A/N: Früüüüüüühling! *freu* Endlich kommen auch in dem entlegendsten, schnarchigsten Kaff wie diesem, in dem ich wohne, die Sonnenstrahlen raus. *sich die Schnute bräun während aus Fenster schau* Ich hoffe, ihr habt die Zeitumstellung in der Nacht von Samstag zum Sonntag gut überstanden?! Eine Freundin erzählte mir, dass diese Zeitumstellung schlimmere Auswirkungen auf den menschlichen Körper hätte, als ein Jetlag nach einem Flug um die halbe Welt. Fragt mich nicht, ob das stimmt, ich weiß nur, dass ich empört darüber war, dass man mir schon wieder eine Stunde Schlaf geklaut hat. OK, genug dem Gebrabbel über den Beginn der Sommerzeit. Steckt die Rollkragenpullover weg und lest artig, was ich euch mal wieder pünktlich nach 10 Tagen serviere :)
Caro, der Strumpfhase, war mal wieder sehr fleißig und hat mein Skitagebuch, inklusive einiger Bildchen auf stoffpferd.mindl3ss.net veröffentlicht...schaut doch mal vorbei, wenn ihr mögt :)
Disclaimer: Wäre ich nicht so gut gelaunt, würde mich das hier schon wieder gewaltig nerven. Was, wenn man mal den Disclaimer einfach so vergisst? Heißt das gleich, dass man mit dem einen, schmächtigen Kapitel im Verdacht steht, Millionen auf dem Schwarzmarkt zu machen? Falls es Juristen unter meinen Lesern geben sollte, klärt mich auf *g* Alles Tolkien, nix meins.
Achtung: Eine Stelle wird Vegetarier sicherlich besonders freuen *g* Ach ja, und Haldir hat in diesem Kapitel wenig Spaß ^^
Fast zwei Tage und zwei Nächte waren mittlerweile ins Land gezogen, seit Eldarion, Filegon, Tari und Selina den Entschluss gefasst hatten, auf gut Glück gen Rhûn zu reiten, obgleich sie ohne die Hilfe irgendwelcher Spuren blindlings über das Land zogen. Das wohlgeformte Relief der Umgebung war geprägt von sich streckenweise erhebenden, flachwelligen Hügellandschaften, die sich stetig mit weiten Talauen abzuwechseln schienen. Es war später Nachmittag, als das Sonnenspiel geheimnisvolle Schatten über das Land zauberte, eine stimmungsvolle Atmosphäre schuf, die den Betrachter beinahe vergessen ließ, in welcher Einöde er sich hier befand.
Ich kann nicht mehr...mir fallen gleich die Augen zu, wisperte Tari erschöpft und den Oberkörper weit vornüber gebeugt, Ich muss schlafen, Filegon...sonst kipp ich noch mal einfach so vom Pferd! Der Elb überlegte einen Moment lang, ehe er sich an Eldarion wandte: Was meinst du...können wir uns eine Pause leisten? Der Prinz hätte nicht antworten müssen, damit Filegon realisierte, dass eine Rast mehr als dringend nötig war. Dunkle Ringe umsäumten die Augen des Jungen, der gesunde, fast rosige Teint war einem fahlen Grau gewichen, was ihn unglaublich alt erscheinen ließ. Die Schultern hingen herab, als ob Eldarion nicht einmal mehr genügend Kraft hätte, aufrecht zu sitzen. Filegon...wir sind pausenlos durchgeritten...bei Nacht wie auch bei Tageslicht. So sehr die beiden uns auch ans Fell wollen, Reevo und Zakwa machten auf mich nicht den Eindruck, als seien sie sonderlich ausdauernd... Selina kommentierte Eldarions Einwurf mit einem lauten Gähnen. Zwar war sie die Einzige von ihnen gewesen, die ein wenig Schlaf bekommen hatte, aber auf einem Pferderücken schlief es sich zuweilen recht unangenehm.
Filegon drehte sich um und folgte dem Nordwind mit wachen Sinnen. Sein Gefühl versicherte ihm, er könne mit seinen Freunden unentdeckt die Nacht verbringen. Auf der Westseite ihres Weges erstreckte sich ein riesiges Weizenfeld, dessen goldene Ähren weit in den Himmel hinaufreichten, wohl nach der Berührung der einsamen Sterne strebten.
Tari schaute in die gleiche Richtung des Elben und öffnete vor Erstaunen den Mund: Seit wann reiten wir schon neben diesem Feld her? Bin ich schon so müde, dass ich rein gar nichts mehr mitbekomme? Man konnte es als einen Akt der Entrüstung auffassen, als sich Tari durch das rotblonde Haar strich und einen leisen Seufzer ausstieß. Zu deinem Troste, Tari, erst seit einigen Stunden begleiten uns die Ausläufer des Feldes, sagte Filegon, der wie alle anderen sein Pferd angehalten hatte. Naru, der ein gutes Stückchen hinterher trottete, ließ sich japsend und jaulend nieder, als er bemerkte, dass kurz Halt gemacht wurde.
Seit wann können uns denn Blumen begleiten?, wollte Selina wissen, die nichts so recht mit der Sprechweise des Elben anzufangen wusste und die in ihrem Sprachgebrauch nicht all zu viele Pflanzennamen nutzte, so dass sie gern sämtliche Gewächse Mittelerdes in die Kategorie einteilte. Filegon schmunzelte bei ihrer Bemerkung und tätschelte ihren Kopf, ohne weiter auf ihre Wissbegier einzugehen. Meinst du, dass in der Nähe Menschen wohnen?, fragte Eldarion leise, das schweißnasse, edle Gewand hatte seinen Glanz verloren und leuchtete nur matt im Sonnenlicht auf. Filegon schüttelte den Kopf und deutete mit der ausgestreckten Hand auf die viel zu hoch gewachsenen Pflanzen und die teilweise umgeknickten Stängel. Lange schon hat sich keiner mehr um die Ernte oder den Wuchs des Weizens geschert...siehst du das Unkraut, das den Boden förmlich überwuchert?
Aragorns Sohn nickte, war es allem Anschein nach leid, auch nur einen flüsternden Ton aus seiner trockenen Kehle zu erzwingen. Filegon stülpte die beigefarbenen Ärmel seines Gewandes ein wenig zurück und löste eine der Wasserflaschen, die er an seinem dunklen Gürtel befestigt hatte. Die silberne, blattförmige Schnalle fing das Tageslicht auf und wäre er, wenn auch aus Versehen, mit seinen Händen in Berührung mit dem edlen Metall gekommen, so hätte er sich mit Sicherheit daran verbrannt. Haltet noch ein bisschen durch, nicht mehr lang und die Sonne wird untergehen. Bis dahin finden wir sicherlich ein sicheres Plätzchen für die Nacht, schlug Filegon vor und wenn seine Freunde auch mit Widerwillen und zerknirschten Gesichtern auf seine Idee reagierten, nahmen sie sich schlussendlich doch vor, ein wenig auszuharren, um endlich wieder schlafen zu können ohne einen Überfall oder dergleichen befürchten zu müssen.
Wie sehr ich doch den Winter liebe, wird mir an Tagen wie diesem mit entsetzlicher Klarheit bewusst, stöhnte Tari. Auch wenn die Sonne längst ihren Höchststand verlassen hatte und sich nun in westliche Gefilde neigte, schien selbst die Luft zu brennen und Funken zu sprühen. Filegon reichte Eldarion derweil die Flasche, deren Inhalt nicht mehr kühlend und erfrischend war, aber dennoch gut genug erschien, um den zehrenden Durst zu stillen. Dankend nahm der Prinz die Feldflasche entgegen und nahm sparsame, kleine Schlucke. Die Vorräte gingen zur Neige und wenn sie nicht ein glücklicher Zufall ereilte, würden sie vor den Ufern des Schwarzen Meeres von Rhûn kein Trinkwasser mehr zu Gesicht bekommen und der brenzligen Gefahr des Verdurstens entgegensehen müssen. Wenn hier einst jemand ein Feld angebaut hatte, so bestand eventuell die Möglichkeit, dass ebenso ein Brunnen zur Bewässerung angelegt worden war. Filegon beschloss, sich später in der Nähe umzusehen und hoffte inbrünstig darauf, dass, wenn er einen Brunnen finden würde, dessen reiche Quelle noch nicht versiegt war.
Als sich dunkelbraune Schatten über die Erde ergossen, als wären sie Tinte, die aus ihrem versehentlich umgestoßenen Fässchen in skurrilen Formen auseinander lief, waren die Kinder am Ende ihrer Kräfte angelangt.
Auch die Tiere waren von den Strapazen der bisherigen Reise gezeichnet. Nicht einmal Naru vermochte mehr mit dem Schwanz zu wedeln, wenn Tari ihm liebevoll den grauen Kopf kraulte. So kam es ihnen allen recht, dass sich eine uralte, verlassene Hütte fand, deren Dach zur Hälfte von den natürlichen Elementen hinfortgerissen worden war. Die Wände bestanden aus dunklem Nussholz, fast hüfthohes Gras säumte die Grundrisse des Schuppens, verdeckte ab und an Risse im Holz, die Einblick in den Innenraum der Hütte gewährten. Und ihr seid euch sicher, dass diese Bruchbude verlassen ist? Was, wenn Zigeuner oder dergleichen hier hausen und nur herkommen, um hier zu nächtigen?, murmelte Tari, trotz der großen Erschöpfung keineswegs seine erweckte Vorsicht ablegend.
Eldarion, der als Erster von seinem Pferd gestiegen war, strich mit der flachen Hand über den Boden, deckte durch wiederholtes Wischen über den staubigen Untergrund die verdorrten Wurzeln einer Pflanze frei. Ich kann keine Spuren erkennen, die jünger sind als eine Woche, säuselte er dann und auch Filegon konnte keine Anzeichen von unliebsamen Bewohnern erkennen. Er wies Selina an, noch auf dem Pferd sitzen zu bleiben, während er und der Prinz die Umgebung untersuchten. Der Abend dämmerte allmählich und der Elb hob das Kind von dem Pferderücken, trug es in das kleine Häuschen. Das einzig brauchbare, das Eldarion darin finden konnte, war verstaubtes, teils beschädigtes Essgeschirr und eine alte, lederne Decke. Fluchtartig, wie es aussah, hatten die einstigen Bewohner ihre kleine Bleibe verlassen.
Müssen wir hier drin schlafen? Hier ist es sooo warm!, klärte Selina den Elben auf, der sie sacht auf dem Dielenboden absetzte und ihr ein Lager aus Decken herrichtete. So viel wärmer ist es hier drin auch nicht, zumal das Dach zur Hälfte offen ist, wollte Filegon das mürrische und noch immer traurige Mädchen überzeugen, Und zudem laufen hier keine ekligen Krabbeltiere herum, endete er seine Ausführungen, wobei besonders der letzte Punkt Selinas Dickkopf besiegte und das Kind artig an Ort und Stelle sitzen blieb, mit erwartungsvollen Blicken beobachtend, wie die drei Jungen die vorübergehende Unterkunft etwas gemütlicher einrichteten.
Ich will mich in der Nähe ein wenig umsehen, kommt ihr ohne mich zurecht?, fragte Filegon nach einiger Zeit, nachdem die Feuerglut der Sonne für diesen Tag erloschen war, aber der erdrückende Geruch der Schwüle noch immer in jeder Faser des Bodens feststeckte. Du solltest nicht allein gehen, gähnte Tari und auch Eldarion hatte Einwände gegen den spontan aufkeimenden Forschungsdrang des Elben: Wir sollten Wache halten...nur zur Sicherheit. Wir können uns abwechseln, aber ich hielte es für klüger, wenn wir zusammenblieben. Wonach du auch suchen willst, Filegon, das kannst du auch beim ersten Tageslicht erledigen
Der flehende Blick Selinas, sie nicht allein zu lassen, brachte Filegon schließlich dazu, von seinem ursprünglichen Plan abzusehen und vielfach zu beteuern, dass er erst im Morgengrauen die Gegend erkunden würde.
Eldarion war bereits, mit dem Rücken an einem leeren Regal lehnend, tief und fest eingeschlafen, seine Hände hielten noch die Landkarte fest, auf die er noch zuvor einen Blick werfen wollte. Lächelnd nahm ihm Filegon das Papier aus der Hand, faltete es ordnungsgemäß und verstaute es sorgsam im Rucksack des Prinzen. Bleiben also nur noch wir beide übrig, begann Tari, sacht über den Rücken seines ebenfalls eingeschlafenen Rüden streichelnd, Wer hält zuerst Wache? Selina schaute empört drein, als sie von Tari in der Nennung der Fähigen für die Nachtwache ausgelassen wurde. He, ich bin auch noch da und ausgeschlafener als ihr beide zusammen!, protestierte sie schmollend. Filegon lachte. In einem Punkt hatte sie Recht – im Vergleich zu den Jungen sah sie noch am muntersten aus. Sie boxte ihm verärgert in die Seite, als ihr gewahr wurde, dass Filegon sie nicht ernst nahm. Abrupt verstummte der Elb und zwinkerte sie verschmitzt von der Seite an. Selina, das geht doch nicht, wollte nun auch Tari abraten, doch was ein kindlicher Sturkopf ist, das lässt sich nicht so leicht abwimmeln.
Ich bin doch schon groß genug!, aus Demonstrationszwecken erhob sich die kleine Gestalt, die im diesigen Blau der pilgernden Nacht nur als schwacher Umriss erkennbar war. Selina, wenn etwas geschieht...du kannst nicht mit irgendeiner Waffe umgehen..., wollte Legolas Sohn mit sanfter Stimme das Mädchen von ihrer tollkühnen Idee abbringen, was sie harsch zu unterbinden wusste: Dann sind die Kra-Kras bei mir...das hab ich dir doch schon mal gesagt, sie klang aufgebracht und genervt, bestand unbedingt auf ihr Recht als Gruppenmitglied, Wache halten zu dürfen. Tari wechselte einen unsicheren Blick mit dem Elben, ehe er dann sagte: Also...nun...wenn wirklich etwas passieren sollte, könntest du uns sofort wecken...und ich könnte dich ablösen nach ein paar Stunden
Filegon starrte Tari entgeistert an, weil dieser ihm auch noch in den Rücken fiel. Selina lächelte triumphierend, worauf Filegon nur seufzte und die Hände auf seine Oberschenkel schlug. Meinetwegen...aber dass du dich morgen nicht beschwerst, wenn wir so früh aufstehen und du noch müde bist Selina stieß ein fröhliches Glucksen aus und fiel Filegon um den Hals, der mit ungutem Gefühl der kommenden Nacht entgegensah.
Ein Zauber, so mochte man sagen, hatte mit magischen Formeln das Wolkenband über den Himmel des Nebelgebirges zugezogen und entließ die Sonnenstrahlen hieraus nur mit milchig-trübem Schein.
Regen war wahrlich das letzte, das Haldir o Lorien jetzt gebrauchen konnte. Am Fuße des Amon Dínen, den er in seinem restlichen Tagesritt erreicht hatte, machte er Rast, um das Pferd zu schonen. Außerdem gingen noch immer Gerüchte um, dass wildes Getier im Dickicht der Gebirgswälder herumstreunte. Umso mehr lauschte Haldir auf, als aus der Ferne ein wimmernder Laut an sein Ohr drang, der dem Geheul eines Wolfes ähnlich zu sein schien. Ein weiterer Blick gen Himmel versicherte ihn dessen, dass die Nacht nicht mehr fern war und der graue Schleier des förmlich nie ersterbenden Nebels bald das dunkle Firmament vollends einhüllen würde. Er zurrte den Mantel an dessen Kragen fester zusammen, führte sein Pferd mit gemächlichem Schritt auf eine kleine Lichtung, auf der er zu rasten gedachte. Haldir war es wohler zumute, wenn er frei die Umgebung im Auge hatte und kein wildwachsendes Gehölz die Sicht versperrte. Auf einem Baumstamm, mittig gelegen auf der Waldlichtung, setzte sich der Elb und wartete sinnierend auf den Einbruch der Nacht. So schnell er konnte, würde er nach Eryn Lasgalen reiten...zumindest hatte er von jenen Worten gegenüber Arwen Gebrauch gemacht.
Aber bald schon realisierte der Galadhrim, dass sein Tier zu erschöpft war, als dass er es weiter hätte vorantreiben können. Bei Tagesicht, so erschien es ihm, war es bei weitem weniger riskant, in das schier unendliche Unterholz einzutauchen und anschließend den Pass über den Amon Dínen zu überqueren. Der Wind trug den Duft der feuchten Gräser und des herannahenden, nahezu unabwendbaren Regengusses heran.
Mit einem kurzen, zielsicheren Griff zog der Elb das Buch aus dem Beutel, faltete den Sack aus robustem Leinen ordentlich zusammen und legte ihn neben sich auf das weiche Holz nieder. Seine Finger fuhren behutsam die eingestanzten Schriftzeichen auf dem Buchrücken nach und als wäre er blind und könne seine Augen nicht mehr benutzen, um die Symbole zu entziffern, schloss er die Lider, während über seine Lippen leise die Silben glitten, die er durch die ertastenden Berührungen zu erkennen vermochte. Haldir wurde sich dessen bewusst, dass er ein Stück Geschichte der Eldar in den Händen hielt, das es nicht zuletzt deswegen sorgsam zu verwahren galt. Rhûn. Schon immer war dieses Binnenmeer und das umliegende Gebirge Urquell des Bösen. Aber dass jetzt noch, wo doch schon so viele Jahre nach dem Ringkrieg ins Land gezogen waren, immer noch Gefahr für Gondor drohte, war schwer für ihn vorstellbar.
Bedacht darauf, das alte Papier nicht zu schädigen, schlug der Elb das Buch auf, das in seinem Schoß lag. Auch wenn das spärliche Licht des wolkenverhangenen Abends das Lesen für normal Sterbliche erschwert hätte, hatte Haldir keinerlei Probleme damit, die Tengwarzeichen zu erkennen und in einem fort zu lesen. Im Gegensatz zu dem Exemplar, das in Minas Tiriths Bibliothek zu Hause war, war in jenem Buch, das einst Elrond gehörte, fast der gesamte Text mit elbischen Schriftzeichen verfasst worden. Gedanklich versuchte sich Haldir auf die Begegnung mit König Thranduil vorzubereiten. Was würde er sagen? Welche Worte würde er ihm gegenüber wählen und würden diese überhaupt Anklang finden? Wenn denn Thranduil überhaupt noch in Mittelerde verweilte - was garantierte dem Galadhrim, dass der König ihm Gehör schenkte? Er würde alles versuchen müssen, um den König von der Dringlichkeit der gegenwärtigen Lage zu unterrichten, auch wenn es ihm viel Geduld und Überzeugung abverlangte.
Eher aus Zufall als aus reiner Willkür schlug Haldir jene Seite des Buches auf, auf welcher die Geschichte der Noldor geschrieben stand. Das Medaillon, das er sofort wiedererkannte, zog ihn sogleich in seinen Bann. Tranceartig zog er die runde Form des Schmuckstückes, das hier mit sehr dunkler Tinte abgezeichnet worden war, nach, sah vor seinem inneren Auge, wie jenes Medaillon einst den Hals Lalaithwens zierte. War es wirklich ihre Familie, welcher der gestohlene Schatz der Noldor gehörte? Und waren die Kinder wahrlich deswegen ins Ungewisse aufgebrochen? Nur um Lalaithwens rechtmäßiges Eigentum zurück zu bekommen, begaben sie sich in Lebensgefahr?
Alle Spuren deuteten darauf hin. Die Seite, die dem Buch aus Gondor entrissen worden war, hatte er nun aufgeschlagen und sah das detailgetreue Abbild des verlorengeglaubten Schatzes. Er selbst wagte es nicht, an Arwen zu zweifeln, die entscheidende Frage jedoch war, ob Thranduil sich von bloßen Spekulationen würde überzeugen lassen.
Mit einem dumpfen, plumpen Geräusch fielen die Seiten des Buches aufeinander, als es Haldir zuschlug.
Kleine, flinke Regentropfen bahnten sich ihren Weg durch das all zu durchlässige Blätterdach des Gebirgswaldes. Und nicht zuletzt weil die Lichtung ungeschützt der Witterung ausgesetzt war, wollte es Haldir vermeiden, dass das Buch nass wurde oder sich gar die trockene Tinte verflüssigte und das lang bewachte Gut Elronds binnen Sekunden ruinierte. Zwar weinte der Himmel nur wenige, salzlose Tränen, dennoch konnte schon ein bisschen Wasser durch ein unglückliches Geschick das Werk von Jahrtausenden zunichte machen. Haldir verstaute das Buch in dem Beutel und pfiff zweimal kurz hintereinander, um sein Pferd dazu zu bringen, zu ihm zu traben. Er musste auch nicht lang warten, bis es etwas ausgeruhter auf ihn zugelaufen kam, die störenden und neckenden Regentropfen schnaubend aus der Mähne schüttelnd. Lachend strich er über die Blesse des Tieres, fühlte unter seinen Fingerspitzen, wie sich das kurze, recht raue Fell schnell anfeuchtete.
Was sagst du, mellon nîn, wollen wir uns unterstellen, bis der Regen aufhört, oder schnell weiterziehen, trockeneren Gefilden entgegen?, leise fragte er dies, unaufhörlich den Hals des Pferdes tätschelnd. Der Hengst schnaubte, entblößte kurzzeitig sein Gebiss und blähte die Nüstern auf, nur um anschließend erneut wild den Kopf hin- und herzuwerfen, um die lästigen Regentropfen aus dem Fell zu schütteln. Und du wirst keine längere Pause benötigen?, fragte er sanft, worauf der Hengst leise schnaufte. So recht wusste Haldir nicht, ob er das Tier wieder so stark würde beanspruchen können und so entschloss er sich, zu Fuß zu gehen und das Pferd mit sich zu ziehen, bis sie eine geeignete Stätte zum Schlafen gefunden hatten. Morgen wird ein besserer Tag sein, an dem du mir deine Kraft beweisen kannst, säuselte er dem Hengst zu, dessen Schweifschlag gut als Geste der Enttäuschung zu deuten war.
Doch Haldir ließ sich nicht erweichen und schritt mit dem Pferd an der Kandare über die Wiese, welche sich zu einem Hang erhob und dort von hohen Tannenbäumen umsäumt wurde. Irgendwo, so war sich der Galadhrim sicher, würde er ein gutes Plätzchen zur Nachtruhe finden... .
Habt ihr beiden euch eigentlich schon Gedanken darüber gemacht, welches Ständchen ihr zur Vermählungsfeier von Legolas und Lalaithwen anstimmen werdet?, flötete Pippin vergnügt, als sich die scharfkantigen Felsen der Emyn Muil immer rarer machten und in eine Landschaft aus sonnigem Grün übergingen. Jegliche Traurigkeit war endgültig aus ihrem Denken verbannt und guter Dinge ritten die beiden Lockenschopfe dicht an dicht mit Thíluil. Dieser schielte etwas nachdenklich zu Gimli herüber, der brummend hinter Legolas saß, als man ihn wieder einmal an seine müßige Pflicht erinnerte, die er noch abzuleisten hatte.
Der rotbraune, zottige Bart verbarg zwar Gimlis volles und ausdrucksstarkes Gesicht zum größten Teil, aber dennoch war der Missmut des Zwerges deutlich aus der breiten Stirnfalte zu entnehmen, die sich immer dann bildete, wenn Gimli schlechte Laune hatte. Ein elbisches Lied natürlich, sagte Thíluil überzeugt und der Klang seiner Stimme ließ vermuten, dass er keinen Widerspruch duldete, auch nicht jenen, den Gimli sogleich einwarf: Das ist ungerecht! Du vergisst, dass ein Zwerg mitsingen wird und eure Lieder sind ganz und gar nicht für unsere Stimmen geschaffen!
Thíluil schaute fragend zu seinem Bruder, der nur lächelte, wohl nur halbherzig das aufkeimende Streitgespräch des Elben mit seinem Freund verfolgend.
Du vergisst da etwas ganz Entscheidendes, Kurzer!, warnte Thíluil und vor Entrüstung über diesen Ausdruck blieb Gimli für einen Augenblick die Spucke weg, Wir singen auf einer Elbenhochzeit, nicht auf einem Dorffest!, argumentierte Thíluil weiter, so dass heiteres Gelächter aus der Gruppe hervordrang. Wage es ja nicht, zwergischen Gesang auf den Wert eines gewöhnlichen Festes zu reduzieren, Bürschchen!, grollte der Zwerg, dessen Pausbacken indes dunkelrot anliefen in seinem Eifer. Maliziös grinsend hob Thíluil die schmalen Brauen und sagte: Warst du denn schon einmal auf einer Elbenhochzeit? Ich meine, auf einer richtigen Vermählung nach elbischer Tradition? Lalaithwen drehte sich nun auch um, neugierig der löchrigen Argumentation Gimlis lauschend. Was glaubst du eigentlich, wie viele spitzohrige Freunde ich habe, hm? Legolas reicht mir schon aus und wenn seine gesamte Sippe so ist wie du, dann kann ich wohl darauf verzichten, bei irgendwelchen anderen elbischen Hochzeiten den Narr zu spielen!
War das ein Nein?, schmunzelte Thíluil, entzückt darüber, wie radikal sich die Gesichtsfarbe des Zwerges in Sekundenschnelle veränderte. Ja, das war es. Wenn deine gesamte Verwandtschaft so ist, wird es für mich eine all zu große Peinlichkeit, zu singen, Legolas, grummelte Gimli nun an seinen Freund gewandt, der sich lächelnd zu ihm umwandte und murmelte: Keiner aus meiner Verwandtschaft wird wohl anwesend sein, Gimli, also fürchte dich nicht! Lalaithwen schluckte schwer, als sie die Worte ihres Verlobten vernahm. Sie hatte nie gewollt, dass ein so großer Keil zwischen Legolas und seine Familie getrieben wurde und nun realisierte sie, dass sie selbst der Keil war.
Fürchten? Ein Zwerg fürchtet rein gar nichts!, posaunte Gimli und schlug sich mit der Faust auf die stolz geschwellte Brust.
Das sah bei den Pfaden der Toten aber noch ganz anders aus, mischte sich Aragorn ein. Die ganze Welt schien sich plötzlich gegen einen gerade mal vier einhalb Fuß großen Zwerg verschworen zu haben, denn Gimli kam sich ziemlich hilflos vor. Und nicht einmal Legolas wollte ihm Schützenhilfe leisten. Musst du diese alten Kamellen hervorkramen?, murrte der Zwerg beleidigt und beschloss, rein gar nichts mehr zu sagen, weil es den Anschein hatte, als würden alle Mitglieder dieser Gemeinschaft nur darauf erpicht sein, ihn zu verspotten. Nun ja, alle bis auf Daelior vielleicht. Dieser ritt wie zu Beginn ihrer Reise an der Spitze, allein und schweigsam, die dunkle Kapuze bedeckte seinen silbernen Schopf und der weite Umhang hüllte seine sehr schmale Gestalt gänzlich ein. Lalaithwen rätselte insgeheim, weshalb er sich schon wieder so zurückzog, war er doch regelrecht aufgeschlossen ihr gegenüber gewesen. Die Elbe schob es auf eine seiner Launen und beschloss, ihn besser in Ruhe zu lassen.
Aber der wahre Grund für Daeliors plötzlich wiedergekehrte Verschlossenheit war ein anderer – er fürchtete sich. Fürchtete sich vor dem, was aus ihm wurde, wann immer er in Lalaithwens Nähe war. Fürchtete sich vor dem, was er empfand. Verzweifelt versuchte er sich zu konzentrieren, gedanklich Kontakt zu Drúsella aufzunehmen, sie um Hilfe zu bitten, ihr einen Rat zu entlocken, wie er dem entgehen konnte, was ihn so schwach machte.
Denn der Elb ahnte, dass, obschon sie den Vorsprung der Kinder verkürzt hatten, dies noch ein gefahrvolles Abenteuer werden könnte und wenn dem so wahr, würde er sich auf seine Kampfkunst konzentrieren müssen und dürfte sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Sein umherschweifender Blick entdeckte etwa zwanzig Meilen östlich von ihrer Position aus eine Siedlung. Abrupt hielt er Lagor an und sein scharfer Blick eilte über das Land. Irgendetwas sagte ihm, dass die Kinder in jener Siedlung gewesen sein mussten. Entweder flüsterte es ihm der heiße Ostwind zu oder lag ihr Geruch noch in der Luft. Seine ausgeprägten Sinne wurden von einer so plötzlich Welle aus Empfindungen erschüttert, dass Daelior regelrecht schwindelig wurde.
Indes hatten Aragorn und sein Gefolge die Lücke zu dem Spurenleser geschlossen und tauschten verwunderte Blicke. Daelior...habt Ihr etwas?, fragte der König Gondors vorsichtig, mit Unmut die totengleiche Blässe in Daeliors vernarbtem Gesicht betrachtend.
, flüsterte Legolas, der nun auf gleicher Höhe mit Daelior sein Pferd zum Stehen brachte und seinem Blick über die weiten Grasebenen Dagorlads folgte. Daelior schaute ihn überrascht und fragend an, worauf Legolas weitersprach: Auf meinem Weg nach Ithilien habe ich dem Städtchen einen kurzen Besuch abgestattet...das liegt jedoch schon über zwanzig Jahre zurück, ich weiß nicht, wie sich die Siedlung entwickelt hat und ob dort überhaupt noch Menschen ansässig sind Aragorn fasste in die Brusttasche seines Gewandes, in der er das gefundene Haarband seines Sohnes aufbewahrte und drückte er fest, ohne es jedoch herauszuziehen. Besteht die Möglichkeit, dass die Kinder..., begann er und verstummte plötzlich. Ihm war deutlicher denn je anzusehen, wie sehr ihn die Sorge um seinen einzigen Sohn grämte. Lalaithwen streckte ihre Hand aus und umfasste Legolas Arm. Die Anspannung beider Elternteile ließ die Luft förmlich knistern, als schritte man auf heißem Wüstensand. Möglich wäre es allemal, flüsterte Daelior, Wir sollten ohnehin die Stadt besuchen, denn deren Einwohner können uns vielleicht Auskunft geben, falls sie Kinder vor einigen Tagen haben durchziehen sehen. Mûrcaras selbst birgt nur wenige Sprösslinge
Angestrengt wich er Lalaithwens hoffnungsvollem Blick aus, während er sich fühlte, als würde er innerlich verbrennen. Der Tag ist noch jung! Lasst uns nach Mûrcaras reiten!, schlug Legolas vor und Pippin konnte sich seine schon lang verkniffene Frage nicht mehr zurückhalten: Gibt es dort auch Gasthäuser?
Die allessagenden Blicke der anderen ignorierte er und schaute voller Eifer auf die für seine gewöhnlichen Augen nur als schwache Erhebung der Landschaft erkennbare Stadt. Mir scheint, wir sollten uns beeilen, weil Pippin wieder einmal dem Hungertode nahe ist...und ein gutes Bier habe ich schon lange nicht mehr getrunken!, dachte Merry laut nach. Bevor wir in Mûrcaras ankommen, dämmert sicher schon der Abend. Vielleicht ist der kurze Besuch eines Gasthauses gar nicht so abwegig, unterstützte Thíluil den Vorschlag des Hobbits. Das entscheiden wir lieber wenn wir da sind, endete Aragorn den heiteren Wortwechsel, Der Elb nickte nur und gab seinem Hengst die Sporen, jagte vornweg auf dem gräsernen Untergrund, worauf ihm die anderen voller Enthusiasmus folgten.
Das einzig Gute daran, dass sie seit Stunden durch den engen Schacht vorantrotteten, war die Tatsache, dass das pralle Sonnenlicht einem hier unten nicht das Fell verbrennen konnte. Pejou ermutigte Jolly dadurch, indem er ihm weissagte, dass es nicht mehr weit wäre, bis sie zu den Reittieren gelangten, aber der Junge wusste nicht, wie lange ihn seine Beine noch tragen können würden. Zumindest konnte er sich glücklich schätzen, dass es Pejou war, der ein Auge auf ihn warf und ihn noch verhältnismäßig freundlich behandelte. Seine Kleider waren teilweise durch die vielen Schläge zerrissen und schmutzig. So sehr er es immer gehasst hatte, wenn ihn seine Mutter früher dazu gedrängt hatte, ein Bad zu nehmen, sehnte sich Jolly nun doch nach einer Gelegenheit, sich zu waschen und frische Gewänder anzulegen. So hatte er sich dieses Abenteuer nicht vorgestellt.
Was hatten die Ostlinge mit ihm vor? Welche Arbeiten oder Aufgaben würden sie ihm zuweisen? Und würde er seinen nächsten Geburtstag überhaupt erleben?
Immer wieder schossen Jolly diese Fragen durch den Kopf, doch wagte er es nicht, auch nur eine von ihnen zu äußern, aus Furcht vor Vyâns Schlägen. Und er machte sich auch Sorgen um Selina und seine Freunde. Er hoffte fast, dass sie es aufgegeben hatten, nach ihm zu suchen und sich schleunigst auf den Rückweg nach Minas Tirith machten, da sie die Gefahr unterschätzt hatten, der sie sich zu stellen ersuchten. Auch wenn sein Schicksal damit besiegelt worden wäre – er wollte nicht verantworten, dass seinen besten und treusten Freunden etwas zustieß. Tränen schossen ihm in die Augen, weil er einfach von seiner Angst übermannt wurde und nicht einmal durch seine Fesseln in der Lage war, dieses Zeichen von Schwäche fortzuwischen. Was würden seine Eltern denken, wenn er nicht mehr zurückkehrte? Wenn sie erst erfuhren, durch welch irrsinnige Idee von einer Schatzsuche sie ihren Sohn verloren hatten?
Jolly schluchzte, doch war es eher ein würgender Laut, der über seine Lippen kam. Die Tränen brannten auf seiner gepeinigten Haut, wuschen den Dreck in kleinen Rinnsalen aus seinem Gesicht. Niemand nahm Notiz von ihm. Nur war es Pejous Hand, die immer wieder gegen seinen Rücken stieß und ihn somit anwies, weiterzugehen.
Der Junge hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die einzige Frage, die sich ihm stellte, war jene, wie weit der Moment noch entfernt war, in dem er einfach tot zusammenbrechen würde.
In die Realität wurde er erst barsch wieder zurückgeholt, als Pejous raue Stimme erklang. Du hast es doch geschafft...was flennst du dann, Bursche?, sagte er zu ihm und mit Erstaunen stellte Jolly fest, dass der schmale Schacht einem regelrecht unterirdischem Lager gewichen war, wenige Pferde waren angekettet worden und Warge stießen knurrend mit ihren mächtigen Schädeln gegen die eisernen Gitterstäbe ihres Käfigs. Der Ostling stand neben ihm und starrte ihn finster und mit fragendem Ausdruck an. Du kannst dich jetzt ausruhen..., knurrte er ihm dann zu und drückte Jolly ohne größeren Kraftaufwand zu Boden, so dass die zitternden Knie des Knaben nachgaben und er förmlich in sich zusammenklappte.
Los, füttern wir die Biester, nicht, dass sie uns nachher noch anfallen, donnert Vyâns Stimme und allein bei diesem Klang breitete sich eine Gänsehaut auf Jollys Armen aus. Larn rief den anderen Anweisungen in einer für Jolly unbekannten Sprache zu und er konnte beobachten, wie mächtige, eiserne Türen aufgebrochen und wenig später riesige Bündel von Fleisch daraus hervorgeholt wurden. Der Hauptmann der Ostlinge, dem die aufmerksamen Blicke seines Gefangenen nicht entgangen waren, stieß Jolly an der Schulter an und grollte: He, was glotzt du so? Sei lieber froh, dass wir dich noch nicht als Wegzehrung für unsere Reittiere verwenden Jolly schluckte, senkte sogleich den Blick und erzitterte, als sein Magen deutlich hörbar knurrte. Larns schallendes Lachen erfüllte das Lager, ehe er dann Pejou zurief: Da wird einer hungrig...du weißt, was du zu tun hast Jolly, in Erwartung eines weiteren Schlages, verkrampfte sich völlig. Doch trat die befürchtete Strafe nicht ein.
Stattdessen hörte er Pejou leise, ja beinahe sanft, sprechen: Sieh mich an Jolly vertraute dem Ostling nicht. Aber dennoch gehorchte er seinem Geheiß und hob den Kopf. Ehe er sich versah, spürte er, wie der Mann mit einem nassen Lappen grob über sein Gesicht fuhr, auch seiner gepeinigten Nase keine sanftere Behandlung zugute kommen ließ, was einen stechenden Schmerz verursachte und Jolly leicht mit einem peinvollen Stöhnen kommentierte. Wir haben nicht viel zu essen hier unten, murmelte Pejou, ohne wirklich auf Jollys Leiden einzugehen, Nur das Fleisch für die Warge und etwas Hafer für die Pferde Der Ostling unterbrach die Säuberung von Jollys Gesicht und musterte ihn abschätzend. Du hast als die Wahl, womit du dir den Bauch voll schlagen willst, ein schiefes Grinsen ruhte auf den ebenmäßigen Zügen des Mannes, das konnte Jolly selbst durch die Rüstung, die Pejou trug, erkennen.
, wisperte Jolly ängstlich und geschwächt. Kannst du haben, war Pejous simple Antwort und er erhob sich aus seiner hockenden Position und ging geschwind zur Lagertür, hinter der die Ostlinge all ihre Vorräte horteten, kam kurze Zeit später mit einem kleinen Stück rohem Fleisch zurück.
Mit einem ekelerregenden Klatschen landete es auf Jollys Beinen, nachdem es Pejou lieblos hatte fallen lassen. Erst als Jolly ein wenig hilflos zu dem Mann aufschaute, entsann sich dieser dessen, dass dem Jungen buchstäblich die Hände gebunden waren und er so nicht essen konnte. Was soll, pfiff Pejou, Du musst dann sowieso allein reiten, dachte er laut nach und Jolly, der dies nicht recht zu deuten wusste, hob fragend die Brauen. Pejou aber fasste den Jungen grob an der Schulter und zerrte ihn so weit vornüber, bis er mit dem Mund beinahe das rohe Fleisch berührte. Schon der Annahme nachgehend, so das dürftige Mahl herunterschlingen zu müssen, war Selinas Bruder äußerst überrascht, als er spürte, wie der hagere Ostling mit einem flinken Schnitt die Fesseln durchtrennte und seine verkrampften Arme freigab.
Na los, iss...du hast nicht ewig Zeit, kommandierte Pejou und setzte sich neben ihm nieder, um sicherzugehen, dass der Bursche seine neu erworbene Bewegungsfreiheit nicht unüberlegt ausnutzte. Langsam, ganz langsam zog Jolly seine Arme an seinen Seiten vorbei. Seine Glieder, die sich an die peinvolle Fehlstellung gewöhnt hatten, weigerten sich zunächst, der von Jolly beabsichtigen Bewegung nachzukommen.
Sein Gesicht verriet die Anstrengung, mit der er ein Aufschreien verhinderte. Er umfasste das rohe Fleisch, das weich und rot in seinen Händen lag und noch den Geruch von geronnenem Blut trug. Unschlüssig beäugte Jolly das Fleisch, zögerte, so dass Pejou ungeduldig raunte: Du bist bessere Speisen gewöhnt, ich weiß. Aber du musst essen. Sonst kennt Larn kein Mitleid mehr
Jolly lag es fern, dass Larn überhaupt jemals so etwas wie Mitleid gekannt hatte, aber er verstand die Dringlichkeit in den Worten des Mannes und schloss fest die Augen, als er mit einem Male mit bloßen Zähnen in das Stück Fleisch biss. Die Übelkeit, die ihn in jenen Sekunden überfiel, brachte ihn fast dazu, den Bissen wieder auszuspucken. Er kaute es widerwillig, Ekel erfüllte ihn, als er schmeckte, wie Blutreste des erlegten Tieres sich in seinem Mund ausbreiteten, als er die zähe Masse zerbiss. Er ertrug es nicht länger, wie seine Zähne in die rohe Substanz glitten und seinen Drang, alles zu erbrechen, nur verschlimmerten. Also schluckte er ganze Brocken herunter, bis er fast das gesamte Stück gegessen hatte. Von welchem Tier stammt das Fleisch?, fragte Jolly zaghaft, sich etwas zu trinken herbeiwünschend, das den kalten, fleischigen Geschmack aus seiner Mundhöhle fortspülte. Glaub mir, das willst du gar nicht wissen. Du würdest dir augenblicklich den Finger in den Hals stecken, prophezeite Pejou im nüchternen Ton, während er die Schnüre an den Fleischbündeln festzurrte und jene aufeinanderstapelte. Jolly legte mit einem nur allzu deutlich verabscheuenden Ausdruck den übrigen Fleischbrocken beiseite.
Fertig? Gut., murrte der Ostling und zerrte Jolly wieder auf die Beine und schubste ihn vorwärts zu den anderen. Larn empfing ihn mit einem bösartigen, dröhnenden Lachen und packte ihn im Nacken. Dann kannst du ja auf dein Reitgefährt aufsteigen, flüsterte er heuchlerisch und sein stinkender Atem glitt über Jollys Gesicht. Er stieß ihn von sich weg, zerrte ihn zu einem der freigelassenen Warge, der nur durch zwei Männer festgehalten werden konnte. Wild fletschte er die Zähne, seine dunklen, schmalen Nüstern blähten sich bedrohlich auf, als er Jollys Geruch wahrnahm. Von einer unbekannten Hand im Nacken gepackt, wurde Jolly so weit nach vorn gebeugt, dass er sich einbildete, alle Sehnen in seinem Halse würden mit einem einzigen Ratsch zerreißen.
`Weniger als ein halber Fuß´, dachte Jolly, als er den Abstand zwischen dem lechzenden Wargmaul und seinem eigenen schweißnassen Gesicht abzuwägen versuchte. `Er muss nur zuschnappen´, jagten die Gedanken kreuz und quer durch seinen Kopf, `und dann ist es Aus mit mir...aber so geht es wenigstens schnell´
Erschrocken über die eigenen, wirren Gedanken, die er zuvor nur in den tiefsten Abgründen seines Unterbewusstseins zu denken gewagt hatte, stieß der Junge einen seltsamen Laut aus, der die Ostlinge an das Winseln eines Hundewelpen erinnerte. Wenn du ihm nicht zeigst, dass du Angst hast, wird er dich vielleicht nicht fressen, lachte Larn, nickte Vyân kurz zu, worauf dieser den Warg am Nacken packte und mit einer sichtbaren Leichtigkeit den Leib der Kreatur zur Seite drehte, bis diese von Schmerz erfüllt zu jaulen begann. Es war ein grässlicher Laut. Er erinnerte Jolly an eine Ratte, die in einer Falle feststeckte und deren Rückgrat gebrochen war. Eine Ratte, die sich hilflos so lange unter ihrer nicht enden wollender Pein wand, bis sie ihrer schweren Verletzung erlag. Gedanklich assoziierte Jolly den Warg nicht nur mit einer Ratte, sondern gleichsam mit sich selbst. Jederzeit könnte ihm Vyân so den Hals verdrehen. Aber er würde gar keine Kraft mehr finden, auch nur ein Stöhnen von sich zu geben.
Mach endlich!, fauchte der Koloss von einem Mann und der Knabe blickte unschlüssig zu ihm auf, so dass Vyân fast schrie: Steig endlich auf, oder ich lasse ihn los! Jolly zuckte unter dem lauten, groben Tonfall des Mannes zusammen, wurde plötzlich von der Hand, die ihn zuvor noch so fest umklammert gehalten hatte, losgelassen. Sein fragender Blick galt Pejou, doch dieser schien sich völlig desinteressiert von ihm abgewandt zu haben.
Jolly hatte einen meilenlangen Fußmarsch, Prügel und Durst ertragen, ja, sogar einen rohen Batzen Fleisch hatte er in sich hineingezwungen, um nicht auch noch zu verhungern und nun sollte all sein Bemühen, am Leben zu bleiben, zerstört werden, nur weil er zu feige war, auf den Rücken dieses Biestes zu steigen? , keuchte er, mehr als Antwort zu sich selbst als zu den anderen. Vielmehr taumelte er auf das knurrende und jaulende Geschöpf zu, als dass er mit der Überzeugung, die er im Herzen verspürte, ans Werk ging. Der Rücken des Tieres war geprägt von einer eigenartigen Wölbung, von kurzer, jedoch kräftiger Statur war sein Leib, überzogen von zottigem, tonfarbenem Fell. Der Gestank, den dieses Wesen verströmte, erinnerte Jolly an faulenden Fisch. Er wollte gar nicht wissen, welche Arten von Schmarotzern sich in dem Fell des Wargs tümmelten. Ein wenig zimperlich und ungeschickt tastete er sich mit zitternden Händen am Rücken voran, bis er schließlich das rechte Bein um den fleischigen Körper legte und erstarrte, als er den pulsierenden, vor Rage bebenden Leib des Tieres unter sich spürte.
Jolly fand kaum Gelegenheit, sich an diese eigenartige Reitposition zu gewöhnen, da ließ Vyân den Warg auch schon los, der zunächst nichts anderes im Sinn zu haben schien, als den unfähigen Reiter abzuwerfen. Selinas Bruder bohrte seine verkrampften Finger in das Nackenfell, fühlte die schmierige, raue Oberfläche der Haut, an der er beinahe abzurutschen drohte. Eine Weile betrachteten die Ostlinge mit Erheiterung den Kampf ihres Gefangenen mit dem Warg, bald schon aber wurde Larn ungeduldig, da es an der Zeit war, das eigentliche Anliegen zu erfüllen und den Kleinen zum Hauptquartier zu bringen. Gut jetzt!, brüllte er, gab Vyân mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er dem sich darbietenden Chaos doch ein Ende bereiten sollte, was der Gigant schließlich auch durch einen gutplatzierten Tritt gegen die Hinterläufe des Wargs zu vollenden wusste. Der Warg sackte abermals jaulend zusammen und Jolly wimmerte unbewusst, noch immer im Eifer dessen gefangen, sich auf dem Rücken des Tieres zu halten.
Keine Späßchen mehr, sprach Larn mit düsterer, beinahe prophezeiender Stimme, Eilt euch, es gibt viel zu tun!
Die Sterne leuchteten hell in jener Nacht. Dies konnte Filegon erkennen, auch wenn er inmitten der kleinen Holzhütte an ein Regal gelehnt saß und die Maserung der schluderig aneinander genagelten Bretter aus Nussbaumholz mit einer Art traumgleicher Faszination betrachtete. Das Dach war schließlich nicht mehr das jüngste und unlängst hatten sich, vor allen Dingen der Witterung wegen, wie Filegon vermutete, die flachen Dachschindeln aus lehmiger Substanz gelöst und gewährten dem kühlen Sternenschein Einlass in das schuppenartige Gebilde.
Tari schlief. Seinen Kopf hielt er in einer recht ungewöhnlichen Position auf der linken Schulter gestützt, wobei seine Hände die angewinkelten Knie umschlossen, als würde er somit verhindern wollen, dass sich die Gelenke entspannten und den Beinen gewährten, sich gänzlich auszustrecken. Auch Eldarion war seither nicht aufgewacht, schien erstmalig friedlich zu schlafen, seine Züge, die denen seines Vaters besonders in jenem Moment ähnlich waren, nahmen entspanntere Formen an, beruhigten auch Filegons schuldbeladenes Gemüt. Selina, die ihre Verantwortung als Wächter sehr ernst zu nehmen schien, stand an der Südseite der Hütte, an der ein kleines, schmales Fenster die fließende Form des Holzes unterbrach. Das dichte Glas war noch von einer dicken Staubschicht überzogen gewesen, als sie das Häuschen auffanden, was Selina aber allem Anschein nach durch tüchtiges Reiben mit dem Ärmel ihres Kleides gesäubert hatte.
Aufmerksam und jeden Anflug eines Gähnens mit ihrer kleinen Hand aus dem hübschen Gesicht streichend, lugte sie hinaus in die laue Sommernacht, in der sich bisher nichts Ungewöhnliches zugetragen hatte. Filegon musste lächeln. Für diese eine Nacht war sie diejenige Person, die das Kommando gab und die ihm sagte, was er zu tun und zu lassen hatte. Mehr als einmal hatte er sie leise gefragt, ob er denn doch noch Ausschau nach einem Brunnen halten dürfe, aber sie hatte sich mürrisch vor ihm aufgestellt und ihn mit strenger, didaktischer Miene schnell von seinem Gedanken abgebracht.
Aber dem Elben entfiel die Dringlichkeit nach Trinkwasser nicht und der Drang, danach zu suchen, erschwerte es ihm, einzuschlafen. Sein Blick wanderte durch den Innenraum, den sich die Kinder recht gemütlich eingerichtet hatten und verharrte an einem kleinen Bogen Papier, der aus einer Schublade ragte, welche wiederum schief in ihrer hölzernen Schiene lag, vermutlich gar herausgebrochen war. Das Weiß des Papiers nahm geisterhafte Konturen an und jedes Mal, wenn der säuselnde Nachtwind das Material wiegte wie die weichen Saiten einer Violine, schien es leise zu flüstern, zu singen. Unwillkürlich erinnerte sich Filegon an einen Vers, den er einst in einem der unzähligen Bücher und Gedichtbände seiner Mutter gelesen hatte.
Der Elb erschauderte, obschon er nicht wusste, weshalb. Stets hatte er das Übersinnliche respektiert, es als einen Teil der unbeugsamen Natur angesehen und als solchen immer geachtet. Dennoch verunsicherte ihn die Präsenz unruhiger Seelen, von der dieses gewöhnliche Papier im Duett mit dem Wind zu erzählen schien. Unvermeidlich verband Filegon den Begriff Seele mit dem Tod. Und mit Letzterem die Krähen, die Selina rief.
Was sagst du, Filegon?
Der Elb blinzelte das Mädchen überrascht an, das sich zu ihm ungewandt hatte und ihn mit gleichwertigem Erstaunen musterte. Legolas Sohn schalt sich in Gedanken selbst, hatte er wohl die letzten Zeilen dieses Gedichtes laut ausgesprochen, ohne es zu bemerken. , brachte er mühselig hervor, womit sie sich nicht wirklich zufrieden zu geben schien. Selina legte den Kopf schief, fast so wie Naru, wenn dieser seinen Unmut bezüglich der Unternehmungen seines Herrchens zum Ausdruck bringen wollte, und kam langsam auf ihn zu, kniete dann neben ihm nieder. Das klingt unheimlich, sagte sie nach einer Weile, so dass Filegon zunächst der Zusammenhang nicht mehr in den Sinn kommen wollte. Es ist nur ein altes Gedicht...nur erfundene Worte... Selinas Gesichtsausdruck zeugte nicht von absoluter Zufriedenstellung.
Worte können Stimmungen erzeugen, Selina, begann er leise zu sprechen und zog sie ein wenig näher zu sich, bis sie auf seinem Schoß zu sitzen kam, Das bedeutet aber nicht, dass sie sonderlich bedrohlich sind, murmelte er beschwichtigend. Selina verzog die Mundwinkel zu einer nachdenklichen Grimasse, ehe sie die Arme locker um Filegons Hals legte und ihren Kopf auf seine Schulter niederlegte. Das hab ich bei meiner Zeichnung auch gedacht..., wisperte sie und Filegon spürte, wie sein Mund ganz trocken wurde, ihm sämtliche Möglichkeit nahm, etwas zu erwidern, ...und dann bist du zusammengebrochen, endete sie und machte eine bedeutungsschwere Pause. Er bemerkte, wie sie immer häufiger blinzelte, um die Augen offen zu halten.
Sanft umfasste er ihr Kinn, drehte es zu sich und schaute ihr in die dunklen, warmen Augen. Wenn du müde bist, kann ich dich ablösen, Selina An Taris Vorschlag, dass er die Wache übernehmen könnte, dachte Filegon nicht mehr. Besonders nicht dann, wenn er den erschöpften Sohn von Rufus dem Hufschmied zusammengekauert schlafen sah.
Selina schüttelte den Kopf, bohrte ihren Zeigefinger in die weiche Haut auf Filegons Stirn und sagte: Du solltest schlafen und nicht an sowas Schauriges denken! Fast musste der Elb lachen, weil sie plötzlich so erwachsen sprach und ihn tadelte. Du hast Recht, gab er letztendlich nach, presste ihr einen scheuen Kuss auf die Wange und entließ sie aus seiner Umarmung. Ich pass schon auf euch auf!, versicherte sie ihm ein weiteres Mal, als er sich schon weiter zurückgelehnt hatte und wieder zum Nachthimmel aufsah, der nur bruchstückhaft ersichtlich war, Außerdem sind die Kra-Kras nicht weit
Filegon wusste nicht, ob er es nur träumte, oder ob er auf der letzten Stufe zwischen Wachsein und Schlafen das leise Krächzen und Flattern von Krähen hörte. Als er eine Stunde später ein weiteres Mal zum Sternenhimmel aufschauen wollte, bevor Eru ihn in einen beruhigenden Traum hinübergleiten ließ, war jener bedeckt und schwarz. Schwarz wie das Gefieder der Totenwächter.
Die Krähen waren Selinas Ruf gefolgt.
Ungewöhnlich schnell, so kam es Haldir vor, hatte sich der Vorhang der Nacht über das hügelige Bergland an den Westhängen des Amon Dínen gelegt und den atmenden Nebel über die Landschaft verstreut. Er hatte sein Pferd weiter geführt, als er es eigentlich vorgehabt hatte. Kein noch so sicher erscheinendes Plätzchen an diesem Ort war dem Galadhrim sicher genug, entweder waren die Stellen, die er zuvor als Schlafplatz auserkoren hatte, zu steil, zu offen oder zu undurchdringlich.
Wenigstens hatte sich der Regen eingestellt. Nur kleine Pfützen zeugten von seinem schwindenden Einfluss, hier und da sammelten sich einsame Tropfen zu schmalen Rinnsalen, die alsbald im gierig trinkenden Waldboden versickerten.
Der aromatische Duft von Tannennadeln stieg ihm in die Nase, überall auf dem Waldboden lagen sie verstreut, als hätten die Bäume sie nur aus Versehen fallen lassen und könnten sich nun nicht mehr herabbeugen, um sie wieder an sich zu nehmen. In der Tat hatten die Tannen, welche Laubbäume wie Eichen und Erlen in zunehmender Höhe abwechselten, eine arg gekrümmte Form, die vom Dunkel der Nacht nur noch mehr betont wurde und so besonders zur Geltung kam. Die dünne Sichel des Mondes ragte über den Wipfeln der Bäume, als ahmte sie jene graue Gewächse auf spöttische Weise nach.
Sein Pferd blieb abrupt stehen und ließ sich nicht weiterführen. Verwundert darüber drehte sich der Elb zu dem Hengst um und klopfte seinen Hals. Was hast du, mellon nîn? Ich weiß, der Weg ist lang und ich habe viel von dir abverlangt, aber ich bitte dich, nur noch ein kleines Stück des Weges mit mir zu gehen, bis wir eine geeignete Stelle zum rasten gefunden haben!, bat Haldir sanft, musste kurz an den Zügeln zupfen, bis sich das Tier wieder in Bewegung setzte und mit ihm einen kleineren Abhang erklomm. Rasch führte sie der Pfad, obgleich von schauerlichen Schatten begleitet, an einen Teich, umgeben von hohen Bäumen.
Haldir befreite das Tier von der lästigen Kandare und schnallte den Bogen von seinem Rücken, wischte mit seinen geschmeidigen Fingern das Wasser aus den kleinen Einkerbungen seiner Waffe, das sich im seichten Regen angesammelt hatte und nun eine kunstvolle, winzige Seenlandschaft auf dem Holz bildete. Als er diese Arbeit verrichtet hatte, trat Haldir an das feuchte Ufer des Teiches und beugte sich hinab, um sich das Gesicht zu waschen und sich somit ein wenig zu erfrischen. Auch er war müde und von der Tatsache absehend, dass er eine kleine Pause bis zum Morgengrauen einlegen würde, hatte er noch eine harte Zeit eiligen Reitens vor sich. Gerade wollte er seine Hände in das klare Nass eintauchen, als ihm auf einmal so war, als regte sich hinter ihm etwas.
Geschwind drehte er sich um, den Bogen sofort bis zum Anschlag gespannt. Seine Wahrnehmung strafte ihn Lügen, als er den Pfeil auf die gähnende Leere des Waldes mit ihren weitgehend friedlichen Geschöpfen richtete.
Trotzdem war Haldir nicht naiv und wusste, dass er Obacht geben musste, um in diesen großräumig unbesiedelten Wäldern keiner Gefahr blindlings in die Arme zu laufen. Nur sehr langsam senkte er den Bogen und trat zu seinem Pferd zurück, auf dessen Rücken noch immer der Beutel lag, in dem das Buch verwahrt wurde. Nachdem er sicher gegangen war, dass hier wahrlich keine Gefahr drohte, nahm er den Beutel in die Hand und wollte ihn herunterheben, als ein Surren durch die Luft schwirrte und Haldir aus den Augenwinkeln zwei flinke Schatten erspähte, die sich kaum da er sich umgedreht hatte, im Dickicht verflüchtigt hatten. Haldir wurde unruhig. Und er mochte es ganz und gar nicht, wenn er unruhig wurde. Als wäre er ein Teil von ihm, lag der glatte Bogen in seiner Hand, bereit dazu, dass seine Sehne gespannt wurde und mit einem lautlosen Zischen den langen, schmalen Elbenpfeil abfeuerte.
Wieder ein Schatten, doch aus einer anderen Richtung. Haldir wusste, dass er nicht ins Nichts schießen konnte und sich nicht nervös machen lassen sollte. Hier wollte jemand Schabernack mit ihm treiben. Nun...sollten sie es nur versuchen, aber mit einem elbischen Bogenschützen und Hauptmann der Galadhrim legte man sich besser nicht an.
Wieder erklang dieses seltsame Surren, das Haldir entfernt an das Geräusch erinnerte, das Spinnräder von sich gaben.
Wer ist da?, rief er mit bedrohlicher Stimme in die Nacht hinaus, doch alles, was ihn als Antwort ereilte, war ein neckisches Gekicher, das aus allen Himmelsrichtungen zu kommen schien. Ich warne Euch, ich bin bewaffnet...und ich werde diese Waffe auch einsetzen, wenn Ihr mir nicht Euren Namen nennt, seine Stimme hallte im hohen Gebirgspass wider, wurde jedoch abermals von leisem Gekicher und dem Schnauben seines Pferdes beantwortet. Wie Ihr wünscht...ich lasse mich nicht zum Narren halten, flüsterte Haldir, atmete ruhig, schloss die Augen und fühlte jede Bewegung des Windes. Mit einem Male, als der springende Schatten noch zu fern erschien, um wahrgenommen werden zu können, wand sich der Elb um und schoss einen Pfeil ab. Gezielt. Nicht ins Nichts. Er musste ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er den Schatten erlegt hatte. Dass er die Oberhand in diesem verrückten Durcheinander gewonnen hatte.
Und tatsächlich erklang kein Surren mehr, kein Gekicher. Aber die Schatten, sie mehrten sich. Haldir bemerkte, dass sie auch im Geäst der Bäume lauerten, wie kleine, schnelle Tiere huschten sie von einem Winkel zum nächsten, so flink, dass selbst Haldir sie nicht alle zu erlegen vermochte. Es waren keine Tiere, die ihn so in die Irre zu führen versuchten. Das erahnte er an der Art, wie sie sich bewegten und anhand der Laute, die sie von sich gaben – es mussten Menschen sein. Menschen, die ihn einen so bösartigen Streich spielten. Menschen, die für ihn in jenem Moment eine ernsthafte Bedrohung darstellten. Denn bald warfen sie Steine von den Bäumen, trafen ihn an der Schulter und sogar am Kopf, so dass Haldir den Überblick verlor, ja, sogar seinen Bogen fallen ließ.
Erst als er eine Hand in seinem Nacken spürte, die ihn zu sich drehte, wusste er, dass er verloren hatte. Er blickte in das finstere, stark bärtige Gesicht eines großen Mannes, der ganz in lederne Gewänder gekleidet war und eine seltsame Kette aus Holz- und Rindenstücken um den Hals trug.
Er wollte sich wehren, sich auch ohne Waffe verteidigen, aber seine Hände wurden von einer gewaltigen Kraft festgehalten, zwei, drei oder sogar noch mehr Männer mussten ihm die Arme auf den Rücken zerren, um den Elben unter Kontrolle zu bringen.
Das letzte, das Haldir in seinem verzweifelten Kampf spürte, war eine Faust, die ihm ins Gesicht schnellte und die Nacht noch finsterer für ihn werden ließ... .
Sleepengel: Die Sache mit Lalaithwen und Daelior ist recht verzwickt, aber lass dich ruhig überraschen! Ja, bin glücklicherweise heil daheim gelandet, obwohl mein Knie mir heut noch Probleme macht *lol* Ich werde eben alt...vielen lieben Dank für die Review! *sich immer ganz besonders freu*
Viechle: Hach, jetzt bin ich mal wieder mit Reviewverspätung dran...da du aber nicht da bist (warum auch immer), fällt die Verspätung nicht so ins Gewicht, oder? Deine Original Fiction muss ich auch noch lesen *seufz* Komm kaum noch dazu...äh...Haldir braucht nicht länger, um zu Thranduil zu gelangen. Sieh mal, ehe er Aragorn & cos Spur aufgenommen hat, dauert es ewig, außerdem bringt ihnen das recht wenig, wenn er ankommt und sagt: Hey, ihr steckt tief in der Scheiße, weil sie ja militärische Unterstützung bräuchten...also lieber keine Zeit verlieren und zackig ab in den Düsterwald. *g* ist auch so ein Smiley, das Erstaunen oder Überraschung ausdrückt...die sind die Augen, der Punkt is der Mund...noch Fragen? *g* *knuddel*
Strumpfhase: *lol* Ja, sie tun es wieder...wenn auch auf ne andere Art und Weise. (war mir irgendwie klar, dass dich das besonders freuen würde) Wie wars denn eigentlich am Samstag? Hab dir die Hufe ganz arg gedrückt! Den Tagebuch-Upload hast du übrigens echt genial hinbekommen! *staun* Wieder einmal kann ich nur sagen, dass ich viel zu doof für so was wäre. is ja nix neues fordert von uns übrigens eine Dokumentation des Skilagers...ich musste mir ein arges Lachen verbeißen...werde das Tagebuch aber doch lieber für die Schule umschreiben *zwinker* HDL! *hugs*
Dana: Freut mich sehr, dass dir mein Geburtstagskapitelchen gefallen hat! *g* Nun ja, die Krähen haben Reevo ja net direkt verletzt, vielmehr war es ja das verschreckte Pferd, das ihm das angetan hat ^^ Die Krähen folgten Selinas Ruf, sie werden aber nur dann etwas tun, wenn Selina selbst in Gefahr ist...also kein toller Schutz für die Kleinen. Boah, Thíluil hätte sie erwischen sollen? Nanana...was wäre denn das für ein Anblick gewesen? *sich das bildlich vorstell* Du kommst auf Gedanken! Hape Kerkeling? Cool, freut mich für dich...viel Spaß :) *knuddel*
Lucky_Ann: *lol* Was glaubst du, wie ich mich vom Schulstress erhole? Ich schreibe *g* (obwohl ich dann genaugenommen Stress durch Stress ersetze...hm...) Also auf Thranduil wirst du wohl oder übel noch ein Weilchen warten müssen, aber er wird zu 100% noch mal nen Auftritt der Extraklasse hinlegen *schwör* :) *freu* Schön, dass dir die Story so gut gefällt *knuff*
Nake: Wow, danke für dein Lob! Es gibt unzählig viele gute Legolas Stories, ich glaube, du wirst ne ganze Weile auf ff.net beschäftigt sein mit lesen :) Hihi, nur ne Frage, hast du denn schon den ersten Teil dieser Story gelesen oder hast du gleich mit der Fortsetzung angefangen? *löl* Vielen, vielen lieben Dank für deine Review, freue mich immer wie bekloppt darüber!
HexenLady: Hihi, ich bin auch verdammt ungeduldig und nerve meine Freunde ständig mit dieser Marotte...das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich mir keinen Beta-Reader zulege...ich kann einfach nie warten, bis er/sie korrekturgelesen hat...dauert mir zu lang *lol* Aber solange es auch ohne Beta geht, werde ich das weiterhin so handhaben *g* *knuddel*
Mystica89: *lol* nun...was soll ich anderes sagen als *sich verbeug* Danke für den Beifall...ich krieg gerad mit, dass ich schändliches Stofftier immer noch net reviewt hab...ich sollte mir mal nen Nachmittag frei nehmen und nur reviewen...wird nachgeholt! *sich duck* *knutsch*
Kristin: Ui juhuuu *freut sich, wieder eine Review von dir zu bekommen* Jau, der Handlungsstrang mit Thranduil wird noch ausgebaut, keine Sorge! Ui, das mit Hausaufgaben in den Ferien kommt mir nur all zu bekannt vor...ich werde in den Osterferien einen Vortrag, eine Belegarbeit und eine dümmliche Collage ausarbeiten müssen...wenns dumm kommt, drückt mir meine Kunstlehrerin noch die Fertigstellung meines Holzschnitts rein...*seufz* Wir habens nicht leicht, wie? Ui, Gedichte? Welche meinst du jetzt – die auf ff.net oder auf fp.com? Egal, ich fühl mich geschmeichelt, dankeschön! *knutsch*
Christin: Ich habe mir zwar keinen Arm gebrochen, aber ne anstrengende Woche wars trotzdem...bin einmal voll aufs Steißbein gekracht und hab für nen Moment nur noch Sternchen vor Augen gesehen...nun ja, ich habe überlebt *lach* Jaja, Leggy und Laith sich wieder...aber für wie lange? *verschwörerisch tu* Danke für die liebe Review *knuddel*
Airihnaa: Zappelig? Warum bist du denn zappelig? *lol* Das Kapitel hat dich doch hoffentlich nicht so aus der Bahn geworfen? Hab jetzt übrigens von der Freundin meines Bruders einen Kuhtisch gezeigt bekommen...hihi...sieht sehr ulkig aus...hätte ich mehr Platz in meinem Zimmer, würde das Ding dort perfekt reinpassen *g* *knuddel*
Jathy: Hey, ich wurde dazu gezwungen, Ski zu fahren *g* War so ziemlich der einzig annehmbare Sportkurs, der angeboten wurde...wenn ich da so sehe, was die anderen machen – Gymnastik und Aerobic? Nee du, nicht mit mir...dann stürz ich mich lieber in lebensbedrohliche Gefilde *lol* Hab das Kompliment meiner Mum ausgerichtet und sie hat sich sehr gefreut *g* Soll mich noch mal bedanken...also Danke! Und nochmals danke für die Review *hugs*
Finda: Sag mal, spielst du eigentlich Querflöte in so nem ? Musste nur dran denken, weil letzte Woche eine in meinem Englisch-LK nen Vortrag darüber hielt und auf ihrer Querflöte rumgeflötet hat...siehst mal, ich denk an dich *g* Hach, ich bin mal wieder dunkelrot bei deinem Lob angelaufen...ich kann das gleiche nur doppelt und dreifach verstärkt an dich zurückgeben! Mit Thranduil musst du noch ein wenig Geduld haben, aber wie ich schon sagte, er wird kommen...und nen entscheidenden Part spielen *g* Hat sich eigentlich Mara gemeldet? *ungeduldig herumhibbel wegen Vorfreude auf dein neues, fantastisches Kapitel* *knutsch*
Nuriana: Hey, du kommst auch aus Sachsen? *freu* Cool! Arwens Großmutter ist Galadriel, die mit Celeborn die gemeinsame Tochter Celebrian zeugte, welche wiederum Arwens Mami ist...verstanden? :) *macht einen Strich auf der Liste der Daelior-Nicht-Möger* Ich verrate nichts, aber der Junge wird dir noch so manchen entrüsteten Seufzer entlocken *g* Bin übrigens wieder einmal erstaunt, wie sehr du dich mit den Kapiteln auseinandersetzt *freu* Und ja, du hast mich durch einen kurzen Text sehr glücklich gemacht *g*
Feanen: Yeah! *köpft die Schampusflasche* Ich wusste, dass dus packst! Ich wird Fahrschule wohl erst nächstes Jahr hinter mich bringen, wenn Schule vorbei ist *wird das sonst zu viel* Weißt du eigentlich schon, was du nach der Schule machen willst? Bei uns war vor kurzem so ne Berufstante, die allgemeine Unruhe gestiftet hat á la Ihr habt ja noch Zeit...aber eigentlich müsst ihr schon seit der 5. Klasse wissen, was ihr werden wollt...nun ja...ein Kommentar hierzu erübrigt sich meinerseits *g* Glückwunsch noch mal!
Donsiwe: *Tztztz* kann ja nicht wahr sein...so ein bösartiges Exemplar von einem Bruder...wie gut, dass sich mein großer Bruder (der übrigens schon ne ganze Weile in ner eigenen Wohnung wohnt) selber nen PC kaufen will, damit er unseren nicht belagern muss *g* Jaja, das mit dem Kreischen sollten wir wirklich ein wenig zurückschrauben, sonst hält uns noch wer für gestört ^^ (wobei ich glaube, dass sie das auch so tun...) *knuddel*
Red-Black: Uff! Was für ein Lob *ganz dunkelrot werd* Dass dir die Story so gut gefällt, schmeichelt mir ja ganz besonders! Du druckst die ganzen Kapitel aus? O.o Nee, oder? Auf wie viele Seiten kommst du denn da? Ach herrje und dann bin ich auch noch schuld dran, wenn ihr zu hohe I-Net Kosten habt *sich duck* Ui, ich bin die erste FF-Autorin, der du reviewst? Mensch, ich fühl mich echt geehrt...vielen, vielen lieben Dank, mehr kann ich da gar nicht zu sagen! *knuddel*
