A/N: Es ist ja bekannt, dass ff.net alle Jahre wieder die gar nervtötende Macke hat, das Suchtmittel eines jeden Autors, sprich Reviews, zu verschlucken und nie wieder ans Tageslicht zu befördern. Früher hat man dies noch zähneknirschend hingenommen, weil man ja noch den Review Alert hatte, der einen die verloren gegangenen Kommentare zumailte. Wie ihr euch vorstellen könnt, bin ich reviewsüchtiges Wesen beinahe kollabiert, als nicht einmal der Alert funzen wollte. Aber nu is ja wieder heile Welt ^^

Übrigens muss ich an dieser Stelle Strumpfhase einen ganz besonderen Dank aussprechen, denn sie hat doch tatsächlich eine Seite ins Leben gerufen, auf der ihr Infos über mich (und auch Fotos, wer sich das antun will *g*) finden könnt. Schaut doch mal vorbei, würde Strumpfi und mich sehr freuen :) Der Link ist

stoffpferd.mindl3ss.net

(findet ihr auch in meinem Profil *g*)

Zusatzinfo: Laut Rechnung ist der 18.3. der nächste Updatetermin. Diesen kann ich aber nicht wahrnehmen, weil ich mit meinem Sportkurs eine Woche im Skilager bin und mir wahrscheinlich alle Knochen brechen werde...daher das nächste Update am 20.3.

Disclaimer: Ich fühle mich gerad so, als hätte mir jemand die Lunge rausgerissen (eine Ode an den Sportunterricht), deswegen nur kurz und schmerzlos: Alles, was ihr mögt, gehört Tolkien ^^

Achtung: Ellenlang, mit Prügel- und Grinsezusatz ^^

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Kapitel 19: Imladris im Nebel

Es war Nacht in den Ausläufern der Emyn Muil, als Aragorn und seine Gefährten den finsteren Schlund der Grotte verließen. Doch erschien der trostlose Sternenhimmel, der um seinen Mond beraubt worden war, für die traurigen und erschöpften Gemüter wie das wohlige Licht des Tages, ja, fast blendete der helle Sternenschimmer ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen. Einige waren verletzt, unter ihnen auch Ferrél, der an einer stark blutenden Wunde im unteren Bauchraum litt und von Aragorn sofort versorgt wurde. Zwei der gondorischen Wachen hatten sich an den Höhleneingang postiert, denn falls sich weitere Orks dort tummelten, waren die Menschen nun vorbereitet.

Lalaithwen, der bis auf ein paar unbedeutende Kratzer nichts geschehen war, stand regungslos neben ihrem Pferd und starrte gebannt auf den bedrohlich wirkenden Rachen der Höhle. Sie hätte Legolas nicht zurücklassen dürfen. Auch wenn es ihn zornig gemacht hätte, dass sie sich ihm – wieder einmal – widersetzte, so hätte die Elbe doch wenigstens an seiner Seite bleiben können und wüsste nun, wie es ihm erging.

Reue hatte einen sehr bitteren Beigeschmack und Lalaithwen verachtete sich selbst dafür, nicht mit Legolas geredet und somit den Disput zwischen ihnen beseitigt zu haben, bevor diese Kreaturen wie Insekten aus jedem Winkel geströmt waren. Sie wagte es nicht, den Blick von der Höhle abzuwenden, als hätte sie Angst, Legolas nie wieder daraus hervorkommen zu sehen, wenn sie sich umwandte. Was machen wir mit den Toten?, fragte Merry, dessen Augen noch den Ausdruck von Schock und Trauer bargen, Wir können sie doch nicht einfach da drinnen lassen!? Sie haben ein Begräbnis verdient Daelior bemerkte, dass niemand dem kleinen Hobbit großartig Gehör schenkte, da alle viel zu sehr damit beschäftigt waren, die Ausrüstung zu kontrollieren, sich von dem Schrecken zu erholen oder mögliche Verwundungen zu versorgen. Auch wenn es ihm innerlich widerstrebte, mit Merry zu sprechen, sagte der Elb leise: Ich fürchte, wir werden sie nicht finden Die blauen Augen Merrys starrten ungläubig Daelior an und wie in Trance sagte Pippin: Und bei Sonnenlicht? Dann sehen wir doch sicherlich mehr! Daelior schüttelte den Kopf und sagte: Das meine ich nicht. Von der Tatsache abgesehen, dass wir uns im Dunkel nicht orientieren könnten – Orks schleppen ihre Beute in ihre Verstecke. Bei Morgengrauen sind die Toten sicherlich schon unauffindbar

Kühl schimmerten Daeliors grüne Augen im Sternenglanz und wenig Mitgefühl klang in seiner rauen Stimme mit, obgleich er nicht wirklich beabsichtigte, so distanziert zu wirken. Was tun wir, wenn Legolas und die anderen nicht zurückkommen?, fragte Pippin ebenso verzweifelt und Daelior schaute zu Lalaithwen hinüber, die bei den Worten des Hobbits sichtlich zusammenzuckte. Beschwört nicht gleich Schlimmeres herauf, wir müssen uns gedulden...darin habt ihr beiden aber nicht wirklich Übung, wie es mir scheint, spöttelte der Elb, was die beiden Freunde in ihrer Sorge alles andere als komisch fanden.

Merry, Pippin, könnt ihr mir bitte zur Hand gehen?, fragte Aragorn, der noch immer neben Ferrél kniete und emsig damit beschäftigt war, die Blutung zu stoppen. Merry warf Daelior nur noch einen vagen, erwägenden Blick zu, ehe er dem kleineren Hobbit folgte. Der Elb sah das blutdurchtränkte Gewand des Boten und obgleich jener stetig betonte, dass es ihm gut ging, kamen Daelior ernste Zweifel, ob Ferrél so schnell wieder auf die Beine kommen würde. Unschlüssig stand er inmitten des entstehenden Chaos. Und er fühlte sich unnütz und mehr fehl am Platz als jemals zuvor. Lagor stieß ihn von hinten an, schob ihn beinahe vorwärts, sodass sich Daelior ernsthaft dagegen stemmen musste, um nicht vornüber zu straucheln. Lagor, lass das, knurrte Daelior, klopfte dem Hengst den Hals und kontrollierte die Fesseln des Tieres, um sicher zu gehen, dass es nicht verletzt war. So gründlich er auch nachschaute, Daelior konnte nichts finden. Beruhigt beugte er sich vornüber und zog aus einer Manteltasche ein Stückchen Möhre, um den lästig werdenden Hengst ein wenig zu beschäftigen.

Dabei fühlte er einen seidenen Stoff an seinen Fingern, der ihm im ersten Moment gänzlich unbekannt war. Als er schließlich einen prüfenden Blick in die Tasche warf, erkannte er das feine, bestickte Tuch Lalaithwens, das ihr einst vor den Toren von Gondors Hauptstadt aus dem Umhang gerutscht war und welches er anschließend aufgehoben hatte. Wofür eigentlich? Für einen Fetzen Stoff fand er nun wirklich keine Verwendung, besonders nicht, wenn es so albern verziert war wie dieses. Er schaute zu seiner Linken in Richtung Ferrél, um zu überprüfen, ob man seine Hilfe bei der Verarztung des Elben benötigte. Merry hielt ein kleines Säckchen, gefüllt mit getrockneten Athelasblüten, in seinen Händen und wann immer Aragorn ihn dazu aufforderte, reichte der Hobbit dem König den besagten Beutel, aus dem der Mann wieder und wieder einzelne Blüten entnahm und gemeinsam mit dem Wasser aus der Bergquelle sacht auf die Wunde tupfte, um diese zu reinigen.

Mit Erstaunen beobachtete Daelior die Professionalität, mit der Aragorn den Verwundeten versorgte. Diese Vorgehensart erinnerte ihn dunkel an die Heilkunst von Imladris, das er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er wusste zwar, dass Aragorn Elronds Tochter geehelicht hatte, aber dass der Mensch von dem Halbelben dem Augenschein nach ausgebildet worden war, dies lag ihm fremd.

Wieder richtete der vernarbte Elb seine Aufmerksamkeit auf Lalaithwen. Noch immer stand sie an der gleichen Stelle und starrte an den Wachen vorbei in die klaffende Finsternis der Grotte. Unwillkürlich stieß Daelior einen Seufzer aus. Diese Elbe konnte wirklich mit Leichtigkeit aus der Ruhe gebracht werden. Sie schien nicht sehr viel Vertrauen in die Kampftauglichkeit ihres Verlobten zu haben, wenn sie in solch besorgter Pose auf seine Rückkehr wartete. Warum setzt Ihr Euch nicht?, fragte er, bewusst eine größere Distanz zu ihr haltend. Vorsichtig wand sich Lalaithwen um, ihr blondes Haar war in Schatten gehüllt und nur zu erahnen war der sonst so helle Farbton ihrer Augen, denn ihr Gesicht trug eine eiserne Miene und sie hielt den Kopf gesenkt, nicht aufrecht, wie es sonst ihre Art war. , fragte sie irritiert und er wusste, dass sie ganz in Gedanken versunken war. Euer Fuß. Es ist besser, wenn Ihr ihn weniger belastet. Also setzt Euch, wir werden wohl noch einige Stunden hier verbringen.

Sie schluckte, drehte sich wieder um, um auf die gleiche, bedrückend monotone Weise auf den Höhleneingang zu starren. Normalerweise hätte sich Daelior unbekümmert abgewandt und es dabei belassen, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Normalerweise wäre es ihm egal gewesen, was in ihr vorging. Aber was war schon normal in seinem verkorksten Leben?Er trat an ihre Seite, immer noch einen größeren Abstand haltend, aber so, dass sie ihn sehen konnte. Dann zog er seinen Dolch, hielt ihn vor sich hin und streckte die andere Hand aus, ritzte die alte Narbe in der blassen Haut wieder auf, bis Blut aus der Wunde hervorsickerte. Was tut Ihr da?, stieß Lalaithwen entsetzt aus, als sie aus den Augenwinkeln Daeliors Tun beobachtete. Das könnt Ihr doch sehen, also fragt nicht so einfältig, sagte er und ballte die Hand zur Faust, sodass nur noch mehr Blut aus der offenen Haut gepresst wurde. Schmerzen spürte er keine. An den Stellen, an denen der Drache einst die Wunden in Daeliors Körper geschlagen hatte und welche nun die Narben zurückließen, fühlte der Elb kaum mehr einen Schmerz. So empfindlich, wie ihn das Drachenblut auch machte, so betäubte es ihn gleichzeitig. Ich verstehe den Sinn nicht, sagte sie und schaute ihn stirnrunzelnd an.

Er lächelte. Er grinste nicht, nein, ein ehrliches Lächeln lag auf seinen Zügen, das ihn viel jünger aussehen ließ. Seht Ihr. Genauso wenig verstehe ich den Sinn darin, was es bringen soll, mit einem verstauchten Fuß zu stehen, obschon man sitzen kann.Lalaithwen hatte mit solch einer Antwort am allerwenigsten gerechnet. Aber Daelior konnte überzeugende Argumente liefern. Immer noch etwas verblüfft sah sie ihn an, suchte nach den richtigen, schlagfertigen Worten, die sie ihm entgegnen konnte. Aber ihr wollte keines einfallen. Daelior war ihr ein würdiger Gegner. Setzt Euch schon hin, forderte er sie dann auf, was sie, nach einigem Zögern, letztendlich auch tat. Auf einem niedrigeren, flachen und großflächigen Stein ließ sie sich nieder, fühlte die Wärme, die das Gestein durch die direkte, vermutlich ganztägige Sonneneinstrahlung gespeichert hatte und seufzte. Daelior, der mit dem Rücken an ein größeres Felsmassiv lehnte und den Blick Lalaithwens verfolgte, nestelte mit der unblutigen Hand in seiner Manteltasche herum, bis er einen Zipfel des Tuches ergriffen hatte. Ich habe Angst um ihn, wisperte sie so plötzlich, dass er überrascht innehielt und die Hand noch nicht aus der Tasche zog. Er sah, wie sich Tränen in ihren blauen Augen sammelten und wie sie diese durch ein hastiges Wegwischen mit zittrigen Fingern zu verbergen versuchte.Verschämt schaute Daelior zu Boden. Nein, in solchen Sachen war er wirklich nicht gut. Er hatte nie selbst Trost erfahren und wusste ihn so nicht zu spenden.

Habt Geduld. Euer Verlobter...hat im Ringkrieg gekämpft, richtig? Dann wird er doch mit einer Hand voll Orks mit links fertig Nein, das hörte sich nicht sonderlich überzeugend und beruhigend an, aber Daelior fiel nichts besseres in jenem Moment ein und er wollte sie nicht weinen sehen, weil ihn dies hilflos und unsicher machte. Lalaithwen verbarg ihre tränennassen Augen hinter ihrer Hand, presste die Lippen fest aufeinander und versuchte so, sich zusammenzureißen. Sie wollte nicht die Nerven verlieren und überhaupt – Daelior hatte Recht. Legolas beherrschte die Kampfkunst wie kein anderer. Trotzdem war da diese Angst, die wieder und wieder in ihr Gedächtnis zurückkam und jeden optimistischen Gedanken noch im Entstehen in ihren grausigen Klauen zermürbte.

Ich hätte mit ihm reden sollen...ich hätte...ich hätte ihn niemals schlagen dürfen, murmelte sie und verstand selbst nicht, warum sie ausgerechnet Daelior so etwas erzählte. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie er die Augen verdrehte und entnervt von dannen schritt. Aber Daelior blieb. Und er verdrehte auch seine Augen nicht. Das was geschehen ist, kannst du nicht rückgängig machen. Und rede nicht so, als würdest du ihn nie wieder sehen. Sicher, wir werden noch einige Stunden hier wartend zubringen müssen, aber das heißt nicht gleich, dass er in Gefahr schwebt, Daelior fühlte sich, als machte sich sein Mundwerk selbstständig und fragte gar nicht mehr seinen Verstand, was er von diesen gewählten Worten denn hielte. Vor allen Dingen wurde er sich dessen bewusst, dass er sie mit angesprochen hatte, hoffte aber, dass sie dies nicht wirklich bemerkt hatte. Er wusste, dass er ihr die Angst allein mit mühselig zusammengeschacherten Trostworten nicht nehmen konnte und beschloss dann, sie abzulenken. Zögerlich ließ er sich neben ihr nieder, zunächst noch ein gutes Stück weit von ihr entfernt, dann aber rutschte er scheu näher. Wieder fühlte er sich, als verbrannte ihn das Drachenblut innerlich und wieder fragte er sich, wieso. Bis zum Tagesanbruch waren es, der Dunkelheit nach zu urteilen, mindestens noch vier Stunden. Du hast etwas verloren, als wir Minas Tirith betraten...ich meine...Ihr habt..., begann er unsicherer denn je und Lalaithwen, noch immer Tränen in den Augen tragend, schaute ihn verwundert an. Lass nur, Daelior. Diese Höflichkeitsfloskeln sind auch mir zuwider, sagte sie leise, ihre Stimme war ganz heiser. Er hielt inne und musterte sie mit seinen grünen, schimmernden Augen. Sie staunte. Das war nicht der gleiche Daelior, der ihre Suppe an den Ufern des Anduin absichtlich verschüttete. Und es war auch nicht der Daelior, der abfällig und in unterkühltem Ton mit ihr nur das Nötigste besprach.

Der laue Nachtwind umspielte sein silbern glänzendes Haar, strich es aus seinem vernarbten Gesicht und wehte für einen Augenblick leicht wie eine Feder im Wind. Dann, als erwachte er aus einem Traum, räusperte er sich und schaute zu Boden, kramte etwas aus seiner Tasche hervor und hielt der Elbe das seidene Tuch hin. Ihre Augen weiteten sich und zaghaft zog sie das Tuch zu sich, berührte dabei kaum merklich die Hand des Elben. Lange hielt sie das Stückchen Stoff in ihren zierlichen Fingern, ein paar letzte Tränen rollten an ihren Wangen hinab.

Ich wollte es dir schon früher zurückgeben...aber...ich habe es immer wieder vergessen, log er, denn eigentlich hatte er es schlicht und einfach behalten wollen. Sie nickte tranceartig und fuhr mit den Fingerspitzen die gestickten Formen nach. Es waren Schriftzüge in Sindarin, die sie eingestickt hatte, umrahmt von geschwungenen Linien aus Purpur und warmem, fast orangefarbenen Gelb.

Ich habe es für Filegon gestickt, sagte sie eher zu sich selbst, als zu Daelior. Warum ist es dann nicht bei ihm?, flüsterte er fast nur noch, schaute in ihr Gesicht, anstatt auch nur im Geringsten auf das Tuch zu achten. Weil ich es ihm nie gegeben habe. Ich stickte es zu der Zeit, als er noch ein kleiner Junge war und kaum aufrecht stehen konnte, erinnerte sie sich lächelnd, Und außerdem machen sich Jungen doch nichts aus Tüchern, oder?, fragte sie und begegnete seinem undeutbarem Blick. Er grinste, schüttelte dann langsam mit dem Kopf. , murmelte sie dann und er nickte.

Ein Waldkauz hatte sich in diese eher baumkarge Einöde verirrt und saß auf dem kümmerlichen Ast einer uralten Tanne, die ihre mit Nadeln bestückten Zweige wie ein Fächer schützend über die Felsengruppe legte. Daelior schaute zu dem Vogel, doch nicht etwa aus Neugierde, viel mehr, um Lalaithwen nicht die ganze Zeit über anzustarren. Filegon...ich mag mich irren, aber bedeutet dieser Name nicht Kleiner Vogel, fragte der Elb, noch immer sein Antlitz von ihr abwendend. , entgegnete sie lächelnd, Ich habe ihn nach meinem...verstorbenen Bruder benannt Er sah sie nun wieder an, runzelte die Stirn: Lalaithwen schluckte und sagte: Nun ja...eigentlich war er nicht blutsverwandt mit mir. Aber ich liebte ihn wie einen Bruder Daelior musterte sie neugierig, sah ihr an, dass ihr die Erinnerung an ihn noch wehtat, dennoch konnte er die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, nicht zurückhalten: Was ist geschehen? Er hörte, wie sie tief durchatmete, das Tuch mit ihren Fingern sacht drückte. Er glaubte schon nicht mehr daran, eine Antwort zu erhalten, als sie zu erzählen begann: Alles begann vor nunmehr dreißig Jahren, als ich mit Filegon und einem gemeinsamen Menschenfreund nach Lothlorien aufbrach...

~*~*~

Grau war der Morgen und mystisch tauchte der Nebel die Täler an den Westfronten der Hithaeglir [*] in einen undurchdringlichen Schleier. Hätte man auf den Gipfeln des Caradhras gen Nordwesten geblickt, so hätte man die Nebelschwaden majestätisch von den kühlen Hängen der Berge hinabsteigen sehen können. Märchengleich waren die Heidefelder von dem vom Boden aufsteigenden Dunst eingehüllt, wie Weihrauch, langsam und erhaben, stieg der Nebel über die noch schlummernden Halme des Grases, als wollte er sie sanft aufwecken, damit sie den neuen Tag begrüßen konnten. Es würde noch seine Zeit dauern, bis die ersten goldenen Sonnenstrahlen den Rand des Horizonts überstiegen und die Nebelfelder mit honiggelben Speeren zerschlugen. Traumgleich fiel das spärliche Licht der Morgendämmerung über die hügelige Landschaft, ließ bizarre Schatten entstehen, deren Konturen der Nebel zu verwischen wusste, so dass der Betrachter glaubte, dass ihn seine Augen nur täuschten.

Haldir lenkte sein Pferd ein Stück talwärts, führte es einen kleinen Abhang hinunter. Zu seiner Rechten türmten sich die Ausläufer des Nebelgebirges zu schwindelerregenden Höhen auf, wachten groß und mächtig über das wellige und bewaldete Land. Arwen ritt an der Seite des lorischen Elben, sah sich gedankenverloren in der Umgebung um. Keine Rast hatte sie mehr geduldet, seit der letzten Pause, die nun mehrere Tage zurücklag. Nur ab und an, um die erschöpften Pferde zu schonen, hatten sie ihre Rittgeschwindigkeit ein wenig gezügelt.

An den saftig grünen Hängen des Tals ritten sie hinab, folgten dem Lauf eines breiten Baches, der einige Meilen gerade verlief, dann aber skurrile Richtungswechsel einschlug, um nur kurz darauf in sich selbst zu versiegen. Die Königin Gondors bestaunte die gedeihende Natur, die sie und ihren Begleiter umgab. Hier war der Sommer kraftvoller, lebendiger als in Gondor. Die Sonne und das Spiel des Regens kreierten eine Komposition, welche die Umwelt gesund gedeihen ließ, alles in einer Harmonie gemeinsam großzog, wie sie es schon lange nicht mehr erblickt hatte. Denn war Gondor von einer zu kargen Felsenkette umschlossen, als dass eine reiche Vielzahl an Pflanzen hätte gedeihen können. Es ist nicht mehr weit, sagte sie an Haldir gewandt, dessen vorsichtiger Blick die lichter werdenden Nebelschwaden verfolgte, als misstraute er diesem idyllischen, von der Natur geschaffenen Garten. Gemächlich führten sie ihre Reittiere entlang des Rinnsals, der ausgelassene und fröhliche Gesang des Wassers beruhigte den Galadhrim ein wenig, wobei er seinen Argwohn noch lange nicht ablegte. Ein Steg, dessen dunkles Holz den schmalen Übergang der beiden Ufer bildete, wurde alsbald vom fahlen Atem des Morgens befreit, Tautropfen glitzerten gülden und auberginefarben auf den müden Grashalmen, als die Sonne endlich nach und nach ihren Thron erklomm und ihre wärmenden Strahlen über das Land schickte.

Gibt es eine Menschensiedlung in der Nähe?, fragte Haldir erstaunt, als er die kleine Brücke bemerkte, deren äußerst morsche Trittfläche sich verhängnisvoll für denjenigen auswirken konnte, der unbesorgt darüber hinwegschritt. Die zartviolette Kapuze ihres Umhanges, der ihr bis zu den Knöcheln hinabreichte und dem reinen Indigo ihres königlichen Gewandes im zarten Kontrast gegenüberlag, rutschte ein wenig zurück, als sich Arwen ebenso verwundert umschaute. So lange, begann sie und Haldir glaubte in ihren schönen Zügen einen Ausdruck der Traurigkeit zu erkennen, War ich schon nicht mehr hier...alles verändert sich, selbst die unbeugsame Natur... . Rasch nun, Haldir. Uns bleibt keine Zeit zu verweilen, lenkte sie schließlich von ihrem Schwermut ab und trieb ihr Pferd zu einem schnelleren Trab an.

Das weißblonde Haar des lorischen Elben tanzte im Wind, sein Bogen, der auf seinem Rücken ruhte, regte sich kein Bisschen, war festgeschnallt wie der edle, elfenbeinerne Köcher, dessen verspielte Verzierung ein kleines Kunstwerk für sich darstellte. Einst hatten ihn die Elben Lothloriens gefertigt, all die Schönheit und Anmut des Goldenen Waldes reflektierte dieser Köcher wie ein Spiegel. Glatt und rein fühlten sich die zierlichen Konturen der säuberlich geschnitzten Vertiefungen auf seiner Oberfläche an, so dass man stets glaubte, mit den Fingerspitzen über ganz junges, weiches Holz zu streichen, wenn man ihn berührte. Silbern schimmerte der Bogen im blassen Licht der Morgensonne, blendete alles und jeden, der den Blick auf den Galadhrim gerichtet hatte. Haldir versuchte sich seelisch darauf vorzubereiten, wie es sein würde, Bruchtal zu betreten, die einstige Wohnstätte von Herrn Elrond und seiner Familie wie auch Herbergesuchenden. Immer wieder kam ihm die gedankliche Assoziation in den Sinn, wie Loriens Blätterdach langsam aber sicher zerfallen würde und alle Arten elbischer Baukunst bald nur noch Relikte längst vergangener Zeit sein würden. Die Statuen, welche aus weichem Fels gefertigt worden waren, würden an ihren steinernen Gewändern Risse bekommen, Moos würde die feuchten Teile des der Witterung ausgesetzten Gesteins bekleiden und nichts würde den allmählichen Zerfall bremsen, oder gar gänzlich aufhalten können. Und er? Würde er in Valinor wahrlich Seelenruhe finden? Haldir konnte sich nicht vorstellen, dass er die Erinnerung an den Goldenen Wald jemals ablegen können würde.

Schattig und kühl waren die Landstriche unter dem natürlichen Schild des Nebelgebirges und hier, wohin die wonnigen Sonnenstrahlen noch keinen Weg gefunden hatten, lag ein Meer von Nebel vor ihnen. Es war, als könne man seine Stiefel und Kleider ablegen und in dem kühlenden Nass aus weißen und grauen Dunstschleiern eintauchen, sich für einen Moment einfach fallen lassen. Haldir grinste schief bei jenem Einfall. Es war ein überaus verlockender Gedanke, aber Arwen würde sicherlich mehr als verwundert dreinschauen, wenn der ernste Hauptmann der Galadhrim plötzlich splitterfasernackt in einen Hauch aus seidenen Nebelschwaden tauchte. Nein. Das war ganz und gar nicht elbisch. Schnell verwarf er diese alberne Idee und folgte stattdessen der Königin.

Nachdem gut eine Stunde vergangen war und eine besinnliche Ruhe zwischen den beiden Elben herrschte, hatten Haldir und Arwen ein großes Stück der Wegstrecke zurückgelegt.Blassgrün schimmerten die Wipfel der Bäume, deren große, schlanke Stämme weit in den Himmel hinaufragten, als versuchten sie mit ihren weitgefächerten Kronen das Sonnenlicht wie ein Schirm aufzufangen. Von weither hörte Haldir Wasser rauschen, bei weitem lauter und kraftvoller als der Waldbach, dem sie ein Stück weit gefolgt waren. Konnte es denn tatsächlich möglich sein, dass er die Bruinen Furt hörte? Waren sie ihrem Ziel wirklich schon so nah?

Er schaute zu Arwen, deren helle, blaue Augen fast von kindlicher Freude erfüllt waren. Ein Ausdruck, den Haldir noch nie im Antlitz der Elbe gesehen hatte. Hört Ihr es auch, Haldir?, fragte sie kurz darauf, mit den zarten, blassen Händen fester die Zügel umfassend und Haldir wunderte sich über die wachsende Nervosität der Königin, die sonst so souverän und ruhig war. Der blonde Elb nickte, worauf sie lächelte, ihre Augen schienen heller zu strahlen als das Licht des Abendsterns selbst. Unfähig, auch nur ein Wort in jenem Moment zu äußern, folgte er Arwen auf den ihr bekannten Pfaden im geschwinden Galopp.

Immer weiter hinab in die Senken führte sie ihr Weg, als die Sonne langsam höher stieg. Dem lauten Rauschen der Bruinen Furt entgegen ritten sie noch eine gute Stunde, ehe das tosende Wasser in Andacht verstummte, als Arwen Undómiel ihren heimischen Gefilden nahe war. Noch hatte es die Wärme des Tages nicht vermocht, den Nebel aus Bruchtal zu vertreiben, aber Haldir glaubte tief in seinem Herzen, dass sie vermutlich nie aus der ehemaligen Zuflucht der Elben entschwinden würden. Wie Trauerweiden senkte der Nebel sein Haupt über dem geweihten Boden. Arwen stieg von ihrem Pferd, was Haldir ihr gleich tat, die Tiere an den Zügeln ergreifend und mit sich führend. Er verstand, dass sie den Ort, der ihr ganzes Leben lang ihr Zuhause gewesen war, zuerst betreten musste und Haldir räumte gedanklich ein, dass sie auch etwas Zeit für sich benötigen würde.Dennoch ging er schnellen Schrittes über den weichen Untergrund, bis die Mauern von Imladris aus dem Nebel auftauchten wie die Ruinen einer längst verlassenen Spukstadt.

~*~*~

Jolly lernte kennen, was es hieß, zu marschieren. Er war müde, seine Beine schmerzten fürchterlich, wie seine linke Seite, in die er mehrmals getreten worden war, wenn er einmal stolperte und wehrlos am Boden lag. Seine Hände hatte man ihm fest auf dem Rücken verbunden, dass er manchmal Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Weißgolden blendete ihn der aufgehende Feuerball am östlichen Horizont, dem sie rege entgegenmarschierten. Jolly fragte sich, ob seine Freunde überhaupt gehört hatten, dass sich die Ostlinge ihrem Lager näherten. Aber er hoffte inständig, dass sie den Spuren zu folgen vermochten, die er hinterließ. Er hatte Angst, große Angst. Besonders als er gefragt worden war, ob er allein dort gewesen wäre. Jolly war es so vorgekommen, als konnte der eine, den sie Vyân nannten und der wahrhaft ein Riese von einem Mann war, riechen, dass er die Soldaten anlog. Immerzu waren es seine dunkelbraunen, fast schwarzen Augen gewesen, die ihm misstrauische Blicke zuwarfen. Jolly hatte gefragt, was sie mit ihm zu tun gedachten, sich innerlich gegen die Möglichkeit wehrend, doch nicht von seinen Freunden errettet zu werden. Larn, der Hauptmann des Trupps, hatte ihm daraufhin hart ins Gesicht geschlagen und geschrieen, er solle gefälligst nur dann sein verdrecktes Maul aufmachen, wenn ihm jemand den Befehl gab, es zu tun.

Blut, das wie eine Antwort auf Larns Schlag aus Jollys Nase gelaufen war, trocknete nun sehr langsam auf der Oberlippe des Jungen. Bitter und metallisch schmeckte es, verursachte ein Gefühl der Übelkeit in seinem Körper und Jolly wünschte sich, er hätte in jenem Moment Gift und nicht sein eigenes Blut geschluckt, damit diese Qual alsbald ihr Ende finden mochte. Aber Jolly ahnte noch nicht, dass dies bei weitem nicht das schlimmste sein würde, das er durchstehen musste. Selinas Bruder hätte alles dafür getan, um nur eine freie Hand zu haben, um das Blut aus seinem Gesicht zu wischen und gleichsam das ekelerregende Gefühl loszuwerden, das er verspürte, als das Blut sogar an seinem Kinn hinabtroff und nun klebrig und vermengt mit Rotz auf der Haut trocknete. Es brannte mörderisch, als Schweißperlen die noch schmerzende Wunde überrollten. Wieder und wieder wurde er geschubst, angetrieben, schneller zu gehen. Wohin der Weg sie führte, das wusste Jolly nicht. Wenigstens hatte man ihn nicht auch noch geknebelt, denn durch die Nase vermochte er kaum noch zu atmen.He, sag, kannst du reiten?, rief ihm Larn grimmig zu und unwissend, weshalb der Anführer diese Frage stellte, nickte Jolly vorsichtig. Du willst ihn doch nicht reiten lassen!, grollte sogleich Vyân, Jolly gefährlich anblitzend.

Er nützt uns nicht mehr, wenn er am Ende seiner Kräfte ist und wie ein räudiger Köter im Lager krepiert, zischte Larn und schubste Jolly weiter voran, so dass dieser beinahe einen anderen, mit einer schweren Rüstung bestückten Ostling angerempelt hätte.

Der Junge konnte nicht verstehen, was diese Männer mit reiten meinte, denn nirgends konnte er ein Reittier ausmachen. Oder waren sie auf dem Weg zu einem geheimen Lager? Einem Halt, an dem sie Reittiere und Wegzehrung versteckten? Jolly biss sich auf die Unterlippe. Wenn dies der Fall sein sollte, wurde die Chance immer kleiner, dass Filegon und die anderen die Ostlinge einholen und ihn befreien konnten.Du sollst dich bewegen!, brüllte Vyân, rammte Jolly mit einem kräftigen Hieb den langen Stiel seiner Axt in das Rückgrat. Jolly sah einen Augenblick lang nur Sterne vor den Augen, ehe er fühlte, wie seine Beine unter dem eigenen Körpergewicht nachgaben und er kurz darauf den glühenden Sand in seinem Mund schmeckte, als er hart auf dem Boden aufschlug.

Er drohte zu ersticken, da er unfähig war, sich auf die Seite zu drehen und seinen Mund von den dichten Sandkörnern zu befreien, frische Luft zu atmen. Er hustete in seiner Verzweiflung, fühlte sich wie ein Fisch am trockenen Ufer, hilflos und dem Tode nah. Wieder erfolgte ein Schlag mit dem Axtgriff, diesmal jedoch nicht so fest wie zuvor. Steh auf, du Weichling!, grollte Vyân, der allem Anschein nach Spaß daran gefunden hatte, Jolly zu drangsalieren. Dazu solltest du ihm erst einmal die Gelegenheit geben, stellte ein anderer Ostling fest, der Jolly noch gar nicht aufgefallen war. Er trug eine Rüstung wie alle anderen, nur war sein Kettenhemd von geringerer Dichte, seine Statur schmaler und kleiner als die der anderen. Der Mann trat direkt vor Jolly und der Junge presste die Lider fest zu, erwartete schon den nächsten Hieb gegen seinen geschundenen Körper.

Aber Jolly fühlte stattdessen nur, wie ein Schatten über sein Gesicht fiel, das grelle Licht der Morgensonne verdrängte, seine Augen vom brennenden Schmerz befreite. Na komm schon, sagte der Unbekannte, zwar nicht im freundlichsten, aber gleichsam nicht im harschen Tonfall. Der Junge wagte es, vorsichtig aufzuschauen, die groben Körner des Sandes bohrten sich in seine zarte Haut, hinterließen deutliche Abdrücke, wenn sie endlich von ihm abließen. Glatt, doch gleichzeitig robust war der Stiel der Axt, der ihm von dem fremden Ostling entgegengehalten wurde. Jolly sah in die Augen des Mannes, die vom kältesten Grau waren, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Eine tückische List in dieser freundlichen Geste vermutend, zögerte der Bursche einen Augenblick lang. Doch als ihm klar wurde, dass es nicht länger mehr darauf ankam, wie oft er geschlagen werden würde, nickte er schwach.

Der Fremde schob daraufhin den Stiel in den schweißnassen Hemdkragen des Jungen, Jolly erschauerte, als er das kühle Holz auf seinem schmerzenden Rücken spürte, als der Fremde ihn somit auf seine Knie zerrte.

Aufstehen kannst du aber alleine, oder soll ich das auch noch für dich erledigen?, fragte er und einige Soldaten lachten daraufhin. Einige, bis auf Vyân, der den hilfsbereiten Ostling zornig anfunkelte. Jolly schüttelte den Kopf, zwang sich auf seine zittrigen Füße. Auf solch eine Art und Weise war er noch nie auf die Beine geholt worden. Aber was blieb ihm anderes übrig, wenn seine Hände gefesselt waren? Und jetzt geh weiter, beim nächsten Mal dient meine Axt vielleicht zu etwas ganz anderem, sagte der Ostling und Jolly ging weiter trotz der Pein, die durch seine Glieder fuhr. Hinter seinem Rücken hörte er nur Vyân knurren: Pejou, was soll das? Bist du seine Amme?

Pejou. Diesen Namen würde Jolly sich sehr gut merken, denn ihm galt vorerst sein Dank.

~*~*~

Filegon wartete. Und das Warten erschien ihm wie eine schreckliche Folter. Selina hatte ihm gesagt, dass die Krähen nicht sofort kommen würden, dass sie vielleicht sogar Tage bräuchten, um zu ihr zu kommen. Aber der Elb wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, wenn er und seine Freunde Jolly befreien wollten. Er saß bei dem umgestürzten Baumstamm, das schöne Gesicht hinter den geschmeidigen Händen verbergend. Alles schien ihm innerhalb der vergangenen vierundzwanzig Stunden über den Kopf zu wachsen. Einfach alles. Eldarion war immer noch wutentbrannt, hatte kein einziges Wort mehr gesprochen, seit Jollys Entführung. Seiner Meinung nach hätten sie eingreifen müssen. Seiner Meinung nach wäre dies die einzige Chance gewesen, Jolly lebendig aus den Fängen der Ostlinge zu befreien. Seiner Meinung nach wäre es für alle Beteiligte besser gewesen, wenn sie gar nicht erst in dieses waghalsige Abenteuer gestartet wären.

Aber die Zeit konnte man nicht zurückdrehen. Alles musste sich binnen Sekunden entscheiden und jede Handlung konnte das Schicksal in andere Bahnen lenken. Filegon hörte, wie Tari mit Naru sprach, ihm vermutlich gerade über den Kopf strich, doch fühlte sich der Elb nicht in der Lage, aufzuschauen und die Angst und Trauer in den Augen seines sonst so aufgeweckten Freundes zu sehen. Es brach ihm das Herz und brachte ich dazu, sich schuldig an der ganzen Misere zu fühlen, die sich hier abspielte. Selina war es, die sich schließlich zu Filegon gesellte. Sie war diejenige, die eigentlich am wütendsten auf ihn hätte sein müssen, aber sie setzte sich neben ihn auf den Stamm, starrte in die sich nach und nach auflösende Dunkelheit.

Sie sind in unserer Nähe, sagte sie so leise, dass selbst Filegon Mühe hatte, das Mädchen zu verstehen. Zum ersten Mal seit langer Zeit gaben seine Hände das Gesicht des Elben frei und seine eisblauen Augen musterten Selina verwundert. Die Krähen?, fragte er mit heiserer Stimme und sie nickte.Filegon wollte nicht ungeduldig erscheinen, wollte seine Nerven beieinander halten. Aber selbst einem Elben wurde diese Situation zu viel. Vor allen Dingen, wenn er noch so jung war wie Filegon. Warum...warum benötigen sie so viel Zeit, um zu uns zu gelangen?, glitt ihm die sich in ihm aufdrängende Frage über die weichen Lippen. Er sah, wie Selina zitterte, als sie ein leises Ich weiß es nicht von sich gab. Filegon seufzte. Er hätte sie niemals so gereizt zurechtweisen sollen. Sie war noch ein Kind, war sich ihrer Handlungen noch nicht gänzlich bewusst. Behutsam löste er den Umhang von seinen schmalen Schultern und legte ihn wie eine wärmende Decke über Selinas Rücken. Ihre Augen bargen einen dankbaren Ausdruck, doch kleine Tränen sammelten sich sogleich darin, die ihre kindliche Schönheit auf eine seltsame Art und Weise nur noch unterstrichen. Nicht weinen, wisperte Filegon, den einzig Selina so zu erweichen vermochte. Er streifte mit seinem Daumen ihre Wange, fing die ersten kleinen, salzigen Perlen auf, die sich aus ihren Wimpern zu lösen ersuchten. Ich hab Angst, wimmerte sie, lehnte sich schutzsuchend an Filegons Schulter, der überrascht innehielt, dann aber seinen Arm enger um ihren kleinen Körper legte, sich sanft zu ihr herabbeugte. Ich weiß. Mir geht es genau so, flüsterte er in ihr Haar. Sie tun Jolly weh. Ich hab ihm nie gesagt, wie lieb ich ihn doch hab, sie schluchzte, ihr Leib bebte, als heiße Tränen an ihren Wangen hinabkullerten.

Er will bestimmt nicht, dass du weinst, Selina. Das weißt du doch, murmelte Filegon mit erstickter Stimme, musste selbst gegen Tränen ankämpfen. Die Kra-Kras, begann sie zu stammeln und der Elb gab ihr Zeit, die richtigen Worte zu finden, strich mit seinen Fingern über den Zopf, den er ihr vor kurzem noch geflochten hatte, die Rose, die ihm Eldarion gegeben hatte, war schon ein wenig verrutscht, Ich glaube, sie kommen nicht, endete sie ihren mutlosen Satz.

Aber Selina, warum sollten sie plötzlich deinem Ruf nicht folgen?, Filegon versuchte, seine Furcht zu verbergen, die er immer noch gegenüber dem Mysterium empfand, das Selina umgab. Ich bin nicht in Gefahr...ich glaube, sie kommen nur, wenn mir jemand Böses will, sagte sie und schluckte, Ich wünschte, die bösen Männer hätten mich anstelle von Jolly mitgenommen! Der Elb zog sie näher an sich, hielt sie ganz fest. So etwas darfst du nicht sagen, Selina. Die Krähen kommen noch...ganz bestimmt Auch wenn ihm nicht wohl war bei den Worten, die er sprach, erhoffte er sich so, Selina trösten zu können. Aber sie schüttelte den Kopf, flüsterte: Sie begleiten uns. Aber sie tun nichts, wenn nicht ich in Gefahr bin. Weißt du noch, in den eklig, matschigen Sümpfen? Filegon nickte vorsichtig, mit Grausen an die Nacht zurückdenkend, in der sie die Ruhe der Toten gestört hatten und um ein Haar dafür bezahlt hätten. Ich hab um Hilfe gerufen, aber weil ich selber Angst um mich hatte, gestand sie fast beschämt.

Der Elb wollte daraufhin etwas erwidern, doch ehe ein Laut seiner Kehle entweichen konnte, hörte er Eldarion rufen: Filegon...wir bekommen Besuch! Sacht entließ er Selina aus seiner Umarmung, schon sicher, am Horizont eine Horde von Krähen zu erblicken. Doch stattdessen bot sich ihm, als er an die Seite des gondorischen Prinzen getreten war, das Bild zweier Reiter, die aus einiger Entfernung in ihre Richtung ritten. , murmelte Filegon und Eldarion, ohne ihn anzusehen, sprach seine Befürchtungen offen aus: Unsere beiden Spielfreunde...sie müssen uns gefolgt sein!

Filegon verwünschte den Abend, an dem Tari sich auf das gefährliche Kartenspiel mit den beiden Halunken eingelassen hatte, wandte sich dann zu Tari um und rief: Schnell, wir müssen aufbrechen. Das nächste Problem ist schon im Anmarsch! Tari erhob sich geschwind, warf den beiden Jungen einen fragenden Blick zu, murmelte: Aber ich dachte, wir warten auf die Krähen. Warum sollen wir plötzlich vor ihnen wegreiten?

Naru stellte sich vor sein Herrchen, die grauen Ohren waren dicht an den mächtigen Kopf des Hundes angelegt. Nicht die Krähen sind hier...sondern Zakwa und Reevo, sagte Eldarion, geschwind sein Schwert am Gürtel sichernd und zu den Pferden tretend. Vorher wand er sich noch einmal an Filegon, fragte: Willst du mit denen im Rücken weiterreiten? Nicht einmal ihnen wagst du dich zu stellen? Der Elb atmete tief durch, schaute zu den Ebenen, auf denen sich zwei dunkle Silhouetten abzeichneten. Wir können sie noch abhängen Eldarion schüttelte mit dem Kopf, murmelte nur so etwas wie Ich glaube nur, du rennst feige vor Gefahr davon und schwang sich auf sein Pferd.

Filegon presste die Lippen zusammen, wollte Eldarion noch etwas entgegnen, aber er empfand es als wichtiger, seine Freunde in Sicherheit zu bringen, anstatt sich eine weitere Konfrontation mit Eldarion zu liefern. Schnell Selina!, sagte Filegon eilig, zu ihr tretend und das Mädchen in seine Arme hebend, schnell zu seinem Pferd gehend und das Kind darauf hievend. Tari war noch immer wie in Trance, wegen der Entführung seines Freundes, brachte sich aber dazu, ebenso schnell zu reagieren, seine Sachen zu packen und auf den Rücken seines Pferdes zu klettern. Wie groß ist unser Vorsprung?, fragte Eldarion den Elben, der einen abwägenden Blick über seine Schulter warf. Von dieser Entfernung aus schätzungsweise eine Stunde. Wir müssen galoppieren...und dürfen in jüngster Zeit keine Pause machen, mit diesen Worten schwang er sich hinter Selina auf das Pferd und gefolgt von den anderen gab er seinem Reittier die Sporen, galoppierte der Morgendämmerung entgegen.

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Eine Drossel reckte ihr graues Köpfchen neugierig dem seichten Morgenwind entgegen und unterbrach ihr morgendliches Ständchen an den neugeborenen Tag, als sie die anmutigen Elben erblickte, welche die verlassene Stätte von Imladris betraten. Eine halbe Ewigkeit schien für sie vergangen zu sein, seit sie zum letzten Mal einen vom Schönen Volk gesehen hatte und heute traten gleich zwei an den Ort, an dem der Elbengesang verhallt und kein fröhliches Lachen mehr hören war. Arwen wandelte traumgleich über das Mosaik aus farbigen Steinen, das zu der großen Treppe führte, die wiederum den Weg zu den ehemaligen Gemächern ihres Vaters ebnete. Haldir befreite die Pferde von ihrem Zaumzeug. An diesem noch immer friedlichen Ort drohte ihnen keine Gefahr und ohne Sorge konnte er die Tiere hier grasen lassen, während Arwen ihre frühere Wohnstätte betrachtete, wehmütig durch die verlassenen Hallen schritt und in schmerzlichen Erinnerungen schwelgte. Ihr Kleid streifte die Grashalme und ihre Schritte hinterließen leichte Spuren auf dem Untergrund. Haldir lächelte traurig.

Die Fähigkeit, mit Leichtigkeit über jeden Boden zu schreiten, ohne einen Fußabdruck zu hinterlassen, mochten die Valar ihr genommen haben, doch ihre Schönheit würde stets unsterblich bleiben. Der Elb warf einen Blick in den Beutel, in dem das Buch lag. Arwen hatte darauf bestanden, es mitzunehmen. Doch noch immer hatte sie geschwiegen, ihm nicht den Grund hierfür erklärt.

Marmorne Säulen, an denen sich verwildernde Büsche heraufdrängten, hielten noch immer die kunstvollen, leicht gebogenen Dächer, unter denen sich ebenmäßige Arkaden aneinander reihten, fensterlos jedem Gewächs Einlass gewährten. Fast unheimlich war der Klang von Arwens widerhallenden Schritten auf dem steinernen Untergrund, als sie die Empfangshalle betrat. Noch immer schmückten hauchdünne, rötliche Vorhänge den Eingang, nur geisterhaft wiegte sie der Wind auf seinen warmen Schwingen. Haldir hörte Arwen leise seufzen, sah, wie ihre zierliche Hand beinahe zärtlich über den Rahmen der breiten Tür streichelte, die zur großen Bibliothek ihres Vaters führte. Inmitten des großen Raumes führte eine hölzerne Wendeltreppe hinauf in ein zweites Stockwerk.

Was glaubt Ihr, hier zu finden, meine Königin?, fragte der Galadhrim leise und als hätte er sie aus ihren Tagträumen geweckt, schaute sie sich überrascht zu ihm um. Seine schmale Gestalt wurde vom weichen Licht des Morgens umschmeichelt, goldene Sonnenstrahlen flochten schimmernde Strähnen in sein langes, blondes Haar. Arwen lächelte bei dem sich ihr darbietenden Anblick. So ernst und arrogant, wie er manchmal wirkte, so unnahbar und distanziert, so war er doch gleichzeitig von Herzenswärme und Loyalität erfüllt, die man ihm nicht sofort ansah. Doch wie bei einem jeden lebenden Wesen unter Erus wachen Augen gab es noch etwas auf dem zweiten Blick zu entdecken. Ich glaube, dass mein Vater ein zweites Exemplar des Buches besaß, das wir aus der Bibliothek Minas Tiriths mitgenommen haben., sie streckte ihren Arm aus, deutete Haldir so, ihr das Buch auszuhändigen, was er sogleich tat. Ihr erhofft, den Beweggrund des Weggehens Eures Sohnes durch die fehlende Seite herauszufinden, schlussfolgerte Haldir richtig. Arwen musterte den Elben aufmerksam, der Duft von wildem Lavendel hüllte das große Gemach ein, vermengte sich mit dem Geruch von alten Büchern. Versteht mich bitte nicht falsch, Haldir, aber ich würde es begrüßen, wenn Ihr mich für eine Zeit allein ließet, sagte sie in höflichem Ton, doch in ihren Augen schimmerte ein bestimmender Glanz, der den lorischen Elben gehorchen ließ.

Er verbeugte sich vor ihr, ehe er sich umwandte und aus der Bibliothek trat, die Königin darin zurückließ. Kaum war sie allein in den Räumlichkeiten, legte Arwen ihren Mantel ab, legte ihn behutsam über die Lehne eines Stuhles, auf dem Elrond früher immer zu sitzen pflegte, wenn er seine Studien durchführte. Dann glitten ihre Finger über den ledernen Einband des Buches. Sie fühlte die Schriftzeichen, die hineingestanzt worden waren, roch die vergilbten Seiten förmlich. Dann blätterte sie eilig in dem Schriftstück, bis sie jene Seite gefunden hatte, die herausgerissen worden war und nur einzelne, unsauber gerissene Papierfetzen in der Buchmitte hinterlassen hatte. Arwen wusste nicht mit Sicherheit, ob sie den Band unter den vielen hundert Büchern ihres Vaters finden würde, aber ihr Herz flüsterte ihr zu, dass sie Aragorn somit bei der Suche nach den Kindern behilflich sein könnte.

Haldir hatte sich derweil auf einer steinernen Bank eines Pavillons niedergelassen, von wo er aus die kleine Brücke sehen konnte, unter der die mächtigen Strömungen der Bruinen Furt entlang schnellten. Der Nebel tauchte fast ins rasende Nass, während sich die lieblichen Sonnenstrahlen dieses heißen Sommertages im klaren Wasser zu einem winzigen Regenbogen brachen, ihn in allen nur erdenklichen Farbnuancen aufleuchten ließen.

Haldir stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich weit zurück, streckte die müden Beine längs aus und schloss seine Augen. Er fühlte, wie ihn die Wärme wie ein schützender Mantel umgab und seine Sinne waren trunken von dem betäubenden Duft der Lavendelsträucher. Ab und zu wehte ein laues Lüftchen durch sein Haar, trug den Duft der Freiheit an ihn heran. Haldir liebte den Sommer und seine Lebendigkeit. Und dennoch, umarmt von der Schönheit der Natur und Einzigartigkeit dieses Ortes, fühlte sich der Elb leer und einsam. Er liebte sein Volk mehr als alles andere, sogar mehr als sich selbst und er musste mit ansehen, wie alle, für die er tiefe Freundschaft und Zuneigung verspürte, nach und nach aus seinem Leben verschwanden. Und er selbst? Würde er die Ewigkeit einsam zubringen, noch lange mit ansehen, wie Lothloriens Wälder starben? Der Elb glaubte nicht, dies verkraften zu können. Vorsichtig schlug er die Lider auf, gab seinen Augen Zeit, sich an das ihn beinahe blendende Sonnenlicht zu gewöhnen, das über den Wipfeln der Bäume hervorblitzte. Er konnte Legolas Entscheidung, dem Thron Eryn Lasgalens zu entsagen, nie verstehen. Bis zu jenem Moment. Lalaithwen war nicht nur eine Liebelei für ihn, wie es Haldir immer geglaubt hatte. In den Augen seines Freundes hatte er einen Ausdruck gesehen, der ihm früher fremd gewesen war. Immer dann, wenn er sie ansah.

Ja, Legolas war ein Glückspilz – adelig geboren und einer der besten Bogenschützen, den das Volk der Eldar jemals hervorgebracht hatte, noch dazu verlobt mit seiner wahren Liebe. Haldir wusste, dass dies alles über der Macht stand, die ein König auszuüben gewillt war. Und er verstand nun auch, wieso sich Legolas vor seiner Verantwortung so scheute. Es würde nach ihm keinen König von Eryn Lasgalen geben. Denn alle Elben verließen Mittelerde und Haldir konnte gut nachvollziehen, dass sich Legolas nicht imstande fühlte, dem gleichen Sterben zuzusehen, wie es dem Galadhrim vorbestimmt war. Außerdem war da noch Legolas Vater, König Thranduil, der einst mit Erzürnen und Enttäuschung das Fortgehen seines Sohnes verfolgt hatte. Haldir hoffte für seinen langjährigen Freund, dass dieser Bruch zwischen Vater und Sohn bald getilgt werden konnte.Seinen weitschweifenden Gedanken nachgehend, bemerkte Haldir zunächst nicht, dass Arwen aus den kühlen Hallen Bruchtals zu ihm in den Pavillon trat. Ein sanftes Lächeln schmückte ihre erhabenen Züge, als sie Haldir so gedankenversunken dasitzen saß. Ihr missfiel es fast, ihn anzusprechen, dennoch tat sie es, weil es die Umstände unbedingt erforderten.

Verzeiht, wenn ich Euch störe, Haldir, begann sie leise und der Galadhrim schaute überrascht zu ihr auf, schalt sich selbst einen Augenblick lang dafür, so unachtsam gewesen zu sein, Aber ich fand, wonach ich suchte, sprach sie dann leiser, reichte dem Elben das Buch ihres Vaters, das, bis auf den Einband, dem anderen täuschend ähnlich war. Haldir begab sich in eine aufrechte Sitzposition zurück und schlug das Buch auf. Ich glaube zu wissen, wohin es die Kinder zieht. Und ich bitte Euch erneut um einen großen Gefallen! Haldir beunruhigte der Ernst in ihrer klaren Stimme und ihr Blick verriet ihm, dass dieser mehr von ihm forderte, als nur die Begleitung der Königin... .

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Und dann...ging ich nach Ithilien, endete Lalaithwen ihre Erzählung, der Daelior schweigend, doch alles andere als desinteressiert zugehört hatte. Der Morgen graute im Osten, hüllte die Emyn Muil in ein schauderhaftes Licht. Wieso...ich meine...warum hat er dich gehen lassen?, Lalaithwen glaubte fast, Ärger in seiner Stimme zu hören und schaute ihn verwundert an.

Weil ich ihn darum gebeten habe, sagte sie und er legte die Stirn in tiefe Runzeln, als wolle er nicht wahrhaben, dass ausgerechnet sie sich für diesen Weg entschieden hatte. Solle einer diese edlen Elben verstehen! Und wie...wie...habt ihr wieder zueinandergefunden?, fragte der vernarbte Elb leise. Lalaithwen war aufgefallen, wie zurückhaltend und stockend er sprach, wenn er ihr Fragen stellte, als fürchtete er, sie durch seine manchmal forsche Wortwahl zu beleidigen. , begann sie, als urplötzlich Gimlis lautes Lachen erschallte und Lalaithwen sogleich aufsprang.

Alle im Lager wandten sich zum weiten Höhleneingang um, die Wachen ließen erleichtert ihre Schwerter zu Boden sinken, als die Silhouette zweier Pferde, zweier Elben und der kleine Schatten einer fülligen Person sichtbar wurde. Du kannst unmöglich zweiunddreißig haben, Thíluil...du bist doch noch grün hinter den Ohren...oder du hast geschummelt, wie ihr Elben es gern mal tut!, hörte Lalaithwen Gimli brummen. Nenn es Anfängerglück, aber zweiunddreißig sind meiner Rechnung nach mehr als dreißig und erstrecht mehr als siebenundzwanzig!, lachte Thíluil. Ich hatte nicht genug Freiraum auf dem Rücken eines Pferdes, wenn Legolas mir den Weg versperrt!, verteidigte sich der Zwerg. Früher hattest du damit nie Probleme, lachte Legolas und Lalaithwen fiel ein schwerer Stein vom Herzen bei dem schönen Klang von der Stimme ihres Geliebten. Als er letztendlich mit seinen beiden Gefährten aus dem Schlund der Höhle trat und all ihre Ängste ins Nichts verbannte, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus, ging zögerlich auf die Neuankömmlinge zu.

Daelior, der ihr überrascht nachschaute, war in jenem Moment vergessen. Thíluil und Gimli zankten noch miteinander, als Legolas seine Verlobte erblickte und jeder Zorn und der verletzte Stolz waren vergessen, als sie zögerlich zu ihm ging. Wo habt ihr nur so lange gesteckt?, fragte Aragorn Legolas, nicht minder erleichtert als Lalaithwen. Der Elb warf Lalaithwen einen flüchtigen, vorsichtigen Blick zu, ehe er an den König gewandt sagte: Thíluil, mein ehrwürdiger Bruder und selbsternannter Experte in Orientierungsfragen, meinte fälschlicherweise den Ausgang zu kennen. Wir waren gefühlte zwei Stunden unterwegs, als wir bei den Silberseen ankamen. Bitte verzeih unsere Verspätung, lächelte Legolas und Aragorn klopfte ihm auf den Arm, beteuerte nur, dass er froh darüber war, ihn und die beiden Streithähne gesund und munter wiederzusehen. Thíluil zwinkerte seinem Bruder vielsagend zu, als er und Gimli die Pferde an Lalaithwen vorüber führten und das Paar allein ließen.

Lalaithwen sagte nichts, sah ihn nur mit einem undeutbaren Blick an. Legolas wagte ein sanftes Lächeln, als sie nahe an ihn herantrat. Sie atmete hastig, was von ihrer inneren Aufruhr sprach und wich seinem liebevollen Blick aus. Er glaubte, dass sie gegen Tränen ankämpfte. Als er sie schon umarmen wollte, boxte sie ihm wütend gegen den Brustkorb, was ihn einen Moment lang aus der Fassung brachte. Du findest wohl Gefallen daran, mich zu schlagen?, brachte er dann mit einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen hervor.Manchmal schon, sagte sie und kleine Tränen sammelten sich in ihren Wimpern. Dann fiel sie ihm so heftig um den Hals, dass Legolas beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, dann aber sogleich die innige Geste erwiderte, sie fester denn je an sich presste. Er presste tausend kleine Küsse auf ihren Schopf, wiegte sie zärtlich in seinen starken Armen. Mach das nie wieder! Hörst du? Ich hatte Angst, dass du nicht mehr zurückkommst, wisperte sie mit tränenerstickter Stimme, worauf er ihre Ohrspitze küsste und leise hineinflüsterte: Ich lass dich nicht mehr allein. Das verspreche ich dir

Sie umklammerte fest seine angeschlagene Schulter, so dass sich Legolas seiner Verwundung erst wieder richtig bewusst wurde. Ein ungewolltes Stöhnen entwich seiner Kehle, als sie mit ihrem Arm die Wunde streifte. Fragend schaute sie zu ihm auf, aber er lächelte nur gequält.

Die kleine Elbe drehte ihre Hand und erblickte zu ihrem Erstaunen Blut daran. Du bist verletzt, stellte sie fest, sogleich behutsam über die gereizte Haut seiner Schulter streichelnd. Das ist nicht so wichtig, wehrte er sanft ab, ergriff ihre Hand, mit der sie umsorgt seinen Arm liebkoste. Dann umfasste er mit der anderen Hand ihr Kinn und beugte sich das letzte Bisschen zu ihr herab, küsste sie sinnlich. Na also. Geht doch! Macht beim nächsten Mal nicht so ein großes Theater!, riefen ihnen Merry und Pippin im Chor zu, worauf die anderen im Lager herzlich lachten. Sogar Ferrél, der noch gegen starke Schmerzen anzukämpfen hatte, aber außer Lebensgefahr war, hatte eines seiner seltenen Lächeln auf den Lippen. Daelior hatte sich von den anderen abgewandt, konnte und wollte nicht mit ansehen, wie der Elb sie in seinen Armen hielt. Was war nur mit ihm los? Er hatte sich doch für sie gewünscht, dass sie nicht mehr traurig war, keine Angst mehr haben musste. Und nun, wo alles wieder gut zu werden und seinen gewohnten Gang zu gehen schien, war ihm unwohler als jemals zuvor.

Ab und an benehmen wir uns wirklich wie kleine, bockige Kinder, stellte Lalaithwen schief grinsend fest, mit den Fingern am Hemdkragen ihres Verlobten herumnestelnd, die fest zugezurrten Schnüre ein wenig lockernd. Er strich ihr seufzend durch das blonde Haar und erwiderte: Ich denke, dass Filegon manchmal erwachsener ist, als wir beide zusammen Lalaithwen lächelte breiter, küsste sanft die von ihr selbst vom Stoff freigelegte Haut an seinem Schlüsselbein. Trotzdem war ich von deinem Verhalten nicht sonderlich begeistert, mein Held, mahnte sie kleinlaut und er nickte, strich ihr eine letzte kleine Träne aus dem Gesicht. Ich hätte Daelior nicht so misstrauen sollen...schließlich hat er dich und die anderen wohlbehalten nach draußen geführt, gestand Legolas ein.

Sag das Daelior und nicht mir, forderte sie, ihm versöhnend eine blonde Strähne, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, hinter das spitze Ohr streichend, Aber zunächst lässt du dir besser deine Wunde versorgen. Geht es den anderen beiden gut? Lalaithwens Frage wurde von selbst beantwortet, als sie aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Thíluil sich schon wieder über den außer sich geratenen Zwerg amüsierte. Daelior hatte sich schließlich besonnen und war zu den anderen getreten. Legolas nickte ihm zu und sagte: Ich danke Euch, Daelior Der Elb hob nur eine Braue, ansonsten war keine Regung in seinen Gesichtszügen auszumachen, Ich habe an Euch gezweifelt...bitte verzeiht!, fügte Legolas aufrichtig hinzu. Dankt den Pferden, dass sie uns alle aus der Dunkelheit geführt haben, entgegnete der Drachensohn nur heiser, warf Lalaithwen einen flüchtigen Blick zu, nickte Legolas zu und wandte sich den Verletzten zu, um Aragorn bei deren Heilung zur Hand zu gehen.

Legolas sah ihm lange nach, nicht mehr mit Misstrauen, aber dafür mit großer Verwunderung. Erst seine Geliebte riss ihn aus seinen Gedanken, als sie sacht an seinem Hemdärmel zupfte und murmelte: Nun komm schon, Melethron a nîn [**] Der Elb schaute zu Lalaithwen mit einem Schmunzeln hinab und wiederholte ungläubig: Sie zwinkerte ihm frech zu, gab ihm einen liebevollen Klaps auf sein Hinterteil, so dass er nur noch verdutzter dreinschaute und ihr nach kurzer Zeit folgte, um sich versorgen zu lassen. Diese Unbeschwertheit zwischen ihnen hatte er so sehr vermisst. Noch einmal würde er dies alles nicht aufs Spiel setzen...vor allen Dingen nicht wegen solcher Kleinigkeiten.

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[*] Sindarin für Kette der nebligen Gipfel = Nebelgebirge

[**] Sindarin, dürfte so viel bedeuten wie mein Liebhaber (Sindarin-Hardliner, zerhackt mich net, ich bin kein Profi darin)

Yeah, hoffe das Kapitel hat euch halbwegs zugesagt...hab euch ja mehr Haldir versprochen...gibbet auch in den Folgekapiteln wieder ^^ Wir sehen uns leicht verspätet am 20.3. wieder! (es sei denn, ich habe mir alle Plüschknochen gebrochen...was ich als recht unangenehm empfinden würde)

Ich: Ok...was immer du mir damit sagen wolltest, ich will nur, dass du weißt, dass ich dir von Herzen danke *lol*

BlackPearl: Mmh...gute Frage mit den Pferden...ich denke zwar net, dass die Tierchen sonderlich gut sehen, aber ich denke trotzdem, dass sie nen ausgeprägten Orientierungssinn haben...kann mich auch irren (musst mal Jana fragen, die weiß das sicherlich *g*) Ja, im Nachhinein sehe ich auch, dass Jollys Entführung ein wenig schnell vonstatten ging...andererseits wollt ich das Kapitel nicht ins Unendliche ziehen...hm...jau, wurde zum Admin *lach* War alles Caros Idee...bisher ist es aber noch erträglich ^^ *knuddelz*

Christin: Ein Kapitel pro Tag? *loool* könnt ihr haben, aber dann ist es nur ungefähr eine halbe Seite lang ^^ Meine Mom liest die Kapitel, wenn sie Zeit hat auch schon vor und sie ist eigentlich die Erste, die herumnörgelt, warum es nicht viiieel länger ist *lach*...nein, nur Spaß. Freut mich, dass du die Geschichte immer noch verfolgst *freuknuddelz* Aber glaub mir, für mich gehen 10 Tage schneller rum, als mir manchmal lieb ist *g*

HexenLady: *Kopf einzieh* Du willst mich bestrafen? Und wenn ich mich rechtzeitig nach Malaysia absetze, was dann? Jagst du mir dann Interpol auf den Plüschpelz? *lach* Ok...mal sehen, ob ich mich davon einschüchtern lasse ^^ Nein, Leggy und co verlaufen sich net im Berg...zumindest nicht auf so ne arg tragische Weise, aber Jolly...ob der sooo schnell oder überhaupt freikommt? *sich nachdenklich am Kinn kratzt* Danke für die Review :) *schmatz*

Dana: Hey *knuddel*, eines der besten Kapitel bisher? O.o wow...ich bin immer wieder erstaunt, wie ihr Leser manchmal so eure Hitlist aufbautwürde mich mal interessieren. Notizen während der Review? Gute Methode...könnte ich mir auch mal angewöhnen, denn du kennst ja mein Siebgedächtnis mittlerweile und ich hau meist einiges durcheinander beim reviewen. ^^ Yeah, Elben-Zwerge-Duett *g* Na so schlimm is Leggy aber net verletzt *stirnrunzel* Nun ja, ich habe das Kapitel meist vor Updatetermin fertig (falls ich doch mal Stress habe und dann nicht in Verzug komme) und schreibe so weit wie möglich vor. Es gibt einfach Tage, an denen ich absolut null Freizeit habe und schlecht weiterschreiben kann. Deswegen heißt es: teilweise Vorsprung herausschreiben ^^ *knuddel*

Mystica89: Yay, hab dein neues Kapitel schon gelesen, aber noch net reviewt, weil ich net wusste, ob ff.net das gute Stück auf nimmer wiedersehen verschluckt – deshalb bekommst du sie noch :) Ja, Jolly hat wirklich net viel zu lachen...aber das ist erst der Anfang *bösegrins* *lach* Sind wir ein wenig schadenfroh? Ok, ich gebe es zu, ich hatte auch ein Dauergrinsen auf den Lippen, als ich die Passage schrieb :) Yeah, ein bisschen Komik darf net fehlen *weissag* Review bekommst du noch *umknuddel*

Finda: Ui, kein Quietschen? *g* Ok, gab es ja auch net wirklich Grund zu, aber da gibt es bald wieder was für dich *versprech* Deine Lehrer würden arg staunen, was du für Meisterleistungen hinlegst...aber ok, wenn du ein Deutsch-Abi mit 13 Punkten schreibst, sind die sowas schon von dir gewohnt *g* (nochmals gratulier) Ich hoffe, das Kapitel stellt dich zufrieden? *nervös guck* Vielen, vielen lieben Dank übrigens für dein neues – Kapitel...war wieder sensationell! *schmacht* Schreib du doch für mich hier weiter *unterwürfig aufschau* *knuddelganzfest*

Airihnaa: Eine Frage vorweg: Wer ist Altmeister Johnny? *lol* Bester Schnitt? *lach* Ich hab die Oscarverleihung auch so mit dem Hintergedanken geguckt FF-Oscars wären schon cool...ich mein, könntest in sooo viele Kategorien, z.B. Best Slash-Fic, etc Preise verleihen... hihi, aber war mal wieder ein uninniger Geistesblitz meinerseits. Ja, mehr Arwen und Haldir, wie ich es versprochen hab ^^ und beim nächsten Kapitel sind sie auch wieder eingeplant! Cool...Ferienlager...hätt ich irgendwie keine Nerven für! *staun* Schade mit den Kuhtoons...aber selbst, wenn man die guten Stücke einscannen würde, wäre das Original immer noch am besten, wie ich finde...zumindest bei meinem Schrott-o-Scanner *Scanner tätschel* *mithacht* *knuffel*

Viechle: Oho, ein singendes, klingendes Viechle :) *bewunder* Wieder eine Kategorie, in der ich ne totale Niete bin *hat Musik deswegen abgewählt* Ach ja, übersetzt du Haben und Halten eigentlich zuende? *hoff* Auch du bekommst noch Reviews *schäm und sich das aufschreib* Hey, jede Folter is erträglicher als Nimiel *lol* Bin ja sehr gespannt, was alles passieren muss, damit ich die je leiden kann *lach* Die Oscars hab ich übrigens auch erst ab um 4 gesehen, weil ich am nächsten Tag nen 3 Stunden-Aufsatz schreiben musste *den ich wahrscheinlich total versemmelt habe*, habs aber auch aufgenommen *g* *lol* Filegon 1 und 2...das is gut...klingt, als wären die irgendwie Terminatortypen, die man nach Seriennummern ausrangiert ^^ *knuddel*

Soraya: Ui, eine stille Leserin? O.o *die Äuglein reib* Hups, sorry wegen der Wiederholung von manchen Wendungen...im Schreibfluss krieg ich das manchmal gar net mit *kauft sich ein Synonym-Wörterbuch* Ach, hast du auch so viel Spaß an Mathe wie ich? *ironisch grins* Ich schreib am Donnerstag Klausur und sehe mein Ende mit rasenden Schritten nahen. *lach* vielen lieben Dank für deinen Kommentar! *freu*

Jathy: *lol* Ich werde sehen, was sich bezüglich einem Thíluil-Gimli-Duett machen lässt ^^ Ein bisschen Humor und Komik muss ja die Stimmung a bissl auflockern :) Und Thranduil...ja, Thranduil sollte man auch noch net aus der Story streichen, der bekommt noch was zu tun *aber nix verrät* *knuddel* Danke für die Review!!!

Feanen: Gratulation!!! *Champagnerflasche köpf* Na bitte, der Grundstein zum ist ja gelegt ^^ Weißt du schon, wann die praktische Prüfung naht? *dir auf jeden Fall alle Hufe drückt* Ja...die Wege von ff.net sind manchmal wirklich unergründlich...bin fast bekloppt geworden, als es wieder Reviews gefressen hat...bisher macht das die Seite jedes Jahr! Langsam sollten die mal dahinter steigen! *seufz* *knuddel*

Donsiwe: Mein Groupie, mein Groupie *sich antatschen lässt* *lol* Meine Güte, jetzt spinnen wir schon auf ff.net weiter...! Na die Links kannst du ja jetzt wieder verbummeln, die Such-Funktion geht ja wieder *staun und ff.net mal lobt* :) Wir sehen uns im Chat *lol* und net so laut kreischen ^^ *knuddelz*

Nuriana: Last but not least zu der wohl emotionalsten Review, die ich je bekommen habe *grins* Wow, also hab mich ehrlich gefreut, dass du anscheinend mit so viel Elan die Story verfolgst und mitfieberst *lol* Freut mich sehr! Den Namen hab ich vom ehemaligen Maskottchen (ein Stoffpferd namens Knut-Gunther) meines Ex-Volleyballvereins :) *lach* Ja, das auf OBL ist wohl ein Tippfehler, der seit der Erscheinung meiner FF vorhanden ist, einfach net irritieren lassen ^^ *lol* sorry, wenn dich die Wendung so stört, aber ich mach das net bewusst...ich werde in Zukunft drauf achten! Dass Laith eine Noldo ist, bedeutet für sie insofern viel, weil sie immer glaubte, keine reinblütige Elbe zu sein. Das begünstigt u.a. die Verbindung mit Leggy. Wegen dem Schatz: es geht nicht darum, dass sie weiß, dass sie eine Noldo ist, sondern dass der Besitz ihres Hauses wieder ihr gehört. Hihi, also der Fluch der Karibik Soundtrack ist echt genial...den hör ich sogar manchmal beim Schreiben :) Igitt...Latein...Gott sei Dank hab ich das bald los...*g* Wie ist der Test denn verlaufen? Danke für diese XL-Review *freu* *knuddel*