A/N: Hilfeee! Bin gerade geistig ausgepowert, aber auf vielfachen Wunsch gibts heut Kapitel 3 für euch. Hab heut Englisch-Klausur und Mathe-LK geschrieben und brauche dringend einen Therapeuten zum Stressabbau...Freiwillige bitte vor! Wie gesagt, bin ziemlich fertig und müde und...ach, überhaupt. Deswegen würde ich mich umso mehr freuen, wenn ihr wieder so fleißig reviewt :) Hab mich mal wieder riesig gefreut!

Disclaimer: Hach...hab mal wieder angefangen, das Original von Herr der Ringe zu lesen und bin einfach nur hin und weg von Tolkiens Schreibstil. *seufz* Ihr wisst ja, dass dem guten Mann alles gehört, na ja...bis auf ein paar nicht weiter nennenswerte Charaktere. Die sind aus meinem überarbeiteten Hirn entsprungen...nüja.

Achtung: Nix für Schmetterlingsfreunde *g*

***

Kapitel 3: Eine Botschaft für Gondor

, Thíluil stellte vor Überraschung den Keramikbecher auf den dunklen Holztisch, sodass der dumpfe Ton das Prasseln des Kaminfeuers übertraf. Lalaithwen senkte den Blick, aber Legolas ergriff sanft ihre Hand. Thíluil, wir lieben uns...wir haben sogar einen Sohn zusammen...weswegen sollten wir nicht den Bund der Ehe eingehen?, fragte er seinen jüngeren Bruder, der ein wenig skeptisch dreinschaute. Das bezweifle ich ja nicht und ich werde euch auch nicht im Wege stehen, ganz im Gegenteil...aber meinst du nicht, dass diese Entscheidung ein wenig zu schnell gefällt wurde? Legolas seufzte, grinste dann aber schief. Zu schnell? Ich hätte dies schon vor dreißig Jahren tun sollen...

Wirst du Vater darüber in Kenntnis setzen?, fragte Thíluil, worauf Legolas bedrückt das Haupt senkte. Ich glaube, er würde gar nicht auf diese Neuigkeit reagieren...zu sehr habe ich ihn enttäuscht, er spürte, wie Lalaithwen seine Hand fester umfasste, tröstend mit ihren Fingern über seine Haut streichelte.

Der Elb blickte zu seinem kleinen Sohn, der mit angespannter Miene mit ihnen am Tische saß und das Gespräch verfolgte. Seine Augen waren noch vom Weinen gerötet, doch nichtsdestotrotz war das eisblaue Leuchten in ihnen, der kühle, ruhende Blick, der es unwissenden Sterblichen unmöglich machte, in ihnen zu lesen. Aber Legolas wusste, was in ihm vorging, nicht zuletzt weil er ihm sein Herz ausgeschüttet hatte.

Er hatte ihn gefragt, weshalb er so lange fort gewesen sei und ob er ihn denn überhaupt nicht liebte, wenn er erst jetzt, nach dreißig Jahren zu seiner Familie stieß. Legolas hatte Ruhe bewahrt und ihm alles erklärt. Es war für ihn ein seltsames Gefühl, Filegon und entfernterweise sich selbst in dessen jugendlichem Gesicht wiederzusehen, fast so, als sei der eigene Sohn das Spiegelbild seiner Vergangenheit. Legolas hatte ihm versprochen, nicht wieder fortzugehen, ihm vieles beizubringen, unter anderem auch den Umgang mit Pfeil und Bogen. Filegon blickte auf und sein Blick traf den seines Vaters. Ein scheues, aber liebevolles Lächeln erschien auf seinen Lippen, ließen den älteren Elben diese Geste erwidern. Tari saß neben dem Elbenjungen, genüsslich an einem Kanten Brot kauend und lautstark Suppe schlürfend, die Lalaithwen den unerwarteten Gästen zum Mittagessen angeboten hatte. Jolly und Selina waren nach Hause gegangen, aber wollten gleich am folgenden Tag vorbeikommen, nicht nur wegen Deriel.

Ich kann mir vorstellen, dass du so früh wie möglich einen Boten nach Minas Tirith senden möchtest, sagte Thíluil plötzlich und holte Legolas aus seinen Gedanken zurück. Ja. Allerdings möchte ich die nächsten Tage hier verbringen, zumal Deriels Hinterlauf verletzt ist und er noch der Schonung bedarf. Es wäre mir lieb, wenn du einen Boten in meinem Namen beauftragst, der König Elessar die frohe Kunde überbringt

Du willst mich nur loswerden, schmunzelte Thíluil und zwinkerte dem verschüchterten Filegon verschmitzt zu. , erwiderte sein Bruder und alle lachten. Dein Bruder ist bei uns in guten Händen, versicherte Lalaithwen und Thíluil kniff grinsend die Augen zusammen. Das wage ich nicht zu bezweifeln, mit diesen Worten erhob sich Thíluil von seinem Stuhl und verbeugte sich vor der Familie, Ich werde mich wohl noch heute auf den Weg zurück machen. Tari, die Mittagsstunde ist bereits vergangen, ich fürchte, du bekommst mächtigen Ärger, wenn du nicht bald nach Hause kommst Tari zog eine enttäuschte Schnute. Gerade jetzt, wo er erfahren hatte, dass sein Freund der Sohn des großen Elbenkriegers Legolas war, sollte er nach Hause gehen? Eigentlich hatte er sich erhofft, ein wenig den abenteuerlichen Geschichten des Elben lauschen zu dürfen. Andererseits hatte Thíluil recht – sein Vater würde ihm eine ordentliche Standpauke halten und ihm wohl Hausarrest erteilen. Widerwillig erhob er sich und folgte Thíluil, der bereits an der Tür stand. Mama, können denn meine Freunde mitkommen? Nach Minas Tirith, meine ich? Ich würde sehr gerne mit ihnen gemeinsam feiern, sagte Filegon plötzlich, an Lalaithwen gewandt. Diese blickte Legolas kurz fragend an, der lächelnd nickte, bevor sie sagte: Nun ja...wenn ihre Eltern das erlauben...es spricht nichts dagegen Tari jauchzte erfreut und rief: Jaaaa, wir werden die Gefährten kennen lernen und ihre Abenteuer anhören! Und König Elessar und seine wunderschöne Elbenkönigin, der Junge war kaum noch zu bremsen, Ich wollte schon immer einmal in Minas Tiriths riesiger Bibliothek stöbern und...

Nun hol doch einmal Luft, lachte Thíluil, Wenn du jetzt zu spät kommst, wird dir das dein Vater nie erlauben

Ach, den überrede ich schon, jubelte Tari unbeschwert und sprang vor Freude durch das Zimmer. Ob Minas Tirith noch stehen wird, nachdem dieser kleine Wirbelwind es erst betreten hat?, fragte der Elb und die anderen lachten. Zunächst müssen wir den König darüber informieren, also halte deine Jubelschreie zurück, Junge, mäßigte Legolas den Enthusiasmus des Knaben, Außerdem müsst ihr Kinder euch wirklich gut benehmen, wenn ihr am Hofe seid. Das heißt: keine dummen Streiche, kein Herumgetobe und insbesondere müsst ihr eure Lautstärke zügeln...damit wird schon der Zwerg seine Probleme haben..., sagte er und grinste vor sich hin. Ihr werdet staunen, was Jolly, Selina und ich für gute Manieren haben, verteidigte sich Tari mit geschwollener Brust. Ja...so gute, dass man einen Elben in einen Bottich Pferdemist schubst?!, bemerkte Thíluil mit gehobenen Brauen, worauf Tari alsbald errötete. Davon weiß ich ja noch gar nichts, Bruder, lächelte Legolas schadenfroh, worauf Thíluil jedoch nur abwinkte. Ein andermal erzähle ich es dir vielleicht, Legolas. Dann, wenn dein Spott sich ein wenig gezügelt hat, erwiderte er.

Also nie, bemerkte Lalaithwen und gab Legolas einen verspielten Stoß mit dem Ellenbogen. Daraufhin zog er ein empörtes Gesicht und brachte erneut alle zum Lachen. Also, Tari, komm schon, ich habe einen Auftrag zu erfüllen, rief Thíluil dem Jungen wieder ins Gedächtnis. Die beiden verabschiedeten sich von der kleinen Familie und verließen dann das Grundstück, dass einst Pernoths Schwester gehört hatte.

Meint Ihr, dass meine Eltern mir erlauben werden, mit nach Minas Tirith für die Dauer der Festlichkeiten zu kommen?, fragte Tari, der wieder hinter Thíluil auf dessen Pferd saß. Das hängt, glaube ich, ganz allein davon ab, ob dein Vater deine Unterstützung bei der Arbeit benötigt. Aber ich könnte ja ein gutes Wort für dich einlegen, lächelte der Elb, der die Euphorie des Jungen sehr gut nachvollziehen konnte. Das würdet Ihr tun?, rief er erfreut aus und wäre beinahe vom Pferd gefallen. Das dürfte nicht weiter schwierig werden, entgegnete Thíluil und obwohl er Taris Gesicht nicht sehen konnte, wusste er, dass der Knabe strahlend lächelte.

~*~*~

Sechs Tage vergingen, in denen sich Selina, Tari und Jolly täglich bei Filegon versammelten. Sie pflegten Deriel, als wäre es ihr eigenes Pferd und waren immer ganz aus dem Häuschen, wenn Legolas sich zu ihnen gesellte und sich mit ihnen unterhielt. Nicht selten fragten sie ihn nach den von ihm erlebten Abenteuern, wollten alles wissen über die großen Schlachten, die der Menschheit wohl auf ewig in Erinnerung verharren würden. Ihre Eltern hatten sie so lange mit angebettelt und angefleht, dass diese, unter der Bedingung, dass die Kinder brav auf Legolas und Lalaithwen hörten, erlaubten, dass sie der Hochzeit des Elbenprinzen in Minas Tirith beiwohnen durften.

Meist blieben die Kinder, sehr zur Verwunderung ihrer Eltern, bis spät abends oder dem nächsten Morgen in Lalaithwens Stube, wo sie warmen Tee tranken, gemeinsam das Abendessen einnahmen und vor dem Kaminfeuer die unglaublichsten Geschichten erzählten. An einem dieser Abende, die Stunde war schon spät, saßen sie wieder gemeinsam auf dem weichen Teppich vor dem Kamin. Selina saß auf Lalaithwens Schoß und war schon fast eingeschlafen, doch ihr Bruder schien keinerlei Anstalten zu machen, in der nächsten Zeit nach Hause zu gehen. Vater, stimmt es, dass du wirklich die Pfade der Toten betreten hast?, fragte Filegon nach einer angenehmen Schweigepause. Selina schreckte auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Pfade der Toten? Uh, das klingt aber gruselig, sie kuschelte sich schutzsuchend an Lalaithwen, die beruhigend ihre Schulter tätschelte. Ich glaube, es ist nicht gut, wenn den Kindern vor dem Einschlafen solche Dinge berichtet werden, warf sie dann ein, aber die Jungen schüttelten bestimmt den Kopf. Bitte, erzählt uns davon, wir lieben diese Abenteuergeschichten!, bat Tari, der erwartungsvoll Legolas anschaute. Dieser wechselte einen kurzen Blick mit Lalaithwen, die seufzend die Hände hob: Meinetwegen...ihr habt ja dann die Alpträume. Aber Selina bringe ich besser zu Bett, solche Sachen sind nichts für so junge Ohren...

Darf Jolly zuhören?, fragte das kleine Mädchen und klammerte sich an Lalaithwens Arm. Ja, darf er, murrte Jolly und streckte seiner Schwester die Zunge aus, die diese Geste alsbald erwiderte. Wenn Jolly zuhören darf, will ich auch zuhören dürfen..., jammerte sie und Legolas schmunzelte Lalaithwen an, die nun ihre Niederlage einsah und dem Betteln der Kinder nachgab.

Einst, als noch das alte Bündnis zwischen Menschen und Elben bestand, im ersten großen Kampf gegen den Dunklen Herrscher, ward ein Eid gesprochen von Menschen, ihrem König in der Schlacht gegen Mordor zur Seite zu stehen, begann Legolas leise zu erzählen und Lalaithwen war erstaunt, wie gebannt die Kinder dem Elben zuhörten, lächelte in sich hinein, Aber sie brachen ihren Schwur der Treue

, rief Tari dazwischen und erntete dafür einen bösen Blick von Filegon und Jolly, die unbedingt die Geschichte hören und dabei nicht durch Zwischenrufe unterbrochen werden wollten. Sei es aus Feigheit oder Ungehorsam geschehen, ich vermag es euch nicht zu sagen. Allein die Legenden um Isildur und den hohen Königen von Gondor können euch Auskunft darüber geben. Wie dem auch sei, sie verweigerten ihren Dienst und starben, wie es das Schicksal eines jeden Menschen ist. Jedoch sollten ihre Seelen keine Ruhe finden. Ein Fluch kam über sie, der sie dazu verpflichtete, ihrem einst gesprochenen Eid zu folgen, sobald sich das Dunkel wieder erhob, um seine gierigen Klauen gegen die Menschheit zu strecken. Die Augen der Kinder waren geweitet und dabei war Legolas noch nicht einmal zum Kern seiner Erlebnisse vorgedrungen, noch hatte er den dunklen Pfad oder den Hügel von Erech erwähnt. Er zögerte, zweifelte daran, dass diese Geschichte Kinderohren zumutbar war. Filegon mochte eine Ausnahme sein, da elbisches Blut durch seine Adern lief, aber die Menschenkinder konnten den Erzählungen mit Furcht begegnen.

Und dann? Was ist dann geschehen?, fragte Tari, der unruhig auf dem Teppich hin und herrutschte, Abenteuerlust leuchtete in seinen Augen auf.

Der Tag sollte kommen, an dem Isildurs Erbe Anspruch auf diesen letzten Schwur erheben würde. König Aragorn traf diese Entscheidung, um auf dem Weg nach Pelargir, an den Ufern des Anduin, ein mächtiges Heer gegen Sauron mit sich zu führen und den ersten Schlag des Feindes abzuwenden. Filegons Augen leuchteten vor Anerkennung. Und du bist ihm gefolgt?, fragte er mit heiserer Stimme, worauf Legolas nickte.

Der Gebirgspass war sehr schmal, sodass wir alle hintereinander gehen mussten. Vor uns erstreckte sich bald eine raue Felswand mit einer großen, schwarzen Öffnung. Nebel trat daraus hervor wie der Atem der dort hausenden Geister. Ein kalter Wind zog über uns, ließ Aragorns Gefolgschaft erzittern. Der Weg führte uns durch einen Wald, spärlich von schwarzen Bäumen bewachsen, durchzogen von Nebelschwaden und dem Duft von faulendem Aas. Das vor uns liegende Dunkel ließ erahnen, dass es kein Zurück mehr für uns geben würde. Einmal die Pfade der Toten betreten, würde dieser Weg uns entweder ins Verderben oder zur letzten Hoffnung gegen Saurons Heerscharen führen. Denn nie hatte ein Sterblicher diese Pfade zuvor betreten. Es hieß, die Toten würden alle mit sich nehmen, die es wagten, ihr rastloses Dasein zu stören und sie nicht von ihrem Fluch erlösten, wie es nur Aragorn vorgesehen war.

Erneut hielt der Elb in seiner Geschichte inne, mit angespannter Miene saßen Jolly, Selina, Tari und sogar Filegon um ihn herum und als ein Stück Holz im Kamin laut knackte und in Flammen aufging, zuckte Selina erschrocken zusammen. Ich habe dir ja gesagt, dass solche Geschichten vor dem Schlafengehen nicht gut sind..., belehrte sie Lalaithwen, in deren Armen das Mädchen ihr Gesicht verbarg, als würde sie sich so vor den Toten am Gebirgspass schützen können. Bitte, fahrt fort, folgten Euch die Toten? Wie sahen sie aus?, Tari war vollkommen begeistert, sodass Legolas weitersprach: Mit wenigen Fackeln, die wir aus Dunharg mit uns trugen, erhellten wir unseren Weg, der über den von feuchten Tannennadeln bedeckten, verwunschenen Boden führte. Selbst Gimli, der Zwerg, schlotterte vor Angst, auch wenn er das heute nicht mehr zugeben mag, als nach und nach das Tuscheln der Toten zum Leben erwachte. Wir spürten, dass uns etwas folgte, da das schwere Schlurfen von schweren, toten Füßen erklang, doch wagten wir es nicht, uns umzudrehen und das Grauen zu erblicken, das uns durch die einengende Schwärze verfolgte.

Selinas Blicke waren auf das Fenster gerichtet, in dem sich nur die leuchtenden Flammen des Feuers wiederspiegelten und sich nichts von der sie außerhalb umgebenden Nacht offenbarte. Ein heulender Wind blies über das Dach des Hauses, verstärkte nur noch die furchteinflößenden Worte des Elben. Habt Ihr sie dennoch erblickt?, fragte Tari wissbegierig nach und Legolas nickte nach einer kurzen Pause. Lalaithwen sah ein seltsames Leuchten in seinen Augen, als er sich zu erinnern schien. Selbst einem Elben, den die Gespenster der Menschen nicht erschrecken konnten, musste dieser Pfad mit Unbehagen im Gedächtnis verblieben sein. Ich wollte zu meinem Zwergenfreund sprechen, der hinter mir auf dem Pferd saß, als ich das Heer der Toten hinter uns erblickte. Graue Schleier, gleich einem Leichengewand, wehten im eisigen Gebirgswind. Es waren ihre Banner, die sie seit ihrem Eidbruch mit sich trugen. Speere ragten hoch in die Luft, noch genau so scharf und tödlich wie vor dreitausend Jahren, als sie geschmiedet worden waren, um gegen Sauron gerichtet zu werden.

Legolas stockte und Lalaithwen sorgte sich um ihn, als sein Blick starr zu werden schien und sein Gesicht blasser als sonst aussah. Ihre Gesichter waren tot, keine Regung konnte ich in ihren Zügen wiederfinden, kein einziges Anzeichen von Leben. Es waren nur noch ihre verräterischen Seelen, die sich in den noch immer verwesenden Körpern aufhielten und das Heer hinter Aragorn vorantrieben. Die Pferde, auf denen sie ritten, waren nicht mehr als ein grauer Schleier von versiegendem Leben, nur aus Knochen und Hautfetzen schienen sie zu bestehen, Legolas starrte ins Feuer, schien viel eher zu sich selbst, als noch zu den Kindern zu sprechen, denen allesamt ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Selbst Lalaithwen verspürte eine Art Beklommenheit, wünschte sich fast, Legolas Erzählung würde bald ihr Ende finden. Haben...haben sie euch etwas getan?, wimmerte Selina angsterfüllt. Nein, auch wenn ihre wispernden Stimmen wie Drohungen in meinem Ohr erklangen. Sie folgten uns bis zum Hügel von Erech, als Aragorn sie dazu aufforderte, ihren alten Schwur zu befolgen, um ihre Ruhe zu finden. Sie gehorchten ihm...und folgten uns in die Schlacht auf den Pelennorfeldern. Nach dreitausend Jahren des Fristens in den Schatten, erfüllten sie ihren Eid und verhalfen uns zum Sieg, ehe ihre Seelen aus den darbenden Gebeinen stiegen und die Toten endlich zu sterben wussten.

Hier endeten Legolas Ausführungen über die Legende der Totenpfade. Eine düstere Stille erfüllte den Raum, keiner wagte es, ein Wort zu sprechen, noch nicht einmal Tari, der so neugierig gewesen war. Es ist schon spät...ihr wolltet diese Geschichte hören, doch ist es nun Zeit, zu Bett zu gehen, sagte Legolas und erhob sich langsam. Ich will jetzt nicht schlafen, jammerte Selina. Keine Sorge, dein großer Bruder wird dich vor den Toten beschützen, lachte Jolly und sprang mit geschwollener Brust auf. Du? Du hast doch noch schlimmer geschlottert als der Zwerg, maulte das Mädchen großspurig und brachte damit alle zu einem erleichternden Lachen.

Wie gern würde ich solch große Abenteuer erleben...leider gehören diese Legenden der Vergangenheit an und sind für uns unantastbar, murmelte Filegon und Tari nickte bedrückt. Sicher, die alten Abenteuer sind überstanden und so manche Geschichte wurde darüber verfasst, doch noch immer gibt es wahre, unerforschte Legenden, mein Sohn, die nur darauf warten, enthüllt zu werden...vielleicht werdet ihr eines Tages auch euer eigenes Abenteuer erleben und dann gibt es keinen Grund mehr, der nicht erlebten Vergangenheit nachzutrauern, beschwichtigte Legolas die traurigen Kinder und Tari ballte entschlossen die Hände zu Fäusten. Lalaithwen schaute beunruhigt drein, als die Kinder, von Abenteuerlust gepackt, plappernd in das große Schlafzimmer liefen, sodass Legolas zu ihr trat und seinen Arm um ihre Schultern legte. Ich glaube, du hast ihnen damit einen gefährlichen Floh ins Ohr gesetzt, Legolas, sagte sie besorgt, doch er lächelte, küsste ihre Wange.

Es mag noch so einige unheimliche Geheimnisse in Mittelerde geben, Liebling, aber nicht hier, nicht in unserer Umgebung. Lass den Kindern ihre Träume von heldenhaften Geschichten. Ihnen wird nichts geschehen, zumal das Böse endgültig besiegt ist, sagte er leise. Ich hoffe für dich, dass du Recht behältst, großer Märchenonkel, murrte sie und versetzte ihm einen Stoß in die Seite. Legolas grinste nur breit und fasste sie bei der Hand. Lass uns zu Bett gehen

, fragte sie mit erhobener Braue.

Nun...das nicht..., sein Gesichtsausdruck sprach Bände.

~*~*~

Minas Tirith lag noch in tiefem Schlaf, als Ferrél, Dienstbote des Prinzen Grünwalds über die Ebene ritt, in seiner Tasche befand sich eine in Legolas Namen von Thíluil verfasste Nachricht, versehen mit dem Siegel der elbischen Kolonie Ithiliens. Die Sonne hatte noch nicht ihr Farbenspiel begonnen, wie ein grauer Nebel glitten die Wolken im seichten Morgenwind über den Himmel. Im Osten kroch nur schwerfällig der rote Feuerball über das Grenzgebirge zu Mordor, das noch immer wie eine schwarze Wand in den Himmel ragte, obgleich das Böse unlängst daraus entflohen war. Ein Schauer durchlief den jungen Elben, als sein scharfes Auge den aschebedeckten Schlund des weit entfernten Schicksalsberges erkannte. Seine Feuer waren erloschen, doch war die Erinnerung an die schwarze Macht noch fast so lebendig wie der kalte Ostwind, der über die Pelennorfelder wehte und das Dahinscheiden jener beklagte, die in der großen Schlacht um Minas Tirith ihr Leben gelassen hatten.

Weit, weit vor ihm wehten Gondors stolze Banner im Wind. Wenn ihm die Zeit hold war, würde er noch weit vor der Mittagsstunde die Hauptstadt erreichen und König Elessar die Nachricht überbringen können. Er gab seinem Pferd die Sporen, jagte über die Ebene, sodass der ruhende Staub aufwirbelte und nur sacht wieder zu Boden glitt. Menschen erzählten alte Geschichten, dass in kalten Nächten die Geister der Krieger auf den Pelennorfeldern entlang wandelten, um nach ihren Schwertern zu greifen und ihren Kampf für alle Ewigkeit zuende zu bringen. In manch sternenloser Nacht, so hieß es, wenn der Wind verstummt war und die Schatten die Ebene regierten, konnte man hören, wie sie tapfer ihre Schwerter zogen, ehe das frühe Morgenlicht die seelenlose Dunkelheit verbannte.

Ferrél empfand tiefstes Mitleid für die armen Seelen, die für den König starben, ohne je wieder Rast zu finden. Sein Pferd schnaubte im Galopp, sodass der Elb die Geschwindigkeit ein wenig zügelte. Er hatte dem Tier schon sehr viel auf seine alten Tage abverlangt, nun sollte es sich nicht überanstrengen. Ferrél machte kurz Halt auf einer kleinen Anhöhe, etwa zehn Meilen vor ihm erstrahlte die Weiße Stadt in all ihrem Glanz, umgeben von den großen Stadtmauern, mittlerweile Relikte der alten Zeit. Ein Schauer lief an der Wirbelsäule des Elben hinab. Wie gern wäre er dabei gewesen, in der Schlacht der Entscheidung. Wie gern hätte er Seite an Seite mit seinem Herren gekämpft, auf Leben und Tod. Wehmütig trieb er sein Reittier weiter an. Osgiliath hatte er unlängst hinter sich gelassen.

Die Vermählung seines Herren würde mit Sicherheit für Verwunderung sorgen, aber Ferrél wusste, dass der König es ihm gestatten und Legolas zu Ehren ein prunkvolles Fest veranstalten würde. Ferrél war erfüllt von Freude, wenn er daran dachte, die Helden des Ringkrieges zu sehen. Viele von ihnen waren in der Zwischenzeit gealtert, aber trotz allem würden sie es verstehen, ihre Heldentaten den Hochzeitsgästen wiederzugeben. Ferrél lächelte in sich hinein. Noch hatte er die Kunde gar nicht überbracht und schon stellte er sich die Festlichkeiten bildlich vor.

Ein wenig traurig war er darüber, nicht zurück in den Grünwald reiten und König Thranduil die frohe Nachricht überbringen zu können. Der Bruch zwischen Legolas und seinem Vater war über die Jahre erheblich größer geworden. Viele der Elben Ithiliens bedauerten es, dass Thíluils und Legolas Vater nicht anwesend sein würde, wenn sein älterer Sohn heiratete.

Endlich durchbrach nun die Sonne den schwarzen Wall und schickte ihre goldenen Strahlen über die weite Ebene. Ferrél und sein Pferd warfen leichte Schatten und nur jene Erscheinung und das gemächliche Hufgetrappel des Tieres verrieten, dass Minas Tirith Besuch ereilte.

~*~*~

Der Thronsaal glich einem riesigen Gewölbe, marmorne Säulen stützten den kostbar geschmückten Saal, ein roter, samtener Teppich geleitete den Weg zum Thron des Königspaares. Am Eingang des Saales hielten vier Männer Wache, der weiße Baum Gondors verzierte ihren Brustharnisch, stolz und regungslos standen sie da, immer bereit dazu, ihr Leben im Ernstfall für den König zu opfern. Mit Respekt passierte Ferrél die Wache, leicht waren seine Schritte und schnell. König Aragorn saß auf seinem Thron, seine grauen, freundlichen Augen sprachen von Weisheit, sodass die Krone, die auf seinem Kopf ruhte, nicht nötig gewesen wäre, um seine Macht zu repräsentieren. Ein erfreutes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, als er nach langer Zeit wieder einen Elben vor seinem Throne begrüßen durfte. In seinem Bart und dem dunklen Haar kamen schon erste graue Strähnen zum Vorschein. Neben ihm, zu seiner Rechten, saß seine Königin, voll zeitloser Schönheit und Jugend. Er hatte seine Hand auf die ihre gelegt und von dem warmen Lächeln, das auf Arwens Lippen lag, konnte Ferrél erschließen, dass sie ihre Entscheidung, der Unsterblichkeit zu entsagen, nicht bereut hatte. Oft besang man die einzigartige Liebe zwischen Elronds Tochter und dem König von Gondor in elbischen Liedern.

Ferrél kniete vor dem Thron nieder, hielt die rechte Hand als Geste der Begrüßung auf sein Herz, wie es bei den Elben üblich war. Aragorn nickte lächelnd und deutete dem Elben mit einer Handbewegung, aufzustehen. Was führt einen ehrenwerten Mann vom Schönen Volk zu mir?, fragte er erwartungsvoll und auch Arwen schien überrascht von jenem Besuch zu sein. Mit Verlaub, Euer Hoheit, begann Ferrél zu sprechen und griff in seine Tasche, holte eine Schriftrolle heraus, Im Namen meines Herren Legolas überbringe ich Euch diese Nachricht. Er ersucht Eure Erlaubnis

Erlaubnis? Wofür?, wollte der König wissen. Ferrél trat näher an den Thron und legte die Schriftrolle in die Hand Aragorns. Mir wurde angewiesen, der Nachricht nichts vorweg zu nehmen, mein Herr, lächelte Ferrél freundlich und verneigte sich erneut, ehe er einen Schritt zurücktrat und beobachtete, wie Aragorn das Siegel löste und die Schriftrolle zu lesen begann. Schon bald weiteten sich seine Augen und ein überraschtes Lächeln zeichnete sich auf seinem stolzen Gesicht ab. Er schien die Nachricht mehrmals zu studieren, da er recht lang dafür benötigte, sie zu lesen. Wahrscheinlich konnte er nicht so recht glauben, was in sauberen Lettern zu Papier gebracht worden war. Kann das denn die Möglichkeit sein?, brachte er leise hervor, seine Augen lösten sich nicht von dem Schriftstück. Welche Kunde wurde dir überbracht, Liebster?, wollte Arwen wissen, die selten ihren Gemahlen so verwundert gesehen hatte. Legolas erbittet meine Erlaubnis, dass er in Minas Tirith heiraten darf, sagte Aragorn und Arwen sah ihn verdutzt an, warf dann selbst einen Blick auf das Dokument. Legolas will heiraten? Wer ist sie? Kennt Ihr sie?, fragte der König erfreut, doch Ferrél konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln. Ich bewege mich in der gleichen Ungewissheit wie Ihr, Mylord. Mein Dienst ist es, Nachrichten zu überbringen. Mein Herr möchte Euch alsbald wie möglich persönlich ersuchen und Euch seine zukünftige Braut vorstellen. So wurde es mir von Thíluil, Bruder von Legolas, übermittelt. Zudem wäre Prinz Legolas sehr erfreut, wenn die Kunde in alle Lande übermittelt würde, damit all seine Freunde und Gefährten dem Freudenfest beiwohnen können...insofern Ihr seinem Antrag entgegenkommt, sprach Ferrél höflich aus und wartete die Antwort des Königs ab.

Dieser wechselte nur einen kurzen Blick mit seiner lächelnden Gattin und wand sich dann an den elbischen Boten.

Natürlich sei es ihm gestattet. Ihr könnt Eurem Herren die Nachricht überbringen, dass ich mich sehr freuen würde, wenn er in Minas Tirith den Bund der Ehe einginge. Die Tore der Stadt stehen für ihn zu jeder Zeit offen. Ich werde persönlich veranlassen, das Boten in jede Region Mittelerdes ausgesandt werden und die ehemalige Gemeinschaft über diese erfreuliche Nachricht in Kenntnis setzen. Noch im nächsten Monat sollen die Festlichkeiten zu Ehren Legolas in Minas Tirith beginnen., sagte Aragorn feierlich. Mein Herr bittet darum, dass Grünwald davon nicht in Kenntnis gesetzt wird, sprach Ferrél weiter. Aragorn sah den Boten irritiert an. Aus welchen Gründen?

Ich bin nicht in der Lage, diese Fragestellung zu beantworten. Ich glaube, mein Herr wird die beste Antwort darauf wissen, wehrte Ferrél höflich ab. Arwen runzelte leicht die Stirn, konnte die Bitte von Legolas nicht verstehen. Nun gut, so möchte ich Euch nicht weiter aufhalten. Ihr sollt entlohnt werden für die Überbringung Eurer Nachricht, sprach Aragorn und winkte einen Diener herbei, der ein kleines Kästchen auf einem Kissen herbeitrug. Habt Dank, König, doch bitte ich, diese Geste mit aller Förmlichkeit ablehnen zu dürfen. Es ist für mich Lohn genug, die glückliche Botschaft über Eure Zustimmung zu meinem Herren bringen zu dürfen, sagte Ferrél bestimmt und verneigte sich tief. Aragorn lächelte ein wenig über die Bescheidenheit der Elben, doch sah die Worte Ferréls nicht als Beleidigung an. Wie Ihr wünscht, sagte Aragorn und erwiderte den Abschiedsgruß des Elben, der sich noch einmal vor der Königin verbeugte und sich dann geschwind umwandte, um den Thronsaal zu verlassen und zurück nach Ithilien zu reiten.

Welch überraschende Nachricht, murmelte Arwen, als sie wieder allein mit ihrem Mann war, Nie hätte ich erwartet, dass Legolas doch noch dazu bestimmt ist, sein Herz zu verschenken

Aragorn nickte und betrachtete die Schriftrolle in seinen Händen mit nachdenklichen Blicken. Wer hätte das gedacht?, murmelte er leise, Ich verstehe nur nicht, warum er seinen Vater nicht einlädt. Von einem Streit mit Thranduil hat er mir nie etwas erzählt Arwen tupfte einen liebevollen Kuss auf die Hand ihres Mannes, streichelte ermutigend über seinen Arm. Legolas ist sehr verschlossen, Liebster. Mach dir keine Vorwürfe, wenn er dir nicht alles erzählt, was auf seinem Herzen lastet Aragorn lächelte, als sie diese weisen Worte sprach und küsste sie zärtlich. Ich bin gespannt, wer die Braut ist, die er erwählt hat, sagte er leise. Du wirst es sehen, Liebster, schon sehr bald. Gedulde dich noch bis zum Tag seiner Ankunft. Bis dahin gibt es viel für uns zu tun, entgegnete sie ihm und erhob sich von ihrem Thron. Stolz und in all ihrer unantastbaren Reinheit stand sie vor ihm, das fliederfarbene Kleid reichte bis zum Erdboden, die weiße Spange bildete einen starken Kontrast zu ihrem schwarzen Haar. Ein kleines Bäuchlein zeichnete sich unter dem seidenen Stoff des Gewandes ab, schwer zu erkennen für unwissende Augen.

Minas Tirith würde bald wieder einen Grund zum Feiern haben. In zweierlei Hinsicht.

~*~*~

Deriels Huf war schon bald wieder genesen. Zwar würde er nicht mehr so beanspruchbar sein wie vorher, aber der Hengst konnte wieder schmerzfrei traben. Legolas führte das Tier am Zaum aus der kleinen Stallung und streichelte den Kopf des Pferdes. Lalaithwen sah ihm durch das offene Küchenfenster hinterher. Es war fast wie ein Traum, dass er da war. Fast zu unwirklich, als dass sie es hätte glauben können. Filegon unterhielt sich rege mit seinem Vater, ließ sich von ihm zeigen, wie man richtig mit einem Pferd umging.

Der Bote war vor wenigen Tagen nach Minas Ithil geritten und hatte Legolas eine Nachricht von König Aragorn überbracht, in der er mit Freuden seine Zustimmung verkündete bezüglich Legolas Vermählung. Lalaithwen war mulmig zumute. Nicht, weil sie heiraten würde, sondern viel eher, weil alles plötzlich so perfekt war. Fast zu perfekt, mochte man sagen. Sie verspürte das unangenehme Gefühl, dass noch etwas geschehen würde, womit momentan keiner rechnete. Es machte ihr Angst.

Vielleicht war es auch nur der befremdliche Gedanke daran, Legolas Freunde kennen zu lernen. Einen von ihnen kannte sie zumindest schon und das war Haldir von Lorien. Auch wenn sie die Tatsache, dass auch er zur Hochzeit geladen war, nicht sonderlich beruhigte. Am folgenden Tag würde sie mit Filegon und Legolas nach Minas Tirith aufbrechen, wo sämtliche Hochzeitsvorbereitungen bereits im Gange waren. Tari, Jolly und Selina waren von ihren Eltern für einige Zeit lang in Lalaithwens Obhut gegeben worden. Zwar waren sie nicht sonderlich begeistert von der Idee ihrer Kinder, ganz allein und ohne elterliche Aufsichtsperson in Minas Tirith zu verweilen und dort womöglich alles durcheinander zu bringen, aber zum anderen war es eine ganz besondere Ehre, dass sie von einem Elbenprinzen eingeladen worden waren. Lalaithwen hoffte nur inständig, dass sich die Kinder im Zaume halten konnten und ihre Eltern nicht enttäuschten.

Am späteren Nachmittag waren Jolly, Selina und Tari mit seinem Vater Rufus und dem freiherumtollenden Naru eingetroffen. Der Junge hatte allerhand Krimskrams zusammengepackt, als hätte er vor, für zwei Jahre fortzugehen. Ich bin ein wenig beunruhigt, sprach Rufus zu Lalaithwen, als Tari mit den anderen Kindern fröhlich zu Filegon und Legolas sprang und ihnen den reichlichen Inhalt seines Beutels präsentierte. Es ist nicht, weil Ihr in nächster Zeit auf ihn aufpasst oder er mir nicht zur Hand gehen kann...viel mehr sorge ich mich darum, dass Tari sein flegelhaftes Verhalten ein wenig zügeln kann. Schließlich wird er am Hofe Aragorns verweilen und ich würde es gern sehen, wenn er sich um eine Anstellung als Schmiedgehilfe bemühen würde, anstatt nur Unsinn im Kopf zu haben. In Minas Tirith verdienen die Menschen gut und ich möchte, dass er an seine Zukunft denkt

Lalaithwen lächelte den Mann sanft an. Seid nicht zu streng mit ihm, Rufus. Sicher, er mag von Zeit zu Zeit ein kleiner Wildfang sein, aber das ist ein Teil seiner Kindheit und sollte ihm nicht all zu schnell weggenommen werden. Vertraut darauf, dass er selber eines Tages erwachsen wird. Dazu kann man ihn nicht zwingen. Gebt ihm Raum, um selbst Reife zu erlangen...auch wenn dazu viel Geduld nötig ist Rufus erwiderte das Lächeln, stieß dennoch einen schweren Seufzer aus. Ich glaube, mit seiner Waghalsigkeit könnte Tari noch irgendwann in große Schwierigkeiten geraten

Naru trottete schwanzwedelnd über den Hof, schnuffelte hier und da und jagte einem kleinen Schmetterling hinterher, der sich auf einer Blüte niederließ, nur um die feinen, seidenen Flügel erneut auszustrecken und dem verlockenden Duft einer wilden Rose zu folgen. Jolly und Selina beobachteten den verspielten Hund, der immer ekstatischer bei seiner Jagd wurde und hochsprang, um nach dem Schmetterling zu schnappen. Naru, hör auf damit, rief Selina, die den Eifer des Tieres ein wenig beängstigend fand. Tari, sag ihm, dass er aufhören soll, er tut dem armen Schmetti noch weh!, ihre kleine Unterlippe bebte und Lalaithwen ahnte, dass das Mädchen den Tränen nahe war. Tari ging auf Naru zu und wollte ihn am Nacken zu fassen bekommen, aber der Hund war stärker und befreite sich aus dem Griff des Jungen. Tari, mach, dass er aufhört, klagte Selina, als Naru mit seiner Pfote nach dem Schmetterling schlug.

Legolas gab Filegon das Halfter Deriels in die Hand und trat zu Tari und dem Hund heran, doch er griff zu spät ein, Naru hatte den kleinen Schmetterling zu Boden geschlagen und presste nun seine Pfote auf den leblosen, winzigen Leib. Die bunten Flügel lagen zertreten und zerteilt auf dem trockenen Boden, Naru schnuffelte aufgeregt an seiner erlegten Beute.

Legolas wand sich um und blickte in Selinas Gesicht. Tränen schossen in ihre Augen, dass es ihm im Herzen weh tat, sie so zu sehen. Naru hat den Schmetti kaputtgemacht, wimmerte sie. Er wollte dem Schmetterling nichts Böses tun, Selina, begann Jolly tröstend, Es ist sein Jagdinstinkt, er hat mit seiner Beute gespielt. Also hör auf zu weinen, es ist nur ein Schmetterling

Aber es war so ein schöner Schmetti, sagte sie nun mit einer Mischung aus Wut und Trauer in der Stimme. Lalaithwen sah Legolas kurz an, dessen Blick ihr verriet, dass er Jollys Worte ein wenig zu unsanft fand. So ist das nun mal im Leben, Kleine. Und wenn du weinst, wird der Schmetterling auch nicht wieder lebendig. Bist du eine kleine Heulsuse?, fragte ihr Bruder weiter. Sie strich sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte mit unsteter Stimme: Nein, bin ich nicht, ich bin schon groß

Na dann benimm dich auch so, sagte Jolly nüchtern und strich ihr durch das Haar, Wenn du wegen jedem Bisschen gleich anfängst zu weinen, bist du nicht sonderlich stark...und du willst doch nicht schwach sein, oder?, fragte er dann sanfter und wischte die letzten Tränen aus ihrem Gesicht. Sie nickte. Legolas lächelte ein wenig. Jolly hatte seine eigene Art, mit seiner Schwester umzugehen, die er respektieren lernen musste. Auf eine bestimmte Art und Weise hatte Jolly richtig gehandelt. Naru tapste reumütig zu Selina, der Schwanz zwischen die Beine geklemmt, der Blick mitleidserregend gesenkt. Das Mädchen tätschelte den großen Kopf des Hundes und umarmte dann das Tier. Siehst du, Selina, Naru tut das Ganze auch ganz schrecklich leid, er entschuldigt sich bei dir, sagte Tari leise. Selina nickte und kuschelte sich an den Hund. Rufus atmete erleichtert aus und wand sich an Legolas. Kommt Ihr mit den Kindern jetzt allein zurecht? Ich muss zurück in meine Werkstatt. Es gibt viel zu tun Legolas nickte, bedankte sich bei Rufus.

Na kommt Kinder, Zeit, etwas zu essen. Morgen müsst ihr schon früh auf den Beinen sein, sagte Lalaithwen und lachend tobten die Kinder mit dem Hund im Gepäck auf dem Hof herum, ehe sie ein Wettrennen in die Wohnstube veranstalteten. Naru! Naru!, rief Rufus, doch der Hund reagierte nicht auf sein Herrchen, war viel zu sehr in seinem Spieltrieb gefangen. Rufus seufzte. Ach, dieser Hund...fast noch sturer und eigenwilliger als mein Sohn... Legolas lächelte und machte einen Vorschlag: Ich denke, gemeinsam können wir ihn im Zaum halten...da er sich von den Kindern so oder so nicht trennen will, müssen wir ihn wohl mitnehmen Lalaithwen sah den Elben erstaunt an. Wenn Naru mit nach Minas Tirith kam, wäre das Chaos perfekt. Legolas zuckte verteidigend mit den Schultern. Aragorn mag Tiere...

Lächelnd schüttelte sie mit dem Kopf. Mir soll es recht sein, solange er sich zähmen lässt

Ich vertraue Euch meinen Sohn an, warum also nicht meinen Hund? Ich hoffe nur, dass er Euch keinen Ärger bereitet..., sagte der Hufschmied. Rufus, seid unbesorgt, lachte Lalaithwen, Die Dinge werden ihren Lauf nehmen, so, wie sie vorbestimmt sind...wir sind in einigen Wochen wieder hier und werden Euch Euren Sohn und Euren Hund wohlbehalten zurückbringen

Rufus kratzte sich kurzzeitig am Kinn, bedankte sich bei den Elben und wünschte ihnen für die Hochzeit alles Gute. Mit diesen Worten wand er sich zum Gehen um, den Worten Lalaithwens vertrauend. Wenn sie jedoch gewusst hätte, was sie noch erwarten würde, hätte sie Rufus nicht so leichtfertig ihr Versprechen gegeben... .

Als der Mann aus der näheren Sichtweite der Elben verschwunden war, bückte sich Lalaithwen und hob die Reste des Schmetterlings behutsam auf. Ein loser, zerrissener Flügel lag auf ihrer Handfläche, schimmerte rot-golden im warmen Licht der Abendsonne. Das feine, gepunktete Muster war zerstört, übrig waren nur Fragmente eines natürlichen Mosaiks, die der Wind nach und nach aus Lalaithwens Hand blies. Ein Schauer jagte über ihren Rücken, als sie die Flügelteile im Wind fortwehen sah. Dieses seltsame Gefühl war in jenem Moment stärker als jemals zuvor. Legolas legte seine Arme von hinten um ihre Taille, zog sie sacht gegen seine Brust. Was hast du?, wisperte er mit besorgter Miene, spürend, dass Lalaithwen beunruhigt war. Nichts...es ist nur...ich bin nur ein wenig aufgeregt...so oft habe ich schließlich noch nicht geheiratet, grinste sie schief und Legolas küsste ihren Nacken. Na das will ich doch hoffen, flüsterte er und küsste sie, als sie sich zu ihm umwand. Sie umarmte ihn ganz fest, genoss seine Nähe. Willst du deinem Vater wirklich nicht Bescheid geben?, fragte sie leise, worauf er bestimmt mit dem Kopf schüttelte. Nein. Es würde vielleicht nur seinen Stolz verletzen und ihn nur noch verbitterter machen, als er ohnehin schon mir gegenüber ist

Aber willst du dich denn nie wieder mit ihm versöhnen?, fragte sie, Schuldgefühle in ihrem Herzen tragend. Es liegt an ihm, mir zu...verzeihen. Ich kann nur hoffen, dass er sich mit mir versöhnen will Traurig sah sie ihn an, wollte etwas sagen, aber fand einfach nicht die richtigen Worte. Mach dir keine Sorgen, Melamin, sagte er sanft und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht, Alles wird gut. Was soll jetzt schon noch passieren?

Mama, Papa, kommt schnell, Tari klemmt mit dem Fuß hinter dem Kamin fest!, erschallte plötzlich Filegons Stimme, ließ Lalaithwen seufzen. , antwortete sie auf Legolas Frage, der nur lachte und ihr zurück in das Haus folgte, wo Taris Rettungsaktion vollzogen werden musste.

Und als die Sonne fast hinter den Wäldern des Westens versank und deren Wipfel bronzefarben glitzern ließ, drehte noch einmal der leichte Sommerwind. Mit sich trug er die gebrochenen Flügel des Schmetterlings, führte sie auf seinen unbestimmten Pfaden fort, bis er sie irgendwo einfach fallen ließ.

Bis der Wind sein Spiel fortzusetzen gedachte... .

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Ui, wieder ein Kapitel fertig...wie gesagt, noch isses Update pünktlich, wenn ich aber auf meinen Klausurplan schiele, bezweifle ich, dass das lange so bleiben wird. Aber ich geb mein bestes...für euch...und eure tröstenden, mich immer wieder aufheiternden Reviews ;)

Meldis: Hach, meine Mel *g* Yo, Tari is schon n verrückt/freches Kind...wird noch einiges zu tun haben, der Kleine :) Mmh, Schule is wirklich saustressig derzeit, aber ich versuche, trotzdem regelmäßig upzudaten! *knutsch*

DracosNova: Aaawww...das ist so süß von dir! *g* Es ist schön, zu wissen, das man treue Leser hat! *knuddelz* *lol* Darf ich das Meisterwerk a la Nova mal sehen?

Strumpfhase: Bloominius macht weiter, Bloominius macht weiter! *sing und dümmlich herumhüpf*...hab ich gestern gelesen und hat mich mit größter Freude erfüllt. Endlich kann ich meinen Durchgeknallt-Überschuss abliefern *lol*

Cula: *lol* Du und deine verrückten Reviews! Mmh, hab mir auch so vorgestellt, dass Filegon weint, wenn er seinen Vater trifft, ich mein, ein ganzes Leben lang wird ihm eingetrichtert, dass er seinen Vater wohl nie kennen lernt und zack! Steht er vor der Haustür...mmh...so ist das...

Asahi-Chan: Wie gesagt, ich verrate nix...bis zur Hochzeit musst du dich allerdings noch n bissl gedulden...sooo schnell lass ich die nicht heiraten *böselach* Ui, nahe Kanada? Wir haben ne Kanadierin in unserem Englisch-LK sitzen...höhö...was machstn eigentlich da drüben? Au-pair oder sowas?

Mystica 89: *lol* Ja...Selina...der kleine Wirbelwind...wenn nur alle Kinder so süß wären, wie sie...*böse zu den Nachbarskindern schiel* Danke für das liebe Feedback, komme leider selber kaum zum lesen...aber bei Gelegenheit schau ich mal bei dir vorbei :)

Brummbär: Immer mit der Ruhe *lol* Dass ich keine Details über das Vater-Sohn-Gespräch gegeben habe, heißt nicht, dass ich nie darüber schreibe...n bissl Geduld an den Tag legen! *g* Das Medaillon is ganz und gar nicht vergessen...wirst schon sehen *knuffelz*

Anna: Ein bisschen wirst du dich noch mit deinem Hal-Dear gedulden müssen, aber er kommt – versprochen!

Finda: Du schreibst dein Abi im Januar??? O weia...bei uns ist es immer so April/Mai angesetzt...ach herrje...vielen, vielen Dank für diese süße Review *extrem geschmeichelt ist*, yo, also das Problem mit Fil und dem kleinen Unterschied bezüglich der Lebensdauer von Elben und Menschen hatte ich noch vor, in Angriff zu nehmen...aber erst später. Mensch, ihr nehmt mir schon alles vorweg *lol*

Feanen: Hey, das wird keine Parodie hier *lol* Freut mich, dass du immer noch mit mir zufrieden bist *g*

Shelley: Ich tu mein bestes, echt, aber Schule plant mich derzeit voll ein...hihi, freut mich, dass dir die Kinder gefallen, der Stallbursche allerdings...jaja...der hats nun mal nicht leicht :)