A/N: Pünktlich zum Karfreitag ein neues Kapitel für euch...ja, ja, selbst an Feiertagen mach ich keine Pause. Hab nun endlich ein paar freie Tage, in denen ich aber allerhand Schulzeugs machen muss *sigh* So etwas wie Freizeit gibt es allem Anschein nach nicht mehr. Nun ja...werde mir am Montag Hidalgo" im Kino anschauen. (hat einen imaginären Kinogutschein, der es ihr erlaubt, jeden Montag für den halben Preis ins Kino zu gehen...2x hab ich ihn schon missbraucht" *g*) Ich wünsch euch viel Spaß beim Eiersuchen (das ist nicht zweideutig gemeint, auch wenn ich von bösen Zungen als Pornopony" bezeichnet werde) und erholsame Feiertage!

Zusatzinfo: Vergesst nicht, am 17.4. , BlackPearl zum Geburtstag zu gratulieren! Das könnt ihr am besten tun, wenn ihr ihrer wundervollen Website www.elvisheyes.de.vu einen Besuch abstattet und euch ins Gästebuch eintragt *g*

Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an J.R.R. Tolkiens Werk Der Herr der Ringe" und leihe mir nur ein paar Charaktere aus, ohne Geld damit zu verdienen. Ha, seht ihr? Ich kanns auch ohne jegliche Theatralik!

Achtung: Kleines Osterschmankerl für euch – das bisher längste Kapitel dieser Story, mit allerlei Irrungen und Wirrungen und hoffentlich vorhandenem Unterhaltungsfaktor.

***

Kapitel 22: Barglar und seine verrückte Bande

Die Erde stieß einen ächzenden Seufzer aus. Lange schon war sie dem verbrennenden Licht der Sonne ausgesetzt, unfähig, neues Leben zu gebären, weil Trockenheit und Sommerhitze ihren Leib ausgedünstet hatten. Umso erleichterter war sie nun, als der Feuerball, der in diesem Jahr eine ungewöhnlich lange Dürreperiode mit sich brachte, an den Westtoren von Mûrcaras mit stillem Gezeter unterging, mit aufflammenden, rotglühenden Feuerarmen versuchte, sich am Rande des Horizonts zu halten und doch noch gegen die ihn erlöschende Nacht den Kürzeren zog. Die Schatten der Pferde erstreckten sich lang und dünn über das bräunlich-grüne Gras, ließen die kurzen, ergrauenden Halme erzittern, sobald sie flüchtig über sie huschten, als froren sie in dem flinken, nur mäßig kühleren Dunkel, das aus dem Lichtspiel der Abendsonne entstanden war.

Der erste Reiter, der gänzlich in einen düsteren Mantel gehüllt war, dessen Gesicht ebenso finster erschien und eine fast wohltuende Kühle verströmte in der Schwüle des Abends, preschte über den Untergrund, Mûrcaras Stadttore vor Augen. Sein helles, silbern schimmerndes Haar blitzte aus der weiten Kapuze hervor und wirkte auf den Betrachter zunächst wie ein kostbares Band oder gar Schmuck, so edel glänzte es. Ihm folgten auf weiteren, sehr erschöpft wirkenden Pferden Menschen, gleichsam Elben, Hobbits und sogar ein Zwerg. Äußerst selten bekam man eine solch ungewöhnliche Konstellation von Reisenden zu Gesicht, so dass es fast normal war, dass sämtliche Einwohner der Stadt neugierig zum Stadttor gelaufen kamen und jene, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr zu gehen vermochten, sei es aus Altersschwäche, Krankheit oder nur der simplen Muße der Faulheit, lugten hinter dünnen Vorhängen aus ihren Fenstern hervor.

Schneller als ein Lauffeuer und noch bevor Daelior als Erster das offene Stadttor durchritt, verbreitete sich die Kunde in Mûrcaras, dass sich allerlei edel aussehende Besucher der Stadt näherten. Einer wollte gar den Banner Gondors und den Hohen König Elessar selbst gesehen haben, doch noch taten es die aufgeregten Gemüter der Einwohner als bloße Vermutung und Wichtigtuerei ab.

Grumir, verärgert darüber, ein zweites Mal in so kurzer Zeit solche eine Aufruhr in seiner Stadt zu durchleben, erhielt die Nachricht von einem seiner Diener, als er gerade mit Malfast, seinem Finanzberater, beim Abendmahle gesessen hatte. Wehe dir, Schelm, wenn der Besuch nicht annähernd so wichtig ist, wie du es herausposaunst", hatte er gedroht und sich flüchtig mit der gelblichen Serviette den Mund abgewischt, worauf das dunkle Rot des guten Weines aus Südithilien zu einem warmen Orange auf dem hellen Stoff verlief. Geschwind hatte er sich den feinen Hut mit der breiten, geschwungenen Krempe aufgesetzt, den herrlichen Mantel aus wallendem Purpur, passend zu seinem Hut, übergestreift und war mit festem Schritte nach draußen auf die Hauptstraße getreten, auf der sich die Besucher den Angaben der Zeugen nach dem Stadtzentrum näherten.

Lange musste er nicht warten, da im gemächlichen Trab die Pferde der Fremden über die unebene Straße auf ihn zukamen, und tatsächlich sah er den Banner Gondors prachtvoll aus der Mitte herausragen und als der König von Gondor persönlich aus dem Schutz seiner Begleiter heraus und an die Spitze des kleinen Zuges ritt, klappte der Unterkiefer Grumirs ganz ohne sein Zutun nach unten. `Weswegen besucht mich der König? Ob er von den Geschäften gehört hat? Von der finanziellen Misere der Stadt?´, dachte sich Grumir und wurde ganz bleich um die Nase, als er die strenge Miene Aragorns erblickte. Erst dann entsann er sich den höfischen Sitten und verbeugte sich tief vor seinem Herrscher, in stiller Bewunderung waren die einfachen Bürger hinter ihm bereits auf die Knie gesunken.

Seid gegrüßt, mein König", krächzte der Mann, als die Pferde direkt vor ihm angehalten wurden. Grumir bemühte sich, nicht eingeschüchtert zu klingen, was ihm deutlich schwer fiel.

Aragorn nickte nur als Geste der Begrüßung und blickte zu Legolas und Daelior, die jeweils zu beiden Seiten neben ihm verharrten und mit eisernem Blick die sie umgebende Menschenmasse begutachteten. Seid gegrüßt, Herr...", begann Aragorn, der sich an den sich vor ihm verbeugenden Mann nur schwerlich erinnern konnte. Grumir, mein Herr, nennt mich Grumir", endete der Verwalter von Mûrcaras eilig Aragorns Satz. Lalaithwen runzelte die Stirn und schaute zu Thíluil herüber, der neben ihr auf seinem Pferd saß und nur die Achseln zuckte. Diese Leute machten auf Legolas Verlobte, und nicht nur auf sie, einen merkwürdigen Eindruck. Entfernt erinnerten sie Lalaithwen an Kinder, die reumütig vor ihren Eltern standen und vergebens versuchten, eine von ihnen angerichtete Missetat zu verbergen. Ich erbitte eine Unterkunft für mein Gefolge und mich in Mûrcaras. Wir sind auf der Durchreise und ersuchen zu rasten.", erklärte sich Aragorn und man musste kein Elb sein, um zu spüren, dass die Bitte Aragorns Grumir zunehmend missfiel, vor allen Dingen, als der König fortfuhr: Zudem möchte ich mich persönlich mit Euch unterhalten"

Wie Ihr wünscht, mein Herr", murmelte Grumir in heuchlerischem Ton und Legolas funkelte den Mann mahnend an, ignorierte die erstaunten Blicke der Stadtbewohner, welche die Angehörigen des Schönen Volkes mit offenen Mündern betrachteten, als verschlüge ihnen der Anmut der Elben die Sprache. Gimli versuchte derweil angestrengt, hinter Legolas Rücken hervorzulugen, ohne zur allgemeinen Belustigung vom Pferd zu fallen. Folgt mir nur", sagte Grumir dann, sich umdrehend und voranlaufend, den sich aneinander drängenden Massen befehlend, gefälligst Platz für den König zu machen. Ich sag dir was, Legolas", grummelte Gimli, An dem ist so viel faul, dass es zum Himmel stinkt"

Der Elb reagierte auf Gimlis Denunziation mit einem knappen Nicken, ehe er, Grumir nicht aus den Augen lassend, Aragorn folgte.

Nach einem längeren Ritt erreichten sie endlich das Verwaltungsgebäude von Mûrcaras, das Grumir zugleich als Residenz diente. Willkommen in meinem bescheidenen Heim", grunzte Grumir wieder in diesem schmeichelnden, zutiefst widerwärtigen Tonfall. Bescheiden...oh ja...", hauchte Daelior ironisch bei dem Anblick des hohen, fast villenartigen Gebäudes, das an Prunk und Putz sämtliche Häuser der Stadt vielfach übertraf. Es verärgerte ihn zutiefst, dass Menschen wie Grumir in Saus und Braus lebten, während die anderen Einwohner von Mûrcaras in fast baufälligen Häusern wohnen mussten und der Zerfall der Stadt stetig zunahm. Aragorn, dem der Unmut des Elben zu seiner Linken auffiel, legte nur eine Hand auf den Arm Daeliors und deutete ihm so, besser stillzuschweigen. Nach und nach saßen alle Reiter ab und führten ihre Pferde in die Stallungen neben dem Gebäude.

Bei einem guten Gläschen Wein und herzhaftem Stück Braten lässt es sich besser plaudern, als in einem kühlen Konferenzraum, denkt Ihr nicht auch?", sprach Grumir, an Aragorns Seite verharrend wie ein lästiges Insekt. Ich gedenke nicht mit euch zu plaudern, Grumir, vielmehr verlangt es mir, Euch ein paar Fragen zu stellen", stellte Aragorn klar, worauf Grumirs Unsicherheit aus dessen Augen hervorstrahlte. Ich wünsche zudem, dass zwei meiner getreuen Begleiter der Unterhaltung beiwohnen werden", fuhr Aragorn fort und gespannt schauten sich seine Begleiter an und als Legolas Name fiel, rieb sich auch schon Gimli selbstgefällig die Hände, weil er sich sicher war, der Zweite in der Reihe von Aragorns Beratern zu sein, und wurde sogleich wieder in seiner Euphorie gebremst, als Aragorn einen seiner Gefolgsleute aus Gondor nannte. Mach dir nichts daraus", rief Merry tröstend, als er Gimlis beleidigtes Gesicht erblickte, Dann schauen wir uns eben derweil die Gasthäuser der Stadt an!"

Au ja!", pflichtete ihm Pippin mit knurrendem Magen bei, so dass Gimlis anfänglicher Ärger über seinen Ausschluss durch Aragorn schnell zu Erheiterung umschwang. Mein Haus birgt natürlich ausreichend Räumlichkeiten für meine Gäste", sagte Grumir und wollte durch sein Geprahle von der eigentlichen Wichtigkeit des Gespräches ablenken. Folgt mir nur, ich geleite Euch zu Euren Unterkünften...aber nachher gönnen wir uns ein Schlückchen vom guten Rotwein, den ich extra aus Südithilien habe einführen lassen für edlen Besuch wie den Euren"

Hörst du, Gimli, Rotwein...allein deswegen ist es besser, wenn du der Unterhaltung nicht beiwohnst", neckte Thíluil den kleinwüchsigen Mann, der schweren Schrittes den anderen hinterher stapfte, Na warte, du Bengel...dir zeig ichs....ich habe deinen Bruder schon beim Wetttrinken damals in Rohan einer Niederlage nahegebracht", knurrte der Zwerg und Legolas drehte sich mit erhobener Braue um und auch seine Verlobte zwinkerte Gimli zweifelnd zu. Wenn er sich von ein paar Kindern mit Wein abfüllen ließ, wie bitteschön wollte er dann einen Elben unter den Tisch trinken? Als Gimli Legolas kritischem Blick begegnete, räusperte er sich und ergänzte viel leiser: Nun ja...beinahe...beinahe hab ich ihn besiegt" Thíluil lachte auf und tätschelte Gimlis Kopf abwertend, was dem Zwerg äußerst zuwider war. Daelior, gedanklich kopfschüttelnd das unmögliche Verhalten der beiden beobachtend, rechnete schon mit einer Ausschreitung, wie sie die beiden in Drúsellas Hütte dargebracht hatten, doch die ungleichen Gefährten rissen sich rechtzeitig zusammen. Heute Abend, Bürschchen, werden wir sehen, wer der Trinkfestere von uns ist!", legte sich Gimli an, was Thíluil, der Herausforderungen geradezu liebte, sich natürlich nicht entgehen lassen wollte.

Legolas stieß einen allessagenden Seufzer aus, wurde aber von Lalaithwen schnell auf andere Gedanken gebracht. Keine Sorge, wir werden ein Auge auf die beiden werfen! Was denkst du, mein Liebling, wie lang wird das Gespräch mit Grumir andauern?", fragte sie leise, als der Stadthalter mit übertriebener Höflichkeit Aragorn durch die Flure seines Hauses führte.

Ich hoffe, nicht allzu lang. Wenn wir Glück haben, weiß er von den Kindern...", entgegnete er ihr, küsste sanft ihre Hand. Beeilt euch bloß...ich werde ungeduldig auf dich warten", lächelte sie ihn verführerisch an, was auch seinem ernsten Antlitz ein Schmunzeln entlockte. Daelior drängte sich an dem Paar vorbei, sich zwingend, Haltung zu bewahren. Sie machte so einen glücklichen Eindruck in Legolas Armen. Aber dennoch wollte und konnte der Drachensohn nicht glauben, dass sie es wirklich war... .

~*~*~

Wenngleich Warge abscheuliche Kreaturen waren, denen die Natur in dem Maße Hässlichkeit gegeben hatte, wie Eru den Elben Schönheit verlieh, so waren sie doch erstaunlich gute Reittiere. Natürlich saß man auf ihrem Rücken nicht sonderlich komfortabel und es kostete viel mehr Anstrengung, einen Warg in die gewünschte Richtung zu dirigieren als es bei einem Pferd vielleicht der Fall war – aber Jolly war überrascht darüber, wie leicht es ihm fiel, den Warg anzutreiben. Noch vor Stunden, als er dieses Biest zum ersten Mal erblickt hatte und noch von Grauen erfüllt gewesen war, hatte er sich vor dem Tier gefürchtet und hatte sich nicht vorstellen wollen, wie er ohne die Hilfe der Ostlinge von dem Wargrücken hätte hinabsteigen können. Fast selbstsicher trieb er nun das kraftstrotzende, flinke Tier voran, dem eiligen Ritt der anderen folgend.

Jolly hatte es nicht gewagt, danach zu fragen, wohin der düstere Pfad sie führte. Aber immerzu war die Rede von einer Art Stützpunkt, einem Hauptlager der Ostlinge. Der Ort, an dem sie sich sammelten...für was, das wollte sich Jolly besser nicht vorstellen. Und wofür sie ihn dabei benötigten, war ihm noch immer ein Rätsel.

Durch den Ritt konnten sich seine geplagten Beine ein wenig erholen. Zwar pochte immer noch der Schmerz in seinen Knien und dem geschundenen Rücken, aber in der vornüber gebeugten, sitzenden Haltung war es erträglich. Jolly fragte sich insgeheim, wann die Ostlinge es vermocht hatten, solch ein weitläufiges und gut verstecktes Tunnelsystem zu graben. Die gewaltigen, stützenden Balken aus Holz stemmten Gestein und trockene Erde an die Stollendecke. Je weiter sie in den Schacht vorstießen, desto öfter fielen Jolly die Halterungen für Fackeln an den Seitenwänden ins Auge. Wie lange schmuggelten sie ihre Beuten und gestohlenen Schätze schon von Ort zu Ort, ohne dass eine arme Seele auch nur annähernd ahnen konnte, was sich unter ihren Füßen abspielte? Jolly war gleichsam von Entrüstung und Bewunderung erfüllt und ein Gedanke flammte in seinem Kopf auf – würde er den Schatz, der Filegons Familie zustand, zu Gesicht bekommen? Und wenn ja, würde sich ihm die Gelegenheit bieten, ihn für seinen Freund zurückzugewinnen?

Diese tollkühne Idee ließ sein Herz förmlich in seinem Brustkorb rasen, doch ermahnte er sich sogleich, dass es primär galt, am Leben zu bleiben. Außerdem müsste eine Fluchtmöglichkeit für ihn bestehen, denn ohne eine solche würde ihm auch der größte Schatz der Welt nichts nützen. Weiterhin schmälerte der Gedanke an die Trennung von seinen Freunden die Hoffnung auf ein Gelingen seiner Idee.

`Langsam, Junge´, dachte sich Jolly, `Lass die Gelegenheiten erst herankommen, ehe du schon über ihren Fortgang nachdenkst´ Aber dies war leichter gesagt als getan. Erstmals seit der Nacht seiner Entführung schöpfte Jolly wieder neuen Mut und Selbstvertrauen.

Vyân, als ob er das Leuchten in den Augen des Knaben bemerkt hätte, grollte: Genieße die Zeit, die du faul auf dem Vieh zubringen kannst...du wirst nie wieder so viel Ruhe haben" Der polternde, tiefe Klang seiner Stimme brachte Jolly ins Hier und Jetzt zurück, an den Ort, an dem er geschickt handeln, vorsichtig sein und nachdenken musste, denn wenn er auch nur eine Sekunde nachlässig oder unbeschwert wäre, würden ihn die Ostlinge hierfür bestrafen und er sähe der Gefahr entgegen, die letzten Optionen einer möglichen Flucht zu verspielen. Denn irgendwo musste dieser Tunnel enden. Ostlinge waren auch nur Menschen, die früher oder später ans Tageslicht mussten, allein um Nahrung zu beschaffen. Und etwas sagte Jolly, dass es nicht nur dieser eine, lange Gang war, der nach draußen führte. Doch bis er herausfinden konnte, wie dieser Ausweg aussah, würde er sich fügen und auf den Beistand Pejous hoffen müssen.

Ebendieser ritt mit wachem Blick auf einem der wenigen Pferde und als er Jolly anschaute, war dem Jungen so, als könne der Mann seine Gedanken lesen, als wüsste er, welchen groben Plan sich Jolly nach und nach zurechtschmiedete. `Vielleicht ist er verhältnismäßig nett zu dir, aber vertrauen solltest du ihm nicht´, sagte Jollys innere Stimme und unbewusst nickte er. Auch wenn er einen Verbündeten nötiger denn je hatte, war es eine zweifelhafte Angelegenheit, ausgerechnet einen Ostling auf die eigene Seite ziehen zu wollen.

~*~*~

Er spürte den stechenden, pulsierenden Schmerz oberhalb des linken Jochbeines, der sein gesamtes Gesicht zu lähmen schien. Sterne tanzten vor seinen geschlossenen Augen in schwindelerregender Schnelle. Haldir fühlte sich, als wandelte er zwischen Traumwelt und Wirklichkeit, als stünde er nur Sekundenbruchteile davor, aus einem kurzen, aber prägenden Schlaf zu erwachen. Und in gewisser Weise war dies auch der Fall. Die Erinnerung jedoch wollte nur schleppend zu dem Elben zurückkehren. Er hatte jegliche Orientierung, wie auch sein Zeitgefühl verloren, befand sich in einem Dämmerzustand, aus dem ein baldiges Entkommen noch ungewiss erschien. Die Schmerzen waren das einzige, das real für den Elben erschien, was ihn versicherte, dass er noch am Leben war. Noch hielt er es für besser, die Augen geschlossen zu halten und er fragte sich gedanklich, ob er überhaupt die Kraft aufbringen konnte, sie je wieder zu öffnen. Er musste nicht sein Gesicht ertasten, um zu wissen, dass sein linkes Auge geschwollen war. Es fühlte sich für ihn an, als hätte eine große, pulsierende Pflaume den Platz seines Auges eingenommen.

Dann bemerkte er, dass seine Hände auf dem Rücken zusammengebunden worden waren und dass sein Bein eingeschlafen war. Was war geschehen?

Haldirs Mund war vollkommen ausgetrocknet, die Lippen hafteten aufeinander, als hätte man sie ihm mit Baumharz versiegelt. Er versuchte sich krampfhaft an das letzte zu erinnern, das er durchlebt hatte, doch nach dem Halt mit seinem Pferd am Amon Dínen klaffte ein großes, schwarzes Loch im Feld seiner Erinnerung. Die Kopfschmerzen erschwerten zudem sein Denken, umgaben ihn wie eine trübe, undurchsichtige Wolke. Plötzlich sah er das Gesicht des bärtigen Mannes gedanklich vor sich und stieß vor Überraschung an das unerwartete Bild einen heiseren Laut aus.

Seine empfindsamen Sinne, die noch zuvor wie betäubt gewesen waren, kehrten gemächlich zu ihm zurück. Er roch den rauen, erfrischenden Duft von feuchten Tannennadeln und nahm ebenso den stechenden Geruch von Rauch auf. Wärme. Er fühlte Wärme. Ein Feuer. Nicht weit von ihm entfernt. Er hörte Stimmen, konnte sich aber nicht ausreichend konzentrieren, um zu verstehen, was sie sagten. Der Mann. Das Bild von dem breiten, grimmigen Gesicht wollte nicht aus seiner Vorstellung entschwinden, es war, als blockierte es sämtliche Erinnerungsversuche Haldirs. ...nur so `n komisches Geschichtsbuch...", konnte er verstehen. Menschen. Er war umgeben von Menschen. Jetzt nahm er auch ihren Geruch war, den Schweiß, den Schmutz, vermengt mit der Essenz der Wildnis. Das Surren hallte in seinem Kopf wider und mit einem Male sah er sich wieder auf der kleinen Anhöhe am Teich stehen und die Schatten an sich vorbeihuschen.

Schatten", stöhnte er heiser, bewegte den Kopf leicht auf die rechte Seite. Paps, er wacht auf, glaub ich!", die Stimme von vorhin. Klein und ein wenig schrullig. Wie die eines Jungen, der sich im Stimmbruch befand. "...nur so `n komisches Geschichtsbuch..."

Das Buch! Sie hatten das Buch gefunden! Schneller, als es seinem schmerzenden Auge lieb war, riss er die Lider auf und zuckte sofort unter der anschwellenden Pein zusammen, ein Keuchen und hilfloses Stöhnen entwich abermals seiner Kehle. Verschwommen nahm er seine Umgebung war. Es war finstere Nacht. `Oh Eru, lass mich nicht erblinden´, flehte Haldir in Gedanken, doch wurde ihm seine Furcht sogleich vom warmen Schein eines Lagerfeuers genommen, das unweit von ihm gemütlich vor sich hinknisterte und ein erlegtes Tier briet, das über ihm auf einem tiegelartigen Behältnis lag. Wo...", murmelte er und drohte, in den traumgleichen Zustand wie vorhin abzudriften, als ihn eine Hand grob am Kinn packte und ihm Schmerzimpulse durch sein geprelltes Jochbein sendete.

Haldir erkannte die Umrisse des Gesichtes jenes Mannes wieder, der ihm am Abend in gegenübergestanden hatte. Breit, grimmig und eine Knollennase inmitten der beschmutzten Züge. Braune Augen funkelten ihn zornig an, aber glaubte er tatsächlich, so etwas wie Erheiterung in ihnen zu sehen. Aufwachen, Spitzohr...", schalt ihn die raue, aber nicht all zu tiefe Stimme des Mannes vor ihm. Nach und nach erkannte Haldir, dass er nur so von Menschen umringt war, welche eine ähnliche Kleidung trugen, wie der große Kerl, der ihn in der Mangel hatte und den er automatisch als ihr Anführer ausmachte.

Das linke Auge konnte Haldir nicht gänzlich öffnen und sein rechtes tränte bald durch den beißenden Qualm des Feuers. Wieder bildete sich Haldir ein, einen kleinen Schatten vorbeihuschen zu sehen, aber nun erkannte er, was dieser Schatten wirklich gewesen war – ein junger Bursche, schätzungsweise etwas jünger als Eldarion, mit kurzem, blonden Haar und unzähligen Sommersprossen auf den Wangen und der Nase, die im Schein des Feuers wie kleine Funken glommen. Er hielt das Buch in der Hand.

Mein Buch", stieß Haldir leise hervor, achtete nicht länger auf den Anführer, der ihn aus seinem festen Griff noch immer nicht entlassen hatte. Ei, mal ganz ruhig, Freundchen", sagte der Mann fast im Plauderton, Wer bistn du überhaupt?"

Haldir blinzelte etwas irritiert gegen die verschwimmenden Konturen vor seinen Augen und wunderte sich über die merkwürdige Ausdrucksweise dieser Menschen. Mein Name ist Haldir o Lorien, Hauptmann der Galadhrim", murmelte er mit schwacher Stimme und gegen das klebrige Gefühl auf seinen Lippen ankämpfend. Getrockneter Speichel und ein wenig Blut hatten sich auf der Haut festgesetzt. Der Gala...was?", bellte der Anführer, doch viel eher erklang es wie eine Belustigung als einen zornigen Ausruf. Der Galadhrim", entgegnete Haldir, leise seufzend, weil ihm die Kopfschmerzen zu schaffen machten. Das sin Elbn, glaub ich", rief ein neunmalkluger anderer Jungspund aus der hinteren Reihe, worauf sich der Anführer umdrehte und rief: Ei, das weiß ich, Dummkopf", und wieder an Haldir gewandt sagte er: Und das hier scheint mir nich gerad `n sonderlich schlaues Exemplar von `nem Elbn zu sein, wenn er es wagt, ungefragt einen Fuß auf das Revier von Barglar, dem großen Räuber zu setzen!"

Barglar. Haldir hatte diesen Namen noch nie gehört. So ein großer Räuber konnte er also nicht sein, wie er stolz herumprotzte. Aber Räuber blieb Räuber und Haldir zügelte lieber seine spitze Zunge, auch wenn ihm vielerlei böse Kommentare in den Sinn gekommen wären – die Menschen waren in der Überzahl, er war gefesselt, unbewaffnet und sein Sichtfeld war eingeschränkt. Ich wusste nicht,...", wollte er beginnen, aber Barglar schnitt ihm das Wort ab: Eiei, und dann schießt er meinem Jüngsten auch noch `n garstigen Elbnpfeil in den Fuß!" Haldir atmete innerlich auf, war er doch überzeugt davon gewesen, den Schatten getötet zu haben. Wenn dies der Fall gewesen wäre, wäre er so schnell wohl nicht wieder aufgewacht. Verzeiht, aber ich fühlte mich bedroht...", warf Haldir wieder ein, worauf sich Barglar nachdenklich über das bärtige Kinn Strich. Eiei, und nich mal Wertsachn hat er mit...aber vielleicht könn wir ja sein Gaul schlachten...eieiei"

Nein, bitte", brach es aus Haldir hervor und durch eine ungeschickte Bewegung versuchte er, sich aufrechter hinzusetzen, wobei er jedoch von seinen überdehnten Armen zurückgehalten wurde, ...nicht...bitte...", wisperte er, Ich bin im Auftrag der Königin von Gondor unterwegs..." Als hätte der Elb einen Bannspruch ausgesprochen, schreckten die Räuber allesamt zurück. Was zum...hast du dich verlaufen, Junge? Ich denk, du bist o Lorien, dienst aber der Königin von Gondor und treibst dich hier im Nebelgebirge rum?", Barglar betrachtete den Elben mit Argwohn, aber auch einer gehörigen Portion Neugierde.

Das ist eine lange Geschichte...", wollte Haldir noch abwinken, als Barglar aber laut ausrief: Na und, wir haben Zeit!" Die Bande, unter der zu Haldirs Erstaunen nicht wenige Frauen dabei waren, grölte im Chor in die Nacht hinaus. Na schön...", murmelte Haldir, fast schon erfreut darüber, einer so relativ harmlosen Räuberbande in die Falle getappt zu sein, Aber bindet mir bitte die Hände los..." Einen miesen Trick dahinter vermutend, zögerte Barglar zunächst, ehe er aber feststellte, dass der Elb zu geschwächt war, um sich wahrlich gegen all seine starken Männer zu behaupten.

Nachdem er losgebunden worden war, begann Haldir die Geschichte zu erzählen, weshalb er auf so ungewöhnlichem Pfade unterwegs war und um ihn herum saßen gut vierzig Männer, Frauen und Kinder und hörten ihm aufmerksam zu, als wären sie alle Kinder, denen eine aufregende Gute-Nacht-Geschichte erzählt wurde... .

~*~*~

Ich muss sagen, ich finde es immer wieder furchtbar, wenn er so mit offenen Augen schläft...er sieht dann immer aus wie...na ihr wisst schon", hörte Filegon Taris aufgedrehte, alles andere als verschlafene Stimme sprechen. Und gerade in dem Moment, als sich seine drei Freunde prüfend über ihn beugten, um sicher zu gehen, dass er wirklich nur schlief, löste sich der trübe Schleier vor Filegons Augen im Nichts auf und er richtete sich wortlos auf. Die goldene Morgensonne schickte ihr Licht durch jede löchrige Faser in der hölzernen Fassade und heizte die kleine Hütte merklich auf. Guten Morgen", sagte Filegon und bemerkte mit Amüsement, wie ihn die Drei anschauten, als wäre er ein Fabelwesen aus dem Märchen, das plötzlich Wirklichkeit geworden war. Naru war der Erste, der auf den Elben reagierte und ihn liebevoll im ganzen Gesicht abschlabberte. Lachend befreite sich Filegon von dem erfreuten Rüden, tätschelte dessen graumelierten Hals.

Schnarchnase", lachte Selina vergnügt und zupfte an seinem Haar. Du hast recht lang geschlafen, mein Freund, aber wir wollten dich nicht wecken. Selina sagte, du hättest nach einem Brunnen oder dergleichen Ausschau halten wollen. Nun...wir haben tatsächlich einen gefunden. Allerdings war er fast bis auf den Grund ausgetrocknet. Tari ist wagemutig, wie er nun einmal ist, heruntergeklettert und hat die Wasserflaschen aufgefüllt", redete Eldarion gut gelaunt auf ihn ein. Was eine Nacht voller Schlaf alles bewirken konnte, war immer wieder erstaunlich. Ja, und das hab ich mir auch geholt", jammerte Tari und zeigte Filegon seinen aufgeschrammten rechten Arm, sowie einen in Stoff eingewickelten Daumen, Damit werde ich die nächsten Wochen bestimmt nicht schnitzen können"

Und das ist auch gut so...außerdem wage ich zu bezweifeln, dass du in der nächsten Zeit überhaupt zum Schnitzen gekommen wärest, Tari", warf Eldarion ein und Selina und Filegon lachten gemeinsam, als sie Taris beleidigten Gesichtsausdruck erblickten. Filegon genoss die Unbeschwertheit, doch etwas in seinem Unterbewusstsein ließ ihn nicht ganz zur Ruhe kommen. Es fiel ihm so schlagartig wieder ein, dass er fast vergessen hätte, zu atmen. Die Krähen. Hatte er es nur geträumt, oder waren sie in der Nacht tatsächlich zu ihnen gekommen? Und wenn ja, wo waren sie jetzt?

Im Dach klaffte immer noch ein großes, splitteriges Loch, das unbedeckt den freien Blick zum wolkenlosen Himmel ermöglichte. Sollte das, was Filegon vor dem Einschlafen gehört und gesehen hatte wahrlich nur ein Hirngespinst sein?

Filegon, hast du was?", fragte der Prinz Gondors besorgt, als sein Elbenfreund so plötzlich verstummte. Nein", lachte Filegon und streckte sich, Ich bin nur noch ein wenig müde, das ist alles...hast du denn die ganze Nacht allein Wache gehalten?", fragte er dann an das kleine Mädchen gewandt, deren braune Augen ungewöhnlich wach erstrahlten und ihn nicht glauben lassen wollten, dass sie die ganze Nacht über wach geblieben war. Sie reckte ihr kleines Stupsnäschen in die Höhe und nickte stolz und als Filegon seine männlichen Begleiter zweifelnd anblinzelte, zuckten sie nur mit den Achseln und schworen fast gleichzeitig: Also mich hat sie nicht geweckt" Filegon hielt es momentan für besser, es bei der simplen Aussage zu belassen, dass Selina Wache gehalten hatte, obwohl er sich fast sicher war, dass die Krähen hier gewesen waren. Es war keine bloße Verdächtigung, nein, der Elb roch den dünnen, nebulösen Geruch der Krähenfedern in der Luft, was wiederum fast lachhaft war – denn die Totenwächter an sich rochen nur, so besagten es vielerlei Märe, nach dem Tode selbst.

Reiten wir weiter?", fragte Tari, der zuvor noch neugierige Blicke in eine der aufgebrochenen Schubladen geworfen hatte, allerdings nichts anderes gefunden hatte, als einen Bogen von weißem Papier. Der Elb lächelte in sich hinein. Jetzt, bei Tageslicht, nahm das Material seinen bleichen, hölzernen Farbton an, warf kleine, sonnige Schatten und verharrte geduldig an Ort und Stelle, bis man es zu seinem Gebrauch aus der Schublade herauszog. Und in der Dunkelheit hatte es so schauerlich ausgesehen, dass sich selbst Filegon gefürchtet hatte. Zakwa und Reevo?", fragte Filegon leise, worauf ihm Eldarion schnell erwiderte: Niemand zu sehen...wie gestern...trotzdem sollten wir den jungen Tag nutzen."

Alles, was sie zu tragen vermochten und was brauchbar erschien, schleppten die Kinder aus der Hütte heraus und beluden die Pferde so gut es ging. Hast du heut Nacht irgendetwas gesehen? Oder irgendjemanden?", fragte Filegon Selina in einem ruhigen Augenblick, in dem die beiden kurz allein waren.

Nein...niemanden. Ich war die ganze Nacht über wach und war ganz stark", lächelnd winkelte sie beide Arme an, so dass der doch eher schmächtige Bizeps an beiden Armen zu voller Größe anwuchs. Filegon erwiderte ein schmales Lächeln und schaute ihr hinterher, als sie emsig die vollen Wasserflaschen zu Eldarion trug, welcher diese anschließend in seinem Rucksack verstaute. Legolas Sohn wusste, dass Selina log. Und dass sie dies ohne eine Spur von Scham oder Reue tat, wie es mehr als unüblich für sie war, rief Filegon zur Vorsicht auf. Warum verschwieg sie plötzlich die Krähen? Jene Kreaturen, die sie doch als ihre Helfer bezeichnet hatte? Der Elb wusste, dass er es herausfinden musste, bevor Selina sie wieder rief. Das Mädchen war noch zu klein, um solch übersinnliche Kräfte einschätzen zu können, und erstrecht lief alles auf große Gefahr heraus, weil ihr geliebter Bruder in Gefangenschaft und verschwunden war. Sie würde alles tun, damit Jolly gerettet würde, dessen war sich Filegon sicher.

Als sie ein weiteres Mal zu ihm gelaufen kam, diesmal jedoch, um seine Hilfe beim Aufsitzen auf das Pferd in Anspruch zu nehmen, schaute er sie eindringlich an. Selina?", murmelte er und das Kind schaute fragend zu ihm auf, der Elbenzopf ruhte noch immer ordentlich und gepflegt in ihrem Nacken, Bitte lüge mich nicht an" Ein kurzes, überraschtes Aufleuchten ihrer Augen bestätigte seinen Verdacht, aber dann murmelte sie: Die Wahrheit glaubst du mir doch schon lang nicht mehr"

Der Ernst in ihren Worten ließ ihn zurückschrecken. Wie konnte sie nur so etwas glauben? Selina, das...", wollte er sagen, doch sie unterbrach ihn ungewohnt harsch: Du musst keine Angst um mich haben, Filegon. Die Kra-Kras sind meine Freunde." Tari und Eldarion schauten bei dem lauten Tonfall von Selinas Stimme erstaunt auf, doch Filegon achtete nicht auf die Jungen. Sein entrüsteter Blick ruhte auf dem Mädchen, das ihm nicht einmal zur Schulter hinaufreichte. Er fühlte, wie sich eine unsichtbare Kluft zwischen ihm und ihr erschloss. Und in seinem Hals bildete sich ein großer Kloß, als ihm gewahr wurde, dass Selina damit begann, den Todesboten größeres Vertrauen zu schenken als ihm. Verletzt und erschrocken durch das soeben Gesagte, wand sich der junge Elb von ihr ab, half den beiden anderen dabei, die letzten Utensilien auf die Pferde zu packen, wobei er Selina keines Blickes würdigte. Er musste nachdenken. Nachdenken über die Gefahr, die durch die unbekannte Kraft der Krähen bestand, nachdenken über die Wahrscheinlichkeit, Jolly wiederzufinden und auch über das weitere Vorgehen. Jetzt war sich Filegon nicht mehr so sicher, dass Selina ihm alles gesagt hatte. Das Gefühl, dass sie ihm etwas bedeutungsvolles verschwieg, ließ ihn nicht los. Das Mädchen stand allein neben dem für sie viel zu großem Pferd, starrte dem Elben mit einer Mischung aus Traurigkeit und Angst hinterher, was Eldarion nicht entging. Was war da eben zwischen euch beiden los?", hielt er Filegon mit strengem Blick an. Der Prinz konnte Filegons Verhalten gegenüber Selina immer weniger nachvollziehen.

Nichts...", murrte Legolas Sohn sichtlich verstimmt und Eldarion stieß einen Seufzer aus Frustration aus. Je länger und schwieriger dieses Abenteuer wurde, desto größer wurden die Unstimmigkeiten in der Gruppe. Zeit, aufzubrechen", gähnte Tari, der als Erster auf dem Pferd aufgesessen hatte. Als Filegon zu dem Reittier zurückkehrte, welches er sich mit Selina teilte, fand er das Mädchen hilflos die Arme ausstreckend vor. Er hatte ihr noch immer nicht auf den Rücken des Tieres geholfen.

Was ist?", sagte der Elb ungewohnt kalt, so dass Selina zusammenzuckte und heiser murmelte: Hilfst du mir...ich...ich kann alleine nicht auf das Happa..."

In Filegons eisblauen Augen spiegelte sich ein schwer deutbarer Ausdruck wieder, als er sagte: Frag doch die Krähen...wenn sie dir so gute Freunde sind, können sie dir auch so eine Kleinigkeit ermöglichen...vielleicht packen sie dich mir ihren Krallen und fliegen dich auf den Pferderücken" Die bissige Ironie im Tonfall Filegons wollte keinem der Beteiligten gefallen, am allerwenigsten natürlich Selina selbst. Filegon, ich...", stammelte sie, ihr hübsches Gesicht war ganz blass und ihre warmen Augen glänzten leicht, als nach und nach Tränen in ihnen aufstiegen. Wortlos fasste er sie etwas grob an den Seiten und hob sie auf das Pferd, um nachher hinter ihr aufzusitzen. Ein gepresstes Schluchzen entwich ihrem Mund, aber Filegon nahm keine Notiz davon, wollte nicht länger Notiz davon nehmen. Na kommt schon, wir haben genug Zeit vertrödelt", rief Filegon gereizt, noch immer die Tränen ignorierend, die an Selinas Gesicht wie salzige Regentropfen hinabrollten. Es brach ihm das Herz, dies konnte er nicht leugnen. Aber gleichzeitig war er selbst zu sehr von Zweifeln erfüllt, als dass er ihr sogleich wieder volles Mitgefühl schenken konnte. Wenn sie ihm nicht vertraute, würde er es im Gegenzug auch nicht können.

~*~*~

Der kristallene Pokal schimmerte in allen Farben, welche das Licht der Kerze auf ihn warf. Das dunkle, kräftige Rot des Weines schien zu glühen, als es vom Schein des Kerzenlichts erfasst wurde. Flackernd, in jedem winzigen Luftzug tanzend, drehte sich die züngelnde Flamme um ihren Docht, der, getränkt in flüssigem, heißen Wachs, an seiner Spitze bereits kohlrabenschwarz gefärbt war.

Grumir stellte den Becher mit einem leisen, gläsernen Klirren wieder auf den schweren Holztisch, auf dem allerlei Gaumenfreuden, wie auch der versprochene Wein aus Südithilien, serviert worden waren. Weder Aragorn, noch dessen Berater namens Malfor oder Legolas rührten ihre Gläser an und auch aßen sie nicht. Grumir allein ergötzte sich an den Gütern, die sein leibliches Wohl garantierten, rote Spuren des Weines klebten noch an seinen Mundwinkeln, als er schon eine Keule des gebratenen Fasans an seinen gierigen Schlund führte. Seid Ihr nicht hungrig, meine Herrschaften? Ich versichere Euch, das Essen ist köstlich!" Mit einem reißenden Geräusch löste sich ein Brocken Fleisch vom breiten, grauen Knochen, als der Stadthalter von Mûrcaras hineinbiss. Legolas räusperte sich zurückhaltend, doch wusste Aragorn diese Geste als Zeichen des Missfallens des Elben zu deuten. Und auch seine eigene Geduld neigte sich dem Ende zu. Grumir wich immer wieder den höflichen Versuchen des Königs aus, Fragen zu stellen, anstelle einer Antwort entgegnete der Verwalter stets unwichtiges Geplänkel, Plauderei, über dies und jenes und allerlei Gesindel. Bis es Aragorn zu viel wurde.

Werter Herr, verzeiht, wenn ich forsch erscheine...", begann Aragorn leise und Grumir hob die Brauen, lachte dann einmal laut und herzlich auf, ehe er sagte: Wenn hier einer forsch sein darf, dann seid gewiss Ihr das, mein König!"

Legolas kniff die Augen zusammen und bedachte Grumir mit kritischem Blick. Dieser Mensch schmückte sich mit allerhand Prunk und Geschmeide, als versuchte er hinter dieser Maske der heuchlerischen Höflichkeit seine Unfähigkeit als Stadtverwalter zu verbergen. Vorsichtig, wie es Legolas nicht entging, schielte Grumir ab und an zu ihm herüber, beinahe so, als wüsste er, dass der Elb diese Meinung von ihm gebildet hatte. Genug der Schmeichelei", führte Aragorn das Augenmerk auf das Gespräch zurück. Grumir schluckte schwer, ehe er murmelte: Womit kann ich Euch dienen, mein Herr?" Aus den Augenwinkeln Legolas beobachtend, leckte sich Grumir wieder und wieder nervös die Lippen. Habt Ihr in den letzten Tagen eine Gruppe von fünf Kindern in der Stadt gesehen?", fragte Aragorn. Kinder?", stieß Grumir überrascht hervor und ein Bissen schien in seinem Hals stecken geblieben zu sein, denn er begann mächtig zu husten und lief purpurrot an, das schüttere Haar fiel ihm in die Stirn, als er sich vornüber beugte. Ohne eine Miene zu verziehen warteten die drei Gefährten darauf, dass sich Grumir wieder fing.

Verzeiht, ich habe mich verschluckt", keuchte Grumir und sein Gesicht nahm nach und nach wieder eine normale Farbe an, Also...Kinder laufen ständig durch die Straßen und Gässchen meiner Stadt"

Die Art, wie er meine Stadt betonte, missfiel Aragorn in höchstem Grade, dennoch hatte das Anliegen der Suche nach den Kindern höhere Wichtigkeit im Moment, so dass er diese indirekte Anmerkung Grumirs absichtlich überhörte. Ein Elbenjunge muss unter ihnen gewesen sein", merkte Legolas mit vergeblich zurückgehaltener Unruhe in der Stimme an. Grumir schien einen Moment nachzudenken, doch vielmehr war er erleichtert, dass ihm der König keine geschäftliche Frage gestellt hätte. Wenn Aragorn gekommen wäre, um in seine Finanzen Einblick zu fordern, wären all die kleinen Geldgeschäfte und zwielichtigen Machenschaften des Mannes ans Tageslicht gekommen und Grumir hätte sich verantworten müssen. Da es aber nur um ein paar Bälger, weswegen auch immer, ging, verspürte Grumir eine erlösende Erleichterung. Elben? Ich habe schon ewig keine mehr gesehen...bis auf Euch natürlich", grinste der Verwalter Legolas an. Aber wenn wir gerade von Kindern sprechen...da fällt mir ein, dass vor einigen Tagen Pferde aus dem Gasthaus gestohlen worden sind. Einige der Leute behaupten, fünf Kinder, darunter ein kleines Mädchen, einen Hund und einen Elben am Abend zuvor gesehen zu haben. Es heißt, sie hätten die Tiere gestohlen und am Vorabend eine Auseinandersetzung mit zwei...Bürgern...angezettelt...mag sein, dass dies die Kinder sind, die Ihr sucht? Haben sie auch Euch bestohlen?"

Legolas und Aragorn tauschten einen nervösen Blick, doch Grumir redete ungeachtet dessen weiter: Vermaledeite Drecksbälger...wie verzogen muss man sein, um in so einem Alter anderen schon Unrecht zu tun?"

`Wie alt warst du, als du damit angefangen hast?´, dachte sich Legolas erbost, verbiss sich diesen Kommentar jedoch noch rechtzeitig. Ein Hund? Sagtet Ihr ein Hund war dabei? Und ein Mädchen?", fragte Aragorn mit wachem Blick und Legolas wisperte überrascht: Selina..."

Ihr kennt diese Bälger? Was haben sie Euch denn nun angetan? Keine Sorge, ich habe zwei gute Männer auf ihre Fährte geschickt, sie werden dieses Pack schon ausfindig machen und dann..." Aragorn erhob sich, Zorn funkelte in seinen grauen Augen und ließ Grumir erschrocken die Luft anhalten. Was Ihr so freundlich als Pack bezeichnet, sind unser beider Söhne und deren Freunde!", knurrte der König und Grumir rutschte in seinem edlen Sessel zurück und duckte sich ehrfürchtig. Eure...Eure Kinder?", stotterte Grumir voller Angst und auch Malfor war aufgestanden und sagte in scharfem Ton: Ihr solltet lernen, Eure Zunge zu zügeln, sonst schneidet man sie Euch eines Tages heraus!" Beleidigte man den König, wenn auch unabsichtlich, so beleidigte man gleichzeitig sein Gefolge aus treuen Mannen. Ich sagte nur, was ich hörte und, verzeiht mir, Prinz oder Betteljunge, Diebstahl ist und bleibt eine Handlung entgegen den Gesetzesverordnungen...", wehrte sich Grumir gegen den gondorischen Soldaten, dessen Gemüt so voller Rage war, dass er den Verwalter am Kragen zu packen drohte.

Legolas, der als letzter im Bunde aufstand, hielt ihn aber zurück. Gibt es Augenzeugen für diese Tat?", fragte Aragorn zähneknirschend, als er den fast triumphierenden Ausdruck in Grumirs Augen sah. Die, die sie mit den gestohlenen Tieren davon reiten gesehen haben, sind ihnen auch gefolgt."

Aragorn wusste nicht, was er empfinden sollte. Zum einen war da diese Erleichterung, ein Lebenszeichen von seinem Sohn gehört zu haben, zum anderen der absurde Gedanke, dass Eldarion in einen Diebstahl verwickelt gewesen sein soll. Wenn mein Sohn wahrlich Schuld trägt, werde ich für das gestohlene Gut aufkommen. Aber ich muss wissen, in welche Richtung er mit seinen Freunden aufgebrochen ist!"

Soweit ich weiß, brachen sie in Richtung Nord-Osten auf.", sagte Grumir und trank den restlichen Wein aus seinem Glas aus. In diese Richtung brechen wir morgen in aller Frühe auf", sagte Aragorn zu Malfor und Legolas, welche nickten und sich zum Gehen bereit machten. Niemand erfährt davon!", befahl Aragorn und Grumir grinste verschwörerisch, zuckte mit den Achseln, als wäre er sich nicht sicher, ob er den Anweisungen des Königs Folge leisten konnte. Kein Wort!", sagte Aragorn streng und Grumir nickte, murmelte: Ich kann schweigen..."

So sicher waren sich da weder Legolas, noch Aragorn oder Malfor, aber ihnen waren die Hände gebunden. Und viel wichtiger als jeder gute Ruf der Welt war immer noch die Gesundheit der Kinder. Und jetzt hatten sie endlich eine heiße Spur.

~*~*~

...und das ist der Grund, weshalb ich König Thranduil so schnell wie möglich aufsuchen muss...", endete Haldir seine Ausführungen und schaute in eine erstaunte und beeindruckte Runde von Zuhörern. Eieiei, na wenn das mal nich eine dolle Geschichte is...", sagte Barglar, der als Erster wieder das Wort ergriff, Das verzeiht aber nich, dass du meinem Jungen in den Fuß geschossen hast", murrte der Hauptmann und ein bestätigendes Raunen drang aus der versammelten Räuberbande hervor. Ich sagte doch schon, ich fühlte mich bedroht...", verteidigte sich Haldir und ein kleiner, etwas stämmig gebauter Junge, der dem Kind mit Sommersprossen recht ähnlich sah, trat humpelnd nach vorn und schaute ihn spitzbübisch an: Man könnt meinen, Elbn könntn besser zielen" Haldir beschloss, nichts zu erwidern, auch wenn dieser freche Knabe gewaltig an seinem Stolz rüttelte. Was machen wir nun mit ihm? Geld hat er nich, wichtig machen tut er sich, aber er hat Manieren", fasste ein weiterer Räuber zusammen. Bitte...lasst mich gehen. Ich muss die Nachricht der Königin überbringen...das Leben von fünf Kindern hängt vielleicht davon ab...und ihr seid doch keine Unmenschen", letzteres sprach Haldir bewusst sorgsam und vorsichtig aus. Nein, wir sin Räuber!", lachte Barglar und die Menge begann lustig zu grölen und ausgelassen zu werden.

Irritiert saß Haldir am Boden. Seine Kopfschmerzen hatten sich zwar gebessert, aber sein Auge machte ihm noch zu schaffen. Trink und iss mit uns, Herr Elb, es sei dir verziehn, dass du meinem Sohnemann ein Hinkebein verpasst hast!", rief Barglar, aber Haldir hob schnell die Hand und sagte hektisch: Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, Herr...Barglar...aber...aber ich muss wirklich..."

Nix da!", plärrte Barglar und dem Galadhrim wurde übel, als er sah, dass die Räuber ihren gesamten Weinvorrat hervorholten, einer sogar damit begann, auf der Laute zu spielen und zu singen, worauf die Kinder fröhlich tanzend um das Feuer herum sprangen. Erst musst du uns beweisen, dass du trinkfest bist, Junge...dann lassen wir dich vielleicht gehn" Haldir runzelte die Stirn, schaute zum sternenklaren Nachthimmel auf, dann wieder in Barglars grinsendes Gesicht. Na komm, sing was...es heißt doch so schön, dass ihr Elbn so dolle Stimmen habt..." Das Lautenspiel erhielt einen schnelleren Rhythmus und auffordernd lachten und klatschten die Räuber, die allesamt eher wie ein lumpiges Pack voller Trunkenbolde aussahen, als wirklich fiese und gefährliche Männer. Aber Haldir konnte sich auch irren, allein, wenn er sich an die List erinnerte, mit der sie ihn eingekesselt und durcheinandergebracht hatten. Im dunklen Geäst der Bäume hatten sie Seile gespannt. Immer, wenn einer der Räuber das feste Garn mit einem Messer kappte, schnellte das Seil mit einem Surren durch die Luft und Baumkronen und Gebüsch komponierten ein verwirrendes Schattenspiel, das hier und da von dem ein oder anderen Räuberkind ergänzt wurde. Nein, dumm waren sie wahrlich nicht und deswegen war es besser, sie nicht zu verärgern. Singen, singen, singen!", forderten die Räuber im Sprechchor und ein wenig widerwillig erhob sich der Elb.

Mir scheint, der Junge muss sich noch ein bisschen Mut antrinken...eieiei...na los, Schluckspecht, runter mit der Teufelsbrühe!", lachte Barglar und drückte Haldir eine Flasche, die mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt worden war, in die Hand. Als der Elb jene an seinen Mund führte, nahm er den markanten Geruch von Wacholderbeeren wahr und rümpfte die Nase. Nein, Elben mochten zwar den stärksten Met von allen Völkern herstellen, aber Schnaps tranken sie deswegen noch lange nicht. Wie man trinkt, weißt du aber, oder?", rief ihm ein anderer zu und die Menge lachte wieder dröhnend. Hatten sie zuvor allesamt noch singen von ihm gefordert, hieß die neuere Anweisung nun Trinken, trinken, trinken!" Dies waren wahrlich Räuber, von denen Haldir einst in Geschichten gelesen hatte. Verrückte, aber gleichzeitig ausgefuchste Banditen, welche die Wonnen des Lebens in vollen Zügen zu genießen wussten, dabei keine Freveltat scheuten.

Ein wenig zögerlich verfestigte Haldir seinen Griff um den Flaschenhals, schloss dann das rechte Auge (das linke war inzwischen so stark zugeschwollen, dass es ihm mehr Mühe bereitete, es offen zu halten, als es zu schließen) und zuckte innerlich zusammen, als die bittere Flüssigkeit in seine Mundhöhle und dann an seiner Kehle hinabglitt. Er versuchte, seinen rebellierenden Magen daran zu hindern, den brennenden Schnaps sogleich wieder zurückzuschicken, was ihm auch gelang, aber noch lange nicht den widerwärtigen Geschmack dieses Gebräus aus seinem Mund verdrängte. Als Haldir die Flasche wieder von seinen Lippen löste und ein Gesicht zog, als hätte er in eine unreife Feldfrucht gebissen, applaudierten ihm die Räuberleute und Barglar klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter: Na also Junge, jetzt lasst uns alle feiern!", erneut ging ein Johlen durch die Gruppe, und gehortetes Essen wurde herausgepackt, zum Lautenspiel erklangen wilde Räuberlieder mit den unmöglichsten Texten, aber Haldir war mit der Situation zufrieden, solange man ihn nicht doch noch zum Singen zwang.

Hier, iss das, Elb!", erschallte eine Stimme und Haldir blickte mit seinem unversehrten Auge zu einem kleinen Mädchen herab, das, mit struppigem, langem Haar und Moosflecken im Gesicht, ihm einen Kanten Brot hinhielt. Dann schmeckt der Schnaps nich mehr so bitter!", weissagte sie dann und Haldir staunte nicht schlecht. Selbst die Kinder hier schienen mit allen Wassern gewaschen zu sein. Dankbar nahm er das Brot entgegen und biss ein großes Stück ab, während die Leute sich an den Händen fassten und fröhlich tanzten. Au Backe! Das wird morgen `n ganz schönes Veilchen werdn", prophezeite das Mädchen und tippte auf ihr linkes Auge. Haldir war egal, wie sein Auge aussehen würde, zumindest vorübergehend, solange er nur wieder sehen konnte. Mein Papsi hat nen ganz dollen Schlag drauf, stimmts?", plapperte sie weiter amüsiert auf ihn ein, doch ehe Haldir etwas erwidern konnte, war sie schon zu ihren Freunden oder Geschwistern gelaufen und tollte mit ihnen umher. Eieiei, entschuldige meine Tochter, sie brabbelt viel, wenn sie abends auf sein darf!", Barglar war wieder neben ihn getreten und drückte ihm die halbvolle Flasche in die Hand, die der Elb vorsorglich auf den Boden gestellt hatte. Mit der eigenen Weinflasche stieß er dann gegen das dunkle Glas der Schnapsflasche und deutete Haldir, zu trinken, was er, wenn auch sehr widerwillig, tat.

Diesmal jedoch war der Geschmack nicht mehr so unausstehlich, wie zuvor, nur das brennende Gefühl in seinem Rachen verblieb. Das mit dem Auge tut mir leid, Kumpel!", sagte Barglar, gab ihm wieder einen recht heftigen Klaps auf die Schulter und rülpste so laut, dass er sogar den wilden Gesang seines Gefolges übertönen konnte, Was wohl Thranduil sagen wird, wenn du so vor ihn trittst", lachte der Mann, Eieiei, das Gesicht des Königs würde ich gerne mal sehn"

Ihr gedenkt also, mich frei zu lassen?", fragte Haldir vorsichtig an, worauf Barglar die Stirn runzelte und brummte: Na denkst du, wir füttern dich hier durch? Eieiei, nee, nee, du kannst im Morgengraun dein komisches Buch nehmn und mit deiner Mähre auf und davon reiten...", Haldir atmete schon erleichtert aus, als Barglar fortfuhr: Aber nur unter einer Bedingung!" Der Elb hielt inne, während viele Kinder um ihn herumtanzten und ihn ab und an anrempelten. Die wäre?", wagte Haldir kaum hervorzubringen. Die hochfeine Hochzeit von deinem Kumpel...wie hieß er doch gleich...der Bengel von Thranduil...", lallte Barglar etwas benommen und seine rote Knollennase leuchtete intensiv im Schein des Feuers. Legolas...", merkte Haldir kleinlaut an, Schlimmes befürchtend. Genau der! Wenn der heiratet, will ich mit meiner Bande dabei sein! Schließlich sind wir bescholtene Bürger, die nur mal so den König kennen lernen wollen...", Haldir glaubte, sich verhört zu haben, oder dass der Alkohol die Sinne des Räuberhauptmannes gänzlich vernebelt hatte. Räuber auf Legolas Hochzeit? Er und Lalaithwen würden es ihm danken... .

Ich halte das für eine weniger gute Idee...", begann Haldir leise. Barglars heiterer Ausdruck entschwand in Sekundenschnelle und er knurrte: Wir wollen ja nichts anstelln, nur mal dabei sein, wenn so was schickes wie ´ne Hochzeit abläuft...", weniger wütend, aber vielmehr beleidigt klang seine Stimme. Haldir wusste, dass es nur ein Versprechen bedurfte, damit er frei war und die Möglichkeit nutzen konnte, Thranduils Hilfe zu erbitten. Er würde die Räuber nachher wohl nie wieder sehen, also was nutzte es, sich Sorgen über das Halten seines Wortes zu machen? Na gut...ihr könnt zur Hochzeit kommen, wenn ich morgen mit all meinem Hab und Gut..."

Is ja nich viel...", merkte Barglar halb rülpsend, halb würgend an, was Haldir jedoch nicht weiter aus der Fassung brachte: ...gen Eryn Lasgalen reiten kann"

Was ist das?", fragte der Hauptmann, nebenbei wieder einen kräftigen Schluck aus der Pulle nehmend und seiner Frau, die mit einem unübersehbaren Ausschnitt an ihnen vorüberwackelte, einen Klaps auf den Po gebend. Was meint Ihr?", fragte Haldir, dem Mann nicht ganz folgen könnend. Na dieses Eryn...dingsbums" Der lorische Elb presste die Lippen fest aufeinander, um nicht laut loszulachen, was der korpulente Mann neben ihm hätte falsch verstehen können. Wenn Thranduil dies gehört hätte... Eryn...dingsbums...er hätte Barglar persönlich mit einem Pfeil einen Scheitel gezogen, denn nichts war dem König wichtiger, als der Ruf seines Reiches. Das ist nur der elbische Name für Grünwald...", winkte Haldir hastig ab und erhielt nur ein unsicheres Gemurmel als Antwort.

Lass uns lieber feiern, Spitzohr...morgen kannst du abhaun, aber nur, wenn..." Haldir seufzte, tupfte mit seinem Finger zaghaft über sein geschwollenes Jochbein, und ergänzte: ...wenn ihr bei der Hochzeit dabei sein könnt..." Mit diesen Worten stieß er mit Barglar an und trank den Rest der Schnapsflasche in einem Zuge aus.

~*~*~

Das Gelächter drang vom Gasthaus herüber an die Stelle, wo Daelior müde an der Brüstung des Balkons lehnte, den Duft von den Rosenbüschen, die unterhalb des Balkons gepflanzt worden waren, wahrnehmend, der sich aufreizend um seine feine Nase drängte. Selbst hier draußen, durch die steinernen Wände des Roten Drachen" hindurch, glaubte der Elb, die dröhnende Stimme Gimlis zu hören. Der Zwerg hatte weit vor jener Stunde, zu der er mit den Hobbits und Legolas Bruder in das Gasthaus eingekehrt war, stolz posaunt, er werde sich einen Trinkwettkampf mit Thíluil liefern. Diesen trugen sie allem Anschein nach gerade in vollem Eifer aus.

Es war nicht so, dass sich Daelior danach sehnte, in der raucherfüllten Kammer mit den anderen zu trinken und zu essen, Merry hatte ihn sogar gefragt, ob er nicht mitkommen wollte, aber er wollte allein sein – die große Einsamkeit genießen, die ihm so lange ein treu ergebener Freund gewesen war. Der einzige Freund, den er über lange Zeit gehabt hatte.

Seine freie Zeit hatte der Elb dazu genutzt, gedanklich mit Drúsella in Verbindung zu treten, sie zu fragen, was es mit den Veränderungen auf sich hatte, die sich in ihm vollzogen, ohne dass er es beabsichtigte. Die Antwort, die sie ihm gegeben hatte, hatte ihn letzten Endes hier her geführt. Hier, unter der alleinigen Wacht der Sterne, hatte er bereits Stunden mit Grübeleien zugebracht, hatte wieder und wieder den Wortlaut Drúsellas gedanklich durchgespielt. `Ihr wart füreinander bestimmt...deswegen fühlst du diese Verbundenheit zu ihr. Aber das Schicksal hat es wohl anders gewollt und ihr Leben auf so hindernisreiche Bahnen gelenkt...zu Legolas´ Konnte dies wahr sein? Waren er und sie...? Daelior schloss die Augen und senkte den Blick. Es war nicht nur Verbundenheit, die er gegenüber Lalaithwen verspürte. Ein einsamer Regentropfen streifte seine Hand, ließ Daelior wieder aufschauen. Die Schwüle des Tages, deren unerträgliche Hitze sich selbst auf das Gemüt der Tiere auswirkte, konnte nur durch Regen hinfort gespült werden. Daelior roch den bleiernen, seltsam dumpfen Duft der Erde, die nach so lang erlittenem Durst wieder getränkt wurde. Ein zweiter Tropfen landete in seinem Haar, feuchtete eine einzelne Strähne an.

Der Wind trug erneut die lauten, ausgelassenen Stimmen der Gäste des Roten Drachen" zu ihm heran, fast so, als spottete er so über ihn. Keine Verbundenheit. Nein. Es war Liebe. Aufrichtige, heftige Liebe. Ein Gefühl, das ihm das Herz in der Brust zerriss. Unwillkürlich entwich ihm ein leiser Seufzer, er schüttelte über sich selbst den Kopf.

Er hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Hätte am besten nie mit ihr gesprochen, wäre gar nicht erst mitgekommen. Aber nun war er hier. Nun gab es kein hätte und wäre mehr. Nichts war in ihrer Gegenwart mehr übrig von seiner Maske, die er sich über die Jahre so mühsam angefertigt und bewahrt hatte. Es war, als hätte man ihm den Schild aus der Hand gerissen und das inmitten eines einzigen, großen Heeres, das gegen ihn gerichtet war. Noch ein Tropfen und hinter ihm ein leises, kaum merkliches Widerhallen von Schritten. Oder bildete er es sich nur ein?

Daelior warf einen Blick über seine Schulter und erblickte Lalaithwen, wie sie in einem schlichten Nachtgewand gekleidet an der Tür zu dem großen Aufenthaltsraum stand und zu ihm herüberschaute. Das dünne, blaue Kleid reichte ihr bis zu den Knöcheln, ihre Arme waren gänzlich vom Stoff befreit. Verzeih, ich wollte dich nicht stören. Ich dachte, es wäre niemand außer mir in der Unterbringung", wollte sie sich entschuldigen und wieder fortgehen, als er rief: Lalaithwen" Sie hielt inne, wand sich ihm wieder zu, Du...du störst mich nicht...ich meine...falls du...", kein Wort wollte aus seiner wie zugeschnürten Kehle kommen, seine grünen Augen bargen große Unsicherheit und Daelior fühlte, wie seine Knie zitterten. Lalaithwen machte ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu, bis sie schließlich fast direkt vor ihm stand. Es regnet ja", stellte sie verwundert fest, als sie spürte, wie die reinen Himmelstropfen die nackte Haut ihrer Arme liebkosten. Wie gebannt starrte Daelior zu ihr herab, als sie lachte und ihren Kopf in den Nacken legte, um den kühlenden Regen auch auf ihrem Gesicht zu spüren.

Sie breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis, sagte: Endlich regnet es...diese Hitze ist unerträglich gewesen"

`Ja´, dachte Daelior plötzlich, `die Hitze, der du mich aussetzt, ist auch unerträglich, Lalaithwen´ und räusperte sich. Sie blieb stehen, doch ihr Kleid drehte sich noch ein wenig weiter, schwang dann sacht wieder zurück und schimmerte hell im Dunkel der Nacht. Ist...ich meine...hat das Gespräch schon zu irgendwelchen Ergebnissen geführt?", fragte er dann, um sich abzulenken. Nein...sie reden immer noch...ich fürchte, dieser Grumir schweift gern absichtlich vom eigentlichen Thema ab...ich mag diesen Mann nicht", sagte sie in unbeschwertem Ton und trat neben ihn, um sich über die Brüstung zu lehnen. Daelior zwang sich, dabei nicht auf den Ausschnitt ihres Kleides zu schauen, das würde viel zu weit gehen. Er durfte sich selbst nicht so wehtun, wollte am liebsten einfach von ihr weggehen, damit sie ihn nicht dieser Gefahr der Selbstzerstörung aussetzte.

Daelior blieb. Und leise sagte er: Ich mag ihn auch nicht...diesen...Grumir", nach einiger Zeit des Schweigens räusperte sich Daelior erneut und fragte: Lalaithwen...darf ich dich etwas fragen?" Überrascht sah sie ihm in die Augen und nickte, er zögerte und trat näher zu ihr heran, so dass sie sich nur ein wenig nach vorn hätte lehnen müssen, um den Kopf an seine Schulter zu legen. Fragend sah sie zu ihm auf, die Narben in seinem Gesicht gruben dunkle, einem unwissenden Auge bedrohlich erscheinende Furchen in seine blasse Haut. Glaubst du an...an das Schicksal?", wisperte er mit seiner dunklen, heiseren Stimme. Sie wusste zunächst nichts darauf zu erwidern, konnte ihre Augen nicht von den seinen abwenden.

Nein, er war nicht bedrohlich. Er war nicht kalt. Er war nicht das, wofür sie ihn zuerst gehalten hatte. Vor sich sah sie nicht den Drachensohn, nicht das gefühlslose, hässliche Ungetüm, sondern einen verletzten, traurigen Elben, der sie zutiefst bewegte.

Ich weiß nicht", antwortete sie ihm und war überrascht, als sie plötzlich seine warme, rechte Hand an ihrer Wange spürte. Daelior...?", flüsterte sie, diese Geste nicht einordnen könnend. Er sah sie ernst an und in seinen Augen stand so vieles, das er ihr nicht sagen konnte, geschrieben. Aber ehe sie hätte weitersprechen können, spürte sie nur seine rauen, warmen Lippen auf den ihren... .

~*~*~

Na, ist das Cliffhanger genug? *seufz* Was ist eigentlich so schwer am reviewen? *schielt sinnierend auf das lila Kästchen* Reviewt und rettet mich aus meiner Osterdepression. Wir sehen" uns am 19.4. in Kapitel 23 wieder...bis dahin wünsch ich euch ne schöne Zeit!

Finda: Ja, den Vers hab ich selbst geschrieben. Hätte ich ja sonst im Disclaimer mit angeführt. Schön, dass er dir gefällt *freu* Wow kann ich mal wieder nur zu deinem überschwänglichen Lob sagen! Du glaubst nicht, wie wichtig mir deine Meinung ist, zumal du wirklich ein Vorbild für mich bist! Ich sitz jedes Mal beim Upload von neuen Kapiteln fingernägelknabbernd (ja, eine der vielen Marotten meinerseits) da und warte nervös auf Einschätzungen. FF-Schreiben macht mich noch mal zu nem nervlichen Wrack *lach* *knuddel*

Feanen: *lol* Nun ja, das war seit langem mal wieder n Cliffhanger, wie? *g* In dem Kapitel siehst du ja, wie es ihm ergeht. Ui, Englische Philologie? Hört sich interessant an...ich hab auch schon mit Anglistik/Englischer Literatur und Kultur geliebäugelt, aber is alles noch nicht so sicher. Erst einmal Abi schaffen *lol* Oh ja, ich bin auch schon immer nach der ersten Schulstunde ferienreif. Montags ab um 7 Uhr 2 Stunden Politik/Gemeinschaftskunde...wer da noch wach bleibt, ist bewunderungswert!

Sina: Mit Haldir? Ich? Ich tu gar nichts (zieht sich ihr Ich-bin-unschuldig-T-Shirt" an und blickt unwissend in die Ferne. Die Frage ist, was die Räuber noch so alles mit ihm anstellen *zwinker* Danke für deine Review!

Mystica89: *lach* Musst du dir dieses Vegetarier-Gerede auch immer anhören? Meine beste Freundin ist schon seit über einem Jahr (glaub ich) zäher Vegetarier und zieht mich des öfteren bösartig auf *g* Bin ich aber froh, dass sie keine Veganerin ist, ich glaub, da würd ich durchdrehen. Yo, Ostlinge haben Warge. Olifanten, oder auch Mûmakil, sind die Reittierchen der Haradhrim, also der Südlinge, wenn mich jetzt net alles täuscht... . *lol* Das mit dem Hochzeitsständchen haben die beiden aber noch nicht ausdiskutiert *grins* *knuddel* Danke für dein liebes Feedback!

Lucky_Ann: Ui, das freut mich ja riesig, dass du wieder mit von der Partie bist *g* Thranduil wird höchstwahrscheinlich im übernächsten Kapitel endlich auftreten. Obs sooo spektakulär wird, weiß ich noch nicht, aber Hauptsache, er ist wieder dabei, oder? *g* Freut mich ungemein, dass dir die Geschichte so gut gefällt. (hört man gern, vor allen Dingen, weil das Schreiben ne Menge Arbeit macht) Wie, dein Dad hält dich vom Lesen ab? *finster guck* Wie gut, dass mein Vater keinerlei Ahnung davon hat, wie man einen PC benutzt *g* Ui, du wohnst im Skigebiet? Bestimmt ganz schön was los im Winter! Danke für den lieben Kommentar *knuddel*

Dana: Nein, Finda und ich haben uns net abgesprochen, ich hab meinen Rhythmus nur eingehalten. Ostlinge? Im Nebelgebirge? *kratzt sich nachdenklich am Kopf* Also nicht, dass ich wüsste. Müssen aber nicht immer nur Ostlinge die Fieslinge sein, oder? *g* Allerdings wäre es peinlich gewesen, wenn Thíluil die beiden erwischt hätte...das wollt ich denen dann doch net zumuten. Hey, ich habe eine Vegetarierwarnung ausgesprochen *g* (weist jegliche Schuld von sich) *knuff*

Pony: *macht einen Strich auf die Daelior-Liebhaber-Liste* Mensch, vor lauter Listen seh ich kein Land mehr *g* Vielen lieben Dank für dein Bekenntnis" als Leser *g* Der Gedanke macht mich immer halb irre, warum mir so viele Leute mailen oder irgendwo anmerken, dass sie die Story lesen, aber nie reviewen...das Paradoxon Stiller Leser" werde ich wohl nie begreifen! Ja, Jolly wird schon noch einiges durchzustehen haben. Danke für die Review *umknuddel* Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht!

Viechle: Ui, eine Review aus dem fernen Chile! Dass ich das noch erleben darf! *lol* Ich wage aber zu bezweifeln, dass die Leute in Südamerika auch nur ein Wort Deutsch verstehen, oder? Trotzdem danke für deinen missionarischen Einsatz *lach* Die Fleischwarnung hab ich aber gegeben! ^^ hoffe, du konntest trotzdem noch was essen?! Warum verstehst du das mit Thranduil nicht? Würde Haldir net zu ihm reiten, hätten die doch nie ne Verstärkung und Null Chance gegen Ostlinge. Die Krähensache wird schon noch aufgelöst, nur Geduld *g* Hoffe, du bist gut daheim angekommen? *knuddel*

DracosNova: *große Augen mach* O.o *sich die Augen reib* Ist es denn die Möglichkeit? Schön, mal wieder was von dir zu hören *knuddel* Ja, ich weiß, wie das mit dem Lesen ist...ich komm ja leider auch immer seltener dazu, andere FFs zu lesen *hufschüttel* *seufz* Schule stresst mich manchmal bis ins Unendliche...ui, du hast die Page besucht? *freu* Ja, Strumpfi hat sich da wirklich eine Riesenarbeit gemacht, ich werde das Lob weiterreichen, insofern sie es nicht schon selbst gelesen hat. Ich und ein geniales Hirn? *lol* Sag das meinem Mathelehrer und er wird einen Lachanfall bekommen *g* Ja, ich mal aber eher so hobbymäßig und auf keinen Fall so gut wie du. Mal sehen, ob ich mal n Bild einscanne...da muss sich aber erst mal was ansehnliches finden *g* Danke für deine Review *megafreu* *knuddel*