu ihr, die mit ihm auf einem Pony saß, um und erwiderte:
"Ich habe dir doch versprochen, daß ich dir sogar einen ganz berühmten Elbenherrn vorstellen werde."
Die Hobbitfrau namens Rosie, tippte Sam auf die Schulter und meinte:
"Vergiß mir ja nicht, ihn zu unserer Hochzeit einzuladen. Ich würde es gerne sehen, wenn er käme. Was glaubst du, was das für einen Aufruhr in Hobbingen geben wird, wenn sich herumspricht das Rosie Hüttinger elbische Gäste auf ihrer Hochzeit hat."
Legolas zügelte sein Pferd kurz vor der kleinen Reisegruppe und stieg ab, um seine alten Freunde zu begrüßen. Frodo, Merry und Pippin stiegen ebenfalls von ihren Ponies und liefen auf den hochgewachsenen Elben zu. Legolas kniete nieder und schloß seine kleinen Freunde herzlich in die Arme.
"Es ist so schön euch zu sehen. Was gibt es Neues draußen in Hobbingen, im ganzen Auenland? Wißt ihr, kaum dringen Neuigkeiten zu uns in den Düsterwald vor, den mein Vater nun, da der Ringkrieg Geschichte ist, den Grünwald oder Eryn Lasgalen nennen läßt.", begrüßte er sie freudig.
"Nun," sagte Sam und stieg ebenfalls von seinem Pony, half dann galant Rosie herunter und führte sie ebenfalls zu Frodo und Legolas, "eigentlich kamen wir, um dich zu einem freudigen Fest einzuladen. Dich und wen immer du noch mit bringen möchtest. Eigentlich wollte ich Briefe schreiben, doch ich finde es höflicher, persönlich zu erscheinen. Meine Rosie und ich wollen bald heiraten. Vielleicht möchtest du auch mein Trauzeuge sein. Man stelle sich das einmal vor: Ein Elbenprinz ist Trauzeuge von Samweis Gamdschie!"
"Was schaust du so traurig?", fragte Frodo, der bemerkt hatte, wie sich Legolas' Gesicht bei der Erwähnung einer Hochzeit verändert hatte.
Legolas seufzte tief.
"Das", sagte er, "möchte ich euch gerne in Ruhe bei einem guten Essen und Wein erklären. Ich hoffe doch, daß ihr eure Leidenschaft für's Essen nicht verloren habt."
Dies verneinten alle fünf, also selbst die hübsche Hobbitdame, einstimmig.
Am Abend saßen Alfiriel, Finlass, Legolas und die fünf Hobbits am Kaminfeuer in Legolas' Bibliothek und tranken süßen Elbenwein, der schnell zu Kopf stieg und die Zunge lockerte. Alfiriel war sehr neugierig und fragte die Hobbits über das Auenland aus, denn sie war selbst nie dort gewesen. Pippin waren beim Anblick von Legolas' schöner Schwester fast die Augen übergegangen und er schimpfte, daß er ihm nie früher erzählt hatte, daß er eine Schwester hat und daß sie so schön ist. Er behauptete, er hätte nicht eine Sekunde gezögert, ihr den Hof zu machen. Alfiriel schenkte ihm daraufhin ihr glockenklares Lachen, woraufhin er bis in die Haarspitzen errötete.
Finlass hörte, mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel, Merrys Schilderungen von seinen wagemutigen Kämpfen gegen schier unbesiegbare Orks zu, wohl wissend, daß der aufgedrehte Hobbit sehr übertrieb, auch wenn er inzwischen ein Ritter Rohans war und dort sehr hohe Achtung genoß.
Frodo hatte bemerkt, daß Legolas still vor sich hin grübelte und erinnerte sich daran, daß er ihm ohnehin erklären wollte, warum er bei der Erwähnung von Sams Hochzeit so traurig ausgesehen hatte.
"Was ist nun mit Dir? Das wolltest du mir erzählen! Es ist bekannt, daß du - anders als dein Zwergenfreund Gimli - nicht gerade zu wahren Begeisterungsstürmen neigst, doch so traurig habe ich dich wahrlich auch noch nie gesehen."
Sam hatte die Frage mitbekommen und hörte ebenfalls aufmerksam hin.
"Es ist nur so, daß es nicht die einzige Hochzeit ist, die wir demnächst feiern werden.", erklärte Legolas schließlich.
Überrascht hielten die Hobbits den Atem an.
"So, so, also willst Du uns auch zu einer Hochzeit einladen? Ich frage mich doch wirklich, wessen Hochzeit das wohl sein kann.", meinte Pippin.
"Ja, ich denke, die Antwort kannst du dir wirklich schon fast selbst beantworten, Pippin." antwortete Legolas "Es ist meine eigene. Obwohl ich nicht sagen kann, daß ich darüber ähnlich glücklich bin wie Sam."
Finlass warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu, doch Legolas sprach ungeachtet dessen weiter:
"Mein Vater ist der Meinung, daß ich alt genug bin, um den Bund einzugehen. Was in euren Ohen sicherlich eigenartig klingen mag. Aber ich will euch noch einmal daran erinnern, daß ich für einen Elben noch recht jung bin. Allein mein Vater sieht das anders. Er behauptet, nämlich das es ungewöhnlich ist, in meinem Alter den Bund noch nicht eingegangen zu sein. Doch ich fühle mich zu dem Mädchen, daß er für mich ausgewählt hat, wirklich nicht hingezogen."
Alfiriel kicherte und als die anderen sie fragend ansahen sagte sie:
"Ihr solltet sie sehen. Sie paßt wirklich nicht zu Legolas. Obwohl ich auch der Meinung bin, daß mein Bruder nicht mehr länger allein sein sollte. Diese 2931 Jahre, die er nun schon ohne Gefährtin war, haben ihn eigenbrötlerisch gemacht."
Alfiriel erntete daraufhin einen bösen Blick ihres älteren Bruders. Es entbrannte eine Diskussion darüber, wann es Zeit für einen Elben war, den Bund einzugehen. Es war eine interessante Diskussion, besonders im Hinblick darauf, daß die Hobbits keine Vorstellung davon hatten, wie wichtig diese Frage für die Elben war. Niemand bemerkte, daß Legolas im Verlaufe des Gesprächs sein Weinglas abstellte und seine Bibliothek verließ. Nur Frodo stellte plötzlich fest, daß es in der Ecke, in der Legolas vorher gesessen hatte, verräterisch still geworden war.
"Wo ist Legolas denn nun hingegangen?", fragte er.
Die anderen schauten ihn überrascht an, wußten aber keine Antwort auf diese Frage. Finlass grollte irgend etwas in sich hinein und Alfiriel sagte mit einem wissenden Lächeln:
"Ich weiß es nicht genau aber ich kann es mir vorstellen."
*****
Eine Freundin Valshiyas, Celebwen, hatte ihr gesagt, daß Legolas nachts oft alleine im Palastgarten spazieren ging. Also hatte Valshiya an diesem Abend heimlich das Haus ihres Vaters verlassen um dorthin zu gehen und ihn zu treffen. Sie konnte ja nicht ahnen, daß Amarayl sehr wohl wußte, daß sie das Haus verlassen hatte. Allerdings billigte er es, denn sie sollte wenigstens die Gelegenheit haben, sich von Legolas zu verabschieden. Valshiya jedenfalls glaubte, daß ihr Vater damit nicht einverstanden gewesen wäre, also machte sie es heimlich. Tatsächlich traf sie ihn in dem Garten an. Er saß ihm Mondschein auf einer steinernen Bank und schaute sehnsüchtig zu den Sternen hinauf. So wie er da saß, hätte er auch die Verkörperung des edlen Manwe sein können, des liebsten Valar Iluvatars. Und sie kam in der Gestalt Vardas, der Sternenkönigin und seiner Gemahlin, zu ihm. Valshiya schüttelte den Kopf und schalt sich für diesen unmöglichen Gedanken.
"Legolas!", flüsterte sie leise seinen Namen.
Er hörte sie sofort, sprang auf und lief zu ihr.
"Shiya! Wieso kommst du heimlich wie eine Diebin zu mir, mitten in der Nacht?", fragte er.
"Das kann ich dir nicht sagen. Es ist auch nicht wichtig. Aber ich werde Düsterwald bald verlassen und eine Reise nach Gondor unternehmen um meine Verwandte, Königin Arwen zu besuchen. An dem Tag deiner Hochzeit werde ich nicht hier sein. Aus diesem Grunde wollte ich mich von dir verabschieden."
Legolas schaute sie fragend an.
"Das verstehe ich nicht. Hat es etwas mit mir zu tun? Habe ich etwas falsch gemacht, daß du nicht mehr bei mir sein willst?"
Er war verunsichert, denn schließlich hatte er geglaubt, daß sie wieder Freunde sein könnten, so wie es früher schon einmal gewesen war. Valshiya spürte, wie die Traurigkeit wieder in ihr aufstieg, doch sie war diesmal stärker und gab den Tränen nicht nach.
"Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur so, daß die Königin in dieser Zeit sicher oft sehr einsam ist, wo Aragorn doch so viel mit Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt ist, und gerne Verwandte aus ihrem Volk um sich hat. Deswegen werde ich sie besuchen, um ihr Gesellschaft zu leisten. Sie ist immerhin eine entfernte Verwandte von mir."
"Wer leistet dann mir Gesellschaft, wenn ich verheiratet bin und möglichst oft von meiner Frau fort sein will?", fragte er und versuchte, es fröhlich klingen zu lassen, als hätte er nur einen dummen Witz gemacht, allerdings wollte ihm das nicht so recht gelingen.
Valshiya versprach:
"Ich werde ja wiederkommen. Es wird nicht länger als ein Jahr sein... vielleicht etwas länger, daß ich fortbleiben werde. Was sind schon ein oder zwei Jahre für uns?"
Was würde dann anders sein? fragte sie sich. Vielleicht würde es doch besser sein, überhaupt nicht zurückzukehren. Sie könnte ja nach Lothlorien gehen und dort jemanden suchen, mit dem sie den Bund eingehen könnte. Vielleicht würde sie auch nach Bruchtal gehen, denn Elrond, Königin Arwens Vater, hatte noch zwei ansehnliche Söhne namens Elladan und Elrohir, ebenfalls, wie Legolas, edle Helden des Ringkriegs. Legolas nahm ihre Hand. Dies war eine gute Gelegenheit, mit ihr allein zu sein, ohne daß irgendjemand sie auf Schritt und Tritt beobachtete.
"Laß uns ein wenig durch den Park gehen und reden. Wir werden lange nicht die Gelegenheit dazu haben.", bat er.
"Eigentlich muß ich bald wieder...." begann Valshiya, doch er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf.
Wie gebannt war er plötzlich von ihrer Schönheit. Das Mondlicht flocht Silber in ihr schwarzes Haar und ihre Augen strahlten wie Sterne... nein schöner noch. Sie waren wie reinste Smaragde. Wieso nur, hatte er früher nicht bemerkt, wie hübsch die Tochter Amarayls war? Luthien Tinuviel konnte nicht schöner gewesen sein, als seine liebe Freundin an diesem Abend. Sie sahen sich beide lange in die Augen und wußten nichts zu sagen. Valshiya prägte sich jede Einzelheit seines Gesichts tief in ihrem Herzen ein. Jeden Abend, bevor sie einschlief, wollte sie sich an sein Gesicht erinnern können, an die graublauen Augen, die an den Stern Earendil erinnerten, sein weiches, nach Tannennadeln und feuchter Erde duftendes Haar, seine schmalen Lippen, auf die er immer wieder ein umwerfendes Lächeln zauberte, gerade dann, wenn er ihren Namen aussprach - oder bildete sie sich das nur ein?
"Eigentlich möchte ich gar nicht fort!", gestand sie plötzlich. Sie schlug ihre zierliche Hand vor den Mund, als ihr bewußt wurde, daß sie laut gedacht hatte.
"Also, warum gehst du dann?", wollte Legolas wissen und er war sichtlich verwirrt, denn seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Stirn kräuselte sich. Er neigte sich ein wenig näher zu ihr und wartete auf eine Antwort.
Sie mußte ihm antworten. Wenn sie ihm ausgewichen wäre, hätte er es mit Sicherheit gemerkt. Legolas war schwer zu belügen. Mit seinen Augen sah er ihr bis in die Seele hinein. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, daß sie eine sehr schlechte Lügnerin war.
Als Legolas keine Antwort bekam, brach er selbst das Schweigen und sagte:
"Seit ich wieder hier bin ist immer, wenn wir uns treffen, kommt irgend etwas dazwischen. Ist dir das schon einmal aufgefallen? Nie waren wir wirklich allein und konnten so miteinander reden, wie wir es früher getan haben. Es scheint mir verhext zu sein. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum du gehst. Es ist fast so, als würdest du vor mir davonlaufen. Jedes unserer Treffen, seit ich wieder hier bin, endete so. Sag' mir, wenn ich etwas falsch gemacht habe."
"Nichts hast du falsch gemacht. Das darst du nicht denken. Es ist nur so, daß es mir so leid tut, daß du jemanden heiraten mußt, den du nicht liebst. Du solltest mit jemandem den Bund eingehen, der zu dir paßt. Ich bin trotz meiner Jugend nicht blind und ich habe auch bemerkt, daß Riona dir nicht viel Sympathien entgegenbringt. Genaugenommen ist dieser Bund also eine Strafe für euch beide. Es ist eine Zweckehe, auch wenn mir nicht klar ist, was dein Vater für einen Zweck damit verfolgt aber Politik hat mich nie wirklich interessiert.", erklärte Valshiya und war seiner eigentlichen Frage damit doch ausgewichen.
"Es wird nicht so schlimm sein.", versuchte er sie aufzumuntern, "Wir werden einfach jeder unsere eigenen Wege gehen. Aber wenn du nicht da bist, mit wem soll ich dann die Zeit verbringen?"
"Dann mußt du eben auf mich warten.", erklärte Valshiya und machte damit deutlich, daß sie jetzt nicht mehr über dieses Thema sprechen wollte.
Legolas seufzte. Er wurde immer noch nicht schlau aus Valshiya. Bisher hatte er immer geglaubt, nur menschliche Frauen seien kompliziert. Plötzlich fiel ihm etwas ein.
"Dann laß mir bitte etwas hier, was mich an dich erinnert.", bat er.
Valshiya schaute überrascht drein.
"Was kann ich dir schon hier lassen?", fragte sie und griff nach ihrer Halskette mit dem milchigweißen Kristall in Tränenform, den ihre Mutter früher getragen hatte - ein Geschenk ihres Vaters an sie. Sie hatte gehört, daß Arwen Aragorn ein ähnliches Geschenk gemacht hatte, bevor er Bruchtal verlassen hatte um den Hobbit Frodo nach Mordor zu begleiten. "Vielleicht ein Schmuckstück, wie meine Kette, oder..."
Legolas wußte nicht, was ihn dazu veranlaßte, doch er unterbrach sie, indem er sie zögernd an den Schultern faßte, vorsichtig näher zu sich zog und zärtlich auf den Mund küßte. Ihre Lippen waren kühl und süß, wie wertvoller Elbenwein und als sich sein Mund wieder von dem ihren trennte, wünschte er sich, er hätte es gleich noch einmal getan. Wenn ihre Lippen wie Elbenwein waren, wollte er sich an ihnen betrinken. Doch dann sah er ihren Gesichtsausdruck, der zwischen Überraschung und Entsetzen schwankte.
"Nun habe ich doch etwas, was mich immer an dich denken läßt. Die Erinnerung an diesen Kuß!", flüsterte er.
"Das hättest du nicht tun dürfen... es macht es mir noch schwerer...", sagte sie mit zitternder Stimme.
Jetzt hatte sie es wieder geschafft, sie hatte ihn wieder verwirrt.
"Was?", frage er und hielt sie an den Schultern fest.
Sie bat:
"Laß mich bitte gehen."
Valshiya drehte sich um und lief fort.
Legolas wollte ihr hinterherlaufen, doch eine Stimme hielt ihn zurück.
"Du meine Güte! Wer war denn diese Schönheit?"
Es war Frodo, der ihm gefolgt war, nachdem er seine Bibliothek verlassen hatte, weil er es nicht mehr hören konnte, wie sich seine Geschwister und seine Freunde über eine Hochzeit unterhielten, die er am liebsten in weite Ferne wünschte. Legolas drehte sich zu Frodo um, schaute ihn einen Moment schweigend an und überlegte, ob er seinem Freund Rede und Antwort stehen sollte oder ob er nicht doch hinter Valshiya herlaufen sollte. Was hatte sie gleich gesagt? Es machte es ihr noch schwerer? Legolas wußte zwar nicht, was sie meinte, hielt es aber für besser, ihr nicht zu folgen.
"Wieviel von unserem Gespräch hast du mitbekommen?", wollte Legolas wissen. Frodo war überrascht.
"Was ist das? Ich bin wirklich überrascht, daß du mich nicht kommen hören hast. Du, der selbst eine Fliege, die sich auf einer Blume niederläßt in 1.000 Fuß Entfernung hören kann? Also, um deine Frage zu beantworten: ich habe nicht gelauscht. Aber als ich mich näherte, deine Schwester hatte so eine Ahnung wo ich dich finden kann, hörte ich einiges. Ich wollte diese Liebesszene aber nicht stören. Es kam mir wirklich sehr wichtig vor.", erklärte Frodo.
Legolas zog die Augenbrauen hoch. Dann atmete er hastig ein, schlug sich beide Hände vor das Gesicht und schien plötzlich unsicher auf seinen Beinen zu sein. Er ließ sich ungelenk auf die Bank fallen, was so gar nicht seine Art war. Plötzlich wurde ihm einiges klar.
"Hast du das etwa nicht gewußt?", fragte Frodo, den die Reaktion seines Freundes wiederum überraschte. Was war nur mit dem selbstsicheren Elbenkrieger los? Er erkannte ihn kaum wieder.
Heiser antwortete Legolas:
"Gewußt? Nein, nicht eine Sekunde. Ich hatte es vermutet, denn viele junge Elbenmädchen schauen mich mit diesem Blick in den Augen an, aber ich habe es dann wieder als Einbildung abgetan. Wenn ich es nur gewußt hätte..."
Minutenlang saß Frodo nur neben seinem Freund, während dieser über die Möglichkeiten nachgrübelte, die sich ihm eröffnet hätten, hätte er nur geahnt, wie seine Freundin aus früheren Tagen für ihn fühlt.
"Legolas, alle weiblichen Wesen schauen dich sehnsüchtig an. Du bist der beliebteste Junggeselle ganz Mittelerdes. Selbst Rosie hat dich so angeschaut, wenn auch nicht ganz so, wie sie Sam anschaut. Aber selbst die kleinen Mädchen in Hobbingen haben nur dich im Sinn, obwohl sie dich noch nie gesehen haben. Du kannst mir nicht erzählen, du hättest die Blicke dieses Elbenmädchens nicht bemerkt!", meinte der Hobbit.
"Es ist aber nun einmal so. Ich habe mir niemals Gedanken über so etwas gemacht.", erklärte Legolas.
Schließlich schlug Frodo vor:
"Geh ihr doch einfach hinterher, sag ihr, was du für sie empfindest."
Legolas blickte Frodo erstaunt an. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er tatsächlich daran, dem Rat seines Freundes zu folgen. Doch dann wurde ihm klar, daß das alles so einfach nicht war. Er war immer noch verwirrt über seine Gefühle und im übrigen war er mit einer anderen Elbin verlobt, so sehr er auch versuchte diese Tatsache zu verdrängen.
"Das kann ich nicht! So einfach ist das eben nicht."
"Warum?", wollte Frodo wissen. Für ihn war klar, daß Legolas dies tun mußte.
"Ich weiß ja immer noch nicht, ob ich sie wirklich liebe. Ich liebe nicht einmal die Frau, die mein Vater für mich ausgewählt hat. Sie ist mir egal, doch Valshiya möchte ich nicht verletzen, weil ich mir über meine Gefühle nicht im klaren bin. Es könnte sein, daß ich sie liebe aber wenn ich es nicht tue, dann würde sie leiden. Besonders dann, wenn sie mich tatsächlich liebt, was ich auch nicht mit letzter Gewißheit sagen kann."
Frodo schüttelte den Kopf. Für ihn gab es nichts selbstverständlicheres auf der ganzen Welt, als zu einem Mädchen zu gehen, und ihm seine Liebe zu gestehen. Besonders dann, wenn es das eine Mädchen war, das einem das Herz bis zum Hals klopfen ließ und man befürchtet, das es beim nächsten Schlag aus der Brust springt. Er hatte dieses eine Mädchen auf der Welt zwar selbst auch noch nicht gefunden aber das würde irgendwann geschehen, da war er sich ganz sicher. Aus diesem Grund war er auch ein wenig wütend auf seinem elbischen Freund. Er stand langsam auf und verneigte sich vor Legolas.
"Majestät", sagte er ein wenig spöttisch, "ich denke nicht, daß ihr euch wirklich helfen lassen wollt oder ob euch überhaupt geholfen werden kann. Ihr Elben habt eine Art an euch, alles zu verkomplizieren, die ich nicht mehr verstehen kann. Ich werde jetzt zu den anderen zurückkehren."
Tja, an diesem Kapitel konnte ich leider wirklich nicht mehr viel retten. Es ist auch nicht wirklich wichtig für die Handlung. Man könnte es eine "Bridge" nennen. Wollt ihr wieder Songtips? "Queer" von Garbage ist wirklich toll und "Silver Star" von Mila Mar.
Besides: Spezielle herzliche Grüße an meine beiden liebsten Musen, die besten Freundinnen, die man auf der Welt haben kann: Jarivial und Sleepy Tiger!
3. Besuch von alten Freunden
An diesem Morgen war es ein wenig unruhig im Düsterwald, was ungewöhnlich war, besonders im Herbst, wo sich die Natur auf den langen Winterschlaf vorbereitete. Es schneite zwar nie in Düsterwald aber auch hier, an diesem geschützten Ort wurde es im Winter kälter als in allen anderen Jahreszeiten. Legolas, der im Einklang mit der Natur aufgewachsen war, konnte deutlich spüren, das etwas ganz besonderes geschehen würde. Im ersten Moment dachte er eigenartigerweise dabei an Valshiya und hatte dabei ein leichtes Kribbeln in der Magengegend, das er nicht erklären konnte.
Allerdings erinnerte dieses Gefühl ihn auch daran, daß Er unbedingt mit ihr sprechen mußte, denn er machte sich Sorgen, was ihr wohl nach dem gemeinsamen Ausritt widerfahren war. Er hatte sie nun schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen und das bekümmerte ihn sehr. Immerhin hatten sie sich versprochen, sich wieder möglichst so oft zu treffen, wie vor seiner Abreise nach Imladris.
Er warf die Decke beiseite und setzte sich auf die Bettkante. Ein Blick aus dem großen Fenster seines Schlafzimmers, das sich weit über den Baumwimpfeln befand, zeigte ihm, daß es noch sehr früh am Morgen war, denn die Sonne ging gerade erst auf. Er wunderte sich nur kurz darüber. Seit dem Ringkrieg konnte er nicht mehr lange schlafen. Nicht, daß er es früher getan hatte, denn als Elb brauchte er nicht die Art Schlaf, die ein Mensch gebraucht hätte, doch seitdem war seine Nachtruhe noch kürzer und unruhiger geworden. Es klopfte an seiner Tür.
"Legolas, bist du schon wach?", fragte jemand leise.
Er erkannte die Stimme seiner Schwester. Darüber allerdings, war er nun ziemlich überrascht. Alfiriel hatte, zumindest in der Herbstzeit, eine geradezu menschliche Leidenschaft für das Schlafen entwickelt und es war ungewöhnlich, daß sie so früh auf den Beinen war.
"Natürlich! Komm herein!", forderte er sie auf.
Sie öffnete die Tür und schlüpfte in das Schlafzimmer ihres Bruders. Sie schien sehr aufgeregt zu sein, denn ihre Wangen waren leicht gerötet.
"Sicherlich wirst du dich freuen, das zu erfahren. Jemand, den du sehr magst, nähert sich Düsterwald. Es sind Freunde, mit denen du viel Zeit verbracht hast.", erzählte sie.
Alfiriel konnte nur Gimli Gloinsson, seinen Zwergenfreund, oder die vier abenteuerlustigen Hobbits aus dem Auenland meinen. Aragorn, der ja nun König von Gondor war, konnte es nicht sein, denn er war mit den Regierungsgeschäften zu beschäftigt um eine Reise nach Düsterwald zu unternehmen. Es gab viel für ihn zu ordnen und neu zu regeln.
"Sag schon," bat Legolas, während er sich hastig ankleidete, "wer ist es?"
Alfiriel warf ihm sein bequemes, grünes Lederwams zu, welches er so gerne trug, wenn er nicht gerade zu irgendwelchen offiziellen Anlässen erscheinen mußte. Er hatte es auf einer Stuhllehne abgelegt, als er am Abend zuvor gelangweilt von einem ebensolchen offiziellen Anlaß hatte flüchten könnten.
Endlich antwortete Alfiriel:
"Es ist der Hobbit Frodo Beutlin und er wird von den anderen drei begleitet, mir sind ihre Namen entfallen. Einer von ihnen heißt Samweis, richtig? Es ist aber auch eine Hobbitfrau dabei. Ich kann mich nicht erinnern, daß du mir von ihr erzählt hast."
Legolas schloß die Schnalle seines Gürtels und erwiderte:
"Nein, ich habe dir wirklich nichts verschwiegen. Von einer Hobbitdame ist mir nichts bekannt. Aber ich werde gleich losreiten um meine Freunde zu begrüßen. Dann wird deine Neugier auch bald befriedigt sein."
Alfiriel horchte auf.
"Sag mir nicht nach, ich sei neugierig!", forderte sie ihn empört auf und stemmte die Hände in die Hüften.
Legolas lachte:
"Bist du es etwa nicht? Das wäre ja mal was neues!"
"Oh!", machte Alfiriel, griff nach einem der Kissen auf dem Bett und warf es ihrem Bruder an den Kopf.
Doch Legolas duckte sich noch im rechten Moment, seine Reaktionen waren unübertroffen, und sie sahen beide dem Kissen hinterher, wie es aus dem Fenster flog. Sie kicherten wie die Kinder und Alfiriel schwor:
"Warte, ich werd's dir noch heimzahlen. Wart's nur ab... irgendwann, wenn du gar nicht mehr daran denkst."
"Ja, ja,", meinte Legolas, immer noch lachend, "fragt sich nur, ob es hier geschehen wird oder erst, wenn wir in den Westen gehen. Aber jetzt werde ich erst meine Freunde begrüßen."
*****
"Sieh nur, Sam, wer da kommt um uns zu empfangen!", rief Frodo glücklich aus. Von den vier Hobbits war er der erste, der Legolas auf seinem Pferd ihnen entgegenreiten sah.
"Nun wirst du gleich den edlen Elbenprinzen Legolas Grünblatt kennenlernen, meine liebe Rosie.", sagte Sam und wandte sich an die Hobbitfrau, die die vier Gefährten begleitete.
"Elben! Ich habe nie geglaubt, daß ich mal welche kennenlernen werde.", flüsterte die junge, goldgelockte Hobbitfrau.
Samweis, genannt Sam, drehte sich zu ihr, die mit ihm auf einem Pony saß, um und erwiderte:
"Ich habe dir doch versprochen, daß ich dir sogar einen ganz berühmten Elbenherrn vorstellen werde."
Die Hobbitfrau namens Rosie, tippte Sam auf die Schulter und meinte:
"Vergiß mir ja nicht, ihn zu unserer Hochzeit einzuladen. Ich würde es gerne sehen, wenn er käme. Was glaubst du, was das für einen Aufruhr in Hobbingen geben wird, wenn sich herumspricht das Rosie Hüttinger elbische Gäste auf ihrer Hochzeit hat."
Legolas zügelte sein Pferd kurz vor der kleinen Reisegruppe und stieg ab, um seine alten Freunde zu begrüßen. Frodo, Merry und Pippin stiegen ebenfalls von ihren Ponies und liefen auf den hochgewachsenen Elben zu. Legolas kniete nieder und schloß seine kleinen Freunde herzlich in die Arme.
"Es ist so schön euch zu sehen. Was gibt es Neues draußen in Hobbingen, im ganzen Auenland? Wißt ihr, kaum dringen Neuigkeiten zu uns in den Düsterwald vor, den mein Vater nun, da der Ringkrieg Geschichte ist, den Grünwald oder Eryn Lasgalen nennen läßt.", begrüßte er sie freudig.
"Nun," sagte Sam und stieg ebenfalls von seinem Pony, half dann galant Rosie herunter und führte sie ebenfalls zu Frodo und Legolas, "eigentlich kamen wir, um dich zu einem freudigen Fest einzuladen. Dich und wen immer du noch mit bringen möchtest. Eigentlich wollte ich Briefe schreiben, doch ich finde es höflicher, persönlich zu erscheinen. Meine Rosie und ich wollen bald heiraten. Vielleicht möchtest du auch mein Trauzeuge sein. Man stelle sich das einmal vor: Ein Elbenprinz ist Trauzeuge von Samweis Gamdschie!"
"Was schaust du so traurig?", fragte Frodo, der bemerkt hatte, wie sich Legolas' Gesicht bei der Erwähnung einer Hochzeit verändert hatte.
Legolas seufzte tief.
"Das", sagte er, "möchte ich euch gerne in Ruhe bei einem guten Essen und Wein erklären. Ich hoffe doch, daß ihr eure Leidenschaft für's Essen nicht verloren habt."
Dies verneinten alle fünf, also selbst die hübsche Hobbitdame, einstimmig.
Am Abend saßen Alfiriel, Finlass, Legolas und die fünf Hobbits am Kaminfeuer in Legolas' Bibliothek und tranken süßen Elbenwein, der schnell zu Kopf stieg und die Zunge lockerte. Alfiriel war sehr neugierig und fragte die Hobbits über das Auenland aus, denn sie war selbst nie dort gewesen. Pippin waren beim Anblick von Legolas' schöner Schwester fast die Augen übergegangen und er schimpfte, daß er ihm nie früher erzählt hatte, daß er eine Schwester hat und daß sie so schön ist. Er behauptete, er hätte nicht eine Sekunde gezögert, ihr den Hof zu machen. Alfiriel schenkte ihm daraufhin ihr glockenklares Lachen, woraufhin er bis in die Haarspitzen errötete.
Finlass hörte, mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel, Merrys Schilderungen von seinen wagemutigen Kämpfen gegen schier unbesiegbare Orks zu, wohl wissend, daß der aufgedrehte Hobbit sehr übertrieb, auch wenn er inzwischen ein Ritter Rohans war und dort sehr hohe Achtung genoß.
Frodo hatte bemerkt, daß Legolas still vor sich hin grübelte und erinnerte sich daran, daß er ihm ohnehin erklären wollte, warum er bei der Erwähnung von Sams Hochzeit so traurig ausgesehen hatte.
"Was ist nun mit Dir? Das wolltest du mir erzählen! Es ist bekannt, daß du - anders als dein Zwergenfreund Gimli - nicht gerade zu wahren Begeisterungsstürmen neigst, doch so traurig habe ich dich wahrlich auch noch nie gesehen."
Sam hatte die Frage mitbekommen und hörte ebenfalls aufmerksam hin.
"Es ist nur so, daß es nicht die einzige Hochzeit ist, die wir demnächst feiern werden.", erklärte Legolas schließlich.
Überrascht hielten die Hobbits den Atem an.
"So, so, also willst Du uns auch zu einer Hochzeit einladen? Ich frage mich doch wirklich, wessen Hochzeit das wohl sein kann.", meinte Pippin.
"Ja, ich denke, die Antwort kannst du dir wirklich schon fast selbst beantworten, Pippin." antwortete Legolas "Es ist meine eigene. Obwohl ich nicht sagen kann, daß ich darüber ähnlich glücklich bin wie Sam."
Finlass warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu, doch Legolas sprach ungeachtet dessen weiter:
"Mein Vater ist der Meinung, daß ich alt genug bin, um den Bund einzugehen. Was in euren Ohen sicherlich eigenartig klingen mag. Aber ich will euch noch einmal daran erinnern, daß ich für einen Elben noch recht jung bin. Allein mein Vater sieht das anders. Er behauptet, nämlich das es ungewöhnlich ist, in meinem Alter den Bund noch nicht eingegangen zu sein. Doch ich fühle mich zu dem Mädchen, daß er für mich ausgewählt hat, wirklich nicht hingezogen."
Alfiriel kicherte und als die anderen sie fragend ansahen sagte sie:
"Ihr solltet sie sehen. Sie paßt wirklich nicht zu Legolas. Obwohl ich auch der Meinung bin, daß mein Bruder nicht mehr länger allein sein sollte. Diese 2931 Jahre, die er nun schon ohne Gefährtin war, haben ihn eigenbrötlerisch gemacht."
Alfiriel erntete daraufhin einen bösen Blick ihres älteren Bruders. Es entbrannte eine Diskussion darüber, wann es Zeit für einen Elben war, den Bund einzugehen. Es war eine interessante Diskussion, besonders im Hinblick darauf, daß die Hobbits keine Vorstellung davon hatten, wie wichtig diese Frage für die Elben war. Niemand bemerkte, daß Legolas im Verlaufe des Gesprächs sein Weinglas abstellte und seine Bibliothek verließ. Nur Frodo stellte plötzlich fest, daß es in der Ecke, in der Legolas vorher gesessen hatte, verräterisch still geworden war.
"Wo ist Legolas denn nun hingegangen?", fragte er.
Die anderen schauten ihn überrascht an, wußten aber keine Antwort auf diese Frage. Finlass grollte irgend etwas in sich hinein und Alfiriel sagte mit einem wissenden Lächeln:
"Ich weiß es nicht genau aber ich kann es mir vorstellen."
*****
Eine Freundin Valshiyas, Celebwen, hatte ihr gesagt, daß Legolas nachts oft alleine im Palastgarten spazieren ging. Also hatte Valshiya an diesem Abend heimlich das Haus ihres Vaters verlassen um dorthin zu gehen und ihn zu treffen. Sie konnte ja nicht ahnen, daß Amarayl sehr wohl wußte, daß sie das Haus verlassen hatte. Allerdings billigte er es, denn sie sollte wenigstens die Gelegenheit haben, sich von Legolas zu verabschieden. Valshiya jedenfalls glaubte, daß ihr Vater damit nicht einverstanden gewesen wäre, also machte sie es heimlich. Tatsächlich traf sie ihn in dem Garten an. Er saß ihm Mondschein auf einer steinernen Bank und schaute sehnsüchtig zu den Sternen hinauf. So wie er da saß, hätte er auch die Verkörperung des edlen Manwe sein können, des liebsten Valar Iluvatars. Und sie kam in der Gestalt Vardas, der Sternenkönigin und seiner Gemahlin, zu ihm. Valshiya schüttelte den Kopf und schalt sich für diesen unmöglichen Gedanken.
"Legolas!", flüsterte sie leise seinen Namen.
Er hörte sie sofort, sprang auf und lief zu ihr.
"Shiya! Wieso kommst du heimlich wie eine Diebin zu mir, mitten in der Nacht?", fragte er.
"Das kann ich dir nicht sagen. Es ist auch nicht wichtig. Aber ich werde Düsterwald bald verlassen und eine Reise nach Gondor unternehmen um meine Verwandte, Königin Arwen zu besuchen. An dem Tag deiner Hochzeit werde ich nicht hier sein. Aus diesem Grunde wollte ich mich von dir verabschieden."
Legolas schaute sie fragend an.
"Das verstehe ich nicht. Hat es etwas mit mir zu tun? Habe ich etwas falsch gemacht, daß du nicht mehr bei mir sein willst?"
Er war verunsichert, denn schließlich hatte er geglaubt, daß sie wieder Freunde sein könnten, so wie es früher schon einmal gewesen war. Valshiya spürte, wie die Traurigkeit wieder in ihr aufstieg, doch sie war diesmal stärker und gab den Tränen nicht nach.
"Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur so, daß die Königin in dieser Zeit sicher oft sehr einsam ist, wo Aragorn doch so viel mit Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt ist, und gerne Verwandte aus ihrem Volk um sich hat. Deswegen werde ich sie besuchen, um ihr Gesellschaft zu leisten. Sie ist immerhin eine entfernte Verwandte von mir."
"Wer leistet dann mir Gesellschaft, wenn ich verheiratet bin und möglichst oft von meiner Frau fort sein will?", fragte er und versuchte, es fröhlich klingen zu lassen, als hätte er nur einen dummen Witz gemacht, allerdings wollte ihm das nicht so recht gelingen.
Valshiya versprach:
"Ich werde ja wiederkommen. Es wird nicht länger als ein Jahr sein... vielleicht etwas länger, daß ich fortbleiben werde. Was sind schon ein oder zwei Jahre für uns?"
Was würde dann anders sein? fragte sie sich. Vielleicht würde es doch besser sein, überhaupt nicht zurückzukehren. Sie könnte ja nach Lothlorien gehen und dort jemanden suchen, mit dem sie den Bund eingehen könnte. Vielleicht würde sie auch nach Bruchtal gehen, denn Elrond, Königin Arwens Vater, hatte noch zwei ansehnliche Söhne namens Elladan und Elrohir, ebenfalls, wie Legolas, edle Helden des Ringkriegs. Legolas nahm ihre Hand. Dies war eine gute Gelegenheit, mit ihr allein zu sein, ohne daß irgendjemand sie auf Schritt und Tritt beobachtete.
"Laß uns ein wenig durch den Park gehen und reden. Wir werden lange nicht die Gelegenheit dazu haben.", bat er.
"Eigentlich muß ich bald wieder...." begann Valshiya, doch er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf.
Wie gebannt war er plötzlich von ihrer Schönheit. Das Mondlicht flocht Silber in ihr schwarzes Haar und ihre Augen strahlten wie Sterne... nein schöner noch. Sie waren wie reinste Smaragde. Wieso nur, hatte er früher nicht bemerkt, wie hübsch die Tochter Amarayls war? Luthien Tinuviel konnte nicht schöner gewesen sein, als seine liebe Freundin an diesem Abend. Sie sahen sich beide lange in die Augen und wußten nichts zu sagen. Valshiya prägte sich jede Einzelheit seines Gesichts tief in ihrem Herzen ein. Jeden Abend, bevor sie einschlief, wollte sie sich an sein Gesicht erinnern können, an die graublauen Augen, die an den Stern Earendil erinnerten, sein weiches, nach Tannennadeln und feuchter Erde duftendes Haar, seine schmalen Lippen, auf die er immer wieder ein umwerfendes Lächeln zauberte, gerade dann, wenn er ihren Namen aussprach - oder bildete sie sich das nur ein?
"Eigentlich möchte ich gar nicht fort!", gestand sie plötzlich. Sie schlug ihre zierliche Hand vor den Mund, als ihr bewußt wurde, daß sie laut gedacht hatte.
"Also, warum gehst du dann?", wollte Legolas wissen und er war sichtlich verwirrt, denn seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Stirn kräuselte sich. Er neigte sich ein wenig näher zu ihr und wartete auf eine Antwort.
Sie mußte ihm antworten. Wenn sie ihm ausgewichen wäre, hätte er es mit Sicherheit gemerkt. Legolas war schwer zu belügen. Mit seinen Augen sah er ihr bis in die Seele hinein. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, daß sie eine sehr schlechte Lügnerin war.
Als Legolas keine Antwort bekam, brach er selbst das Schweigen und sagte:
"Seit ich wieder hier bin ist immer, wenn wir uns treffen, kommt irgend etwas dazwischen. Ist dir das schon einmal aufgefallen? Nie waren wir wirklich allein und konnten so miteinander reden, wie wir es früher getan haben. Es scheint mir verhext zu sein. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum du gehst. Es ist fast so, als würdest du vor mir davonlaufen. Jedes unserer Treffen, seit ich wieder hier bin, endete so. Sag' mir, wenn ich etwas falsch gemacht habe."
"Nichts hast du falsch gemacht. Das darst du nicht denken. Es ist nur so, daß es mir so leid tut, daß du jemanden heiraten mußt, den du nicht liebst. Du solltest mit jemandem den Bund eingehen, der zu dir paßt. Ich bin trotz meiner Jugend nicht blind und ich habe auch bemerkt, daß Riona dir nicht viel Sympathien entgegenbringt. Genaugenommen ist dieser Bund also eine Strafe für euch beide. Es ist eine Zweckehe, auch wenn mir nicht klar ist, was dein Vater für einen Zweck damit verfolgt aber Politik hat mich nie wirklich interessiert.", erklärte Valshiya und war seiner eigentlichen Frage damit doch ausgewichen.
"Es wird nicht so schlimm sein.", versuchte er sie aufzumuntern, "Wir werden einfach jeder unsere eigenen Wege gehen. Aber wenn du nicht da bist, mit wem soll ich dann die Zeit verbringen?"
"Dann mußt du eben auf mich warten.", erklärte Valshiya und machte damit deutlich, daß sie jetzt nicht mehr über dieses Thema sprechen wollte.
Legolas seufzte. Er wurde immer noch nicht schlau aus Valshiya. Bisher hatte er immer geglaubt, nur menschliche Frauen seien kompliziert. Plötzlich fiel ihm etwas ein.
"Dann laß mir bitte etwas hier, was mich an dich erinnert.", bat er.
Valshiya schaute überrascht drein.
"Was kann ich dir schon hier lassen?", fragte sie und griff nach ihrer Halskette mit dem milchigweißen Kristall in Tränenform, den ihre Mutter früher getragen hatte - ein Geschenk ihres Vaters an sie. Sie hatte gehört, daß Arwen Aragorn ein ähnliches Geschenk gemacht hatte, bevor er Bruchtal verlassen hatte um den Hobbit Frodo nach Mordor zu begleiten. "Vielleicht ein Schmuckstück, wie meine Kette, oder..."
Legolas wußte nicht, was ihn dazu veranlaßte, doch er unterbrach sie, indem er sie zögernd an den Schultern faßte, vorsichtig näher zu sich zog und zärtlich auf den Mund küßte. Ihre Lippen waren kühl und süß, wie wertvoller Elbenwein und als sich sein Mund wieder von dem ihren trennte, wünschte er sich, er hätte es gleich noch einmal getan. Wenn ihre Lippen wie Elbenwein waren, wollte er sich an ihnen betrinken. Doch dann sah er ihren Gesichtsausdruck, der zwischen Überraschung und Entsetzen schwankte.
"Nun habe ich doch etwas, was mich immer an dich denken läßt. Die Erinnerung an diesen Kuß!", flüsterte er.
"Das hättest du nicht tun dürfen... es macht es mir noch schwerer...", sagte sie mit zitternder Stimme.
Jetzt hatte sie es wieder geschafft, sie hatte ihn wieder verwirrt.
"Was?", frage er und hielt sie an den Schultern fest.
Sie bat:
"Laß mich bitte gehen."
Valshiya drehte sich um und lief fort.
Legolas wollte ihr hinterherlaufen, doch eine Stimme hielt ihn zurück.
"Du meine Güte! Wer war denn diese Schönheit?"
Es war Frodo, der ihm gefolgt war, nachdem er seine Bibliothek verlassen hatte, weil er es nicht mehr hören konnte, wie sich seine Geschwister und seine Freunde über eine Hochzeit unterhielten, die er am liebsten in weite Ferne wünschte. Legolas drehte sich zu Frodo um, schaute ihn einen Moment schweigend an und überlegte, ob er seinem Freund Rede und Antwort stehen sollte oder ob er nicht doch hinter Valshiya herlaufen sollte. Was hatte sie gleich gesagt? Es machte es ihr noch schwerer? Legolas wußte zwar nicht, was sie meinte, hielt es aber für besser, ihr nicht zu folgen.
"Wieviel von unserem Gespräch hast du mitbekommen?", wollte Legolas wissen. Frodo war überrascht.
"Was ist das? Ich bin wirklich überrascht, daß du mich nicht kommen hören hast. Du, der selbst eine Fliege, die sich auf einer Blume niederläßt in 1.000 Fuß Entfernung hören kann? Also, um deine Frage zu beantworten: ich habe nicht gelauscht. Aber als ich mich näherte, deine Schwester hatte so eine Ahnung wo ich dich finden kann, hörte ich einiges. Ich wollte diese Liebesszene aber nicht stören. Es kam mir wirklich sehr wichtig vor.", erklärte Frodo.
Legolas zog die Augenbrauen hoch. Dann atmete er hastig ein, schlug sich beide Hände vor das Gesicht und schien plötzlich unsicher auf seinen Beinen zu sein. Er ließ sich ungelenk auf die Bank fallen, was so gar nicht seine Art war. Plötzlich wurde ihm einiges klar.
"Hast du das etwa nicht gewußt?", fragte Frodo, den die Reaktion seines Freundes wiederum überraschte. Was war nur mit dem selbstsicheren Elbenkrieger los? Er erkannte ihn kaum wieder.
Heiser antwortete Legolas:
"Gewußt? Nein, nicht eine Sekunde. Ich hatte es vermutet, denn viele junge Elbenmädchen schauen mich mit diesem Blick in den Augen an, aber ich habe es dann wieder als Einbildung abgetan. Wenn ich es nur gewußt hätte..."
Minutenlang saß Frodo nur neben seinem Freund, während dieser über die Möglichkeiten nachgrübelte, die sich ihm eröffnet hätten, hätte er nur geahnt, wie seine Freundin aus früheren Tagen für ihn fühlt.
"Legolas, alle weiblichen Wesen schauen dich sehnsüchtig an. Du bist der beliebteste Junggeselle ganz Mittelerdes. Selbst Rosie hat dich so angeschaut, wenn auch nicht ganz so, wie sie Sam anschaut. Aber selbst die kleinen Mädchen in Hobbingen haben nur dich im Sinn, obwohl sie dich noch nie gesehen haben. Du kannst mir nicht erzählen, du hättest die Blicke dieses Elbenmädchens nicht bemerkt!", meinte der Hobbit.
"Es ist aber nun einmal so. Ich habe mir niemals Gedanken über so etwas gemacht.", erklärte Legolas.
Schließlich schlug Frodo vor:
"Geh ihr doch einfach hinterher, sag ihr, was du für sie empfindest."
Legolas blickte Frodo erstaunt an. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er tatsächlich daran, dem Rat seines Freundes zu folgen. Doch dann wurde ihm klar, daß das alles so einfach nicht war. Er war immer noch verwirrt über seine Gefühle und im übrigen war er mit einer anderen Elbin verlobt, so sehr er auch versuchte diese Tatsache zu verdrängen.
"Das kann ich nicht! So einfach ist das eben nicht."
"Warum?", wollte Frodo wissen. Für ihn war klar, daß Legolas dies tun mußte.
"Ich weiß ja immer noch nicht, ob ich sie wirklich liebe. Ich liebe nicht einmal die Frau, die mein Vater für mich ausgewählt hat. Sie ist mir egal, doch Valshiya möchte ich nicht verletzen, weil ich mir über meine Gefühle nicht im klaren bin. Es könnte sein, daß ich sie liebe aber wenn ich es nicht tue, dann würde sie leiden. Besonders dann, wenn sie mich tatsächlich liebt, was ich auch nicht mit letzter Gewißheit sagen kann."
Frodo schüttelte den Kopf. Für ihn gab es nichts selbstverständlicheres auf der ganzen Welt, als zu einem Mädchen zu gehen, und ihm seine Liebe zu gestehen. Besonders dann, wenn es das eine Mädchen war, das einem das Herz bis zum Hals klopfen ließ und man befürchtet, das es beim nächsten Schlag aus der Brust springt. Er hatte dieses eine Mädchen auf der Welt zwar selbst auch noch nicht gefunden aber das würde irgendwann geschehen, da war er sich ganz sicher. Aus diesem Grund war er auch ein wenig wütend auf seinem elbischen Freund. Er stand langsam auf und verneigte sich vor Legolas.
"Majestät", sagte er ein wenig spöttisch, "ich denke nicht, daß ihr euch wirklich helfen lassen wollt oder ob euch überhaupt geholfen werden kann. Ihr Elben habt eine Art an euch, alles zu verkomplizieren, die ich nicht mehr verstehen kann. Ich werde jetzt zu den anderen zurückkehren."
