Dieses total durchgedrehte Kapitel widme ich meiner lieben besten Freundin
und gleichzeitig dem Mann - dessen größter Fan meine beste Freundin ist -,
dessen Lieder mich zu diesem schmalzigen Geschreibsel inspiriert haben. Ich
sage nur "seufz, stöhn, etc." - DU WEISST SCHON WEN ICH MEINE!
18. Der Augenblick der Wahrheit
Valshiya hatte wirklich alles versucht, um sich vor der Teilnahme an dem Fest zu drücken. Niemand wollte verstehen, das ihr nach allem anderen, nur nicht nach Feiern zumute war. Zuletzt hatte sie sogar vorgegeben, dass ihr übel sei. Doch die unbeugsame Arwen, die sich nicht beirren liess und genau wusste, was der Grund für Valshiyas Unmut war, hatte keine ihrer fadenscheinigen Ausreden gelten lassen. Letzten Endes sah Valshiya auch ein, dass es von Beginn an keinen Erfolg gehabt hatte, ihrer entfernten Cousine etwas vorzumachen.
Nun kam Valshiya im Schlepptau von Arwen und der jungen Köhlertochter Jhelayna die schmucklose Holztreppe zum Speisesaal herunter. Genaugenommen war es der einfache Raum, in dem für gewöhnlich die Soldaten ihre Speisen einnahmen. In kürzester Zeit war er von Hauptmann Delrodin zu einem mehr oder weniger standesgemässen Festsaal umfunktioniert worden.
Man konnte sehen, dass Delrodin sich wirklich Mühe gegeben hatte. Er hatte die schmucklose Halle mit Lampions schmücken lassen und er hatte die kahlen Holzwände mit glänzendem, vielfarbigen Samt behängen lassen. An den Wänden standen auf niedrigen Beistelltischen mehrarmige Kerzenleuchter und einige livrierte Bedienstete waren immer ganz aufmerksam, um den hohen Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Man gewann den Eindruck, dass Delrodin seinen König ohnehin nicht ohne ein ordentliches Fest hätte davonkommen lassen. Er wollte sich in "seiner" Stadt mit dem Besuch des Königs brüsten und dazu gehörte nun einmal ein grosses Fest. Schliesslich konnte er ja auch nicht wissen, wann sich der König wieder einmal die Ehre gab und nach Pardanor kam. Immerhin war die Stadt trotz allem nichts weiter als ein kleines, unbedeutendes Kaff am Rande seines Reiches. Delrodin konnte ja nicht ahnen, wie wichtig Aragorn jeder seiner Städte war.
Valshiya drückte sich in Arwens Schatten herum, immer darauf bedacht, möglichst nicht aufzufallen. Ebenso unsicher bewegte sich Jhelayna auf diesem, für sie ungewohnten Parkett. Doch: Was für eine wunderbare Veränderung war mit ihr vorgegangen! Jetzt wo der Schmutz aus ihrem Gesicht verschwunden war und ihr langes, honigblondes Haar ordentlich gekämmt und frisiert war - Arwens Verdienst - sah sie aus, wie eine der zahlreichen Hofdamen der Königin von Gondor. Einzig und allein ihr schüchternes Verhalten verriet, wer sie wirklich war. Der junge Soldat Gawen trat auf Jhelayna zu, verneigte sich galant und machte eine charmante Bemerkung über ihr smaragdgrünes Samtkleid. Jhelayna errötete und spielte nervös an ihren Fingern. Gawen räusperte sich, warf einen verlegenen Seitenblick auf Arwen, seine Königin und Valshiya, dann wandte er sich wieder an Jhelayna und bat:
"Mylady, würdet ihr mir vielleicht die Ehre erweisen und beim Mahl an meiner Seite sitzen?"
Jhelayna blickte Arwen und Valshiya ratsuchend an. Sie war sich durchaus bewusst, dass sie als Hofdame der Königin nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hatte. Während ihres Besuches beim Schneider hatte Arwen ihr eröffnet, dass sie Jhelayna gerne mit nach Minas Tirith nehmen würde, wenn ihre Eltern es gestatten würden. Jhelayna war ausser sich vor Freude gewesen und hatte die elbische Königin den ganzen Nachmittag darüber ausgefragt, was ihre Aufgaben als Hofdame waren. Als Arwen ihr nun aufmunternd zunickte, antwortete sie schüchtern:
"Gerne, ich würde gerne an eurer Seite sitzen, Sir..."
Gawen lächelte und erwiderte:
"Oh, ich bin noch kein Sir. Aber ich vergesse meine Manieren, denn ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Gawen Arvedson. Erfreut ihr denn nun auch meine Ohren mit dem Klang eures Namens?"
Jhelayna errötete noch ein wenig mehr, dann antwortete sie:
"Ich heisse Jhelayna Debrandon..."
Gawen hielt ihr seinen Arm hin und leise miteinander redend entfernten sie sich von Arwen und Valshiya.
Arwen lächelte nachsichtig. Wie schnell das bei den Menschen doch ging. Ein Blick, ein Erröten, ein charmantes Lächeln und eine nette Bemerkung und schon begann das Spiel der Liebe. Nun, sie hatten ja auch viel weniger Zeit, um sich in jemanden zu verlieben. Auch bei ihr selbst hatte es sehr lange gedauert, bis sie sich in Aragorn verliebt hatte. Ihm zuliebe hatte sie ihre Sterblichkeit aufgegeben. Obwohl sie wahrscheinlich ohnehin an gebrochenem Herzen gestorben wäre... ohne ihn.
Gawen und Jhelayna sollten sich ruhig ein wenig Zeit lassen, doch bei Legolas und Valshiya ging es ihr ganz klar zu langsam. Immerhin kannten sie sich schon so lange und keiner von beiden ahnte, was in dem Herzen des anderen vor sich ging, was höchst ungewöhnlich unter Elben war.
Valshiya seufzte, als sich Jhelayna mit Gawen entfernte. Das war nun eine Person weniger, hinter der sie sich verstecken konnte. Sie blickte aufgeregt in die Runde, doch Legolas konnte sie noch nirgends entdecken, Elu sei Dank. Stattdessen kam nun Aragorn, nahm Arwen bei der Hand und führte sie wortlos ebenfalls fort. Nun stand Valshiya ganz allein da. Sie wirkte zwar ein wenig verloren aber genau genommen suchte sie ja auch keine Gesellschaft. Schon gar nicht die Gesellschaft eines ganz bestimmten Elbenprinzen. Auch ihr Bruder Tarawyn, der ihr sicher einen Platz neben sich angeboten hätte, war nicht gerade die Art von Gesellschaft, nach der es sie jetzt verlangte. Doch genau der kam jetzt zu ihr. Er schloss sie in seine Arme und sagte leise:
"Ai mail gewthil nin![1]"
Dann wechselte er ins Westron, die Allgemeinsprache Mittelerdes, und fuhr fort:
"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wir uns um dich gesorgt haben!"
Valshiya löste sich mit Bestimmtheit aus Tarawyns Umarmung. Mit einem skeptischen Blick schob sie ihren Bruder auf Armeslänge von sich fort. Was wollte er von ihr? Eine solche überschwengliche Freundlichkeit war sie von ihm nur dann von ihm gewohnt, wenn er etwas von ihr wollte. Sie erinnerte sich, dass er jede Gelegenheit genutzt hatte, um die seltenen Zusammentreffen zwischen ihr und Legolas zu stören. Genaugenommen war es nur ein Treffen gewesen und er hatte es gestört und Vater eine vollkommen verdrehte Geschichte erzählt. Nun, wenn sie jetzt genau darüber nachdachte, hatte er Vater ja nur die Wahrheit erzählt. Trotzdem hatte er den Stein ins Rollen gebracht und letztendlich seinetwegen hatte Vater sie fortgeschickt. Verstört blickte Tarawyn sie an.
"Was ist mit dir Shiya? Warum weichst du vor mir zurück? Du musst mir glauben. Wir haben uns wirklich um dich gesorgt. Als wir von deinem Verschwinden hörten, haben wir uns sogleich auf die Suche begeben. Es ist verrückt, doch Legolas hat deshalb sogar seine eigene Hochzeit aufgeschoben. Wir haben uns am selben Tag noch auf den Weg nach Gondor gemacht, um uns mit Aragorn zu treffen."
Valshiya blinzelte überrascht. Hiess das etwa....? Ihretwegen....? Sie wollte... konnte es einfach nicht glauben.
"Was willst du damit sagen?", fragte Valshiya atemlos.
Tarawyn lächelte verstohlen in sich hinein. Diese Reaktion hatte er selbstverständlich erwartet. Allerdings: Mehr konnte er nicht tun, um seiner Schwester auf die Sprünge zu helfen. Er bemühte sich, einen möglichst nichtssagenden Gesichtsausdruck zu bewahren, während er erklärte:
"Oh, ich habe gar nicht daran gedacht... wie sollst du es auch wissen. Es hat wohl grossen Unmut in der königlichen Familie gegeben, als Legolas praktisch ohne Zögern mit mir und Alfiriel nach Gondor aufbrach. Meine Liebe, du hast ganz schön für Wirbel gesorgt."
Er verschwieg, dass er beinahe zum Mittäter in einem Mordkomplott gegen den Prinzen geworden wäre. Dass sie es irgendwann erfahren würde, stand ausser Frage aber sie sollte es nicht ohne Erklärung erfahren.
Doch Valshiya hörte ihm ohnehin schon gar nicht mehr zu. Tausend Fragen gleichzeitig schossen ihr durch den Kopf. Warum hatte der Prinz ihretwegen seine Hochzeit verschoben? Wieso war er hier?
Über Tarawyns Schulter hinweg erblickte sie Legolas auf sich zukommen. Es blieb ihr keine Zeit mehr, wegzulaufen, auch wenn ihr eigentlich immer noch der Sinn danach stand. Aragorn, der Zwerg Gimli, die Prinzen Elladan und Elrohir, die Hobbits, was sollten sie von ihr denken, wenn sie plötzlich in Tränen ausbrechen würde. Tarawyn murmelte noch irgend etwas Belangloses und verschwand dann. Noch vor wenigen Sekunden hatte sie ihn an das andere Ende der Welt gewünscht, nun wäre es ihr plötzlich lieber gewesen, er wäre bei ihr stehen geblieben.
Überrascht bemerkte sie einige unkontrollierbare Veränderungen, die mit ihrem Körper vorgingen. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich, wie kleine Soldaten bei einer Parade, eins nach dem anderen auf. Ihre Haut begann zu kribbeln, als würden kleine Schmetterlinge sie mit ihren Flügeln ganz zart streifen. Ihre Wangen wurden heiss und nahmen eine dunkelrote Färbung an. Die Innenflächen ihrer Hände wurden feucht, ihr war, was sie äusserst faszinierend und ungewöhnlich fand, gleichzeitig heiss und kalt. Wie naiv sie gewesen war, zu glauben, sie könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass er, Legolas, eine andere zur Gemahlin nehmen sollte, wenn sie ihn nur nicht sah. Aber da war er nun wieder. Alle guten Vorsätze waren mit einem Mal wie weggeblasen.
~*~
Gimli hatte ihn geneckt, seit sie die Halle betreten hatten. Er war neben ihm hergegangen und hatte etwas von verliebten Elbenprinzen geredet. Legolas war fast so weit gewesen, seinen Freund warnend in den breiten Nacken zu zwicken. Er tat es nicht, weil er wusste, das Gimli recht hatte. Genau wie Alfiriel und Tarawyn hatte er ihm wieder und wieder geraten, endlich mit Valshiya zu sprechen.
Er meinte:
"Auch auf die Gefahr hin, dass du etwas gänzlich dummes zu ihr sagst. Nur sag endlich etwas. So kann das nicht weitergehen. Schau sie dir doch an! Eine Schande ist es, das ihr beide nicht zusammenkommt, nur weil dir der Mut fehlt. Ich habe dich furchtlos und ohne eine Miene zu verziehen gegen grausame Orks kämpfen sehen, was läßt dir die Knie so weich werden?"
Sein Redefluss wollte kein Ende nehmen. Legolas versuchte die Augen zu schliessen und vorzugeben, ihn gar nicht zu hören. Doch die tiefe Stimme des Zwergen konnte er nicht so ohne weiteres verbannen.
"Gimli! Hör schon endlich auf. Ich werde ja mit ihr reden...vielleicht." sagte Legolas leise aber er wusste, das Gimli ihn sehr wohl gehört hatte.
Er machte Anstalten aufzustehen und zu Valshiya, die ein wenig verloren am Ende der Treppe stand, hinüberzugehen, doch dann setzte er sich doch wieder.
"Du benimmst dich, als hättest du einen widerspenstigen Knoten in deinem Elbenhaar, den du nicht herauszubekommen weißt. Legolas, nur Mut, stelle dich ihr."
Das war zu viel für Legolas. Ein widerspenstiger Knoten in seinem Elbenhaar? Es war absolut typisch für Gimli, derartig eigenartige Vergleiche zu ziehen. Aber es war wohl auch der letzte Ansporn für ihn gewesen, nun doch aufzustehen und zu Valshiya hinüberzugehen. Gimli würde schon sehen, wie gut er in der Lage war widerspenstige Knoten aus seinem Elbenhaar zu entfernen.
~*~
Legolas hatte Valshiya erreicht und bedachte sie mit dem ihm so eigenen sanften Lächeln. Wie oft hatte sie dieses Lächeln schon in ihren Träumen gesehen? Wie oft hatte sie dieses Lächeln gepriesen, verflucht, heimlich besungen und wieder verflucht? Er legte die rechte Hand auf sein Herz und verbeugte sich leicht - die traditionelle wortlose Begrüssung unter Elben.
Wie er sie ansah...! Sie konnte es kaum ertragen.
Wenn nun jemand von ihr verlangte, am nächsten Morgen mit Aragorn und Arwen in Richtung Gondor abzureisen und erst in den Düsterwald zurückzukehren, wenn Legolas mit Riona verheiratet war... sie könnte es nicht! Warum war er ihr denn nur gefolgt?
Sekundenlang standen sie sich einfach nur schweigend gegenüber.
Legolas vergass alle anderen Menschen um sie herum. Voller Sehnsucht blickte er in ihr Gesicht. Es schien, als könnte sie seinen Blick nicht deuten, was ihn beunruhigte. Wenn es wahr war, was Tarawyn ihm erzählt hatte, müsste sie dann nicht längst verstehen, was in diesem Moment seine Augen ihr zu sagen versuchten? Wieder bemerkte er, wie dünn sie geworden war. Das elfenbeinfarbene Seidenkleid, das ihr ansonsten ausgezeichnet gestanden hätte, war an manchen Stellen einfach zu weit. Er hob seine Hand, um zärtlich ihre Wange zu streicheln.
Valshiya schluckte. Seine Berührung fühlte sich so unglaublich gut und vollkommen richtig an, hinterliess eine heisse Spur auf ihrer Wange und erinnerte sie an einen längst vergangenen Spätsommerabend, als sie beide wohl noch nicht daran geglaubt haben, dass König Thranduil seine Drohung, Legolas notfalls mit einer von ihm ausgewählten Elbin zu verheiraten, wirklich wahr machen würde.
"Galwen nin, ich bin so froh, dich gesund wiederzusehen. Ich habe mir grosse Sorgen um dich gemacht.", sagte er leise, als wäre er besorgt, dass die anderen Anwesenden ihn hören könnten.
Valshiya gab zu:
"Ich freue mich auch, dich zu sehen, auch wenn ich nicht verstehe, was dich veranlasst hat, nach mir zu suchen. Tarawyn hat mir gesagt, du hättest deshalb gar deine Vermählung platzen lassen. Das war nicht richtig..."
Legolas hob abwehrend die Hände und bat:
"Jetzt fang du bitte nicht auch noch an, mir zu erzählen, was richtig und was falsch ist. Von dir habe ich es wirklich am allerwenigsten erwartet. Immerhin hast du mich noch vor meiner Abreise nach Imladris aufgefordert, immer meinem Herzen zu folgen in allen Dingen die ich tue."
Er begegnete ihrem überraschten Blick, als er die Worte wiederholte, die sie in einer Art jugendlicher Anwandlung wirklich zu ihm gesagt hatte, dann fuhr er fort:
"Es überrascht dich, dass ich mich noch daran erinnere, nicht wahr? Ich wollte es dir schon lange sagen, habe aber nie die richtige Gelegenheit dafür. Wenn ich deine Worte nicht gehabt hätte, hätte ich den Ringkrieg vielleicht nicht überlebt, denn ich bin immer meinem Herzen gefolgt und am Ende hat es mich wieder nach Hause geführt, in den Düsterwald, zu meiner Familie und... zu dir."
Nun war Valshiya offensichtlich verwirrt, denn sie schaute ihn fragend an. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, wie viel Wein er an diesem Abend schon genossen hatte.
Legolas warf einen Blick über seine Schulter und stellte fest, dass er und Valshiya gleich von drei neugierigen Augenpaaren beobachtet wurden. Er gab den dreien, Gimli, Alfiriel und Tarawyn ein Zeichen, dass sie dies doch lassen sollten, doch Alfiriel, die mit unschuldigem Augenaufschlag zwischen Gimli und Tarawyn sass, zuckte einfach nur mit den Schultern und tat so, als wäre nichts gewesen, dann stiess sie Gimli an, der bis dahin mit verscrhänkten Armen und süffisanten Grinsen an dem Tisch gesessen hatte und unglaublicherweise noch keine der exotischen Speisen angerührt hatte, und begann ein Gespräch mit ihm.
Legolas seufzte und wandte sich wieder an Valshiya.
"Ich bitte dich, können wir nicht irgendwo miteinander reden, wo es stiller ist. All diese Menschen um uns herum... es ist so laut und... es kann sein, daß ich mir das nur einbilde, aber ich fühle mich beobachtet."
Valshiya wurde immer unruhiger. Jetzt wollte er auch noch allein mit ihr sprechen. Bis gerade hatten all die anderen Leute um sie herum ihr noch ein gewisses Maß an Sicherheit gegeben. Ihr fiel nun auch wirklich kein einziger überzeugender Grund mehr ein, ihm seinen Wunsch zu verwehren.
"Selbstverständlich!", platzte es ein wenig zu schnell aus ihr heraus, "Wir können doch nach dem Mahl einen kleinen Spaziergang auf der Wehrmauer machen. Es ist eine sehr klare Nacht und der Sternenhimmel ist bei diesem harten Frost am schönsten. Doch zunächst möchte ich den Gastgeber ehren, in dem ich von all den Köstlichkeiten probiere, die er für uns hat herrichten lassen. Nach langer Zeit bei Wasser und Brot, wird das sicherlich auch meinen Gaumen erfreuen."
Legolas schnappte aufgebracht nach Luft, fand aber schnell die Fassung wieder. Allein die Vorstellung... tagelang in einer feuchten, dunklen Zelle eingesperrt, weit unter der Erde - ohnehin ein Graus für Elben - bei Wasser und Brot... wer hatte Shiya das bloss angetan? Es würde seinerseits keine Gnade für den Urheber all diesen Unglücks und Leids geben, wenn er diesen schliesslich fand.
Valshiya zuliebe fand er sein Lächeln wieder und sagte:
"Wie du es sagst, so soll es geschehen, Hiril."
Als sie schliesslich beim Mahl alle beisammen saßen, hätte man bald auf die Idee kommen können, es handele sich einfach nur um eine fröhliche Wiedersehensfeier. Wenn da nicht dieser drohende Schatten der Ungewissheit wäre und jeder von ihnen schon genau über seine Aufgabe Bescheid wußte, die er mit dem Anbruch des nächsten Tages zu erledigen hatte.
Natürlich fragte sich auch jeder, allen voran Aragorn und Legolas, welchen Grund die Entführung von Arwen und Valshiya gehabt haben könnte. Nach dem wirklich opulenten Mahl zündeten sich Aragorn, Gimli und Hauptmann Delrodin eine Pfeife an und begannen über die Gründe zu diskutieren, über die weitere Vorgehensweise und über die Informationen, die sie von Elladan und Elrohir hatten.
Markan, der Bote aus Minas Tirith, erzählte den überraschten Hobbits von den eigenartigen Vorfällen in der Burg, die seit ihrer Abreise stattgefunden hatten. Als er ihrer ansichtig geworden war, fiel ihm sogar wieder ein, das Herzog Leodal verdächtig oft gerade nach ihnen gefragt hatte.
Arwen, die sich nicht nur als schmückendes Beiwerk des Königs von Gondor verstand, sondern auch Anteil an der Politik ihres Gatten nahm, setzte sich bald dazu und lauschte schweigend den Ausführungen.
Valshiya wandte sich an Legolas:
"Ich denke, nun können wir hinausgehen. Arwen mag es nichts ausmachen, die Einzelheiten wieder und wieder zu hören, mir jedoch schon. Selbst wenn du mich nicht darum gebeten hättest, jetzt wäre ich ohnehin hinausgegangen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich gerne in deiner Begleitung bin. Diese viele Erinnerungen... es fällt mir schwer, Ruhe zu finden, wenn ich mich immer wieder an diese schrecklichen Erlebnisse erinnere."
Es herrschte wirklich eine klirrende Kälte im Burghof. Es war so kalt, dass ihrer beider Atem als kleine weisse Wölkchen vor ihren Gesichtern sichtbar wurde. Allerdings blitzten die Sterne hell und kühl, manche von ihnen sogar vielfarbig, wie Valshiya es schon vorausgesehen hatte.
Verlegen startete Valshiya den Versuch, Legolas in ein möglichst belangloses Gespräch zu verwickeln. Sie deutete mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Sternenformation und wisperte:
"Mein Vater hat mich sehr gut in der Sternenkunde unterrichtet. Auch wenn ich einige Jahre unter den Menschen gelebt habe, ist es mir gelungen, das alles schnell zu lernen und Verständnis für die Sterne und ihre Geschichten zu entwickeln. Schau nur, Menelvagor, der Jäger des Himmels, wie klar er heute zu sehen ist. Und dort: Wilwarin und die Remmirath.", flüsterte Valshiya so leise, als könne sie die kristallene, eisglitzernde Magie dieser Nacht dadurch zerstören, dass sie lauter sprach.
Legolas hatte ihren Worten stillschweigend gelauscht. Jedes Wort aus ihrem Mund klang für ihn wie ein Lied. Sie stand im fahlen Licht des Mondes, der die Schneekristalle draussen auf dem weiten Feld wie Edelsteine glitzern liess, vor ihm wie eine Sternenfee aus den alten Geschichten. Es erschien ihm fast so, als würde sie in dem Moment, in dem er sie berührte, zu silbernem Nebel vergehen, wie eine Erscheinung, die einfach zu schön gewesen war.
Schliesslich nahm er all seinen Mut zusammen und fasste sie an den Schultern und zog sie näher zu sich heran.
"Shiya!", sagte er mit zitternder Stimme - war es die Kälte oder die Angst vor dem, was er jetzt sagen wollte? "Wieso soll ich mir die Sterne anschauen, wenn ich doch in deine schönen Augen schauen kann?"
Valshiya starrte ihn an, als hätte sie ihn gerade eben das erste Mal in ihrem Leben gesehen. Anscheinend war sie nicht sicher, wie sie das soeben Gesagte verstehen sollte.
"Ach! Sei's drum!", entfuhr es ihm. Er wusste, dass sie keine Erscheinung war und sie nicht zu Nebel werden würde, wenn er sie berührte. Er fasste Valshiya sanft an ihr Kinn, hob ihr Gesicht seinem entgegen. Da war kein Widerstreben. Es war so, als hätte sie nur auf genau diesen Moment gewartet. Er schloss die Augen und kurz darauf spürte er - zart wie taubenetzte Schmetterlingsflügel - ihre Lippen auf den seinen.
Zunächst war sie ganz leicht in seinen Armen, anscheinend unschlüssig, was sie von diesem plötzlichen "Überfall" halten sollte, doch dann presste sie ihre Hände fest auf seinen Rücken, ihre Finger gruben sich in den Stoff seines Gewandes und ihr warmer Körper schmiegte sich ganz nah an seinen.
Legolas seufzte tief und zufrieden auf. Ein tonnenschwerer Stein fiel ihm vom Herzen. An diesem Abend hatte es Sekunden gegeben, in denen er sich gefragt hatte, ob er sich vielleicht doch getäuscht hatte, ob Tarawyn sich nicht getäuscht hatte. Valshiya musste so sehr darunter gelitten haben, dass er eine andere Frau heiraten sollte und hatte es gut vor den Augen der anderen - vor allen Dingen vor seinen Augen verborgen. Und er war so blind gewesen!
Nun war ihm klar, dass einzig und allein er der Grund war, warum sie Düsterwald verlassen hatte, um nicht bei seiner Vermählung anwesend sein zu müssen. Mit Sicherheit hätte es ihr das Herz gebrochen.
Eigentlich waren Worte nun vollkommen überflüssig, doch bevor er nur darüber nachdenken konnte, was er sagte, hatte er die Frage schon gestellt.
"Wieso hast du denn nie etwas gesagt? Wieso hast du es mir nie gesagt? Als ich ging, waren wir nicht mehr als Freunde und als ich zurückkehrte war ich froh, dass sich daran nichts geändert hatte. Ich konnte die Gefühle, die ich empfand, als ich die wiedersah, eine vollständig erblühte Blume in den Wäldern Düsterwalds, nicht einordnen, wusste sie nicht zu deuten. Nur ein Wort von dir und alles wäre so klar gewesen."
Valshiya, die ihr Glück immer noch nicht fassen konnte, erwiderte mit glitzernden Tränen in den Augen:
"Was hätte ich denn schon sagen sollen? Was hätte ein Wort von mir geändert. Du bist der Prinz! Unerreichbar für mich. Niemals hätte ich auch nur daran denken können, dir meine Liebe zu gestehen. Es war an dir, dies zu tun oder es sollte niemals sein. Jetzt... hast du es getan. Jetzt kann ich es auch sagen: Ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt. Noch bevor du aus Düsterwald weggingst um Elrond in Imladris aufzusuchen, wusste ich das und ich habe jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag auf deine Rückkehr gewartet."
"Das habe ich nie in Erwägung gezogen. Ich meine, dass du etwas für mich empfinden könntest. Du warst meine Freundin. Der Gedanke, dass eine so schöne Frau wie du, einmal meine Gefährtin werden könnte... ich habe mich nie wirklich für etwas besonderes gehalten. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemals in der Lage sein könnte, eine Frau glücklich zu machen.", erklärte Legolas.
"Aber gerade das ist es doch, was dich zu etwas besonderem macht: Deine Bescheidenheit... und noch so vieles mehr.", meinte Valshiya.
Legolas fing mit dem Zeigefinger eine ihrer Tränen auf, führte sie an seine Lippen und küsste diese dann fort. Diese Geste voller Zärtlichkeit und Liebe erfüllte Valshiyas Herz. Vergessen war die klirrende Kälte dieser Winternacht.
"Nie wieder wird dein Herz einsam sein. Keine Zeit mehr für Tränen. Im na cen uireb, gwestin san. Algano Melethril[2]", schwor Legolas.
Valshiya schüttelte den Kopf und eine Strähne ihres leicht gewellten schwarzen Haares fiel ihr widerspenstig ins Gesicht.
Sie meinte:
"Du verstehst nicht... Ich weine, weil ich nicht weiss, was die Zukunft für uns bringt. Erinnerst du dich: Du solltest eine andere zur Gefährtin nehmen!"
Legolas blinzelte verwirrt. In dem Rausch der überwältigenden und neuen Gefühle, die er endlich entfesselt hatte, hatte er diese nüchterne Tatsache beinahe schon verdrängt. Er stöhnte leise auf, als er an die Probleme dachte, die ihm nun aus seiner endlich gefundenen Liebe erwachsen konnten. In nicht allzu ferner Zukunft würde er es wissen, denn schon am nächsten Morgen würde er sich gemeinsam mit Alfiriel, Tarawyn und Valshiya zurück auf den Weg nach Düsterwald machen.
----------------------- [1] O meine liebe Schwester [2] Ich werde immer bei dir sein, ich schwöre es. Weine nicht, Geliebte.
18. Der Augenblick der Wahrheit
Valshiya hatte wirklich alles versucht, um sich vor der Teilnahme an dem Fest zu drücken. Niemand wollte verstehen, das ihr nach allem anderen, nur nicht nach Feiern zumute war. Zuletzt hatte sie sogar vorgegeben, dass ihr übel sei. Doch die unbeugsame Arwen, die sich nicht beirren liess und genau wusste, was der Grund für Valshiyas Unmut war, hatte keine ihrer fadenscheinigen Ausreden gelten lassen. Letzten Endes sah Valshiya auch ein, dass es von Beginn an keinen Erfolg gehabt hatte, ihrer entfernten Cousine etwas vorzumachen.
Nun kam Valshiya im Schlepptau von Arwen und der jungen Köhlertochter Jhelayna die schmucklose Holztreppe zum Speisesaal herunter. Genaugenommen war es der einfache Raum, in dem für gewöhnlich die Soldaten ihre Speisen einnahmen. In kürzester Zeit war er von Hauptmann Delrodin zu einem mehr oder weniger standesgemässen Festsaal umfunktioniert worden.
Man konnte sehen, dass Delrodin sich wirklich Mühe gegeben hatte. Er hatte die schmucklose Halle mit Lampions schmücken lassen und er hatte die kahlen Holzwände mit glänzendem, vielfarbigen Samt behängen lassen. An den Wänden standen auf niedrigen Beistelltischen mehrarmige Kerzenleuchter und einige livrierte Bedienstete waren immer ganz aufmerksam, um den hohen Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Man gewann den Eindruck, dass Delrodin seinen König ohnehin nicht ohne ein ordentliches Fest hätte davonkommen lassen. Er wollte sich in "seiner" Stadt mit dem Besuch des Königs brüsten und dazu gehörte nun einmal ein grosses Fest. Schliesslich konnte er ja auch nicht wissen, wann sich der König wieder einmal die Ehre gab und nach Pardanor kam. Immerhin war die Stadt trotz allem nichts weiter als ein kleines, unbedeutendes Kaff am Rande seines Reiches. Delrodin konnte ja nicht ahnen, wie wichtig Aragorn jeder seiner Städte war.
Valshiya drückte sich in Arwens Schatten herum, immer darauf bedacht, möglichst nicht aufzufallen. Ebenso unsicher bewegte sich Jhelayna auf diesem, für sie ungewohnten Parkett. Doch: Was für eine wunderbare Veränderung war mit ihr vorgegangen! Jetzt wo der Schmutz aus ihrem Gesicht verschwunden war und ihr langes, honigblondes Haar ordentlich gekämmt und frisiert war - Arwens Verdienst - sah sie aus, wie eine der zahlreichen Hofdamen der Königin von Gondor. Einzig und allein ihr schüchternes Verhalten verriet, wer sie wirklich war. Der junge Soldat Gawen trat auf Jhelayna zu, verneigte sich galant und machte eine charmante Bemerkung über ihr smaragdgrünes Samtkleid. Jhelayna errötete und spielte nervös an ihren Fingern. Gawen räusperte sich, warf einen verlegenen Seitenblick auf Arwen, seine Königin und Valshiya, dann wandte er sich wieder an Jhelayna und bat:
"Mylady, würdet ihr mir vielleicht die Ehre erweisen und beim Mahl an meiner Seite sitzen?"
Jhelayna blickte Arwen und Valshiya ratsuchend an. Sie war sich durchaus bewusst, dass sie als Hofdame der Königin nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hatte. Während ihres Besuches beim Schneider hatte Arwen ihr eröffnet, dass sie Jhelayna gerne mit nach Minas Tirith nehmen würde, wenn ihre Eltern es gestatten würden. Jhelayna war ausser sich vor Freude gewesen und hatte die elbische Königin den ganzen Nachmittag darüber ausgefragt, was ihre Aufgaben als Hofdame waren. Als Arwen ihr nun aufmunternd zunickte, antwortete sie schüchtern:
"Gerne, ich würde gerne an eurer Seite sitzen, Sir..."
Gawen lächelte und erwiderte:
"Oh, ich bin noch kein Sir. Aber ich vergesse meine Manieren, denn ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Gawen Arvedson. Erfreut ihr denn nun auch meine Ohren mit dem Klang eures Namens?"
Jhelayna errötete noch ein wenig mehr, dann antwortete sie:
"Ich heisse Jhelayna Debrandon..."
Gawen hielt ihr seinen Arm hin und leise miteinander redend entfernten sie sich von Arwen und Valshiya.
Arwen lächelte nachsichtig. Wie schnell das bei den Menschen doch ging. Ein Blick, ein Erröten, ein charmantes Lächeln und eine nette Bemerkung und schon begann das Spiel der Liebe. Nun, sie hatten ja auch viel weniger Zeit, um sich in jemanden zu verlieben. Auch bei ihr selbst hatte es sehr lange gedauert, bis sie sich in Aragorn verliebt hatte. Ihm zuliebe hatte sie ihre Sterblichkeit aufgegeben. Obwohl sie wahrscheinlich ohnehin an gebrochenem Herzen gestorben wäre... ohne ihn.
Gawen und Jhelayna sollten sich ruhig ein wenig Zeit lassen, doch bei Legolas und Valshiya ging es ihr ganz klar zu langsam. Immerhin kannten sie sich schon so lange und keiner von beiden ahnte, was in dem Herzen des anderen vor sich ging, was höchst ungewöhnlich unter Elben war.
Valshiya seufzte, als sich Jhelayna mit Gawen entfernte. Das war nun eine Person weniger, hinter der sie sich verstecken konnte. Sie blickte aufgeregt in die Runde, doch Legolas konnte sie noch nirgends entdecken, Elu sei Dank. Stattdessen kam nun Aragorn, nahm Arwen bei der Hand und führte sie wortlos ebenfalls fort. Nun stand Valshiya ganz allein da. Sie wirkte zwar ein wenig verloren aber genau genommen suchte sie ja auch keine Gesellschaft. Schon gar nicht die Gesellschaft eines ganz bestimmten Elbenprinzen. Auch ihr Bruder Tarawyn, der ihr sicher einen Platz neben sich angeboten hätte, war nicht gerade die Art von Gesellschaft, nach der es sie jetzt verlangte. Doch genau der kam jetzt zu ihr. Er schloss sie in seine Arme und sagte leise:
"Ai mail gewthil nin![1]"
Dann wechselte er ins Westron, die Allgemeinsprache Mittelerdes, und fuhr fort:
"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wir uns um dich gesorgt haben!"
Valshiya löste sich mit Bestimmtheit aus Tarawyns Umarmung. Mit einem skeptischen Blick schob sie ihren Bruder auf Armeslänge von sich fort. Was wollte er von ihr? Eine solche überschwengliche Freundlichkeit war sie von ihm nur dann von ihm gewohnt, wenn er etwas von ihr wollte. Sie erinnerte sich, dass er jede Gelegenheit genutzt hatte, um die seltenen Zusammentreffen zwischen ihr und Legolas zu stören. Genaugenommen war es nur ein Treffen gewesen und er hatte es gestört und Vater eine vollkommen verdrehte Geschichte erzählt. Nun, wenn sie jetzt genau darüber nachdachte, hatte er Vater ja nur die Wahrheit erzählt. Trotzdem hatte er den Stein ins Rollen gebracht und letztendlich seinetwegen hatte Vater sie fortgeschickt. Verstört blickte Tarawyn sie an.
"Was ist mit dir Shiya? Warum weichst du vor mir zurück? Du musst mir glauben. Wir haben uns wirklich um dich gesorgt. Als wir von deinem Verschwinden hörten, haben wir uns sogleich auf die Suche begeben. Es ist verrückt, doch Legolas hat deshalb sogar seine eigene Hochzeit aufgeschoben. Wir haben uns am selben Tag noch auf den Weg nach Gondor gemacht, um uns mit Aragorn zu treffen."
Valshiya blinzelte überrascht. Hiess das etwa....? Ihretwegen....? Sie wollte... konnte es einfach nicht glauben.
"Was willst du damit sagen?", fragte Valshiya atemlos.
Tarawyn lächelte verstohlen in sich hinein. Diese Reaktion hatte er selbstverständlich erwartet. Allerdings: Mehr konnte er nicht tun, um seiner Schwester auf die Sprünge zu helfen. Er bemühte sich, einen möglichst nichtssagenden Gesichtsausdruck zu bewahren, während er erklärte:
"Oh, ich habe gar nicht daran gedacht... wie sollst du es auch wissen. Es hat wohl grossen Unmut in der königlichen Familie gegeben, als Legolas praktisch ohne Zögern mit mir und Alfiriel nach Gondor aufbrach. Meine Liebe, du hast ganz schön für Wirbel gesorgt."
Er verschwieg, dass er beinahe zum Mittäter in einem Mordkomplott gegen den Prinzen geworden wäre. Dass sie es irgendwann erfahren würde, stand ausser Frage aber sie sollte es nicht ohne Erklärung erfahren.
Doch Valshiya hörte ihm ohnehin schon gar nicht mehr zu. Tausend Fragen gleichzeitig schossen ihr durch den Kopf. Warum hatte der Prinz ihretwegen seine Hochzeit verschoben? Wieso war er hier?
Über Tarawyns Schulter hinweg erblickte sie Legolas auf sich zukommen. Es blieb ihr keine Zeit mehr, wegzulaufen, auch wenn ihr eigentlich immer noch der Sinn danach stand. Aragorn, der Zwerg Gimli, die Prinzen Elladan und Elrohir, die Hobbits, was sollten sie von ihr denken, wenn sie plötzlich in Tränen ausbrechen würde. Tarawyn murmelte noch irgend etwas Belangloses und verschwand dann. Noch vor wenigen Sekunden hatte sie ihn an das andere Ende der Welt gewünscht, nun wäre es ihr plötzlich lieber gewesen, er wäre bei ihr stehen geblieben.
Überrascht bemerkte sie einige unkontrollierbare Veränderungen, die mit ihrem Körper vorgingen. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich, wie kleine Soldaten bei einer Parade, eins nach dem anderen auf. Ihre Haut begann zu kribbeln, als würden kleine Schmetterlinge sie mit ihren Flügeln ganz zart streifen. Ihre Wangen wurden heiss und nahmen eine dunkelrote Färbung an. Die Innenflächen ihrer Hände wurden feucht, ihr war, was sie äusserst faszinierend und ungewöhnlich fand, gleichzeitig heiss und kalt. Wie naiv sie gewesen war, zu glauben, sie könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass er, Legolas, eine andere zur Gemahlin nehmen sollte, wenn sie ihn nur nicht sah. Aber da war er nun wieder. Alle guten Vorsätze waren mit einem Mal wie weggeblasen.
~*~
Gimli hatte ihn geneckt, seit sie die Halle betreten hatten. Er war neben ihm hergegangen und hatte etwas von verliebten Elbenprinzen geredet. Legolas war fast so weit gewesen, seinen Freund warnend in den breiten Nacken zu zwicken. Er tat es nicht, weil er wusste, das Gimli recht hatte. Genau wie Alfiriel und Tarawyn hatte er ihm wieder und wieder geraten, endlich mit Valshiya zu sprechen.
Er meinte:
"Auch auf die Gefahr hin, dass du etwas gänzlich dummes zu ihr sagst. Nur sag endlich etwas. So kann das nicht weitergehen. Schau sie dir doch an! Eine Schande ist es, das ihr beide nicht zusammenkommt, nur weil dir der Mut fehlt. Ich habe dich furchtlos und ohne eine Miene zu verziehen gegen grausame Orks kämpfen sehen, was läßt dir die Knie so weich werden?"
Sein Redefluss wollte kein Ende nehmen. Legolas versuchte die Augen zu schliessen und vorzugeben, ihn gar nicht zu hören. Doch die tiefe Stimme des Zwergen konnte er nicht so ohne weiteres verbannen.
"Gimli! Hör schon endlich auf. Ich werde ja mit ihr reden...vielleicht." sagte Legolas leise aber er wusste, das Gimli ihn sehr wohl gehört hatte.
Er machte Anstalten aufzustehen und zu Valshiya, die ein wenig verloren am Ende der Treppe stand, hinüberzugehen, doch dann setzte er sich doch wieder.
"Du benimmst dich, als hättest du einen widerspenstigen Knoten in deinem Elbenhaar, den du nicht herauszubekommen weißt. Legolas, nur Mut, stelle dich ihr."
Das war zu viel für Legolas. Ein widerspenstiger Knoten in seinem Elbenhaar? Es war absolut typisch für Gimli, derartig eigenartige Vergleiche zu ziehen. Aber es war wohl auch der letzte Ansporn für ihn gewesen, nun doch aufzustehen und zu Valshiya hinüberzugehen. Gimli würde schon sehen, wie gut er in der Lage war widerspenstige Knoten aus seinem Elbenhaar zu entfernen.
~*~
Legolas hatte Valshiya erreicht und bedachte sie mit dem ihm so eigenen sanften Lächeln. Wie oft hatte sie dieses Lächeln schon in ihren Träumen gesehen? Wie oft hatte sie dieses Lächeln gepriesen, verflucht, heimlich besungen und wieder verflucht? Er legte die rechte Hand auf sein Herz und verbeugte sich leicht - die traditionelle wortlose Begrüssung unter Elben.
Wie er sie ansah...! Sie konnte es kaum ertragen.
Wenn nun jemand von ihr verlangte, am nächsten Morgen mit Aragorn und Arwen in Richtung Gondor abzureisen und erst in den Düsterwald zurückzukehren, wenn Legolas mit Riona verheiratet war... sie könnte es nicht! Warum war er ihr denn nur gefolgt?
Sekundenlang standen sie sich einfach nur schweigend gegenüber.
Legolas vergass alle anderen Menschen um sie herum. Voller Sehnsucht blickte er in ihr Gesicht. Es schien, als könnte sie seinen Blick nicht deuten, was ihn beunruhigte. Wenn es wahr war, was Tarawyn ihm erzählt hatte, müsste sie dann nicht längst verstehen, was in diesem Moment seine Augen ihr zu sagen versuchten? Wieder bemerkte er, wie dünn sie geworden war. Das elfenbeinfarbene Seidenkleid, das ihr ansonsten ausgezeichnet gestanden hätte, war an manchen Stellen einfach zu weit. Er hob seine Hand, um zärtlich ihre Wange zu streicheln.
Valshiya schluckte. Seine Berührung fühlte sich so unglaublich gut und vollkommen richtig an, hinterliess eine heisse Spur auf ihrer Wange und erinnerte sie an einen längst vergangenen Spätsommerabend, als sie beide wohl noch nicht daran geglaubt haben, dass König Thranduil seine Drohung, Legolas notfalls mit einer von ihm ausgewählten Elbin zu verheiraten, wirklich wahr machen würde.
"Galwen nin, ich bin so froh, dich gesund wiederzusehen. Ich habe mir grosse Sorgen um dich gemacht.", sagte er leise, als wäre er besorgt, dass die anderen Anwesenden ihn hören könnten.
Valshiya gab zu:
"Ich freue mich auch, dich zu sehen, auch wenn ich nicht verstehe, was dich veranlasst hat, nach mir zu suchen. Tarawyn hat mir gesagt, du hättest deshalb gar deine Vermählung platzen lassen. Das war nicht richtig..."
Legolas hob abwehrend die Hände und bat:
"Jetzt fang du bitte nicht auch noch an, mir zu erzählen, was richtig und was falsch ist. Von dir habe ich es wirklich am allerwenigsten erwartet. Immerhin hast du mich noch vor meiner Abreise nach Imladris aufgefordert, immer meinem Herzen zu folgen in allen Dingen die ich tue."
Er begegnete ihrem überraschten Blick, als er die Worte wiederholte, die sie in einer Art jugendlicher Anwandlung wirklich zu ihm gesagt hatte, dann fuhr er fort:
"Es überrascht dich, dass ich mich noch daran erinnere, nicht wahr? Ich wollte es dir schon lange sagen, habe aber nie die richtige Gelegenheit dafür. Wenn ich deine Worte nicht gehabt hätte, hätte ich den Ringkrieg vielleicht nicht überlebt, denn ich bin immer meinem Herzen gefolgt und am Ende hat es mich wieder nach Hause geführt, in den Düsterwald, zu meiner Familie und... zu dir."
Nun war Valshiya offensichtlich verwirrt, denn sie schaute ihn fragend an. Wahrscheinlich fragte sie sich gerade, wie viel Wein er an diesem Abend schon genossen hatte.
Legolas warf einen Blick über seine Schulter und stellte fest, dass er und Valshiya gleich von drei neugierigen Augenpaaren beobachtet wurden. Er gab den dreien, Gimli, Alfiriel und Tarawyn ein Zeichen, dass sie dies doch lassen sollten, doch Alfiriel, die mit unschuldigem Augenaufschlag zwischen Gimli und Tarawyn sass, zuckte einfach nur mit den Schultern und tat so, als wäre nichts gewesen, dann stiess sie Gimli an, der bis dahin mit verscrhänkten Armen und süffisanten Grinsen an dem Tisch gesessen hatte und unglaublicherweise noch keine der exotischen Speisen angerührt hatte, und begann ein Gespräch mit ihm.
Legolas seufzte und wandte sich wieder an Valshiya.
"Ich bitte dich, können wir nicht irgendwo miteinander reden, wo es stiller ist. All diese Menschen um uns herum... es ist so laut und... es kann sein, daß ich mir das nur einbilde, aber ich fühle mich beobachtet."
Valshiya wurde immer unruhiger. Jetzt wollte er auch noch allein mit ihr sprechen. Bis gerade hatten all die anderen Leute um sie herum ihr noch ein gewisses Maß an Sicherheit gegeben. Ihr fiel nun auch wirklich kein einziger überzeugender Grund mehr ein, ihm seinen Wunsch zu verwehren.
"Selbstverständlich!", platzte es ein wenig zu schnell aus ihr heraus, "Wir können doch nach dem Mahl einen kleinen Spaziergang auf der Wehrmauer machen. Es ist eine sehr klare Nacht und der Sternenhimmel ist bei diesem harten Frost am schönsten. Doch zunächst möchte ich den Gastgeber ehren, in dem ich von all den Köstlichkeiten probiere, die er für uns hat herrichten lassen. Nach langer Zeit bei Wasser und Brot, wird das sicherlich auch meinen Gaumen erfreuen."
Legolas schnappte aufgebracht nach Luft, fand aber schnell die Fassung wieder. Allein die Vorstellung... tagelang in einer feuchten, dunklen Zelle eingesperrt, weit unter der Erde - ohnehin ein Graus für Elben - bei Wasser und Brot... wer hatte Shiya das bloss angetan? Es würde seinerseits keine Gnade für den Urheber all diesen Unglücks und Leids geben, wenn er diesen schliesslich fand.
Valshiya zuliebe fand er sein Lächeln wieder und sagte:
"Wie du es sagst, so soll es geschehen, Hiril."
Als sie schliesslich beim Mahl alle beisammen saßen, hätte man bald auf die Idee kommen können, es handele sich einfach nur um eine fröhliche Wiedersehensfeier. Wenn da nicht dieser drohende Schatten der Ungewissheit wäre und jeder von ihnen schon genau über seine Aufgabe Bescheid wußte, die er mit dem Anbruch des nächsten Tages zu erledigen hatte.
Natürlich fragte sich auch jeder, allen voran Aragorn und Legolas, welchen Grund die Entführung von Arwen und Valshiya gehabt haben könnte. Nach dem wirklich opulenten Mahl zündeten sich Aragorn, Gimli und Hauptmann Delrodin eine Pfeife an und begannen über die Gründe zu diskutieren, über die weitere Vorgehensweise und über die Informationen, die sie von Elladan und Elrohir hatten.
Markan, der Bote aus Minas Tirith, erzählte den überraschten Hobbits von den eigenartigen Vorfällen in der Burg, die seit ihrer Abreise stattgefunden hatten. Als er ihrer ansichtig geworden war, fiel ihm sogar wieder ein, das Herzog Leodal verdächtig oft gerade nach ihnen gefragt hatte.
Arwen, die sich nicht nur als schmückendes Beiwerk des Königs von Gondor verstand, sondern auch Anteil an der Politik ihres Gatten nahm, setzte sich bald dazu und lauschte schweigend den Ausführungen.
Valshiya wandte sich an Legolas:
"Ich denke, nun können wir hinausgehen. Arwen mag es nichts ausmachen, die Einzelheiten wieder und wieder zu hören, mir jedoch schon. Selbst wenn du mich nicht darum gebeten hättest, jetzt wäre ich ohnehin hinausgegangen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich gerne in deiner Begleitung bin. Diese viele Erinnerungen... es fällt mir schwer, Ruhe zu finden, wenn ich mich immer wieder an diese schrecklichen Erlebnisse erinnere."
Es herrschte wirklich eine klirrende Kälte im Burghof. Es war so kalt, dass ihrer beider Atem als kleine weisse Wölkchen vor ihren Gesichtern sichtbar wurde. Allerdings blitzten die Sterne hell und kühl, manche von ihnen sogar vielfarbig, wie Valshiya es schon vorausgesehen hatte.
Verlegen startete Valshiya den Versuch, Legolas in ein möglichst belangloses Gespräch zu verwickeln. Sie deutete mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Sternenformation und wisperte:
"Mein Vater hat mich sehr gut in der Sternenkunde unterrichtet. Auch wenn ich einige Jahre unter den Menschen gelebt habe, ist es mir gelungen, das alles schnell zu lernen und Verständnis für die Sterne und ihre Geschichten zu entwickeln. Schau nur, Menelvagor, der Jäger des Himmels, wie klar er heute zu sehen ist. Und dort: Wilwarin und die Remmirath.", flüsterte Valshiya so leise, als könne sie die kristallene, eisglitzernde Magie dieser Nacht dadurch zerstören, dass sie lauter sprach.
Legolas hatte ihren Worten stillschweigend gelauscht. Jedes Wort aus ihrem Mund klang für ihn wie ein Lied. Sie stand im fahlen Licht des Mondes, der die Schneekristalle draussen auf dem weiten Feld wie Edelsteine glitzern liess, vor ihm wie eine Sternenfee aus den alten Geschichten. Es erschien ihm fast so, als würde sie in dem Moment, in dem er sie berührte, zu silbernem Nebel vergehen, wie eine Erscheinung, die einfach zu schön gewesen war.
Schliesslich nahm er all seinen Mut zusammen und fasste sie an den Schultern und zog sie näher zu sich heran.
"Shiya!", sagte er mit zitternder Stimme - war es die Kälte oder die Angst vor dem, was er jetzt sagen wollte? "Wieso soll ich mir die Sterne anschauen, wenn ich doch in deine schönen Augen schauen kann?"
Valshiya starrte ihn an, als hätte sie ihn gerade eben das erste Mal in ihrem Leben gesehen. Anscheinend war sie nicht sicher, wie sie das soeben Gesagte verstehen sollte.
"Ach! Sei's drum!", entfuhr es ihm. Er wusste, dass sie keine Erscheinung war und sie nicht zu Nebel werden würde, wenn er sie berührte. Er fasste Valshiya sanft an ihr Kinn, hob ihr Gesicht seinem entgegen. Da war kein Widerstreben. Es war so, als hätte sie nur auf genau diesen Moment gewartet. Er schloss die Augen und kurz darauf spürte er - zart wie taubenetzte Schmetterlingsflügel - ihre Lippen auf den seinen.
Zunächst war sie ganz leicht in seinen Armen, anscheinend unschlüssig, was sie von diesem plötzlichen "Überfall" halten sollte, doch dann presste sie ihre Hände fest auf seinen Rücken, ihre Finger gruben sich in den Stoff seines Gewandes und ihr warmer Körper schmiegte sich ganz nah an seinen.
Legolas seufzte tief und zufrieden auf. Ein tonnenschwerer Stein fiel ihm vom Herzen. An diesem Abend hatte es Sekunden gegeben, in denen er sich gefragt hatte, ob er sich vielleicht doch getäuscht hatte, ob Tarawyn sich nicht getäuscht hatte. Valshiya musste so sehr darunter gelitten haben, dass er eine andere Frau heiraten sollte und hatte es gut vor den Augen der anderen - vor allen Dingen vor seinen Augen verborgen. Und er war so blind gewesen!
Nun war ihm klar, dass einzig und allein er der Grund war, warum sie Düsterwald verlassen hatte, um nicht bei seiner Vermählung anwesend sein zu müssen. Mit Sicherheit hätte es ihr das Herz gebrochen.
Eigentlich waren Worte nun vollkommen überflüssig, doch bevor er nur darüber nachdenken konnte, was er sagte, hatte er die Frage schon gestellt.
"Wieso hast du denn nie etwas gesagt? Wieso hast du es mir nie gesagt? Als ich ging, waren wir nicht mehr als Freunde und als ich zurückkehrte war ich froh, dass sich daran nichts geändert hatte. Ich konnte die Gefühle, die ich empfand, als ich die wiedersah, eine vollständig erblühte Blume in den Wäldern Düsterwalds, nicht einordnen, wusste sie nicht zu deuten. Nur ein Wort von dir und alles wäre so klar gewesen."
Valshiya, die ihr Glück immer noch nicht fassen konnte, erwiderte mit glitzernden Tränen in den Augen:
"Was hätte ich denn schon sagen sollen? Was hätte ein Wort von mir geändert. Du bist der Prinz! Unerreichbar für mich. Niemals hätte ich auch nur daran denken können, dir meine Liebe zu gestehen. Es war an dir, dies zu tun oder es sollte niemals sein. Jetzt... hast du es getan. Jetzt kann ich es auch sagen: Ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt. Noch bevor du aus Düsterwald weggingst um Elrond in Imladris aufzusuchen, wusste ich das und ich habe jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag auf deine Rückkehr gewartet."
"Das habe ich nie in Erwägung gezogen. Ich meine, dass du etwas für mich empfinden könntest. Du warst meine Freundin. Der Gedanke, dass eine so schöne Frau wie du, einmal meine Gefährtin werden könnte... ich habe mich nie wirklich für etwas besonderes gehalten. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemals in der Lage sein könnte, eine Frau glücklich zu machen.", erklärte Legolas.
"Aber gerade das ist es doch, was dich zu etwas besonderem macht: Deine Bescheidenheit... und noch so vieles mehr.", meinte Valshiya.
Legolas fing mit dem Zeigefinger eine ihrer Tränen auf, führte sie an seine Lippen und küsste diese dann fort. Diese Geste voller Zärtlichkeit und Liebe erfüllte Valshiyas Herz. Vergessen war die klirrende Kälte dieser Winternacht.
"Nie wieder wird dein Herz einsam sein. Keine Zeit mehr für Tränen. Im na cen uireb, gwestin san. Algano Melethril[2]", schwor Legolas.
Valshiya schüttelte den Kopf und eine Strähne ihres leicht gewellten schwarzen Haares fiel ihr widerspenstig ins Gesicht.
Sie meinte:
"Du verstehst nicht... Ich weine, weil ich nicht weiss, was die Zukunft für uns bringt. Erinnerst du dich: Du solltest eine andere zur Gefährtin nehmen!"
Legolas blinzelte verwirrt. In dem Rausch der überwältigenden und neuen Gefühle, die er endlich entfesselt hatte, hatte er diese nüchterne Tatsache beinahe schon verdrängt. Er stöhnte leise auf, als er an die Probleme dachte, die ihm nun aus seiner endlich gefundenen Liebe erwachsen konnten. In nicht allzu ferner Zukunft würde er es wissen, denn schon am nächsten Morgen würde er sich gemeinsam mit Alfiriel, Tarawyn und Valshiya zurück auf den Weg nach Düsterwald machen.
----------------------- [1] O meine liebe Schwester [2] Ich werde immer bei dir sein, ich schwöre es. Weine nicht, Geliebte.
