A/N: Ach herrje, bei dieser Hitze schwitzt man ja schon vom Nichtstun. Und ich darf noch nicht duschen =kreisch=...nein, denkt jetzt nicht, dass ich stinkend und sonst wie müffelnd vor meinem Computer sitze und euch das neue Kapitel präsentiere. Ich war so wagemutig und habe mir vor gut einer Woche ein Tattoo stechen lassen (zum feierlichen Abschluss dieser Geschichte) und laufe daher noch etwas komisch herum. Aber ich stinke nicht! (noch mal klar stell) Äh...ja...zu wichtigeren Dingen...mehr oder weniger. Nach diesem Kapitel kommen nur noch 3 weitere und ein Epilog...ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr noch durchhaltet :)

An dieser Stelle ein dickes fettes Dankeschön für die Unmengen an Reviews, die ihr mir habt zukommen lassen! Freue mich immer wie eine kleine Schneekönigin. (ok, wie eine Schneekönigin im Sommerurlaub lol) Danke, danke, danke =immer noch freu=!!

Disclaimer: Schielt zu Tolkien, der mit bitterböser Miene neben ihr sitzt und murmelt verlegen: „Muss ich wirklich, Chef?" Dieser rollt erzürnt mit den Augen und schnauft beleidigt. Ok. Schlimm genug, dass ich ihm das hier antue, dann wollen wir mal die rechtlichen Fronten klären, bevor er mich noch haut. Alles Tolkien, so gut wie nichts meins.

Achtung: Einleitung zum Showdown, holt Popcorn und lehnt euch entspannt zurück (:

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Kapitel 34: In meinen Armen

Meter wurden zu Meilen, Sekunden zu Stunden. Ihre bloßen Füße tappten mit watschelnden Geräuschen voran. Sie hatte keine Kraft mehr, fühlte, dass sie, wenn sie sich jetzt niederließe, nicht mehr würde aufstehen können. Die Halle, die Filegon erst lange Zeit nach ihr betreten sollte, hatte sie willkürlich durchquert, war ihrem kindlichen Instinkt gefolgt, der sie nicht entlang des Mittelweges gelenkt hatte, sondern über eine Anhöhe dirigierte, die linkerhand wie eine Wendeltreppe in unbekannte Höhen hinaufführte. Es mochte aller Logik widersprechen, aber Selina erwählte diesen als den einzig richtigen Weg. Verlassen und ängstlich kletterte sie voran, mal kroch sie, mal gestatteten es ihr die aufwölbenden Felswände, aufrecht zu gehen. Ganz gleich aber wie das Gelände auch geformt sein mochte, es änderte nichts an der Anstrengung, die Selina aufbringen musste, um den beschwerlichen Weg hinter sich zu bringen.

Selina wusste weder wohin der dunkle Pfad sie führte noch ob sie jemals wieder hinausfinden würde. Dem stand sie jedoch vollkommen gleichgültig gegenüber – Durst, Hunger und Schmerz beherrschten ihre Sinne, schränkten ihr Denken ein, das sich ohnehin nur noch um Filegon drehte.

Unachtsam hob sie das linke Bein, blieb mit dem Fuß an einer gemeinen Felskante hängen und schlug der Länge nach hin, landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Höhlenboden. Das Mädchen keuchte schwer, weinte aber nicht, konnte nicht weinen. Dazu reichten ihre Kräfte einfach nicht mehr aus. Ein trockenes Schluchzen kratzte an ihrer Kehle, fand aber kein Gehör in der sie umgebenden Finsternis. Ihr war kalt, sie hatte Schwielen an den Füßen, verursacht vom barfüßigen Laufen durch dieses unebene, schroffe Terrain. Selina konnte weder hinaus noch weiter hinein, wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Sie öffnete die Augen, erblickte den Staub, der durch ihre Schritte aufgewühlt worden war und nun behäbig wieder hinabschwebte, als besäße er alle Zeit dieser Welt. Was hätte Filegon an ihrer Stelle getan? Selina wusste keine Antwort. Niemals wäre er so dumm gewesen und hätte sich so unvorbereitet in eine beliebige Richtung geschlagen. Ihr Filegon. Er war der Junge gewesen, der sich nie beschwert hatte, wenn sie mit den Freunden ihres Bruders spielen wollte, nie hatte er ihr garstige Worte oder fiese Spitznamen an den Kopf geworfen. Er hatte sie akzeptiert, obwohl sie zum einen viel jünger als die anderen und zudem noch ein Mädchen war.

„Filegon", wimmerte sie schwach und schlug die Lider nieder. Vielleicht geschah es ihr ja ganz recht so, dass sie hier allein und verlassen dalag und darauf wartete zu verhungern oder eher noch – zu verdursten. Schließlich war sie so dumm gewesen und hatte ihn nicht rechtzeitig gewarnt, hatte nicht darauf beharrt, dass sie die Felswand sich selbst überließen und lieber einen anderen Pfad einschlugen. Endlich sickerte eine Träne aus ihren geröteten Augen hervor, brannte eine Spur entlang ihrer Wange und rollte dann in ihren Mundwinkel, in welchem sie zum Stillstand kam. Er war tot. Tot. Und das nur wegen ihr! Aber wie konnte er es wagen zu sterben? Hieß es nicht, Elben seien unsterblich? Warum hielt sich Filegon dann nicht an dieses, von seiner Natur auferlegtes Gesetz? Selina wusste, dass sie wirres Zeug dachte, dass sie vermutlich das letzte Bisschen ihres kleinen Kinderverstandes hier oben verlor. Aber Trauer war ein gefräßiges Monster, das nicht Halt machte vor kleinen Mädchen wie ihr. Den Schwachen verschlang es im Nu, nur der Starke wehrte sich beharrlich, bis auch seine Kräfte versiegten. Selina kam zu dem Schluss, dass sie sich lange genug versucht hatte zu wehren.

Jetzt wollte sie nie mehr aufstehen, wollte sich nie wieder von dieser Stelle rühren. Jollys Schwester fühlte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Krähen kämen. Und sie würden ihr nicht helfen können, diesen Schmerz zu überwinden, den der Verlust Filegons in ihrem Herzen auslöste. Niemand würde ihr je wieder helfen können. Niemand.

Es mochte sein, dass die Vögel sie mit sich nahmen, die Diener der Toten. Aber Selina hatte keine Angst mehr, fühlte, wie ihr Herz zu Stein wurde, abstumpfte und jede Empfindung im Keim erstickte. Einzig die Trauer überlebte, solange ihr kleines Herz noch rege in dem kindlichen Brustkorb schlug. Noch einmal öffnete sie erschöpft die Lider, Durst brannte in ihrem Gaumen, trocknete ihre Mundhöhle fast völlig aus. Ihr Magen hatte es in all dem Trubel der Gefühle, den sie durchmachte, aufgegeben, protestierend zu knurren und darauf aufmerksam zu machen, dass er leerer war als das Nichts selbst. Ein trockenes Husten löste das Schluchzen ab, sodass sie Staub einatmete, den sie spuckend und würgend wieder auszuspeien versuchte. Sollten doch die Krähen kommen. Sollten ihre Alpträume doch wahr werden. Jetzt war sowieso alles zu spät.

Selina schloss die Augen, hustete noch ein paar Mal krampfartig, bis sie das Bewusstsein verlor und entkräftet wie das wehrlose Aas ihren Räubern bereitlag.

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Ein Kuss vermag so vieles auszudrücken. Küsst die Sonne das junge Blattgrün an den blühenden Bäumen, so schenkt sie ihm Lebenskraft, küsst eine Mutter ihr Kind, spricht diese Geste von engster Verbundenheit vom Anbeginn des Lebens bis hin zum unausweichlichen Tod. Ein Kuss steht am Anfang und am Ende eines jeden Daseins. Die zaghafte Kosung der mütterlichen Lippen weicht bald denen des ersten Geliebten, der eigenen Kinder. Den Kreis schließt der letzte, tränenerstickte Kuss auf die Hand des Sterbenden. Beklagenswert ist jener zu nennen, der noch nie einen Kuss aufrichtiger Liebe spürte.

Lalaithwen verabscheute diese unangenehme Stille zwischen ihr und dem Elbenkönig. Nicht ganz eine Stunde war ins Land gezogen, seit sie aufgebrochen waren, doch Legolas' Versuch, diese beiden so unterschiedlichen, jedoch gleichermaßen von ihm geliebten Elben einander näher zu bringen, schien nicht zu fruchten. Je länger das Schweigen andauerte und wie eine unsichtbare Barrikade zwischen ihnen stand, desto öfter grübelte Lalaithwen darüber nach, wie sie am besten ein Gespräch mit Thranduil beginnen könnte. Aber stets, wenn sie verstohlen zu ihm herüberlugte, wurde sie von seiner ehrwürdigen Aura eingeschüchtert, die ihn unter dem gleichen Sonnenlicht heller erstrahlen ließ als alle anderen. Nicht mehr als leises Räuspern war dann aus ihrer Kehle entwichen.

Schließlich lag es nun an Thranduil, die Initiative zu ergreifen und das bedrückende Schweigen zu brechen: „Also hat dir mein Sohn noch nichts über den planmäßigen Ablauf der weiteren Reise erzählt?" Man musste nicht im Besitz elbischen Gespürs gewesen sein, um zu erkennen, wie gezwungen Thranduil diese Worte hervorpresste. „Nein...ich schnappte zwar die ein oder andere Neuigkeit auf, aber Genaueres ist mir nicht zu Ohren gekommen.", antwortete sie zögerlich, aber gleichzeitig ein wenig erleichtert, dass er ihr entgegenzukommen versuchte. „Wir beide wissen, dass er das nur als Vorwand nutzte, damit wir einander besser kennen lernen", stellte Thranduil so direkt fest, dass es Lalaithwen beinahe erschreckte. Hatte sie vermutet, dass er Diskretion bewahren würde, so wie sie es tat? Dafür gab es schließlich keinerlei Grund. Die Elbe nickte, die Zügel ihres Pferdes lagen locker in ihren zierlichen Händen. „Ich verstehe es, wenn Ihr keine Unterhaltung mit mir zu pflegen wünscht...", begann sie leise, doch Thranduil wehrte diesen Einwurf sogleich ab: „Wer behauptet denn so etwas? Du hast mich unlängst zum Großvater gemacht, Lalaithwen...meinst du nicht auch, dass es langsam an der Zeit ist, dass wir die Geschehnisse der Vergangenheit im gestrigen Dunkel zurücklassen?", er lächelte. Vorsichtig, aber ehrlich. Wieder war sie nur zum Nicken imstande.

Ihre Schüchternheit, die sonst ganz und gar nicht Teil ihres aufgeweckten Charakters war, nahm sie nun gänzlich in Besitz. Der Gedanke, dass sie sich Legolas gegenüber, als sie damals auf dem Weg nach Lothlorien gewesen waren, ähnlich benommen hatte, verwirrte sie. Auch Thranduil hatte eine erhabene Wirkung auf sie, die sie in die eigenen Mauern ihres Herzens zurückdrängte und wie verängstigtes Wild vor seinem Jäger erstarren ließ.

„Du hast eine gepflegte Ausdrucksweise", merkte Legolas' Vater an, als sie nichts erwiderte. Lalaithwen zuckte kurzzeitig zusammen, musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufzulachen. Zugegeben – durch den Umgang mit Legolas und der Erziehung Filegons hatte sie sich einen anderen Sprachgebrauch angewöhnt als den, von welchem sie früher Gebrauch gemacht hatte. Wie hieß eine Redewendung der Sterblichen? Die Umwelt formt den Menschen. Nun, möglicherweise traf dies auch auf Elben zu. „Einem König gegenüber schickt es sich nicht, in Mundarten zu verfallen.", entgegnete sie keck und als er erstaunt die Braue hob, errötete sie leicht. „Du musst aus gutem Hause stammen, wenn du so wortgewandt bist...wer sind deine Eltern? Vielleicht habe ich ihre Namen schon einmal gehört?", das Gespräch verlor an angespanntem Höflichkeitsgeplänkel und nahm gelassenere Züge an. „Ich...sie...", Lalaithwen holte tief Luft, als wolle sie in jedem Moment für längere Zeit unter die Wasseroberfläche tauchen, „...ich kenne meine leiblichen Eltern nicht. Berichten zufolge kamen sie bei einem Überfall ums Leben...ich...ich wurde als Findelkind an den Grenzen Lothloriens gefunden, wo mich meine Zieheltern Helthon und Sûrathiel wie ihre eigene Tochter aufzogen...", Lalaithwen pausierte, sammelte sich und ihre Gedanken, die in vergangene Zeiten abzudriften drohten und den alten Schmerz wieder aufwecken würden. Hinzu kam noch, dass Daeliors Worte in leisem Echo in ihrem Kopf widerhallten. Hätte ich dich nur nicht abgelegt´

Thranduil schwieg andächtig, sah, wie schwer es ihr plötzlich fiel, so vortrefflich zu sprechen wie zuvor. „Als ich noch sehr jung war, wurden mein Stiefbruder, den ich immer für meinen leiblichen Bruder gehalten hatte, und ich von unseren Eltern getrennt. Es hieß, sie seien gestorben. Also schlug ich mich eine Zeitlang mit Filegon durch..."

„Filegon?", Thranduil wurde bei der Nennung dieses Namens hellhörig. Sanft lächelte Lalaithwen und sagte: „Ja...nach ihm...nach ihm benannte ich Euren Enkelsohn. Er war für mich immer das, was andere Familie nannten und war mein Leben...", Lalaithwen schüttelte verwundert über sich selbst den Kopf, fragte sich, wie sie dem Elbenkönig das alles erzählen konnte, waren es doch ihre innigst verborgenen Gefühle, die sie keinem anderen als Legolas zuvor offenbart hatte. Legolas' Vater nickte, musterte sie eindringlich, doch vermochte sie nicht von seinen blauen Augen zu lesen, was er über sie dachte. „Du hast sehr viel durchmachen müssen. Das tut mir Leid", sprach Thranduil, nachdem er sich die Worte wohl überlegt hatte. Der Elb ahnte, dass das Geschehene sie noch immer zu stark bewegte, sodass es unpassend gewesen wäre, gleich weitere Fragen hinterdrein zu stellen.

Lalaithwen nickte dankbar, hüllte sich dann in Schweigen. Legolas' Vater dachte darüber nach, ob es ein Fehler gewesen wäre, sie auf ihre Herkunft anzusprechen, doch wies er den Anflug von Schuldgefühlen sogleich ab, da er nicht mit einer so bewegenden Vergangenheit ihrerseits gerechnet hatte. „Verzeih mir, wenn ich forsch erscheine, aber ich muss immer wieder darüber nachdenken, wie du und Legolas euch kennen lerntet", griff er das Gespräch letztlich wieder auf und erhoffte, sie somit ein wenig aufmuntern zu können. Lalaithwen schaute überrascht zu ihm auf. Die Idee, dass Eryn Lasgalens König sie so etwas fragen würde, war ihr nicht einmal im Traum eingefallen. Was aber sollte sie ihm sagen? Schließlich hatte sie Legolas nicht auf den üblichen, romantischen Wege kennen gelernt. Im Grunde genommen war es das genaue Gegenteil.

„Oder ist das ein Geheimnis?", murmelte Thranduil augenzwinkernd. „Nein!", schnellte die Antwort aus ihr hervor, als wollte sie jeden Zweifel noch im Grund seines Entstehens zermürben. Danach aber wünschte sie sich, so albern es auch klingen mochte, Thranduils neckische Frage bejaht zu haben. Der König schaute sie erwartungsvoll an, deutete ihr mit ungeduldigem Blick, dass sie denn fortfahren sollte. „Es...nun ja...es klingt ungewöhnlich, aber...aber ich...", sollte sie sofort mit der Wahrheit herausrücken, ihrem künftigen Schwiegervater gerade jetzt, wo sie sich gut mit ihm zu verstehen glaubte, gestehen, dass sie nichts als eine Diebin gewesen war? „Ich...stieß mit ihm zusammen", sprach sie vorsichtig, darauf hoffend, dass dies dem König als Antwort genügte.

„Ihr seid zusammengestoßen?", wiederholte Legolas' Vater lächelnd und sie nickte, hoffte, dieses unangenehme Kapitel somit beendet zu haben. Doch Thranduil, hartnäckig, wie es nun einmal in seiner Natur lag, ließ nicht locker: „Ich hoffe doch, dass sich mein Sohn sofort bei dir entschuldigt hat"

„Eigentlich...nein...hat er nicht", jetzt wurde die Sache schon verzwickter, Lalaithwen wagte es aber nicht, Thranduil anzulügen. „Nicht?", die Augen des Elbenkönigs weiteten sich überrascht, „Wie seid ihr dann einander näher gekommen?"

„Wir sahen uns erst in Eurem Kerker wieder...", sprach sie fast beiläufig und es entging Lalaithwen nicht, wie nicht nur Thranduil, sondern auch die sie umringenden Tawarwaith zu ihr hinüberschauten, ihre Gesichter bargen Ausdrücke äußerster Überraschung, so als ob man jedem einzelnen von ihnen einen Schlag in die Magengrube gegeben hätte. Zum wiederholten Male wünschte sie sich Legolas an ihrer Seite, damit er ihr beistehen, ja, sie verteidigen konnte, gegen die Vorwürfe, die jetzt nur so auf sie einstürzen würden. Aber Lalaithwen begriff endlich, dass sie kein Kind war und sich ihren Problemen und Ängsten stellen musste. „Wie meinst du das?", sprach Thranduil in besorgniserregend abgehackten Silben. Lalaithwen holte tief Luft, ehe sie leise gestand: „Ich stieß mit Legolas zusammen, während ich auf einem Diebeszug auf Düsterwalds Frühlingsmarkt war" Sie wagte es nicht, dem entsetzten Blick Thranduils zu begegnen. Was würde er nur von ihr halten? Nun, viel konnte es nicht mehr sein, vermutete Lalaithwen. Schatten jagten einander verspielt, als die Gruppe durch eine Schlucht hindurchritt, in der das Sonnenlicht seine eigenen Gesetze zu befolgen schien und aus einem seltsam steilen Winkel auf die Reiter hinabfiel.

Lalaithwen glaubte, eine Ewigkeit wäre vergangen, als Thranduil endlich wieder das Wort ergriff, scheinbar hatte es viel von ihm abverlangt, diese neue Überraschung zu verdauen. „Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Form der Begegnung...", sprach er leise, aber nicht zornig. Als er zu ihrem nun endgültigen Verdutzen lächelte, fühlte sie, wie ihre Mundwinkel fast wie von Geisterhand nach oben wanderten und diese freundliche Geste erwiderten. Nachdem Lalaithwen also von den vergangenen Begebenheiten berichtete, nahm die Unterhaltung einen weniger formellen, sondern bereits vertrauteren Charakter an, sodass die Elbe nicht länger jedes Wort mehrmals überdenken musste, das sie auszusprechen gesuchte. Thranduil war nicht länger der unnahbare Elbenherrscher, vor dem sie sich in ihrem Inneren immer so sehr gefürchtet hatte.

Auch wenn das Gelände recht uneben war und die ein oder anderen Hindernisse den Weg nur insofern begehbar machten, dass die Reiter hintereinander Einengungen passieren mussten, kamen die Gefährten recht schnell voran. So ziemlich ein jeder war froher Laune, was die Gruppenmoral enorm stärkte. Kaum einer schien sich mehr der Gefahr bewusst zu sein, die durch die Ostlinge noch bestand, vielmehr erschien der Ritt den Soldaten wie eine bloße Suche nach den verschollenen Kindern, zumal man lange auch kein Zeichen von feindlichen Aggressionen vernahm.

Bis zu jenem Zeitpunkt, als die Sonne schon weit gen Westen gezogen war und Ferrél, der bisweilen am Kopf der Gruppe nahe Daelior geritten war, schleunigst der Nachhut entgegenpreschte, seine sonst so gefasste Miene verriet seine innere Aufruhr. „Was hast du zu berichten, Ferrél?", fragte Aragorn, von der Unruhe des Elben angesteckt. „Späher! Wir sahen zwei von ihnen an den Westhängen des Gebirges. Es waren Ostlinge, stark bewaffnet noch dazu...", berichtete Ferrél, dessen Augen vor Beunruhigung glommen und in harter Konkurrenz zum durchdringenden Abendlicht standen. „Habt ihr noch mehr von ihnen gesehen? Lauern sie uns auf?", fragten Aragorn und Thranduil beinahe im Chor und nun ritten auch Legolas, Thíluil und Gimli an die Spitze des Zuges, um die Ursache der plötzlichen Aufruhr näher zu beleuchten. Ferrél tauschte mit Daelior einen unsicheren Blick, erwiderte dann aber: „Das Gelände ist uneinsichtig. Wir haben zwar keine weiteren Männer gesehen, aber es ist trotzdem gut möglich, dass sie sich in umliegenden Höhlenschächten versteckt halten. Wir sollten auf eine Attacke gefasst sein, denn nun ist eine kriegerische Absicht der Ostlinge gewiss. Niemand bewegt sich bei solch einer Witterung in fester Rüstung und Waffengeschmeide voran, es sei denn, er ist ein Soldat!"

Aragorn beäugte voll Sorge die tückischen Felsen, die sich zu einem undurchdringlichen Labyrinth aus geheimen Gängen auftürmten und somit einem Angreifer jede Gelegenheit boten, hinterrücks den Zug der Elben zu überfallen.

„Wir können uns auf keinen Fall zurückziehen", stellte der Menschenkönig fest. „Und wir haben es auch nicht vor", ergänzte ihn Thranduil, dessen Pferd wild schnaubte und die Nüstern blähte. Die grazile, doch nicht minder kräftige Hand des Elbenfürsten hielt entschlossen den Griff des Schwertes umfasst, der im Licht der rotgoldenen Abendsonne kupfern schimmerte. „In der Nacht ergibt sich für sie eine besonders breite Angriffsfläche", sprach Aragorn abschätzend. „Du hast über einhundert Elbenaugen, die der Dunkelheit entgegensehen, mellon nîn", ergriff Legolas tollkühn das Wort, doch Thranduil streckte die freie linke Hand aus, um den Arm des Sohnes zu ergreifen und ihm als auch Thíluil ernst in die Augen zu sehen.

„Ich möchte nicht, dass Thíluil, du und Lalaithwen an der Front reitet..." Lalaithwen war überrascht, als ihr Name fiel. Dass er sich um seine eigenen Kinder sorgte, war verständlich, aber dass er auch sie nach all dem Groll und Zwist in Sicherheit wissen wollte, berührte Lalaithwen immens. Der Elbenkönig, der ihre Gedanken von den blauen Augen abgelesen zu haben schien, fuhr leise fort: „...denn ihr seid meine Kinder. Ich will nicht, dass euch etwas zustößt!" Da sein Wort gesprochen war, wollte sich Thranduil schon von den anderen abwenden und Ferrél in die Vorhut folgen, als Legolas ihn protestierend zurückhielt: „Vater, meinst du nicht auch, dass ich genug Erfahrungen im Kampfe gesammelt habe, um an deiner Seite zu reiten?" Fast vorwurfsvoll erklang die melodische Stimme des Elben, der Lalaithwens Herz erobert hatte. „Legolas, du bist Vater und bald Gemahl...es geht nicht mehr länger nur um dich selbst, wann lernst du das endlich zu verstehen?", schmetterte Thranduil dem Prinzen entgegen, keinerlei Widerworte mehr duldend. Legolas' Lippen gefroren auf der Stelle, es gelang ihnen nicht mehr, die Worte zu formen, die der Elb ihnen zugewiesen hatte. „Versteh doch", sagte Thranduil in sanfterem Ton, „Du hast eine junge Familie, die dich braucht. Riskiere also nicht Kopf und Kragen, um deinem alten Herren zu imponieren"

„Ich bin keinen festen Bund eingetreten, Adar", warf Thíluil ein, der ebenso wenig in die Nachhut geschickt werden wollte wie sein älterer Bruder. „Nein, aber du musst verstehen, dass ich nicht freiwillig zusehe, wie eines meiner Kinder getötet wird...also schere dich mit deinem Bruder und dessen Verlobten in die Nachhut!", selbst Aragorns Gesicht barg kurzzeitig einen Ausdruck der Hilflosigkeit, als Thranduils mächtige Stimme erschallte und seine Söhne in die Schranken wies.

Lalaithwen hörte Legolas nur leise murmeln „Komm, Melamin", ehe er sacht an ihrem Ärmel zupfte und ihr so deutete, ihm zu folgen, ehe der Elbenkönig wütend wurde. Hatte sie richtig gehört? Zählte Thranduil sie zu seinen Kindern? Eine Elbe, die sein Erwartungsbild von einer perfekten Schwiegertochter nahezu in alle Einzelteile zerschmetterte? Benommen von diesem Gedanken nahm Lalaithwen es kaum wahr, wie Legolas die Zügel ihres Pferdes ergriff und das Tier leicht dirigierte, Thíluil folgte murrend.

„Sind wir denn wirklich in unmittelbarer Gefahr?", raunte Lalaithwen Legolas leise zu, „Es sind doch nur Späher, es muss doch nicht heißen, dass gleich ein ganzes Heer Ostlinge auf uns zu marschiert!", witzelte sie, doch hätte sie gewusst, welch bitterer Wahrheit ihre Gedanken entsprachen, wäre ihr der fröhliche Laut noch in der Kehle stecken geblieben. Legolas zuckte unsicher mit den Achseln, schaute über die Schulter zu seinem Vater zurück, der gemeinsam mit Aragorn, Daelior und Ferrél der Gruppe vorausritt. „Ich weiß es nicht...", antwortete er gedankenverloren, „Ich weiß es wirklich nicht, Lalaithwen..."

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Die Nacht war so schwarz, als hätte jegliche Form des Lichtes aufgehört zu existieren oder als wäre es von einem namenlosen Grauen verschluckt worden. Die Gestirne, die matt ihren Platz am allabendlichen Himmel einnahmen, schienen nicht mehr als prunkloser Zierrat zu sein, der das triste Dunkel mit vereinzelt funkelndem Aufglimmen zu betören versuchte. Jedoch vermochten sie damit nicht, den Ostlingen, die in gleichmäßigem Marsch die hohen Gebirgspfade hinabschritten, den Weg zu leuchten. Obwohl es riskant war, da feindliche Späher die Lichter hätten deutlich erkennen können, bemächtigten sie sich dem gelben Schein ausdauernder Fackeln, die auch die Wände in ihren Minen beleuchteten. Larn verlangte von den Männern viel ab, denn obwohl sie durch wochen- nein, monatelanges Drillen und Exerzieren bestens für eine Auseinandersetzung mit den Elben gerüstet waren, zehrte der lange unverhoffte Aufmarsch an ihren Kräften. Larn wollte die Gefolgsleute des Königs möglichst noch in der Enge von Cúron Thanc [1] überraschen, denn dieses Gebiet passte so perfekt in Larns Plan hinein, wie das fehlende finale Glied in die unfertige Kette. Umringt von schwarzen Felsen, die wie faule Zähne aus dem Erdboden ragten, würden die Elben weder einen Ausweg zur Westseite, noch zur Ostseite des Gebirges finden. Wenn alles so ablief, wie es im kranken Hirn des Hauptmannes der Ostlinge entsprungen war, würden sie die verdammten Spitzohren einkesseln, bevor diese auch nur bis Zehn zählen konnten.

Ohne sich dessen wirklich gewahr zu werden, überzog ein triumphierendes Grinsen Larns spröde, rissige Lippen. Die Zeit war gekommen, die Schmach von Elessars Friedensvertragsgeflecht zu begleichen, in dem vorgesehen war, dass die Ostlinge ihr Heer auflösten und Abgaben an das Königreich von Gondor leisteten, bis die Schädigungen, die im Ringkrieg an Städten wie Osgiliath entstanden waren, beseitigt wurden.

Schon lange hatten die Ostlinge eine neue, stärkere Armee in den Tiefen des Rhûngebirges zusammengestellt, Waffen schmieden lassen, ohne dabei selbst wichtige Soldaten entbehren zu müssen. Auch wenn sie nun zur Eile gedrängt worden waren durch das plötzliche und rätselhafte Auftauchen eines Elbenheeres, fühlten sie sich an Zahl und Waffenstärke überlegen.

Und selbst wenn die Mannesstärke zu versagen drohte, waren es immer noch die Warge, welche die Schlacht für die Ostlinge entscheiden konnten. Nicht selten hatten sich die wilden, ungewöhnlich großen Wölfe als prächtige Reittiere in kriegerischen Auseinandersetzungen erwiesen. Immerhin waren diese Wesen in der Lage gewesen, unter der Führung von Sarumans Wargreitern König Theodens Streitmacht deutlich zu dezimieren. Es benötigte mehr als ein glückliches Geschick, wenn Aragorns schmächtige Truppe gegen die Ostlinge bestehen wollte. Ja, es wäre gar Magie vonnöten gewesen, in deren Besitz Larn die Elben keineswegs vermutete. Ein fernes, doch bis an die höchsten Gebirgsgipfel dröhnendes Donnern ließ die dünne Glashülle der Stille mit einem Male zerplatzen. Die Luft hatte sich merklich abgekühlt. Lange würde die Schwüle des Spätsommers nicht mehr andauern, sondern Platz für den nahenden Herbst machen. In Larns kühlen Augen spiegelte sich ein unheimliches Wetterleuchten wider, das den Ahnungslosen hätte glauben lassen, dass der Himmel selbst nicht recht wusste, ob es Tag oder Nacht war, als würden Sonne und Mond einen Kampf um den dominierenden Platz am Firmament ausfechten.

Unruhiges Gemurmel drang durch die Truppen und dies war nicht das einzige Anzeichen dafür, dass etwas nicht in gewohnter Ordnung verlief.

Schwere Schritte erschütterten den Boden, eilige Tritte ließen den Sand in der Düsternis aufsteigen wie ein ungestümer Nebelschleier. „Hauptmann, die Späher sind zurück!", ereilte Larn ein Ruf von einem der Ostlinge an vorderster Front. Erwartungsvoll bahnte sich der Kommandeur der Truppen seinen Weg durch die Soldatenmenge, um die Boten des Gesehenen wegen auszufragen. Die zwei Gestalten, die noch früh am Morgen ausgesandt worden waren und weite Teile beritten zurückgelegt hatten, ließen matt die Schultern hängen, was ihre Erschöpfung allein durch ihre Körpersprache zu verdeutlichen wusste. „Welche Nachricht bringt ihr mir? Gute oder schlechte?", forderte Larn zu wissen.

„Beiderlei, so fürchte ich, Herr", stammelte der kleinere Ostling untertänig, der sich übertrieben weit vor dem Hauptmann verbeugte. Noch ein bisschen tiefer, so dachte Reval, und er hätte Larns Stiefelspitzen küssen können. „Fahre fort! Zuerst die gute Nachricht!", drängte Larn ungeduldig, dem nichts mehr zuwider war, als einem anderen ein jedes Wort mühselig aus der Nase ziehen zu müssen. „Wie wir es eingeschätzt haben, sind es von der Anzahl her nicht viele...vielleicht etwas mehr als die Hälfte unseres Zuges...", erwiderte der Späher etwas kleinlaut, eingeschüchtert von Larns dominantem, harschem Ton. „Und die schlechte?", Larn war alles andere als nach Rätselraten zumute, sodass er den Spähern schon allein ihres Zögerns wegen die Köpfe abschlagen wollte, anstatt die Kunde in Empfang zu nehmen. „Sie...sie haben den Sichelpass beinahe erreicht...wenn sie in der Geschwindigkeit weiterziehen, werden sie die Enge durchquert haben, ehe wir auf sie stoßen. Weiterhin befürchten wir, dass einige Elben uns gesehen haben könnten...also ist ein Angriff unsererseits nicht mehr all zu überraschend...", unter Larns vor Wut flackerndem Blick verengte sich die Kehle des Sprechers, was sich immer wieder in leisem Räuspern und schwerem Schlucken ausdrückte. Nach den Ausführungen des Boten schoben sich dichte Wolkenketten über den spärlichen, nur scheinbar stecknadelkopfgroßen Sternenschein, töteten somit das, was an natürlichem Licht noch da gewesen war, endgültig ab.

Ein strahlend weißer Blitz fuhr aus dem aneinander gedrängten Gewölk herab, machte aus undurchdringlichem Schwarz ein giftiges Violett, das den Nachthimmel lähmend überzog.

Es war fast so, als richtete sich das Wetter nach Larns Gemütszustand. „Ihr habt alle gehört?! Dann wisst ihr, was zu tun ist...wir müssen noch schneller, noch geschickter sein! Bewegt eure elenden Füße, marschiert, marschiert, als hinge euer Leben davon ab!", rief er anspornend dem Heer entgegen, das einen mächtigen Kampfschrei erwiderte und ohne länger zu zögern Larns Befehl befolgte.

Wer davon erzählte, dass die Nacht totenstill war und in ihrer gähnenden Schläfrigkeit beängstigend wirken konnte, der war in jener Nacht kein Zeuge des großen Aufmarsches der Ostlinge gewesen. Ihre schweren Schritte, plump und gleichzeitig voller Entschlossenheit, hallten noch weit über die scharfen Felskanten wider, sodass es erklang, als hätte das Gebirge selbst sich in Bewegung versetzt. Larn rechnete mit weniger als zwei Tagen, bis sein Heer auf das der Elben treffen würde. Im Verlauf des morgigen Vormittages würde er die Truppen dritteln, eine Links- und eine Rechtsflanke formen lassen, die gleichmäßig mit der frontalen Kraft voranschritt, sich dann aber geschwinder absetzte, um den Gegner, ohne dass sich dieser dessen wahrlich bewusst werden konnte, einzukesseln.

Die Mausefalle war gespannt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie zuschnappen würde und wie reich ihre Beute ausfiele.

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Katzenaugen gleich, die im Dunkel der Nacht unheimlich aufglommen, als brannte ein geisterhaftes, grüngelbes Feuer in ihnen, suchten Daeliors Augen die umliegende Landschaft ab, die schon in matte anthrazitfarbene Schatten gehüllt war, seit die Nacht hereingebrochen war und nur ein kränklicher, milchig-trüb scheinender Mond die Gegend mit seinem leichenblassen Licht tränkte. Die Anspannung innerhalb der Gruppe hatte sich nicht gelegt, im Gegenteil – weil keiner der beiden Späher aufgegriffen werden konnte, sorgte man sich nun immer mehr darum, ob ein Hinterhalt auf das Heer unter Thranduils Führung lauerte. Bedächtige Stille verengte einem jeden das Herz, einzig das beständige Hufgetrappel der Pferde, begleitet vom Wispern des Windes, vermochte die absolute Lautlosigkeit zu verhindern. Diese Ruhe war vonnöten, um sich möglichen Beobachtern gewahr zu werden, deren Geräusche besser wahrnehmen zu können.

Und obgleich Merry und Pippin mit in der Nachhut ritten und sich am sichersten hätten fühlen müssen, gewann ihre Nervosität die Überhand. Selbst der für einen Hobbit typische Appetit war nur zweitrangig, ja, geriet sogar teilweise in Vergessenheit, wenn sich irgendwo im hohen Fels ein kleiner Gesteinsbrocken selbstständig machte und die Reisenden durch sein gemächliches Poltern zusammenzucken ließ. Thíluil hatte den Grimm gegen seinen Vater immer noch nicht ganz verdaut. Zwar verstand der Elb die Sorge des Königs um seine Kinder, aber fand Legolas' Bruder, dass er seinen Söhnen mehr Vertrauen entgegenbringen könnte, zumal Legolas selbst im Ringkrieg gekämpft hatte, ohne dass ein Kindermädchen ständig an seiner Seite gewesen wäre. Wenn man von der Rolle des Zwerges als Aufpasser absah (welche Aufgabe er wahrlich nicht bravourös gemeistert hatte).

Haldir ritt neben Aragorn, dessen versteinerte Miene reichlich beunruhigend war. Mit Sicherheit machte er sich Sorgen, ob die elbische Eskorte Tari und Eldarion sicher nach Bruchtal lotsen können würde.

„Die Landschaft verengt sich zusehends", merkte der lorische Elb an, teils, um die angespannte Stille sanft zu durchbrechen, teils um die eigenen furchterfüllten Gedanken zu verdrängen. Aragorn erschrak nicht wirklich, aber der Umstand, dass jemand zu sprechen wagte, schien nun einen außergewöhnlichen Stand erlangt zu haben. „Es ist Daelior zufolge der einzig begehbare Weg, um Rhûns Außenring zu durchbrechen", entgegnete der Menschenkönig mit gedämpfter Stimme, als fürchtete er, schlafende Ungeheuer aufzuwecken, wenn er den Ton nur ein wenig anhob. „Ich weiß, doch wenn wirklich Ostlinge hinter diesen Felsen warten, sind wir im Nachteil. Selbst Daelior kann dieses Gelände nicht so gut kennen wie die Einheimischen selbst..."

„Du vermutest einen Hinterhalt?", Aragorns Blick begegnete nicht dem des Elben, sondern wanderte sorgfältig über die raue Gebirgswand, die fast trichterförmig nach oben hin breiter wurde. Die dunklen Ringe unter den hellen Augen verrieten die Erschöpfung des Königs. Weil er stets die Verantwortung für alles auf seinen Schultern allein zu tragen glaubte, hatte er in den letzten Tagen kaum geruht. Haldir wusste, dass Aragorn ein guter und gerechter König war, doch verstärkte sich dieses allgemeine Bild von ihm nur noch, wenn man sich in seiner Nähe aufhalten konnte. Haldir schmunzelte unbewusst. Umsonst hatte sich Elronds Tochter Arwen nicht in ihn verliebt und ihre Unsterblichkeit aufgegeben, um mit ihm zusammen zu sein. Zwar war das Verhältnis zwischen Menschen und Elben weitgehend freundschaftlich, doch geschah es äußerst selten, dass Söhne und Töchter beider Völker jemals eine Verbindung eingingen. Im Grunde war dieses sonderbare Wunder der so tiefen und außergewöhnlichen Liebe nur zweimal in der Geschichte dieser Welt geschehen und würde kein weiteres Mal erfolgen. „Ich ziehe nur in Erwägung, dass eine Falle auf uns lauern könnte, wenn die Ostlinge taktisch klug agieren, wovon wir immerzu ausgehen müssen, könnten sie uns unbemerkt einkesseln."

„Du hast Recht, Haldir. Aber nenne mir einen besseren Weg, um die Suche nach den vermissten Kindern durchzuführen. Solange es kein Zeichen gibt, dass sie tot sind, werden wir nach ihnen suchen, ganz gleich, wie lange es dauert. Allein Legolas bin ich dies schuldig"

Haldir lächelte, nickte verständnisvoll. „Egal, wie diese Reise auch ausgehen mag, Aragorn, mein Beistand sei dir sicher!" Der Mann mit dem ergrauenden Haar bedachte Haldir mit einem dankbaren Lächeln, so sehr erinnerte ihn dieser Ausspruch an Haldirs Versprechen in der Schlacht um Helms Klamm, aus welcher der Elb nur durch glückliches Geschick lebendig heraus gefunden hatte. Eigentlich hatte er sich mit dem Fall des Dunklen Herrschers eine Zeit des Friedens erhofft und mit den Friedensvertragen mit Haradh und Rhûn diesen zu sichern geglaubt. Aber wenn Arwens Visionen, so furchtbar sie gewesen waren, tatsächlich der Wirklichkeit entsprachen, was durch das Auftauchen von bewaffneten Spähern nur bestätigt wurde, so blickte der König Gondors erneut einer kriegerischen Gefahr entgegen. So verstrichen die Stunden der Nacht in bitterer Unruhe, ab und an schoben sich düstere Wolken vor den bleichen Mond, schleichende Schatten umhüllten Stein und morschen Baum, Phantome in grauschwarzen Formen spielten ihre gruseligen Silhouetten an die vom Silberlicht überfluteten nackten Felskuppen. In keiner Sekunde ließ Lalaithwen Legolas' Hand los, zärtlich streichelten ihre Finger über die seinen, spendeten ihm Trost und munterten ihn gleichzeitig auf.

Gimli hatte mit dem verbitterten Thíluil und den schweigsamen Hobbits seine letzten Gesprächspartner verloren und brummte einsam in seinen vollen Bart. Diese Spitzohren waren aber wirklich verschwiegene Burschen, nicht einmal mithilfe eines genüsslichen Weines oder Bieres waren ihnen übermäßig viele Worte zu entlocken. Und eines Liedes war sich das Duett bestehend aus Zwerg und Elb immer noch nicht einig geworden. Vielleicht kannten die Hobbits noch ein paar passende Gesangsstücke. Der Mimik der anderen nach zu urteilen, war aber die Frage nach der musikalischen Untermalung der Hochzeitszeremonie vorerst bedeutungslos.

Bald schon graute der Morgen und allen, bis auf den Elben, stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Thranduil schlug Aragorn vor, eine kurze Rast einzulegen, ehe die Sonne ihren Höchststand erreichte. Bei Tageslicht wirkte die Gegend zwar nicht weniger bedrohlich, doch ergaben sich nun weitaus mehr Möglichkeiten, Gefahren zu überblicken. Gondors König stimmte zu, da er einsah, dass es niemandem zum Vorteil gereicht wäre, wenn seine Freunde schlafend von den Pferden kippen würden.

„Ihr beiden scheint euch gut verstanden zu haben", merkte Legolas an, als er sah, dass Lalaithwen Thranduil nachdenklich beobachtete, als sie von den Pferden gestiegen waren, um diese mit Wasser und Futter zu versorgen. „Nun ja...zumindest habe ich nicht länger das Gefühl, dass er mich auffressen will!", lächelte Lalaithwen schief. Legolas legte einen Arm locker um ihre Schultern und lächelte zu ihr herab: „Oh, mein Vater ist ein Künstler der Verwandlung", ihr erschrockener Blick ließ ihn laut auflachen und hastig hinzufügen, „nein, keine Angst...ich denke, wir konnten unsere Differenzen beilegen" Sie seufzte etwas schwermütig und führte dann seine Hand zu ihrem Mund, um diese sanft zu küssen. „Ich bin froh, dass ihr beiden euch wieder vertragen habt...zumindest im Groben und Ganzen", ergänzte sie zögerlich. Legolas nickte, sein Gesicht trug einen fast feierlichen Ausdruck. „Es war falsch von mir, zu denken, er würde mich meiner Entscheidung wegen hassen. Vater war enttäuscht und wenn ich mich in ihn hineinzuversetzen versuche, kann ich ihn verstehen. Ich hatte Celendra mein Heiratsversprechen gegeben, ein Gelübde, das nicht leichtfertig gesprochen werden darf. Aber er weiß, dass ich es deinetwegen getan habe, weil ich dich liebe", ein warme Lächeln huschte über seine Lippen, als er zu ihr herabblickte und sie leicht errötete.

„Ich unterbreche euch ja sehr ungern, meine lieben Turteltäubchen", brummte Gimli und beide Elben stellten überrascht fest, dass der Zwerg schon die ganze Zeit über neben ihnen gestanden haben musste, „aber Legolas, dein werter Vater möchte dich und deinen Bruder sprechen"

Legolas bedankte sich bei seinem Freund für diese Nachricht und begab sich mit Thíluil zu Thranduil, Gimli verweilte noch etwas an Lalaithwens Seite. „Als ob wir Zwerge zu Dienstboten abgestempelt werden könnten...", brummelte er säuerlich, was die Elbe jedoch nicht davon abhielt, keck zu erwidern: „Können sie aber, wie du soeben bewiesen hast" Gimli weitete kurz überrascht die Augen, verengte diese dann aber sogleich zu engen Schlitzen, aus denen er Lalaithwen kritisch musterte und ehe er sich abwandte, grummelte: „Elben...die ändern sich nie..." Lalaithwen schaute ihm amüsiert hinterher und dachte sich : Zwerge aber auch nicht´ Sie ließ sich auf einem flachen Stein nieder, der von dichtstehendem, beinahe strohigem Gras umgeben war, das einem Schutzwall ähnelnd, lanzenartig in die Höhe schoss und, wie es in seiner Natur lag, verwilderte. Dort hing sie während der gesamten Pause ihren Gedanken nach, musste an ihren Sohn und dessen Freunde denken, die irgendwo in diesem steinernen Ungetüm waren und nach einem Schatz suchten, der für sie von so geringer Bedeutung war. Gedankenverloren schüttelte sie den Kopf, wollte und konnte nicht verstehen, wieso Filegon auf so eine dumme Idee gekommen war. Selbst wenn er Legolas etwas beweisen wollte, was sie nicht wirklich glauben konnte, war es eine so untypische Handlung von ihm gewesen.

Sie schaute auf, sah einen Wanderfalken hoch über der Schlucht kreisen, sein Jagdgebiet mit seiner Flugschneise bestimmend. Einige Minuten versickerten wie Wasser in lockerer Muttererde, bis der Falke sich wieder in höhere Gefilde begab und an einem anderen Ort nach reicherer Beute Ausschau hielt. Das beklemmende Gefühl, dass andere Räuber auf sie lauerten, und das ganz in der Nähe, ließ nicht von ihr ab, sondern bestärkte sich nur, je weiter die Sonne über den Himmel wanderte. An diesem Tag würden sie die Gebirgsenge passieren, die Haldir und Daelior vorausgesagt hatten. Lalaithwen fühlte sich wie ein Kaninchen, das unlängst von hungrigen, wilden Füchsen umzingelt war.

Und ganz trog sie ihr Gefühl nicht.

Thranduils rund zweihundert Mann starkes Heer setzte sich etwa zwei Stunden nach Mittag wieder in Bewegung, darauf aus, den Gebirgsring zu durchqueren und die Kinder wiederzufinden und, schlimmstenfalls, Ostlingen zu begegnen. Dass sie letzteren früher als erwartet die Stirn bieten müssten, ahnte niemand von ihnen. Einzig Daelior beschlich eine namenlose Nervosität, das Drachenblut in ihm zirkulierte ungestümer, als spräche seine Intuition so zu ihm, auf der Hut zu sein. Der verschwiegene Elb fuhr die sichelförmige Narbe an seinem Handrücken nach. All die Narben, die der Drache seinem Körper zugefügt hatte, schmerzten, das dünne Gewebe spannte, als stünde es kurz davor, aufzuplatzen. Ein kühler Wind heulte durch die Schlucht, trug die letzte Sommerhitze davon und läutete den ungeduldigen, wandelbaren Herbst vorzeitig ein.

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Filegons schlurfende Schritte hallten durch die vor ihm liegende Finsternis. Seit dem Sturm der Krähen hatte er keinen anderen Laut mehr vernommen, als den der eigenen Füße, wie sie ungewöhnlich schwerfällig über den Boden streiften und den seines Atems, der wie gespenstisches Flüstern die Leere ausmalte und ihn in panischen Sekunden glauben ließ, er würde verfolgt werden. Viel zu lang schon wanderte er rastlos durch die Gänge, fragte sich, was am Ende eines jeden Tunnels auf ihn warten würde. Er wusste nicht sicher, ob die Krähen ihn tatsächlich zu Selina führen würden und die Möglichkeit, bitter enttäuscht zu werden, saß wie die beißende Angst um das Mädchen in seinem Nacken. Dank seiner guten Elbenaugen erkannte er vereinzelte schwarze Federn, die wie unheilvolle Wegweiser hier und da den Boden bedeckten. Auch wenn er Selina finden würde, stellte sich ihm die Frage, ob er nich ohnehin zu spät käme.

Wenn die Krähen sie endgültig zu sich holen wollten, hätten sie es unlängst getan, denn obschon sich Filegon beeilte, hinderten ihn seine Verletzungen daran, noch schneller zu laufen und die Rabenvögel in ihrem rasanten Flug einzuholen. Der junge Elb keuchte, Seitenstechen quälte ihn hartnäckig bei jedem Meter, den er zurücklegte.

Und gerade als er kraftlos auf die Knie sinken wollte, weil die Pein die Oberhand über seinen starken Willen zu gewinnen drohte, weitete sich sein Weg zu einer freien, hochgelegenen Stelle im Fels. Einem Schornstein gleich schloss eine kreisrunde Öffnung im Gestein die gewölbten Gebirgswände ab, hätte man an jenem Platz eine Feuerstelle errichtet, so wäre der Qualm wie mystische Rauchzeichen aus der Spalte herausgequollen. Filegons Blick verharrte auf dem Loch im Gebirge, durch das weiches, blendendes Mondlicht kegelförmig zum Höhlengrund vordrang und Unsichtbares sichtbar werden ließ. Sterne glitzerten wie verlorene Diamanten am samtenen Firmament, Wolken schoben sich ab und an vorüber, malten skurrile Formen über den kalten Stein. Seitlich fiel der Gang der Höhle leicht ab, einem Opferaltar gleich lag das vom Mond beleuchtete Plateau vor ihm und Filegon erstarrte, als er es genauer betrachtete. Selina lag regungslos da, als wäre sie einfach eingeschlafen, ihre kleinen Arme und Beine waren lang ausgestreckt, unzählige Kratzer und Schürfwunden stachen dunkel aus der im Silberlicht elfenbeinern wirkenden Haut hervor.

„Selina!", stieß er hastig aus und erschrak im ersten Moment, als er seine eigene Stimme laut hörte, deren Echo von einer Wand zur nächsten geworfen wurde. Sie bewegte sich nicht, zeigte keine Regung. Filegon zögerte. Ihr Gesicht war von ihrem Haar bedeckt, sodass er nicht sehen konnte, ob sie die Augen geschlossen hielt. Plötzlich wurde er von einer schrecklichen Furcht ergriffen, dass es nur noch ihr Leichnam war, mit dem er zu sprechen versuchte. Es nützte nichts, er musste zu ihr, musste wissen, ob es ihr gut ging. Umsonst hatte er nicht den anstrengenden Weg auf sich genommen. „Selina?", wiederholte er leiser und ruhiger, seine Stimme klang weniger schrill als bei seinem ersten Ausruf. Wieder keine Reaktion und diesmal war die Stille, die ihm neben seinem Echo als einzige Antwort gereicht wurde, noch erschütternder, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. „Selina", hauchte er nur noch, Angst und Erschütterung ließ seine Worte brüchig über die seidenen Lippen kommen. Es konnte nicht wahr sein. Selina konnte nicht tot sein, durfte nicht tot sein! Nicht sie, der er immer versprochen hatte, Schutz zu gewähren! Filegon musste sich zwingen, einige Schritte auf das Mädchen zuzugehen und dabei ruhig zu bleiben. Vielleicht schlief sie nur. Oder war ohnmächtig. Legolas' Sohn sendete Stoßgebete zu den Valar, mochten sie dieses Menschenkind erretten, wie sie ihn errettet hatten.

Er war nun weniger als vier Meter von ihr entfernt, als ein schroffes Krächzen den schlafenden Schiefer erschütterte. Filegon schreckte reflexartig zurück, wäre um ein Haar gestolpert. Woher war dieses Geräusch gekommen? War er nicht mit Selina allein hier?

Die Erkenntnis traf ihn so unvermittelt und hart, dass Filegon vor Schreck den Atem anhielt. Die Krähen! In all seiner Emotionalität, die er empfunden hatte, als er Selina am Boden liegend erblickte, hatte er die Wächter vergessen, welche die Seelen Verstorbener in die Totenwelt geleiteten, welche ihn zu ihr geführt hatten. Benommen blickte er auf und erkannte nun, was er zuvor übersehen haben musste. Ringsum auf den Felskanten saßen Krähen, die ihn mit ihren leeren, kalten Knopfaugen beobachteten und auf schauerliche Weise durch ihn durchzusehen vermochten. Das Krächzen ließ ihn wieder zusammenschrecken. Diesmal klang es aggressiver als zuvor. Sie wollten ihn nicht hier haben, nicht bei ihrer Herrin, die sie nun holen wollten. Filegon zitterte unwillkürlich, es war ihm so, als kollidierte hier, an diesem stillen Ort, zwei Welten miteinander. Die Welt der Lebenden und die der Toten. Er war Teil dieser realen, lebendigen Welt mit all ihren Farben, Gerüchen und erstaunlichen Geschöpfen. Die Krähen waren Boten des Jenseits. Welcher Welt gehörte aber Selina nun an? Hätten die Krähen, wenn sie wirklich gestorben wäre, sie denn nicht mit sich genommen?

Vielleicht warteten sie nur noch, bis es soweit war, ja – sie wachten über sie, solange sie noch lebte, um gleich zur Stelle zu sein, wenn sie ihren letzten Atemzug tätigte. Biester! Unholde! Filegon stand noch wie festgefroren auf der Stelle, starrte gebannt zu den Kreaturen auf, deren Daseinssinn ihm auf ewig verborgen bleiben sollte. Solange Selina lebte, gab es die Chance für ihn, sie zu retten, sie aus den Fängen der Krähen zu befreien, die ihren düsteren Zauber über sie gelegt hatten. Entschlossen schritt er auf Selina zu und fühlte kurz darauf einen scharfen, brennenden Schmerz an seiner Stirn. Automatisch führte er die Hand zum Kopf und spürte das warme Blut, das aus der frischen Wunde sickerte. Irritiert wandte er sich um und just in diesem Moment stürzte eine zweite Krähe auf ihn herab und hätte sich Filegon nicht rechtzeitig weggedreht, hätte sie ihm das rechte Auge ausgehackt. Stattdessen hatten nur ihre krallenbestückten Zehen seine Wange gestreift und unbedeutende Kratzer hinterlassen. Um sich vor weiteren Angriffen zu schützen, verschränkte der Elb die Arme vor dem Gesicht und bewegte sich rasch in leicht gebückter Körperhaltung vorwärts.

Begleitet vom markerschütterndem Gekreisch der Vögel und flatterndem Flügelschlag fühlte Filegon, wie sie wie schwarze Blitze auf ihn herabschossen, ihn streiften, seine Kleider zerkratzten und auf ihn einzuhacken versuchten. Doch nichts würde ihn daran hindern, zu Selina zu gelangen, am wenigsten diese dämonischen Ungeheuer. Eines der Tiere stob in seinen Nacken, worauf ein gräuliches Knirschen ertönte und Filegon das Gleichgewicht verlor und vornüber fiel.

Beinahe wäre er mit all seinem Gewicht auf Selina geprallt, hätte er sich nicht noch im letzten Moment mit den Unterarmen abstützen können. Der Sturz stauchte in seinen Knochen und lähmte seine Nervenstränge für Sekunden, die für den Elben zäh wie Stunden zu verrinnen schienen. Filegon rechnete schon mit weiteren schmerzhaften Attacken, doch sonderbarerweise blieben diese aus. Freu dich besser nicht zu früh, gleich kommen sie zurück´, dachte er sich kapitulierend, aber als seine Oberarmmuskeln bereits zu rebellieren begannen, weil er die Last seines Körpergewichts schon viel zu lang auf sie abwälzte, und immer noch nichts geschah, wagte es Filegon, sich des nun wieder vorherrschenden Schweigens zuzuwenden. Keine Fußlänge trennte ihn von den Krähen, die außerhalb des Lichtkegels im Dunkel lauerten und ihn umzingelten, doch sich aus irgendeinem Grund nicht näher heranwagten. Alle Tiere waren mittlerweile herabgeflogen und sammelten sich, dicht an dicht aneinander gedrängt, um ihn herum. Von diesem seltsamen Bild verwundert, benötigte Filegon gewisse Zeit, um wieder zu klarem Verstand zu kommen.

Er erhob sich vorsichtig, achtete darauf, Selina nicht aus Versehen zu streifen und als er einen Schritt rückwärts machte, um sich anschließend zu dem Mädchen herabzubeugen und sie umzudrehen, spürte er, wie energische Krähenschnäbel nach ihm zu picken versuchten, es einem Vogel gar gelang, seine Ferse zu treffen und ihn erschrocken in den Lichtkegel zurückzudrängen. Es war, als bannte das Mondlicht die Tiere, doch waren sie in den Totensümpfen nicht auch unter Lunas wachsamen Auge geflogen? Es schien Selina zu sein, in deren Nähe sie noch nicht gelangen durften, solange sie noch lebte.

Hastig und ohne weiter auf die geisterhaft krächzenden Krähen zu achten, kniete Filegon neben Selina nieder, umfasste sanft ihre schmalen Schultern. Es erschreckte ihn, wie schwer und leblos sie in seinen Armen lag, als trug sie keine Stärke mehr in sich. Sacht rollte er sie so, dass sie gänzlich in seinen Armen lag. Freude und Angst lieferten sich einen erbarmungslosen Wettstreit in Filegons Herzen, als er ihr einige wirre Strähnen des langen, dunklen Haares aus dem kindlichen Gesicht strich, ihren Kopf auf seinem linken Unterarm bettete und so leise, dass man es nur durch genaues Lauschen hätte wahrnehmen können, murmelte: „Selina...mach die Augen auf, Kleines...bitte...mach die Augen auf", Filegon wiegte sie unbewusst leicht in den Armen, als wäre sie noch ein Säugling, den es in den Schlaf zu singen galt. Filegon graute davor, ihren Puls fühlen oder ihren Herzschlag überprüfen zu wollen, weil er es niemals hätte verkraften können, wenn er kein Lebenszeichen mehr wahrgenommen hätte.

Dennoch wusste er um die Notwendigkeit dessen und beugte sich letztlich vorsichtig zu ihr herab, bis sein spitzes Ohr auf ihrem Brustkorb ruhte und ein zwar schwaches, doch gleichmäßiges Schlagen ihres Herzens vernahm. Erleichtert presste er die Luft zwischen den Lippen hervor und schloss die Augen, hielt das Kind fest umklammert. Selina lebte. Den Valar sei Dank! Der Elb flüsterte immer wieder Dankesworte an die Schutzpatronen der Elben, die sich dazu herabgelassen hatten, einem so jungen Mädchen, wie Selina es war, das Leben zu retten. Er küsste ihre Wange, streichelte mit der freien rechten Hand ihren Kopf, ihr volles, dunkles Haar.

Die starren Blicke der Krähen bohrten sich in ihn und obgleich er sie stets zu ignorieren versuchte, gelang es ihm nie vollkommen. Hier und da wagte es einer der Vögel, nach ihm zu hacken oder kurz zu fliegen, was Filegon aber mit geschickten Fußtritten abzuwehren lernte. Dabei verdrängte er die eigenen Schmerzen, die ihn stets daran erinnerten, dass es noch nicht all zu lang her war, seit er das letzte Mal knapp am Tode vorübergeschrammt war.

Etwas sagte ihm, dass die Zeit drängte, dass er Selina schnellstmöglich wieder zu Bewusstsein bringen musste. Über Rhûn braute sich Unheil zusammen, das nicht allein von den Krähen herrührte, sondern von den Ostlingen selbst. Außerdem brauchte Selina Hilfe, Essen und Trinken. Würden sie bedeutend länger hier in dieser Höhl verweilen, sahen sie der Gefahr entgegen, zu verhungern oder zu verdursten. Bei diesem Gedanken fiel dem Elben die Wasserflasche ein, die er mit sich trug und die nach seinem Fall noch heil geblieben war. Mit der rechten Hand nestelte er an seiner Tasche, bis er den breiten Hals der Feldflasche zu fassen bekam und zog diese hervor, entkorkte sie rasch, legte sie in die linke Hand und träufelte ein wenig Wasser in die hohle Rechte, mit welcher er anschließend über Selinas Stirn strich, ihr schmutziges Gesicht gleichmäßig mit Wasser benetzte.

„Selina, wach auf...Selina!", sagte er laut und drängend, fächerte ihr immer mehr Luft mit der Hand zu, schlug leicht auf ihre Wangen, damit sie zu sich kam. Dies beanspruchte mehr Zeit und Geduld, als Filegon für möglich gehalten hatte, und umso erfreulicher war schließlich jener Augenblick, in dem Selina die Lider zurückschlug und ihm erschöpft entgegenblinzelte. Als wäre er ein Wunder, oder vielmehr eine erschreckend real erscheinende Illusion, weiteten sich ihre Augen, ungläubig blinzelte sie mehrmals, ihre Lider flatterten vor Erschöpfung, sodass Filegon sich sicher war, dass sie im Glauben war, zu träumen. „Hallo, Kleines...", wisperte er sanft, lächelte erleichtert zu ihr herab. Tränen wollten in seinen Augen aufwallen, aber er beherrschte sich und strich mit den Fingerspitzen über die Linie ihres Kinns. „Bist du...echt?", hauchte sie schwach, drohte gleich wieder dem Schlaf zu erliegen, der sie so ungestüm übermannt hatte. Filegons Lächeln wurde breiter, er beugte sich erneut zu ihr herab und presste einen Kuss auf ihre Stirn, verweilte dort mit seinem Mund und sprach: „Ja, Selina...ich bin bei dir..."

Er fühlte, wie sie sich leicht unter ihm regte, ihn anzuschauen versuchte. Ringe säumten ihre schönen Augen, ihre Lippen waren trocken und zeugten von dem Durst, den sie haben musste. „Du...du...bist nicht...tot?", flüsterte sie zaghaft, als genügte es ihr nicht, dass sie ihn wahrhaft berühren, fühlen, hören und sehen konnte. „Nein", sagte er leise und hob sie behutsam an, sodass sie fast saß, mit dem Kopf nun an seinem Oberarm lehnte. „Du musst durstig sein, Liebes...hier...trink", bot er ihr an und führte die Wasserflasche an ihren ausgedörrten Mund, kippte die Flasche leicht an, dass sie ohne große Anstrengung trinken konnte. Die Krähen kreischten, flatterten wild auf, konnten aber den Lichtkreis noch immer nicht durchbrechen. „Filegon", nuschelte sie, als er die Flache wieder abgesetzt und verschlossen hatte, „...ich...dachte, du hättest mich...allein gelassen", ihre Augen glitzerten und Filegon fürchtete, dass die wenige Flüssigkeit, die noch in ihrem Körper war, bald schon als Tränen verloren gehen könnten. „Nicht doch. Ich versprach dir doch, bei dir zu bleiben...und siehst du, hier bin ich!", er lächelte sie aufmunternd an, obwohl er den Ernst der Lage erkannte. Wenn Selina nicht bald Hilfe erhielt, würde sie wieder ohnmächtig werden oder, im schlimmsten aller Fälle, sogar sterben.

„Wie hast du das geschafft? Kannst du...fliegen?", wollte sie wissen, aber Selina drohte einzuschlafen, was Filegon zu verhindern wusste, indem er stets ihren Kopf anhob, damit sie ihm in die Augen sah. „Das erzähle ich dir ein andermal...aber erst, wenn wir hier herausgekommen sind, hörst du?" Das Mädchen nickte schwach, das Mondlicht ließ ihr Gesicht zu purem Marmor werden. „Kannst du gehen, Selina?" Flügelschläge huschten an seinem Ohr vorbei, Krächzen und Kreischen war so ohrenbetäubend, dass Filegon die freie Hand heben musste, um sein empfindliches Ohr abzuschirmen. Die Vögel machten Anstalten, davonzufliegen. Wahrscheinlich spürten sie, dass es zwecklos war, dass sie am heutigen Tage ohne Beute zu ihrem dunklen Meister zurückfliegen würden. Aber ganz außer Reichweite würden sie bestimmt nicht bleiben... . „Klar...ich bin doch schon gro", lächelte sie, scheiterte jedoch kläglich daran, den aufgeweckten Eindruck, der früher so typisch für sie gewesen war, zu vermitteln. „Wenn es nicht geht, werde ich dich tragen", versprach er ihr, obwohl er wusste, dass sein Rücken absolut nichts von dieser Idee halten würde.

Filegon half dem Kind sanft auf die Beine, zittrig und unsicher musste sie sich an ihm festhalten, bis sie barfüßig in ganzer Größe vor ihm stand. Er ging vor ihr in die Hocke, hielt ihre Schultern umfasst. „Sag mir, wenn du müde bist und ausruhen willst, ja? Spiele nicht die Starke, Selina, hörst du?" Sie nickte, sah ihn mit ihren großen, braunen Augen an. „Filegon?", wisperte sie und allein der Klang ihrer Stimme ließ eine Woge der Freude über ihn gehen. „Ja?" Selina fiel ihm so ungestüm um den Hals, dass Filegon beinahe rücklings umgefallen wäre, hätten seine Füße nicht schon sicheren Halt gefunden. „Ich hab dich lieb", flüsterte sie mit erstickter Stimme und ihre Knie gaben nach. Kraftlos sank sie in seine Arme zurück, lehnte mit dem Kopf an der Schulter des Elben.

Es gab keine andere Option, als sie zu tragen. Andernfalls würde sie schon nach wenigen Metern zusammenbrechen. Er streichelte und küsste ihren Schopf und erwiderte aufrichtig: „Ich bin froh, dass du bei mir bist, Selina...", für einen Moment schloss er die Augen, genoss das Vertrauen, das sich während der Reise zwischen ihm und ihr aufgebaut hatte, „...wir müssen nun aufbrechen, in Ordnung?" Er spürte, wie sie an seiner Schulter nickte. Ohne Protestworte einzulegen, ließ sie sich von ihm anheben.

Jeder Wirbel seines verletzten Rückens wollte die Last von sich weisen und ließ dies Filegon durch tausend kleine Nadelstiche wissen. Legolas' Sohn biss die Zähne zusammen, atmete tief durch und ging Schritt für Schritt mit Selina im Arm voran. Unter den wachsamen Augen der Krähen... .

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Regen plätscherte gemütlich aus den hohen Wolken, tränkte die trockenen Wiesen, die nur lückenhaft das Land bewuchsen. Eine Stunde vor Einbruch der Dämmerung hatte sich das Wolkenkostüm am dunkler werdenden Himmel zugezogen und es hatte anfangs zu nieseln begonnen, bis das Intervall der fallenden Wassertropfen dichter und stärker zu werden schien. Thranduils Banner, die in sonst in hellem Grün erstrahlten, waren nun dunkel, fast schwarz, und klamm vom Regen. Mit jedem Schritt, den die Pferde machten, platschte teils schlammiges Regenwasser an deren Beine, benetzte im ungünstigsten Falle auch noch die Hosenbeine ihrer Reiter. Doch niemand ließ ein Klagewort verlauten, weil der Regen noch das liebste Hindernis war, dass sich ihnen in den Weg stellen konnte. Sie erreichten die Enge von Cúron Thanc [1], als der Niederschlag förmlich auf sie herabtrommelte, als wären sie die Instrumente für sein berauschendes Lied.

Legolas' Kleider waren durchnässt, was ihm persönlich nichts ausmachte, doch wusste er, dass die Menschen, die ihn begleiteten, der Gefahr ausgesetzt waren, sich durch die beständige Nässe zu verkühlen und zu erkranken. „Wenn das so weiter geht, kann ich morgen früh meine Schuhe auswringen", merkte Gimli murrend an. „Noch ein Grund, warum es vorteilhafter ist, ein Hobbit zu sein", konterte Pippin belustigt, worauf nun eine hitzige Diskussion zwischen Zwerg und Hobbits entfacht wurde, was nun für und was gegen Schuhwerk spräche.

Die Stimmung innerhalb der Gruppe schien schon ein wenig ausgelassener zu werden, als plötzlich ein bedrohliches Surren durch die Luft glitt. Haldir kam dies auf sehr unliebsame Weise bekannt vor. Ähnliche Geräusche hatten sein Ohr damals erreicht, als ihm die Räuber im Nebelgebirge aufgelauert hatten. Die ersten Pferde scheuten, alle Elben schauten sich eiligst um, hatten die Hände schon an die Waffen gelegt, die immer griffbereit am Mann behalten wurden. Wieder ertönte das Surren, diesmal von der gegenüberliegenden Seite. Ein Elb zuckte kurz zusammen, bis seine Augen gläsern wurden und er leblos vom Pferd sank, ein langer, mit dunklen Federn besetzter Pfeil ragte aus seinem Rücken heraus wie ein giftiger Schmarotzer aus dem Spross einer gesunden Pflanze. „Pilin[2]!", schrie Ifideè seinen Soldaten zu, die fast gleichzeitig ihre Bogen zückten und die von ihrem Hauptmann befohlenen Pfeile auf die Feinde abfeuerten, die schnell wie Schatten aus den Höhlen stoben und sich wie Ungeziefer rapide auf den Hängen verteilten, ihre Gegner geschickt umzingelten. Schon in diesem Moment wurde Thranduil klar, dass die Ostlinge dies schon wochenlang durchgeplant haben mussten, denn sie agierten koordiniert, wussten genau, wo sie sich niederlassen mussten, um die optimale Deckung durch den kalten Fels zu haben. Und nur durch einen Zufall, eine Vision, hatten die Elben davon erfahren oder besser gesagt, eine leise Vorahnung haben können.

Noch hatten die Ostlinge den Kreis nicht um die Elben schließen können, beharrlich erwiderten Thranduils Truppen das Feuer. Aragorn half Thranduil, Haldir und Ifideè, die Truppen besser zu gliedern, schickte die Vorhut weiter voraus. Wir hatten mit einem Angriff rechnen müssen...aber so früh?´, schoss es Aragorn durch den Kopf, der sein Pferd zu beruhigen versuchte. Die Ostlinge schienen nicht beritten zu sein, aber in diesem Gelände waren Pferde auch nicht die vorteilhaftesten Reittiere.

Legolas und Thíluil befolgten Ifideès Befehle, wann immer er den Zuruf verlauten ließ, schossen sie ihre todbringenden Pfeile gezielt auf die in nahezu undurchdringliche Rüstungen gekleideten Ostlinge ab, welche die Flanken zu besetzen versuchten. Lalaithwen wurde von ihrem Verlobten weiter in die Nachhut gedrängt, sollte auf gar keinen Fall in diese Auseinandersetzung mit hineingezogen werden. „Das ist ungerecht, das ist ungerecht!", polterte Gimli los, der, weil er hinter Legolas auf dem Pferd saß, nichts vom Kampfgetümmel mitbekam und erstrecht nicht seine tödliche Axt zum Einsatz bringen konnte. „Holt sie hier her, holt sie hier her und ich mache ihnen den Garaus!", plärrte der kampfestolle Zwerg, der nichts von seinem Wagemut seit dem Ringkrieg verloren zu haben schien. „Legolas!", rief Lalaithwen verängstigt, behagte es ihr doch ganz und gar nicht, dass sich Legolas entgegen dem Willen seines Vaters in den Kampf mit einmischte.

„Noch können wir sie zurückdrängen, Melamin, noch haben sie den Kessel nicht geschlossen! Wenn sie uns jetzt umringen, sind wir in der Felsenge verloren!", rechtfertigte er sich, als er ihren angsterfüllten, beinahe vorwurfsvollen Blick sah. „Dann komme ich mit dir!", rief sie aus und machte Anstalten, ihr Pferd zu dem seinen zu lenken. „Nein, Laith, du bleibst, wo du bist, ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht!"

Er duldete keinerlei Widerworte und wand sich von ihr ab, preschte mit seinem Hengst nach vorn, wo er, begleitet von einzelnen Soldaten seines Vaters, den Gebirgskamm zu erklimmen versuchte, an welchem sich die Ostlinge tummelten. Lalaithwen verzog den Mund. Er wollte nicht, dass ihr etwas geschah? Wollte sie denn, dass ihm etwas zustieß? Bestimmt nicht! Und doch konnte sie nichts tun, denn weder war sie bewaffnet noch hatte sie eine besondere Kampfausbildung genossen. Den Überfall der Orks an Düsterwalds Grenzen hatte sie auch nur mühselig mithilfe von Filegon, Legolas und Ranwé niederschlagen können. Sie fühlte sich so hilflos, wie einst in jener Nacht in Lothlorien, als sie Haldir angefleht hatte, ihm in den Kampf folgen zu dürfen, dieser aber ihre Bitte abgeschmettert hatte.

Im wilden Gedränge der eilenden Elben konnte sie nichts anderes tun, als im Schutze einiger Tawarwaith mit den Hobbits darauf zu warten, dass sich dieser überraschende Ansturm legen mochte. Wilde Kampfrufe drangen bis in die Nachhut vor, Thranduils und Aragorns Befehle, die sie mit mächtiger Stimme ausriefen, hallten an den Hängen der Schlucht wider, der unnachgiebige Regen machte den Untergrund zu einer rutschigen Fläche, auf der man leichter ausgleiten konnte, als man vermuten mochte. Die Nacht wurde nur von einzelnen Lichtern der Fackeln erhellt, welche die Ostlinge mit sich trugen.

Nicht wenige Elben von Thranduils Heer fielen in jenen Stunden des Erstschlags – aus größerer Distanz, meist von den Höhenzügen der Schlucht, schossen die Ostlinge Pfeile hinab, manche entzündeten sie gar mit dem Feuer ihrer Fackeln und verschreckten somit die Pferde. Dennoch drängten die elbischen Bogenschützen die Ostlinge zurück, viele zogen sich zurück, doch wussten nicht nur die Könige, dass dies nur eine kleine Kostprobe von dem gewesen war, was in jener Nacht noch auf sie warten würde.

„Sammelt euch, wir ziehen weiter!", rief Thranduil seinen Soldaten zu, als der Beschuss aufgehört hatte. „Es ist unklug, weiter durch diese Schlucht zu ziehen. Sie werden nur so auf uns warten und uns mit Sicherheit Schlimmeres entgegensetzen als ein paar Pfeile verschießende Fackelträger!", zischte Daelior, der an vorderster Front geritten war und nicht wenige Ostlinge niedergestreckt hatte, sei es mit Pfeil und Bogen oder mit seinen Messern. „Nennt mir einen besseren Weg, Fremder. Fürchtet Ihr Euch etwa?", provozierte ihn der Elbenkönig geflissentlich, der sehr wohl selbst von der Gefahr eines stärkeren Hinterhalts wusste und derartig verspätete, dümmliche Ratschläge nicht gebrauchen konnte. Der Drachensohn bedachte den König mit einem Funkeln in den Augen, ehe er sich abwand und mit Lagor ein gutes Stück vorausritt, um die Lage besser einschätzen zu können.

Thranduil sah ihm kurzzeitig nach, fühlte eine seltsame Energie, die von dem merkwürdig vernarbten Elben ausging. Dann drehte er sich um und schaute in Richtung Kamm, von dem die Elben und auch seine beiden Söhne nach und nach abstiegen. Wie er es erwartet hatte, gehorchten ihm seine Kinder nicht.

Das verbot ihnen auch ihre Ehre als Elbenkrieger, die seit ihrer Geburt mit dem Blute in ihren Venen floss. Thranduil hoffte nur, dass dieser kriegerische Trotz keinem der beiden schaden würde.

Der Regen schwoll an, als der königliche Zug sich langsam wieder in Bewegung setzte, Lanzen, Schwerter und Bogen fest in den Händen haltend. Es war eine Frage der Zeit, bis sie auf den Rest der Ostlinge treffen würden. Und jener würde weitaus größer und stärker sein als der erste Zug. Denn dies, so nahmen Aragorn und Daelior an, war erst die Vorhut gewesen. Allein diese hatte Thranduils Heer beachtlich dezimiert... . Es würde sich bei Nacht und Regen entscheiden, welche Dynastie der Menschen sich fortan behaupten würde. Und es gab kein Zurück mehr. Für niemanden.

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[1] Sindarin wortwörtlich „gespaltene Mondsichel", eine von mir erdachte Enge durch das Gebirge von Rhûn, die zum Binnenmeer führt

[2] Pfeile

Haben wir's mal wieder geschafft, was? Ich hoffe, ihr seid soweit zufrieden, der Showdown wird am 17.8. über euch hinwegrollen, ich meinerseits werde mich nun zu einem Konzert aufmachen. Bis bald und seid so nett und lasst mir eure Meinung da! Danke :)

Jathy: Ja, wir sollten eine Bitter-Lemon-Trinker-Vereinigung gründen =lach= Ich bin süchtig nach dem Zeug! Ui, schön, dass jemand auch mein sinnloses Palaver zu Beginn eines jeden Kapitels liest =freu= Da komme ich mir wenigstens nicht allzu sehr so vor, als würde ich Selbstgespräche führen! Was deine Wunschliste angeht – lass dich einfach überraschen. Ich kann für nichts garantieren, aber vielleicht bin ich ja mal nett zu meinen Charakteren ;) Hihi, ja, Aragorn ist schon hart zu seinem Sohn. Andererseits will er ja nicht, dass der verletzte Junge wehrlos im Gefahrengebiet umherdümpelt! Hach, freut mich, dass dir die Story soweit zusagt =freu=

Viechle: =lach= deine Aufholjagd ist amüsant zu verfolgen :) Ja, ich hab mir auch gedacht, dass HdR auf Dauer langweilig wird. Also, die Materie fasziniert mich nach wie vor, aber mich würden schon andere Kategorien auch reizen, allein um mal am Schreibstil rumzubasteln ;) Wir verstehen uns da, denke ich! Muhaha, ich weiß, die Cliffhanger sind fies =lach= Zwingen dich immer zum Lesen. Aber ich reiße mich zusammen, wirklich! Warte übrigens gespannt auf das neue Kapitel von VZ ;) Halt dich ran!

Rayo: Ach du Schreck, was für ein produktiver Leser du doch bist! Hast dir die Nächte um die Ohren gehauen? =Kissen reich und beschämt dreinschau= Freue mich aber sehr, dass ich dich allem Anschein nach nicht sonderlich enttäuscht habe?! Nachts bin ich allerdings auch sehr produktiv. Keine Eltern, die ständig in mein Zimmer stürmen und meinen, mich mit ihren Neuigkeiten behelligen zu müssen =lach= Du willst eine Hochzeit? Nun, das hängt ganz von den Geschehnissen im nächsten Kapitel ab =grins= Ich danke dir vielmals für dieses fleißige Lesen =staun= und vor allen Dingen für deine Review =freu=

Pony: Hach, die nächste Urlauberin. =lach= Ja, du verpasst das große Gemetzel! Aber keine Sorge, es läuft dir ja nicht weg! Hey, keine Abneigungen gegen Krähen, ich hab eine auf meinem Rücken !=lol= Aber unheimlich sind die schon, gell? Wohn auch nicht weit weg vom Feld und sehe die ziemlich oft umher schwirren. Muss irgendwie Einfluss auf mich haben =grübel= Ob ich Daelior opfern werde? Mmh...hängt ganz von meiner Laune ab, würde ich sagen =diabolisch lach= Quatsch, es steht schon fest, was mit ihm geschehen wird, nur verrate ich es niemandem =lach= Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und grüß die Almkühe von mir ;) =knuff=

Sina: Nanana, forderst du unartige Sachen von mir? =lach= Ich versuche angestrengt, den Namen Pornopony loszuwerden =zu Cula schiel=...aber irgendwie scheint mir das nicht zu gelingen. Ja, Legolas is schon ne gemeine Socke! Lässt die arme Laith ganz allein mit seinem Vater. Na mal sehen, ob's Nervenzusammenbrüche gibt =grins= Vielleicht bekommt der Gute ja noch eine auf die Mütze deswegen. Danke für deine Review =freu=

Pauleschwein: =lol= Schleimiges Moos wird zu einem Smaragdwald...lol was für eine Zusammenfassung! Ja, das Finale ist unabwendbar nahe und so langsam wird's mir schwer ums Herz, wenn ich diese Geschichte verabschiede. Eine Trilogie? Nun, primär habe ich jetzt, wie ich dir schon sagte, was anderes geplant, aber man weiß nie, wie und wann die Muse zuschlägt. Genaueres über weitere FF-Pläne werde ich sicher rechtzeitig bekannt geben :) Freut mich aber, dass die Charaktere dir so gut gefallen! Und hey, wegen den ominösen Chatbesuchen – ich bin Chat-Admin, ich muss mich da blicken lassen =lach= Danke für deine Review =knuff=

Airihnaa: Uiuiui, deine Worte gehen runter wie Butter, weißt du das? Hihi, ich habe ja BlackPearl schon am Anfang versprochen, dass diese Geschichte nicht so negativ wird wie „Haltet den Dieb!" – daher vielleicht die positiven Schwingungen =lach= Aber noch ist das Ende nicht sicher. Es ist erst die dritte größere Geschichte, die ich abschließen werde und daher fällt es mir noch ein wenig schwer, mich von meinen Charakteren zu verabschieden. Hach, ich bin zu sentimental für diese Welt. Ob's für alle gut ausgehen wird, sei mal dahingestellt ;) Lass dich überraschen und versuche nicht, die Valar wegen dem Fortgang der Geschichte zu bestechen :) Danke für die Review =immer noch freu=

Christin: Ui, wieder eine Review von dir! =freu, weil damit nicht gerechnet hat= Ich übertreffe mich selbst? Wow, so was hört man natürlich überaus gern! Ich versuche immer wieder, an meinem Schreibstil, etc. herumzufeilen und da ist es besonders schön, wenn es mir ab und an gelingt, mich zu verbessern :) Ich hoffe, die letzten Kapitel werden dich nicht enttäuschen :) Danke für dein Feedback!

Lucky-Ann: Na das sind ja beste Absichten, aus der Lethargie des stillen Lesers herauszukommen und mir die Meinung mitzuteilen ;) Ja, man kann die beiden Elben schon beneiden...zumindest im vorangegangenen Kapitel. Das, was sie vorher durchstehen mussten (und vielleicht noch durchstehen müssen) wünsch ich mir nicht ;) Ja, mal sehen, was Thranduil so für einen Eindruck von seiner künftigen Schwiegertochter erhält ;) Rühmliches hat sie ja nicht nur zu erzählen. Auch dir muss ich sagen, dass du dich leider gedulden musst :) Ich verrate nichts! Vielen Dank für deine Review, freue mich sehr darüber!

Erunin: Hihi, na derzeit hab ich ja Ferien, sodass es nicht sonderlich schwer ist, viel an meinem Schreibpensum zu schaffen :) Frag mich das gleiche noch mal in der Schulzeit =lach= Schreiben macht mir Spaß, das wird wohl das „Geheimnis" sein. Wenn ich mich zwingen müsste, neue Kapitel fertig zu bringen, hätte das keinen Sinn. Ja, es ist noch so einiges offen :) Aber ich denke, ich werde für so ziemlich alles eine Lösung finden ;) Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und bedanke mich für die liebe Review!

Anne: Ei, warum war denn dein Geburtstag nicht so schön? Hey, deine Meinung ist doch ok, es bringt nichts, wenn du mir Honig ums Plüschmäulchen schmierst, wo du doch in Wahrheit eine andere Meinung hast. Also glaub nicht, dass ich dir böse bin ;) Ich hoffe, die Einleitung zum Showdown, als auch der Showdown selbst, werden dir gefallen. Mal sehen, was Filegon noch für Selina tun kann ;) =knuff=

Nirvanya: Bis jetzt hab ich dich nicht enttäuscht? Na was nicht ist, kann ja noch werden =lol= (nicht, dass ich mir dergleichen vornehmen würde) Ui, das freut mich aber, dass du an der Geschichte dran bleibst! Ob es einen dritten Teil geben wird, ist fraglich. Ich hab sehr viele andere Ideen zu weiteren FFs (auch zu anderen Kategorien), sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich immer noch nicht von Laith&Co loslassen kann. Ich hätte vielleicht den Hauch einer Idee, aber ob die Leserschaft nicht auch ein wenig mehr Abwechslung wünscht, wäre mal interessant in Erfahrung zu bringen. Mal sehen, am Ende von SüI werde ich Genaueres sagen können :) Vielen Dank für dein Feedback! =freu=

HexenLady: =lach= Irgendwie kann man den Olympischen Gedanken gut in Reviews hineinprojizieren – Dabei sein ist Alles! ;) Ja, bei uns ist es richtig schwül-warm, an die 30 Grad...ich brate...und darf nicht in die pralle Sonne =heul= Du musst dich nicht für verspätete Reviews entschuldigen =lach= Ich penne heute Nacht auch bei meiner besten Freundin und werde Review- und Schreibentzug haben =kreisch= Aber was uns nicht umbringt, macht uns stärker ;) Danke für die Review!

Laith: Ich hab die Kapitel so geplant, dass bei einem Gesamtkapitelstand von 40 Schluss ist ;) Daher nach diesem nur noch drei Kapitel und ein Epilog :) Aber es werden sicher recht lange Kapitel. Uff, also neues in Aussicht habe ich auf alle Fälle. Zum Einen wäre da eine Idee für ne „Fluch der Karibik" FF, aber ich habe auch Ideen zu einer neuen HdR-FF und die Rufe nach einem dritten Teil zu dieser Story werden irgendwie laut. Ich weiß es noch nicht genau, deswegen werde ich wohl erst zum Schluss genauere Auskunft über weitere Projekte geben können. Weiter geht es auf jeden Fall irgendwie ;) Mal sehen, ob da einige Leser dran bleiben. =hoff= Danke für deine Review =freuknuff=

Cula: =wimmer= Du verlässt mich auch? Na, ich hoffe du hast einen schönen Urlaub und kommst mir heil wieder! Tja, ob Filegon Selina findet und die zwei überhaupt wieder rauskommen? Ich verrate nichts :) Der Showdown wird dir vielleicht die ein oder andere Antwort auf deine Fragen geben können, aber sicher wissen wirst du alles erst zum Schluss ;) Freu mich immer über deine Reviews, danke! :) =knuff=

Mallhawien: Ui =freu= noch eine stille Leserin outet sich :) =freu wie blöd= Schön, dass es dir gefällt. Jede Geschichte findet mal ihr Ende...jedenfalls hofft man das ;) Es wird Zeit für etwas Neues, wie das aber aussehen wird, weiß ich selbst noch nicht genau. Daher kann ich dir leider nicht genau sagen, ob es einen 3. Teil geben wird oder, wenn nicht, womit sich folgende Fanfictions befassen werden...wir werden sehen :) Ihr scheint euch darüber mehr den Kopf zu zerbrechen als ich =lach= Hihi, ja, Laith musste ihm doch irgendwie zu verstehen geben, dass sie nicht sonderlich von seiner Idee angetan ist! Weckt Erinnerungen, oder? Auf jeden Fall vielen Dank für dein Feedback!

Alana: Und noch eine neue Leserin! =freu= Wow, also dein Feedback hat mich geplättet! Schön, dass dich die Geschichte so mitreißt! Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass so viele bisher für HdR gestimmt haben. Ich liebe diese Materie wirklich, aber ich wollte mich auch gern an anderem versuchen. Wie schon oft heute gesagt, weiß ich noch nicht sicher, womit ich euch nach SüI belästigen werde, aber damit es dich beruhigt – eine Idee für eine weitere HdR-FF steht ;) Und dass dir meine Shortstory so gut gefallen hat, freut mich außerordentlich! Diese kleine Geschichte liegt mir sehr am Herzen :) Vielen lieben Dank für deine Review!! =freu=

Soraya: Erste Leserpflicht: reviewen? =lach= das würde mir gefallen! Manch einer nimmt das aber nicht so genau wie du! Ja, Filegon ist Selina auf der Fährte, aber er weiß nicht, wie nah er ihr eigentlich ist. =lach= Seemöwen? Damit hab ich auch ganz tolle Erfahrungen, als ich in England war. Wollte eines dieser Tierchen fotografieren, aber es ist zickig vor mir hergeflattert und losgewatschelt, hat sich verängstigt zu mir umgedreht, während ich eiligst hinterher lief – und mich zum Gespött machte...argh... . Aber das passt nicht hier her =räusper= Ich werde mein Augenmerk nicht direkt auf Taris und Eldarions „Heimreise" richten, aber ich denke, Auszüge werden drin sein :) Komm gut nach Hause! =knuff=

KayaUnazuki: Wow, das nenn ich ne Steigerung zu "gut" :) Nach 10h gehen dir die Wörter aus? Nach 10h, in denen du dich womit beschäftigt hast? Doch nicht etwa mit Lesen= O.o Hab auf jeden Fall Dank für deinen Kommentar, ich freue mich über jede kleine Zeile :)