Dieses Kapitel widme ich allen meinen Freunden aus dem Chat bei OBLonline.de und ganz besonders natürlich dem "Chef". Nicht zu vergessen "Vize" Caro und Goldmond, der einzigen, die mich in Sachen BG wirklich versteht *grins* Mein Inspirationssong für dieses Kapitel war "Feel so high" von Des'ree.

21. Die Wege trennen sich

Sehr früh am Morgen waren Legolas, Tarawyn, Alfiriel und Valshiya in Richtung Düsterwald aufgebrochen. Der Abschied von den anderen war nur kurz ausgefallen, denn man rechnete schließlich damit, sich schon bald wiederzusehen. Aragorn, Arwen, Jhelayna, Markan, Gawen und die Hobbits waren schon einen Tag zuvor nach Minas Tirith aufgebrochen, da ihr Weg länger war. Die Zwillinge Elladan und Elrohir begleiteten sie noch ein Stück, bis sie an einer Wegkreuzung der Straße weiter nach Südosten folgen mußten. Der Weg der anderen führte weiter gen Osten über ein Hochtal im Nebelgebirge und dann über die Alte Waldstraße zu den Hallen Thranduils im Düsterwald. Bevor sich ihre Wege nun endgültig trennten, machten sie noch einmal Rast. In erster Linie, um zu besprechen, wann und wo man sich treffen wollte. Die Männer hatten Holz für ein Feuer gesammelt, das Alfiriel mit ihrer Magie entzündet hatte. Nun saßen sie um das Feuer herum und redeten leise miteinander. Legolas und Valshiya bemühten sich immer noch um einen gewissen Abstand zueinander, obwohl doch inzwischen auch für den Letzten ganz klar zu sehen war, was zwischen ihnen vorging. Alfiriel vermutete, daß sie sich letztendlich ihre Liebe gestanden haben mußten. Das verriet die Art der Blicke, die sich einander zuwarfen.

"Entweder hat Vater schon eine Ahnung, was in Mittelerde vorgeht - immerhin hat er die Gabe der Voraussicht - oder er wird überrascht sein, von dem, was wir ihm zu berichten haben. In jedem Fall ist es besser, sich erst mit ihm zu beratschlagen.", sagte Elrohir.

Legolas erwiderte:

"So ist es! Auch ich will zunächst mit meinem Vater sprechen. Was mir nicht aus dem Kopf geht ist das plötzliche Verschwinden Merilwens. Ich werde das Gefühl nicht los, daß das irgendwie mit Arwens und Valshiyas Entführung zusammenhängt."

Der blonde Elb gab dem schwarzhaarigen Elben ein Zeichen, daß sie sich ein Stück von den anderen entfernen sollten. Elrohir nickte so unauffällig, daß die anderen es nicht bemerkten. Sie entfernten sich vom Feuer, ganz so, als wollten sie sich nur einmal in der Umgebung des Lagers umschauen.

"Ist es dir letztendlich also auch aufgefallen?", meinte Elrohir.

"Ja", flüsterte Legolas, "wir sind nicht allein. Schon als wir Pardanor verließen hatte ich das Gefühl, das wir verfolgt werden. Nicht nur ein Augenpaar ist es, sondern mehrere. Allerdings ist es nicht allein dieses Gefühl, das mich plagt."

Elrohir nickte.

"Ich weiß was du meinst. Dieses unangenehme Prickeln zwischen den Schulterblättern. Ein ganz, ganz ungutes Gefühl. Irgend etwas ist so falsch, wie es nicht mehr falscher sein kann... ich kann es nicht anders beschreiben. Mir wäre wirklich wohler zumute, wenn ich wüßte, wer oder was uns verfolgt und welchen Weg unser Verfolger einschlägt, wenn wir uns trennen."

Legolas seufzte und sagte leise:

"Wie auch immer, ich hoffe der Sturm wird ihn oder es aufhalten. Morgen abend oder übermorgen früh wird es einen heftigen Schneesturm geben. Ich kenne eine Stelle im Nebelgebirge, wo wir uns bei unserer Weiterreise vor dem Sturm Schutz suchen können. Ich hoffe, unser Verfolger kennt keinen solchen Unterschlupf. Wenn es mehrere sind, werden sie sich aufteilen müssen...", erklärte Legolas nachdenklich.

Elrohir klopfte Legolas auf die Schulter und sagte leise:

"Wir sollten jetzt zurückkehren. Deine Schwester und die Hiril Valshiya sollen sich keine Sorgen machen. Elladan weiß Bescheid. Tarawyn.. ich bin mir nicht sicher. Ist er vertrauenswürdig?"

"Er ist es! Er ist vertrauenswürdig, wenn ich mir zunächst auch nicht ganz sicher war.", versicherte Legolas.

Mit einem Blick gab Legolas Elrohir zu verstehen, daß sich jemand näherte. Elrohir drehte sich um und blickte in das wissende Gesicht seines Zwillingsbruders. Für gewöhnlich brauchten die beiden nicht mehr als einen kurzen Blickkontakt, um zu wissen, was der andere dachte, doch um Legolas nicht auszuschließen, nickten sie einander zu. Damit gab Elladan auch zu verstehen, daß er wußte, worüber sie gesprochen hatten.

"Ich halte es für eine gute Idee, wenn wir in der heutigen Nacht noch einmal ein gemeinsames Lager aufschlagen. Ursprünglich hatten wir geplant euch an dieser Weggabelung zu verlassen. Jedoch... ich vertraue zwar auf mein und Elrohirs Schwert, aber dennoch möchte ich nicht allein auf offenem Feld übernachten... nicht hier. Es ist hier... eigenartig, um es einmal ganz vorsichtig auszudrücken."

Alfiriel, die Legolas und die Zwillinge neugierig beobachtet hatte, sprang aus dem Sattel, die Hand Tarawyns mißachtend, die er ihr helfend reichen wollte. Sie ignorierte auch den enttäuschten Ausdruck, der sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Jedoch bemerkte sie das süffisante Grinsen im Gesicht ihres Bruders. Sie blickte zwischen Tarawyn und Legolas hin und her und schüttelte dann entrüstet den Kopf. Sie ging auf Legolas zu und hob warnend den Finger.

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstehe was hier vorgeht! Allerdings... ach vergiß es, Bruder!", stotterte sie entrüstet.

Tarawyn wandte sich seiner Schwester zu und half dieser aus dem Sattel statt seiner Angebeteten. Es war eine reine Verlegenheitshandlung, denn er wollte vor den drei Prinzen sein Gesicht nicht verlieren. Kaum hatte Valshiya den Boden mit ihren Füßen berührt, lief sie zu Legolas, nicht zu schnell, denn sie wollte nicht wie das schutzlose, kleine Ding erscheinen, für das sie sich vor kurzem noch selbst gehalten hatte. Einem plötzlichen Impuls folgend ergriff Legolas ihre Hand, was unmißverständlich zum Ausdruck brachte, wie groß dennoch sein Bedürfnis war, sie zu beschützen. Valshiya blickte ihn erstaunt an, denn der Druck seiner Hand war fester, als sie es eigentlich erwartet hätte. Sie blickte in sein Gesicht und konnte durch seine Augen bis in seine Seele sehen. Er war wegen irgend etwas beunruhigt. Legolas senkte seinen Blick, da er merkte, wie schnell sie ihn durchschaute.

~*~

Legolas hielt beim Lagerfeuer erste Wache. Die anderen befanden sich in diesem traumartigen Zustand, den man mit dem menschlichen Schlaf vergleichen konnte. Valshiya konnte aufgrund ihrer menschlichen Hälfte sowohl auf die elbische, als auch auf die menschliche Weise schlafen. Doch in dieser Nacht konnte sie weder auf die eine, noch auf die andere Art schlafen. Sie war hastig ihre Decken beiseite, versicherte sich, dass die anderen sie tatsächlich nicht bemerkten und eilte auf Zehenspitzen zu Legolas.

Als er sie herannahen sah, lächelte er ihr zu und bot ihr den Platz neben sich, nah beim Feuer, an. Vorsichtig, als näherte er sich einem scheuen Vogel, ergriff er ihre Hand. Er hatte immer noch Angst, sie könnte sich ihm doch wieder entziehen.

"Findest du keine Ruhe, Shiya?", fragte er leise.

Valshiya nickte und erwiderte:

"Nein, denn ich muß ständig an das denken, was ich heute am späten Nachmittag in deinen Augen gesehen habe. Du machst dir wegen irgend etwas Sorgen und ich würde gerne wissen, was das ist."

Legolas wich ihrem Blick aus und starrte stattdessen angestrengt ins Feuer. Verlegen stocherte er mit einem Ast, den er vom Boden aufgelesen hatte in der glühenden Asche herum.

"Es ist nichts, weswegen du beunruhigt sein solltest. Ich werde dich zurück zu deinem Vater bringen und dann werde ich mich mit Elrohir und Elladan in Pardanor treffen um den Dingen auf den Grund zu gehen. Du und Arwen ihr habt uns wertvolle Informationen zukommen lassen, mit denen wir bald wissen werden, wer hinter eurer Entführung steckt."

Valshiya lehnte sich vor, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Das Feuer zeichnete tanzende Schatten auf seine Züge, in seinen Augen glänzte ein unheimliches Licht.

"Ich will aber gar nicht zurück zu meinem Vater gebracht werden. Ich will viel lieber bei dir sein. Wieso kannst du die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sieh mal, ich und Arwen, wir sind wieder da...."

Legolas drehte sich so abrupt zu ihr um, dass sie sich erschrak und ein Stück vor ihm zurückwich.

"Ich will es aber nicht auf sich beruhen lassen", sagte er lauter, als er eigentlich beabsichtigt hatte.

Valshiya blickte ihn entsetzt an. Was hatte ihn so verändert? Er war nicht mehr der sorglose Elbenprinz, den sie einst kennengelernt hatte.

"Gut," erwiderte sie und wich noch ein Stück von ihm fort, "vielleicht ist es besser, wir reden nicht mehr darüber. Tu was du tun mußt und dann werden wir weitersehen."

Über seine eigene heftige Reaktion erschrocken schüttelte Legolas den Kopf. Was war denn nur in ihn gefahren? Wie in Zeitraffer sah er, wie Valshiya sich umdrehte und zurück zu ihrem Lager gehen wollte.

Er sprang auf und rief leise:

"Si dartho[1], Valshiya melethril!"

Sie blieb stehen, drehte sich allerdings nicht zu ihm um. Zunächst zögerlich, weil er befürchtete abgewiesen zu werden, dann zärtlich berührte er ihre Schultern. Sie konnte seinen warmen Atem ganz nah an ihrem Ohr spüren, als er flüsterte:

"Han naethon, Melethril![2] Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Aber versteh' doch, es geht hier anscheinend nicht nur um eure Entführung, sondern um viel mehr. Es ist... " er überlegte kurz, ob er diese Vermutung tatsächlich vor Valshiya äußern sollte und fuhr dann fort "eine Verschwörung gegen die Überlebenden der Ringgemeinschaft im Gange und es ist mehr als eine Person die dahinter steckt."

Valshiya schluckte hart. Legolas war ein Prinz und ein Krieger und sie wußte, dass sie ihm gegenüber nicht sagen durfte, was ihr auf dem Herzen lag, doch sie tat es dennoch.

"Im achas, cynn nîn[3]. Ich will dich nicht alleine gehen lassen. Sie wollen dich... und Aragorn. Arwen und ich waren die Lockvögel. Jetzt sind wir frei und du willst dennoch der Gefahr in die Arme laufen? Verzeih, aber ich verstehe das nicht."

Legolas ließ seine Hände von ihren Schultern abwärts gleiten und umfaßte sie in der Taille.

"Es gibt nichts, weshalb du dir Sorgen machen müßtest. Du bist in Düsterwald sicher. Ich werde mit meinem Vater sprechen und er und Alfiriel werden sich um dich kümmern."

Valshiya drehte sich ruckartig um. In ihrem Blick lag eine gewisse Verzweiflung. Ihre Hand legte sich auf seine Wange und sie sog seinen Anblick in sich auf, als wäre es das letzte Mal in ihrem Leben, dass sie sein Antlitz erblickte.

"Sag mir, willst du mich denn nicht verstehen? Meine Sorge gilt nicht mir, sondern dir. Lai, jetzt, wo ich endlich einen Weg zu dir gefunden habe - und glaub mir: er war steinig genug - , kannst du mich nicht einfach wieder verlassen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße. Wie soll ich ohne dich leben? Schicke doch jemand anderen..."

Legolas seufzte tief und schloß die Augen. Er hatte inständig gehofft, dieses Gespräch nicht führen zu müssen. Seine Augen waren immer noch geschlossen, als er mit rauher Stimme erklärte:

"Shiya, soll ich das Leben auch nur eines meiner Untertanen für eine Sache opfern, die so persönlich ist? Glaubst du, mir fällt es leicht, dich jetzt wieder zu verlassen? Jedoch, so wie es im Moment aussieht, gibt es noch einige Rätsel, die unbedingt gelöst werden müssen, bevor wir unser Glück genießen können. Wenn es wirklich stimmt, dass es Saurons Brut ist, die euch gefangen hielt, dann ist es meine Pflicht, mich darum zu kümmern. Niemand darf den hart erkämpften Frieden in Mittelerde wieder stören."

Valshiya hatte ihrem Geliebten die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. Sie hatte nicht weinen wollen, doch sie spürte wie sich die Tränen Verrat an ihr begingen und sich letztendlich ihren Weg bahnten. Ihre Sicht verschwamm und schließlich hinterließen die Tränen feuchte Spuren auf ihren Wangen. Sie wollte etwas sagen, doch sie konnte kein Wort herausbringen und stattdessen nur stumm nicken. Legolas öffnete besorgt die Augen, als er Valshiyas Schluchzen vernahm. Zärtlich küßte er ihr die Tränen von den Wangen und schloß sie dann fest in seine Arme.

"Dinen, Melethril![4]", flüsterte er. "Mach es mir doch nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist."

"Aber", stotterte Valshiya, "ich möchte endlich einmal mit dir allein sein. Ist das wirklich zu viel verlangt?"

Nun mußte Legolas leise lachen.

"Ai! Galwen nîn, jetzt redest du beinahe so einfältig wie ein Mensch. Muß ich dich wirklich daran erinnern, daß wir unsterblich sind?"

Valshiya fand ihr Lächeln langsam wieder.

Sie erwiderte:

"Du solltest aber auch nicht vergessen, dass ich zur Hälfte tatsächlich menschlich bin."

Legolas bückte sich und hob die Decke auf, die er sich während der Wache um die Schultern gelegt hatte und drückte sie Valshiya in die Arme.

"Vielleicht... vielleicht sollten wir tatsächlich einfach nicht mehr darüber reden." druckste sie herum, während sie sich in die Decke wickelte.

Legolas schmunzelte. Er vergaß doch immer wieder leicht, wie relativ jung Valshiya noch war, selbst für eine Elbe oder - in ihrem Fall - für eine Halbelbe. Er spürte, wie ein leichtes Zittern durch ihren Körper ging.

"Du frierst ja!", stellte er fest.

Er schalt sich selbst dafür, dass er nicht daran gedacht hatte, dass sie auch die Kälte anders empfinden mußte als er.

Mit klappernden Zähnen und verlegenem Grinsen erwiderte sie:

"Hmh, ja, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf."

Legolas' Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe. Gerade beschäftigte sie noch die Tatsache, dass sie sich schon bald wieder trennen mußten und plötzlich war es, als hätten sie nie darüber gesprochen. Sie war... nun, sie war einfach unglaublich. Er führte sie zum Feuer und bedeutete ihr, sich zu setzen.

"Leg' dich zu mir ans Feuer.", forderte er sie auf, "Ich werde über deinen Schlaf wachen."

"Ach," meinte Valshiya und schenkte ihm ihr bezauberndstes Lächeln, "eigentlich bin ioch gar nicht mehr müde, laß mich einfach nur bei Dir sitzen."

Legolas nickte. Über ein wenig Gesellschaft würde er sich gewiß nicht beschweren, schon gar nicht über ihre. Er hoffte nur, daß sie nicht wieder mit dem leidigen Thema anfangen würde. Sie setzte sich neben ihn und er legte seinen Arm um sie. Valshiya streckte ihre Hände aus, um sie am Feuer zu wärmen. Dann schmiegte sie sich ganz nah an ihn. Er genoß das Gefühl ihrer verspielten Finger in seinem Haar. Es verursachte ihm eine Gänsehaut, die blitzschnell über seinen ganzen Körper kroch und ihn wohlig erschauern ließ. Ein Gefühl, das Merilwen in ihm niemals hervorgerufen hatte. Verwundert fragte er sich selbst, wie er all die Jahre ohne eine wahre Gefährtin an seiner Seite hatte überleben können. Vielleicht war es dieses gefährliche Gefühl, das er gefürchtet hatte, denn das erste mal in 2932 Jahren war er sich seiner eigenen Verletzlichkeit so sehr bewußt, wie nie zuvor. Valshiya hatte die Mauer, die er in all den Jahren um sein Herz aufgebaut hatte, ohne Probleme eingerissen und das war einerseits ein beängstigendes, andererseits ein erhebendes Gefühl. Es war fast so, als hätte er ein starkes Rauschmittel genommen. Er registrierte, dass Valshiyas Atem immer ruhiger geworden war. Ihre Hand rutschte von seiner rechten Schulter und ihr Kopf sank langsam gegen seine linke. Legolas lächelte still in sich hinein. Sie war also nicht müde, dachte er amüsiert und bewegte sich so, dass er ihren Kopf auf seinen Schoß betten konnte, um ihr eine bequemere Schlafposition zu ermöglichen.

~*~

Schöner als das Gezwitscher der Vögel im frühlingshaften Düsterwald war es, als Valshiya mit einem zärtlichen Geflüster von Legolas am nächsten Morgen geweckt wurde. Wie schön es wäre, wenn sie zurück in der Heimat wären. Wie schön es wäre, mit ihm an ihrer Seite auf einem Bett aus duftendem, weichen Moos aufzuwachen. Sie hoffte, dass sich dieser Wunsch von ihr bald erfüllen würde.

~*~

Alfiriel, die schon bereit für den Aufbruch war und nur auf ihren Bruder und die anderen wartete, stand ein wenig abseits von allem. Sie freute sich für Legolas, dass er endlich Einsicht gewonnen hatte und so glücklich mit seiner Valshiya war. Doch nun waren es ihre Gefühle, die ihr Streiche spielten. Warum war sie immer so durcheinander, wenn sie an Tarawyn und seine kleinen Aufmerksamkeiten dachte. Wann immer sich die Gelegenheit bot, berührte er wie zufällig und nur ganz sacht ihre Haut, sei es, wenn er sie nur im Vorbeigehen streifte oder wenn ihr etwas geben sollte. Jedes Mal ruhte seine Hand dann etwas länger als nötig auf ihrer. Natürlich war ihr klar, was ihr diese Aufmerksamkeiten einbrachte, doch sie war sich nicht sicher, ob sie darüber glücklich sein sollte.

Sie blickte zum Himmel. Es hatte soeben wieder begonnen zu schneien. Oh, wie sehr sie dieses Wetter haßte. Wenn der Schnee dichter wurde konnte man nicht mehr sehr weit sehen und die Pferde kamen in dem hohen Schnee, besonders in dem frischen, nachgiebigen Pulverschnee nicht schnell vorwärts. Wäre sie eine junge Menschenfrau, dann hätte sie jetzt gewiß frustriert mit dem Fuß aufgestampft. Oh, wenn sie nicht aus dem Augenwinkel gesehen hätte, dass sich einer der Zwillinge aus Bruchtal ihr näherte, hätte sie es mit Sicherheit auch getan. Es war ihr schließlich vollkommen egal, was man darüber sagte, wie sich eine Elbin zu benehmen hatte.

"Man könnte meinen, du kannst es gar nicht mehr erwarten, dass sich unsere Wege trennen, Alfiriel cygu. Willst du dich denn gar nicht von mir verabschieden?", sagte die tiefe, warme Stimme Elladans hinter ihr.

Alfiriel seufzte, denn sie hatte die feine Belustigung in seiner Stimme durchaus wahrgenommen.

"Mein Lieber, du weißt ganz genau, dass ich lieber mit euch weiterreiten würde als mit Tarawyn, meinem Bruder und Valshiya. Lai und Shiya... sie sind so verliebt, dass man es fast nicht mehr ertragen kann... nicht, dass ich mich nicht für sie beide freue, doch es ist sehr unangenehm, wenn einem selbst ein verliebter Kater um die Beine herumscharwänzelt. Herrje, was soll ich nur tun?"

Elladan schüttelte entnervt den Kopf, denn er hatte keine Lust ihr zum wiederholten Male zu sagen, was er darüber dachte.

"Mein letzter Rat in dieser Hinsicht an dich ist folgender: Wenn du das nächste Mal mit Tarawyn allein bist, dann tue das erste, was dir durch den Kopf geht, es wird die richtige Entscheidung sein.", sagte er.

Alfiriel lachte:

"Dann würde ich mich zur Mörderin machen, ist es das, was du willst?"

Unauffällig hatte Elladan hinter seinem Rücken mit den Händen einen sehr großen Schneeball geformt, den er jetzt nach ihr warf.

Alfiriel, die solche Albernheiten allenfalls von Legolas gewohnt war, stieß einen überraschten Ausruf aus und versuchte im letzten Moment sich wegzudrehen, doch der Schneeball traf sich dennoch seitlich im Nacken.

Einen Moment lang schaute sie Elladan nur verdutzt an, dann bückte sie sich und griff selbst nach einer Handvoll Schnee. Sie verstärkte den Schneeball, den sie nun in Elladans Richtung warf ein wenig mit Magie und als dieser ihn an der Brust traf, hatte er eine solche Wucht, daß der Elbenprinz wenig königlich rücklings im Schnee landete. Dieser, natürlich ein geschulter Krieger mit empfindlichen Sinnen, kam allerdings mit einer Eleganz wieder auf die Beine, die Alfiriel an die Großkatzen mit dem seidenschwarzen Fell erinnerte, die es im Osten gab. Elladan war wie der Blitz bei ihr und riß sie mit sich in den Schnee. Er hielt sie, die wild um sich strampelte, um dem Schnee zu entgehen, den er ihr ins Hemd steckte, fest in seinem Griff und sagte atemlos:

"Ich... denke... nicht..., dass du ihn... umbringen... wirst!"

Alfiriel lachte laut auf und erwiderte:

"Willst du mit mir wetten, Elladan o Imladris?"

Jemand kam zu dieser mehr oder weniger absurden Szene hinzu. Ein Räuspern unterbrach die beiden bei ihrem kindischen Treiben.

"Wenn ihr euren albernen Kleinkrieg nun beendet habt, könnten wir dann nun aufbrechen. Wir warten nur noch auf euch."

Natürlich konnte es sich bei dem Redner nur um den mehr oder weniger humorlosen Zwillingsbruder Elladans handeln.

Elladan stand auf und half Alfiriel auf die Beine, während er erwiderte:

"Natürlich! Wir können aufbrechen, sobald ich mir den Schnee aus den Kleidern geklopft habe."

Alfiriel und Elladan waren nicht in der Lage, sich anzuschauen, ohne wieder laut loszulachen. Da es ihnen ohnehin nicht gelang ihre Alberei zu verheimlichen, lachten sie weiter ungeniert leise vor sich hin.

Schließlich, nachdem man sich voneinander verabschiedet hatte, saßen alle im Sattel und strebten, jeder in eine andere Richtung, heimwärts.

~*~

Elladan hatte sich geschworen, sich nicht umzudrehen. Er wußte, dass er Alfiriel verlieren würde, denn sie wurde von Tarawyn aufrichtig geliebt. Sie würde diese Aufrichtigkeit bald erkennen. Dem Prinzen aus Bruchtal wurde klar, dass er dem Elben aus dem Düsterwald kampflos das Feld überlassen hatte. Er konnte sich nicht helfen aber irgendwie stimmte ihn diese Tatsache traurig.

----------------------- [1] Bleib hier [2] Es tut mir leid, Geliebte [3] Ich habe Angst, mein Prinz. [4] Still, Geliebte