Dieses Kapitel habe ich meiner besten Freundin Miriam gewidmet. Sie liebt gut ausgearbeitete böse Charaktere mehr als schillernde Helden, denen immer alles gelingt und deswegen habe ich mir bei den "Dunklen Erben" besonders viel Mühe gegeben. Nebenbei bemerkt solltet ihr euch auch mal Miriams Geschichte bei den Originals anschauen (siehe: Author Jarivial!)

6. Dunkle Erben - Dunkles Erbe

Valshiya erwachte, als sie fremde Stimmen hörte. Die eine schien einer Frau zu gehören. Spitz und hoch, die andere, tief und rauh wie Sand, einem Mann.

Erst verstand sie kaum ein Wort, da die Sprecher noch sehr weit entfernt zu sein schienen. Dann stellte sie voller Entsetzen fest, dass es sich um Worte aus der dunklen Sprache handelte. Die Stimmen kamen immer näher. Erschrocken riss sie die Augen auf und stellte fest, dass das keine grosse Veränderung mit sich brachte. Sie befand sich immer noch nahezu im Dunkeln.

Dann erinnerte sie sich daran, dass sie überfallen wurden. Von Orks! Das war das wunderlichste an der ganzen Angelegenheit. Nach dem Ringkrieg glaubte man eigentlich, dass die Orks, die sich ja unter Sauron als Führer geeint hatten, so schnell nicht mehr aus ihren finstren Löchern kommen würden. Schmerzvoll hatte Valshiya feststellen müssen, dass es sich dabei wohl um einen fatalen Irrglauben handelte. Sie erinnerte sich, dass Königin Arwen ihr mit einer Eskorte freudig entgegengeritten war. Genau in dem Moment, als die beiden aufeinandertrafen, schlugen die hinterlistigen, feigen Orks zu. Also musste Arwen, ebenfalls in der Nähe sein. Valshiya tastete mit ihren Händen in der Dunkelheit auf dem Boden herum. Tatsächlich fühlte sie den schweren Brokatstoff des Reitkleides das die Königin getragen hatte.

"Arwen!", flüsterte sie.

Doch sie bekam keine Antwort. Sie kroch auf allen Vieren näher zur Königin. Sie regte sich nicht. Sie bekam das lange glatte Haar Arwens zu fassen und berührte ihr Gesicht. Erleichert stellte sie fest, dass sie atmete.

"Arwen, bitte wach' auf.", sagte sie nun etwas lauter und schüttelte die Königin leicht.

Die Stimmen kamen inzwischen immer näher. In einer entfernten Tür wurde ein Schlüssel geräuschvoll umgedreht und die Tür, eine sehr schwere Tür, so wie es sich anhörte, öffnete sich quietschend. Endlich regte die Königin sich.

"Was... was ist passiert... wo... bin ich. So dunkel... es ist so dunkel.", stotterte sie.

Valshiya antwortete:

"Ich weiss selbst nicht, wo wir sind. Aber es kommt jemand. Arwen... so schwer es mir fällt das einzugestehen aber ich habe Angst."

Langsam gewöhnten sich Valshiyas Augen an das Dunkel. Ein Mensch, ohne die angeborene Nachtsichtfähigkeit, hätte immer noch nicht viel sehen können. Arwen rückte näher zu ihrer Grosscousine und legte einen Arm um sie. Das, was sie kurz in Arwens Augen aufblitzen sah, liess sie erkennen, dass sie ebenso schnell begriffen hatte, was passiert war, wie sie selbst.

"Ich habe auch Angst!", gestand die Königin von Gondor. "Aber vielleicht werden wir jetzt erfahren, warum wir hier sind und vor allem, wo wir sind."

Die Stimmen waren jetzt ganz nah und kurz darauf hörte man, wie die Tür geöffnet wurde. Ein Lichtstrahl drang in den Raum, in dem sich die beiden Frauen befanden. Im ersten Moment mußte Valshiya ihre Augen vor dem Licht abschirmen, so hell erschien es ihr nach dem nahezu undurchdringlichen Dunkel. Erschrocken erkannte sie, dass sie sich in einer kahlen, kleinen Zelle befanden. Diese befand sich anscheinend unter der Erde, denn die Wände waren kalt und feucht. Wasser tropfte von der Decke. Stellenweise hatten sich sogar schon Tropfsteine gebildet.

"Schau, Osclyn, lieber Bruder, dass sind die beiden hübschen Vögel, die meine Orks gefangen haben. Wenn du mich fragst sollten wir sie gleich töten. Solch bleiche Geschöpfe, so dünn und ohne Feuer. Niemand wird sie vermissen... keinen werden sie anlocken.", zischte die spitze, weibliche Stimme.

Diese Stimme klang so vollkommen disharmonisch, daß sie in den Ohren schmerzte, als sollte die Person, der diese Stimme gehörte zu Mittelerdes Wohl besser nicht existieren.

"Colesta, zügle dich. Vielleich will auch ich erst meinen Spass haben. Immerhin wollen wir mit diesen Vögeln ein noch viel grösseres Tier anlocken.", sagte die andere Person mit ihrer rauhen Stimme.

Die beiden Sprecher traten in die Zelle. Die Frau steckte eine Fackel in eine dafür vorgesehene Halterung. Als sie sich umdrehte konnten Arwen und Valshiya sie erkennen. Irgendwann einmal war sie wohl schön gewesen, doch die linke Hälfte ihres Gesichtes war anscheind von einer Säure oder einem Feuer zerstört worden. Dort wo sich das andere eisgraue Auge hätte befinden sollen, war nur noch eine leere Höhle, die Haut, die sich darüber gebildet hatte war vernarbt und gerötet, und das glänzende dunkelrote Haar fehlte links teilweise. Während ihre rechte Gesichtshälfte elfenbeinfarben schimmerte, war die linke Gesichtshälfte ledrig und entstellt wie bei einer alten Frau. Ihr rechtes, gesundes Auge zeigte den Wahnsinn, der sich der Seele der Frau bemächtigt hatte. Ihr Körper war von einem langen schwarzen Mantel vollkommen verhüllt. Valshiya erschauerte, als sich der Blick dieser Frau auf sie richtete.

Der Mann, obwohl unbestreitbar gutaussehend, strahlte eine ebenso gefährliche Bosheit aus, wie die entstellte Frau. Er hatte langes, schwarzblaues Haar und Augen von einer betörenden Farbe, die zwischen eisgrau und gelb schwankte. Seine Haut war ebenso blass, wie die der Frau, so als würden beide selten bei Tageslicht an der frischen Luft sein. Wo es allerdings bei ihr aussah, als litt sie an einer heimtückischen, schleichenden Krankheit, wirkte seine Haut, wie wertvolles, durchscheinendes Porzellan. Er war sehr gross und schlank und dennoch drahtig. Er bewegte sich mit der Anmut einer sowohl schönen, als auch gefährlichen Wildkatze. Eine Hand immer an einem kleinen, juwelenbesetzten Ritualdolch, den er an seiner Seite trug. Doch auch in seinen Augen stand Wahnsinn und etwas, was Valshiya noch viel mehr beunruhigte: Ein brennender, alles verzehrender Hass.

Er hielt die Frau zurück, als sie auf Arwen und Valshiya zugehen wollte.

"Schöne Vögel, kleine Vögel. Seht ihr, mein Bruder missgönnt mir den Spass mit euch. Er ist ja so neidisch. Dabei will Colesta euch doch nur die zierlichen Flügel stutzen, damit ihr nie wieder fortfliegen könnt. Und dann... und dann reisse ich euch die bunten Federn aus... eine nach der anderen... ganz langsam... ja, das werde ich tun, das werde ich doch tun, nicht wahr Osclyn?", brabbelte die Frau und ihre Stimme klang wie die eines beleidigten Kindes.

Der Mann kam näher und schaute sich die beiden Frauen näher an. Das Fackellicht ließ unheimliche Schatten auf seinem blassen Gesicht tanzen. Er hatte hohe Wangenknochen und... Valshiya konnte ihren Augen kaum trauen... die typischen spitz zulaufenden Ohren, die ihn als Elben kennzeichneten. Sie widerstand dem Drang, heftig den Kopf zu schütteln. Was konnte einen Elben so bösartig werden lassen? Ihr Blick wanderte zu der Frau. Auch diese hatte, zumindest auf der rechten, nicht entstellten Seite ihres Kopfes ein spitzes Elbenohr.

"Osclyn, die jüngere fragt sich, warum wir so böse sind. Ich kann ihre Gedanken ganz deutlich lesen. Die andere weiss sich vor mir zu verschließen.", wisperte die Frau.

Valshiya erschrak. Diese Frau konnte ihre Gedanken lesen. Wenn nicht alles andere an ihr schon so beunruhigend gewesen wäre, dann hätte sie diese Tatsache beinahe selbst vollkommen in den Wahnsinn getrieben. In wessen Hände waren sie da bloss geraten?

Der Mann, der zunächst Arwen eingehend betrachtet hatte, wandte sich nun Valshiya zu. Er riss sie von Arwen los und auf die Beine. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen ging er mehrmals um sie herum. Er betrachte sie, wie ein Vieh, dass auf dem Markt den Besitzer wechseln sollte. Dann fasste er grob ihr Kinn, so dass sie ihm ins Gesicht schauen musste.

"Dass, mein zitterndes Vögelchen, will ich dir gerne sagen: Du weisst sicher, wie es ist, wenn einem Elben das Herz bricht, wenn er die Sehnsucht nicht mehr erträgt und so weiter... all das romantische Gewäsch. Für deine Augen sehe ich vielleicht aus wie ein Elb, doch ich bin keiner. Mir ist das Herz gebrochen und ich lebe noch immer. Ich bin viel stärker. Mehr wert als alle Elben Mittelerdes zusammengenommen. Das wirst du noch sehen. Aber ich muss es dir so erklären, weil du es ansonsten sicher nicht verstehst."

Er machte eine theatralische Pause und fuhr dann fort:

"Es gab da mal eine Gemeinschaft, einen Hobbit und seine Helfer... vielleicht erinnerst du dich.... es ging da um einen Ring... natürlich, alle reden immer noch davon... ah, wie es mich schmerzt!"

Sein Gesicht kam Valshiya's immer näher und sie wich erschrocken vor ihm zurück. Wahnsinn blitzte in seinen Augen auf und er brüllte:

"Was weichst du vor mir zurück? Mache ich dir solche Angst? Niemand... NIEMAND weicht vor mir zurück, wenn ich mit ihm rede!"

Er holte aus und schlug sie mit der flachen Hand so fest ins Gesicht, dass sie an die Wand taumelte und niedersank. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Arwen stand auf und stellte sich mutig zwischen Valshiya und Osclyn, der schon wieder auf diese zuging um sie hochzureissen.

"Lass sie doch in Ruhe, wer immer ihr auch seid, so könnt ihr nicht mit uns umgehen! Ahnt ihr, wen ihr gegen euch habt, wenn uns etwas zustösst?", rief sie.

Die Frau, Colesta, stürzte vor und hieb mit ihren Fingernägeln fauchend nach Arwens Gesicht, so daß blutige Striemen auf ihrer Wange zurückblieben. Osclyn mußte Colesta wieder zurückhalten.

"Sachte, sachte, Schwesterherz! Ich habe dir versprochen, ich werde den König dir überlassen... wenn er denn kommt um seine schöne Elbenfrau zu befreien."

Arwen glaubte, ihr Herz müsse stehenbleiben. Das war also ihr Plan! Sie sollte nur als Köder dienen. Osclyn riss Valshiya, deren Gesicht von dem Schlag schon angeschwollen war, wieder gewaltsam auf die Beine.

"Sag mir deinen Namen!", forderte er sie auf.

Valshiya zögerte.

"Sag ihn mir!" brüllte er und wollte sie schon wieder schlagen.

Sie hob die Hände, um sich zu schützen, obwohl sich alles in ihr gegen dieses unwürdige Verhalten sträubte, und antwortete angstvoll:

"Valshiya!"

"Also: Wo waren wir stehengeblieben, Valshiya...? Ah ja, also, mir wurde das Herz gebrochen. Der Ring, von dem ich eben sprach, wurde zerstört. Davon weisst du sicher auch, mein lichterfülltes Geschöpf. Aber - wie ich schon sagte - ich starb nicht, sondern ich schwor mir, alle, die an der Vernichtung dieses Rings beteiligt waren, ihm hinterherzuwerfen, in die Feuer des Schicksalsberges."

Er legte seine Hände um Valshiyas schlanken Hals, so als wollte er sie auf der Stelle erwürgen. Er hörte, wie er leise in ihr Ohr stöhnte. Anscheinend erregte es ihn, sie vor Angst zittern zu spüren. Sie verachtete sich selbst für die Angst, die wie eine unbarmherzige, monströse Hand ihr Herz umklammert hielt. War sie denn nicht die Tochter ihres Vaters? Und der war immerhin einer der ruhmreichen Helden des ersten Ringkriegs.

"Du wirst sicher verstehen, dass ich unserem lieben Vater dies schuldig bin.", sagte Osclyn und schloss damit seine Erklärung.

Valshiya wimmerte leise, als ihr klar wurde, was das bedeutete. Bei diesen beiden Irren handelte es sich um die Kinder Saurons. Sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wünschte sich, dass es sich nur um einen Alptraum handelte und sie plötzlich nassgeschwitzt in ihrem Bett erwachen würde.

"Eine Schande ist es. Du bist sehr schön und es ist nur ein unglücklicher Zufall, dass auch du in meine Hände geraten bist. Du hättest mir gehören können. Ihr alle beide hättet mir gehören sollen. Ihr hättet an meiner Seite sein können, wenn ich die neue Ordnung durchsetze."

Valshiya schloss ekelerfüllt die Augen, als sie plötzlich die feuchte Zunge Osclyns auf ihrer nackten Schulter spürte. Er fuhr ihre Konturen bis zu ihrer Ohrenspitze nach. Verzweifelt flüstertete sie den einzigen Namen aus, der ihr in dieser Situation Mut geben konnte:

"Legolas!"

Augenblicklich liess Osclyn von ihr ab. Voller Euphorie fragte er:

"Was hast du da gesagt?"

Valshiya versuchte im selben Augenblick möglichst viel Abstand zwischen sich und diesen Wahnsinnigen zu bringen. Auf allen Vieren krabbelte sie von ihm weg. Doch er bekam eine ihrer Fesseln zu fassen und zog sie zurück, so dass sie sich das empfindliche Fleisch an ihren Knien blutig kratzte.

"Hast du das gehört, Colesta? Hast du auch den Namen dieses Elben gehört? Hast du es gehört?", fragte er irre lachend.

"Ja, das habe ich", antwortete Colesta und klatschte wie ein überraschtes Kind in die Hände, "und es heisst, dass ich vielleicht doppelten Spass haben werde. Ich darf doch Spass mit ihm haben? Er soll die Dunkelheit spüren. Er ist so schön und gut. Er muss die Dunkelheit spüren. Wenn er auch kommt, dann muss unsere Armee nur noch diese Hobbits und den Zwerg herbringen. Oh, oh, da waren noch mehr... die kriegen wir doch auch, oder? Niemand wird unseren Plan vereiteln. Niemand... nicht wahr?"

Gerade noch war sie erfreut, wie ein Kind, dann weinte sie plötzlich bittere Tränen. Was für eine kranke zerstörte Seele, dachte Arwen. Osclyn liess von Valshiya ab. Arwen eilte sofort zu ihr und half ihr auf die Beine. Osclyn nahm die nun vollkommen verstört wirkende Colesta in die Arme und war plötzlich ganz der fürsorgende, liebevolle Bruder.

"Nicht weinen, meine Liebe! Natürlich kriegen wir sie alle. Unsere Armee wird mächtig sein und wir werden Vaters Plan ausführen und Mittelerde beherrschen... das werden wir... sicher werden wir das! Unsere Armee wird marschieren und selbst Valinor einnehmen. Die einzigen, die dann noch nach Westen reisen werden sind wir."

"Darf ich sie dann alle töten?", bettelte Colesta.

Osclyn versprach:

"Aber natürlich und wenn Valshiya wirklich... ich wage seinen Namen nicht auszusprechen... herlockt, dann kannst du ihn sogar für dich behalten, wenn du möchtest. Ich will noch herausfinden, wie sie zu ihm steht, ob sie sein Liebchen ist oder eine Verwandte... jedoch später."

"Ich darf mit ihm machen, was du mit den Kriegern gemacht hast? Er kann mein Sklave sein?", fragte Colesta ungläubig.

Osclyn nickte und strich seiner wahnsinnigen Schwester übers Haar. Dann wandte er sich wieder Arwen und Valshiya zu.

"Ich muss euch leider verlassen. Ihr seht ja, meiner Schwester geht es nicht besonders gut. Ihr habt sie zu sehr aufgeregt. Ich denke nach, wie ich euch dafür bestrafen kann. Es ist eure Schuld."

Er blickte sich verwirrt in der Zelle um, schüttelte dann abwesend den Kopf und ging dann hinaus, Colesta vor sich herschiebend. Die massive, mit Metall verstärkte Holztür fiel krachend ins Schloss und der Schlüssel wurde von außen herumgedreht. Nun konnte Valshiya nicht mehr an sich halten. Schluchzend brach sie zusammen. Sie hatte dem personifizierten Bösen gegenübergestanden. Doch allein Legolas galt ihre Angst. Die beiden irren Geschwister hatten nur den König von Gondor gewollt. Warum nur hatte sie ihn verraten, indem sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Aber er würde König Aragorn ohnehin helfen, wenn der ihn darum bat. Und er würde ihn darum bitten. Sie waren Freunde. Legolas war immer für seine Freunde da.

"Arwen, wenn ich nur nicht aus Düsterwald fortgeritten wäre, dann wären wir beide jetzt nicht hier!... Dann wärst du jetzt nicht hier! Du bist die Königin von Gondor!" Sie zitterte fürchterlich und Sturzbäche von Tränen rannen ihr über die Wangen. Es war gar nicht so sehr, die Angst um sich selbst, sondern vielmehr die Angst vor dem, was diese beiden Irren mit Mittelerde anstellen wollten. Niemand konnte die Elben, die Zwerge und die Menschen warnen.

Arwen schüttelte sie und bat:

"Hör auf, hör doch auf! Du hast keine Schuld. Sie hätten mich so oder so gekriegt. Aber sag mir, was ist mit Legolas? Warum hast du gerade seinen Namen geflüstert?" Valshiya schaute ihre Cousine überrascht an und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann fiel ihr ein, daß Arwen ja nicht wissen konnte, was dazu geführt hatte, dass sie sich so kurzfristig dazu entschlossen hatte, sie zu besuchen.

"Seinetwegen bin ich fortgeritten. Ich liebe ihn und das durfte nicht sein!", erklärte sie.

Arwen hatte schon gespürt, dass die Zuneigung, die Valshiya für den Prinzen von Düsterwald empfand, solcher Art war. Sie konnte es ihr nicht übelnehmen. Legolas hatte, ohne es zu wissen, schon manchem jungen Elbenmädchen den Kopf verdreht.

"Wusste er von deiner Liebe zu ihm?", wollte Arwen wissen.

Valshiya dachte einen Moment nach, dann antwortete sie:

"Ich weiss nicht... ich habe es ihm nie gesagt."

Arwen betrachtete Valshiyas Gesicht. Ihre Augen, ihre Gestik sagten mehr als tausend Worte. Sie konnte in ihrem Gesicht lesen, wie in einem offenen Buch. Legolas war alles andere als dumm, selbst wenn es um solche Dinge wie verliebte Elbenmädchen ging. Selbstverständlich würde er von Valshiyas Liebe wissen. Arwen verbarg sekundenlang ihr Gesicht in ihren Händen. Sie dachte über eine Möglichkeit nach, Aragorn eine Botschaft zukommen zu lassen. Nein, dann würde er um so mehr versuchen, sie zu befreien. Ihr Gatte war in solchen Dingen sehr hartnäckig. Dann schaute sie Valshiya gefasst an und sagte leise:

"Dann laß uns hoffen, daß Aragorn und Legolas uns nicht suchen!"

Hier erwartet sie nichts als der Tod, dachte sie noch, doch Valshiya gegenüber verheimlichte sie diesen furchtbaren Gedanken.