A/N: Hach...wie ich Montage hasse...aber ich liebe Reviews und deshalb ein großes Dankeschön an alle Reviewer, Dank euch haben wir mit dem letzten Kapitel die (für mich) schier unglaubliche 600 überschritten! Wahnsinn! Ich bin einfach nur platt und freue mich wie ein Fohlen :) Tja...nun sind wir in dieser Geschichte schon so weit vorangeschritten, dass sich in mir langsam aber sicher Wehmut breit macht. Ich heb mir aber meine ach so tolle Schlussrede für den Epilog auf =lol= Beim letzten Update zum 16.9. werde ich endlich genaues über weitere Projekte sagen, ich hoffe, ihr bleibt auf den letzten Metern dabei :)

Außerdem feiert Rayo, die Illustratorin dieser Geschichte, heute ihren 20. Geburtstag :) Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite und vielen Dank für all deine Mühe! =knuddel=

Für Stefanie, die heute 18 geworden wäre.

Disclaimer: Ein vorletztes Mal darüber Jammern, dass mir (fast) gar nichts gehört – das lass ich mir doch nicht entgehen =lol= Also...ühühühü – fast alles gehört dem Genie Tolkien.

Achtung: Höre ich da etwa Hochzeitsglocken läuten? Und...ein Lied, gesungen von einem Elb und einem Zwerg? Lasst euch überraschen – Überlänge :)

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Kapitel 37: Ein Gelübde für die Ewigkeit

Die letzten Tage des Septembers zogen langsam dahin, während man in Minas Tirith ungeduldig die Heimkehr der Königsfamilie erwartete. Die Zinnen der weißen Türme reflektierten das flach einstrahlende Sonnenlicht, das der Stadt einen elfenbeinernen Glanz verlieh. Vielerlei Bäume in den Gärten der Weißen Stadt trugen nun ein farbenfroheres Kleid aus warmen Farbtönen wie Orange und Rot. Ithiliens Wälder sahen aus, als hätte ein ungeschickter Malerlehrling zwei ganze Eimer Rot und Gelb über die Baumwipfel verschüttet und es war, als tropfte die Farbe noch immer gemächlich von den untersten Zweigen auf den Waldboden, nur um bald schon die gesamte Flur zu überfluten. In Ithilien und Umgebung war der Herbst keine unbeliebte Jahreszeit. Kinder tollten auf den Trampelpfaden der Dörfer herum, ließen kümmerliche Drachen aus Stoff und dünnem Holz steigen, bastelten kleine Figuren aus den Früchten der Kastanie und sahen den Bauern und Landwirten bei der Ernte auf den Feldern zu.

Da dieses Erntejahr sehr heiß und trocken war, fiel die Obsternte nicht sehr reich aus, Weizen und Roggen hingegen sprossen fast wie Unkraut aus den trockenen Böden. Auf den Ackerländern vor den Toren der Stadt Minas Tirith pflügten die Bauern rege ihre Furchen, mit der brennenden Abendsonne im Rücken. Saatkrähen flogen hoch über die Ländereien, stießen ihre schroffen, kehligen Laute aus.

Der Sonnenuntergang stand kurz bevor, als die Reiter unter den Bannern Gondors und Eryn Lasgalens die Weiße Stadt in dem Bergmassiv des Weißen Gebirges thronen sahen. Goldene und orangefarbene Wolkenbänder segelten verträumt auf einem hellblauen Himmelsmeer dem Horizont entgegen, an dessen Berührungspunkt mit dem hügeligen Land die letzte Wärme des Tages schleierartig flimmerte. Die Abendsonne vor Augen, ritten die Gefolgsleute beider Könige in gleichmäßigem Trab über den Pelennor, ihre Schatten eilten ihnen wie flüssige Phantome hinterher, ohne ihre Besitzer jedoch auch nur ein einziges Mal einzuholen. Aragorn, Arwen und Thranduil ritten in der ersten Reihe, geleitet von Haldir, Thíluil, Legolas und Lalaithwen. Die Tawarwaith hatten sich nach längerem Überlegen dazu entschlossen, das künftige Brautpaar und Gondors Majestät nach Minas Tirith zu begleiten und erst nach dem Abschluss der anstehenden Feierlichkeiten in den heimischen Grünwald zurückzukehren. So wurde eine längere Verzögerung der Trauung unterbunden und ein jeder konnte der Vermählung des Kronprinzen beiwohnen. Ferrél, der sich mit einigen anderen Elben um die Befreiung der Gefangenen in Rhûn erfolgreich gesorgt hatte, war nach Eryn Lasgalen ausgesandt worden, um dort einen Botengang auszuführen und Thíluils und Legolas jüngere Schwester Viriel zur Hochzeitsfeier einzuladen.

Thranduils wachsamem und kritischem Auge war nicht das weltabgewandte Lächeln Haldirs entgangen, als er Ferrél den Auftrag übergeben hatte. Der Galadhrim schien ungewöhnlich großes Interesse für die jüngste Tochter des Waldelbenkönigs zu hegen, was nun bald keinem mehr wirklich neu war. Vielleicht eine Gelegenheit für Thranduil, die Fehler der Vergangenheit nicht erneut zu begehen. Mein König, sollen wir Kundschafter vorausschicken, die unsere Ankunft melden?", fragte Malfor, als sie sich den heimischen Gefilden näherten. Die Wachen auf den Türmen werden uns sicherlich längst bemerkt haben. Solch eine große Reiterschar trifft nicht alle Tage am Hofe ein. Dennoch könnt Ihr Reiter ausschicken, wenn es Euch beruhigt", lächelte Aragorn und auch Arwen konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie den eifrigen Soldaten kurz darauf vorauspreschen sah, den Banner Gondors hoch in die Lüfte haltend. Selten hatte Arwen einen königstreueren Untergebenen gesehen. Wie geht es Eldarion?", fragte Aragorn seine Gemahlin leise, sich leicht umwendend, um die Schar der Kinder zu beobachten, die im Schutze der Erwachsenen nebeneinander ritt. Die Heiler sagen, dass er Gehversuche mit Krücken unternehmen kann, aber sein Fuß darf im nächsten Mondumlauf noch nicht belastet werden", sagte Arwen und Sorge stand in ihrem schönen Gesicht geschrieben, was Aragorn wettzumachen versuchte: Er ist jung und kräftig, Arwen. Du musst dich nicht seiner Genesung wegen sorgen" Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und sah sich noch einmal nach ihrem Sohn um, der neben Ophédor und Filegon ritt. Die Gruppe von Kindern, die sie vor einigen Wochen gemeinsam mit Jolly gerettet hatten, wünschte sich natürlich nichts sehnlicher, als endlich nach Hause zurückzukehren.

Weil aber noch keiner von ihnen die große, prunkvolle Hauptstadt Gondors erblickt hatte, geschweige denn je einen Fuß hinter ihre robusten Mauern gesetzt hatte, waren sie alle herzlich eingeladen, solange die Festlichkeiten andauern würden, in Minas Tirith zu verweilen. Freudig hatten sie alle ihre Zustimmung gegeben und das bedeutete für die Kinder, dass sie noch längere Zeit in größerem Verband beieinander bleiben konnten, ehe sich ihre Wege auf unbestimmte Zeit trennten.

Vater, ich kann dir versprechen, Ithiliens Rotweine sind ein absolutes Muss für Genießer wie dich", sprach Thíluil derweil mit Thranduil, der ihn lächelnd betrachtete und schon auf die Pointe der Ausführungen seines jüngeren Sohnes wartete. Gimli, der noch immer hinter Legolas auf dem Pferd saß und den Prinzen mit giftigen Blicken zum Stillschweigen bringen wollte, scheiterte kläglich an seinem Vorhaben. Und falls du meinem Wort nicht zu viel Glauben zu schenken wagst, kannst du gern Herrn Zwerg Gimli fragen, denn er plünderte vor vielen Tagen den königlichen Weinkeller, was den Kindern im Übrigen Gelegenheit bot, auszubüchsen", fuhr Thíluil laut genug fort, dass es fast jeder hören konnte. Gimli lief purpurrot an und knurrte: Du mieser kleiner...", der Schluss seiner Schimpftirade wurde allerdings von Thranduils herzlichem Lachen übertönt, was den Sohn Gloins nur verlegen Elben!" murren ließ. Ich glaube, ich verlasse mich dann lieber auf deine fachmännische Meinung, mein Sohn, der Zwerg sieht mir reichlich aufgebracht aus", bewahrte Thranduil den besten Freund seines ältesten Kindes vor weiterer Fopperei. Vater, dann hast du ihn aber noch nie wirklich fuchsig gesehen", lachte Thíluil schalkhaft. O weh, mein Beileid, Herr Zwerg, Ihr scheint wahrlich viel ertragen zu müssen in der Gesellschaft meiner beiden Söhne", wand sich Thranduil versöhnlich an den kleinwüchsigen Mann, der seinen finsteren Blick hinter Legolas Rücken verbarg, Erst über zwei lange Jahre mit Legolas, und jetzt die vergangenen Wochen mit Thíluil...", schloss der König. Ich habe Gimli bei Weitem nicht so sehr belastet wie mein Brüderchen, Vater. Und überhaupt, deine Worte klingen mir recht vorwurfsvoll.", stieg Legolas in das neckische Gespräch mit ein. Wenn du erst einmal tausend trubelreiche Jahre mit Filegons Erziehung zugebracht haben wirst, können wir gern an diesem Punkt die Unterhaltung wieder aufnehmen", lachte Thranduil.

Die Reiter der Tawarwaith fragten sich insgeheim, wann sie ihren König das letzte Mal so ausgelassen hatten sprechen hören.

Eine knappe Stunde verstrich, bis sie die hohe Pforte des äußersten Stadtmauernringes erreichten, die sich schon lange vor dem letztendlichen Eintreffen für sie öffnete. Fanfarenklänge hallten an dem hellen Gemäuer wider, kreierten eine Sinfonie zu Ehren des heimkehrenden Königs. Die untergehende Sonne verhalf den feierlichen Klängen zu einer vollkommenen Atmosphäre, gemeinsam mit den winkenden und erfreut lachenden Menschen an den Mauerringen gab der Empfang des Königs und seiner Getreuen ein Bild der Perfektion ab. Ein Moment, der unwillkürlich die Gänsehaut auf die Arme der Reiter zauberte, ward geboren.

Lalaithwen schaute gebannt auf zu den hohen Mauern, die bis in den Himmel hinaufzureichen schienen. Auf dem gigantischen Felsenkeil hoch oben im Zentrum der Stadt befand sich der große Thronsaal Aragorns und Arwens. Der freie Platz, der einem Vorhof zur Thronhalle glich, war Versammlungsort der Mengen zu festlichen Anlässen. In wenigen Tagen würde sie mit Legolas da oben stehen und vor den zahlreichen geladenen Gästen die Ehe schließen. Wie lange hatte sie von diesem Augenblick geträumt und nun, da er immer näherrückte, schlug ihr das Herz bis zum Halse. Hätte ihr jemand noch vor fünfunddreißig Jahren erzählt, dass sie einen Elbenprinzen heiraten würde, hätte sie spöttisch gelacht und diese Vorhersage als Nonsens abgetan. Ihre Liebe zu Legolas bewies, dass es nie albern oder zwecklos war, zu träumen, denn der ihrige, stets heimlich für sich behaltene Wunschtraum, war in Erfüllung gegangen.

Wie eine Melodie erklang das Hufgetrappel der Pferde auf dem Pflaster der Straßen, einem die silbernen Trompeten begleitendem Rhythmus gleich. Die beschwerliche Reise hatte dort ihr Ende gefunden, wo sie begonnen hatte – im Herzen Gondors.

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Nach der Begrüßung durch Faramir, der die Aufsicht über das Königreich stellvertretend für Aragorn übernommen hatte, war ein festliches Mahl aufgetafelt worden, das sie alle gemeinsam im großen Esszimmer einnahmen, bei ausgelassenem Gespräch und fröhlichem Gelächter. Begleitet von den Klängen der Laute und Harfe tanzten einige Elben, aber auch Berater und Freunde Aragorns. Das Licht unendlich vieler Kerzen erstrahlte, Kaminfeuer flackerte hastig nahe der Tafel und auch der Sternenschein weit über ihnen trug dazu bei, dass die Schwärze der Nacht nicht alles verschluckte. Am Kopf der Tafel saßen Aragorn und Arwen, zu deren Rechten Eldarion, seine Schwestern und seine Freunde. Linkerhand säumten König Thranduil, seine beiden Söhne, Lalaithwen, Merry, Pippin und Gimli den Tisch, gefolgt von vielen weiteren Freunden und Gefährten. Lange schon hatte keiner mehr von ihnen allen solch einen geselligen Abend verbracht.

Vater, ich erbitte, mich von der Tafel entfernen zu dürfen, ich bin noch recht erschöpft von dem langen Ritt", sprach Eldarion leise und Aragorn musterte ihn eindringlich, dann bat er Filegon und seine Freunde, den Prinzen zu seinem Gemach zu begleiten, damit er mit seinem verletzten Knöchel nicht stürzte.

Bereitwillig erhoben sich also die anderen Kinder, denen die Müdigkeit im Gesicht geschrieben stand. Selina war schon Stunden vorher in ihr Gemach gebracht worden, als Jüngste unter den Abenteurern war es abzusehen gewesen, dass ihr als Erste die Augen zufallen würden. Filegon wünschte allen, insbesondere aber seinen Eltern, dem Onkel und dem Großvater eine gute Nacht und entfernte sich mit seinen Freunden aus dem Saal. Arwen sah ihnen lange nach, bis sie schließlich aussprach, was ihr schon lange in Gedanken herumgegeistert war: Die Kinder machten auf mich seit ein paar Stunden einen etwas bedrückten Eindruck. Sie waren nicht einmal annähernd so gesprächig wie zu Beginn des Mahles. Weißt du, woran es liegen könnte?"

Der angesprochene Aragorn bemerkte sofort den durchdringenden Blick seiner Gemahlin, die zu ahnen schien, dass der König ihr etwas verschwieg. Die indigoblauen Augen, die tief in seine Seele hineinzusehen vermochten und jeden noch so verborgenen Gedanken erspähten, bargen beinahe einen misstrauischen Ausdruck. Ich habe Eldarion in einer stillen Minute zugeflüstert, was ich als Strafe für den Pferdediebstahl vorgesehen habe. Das muss er den anderen erzählt haben und ihnen somit die Laune verdorben haben", lachte Aragorn. Arwen lächelte und murmelte: Das kann ich mir vorstellen..." Legolas, der einige Brocken der leisen Unterredung zwischen Königin und König mitbekommen hatte, runzelte die Stirn, setzte das Weinglas, von dem er gerade trinken wollte, mit einem leisen Klirren ab und sah Aragorn neugierig an: Die Strafe steht also schon fest? Gern würde ich wissen wollen, welche Arbeit mein Sohn aufgetragen bekommen wird" Thranduil unterbrach seine angeregte Unterhaltung mit Thíluil und sah ebenso erstaunt auf. Wie sehr sich Vater und Sohn in jenem Augenblick glichen, war unglaublich. Man hätte meinen können, die beiden Elben wären Geschwister, aber keinesfalls Vater und Sohn. Für den Pferdediebstahl willst du sie bestrafen, Aragorn? Aber nicht für die Schmach, die sie dem Zwergen bereitet haben?", polterte Gimli los, denn die Ankündigung einer Bestrafung hatte unheimlich schnell Gehör gefunden und sich wie ein Lauffeuer an der Tafel verbreitet.

Reges Getuschel und Mutmaßungen bezüglich des Grades der Bestrafung schwoll unter den Gästen an. Manch einer rief aus, ob denn eine Strafe wirklich notwendig wäre. Merry und Pippin waren jene, die am lautesten ihre Vorschläge unterbreiteten. Letztlich wurde es Aragorn und zu bunt und rasch erhob er sich am Kopf der Tafel und sagte mit lauter, majestätischer Stimme: Bitte, beruhigt euch doch. Das, was die Kinder durchmachen mussten, will ich keinesfalls als Kleinigkeit abtun. Doch steht fest, dass sie etwas getan haben, dass ich unter den von mir erstellten Gesetzen in Gondor mitnichten billigen kann – Diebstahl." Lalaithwen sah unbemerkt zu Legolas auf, ein schiefes Lächeln ruhte auf ihren Lippen. Legolas, der den heimlichen Blick seiner Geliebten bemerkte und ihr Lächeln erblickte, konnte nicht anders, als diese Geste zu erwidern und ihr einen liebevollen Kuss auf den Mund zu hauchen. Daher möchte ich eine Strafe für die beteiligten Kinder, auch meinen Sohn, aussprechen. Die Kinder sind vom Strafmaß bereits unterrichtet. Ich habe mit dem Stadtverwalter und dem Eigentümer des Roten Drachen" in Mûrcaras gesprochen und mit beiden vereinbart, dass die Kinder im Sommer nächsten Jahres zwei Monate Strafarbeit in den dortigen Stallungen verrichten werden.", Aragorns Blick streifte beiläufig Legolas und Lalaithwen und den beiden schien es so, als wollte der König sie fragen, ob sie mit der Strafe einverstanden wären, denn schließlich betraf es den eigenen Sohn.

Legolas gab ihm mit einem zustimmendem Nicken und einem Lächeln zu verstehen, dass die Strafe tragbar wäre und nach und nach wurde das anfängliche Durcheinander im Saal zu einem leisen Munkeln, das bald darauf erstarb. Nachdem diese Dinge klar gestellt wurden, nahmen die Feierlichkeiten ihren gewohnten Gang, niemand stellte mehr Fragen, keiner, nicht einmal Gimli, beklagte sich über das ausgesprochene Urteil.

Als jeder Gast gesättigt und jeglicher Durst durch Wein oder köstliche Säfte gestillt war, erhob sich der König Gondors abermals, diesmal jedoch mit dem goldenen Pokal in der Hand, und sprach: Ein fröhlicher Abend neigt sich nun seinem Ende zu. Ich möchte meinen aufrichtigen Dank an all jene aussprechen, die so aufopferungsvoll dafür gekämpft haben, dass die Kinder wohlbehalten nach Minas Tirith gelingen konnten, dass die Bedrohung durch eine unerwartete Aufrüstung der Ostlinge abgewendet werden konnte und dass in der Zeit der Abwesenheit von meiner Gattin und mir der Thron Gondors wohl bewacht wurde.", Aragorn hielt den Pokal hoch, worauf alle ihre Gläser und Becher hoben, Ganz besonders meinen Gästen aus Eryn Lasgalen möchte ich hiermit meinen Dank bekunden. Ich hoffe, noch viel zahlreicher werden die Gäste sein, wenn die Hochzeitszeremonie des Kronprinzen Eryn Lasgalens, des Fürsten von Ithilien und mir sehr engen Freundes Legolas in zehn Tagen stattfinden wird.", lächelnd wand sich Aragorn an das Elbenpaar, das vielmehr mit sich selbst beschäftigt war, als dass es die herzlichen Blicke der anderen bemerkt hätte. Auf die Freundschaft zwischen Grünwald und Gondor!", schloss Aragorn seine kleine Dankesrede. Alle wiederholten den Trinkspruch im Chor und nippten dann an ihren Getränken.

Thranduil lächelte seiner künftigen Schwiegertochter zu, die noch immer ein wenig zurückhaltend ihm gegenüber war, was aber noch auf die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Tage und Wochen zurückzuführen war. Ein wenig warm waren sie bereits miteinander geworden und der Elbenkönig war sich sicher, dass die letzten Spannungen zwischen ihnen Geschichte sein würden, sobald die Trauung mit Legolas vorüber war.

Die Nacht war bereits fortgeschritten und der Mond zog an seiner breiten Bahn entlang, stumm und kühl küsste er das Land mit silbernen Lippen, ließ Minas Tirith in seinem Licht erscheinen, als wäre es ein einziger gefrorener Eispalast. In wenigen Monaten würde diese Umschreibung vielleicht sogar der Wirklichkeit entsprechen, sagten die Erfahrungen der vergangenen Jahre doch voraus, dass auf einen heißen, trockenen Sommer meist ein klirrend kalter Winter folgte.

Aber der Gedanke an die späteren Wintermonate lag noch fern für Lalaithwen, die auf dem Balkon ihres Gemaches stand und in die sternenklare Nacht hinaussah, die den noch jungen Oktober mit kaltem Sternenschein begrüßte. Zehn Tage...", murmelte Lalaithwen vor sich hin, lehnte die Arme auf die Brüstung und legte den Kopf darauf nieder. Dann darf ich dich offiziell Prinzessin nennen", endete Legolas schmunzelnd, der nur mit einer dünnen Hose und einem offenen Hemd bekleidet zu seiner Verlobten auf den Balkon hinaustrat, sie mit seinen wärmenden Armen umfing. Wage es bloß nicht, Grünblatt!", knurrte Lalaithwen gespielt böse, Sonst wird meine Strafe für dich noch viel schlimmer ausfallen, als geplant..."

Strafe? Wofür, wenn ich fragen darf?", sagte er ehrlich stutzend, als sie grinsend zu ihm aufsah, mit den Händen den Kragen seines Hemdes zurechtzupfend. Ist der Herr Prinz so vergesslich auf seine alten Tage?", neckte Lalaithwen weiter und küsste sich ihren Weg entlang der Trasse seines Halses, was Legolas Knie weich werden ließ und seine Stimme in ein merklich leiseres Keuchen verwandelte, als er entgegnete: Nein, wirklich, Laith...was meinst du?", er lachte leise, weil es ihn kitzelte, als sie über seine Ohrenspitze blies und daraufhin mit der Zunge seine Ohrmuschel erkundete. Sie sah ihn schmollend an, weil er sich wahrlich nicht zu erinnern schien. Legolas brachte dieser Anblick nur noch mehr zum Lachen und er beugte sich über sie und küsste sie zärtlich. Wenn du denkst, dass ich dadurch deine Strafe vergesse...", murmelte sie, als er den Kuss widerwillig abbrach, sie jedoch sogleich den Lippenkontakt wiederherstellte, ...dann hast du dich gewaltig in den Finger geschnitten" Nach einem Reigen von unzähligen, immer ungestümeren Küssen fragte Legolas hastig atmend: So sag mir doch endlich, weswegen du mich bestrafen willst"

Weil du mich deinem Vater ganz allein ausgesetzt hast", konterte sie, ebenfalls mit leicht geröteten Wangen, die ihre innere Erhitzung verrieten. Legolas lachte und warf ihr einen hungrigen Blick zu, als er das Band löste, das ihr Mieder zusammenhielt und seine Hände ihren Oberkörper streichelten. Darf ich jetzt schon eine Kostprobe meiner Strafe bekommen?", murmelte er mit seltsam leuchtenden Augen. Sie lächelte verschmitzt und umfasste rasch seinen Hosenbund, worauf er unwillkürlich stöhnte. Am dünnen Stoff zog sie ihn mit sich zurück in das Schlafzimmer, und er gehorchte, unterwürfig wie ein Sklave seiner Herrin... .

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Der Oktober kündigte an, ein deutlich kühlerer Monat zu werden als sein Vorgänger es gewesen war. Zwar regnete es nicht sehr oft, aber die Luft trug etwas Herbstliches mit sich und nicht nur am welkenden Laub, das bunt und sterbend den Boden wie ein von der Natur selbst gestickter Teppich bedeckte, bemerkte man, dass der Sommer endgültig seine Zelte abgebrochen hatte und seinem Bruder, dem Herbst, das Gelände überließ, in dem er sich austoben können würde. Sechs Tage waren hurtiger ins Land gezogen als die Zugvögel, welche die herannahende Kälte als Erste spürten und in südlichere Gefilde aufbrachen. Und immer öfter sah man Thíluil und Gimli konspirativ tuschelnd auf den Straßen Minas Tiriths entlang schlendern. Keine Frage, es ging eindeutig um die Vorbereitungen auf die Hochzeitszeremonie, doch Lalaithwen beunruhigte es ein wenig, dass sie ab und an Thranduil mit den beiden Gesellen sprechen sah oder sich des Nachts Merry und Pippin aus ihrem Gemach schlichen, wenn sie glaubten, unbeobachtet zu sein.

Es grenzte schon fast an einer heimlichen Verschwörung. Niemand wollte auch nur ein Wort darüber verlieren, was hinter verschlossenen Türen gesprochen wurde und noch weniger wollte irgendjemand von den geheimen Treffen gewusst haben.

Vier Tage vor der Trauung waren endlich die Gäste aus Eryn Lasgalen am Hofe Gondors eingetroffen. Am frühen Nachmittag versammelte man sich auf dem großen Platz vor der Thronhalle, das Sonnenlicht umschmeichelte die kuppelförmigen Dächer, während regenträchtige Wolken den makellosen Himmel ausstaffierten. Gleich wirst du meine Schwester Viriel kennen lernen", prophezeite Legolas seiner Geliebten lächelnd. Anhand seines aufgeweckten Verhaltens erkannte Lalaithwen, wie sehr er sich auf das Wiedersehen mit seiner Schwester freute. Schon den ganzen Morgen über war er unruhig gewesen und hatte sie mit seiner ungewöhnlichen Nervosität an den Rand des Wahnsinns getrieben. Man merkte ihm sein Alter von fast dreitausend Jahren manchmal kaum an. Du meinst, wenn Haldir sie nicht sofort in Beschlag nimmt", schmunzelte Lalaithwen und deutete mit einer unauffälligen Kopfbewegung zu dem Galadhrim, der unweit von dem Elbenpaar auf einer Treppenstufe stand und nicht zu wissen schien, was er mit seinen Händen anstellen sollte. Mal knetete er sie gedankenverloren durch, dann verschwanden sie in den Taschen seines Gewandes, brachen aber bald schon aus diesem seidenen Gefängnis aus und klopften auf den Oberschenkeln des Elben. Glaubst du wirklich, er wird überhaupt einen Ton herausbringen? So habe ich ihn bei Eru noch nie erlebt", lachte Legolas leise und zog Lalaithwen, der er den Arm um die Taille gelegt hatte, näher an sich heran.

Die Liebe macht aus uns allen wieder Kinder, Liebling. Selbst aus dem unnahbaren Hauptmann der Galadhrim", murmelte Lalaithwen und sah gespannt zu der Elbeneskorte, die sich rasch näherte. Ich kann mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass sich meine kleine Schwester verliebt haben soll. In meinen Augen wird sie immer das kleine Mädchen sein, das sich nie und nimmer etwas vorschreiben lassen wollte.", sagte Legolas in fast nostalgischem Ton, worauf Lalaithwen ihn neckend mit dem Ellbogen anstieß. Was?", fragte er und sah zu seiner Verlobten herab, die ihn spitzbübisch anlächelte. Wenn diese Worte aus Thranduils Munde kämen, wäre das ja verständlich, aber du bist ihr Bruder. Wie wirst du dreinschauen, wenn Filegon eines Tages verliebt ist?", lachte sie und Legolas sah zu seinem Sohn, der in ein edles dunkelgrünes Gewand gehüllt war, das von einem braunen Mantel, der um seine Schultern lag, teilweise überdeckt wurde. Er hielt Selina an der linken Hand, die fröhlich auf ihn einredete und ab und zu aufmerksam zuhörte, wenn Filegon ihr etwas zu erklären versuchte. Ich glaube, es ist bereits um ihn geschehen...", flüsterte Legolas und deutete auf den jungen Elben, der das kleine Mädchen seit ihrer gemeinsamen Ankunft in Minas Tirith nicht mehr aus den Augen gelassen hatte. Sie schien aber auch gar nicht lange von ihm getrennt sein zu wollen.

Lalaithwen sah etwas besorgt aus, als sie ihren Sohn so innig mit Selina hantieren sah, entgegnete aber nichts mehr.

Ausgelassene Trompetenklänge schwirrten emsig durch die Luft, als die Eskorte um Prinzessin Viriel zum Stillstand gekommen war. Thranduil war als Erster nach vorn getreten und nahm seine Tochter bei der Hand, umarmte sie innig und küsste sie auf die Wange. Ihr Kleid, das aus Stoffen mit warmen Farben gewebt worden war, untermalte ihr leuchtendes, welliges Haar, das kunstvoll frisiert hochgesteckt worden war und nur in einem einzigen, breiten Zopf fast bis zu ihrer Taille hinabreichte. Es ist schön, dich wohlbehalten wiederzusehen, Ada", sagte sie aufrichtig und schenkte ihrem Vater eine weitere herzliche Umarmung. Wenn sie so weiter macht, wird Haldir noch eifersüchtig", merkte Thíluil grinsend an. Haldir, dem das leise Getuschel um seine Person nicht länger entging, senkte verlegen das Haupt, um die geröteten Wangen vor den anderen zu verbergen.

Ein wenig tat er Lalaithwen in jenem Moment leid. Ein wenig. Viel intensiver war das kleine und gemeine Gefühl der Genugtuung, dass der sonst so unterkühlte Elb aus der Fassung zu geraten schien, wann immer auch nur der Name der Prinzessin fiel. Dennoch hielt er sich recht gut und versuchte, seine Sympathie zu Viriel zurückzudrängen, würdigte sie nicht eines Blickes, wenn der ihre auch nur in seine Nähe schweifte. Fast erinnerte dieses Verhalten Lalaithwen an sich selbst, wie sie nur so weit wie möglich von Legolas fern bleiben wollte, als sie sich vehement dagegen zu wehren versuchte, dass er eine so große Anziehungskraft auf sie ausübte.

Und da sind ja auch schon meine beiden großen Brüder!", rief Viriel erfreut aus und riss Lalaithwen damit aus ihren Tagträumereien. Thíluil umarmte seine kleine Schwester und trat dann beiseite, als Legolas die steinernen Stufen hinabstieg und die Arme ausbreitete. Keine Sekunde später fiel ihm Viriel um den Hals und ließ sich von ihm leicht anheben und in der Luft drehen. Mein Schwesterherz...du hast mir sehr gefehlt", sagte Legolas, der das Zusammensein seiner Familie in vollen Zügen genoss. Wenn ich dir so sehr gefehlt habe, hättest du ruhig auch früher mal daheim vorbeischauen können", warf sie ihm vor, jedoch in foppendem Ton, was ihn dessen versicherte, dass sie nur Spaß machte. Jetzt lass mich schon runter, Legolas", lachte sie und schlug ihm verspielt auf die Schulter, damit er ihrem Willen gehorchte, ...stell mir lieber deine schöne Verlobte vor, na mach schon!", drängte sie und als er sie endlich auf ihre Füße absetzte, streckte er die rechte Hand Lalaithwen entgegen, die sie sogleich vertrauensvoll ergriff und sich von ihm die Treppenstufen hinabführen ließ. Viriel sah die Elbe eindringlich an, die ihrem Bruder das Herz gestohlen hatte, sodass es Lalaithwen beinahe unangenehm war. Dann aber ergriff die Elbe, die noch jünger als sie selbst war, ihre Hand, legte ihre linke zusätzlich darauf und sagte: Schön, dich endlich kennen zu lernen. Willkommen in unserer Familie"

Lalaithwen lächelte und antwortete: Ich danke dir. Legolas hat heute regelrecht von dir geschwärmt" Viriel lachte heiter auf und warf ihrem Bruder einen wissenden Seitenblick zu. Ja, das ist mein Bruder. Lässt jahrelang nichts von sich hören und gibt scheinheilig vor, mich vermisst zu haben. Ich hoffe, er hat nur gut von mir gesprochen?"

Ausschließlich gut.", erwiderte Lalaithwen gelassener.

Das hoffe ich. Wenn er dir jetzt schon erzählt hätte, wie oft wir uns als Kinder in den Haaren lagen, hättest du garantiert einen schlechten Eindruck von mir!" Laith schmunzelte und sah zu Thíluil, der links neben Viriel stand. Thíluil hat mir reichlichst von den Jugendsünden von Legolas berichtet", sagte sie und Thíluil hob die Hände, um seine Unschuld gestikulierend zu betonen. Nur Auszüge, ich schwöre es dir, Viriel"

In einer ruhigen Stunde kann ich Lalaithwen Bände eurer Jugendstreiche erzählen", mischte sich Thranduil lachend ein, doch Legolas gab mit einer hastigen Handbewegung zu verstehen, dass er damit ganz und gar nicht einverstanden war. Nicht doch, Vater. Du willst sie doch nicht abschrecken" Daraufhin lachten die Elben herzlich und endgültig vergessen war die Anspannung zwischen Legolas Familie und der Elbe, die ihn dazu veranlasst hatte, auf alle Privilegien zu verzichten, die ihm von Geburt an in den Schoß gelegt worden waren. Ist das mein Neffe?", stieß Viriel freudig aus, als sie den jungen, aber bereits stattlichen Elben sah, der ihr unbekannt war und mit einem kleinen Menschenkind sprach. Ja, das ist Filegon", sagte Legolas stolz und bei der Nennung seines Namens sah der junge Elb auf und wurde sich der Unhöflichkeit bewusst, die neu eingetroffenen Gäste noch gar nicht begrüßt zu haben.

Geschwind ging er auf Viriel zu und hieß sie mit elbischem Gruß willkommen, die ganz verzückt von den Manieren ihres Neffen war, ihm jedoch gleich durch einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm zu verstehen gab, dass derartige Förmlichkeiten im Umgang mit ihr nicht vonnöten waren.

Als sie alle begrüßt hatte, abgesehen von Haldir, der sich immer noch im Hintergrund hielt und eine Maske der Gleichgültigkeit trug, wandte sich Aragorn an Viriel: Herzlich willkommen an unserem Hof. Ich hoffe, der Aufenthalt hier wird Euch gefallen" Thranduils Tochter machte einen Knicks vor Aragorn und sagte ehrfurchtsvoll: Ich danke Euch, Euer Hoheit. Gern würde ich zuerst die Stadt kennen lernen, da sie mir noch vollends fremd ist" Aragorn nickte und zwinkerte Legolas kurz zu, was jenen etwas irritierte, dann aber bewusst machte, worauf der König hinaus wollte. Ich denke, mein guter Freund Haldir ist für den heutigen Tag nicht weiter eingespannt, dass er Euch unbesorgt herumführen kann.", sagte Aragorn mit einem schelmischen Lächeln, das den lorischen Elben ärgerte. Ich bin mir sicher, ein Einwohner Minas Tiriths könnte historische Begebenheiten und architektonische Besonderheiten besser darlegen als ich und...", wollte sich Haldir abweisend aus der Affäre ziehen, was Legolas dazu brachte, seinem Freund nachzuhelfen. Ich denke, meine Schwester interessieren solch trockene Dinge recht wenig, Haldir. Führe sie doch entlang der Stadtringe und sei nicht so knauserig und lade sie auf ein Gläschen Wein ein"

Haldir wurde die ganze Angelegenheit sichtlich unangenehmer, man konnte fast sagen, dass es ihm peinlich war, so bloßgestellt zu werden und das von seinen eigenen Freunden! Da kämpfte man Seite an Seite im Ringkrieg mit ihnen und was war der Dank? Sie neckten einen am laufenden Band und waren es nie müde, ihn aufzuziehen. Ich...aber ich...", murmelte er und versuchte krampfhaft, Viriels verwundertem Blick auszuweichen, als Thranduil einen Schlussstrich unter dieses ganze Hin und Her setzte und mit mächtiger Stimme sagte: Das ist ein königlicher Befehl, Haldir. Außerdem wird es dich nicht umbringen, ein paar Stunden mit meiner Tochter zu verbringen"

Haldir war schon in Versuchung geraten, kleinlaut anzumerken, dass er nicht König Thranduils Befehl unterstand, aber er hielt es für kindisch und überaus unhöflich, die Prinzessin vor allen Anwesenden vor den Kopf zu stoßen. Gut. Prinzessin? Wenn Ihr mir folgen wollt", äußerte Haldir in arrogantem und gleichgültigen Ton und als Viriel ihm etwas zögerlich folgte, sahen Legolas und Thíluil einander kopfschüttelnd an. Manchmal muss man einen Freund zu seinem Glück zwingen", murmelte Legolas und Thíluil setzte bedenklich hinzu: Wenn er sich weiterhin so benimmt, wird er in ihrer Gunst nicht gerade steigen. Dann wird Gimli noch über ihm stehen...", seufzte der jüngere Elb und der Zwerg, dem diese Worte natürlich nicht entgangen waren, murrte: Was war das eben? Ich zieh dir die Ohren lang, Bürschchen!"

Legolas und alle anderen lachten daraufhin. Der Tag, an dem Gimli Gloinssohn seine Hitzköpfigkeit verlor, musste jener sein, an dem einem Elben Flügel wachsen würden. Eine recht unwahrscheinliche Aussicht.

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Auf den Straßen Minas Tiriths herrschte reges und buntes Treiben. Die Kunde von der anstehenden Hochzeit des ältesten Elbenprinzen aus dem Grünwald hatte bereits vor Wochen die Runde im Lande gemacht und Tänzer und Musiker waren aus vielen kleineren Ortschaften Gondors herbeigeeilt, um während der Festtage einige Auftritte zu geben und somit ein paar Taler mehr zu verdienen, als es sonst üblich war in ihrem Geschäft. Fahrende Händler hatten anlässlich der Festtage bunte Pavillons in der Weißen Stadt errichtet, die mit dem farbenfrohen Herbst angesichts der Farbenfülle zu konkurrieren versuchten. Fahnen wehten im recht kühlen Oktoberwind, Artisten und Schauspieler gaben ihre Künste auf kleinen Bänken zum Besten, um die sich Leute scharten, wenn sie gerade eine Pause von ihrem alltäglichen Handwerk machten.

Kurzum – In Minas Tirith traf man nur gut gelaunte und fröhliche Menschen. Seit der Krönung und Hochzeit des vom Volke geliebten Königs hatte Minas Tirith solch prunkvolle Festtage nicht mehr erleben dürfen.

Viriel schritt langsam neben Haldir her, der den Blick auf die Menschenmengen gerichtet hatte, als wäre jeder einfache schmutzige Arbeiter interessanter als die Prinzessin Eryn Lasgalens. Kaum verlor er ein Wort ihr gegenüber und sie fragte sich, ob sie etwas falsch gemacht hatte, seit sie hier angekommen war. Als sie sich von dem lorischen Elben in Grünwald verabschiedet hatte, war doch noch alles bestens gewesen. Kein Wort des Streites war gefallen und ihres Wissens nach hatte sie ihn auch nicht anderweitig beleidigt. Sagt, was ist mit Euch, dass Ihr so schweigsam seid?", fragte Viriel, die diese ewige Stille nicht länger ertragen konnte. Ich bin nicht schweigsam", entgegnete er knapp und ohne sie länger als es die Etikette vorschrieb anzusehen. Viriel gab ein frustriertes Seufzen von sich und hätte sich hundert schönere Dinge vorstellen können, als von einem schlecht gelaunten Galadhrim durch die Straßen geführt zu werden.

Wenn ich Euch ein Klotz am Bein bin oder Ihr etwas anderes vorhabt, als mich durch die Stadt zu führen, dann sagt es einfach!", forderte sie, Ich kann verstehen, dass ein stattlicher Elb, wie Ihr es seid, besseres zu tun hätte." Ihr Tonfall war nicht sarkastisch oder drängend, nein, Haldir glaubte sogar, etwas Traurigkeit darin zu hören, was ihn sich selbst innerlich schelten ließ. Was war nur mit ihm los? Dass es ihm peinlich war, wenn ihn seine Freunde foppten, war eine Sache, doch der Umgang mit Viriel selbst eine völlig andere. Es tut mir leid, ich hatte keinesfalls vor, Euch schlecht zu behandeln, aber...", begann Haldir entschuldigend und Viriel sah ihn prüfend mit ihren blaugrünen Augen an, was ihn nervöser machte und vergessen ließ, wie er seine Ausführungen hatte enden wollen. Aber?", half ihm Viriel auf die Sprünge und schien etwas verwirrt von dem seltsamen Verhalten des edlen Galadhrim zu sein. Ich...wie ich schon sagte, ich kenne mich hier nicht sonderlich gut aus und..."

Oh, Haldir, seht!", rief sie plötzlich aus und unterbrach den stammelnden Elben, ergriff rasch seine Hand und zog ihn mit sich. Von dieser flüchtigen Berührung enorm angetan, wäre Haldir beinahe gestrauchelt, ehe er sich besinnen konnte und der Prinzessin eiligen Schrittes folgte. Was...was soll ich sehen?", stieß er etwas atemlos aus, als sie vor ihm endlich zum Stillstand kam. Diese Gaukler! Schon als junges Mädchen habe ich sie für ihre Jonglierkünste bewundert!", sagte sie und schlug die Hände aufgeregt zusammen, als eine Gruppe der Artisten neckische Tricks vorführte, kleine Bälle oder auch Äpfel jonglierte und mystische Tänze vorführte. Haldir fand diese Darbietungen zwar nett, konnte aber so recht die helle Begeisterung Viriels nicht teilen. Zu sehr erinnerte ihn dieses Durcheinander an die Räuberbande, der er im Nebelgebirge hilflos ausgeliefert gewesen war. Der Galadhrim schüttelte diesen lästigen Gedanken so gut es ging ab und betrachtete schweigend die Spiele der Gaukler, umringt von vielerlei Menschen, die applaudierten und lachten. Das Sonnenlicht wurde immer spärlicher und kündigte mittlerweile schon die Abenddämmerung an. War Haldir denn schon so lange mit Legolas Schwester in Minas Tirith unterwegs? Die Zeit an ihrer Seite, auch wenn er diese größtenteils schweigend zugebracht hatte, war überaus kurzlebig.

Prinzessin Viriel", fing er zögernd an und erstarrte, als sie ihn fragend ansah, ...es ist schon spät. Gedenkt Ihr nicht, zu gehen?" Die Elbe runzelte die Stirn und ihr Lächeln schmälerte sich sichtlich. Das ist doch nicht Euer Ernst, Haldir o Lorien?", fragte sie und er schluckte. Doch, eigentlich habe ich in Erwägung gezogen...", begann er, doch abermals nahm sie sich heraus, ihn zu unterbrechen. Wenn Ihr müde seid, guter Herr, könnt Ihr Euch gern zurückziehen. Ich, für meinen Teil, würde gern noch ein wenig den Marktplatz erkunden."

Dann wandte sie sich kurzerhand von ihm ab und marschierte schnurstracks allein in Richtung Marktzentrum, wo der größte Trubel herrschte. Haldir hielt einen Augenblick lang inne, ehe er laut seufzte und ihr willenlos folgte. Schließlich durfte er nicht zulassen, dass ihr irgendetwas geschah. Viriel nahm mit Freuden zu Notiz, dass der lorische Elb doch nicht so nörglerisch war, wie sie zunächst befürchtet hatte, und ihr, wohlbemerkt weniger enthusiastisch, hinterher trottete. Und so zogen sie von Stand zu Stand, lauschten den beschwingenden Klängen der Lieder, welche die Musikergruppen auf den unterschiedlichsten Instrumenten spielten. Haldir entspannte sich ein wenig in der ausgelassenen Atmosphäre und es gelang ihm, normal mit Viriel zu sprechen. Normal, das bedeutete für den Elben ohne verlegen auf die Füße oder sonst wo hin zu starren, nicht den Unnahbaren zu spielen und für einen ausgelassenen Moment die Ränge zu vergessen, in welchen sie sich beide befanden. Viriel schien nicht der Sensationen, die sich förmlich aneinander reihten, müde zu werden, sondern zog Haldir lebhaft mit sich, der nur wie ein hilfloses Anhängsel neben der Elbenprinzessin wirkte.

Wer ist so wagemutig und wird den Apfel aus dem Wasserfass fischen? Ein Souvenir aus fernem Lande winkt dem, dem dies gelingen sollte! Hört her Leute! Kommt näher und versucht euer Glück!", rief der Inhaber einer kleinen Bude, die ringsum mit den albernsten Mustern verziert war. Eine kleine Öllampe stand seelenruhig flackernd auf den Holzbrettern des Tresens. Hinter dem recht korpulenten Mann, der die ganze Zeit über für seinen Wettbewerb warb und dessen Haut schwärzer als das Gewand der Nacht war, waren Regale angebracht worden, auf denen massenhaft kleine Truhen, Vasen, bunt bemalte Fächer und allerhand weiterer Klimbim angeordnet waren. Für nur ein Silberstück könnt ihr euer Glück versuchen! Nur keine Furcht, tretet heran, heran!", rief der Mann gut gelaunt und einige Interessenten, vorwiegend junge Burschen, tummelten sich bereits um die Bude, vor der ein großes Fass stand, das sie alle gebannt anstarrten, als würde sich ein Ungeheuer darin verstecken.

Haldir verdrehte die Augen über solch kindlichen Unsinn. Das Geschlecht der Menschen schien auf triviale Dinge wie diese überaus großen Wert zu legen. Gerade als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, stupste Viriel ihn schmunzelnd an. Das herausfordernde Leuchten in ihren Augen ließ ihn bereits Böses ahnen.

Nein, Viriel, bitte denkt nicht einmal daran...", wollte Haldir abwinken, die rote Glut der Abenddämmerung flimmerte über der Stadt und in unermesslichen Höhen, auf denen die Sterne in wenigen Stunden balancieren lernen würden, ging das kräftige Rot in dunkelstes Indigo über. Haldir verspürte stärker denn je das Gefühl, zur Thronhalle zurückzukehren und den leichtfertigen Trubel, der hier herrschte, sich selbst zu überlassen. Oh seht, welch glückliches Geschick, eine Elbenmaid weilt heute Abend unter uns!", hörte Haldir den Budenbesitzer rufen und alle Blicke waren auf Viriel gerichtet, heiteres Klatschen ging durch die Menge, worauf Viriel artig einen Knicks machte und lachte. Ihr gefiel die Ausgelassenheit in dieser Stadt, die sie über all die vielen Jahre in ihrer Heimat vermisst hatte. Gedankenverloren sah Haldir die Elbe an, wie sie lächelte und damit die Menge in ihren Bann zog, jeder staunende und faszinierte Blick ihr allein galt. Es war, als wäre eine stolze Rose mitten im Winter erblüht.

Und wie ich sehe, seid Ihr nicht allein hier, Werteste!", fuhr der Händler lachend fort und blickte zu Haldir, der fühlen konnte, wie das Blut in seine Wangen schoss, als ihn alle, Viriel eingeschlossen, neugierig musterten. Vielleicht ist Euer Begleiter so wagemutig und versucht sich daran, den Apfel aus dem Fass zu fischen?!", herausfordernd blinzelte er den lorischen Elben an, der das alles ganz und gar nicht komisch fand. Viriel lächelte und Haldir war schon erleichtert, als sie freundlich entgegnete: Leider haben wir kein Geld bei uns...", als der Budenbesitzer zu Haldirs größtem Ärgernis sagte: In Haradh, wo ich herkomme, sieht man nie und nimmer Elben. Und ich komme hier her und hier scheint ein Nest von ihnen zu sein!", die Menge lachte vergnügt, doch der Mann ließ sich davon nicht ablenken, Für diese schöne Elbenmaid sei dies Spiel umsonst", einladend richtete er seine Hand auf das Fass und Haldir wusste, was kommen würde.

Komm schon, Bürschchen, für dieses liebreizende Geschöpf wirst du doch ein Späßchen mitmachen?", neckte der Mann, der Haldirs Unmut anscheinend witterte wie Hunde die Angst riechen konnten, die Menschen manchmal bei deren Anblick empfinden mochten.

Viriel senkte den Blick, lächelte aber sanft. Haldir stand wie betäubt da. Sollte er sich zum Gespött der Massen machen, nur um Viriel zu gefallen? Das übermütige Gelächter und die Zurufe der Leute erreichten sein Ohr nicht. Viriels purpurnes Kleid schien im letzten Abendrot zu leuchten, die Ärmel waren so lang, dass sie beinahe ihre zierlichen Hände überdeckten. Haldir holte tief Luft und machte dann einen Schritt nach vorn. Das war schlimmer, als aberhunderten Orks gegenüber zu stehen. Zumindest empfand der Elb es so. Viriel lächelte ihn strahlend an, als sie sein Vorhaben bemerkte und obwohl Haldirs Herz daraufhin etwas schneller schlug, war ihm nicht sonderlich wohl bei der Sache. Na bitte! Es ist also nicht nur Gerede, dass Elben tapfere Wesen sind!", rief der Budenbesitzer aus und noch mehr Menschen drängten sich heran, um das lustige Spektakel mit anzusehen. Bindet ihm die Hände!", fuhr der Mann fort und Haldir wandte sich entgeistert um, bereit, jeden seiner Angreifer niederzuschlagen. Als tatsächlich einer der Helfer es wagte, sich dem Elben zu nähern, um ihm die Hände auf den Rücken zu binden, drehte sich Haldir geschwind um und setzte den Burschen von vielleicht fünfzehn Jahren mit einem gezielten Schlag außer Gefecht. Viriel lachte und hielt sich die Hände vor den Mund. Nicht doch, Haldir, niemand wird Euch etwas tun. Kennt Ihr denn dieses Spiel nicht?", versuchte sie ihn zu beruhigen.

In Haldirs Kopf hallte das fast brüllende Gelächter der Menge wieder und es gestaltete sich als äußerst schwierig, Haltung zu bewahren. Sie binden Euch die Hände, weil Ihr den Apfel mit dem Mund aus dem Wasserfass fischen müsst!", lachte Viriel und ihre Augen tränten fast vor lauter Belustigung. Sehr richtig, holde Maid", stimmte der Budenbesitzer zu und bei einem abermaligen Versuch, Haldir die Hände zu binden, ließ der Elb sie widerstandslos gewähren. Auch die Augen verband man ihm, damit er sein Zielobjekt nicht so schnell zu fassen bekommen würde. Der Spaß wurde zu einem jämmerlichen Debakel, einer Beleidigung für einen edlen lorischen Elben wie ihn, einem Hauptmann, einem... Und jetzt hinein mit dem Köpfchen!", hörte Haldir den Budenbesitzer lachen und kurz darauf wurde er zu dem berüchtigten Fass geführt und sein Kopf wurde sacht in die richtige Richtung geführt.

Das Wasser war kalt und roch nach so vielen Dingen, dass es Haldir beinahe den Magen umdrehte. Er öffnete den Mund nicht, solange er sich nicht sicher war, einen der vielen Äpfel in unmittelbarer Nähe zu haben, weil er es nicht riskieren wollte, allzu viel von dem Wasser zu schlucken. Schließlich spürte er, wie etwas rundes und recht hartes gegen seine Lippen prallte. Rasch öffnete er den Mund und wollte wie eine Giftschlange nach vorn schnellen und zubeißen, als das Wasser den Apfel im letzten Moment in eine andere Bahn lenkte und Haldir erfolglos ins Leere schnappte. Rasch tauchte er auf, um nach Luft zu schnappen und die vormals dumpfen Hintergrundgeräusche, die nicht mehr als ein entferntes Rauschen unter Wasser gewesen waren, schwollen zu voller Lautstärke an, als er den Kopf aus dem Wasser steckte. Anfeuerungsrufe. Wildes Gelächter. Und die Stimme des Budenbesitzers, die laut und deutlich brüllte: Da seht ihr es, auch für einen Elben ist dies kein leichtes Unterfangen!"

Na warte´, dachte sich Haldir und seine Kämpfernatur erwachte zu neuem Leben, dir zeig ichs!´ Wieder tauchte er in das ungeliebte Nass ein und wieder musste er kurz warten, bis sich ein Apfel vor seinen Mund bequemte. Dann geschah alles so präzise und schnell, als würde das Apfelfischen für Haldir so leicht sein wie das Bogenschießen. Anfangs streifte er nur die Schale, doch dann bekam er mit den Zähnen den Stiel zu fassen und tauchte erneut in Atemnot auf, diesmal jedoch mit der Beute im Mund. Bravo! Bravo!", riefen die Leute und Haldir spürte, wie ihm die Fesseln gelöst wurden und bald auch die Augenbinde. Er ließ den Apfel in seine Hand fallen und wischte sich mit dem Handrücken der anderen die nasse Stirn. Applaus, Applaus für den tapferen Elben, der sich dieser Herausforderung meisterhaft gestellt hat!", rief der Mann lachend aus und Viriel klatschte von allen am lautesten und reichte Haldir ein Tuch, damit der arme Elb sich wenigstens das pitschnasse Gesicht abwischen konnte. Danke", keuchte Haldir etwas atemlos, seine Ohrenspitzen waren rot vom kalten Wasser. Ich danke Euch, mein Held", lachte Viriel und nahm ihm den hart erkämpften Apfel aus der Hand.

Nun, holde Maid, erwählt Euren Preis!", sagte der Händler und deutete auf das große Angebot an Plunder und Trödelkram. Etwas unschlüssig stand die Elbenprinzessin davor, während Haldir damit beschäftigt war, sich das Gesicht trocken zu reiben. Ich glaube, ich nehme das da!", sagte sie letztlich und der Händler reichte ihr den Gegenstand und sagte: Eine gute Wahl, wahrlich, eine gute Wahl!" Viriel bedankte sich nochmals bei dem Mann aus Haradh, bevor sie sich mit Haldir zum Gehen aufmachte. Vorher noch wand sich der Galadhrim an den Jungen, den er zuvor niedergestreckt hatte, und der nun ein weißes Leinentuch auf die blutende Nase drückte, und sagte in reumütigem Ton: Vergib mir, ich wusste nicht, dass..."

Schon gut!", mischte sich der Verkäufer lachend ein, Eine Ordnungsschelle war bei dem Bengel schon lange überfällig!"

Je weiter sich die beiden Elben vom Markte entfernten, desto leiser wurden die Stimmen und desto größer dafür das Ensemble der Nacht. Feuerschlucker sorgten für ein reges Flammenspiel, das die beiden bald passiert hatten, als sie sich auf den Weg in die Unterkünfte machten, die sich nahe der Thronhalle befanden. So einen lustigen Abend habe ich schon lange nicht mehr erlebt", sagte Viriel in die jetzt angenehme Stille hinein. Lustig ist ein sehr wandelbarer Begriff...", murmelte Haldir, dem noch immer die letzten Wassertropfen aus dem Haar perlten. Viriel kicherte amüsiert und fragte mitleidig: War es denn sooo schlimm, großer Elbenkrieger?"

Noch viel schlimmer, als Ihr Euch auszumalen wagt", konterte Haldir schief grinsend. Die gepflasterte Straße stieg etwas steiler an, sodass die Elbe ihren Rock raffen musste, um nicht auf den edlen Stoff zu treten. Was war es überhaupt, das Ihr Euch als Preis erwähltet?", fragte Haldir nach kurzer Zeit und Viriel schenkte ihm ein diebisches Lächeln, ehe sie erwiderte: Schämt Ihr Euch gar nicht, so direkt nachzufragen?" Haldir lachte auf und erwiderte: Hört mal! Ich bin für Euch durch Feuer und Schwefel gegangen und Ihr habt nichtsdestotrotz die Lorbeeren eingeheimst. Da werde ich wohl erfragen dürfen, zu welchem Preis ich dies alles tat!" Legolas Schwester stieß ihn neckend an und sagte forsch: Erstens könnt Ihr unmöglich durch Feuer und Schwefel gegangen sein, zumal nur ein Wasserfass und Äpfel vorhanden waren und zweitens galt der Applaus Euch und nicht mir. Ihr hegt einen Hang zur Übertreibung, mein Guter!"

Schon gut, ich gebe mich Eurer Argumentation geschlagen. Darf ich dennoch erfahren, welchen Preis Ihr wähltet?", fragte Haldir demütigst.

Da ich sowieso mit dem Gedanken spielte, es Euch als Gabe meiner Mildtätigkeit zu überreichen...", neckte Viriel und griff in die Tasche ihres Kleides und zog einen handlichen Gegenstand daraus hervor. Für meinen Helden...", lächelte sie dann und legte es in seine Hand. Haldir schmunzelte. Es war eine Haarspange aus glattpoliertem Holz. Schnörkelige Einkerbungen bildeten ein rundes Muster, das schleifenförmig ineinander überging. Danke", sagte Haldir, doch kein Schalk tönte in seiner Stimme mit. Die Blicke der Elben begegneten sich kurz, bevor Viriel sich leise räusperte und sagte: Da ist ja schon meine Unterkunft. Es...es war ein sehr schöner Tag, Haldir. Ich möchte Euch danken und mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich Euch bereitet habe...", sie senkte verlegen den Blick, als er nichts erwiderte, sondern sie nur wie verzaubert ansah. Nicht doch. Letztlich...war es doch ein schöner Abend...wenn man außer Acht lässt, dass ich einen harmlosen Jungen niedergeschlagen habe, mich vor allen lächerlich machte und mich völlig durchnässte, um einen Apfel...", doch weiter kam er nicht, denn er spürte Viriels Lippen auf seiner Wange und jedes Wort, das er noch zu sprechen geplant hatte, verschwand in den unergründlichen Tiefen seines Unterbewusstseins. Gute Nacht", hauchte sie ihm leise zu und er sah in ihr errötetes Gesicht, ehe sie sich geschwind umdrehte und eiligst die Treppen zu ihrem Gemach erklomm. Die Tür hatte sie unlängst hinter sich zugeschlagen, als Haldir tranceartig und im Flüsterton murmelte: Gute Nacht...Viriel"

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Lalaithwen holte tief Luft, um die Hektik, die um sie herum herrschte, zu ertragen, ohne selbst dabei den Kopf zu verlieren.

Geschlagene vier Stunden brachte sie nun in diesem Zimmer zu, auf einem kleinen Schemel stehend und umgeben von fünf Zofen, welche die Schleppe ihres Hochzeitskleides kürzten, hier und da an ihrem Kleidersaum zupften, ihr Haar kämmten und frisierten, verschiedenste Schmuckstücke an- und ablegten, ihr Mieder schnürten und ihr unendlich viele Paar Schuhe anziehen wollten. Und ständig beteuerten sie, dass sie die schönste Braut sei, die sie jemals erblickt hatten und wie aufgeregt sie schon waren, wenn die Zeremonie ihren Anfang fand. Ratet mal, wie nervös ich bin...´, dachte die Elbe entnervt. Lalaithwen fragte sich, ob Legolas das gleiche Trara durchmachen musste wie sie. An ihm zupfte man bestimmt nicht so viel herum wie an ihr. Lalaithwen fühlte sich bald wie ein Huhn, das gerupft wurde, so belastend war das Gedränge um sie herum. Als ob es nicht ausreichte, dass sie selbst fast vor Aufregung wahnsinnig wurde, nein, da mussten diese gackernden Hennen um sie herumspringen, als würde eine Massenhochzeit stattfinden und nicht nur die ihrige. Oh seht nur, dieses Band harmoniert vortrefflich mit der Farbe Eures Kleides!", merkte eine der Zofen an und ehe sich Lalaithwen versah, zurrte die Dame ihr ein fliederfarbenes Band um die Hüfte. Das ist ja allerliebst!", bestätigte eine zweite Zofe, aber eine dritte schien zu bemerken, an was für einer Geschmacksverirrung ihre beiden Freundinnen da litten. Ein silberweißes Kleid und ihr wollt ein fliederfarbenes Band um sie legen? Genauso gut könntet ihr einem Schwan eine eurer Häkelmützen aufsetzen!"

Vortrefflicher Vergleich´, dachte Lalaithwen und ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. Schwanengleich, meine Lieben, schwanengleich, hört ihr?", murrte die Zofe und löste das Band von Lalaithwen, wofür die Elbe ihr unendlich dankbar war. Sie hatte schon lange aufgehört, sich gegen die Vorschläge der Kammermädchen zu wehren; hätte sie dies getan, stünde sie wohl noch mindestens drei Stunden länger als nötig hier. Sie ist ein Schwan, eine Königin unter den Vögeln. Nichts darf da stören."

Sollte man nicht meinen, dass ein Schwan selbst dazu in der Lage ist, sein Gefieder zu putzen?´, dachte Lalaithwen im Stillen, behielt aber diesen Gedanken für sich. Es war den Zofen ja nicht zu verdenken, dass sie ihre Arbeit so gewissenhaft ausführten. Aber Lalaithwen hatte bei Eru keine Nerven mehr für solch ein Theater. Sie blickte kurz in den Spiegel, der groß und breit vor ihr stand und ihr Ebenbild wiedergab. Lalaithwen erkannte sich kaum selbst wieder. Ein weißes Kleid reichte ihr bis zu den Füßen, silberne Paletten und winzige Edelsteine waren auf den Stoff gestickt worden, die jeden Lichtfunken begierig in sich aufnahmen. Fast durchsichtig waren die kurzen Ärmel, die knapp über ihre Schultern reichten. Eine goldene Brosche schmückte ihr Dekolletee und ein langer silberner Streifen aus losem Stoff fiel in dreieckiger Form daraus herab wie ein Wasserfall aus reinster Seide. Ihr Medaillon lag um ihren Hals, das lange Haar war hochgesteckt worden und wurde von einem schmalen Haarreif zusammengehalten, an welchem auch ein leicht durchsichtiger Schleier befestigt worden war. Sie starrte sich selbst beinahe fassungslos an, wie ein Tier, das vor dem eigenen Spiegelbild erschrickt, weil es jenes noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hat.

Meine Herrin?", fragte eine Zofe und Lalaithwen schreckte auf, sah überrascht zu ihr hinab. Was sagt Ihr zu Handschuhen?"

Lalaithwen schloss die Augen, seufzte und beschloss, Ruhe zu bewahren. Bei dieser Prozedur konnte es sich ja schließlich nur um Stunden handeln... .

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Ist alles in Position? Der Chor? Die Musikanten? Sehr schön, sehr schön. Nein, reiht die Blumenkinder in zweierlei Bahnen ein, dass sie paarweise vor dem Brautpaar abschließend hinausgehen. Ja, genau so. Rückt die Blumentöpfe etwas zur Seite, anschließend soll hier getanzt werden.", wies Haldir gemeinsam mit Königin Arwen die Dienerschaft an, die letzten Kleinigkeiten für die Trauung perfekt zu machen. In weniger als einer Stunde würde die Kapazität des Saales vollkommen ausgelastet sein mit Gästen, die sich auf den Sitzbänken aneinander drängten und gespannt die Zeremonie verfolgten. Und solch ein großes Ereignis sollte wenn möglich ohne unangenehme Zwischenfälle über die Bühne gehen. Haldirs scharfer Blick eilte durch den Raum, Nervosität machte sich in seinem Bauchraum breit, was er nicht recht verstehen konnte. Schließlich war es nicht seine Hochzeit. Viriel, die sich mit Thíluil und Gimli unterhielt, trug ein himmelblaues Gewand und hatte ihm, wie er bedauernd feststellen musste, den Rücken zugekehrt. Haldir! Würdest du bitte mit nach draußen kommen. Es gibt Probleme", raunte Aragorn dem Galadhrim zu und ließ Haldir verwundert die Brauen heben. Aragorn wirkte seltsam angespannt und beunruhigt, was sich sofort auf den lorischen Elben übertrug.

Was ist denn?", fragte Haldir, der Mühe hatte, mit dem nervösen Aragorn Schritt zu halten. Aragorn! Was ist los?", zischte der Elb dem Menschen zu, als dieser nicht antwortete. Derartige Geheimniskrämerei konnte er an diesem aufruhrreichen Tag nicht ertragen. Das musst du mir noch erklären, mellon nîn. Sieh selbst", murmelte Aragorn und fasste Haldir am Arm, schob ihn an sich vorbei durch das Haupttor. Haldirs Herz setzte für eine unbestimmte Anzahl an Schlägen aus – Er hatte das Wort in dem Trubel vergessen, dass er einst unter dem Blätterdach des Nebelgebirges gegeben hatte – Barglar jedoch nicht.

Mit seiner gesamten Meute stand er nun versammelt vor dem hohen Gebäude, vielerlei Packesel säumten die Straße. Der eine, der sich der Hauptmann nennt, sagt, er verlangt mit dir zu sprechen...", sagte Aragorn in nicht unverkennbar anklagendem Ton, Viel Erfolg...", fügte der König murrend hinzu und klopfte dem Elben auf die Schulter. Haldirs Herz sank ihm in die Hose, als er die grimmig dreinschauende Räuberbande ansah, die ihn umringte. Hallo Haldir, eieiei. Wolltest uns wohl gar nicht Bescheid gebn, wie?", polterte Barglar los und ließ Haldir zusammenzucken. Sie würden ihm doch hier nichts tun können, wo doch an jeder Ecke gondorische Wachposten aufgestellt worden waren. Das...muss mir entfallen sein...", äußerte der Galadhrim kleinlaut und räusperte sich. War die Schmach auf dem Marktplatz vor einigen Tagen nicht genug gewesen? Nun musste er sich auch noch vor diesen verrückten Räubern rechtfertigen! Eieiei, so ein Versprechen vergisst man doch nicht. Erstrecht nicht, wenn man ein Elb is...", merkte Barglar an und wetzte seinen Dolch am ledernen Gürtel, sodass Haldir schwer schluckte. Hilfesuchend drehte er sich zu Aragorn um, der nur mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und den strengen Blick erbarmungslos auf den Elben gerichtet hielt. Wie...habt Ihr denn dennoch hier her gefunden?", stammelte Haldir.

Das würdest du wohl gern wissen wollen, wie?", brummte Barglar und stemmte die kräftigen Hände in die Hüften. Wenn Ihr so gnädig sein würdet?", brachte Haldir mit rauer Stimme hervor und fühlte, wie sich seine Nackenhärchen leicht aufstellten, als Viriel nun auch nach draußen kam. Wenn die Situation eskalierte, befände sie sich in Gefahr. Die Prinzessin allerdings schien alles andere als ängstlich zu sein und schritt neugierig an Haldirs Seite. Was geht hier vor sich?", fragte sie, ohne die Frage an jemand bestimmten zu richten.

Der Bursche hier hat uns das Wort gegeben, dass wir auf der Hochzeit dabei sein dürfen, aber angekündigt hat er uns niemandem!", knurrte Barglar erzürnt, Nur durch Zufall sind wir von dem heutigen Tage in Kenntnis gesetzt worden, als wir die große Elbentruppe haben gen Süden ziehn sehn, jaja." Viriel blickte unschlüssig von den Räubern zu Haldir, der achselzuckend auf der Treppe stand. Welch Unverfrorenheit. Dass das Brautpaar nicht einmal von eurer Anwesenheit weiß, ist wirklich erschütternd.", Viriel wand sich augenzwinkernd an Haldir, ehe sie fortfuhr, Ich denke aber, dass unser zerstreuter Freund eure Begrüßung nun nachholen wird!"

Werde ich das?", raunte Haldir ihr erschrocken zu. Alles konnte er sich vorstellen außer eine Räuberbande, die sich auf der Hochzeit eines seiner besten Freunde betrank! Legolas würde ihm das nie verzeihen. Ja, werdet Ihr", entgegnete Viriel ernst, ihr Ton duldete keinerlei Widerworte. Barglar und seine Kumpanen stapften zufrieden grinsend der Prinzessin hinterher und Haldir rief ihnen noch im Vorbeigehen zu: Aber versucht wenigstens ein bisschen Etikette zu bewahren..."

Bald darauf waren alle Gäste in der großen festlich geschmückten Halle versammelt und Legolas stand bereits auf der mit Blumen aller Farben verzierten Treppe und sprach mit seinem Vater, trat dabei unruhig von einem Bein auf das andere. Ein silbernes Hemd reichte ihm bis zu den Oberschenkeln, ein schwarzer Gürtel mit goldener Schnalle war um seine Taille geschnallt worden. Edle Stiefel aus braunem Leder schlossen seine dunkle Hose ab. Ein weiter, dunkelgrüner Mantel ruhte erhaben auf seinen starken Schultern, das Wappen Eryn Lasgalens war mit silbernem Garn auf den Umhang gestickt worden, der kronengleiche Stirnreif vervollständigte das königliche Aussehen des Elben. In seinem ganzen Leben hatte Haldir noch nie einen aufgeregteren Legolas zu Gesicht bekommen wie an jenem Tag. Und umso mehr schämte er sich dafür, ihm in seiner Aufruhr auch noch eine derartige Botschaft zu überbringen, dass seinetwegen ein Haufen tollkühner Räuber den Feierlichkeiten beiwohnen würde. Ich bin stolz auf dich", hörte Haldir noch Thranduil sagen, ehe sich der Waldelbenkönig mit einem ermutigenden Klaps auf Legolas Oberarm zurückzog und seinen Sohn allein ließ. Haldir, ich glaube, ich sterbe in jedem Augenblick...", lächelte Legolas, erfreut, seinen Freund vor der Trauung noch sprechen zu können. So siehst du aber meines Erachtens nicht aus", Haldir versuchte, unbeschwert zu klingen, obgleich ihn eine Woge der Panik überfiel, wenn er daran dachte, wie Legolas reagieren mochte, wenn er ihm die Nachricht überbrachte.

Ein kurzer Blick über die Schulter vergewisserte Haldir, dass Barglar und seine Freunde ihn genau beobachteten, ob er denn nun endlich sein Versprechen einlösen würde. Aragorn und Arwen saßen auf den Thronsesseln, Eldarion hatte sich mit verbundenem Bein zur Rechten seines Vaters niedergelassen.

Wo stecken Filegon und die anderen Kinder?", fragte Legolas, dem es anscheinend völlig zu entgehen schien, dass Haldir selbst vor Unruhe auf und ab gehen wollte. Filegon wird Lalaithwen in die Halle führen, hast du das vergessen? Und die anderen...die müssten an einem der Tische sitzen."

Ach, richtig. Ich kann kaum noch klar denken, Haldir", seufzte Legolas, aber sein Lächeln verriet dem Galadhrim, dass es keinesfalls eine schlechte Nervosität war, unter der Legolas litt. Nur das übliche Muffensausen, das wohl ein jeder vor der eigenen Hochzeit empfand. Vielleicht, so dachte der Galadhrim fast berechnend, konnte er Legolas seinen Fehltritt gestehen, ohne dass der Prinz es ihm wirklich übel nahm. Da ist etwas, das du wissen solltest, Legolas. Unverhofft hat es einen...Zuwachs an Gästen gegeben. Es...es handelt sich dabei um diese Herren da", nachdem Haldir dies sagte, wand sich Legolas neugierig in die ihm zugewiesene Richtung um. Wie überrascht war er, als er die bärtigen und recht ungepflegt wirkenden Männer erblickte, doch das nervöse Lächeln schien regelrecht auf Legolas Lippen anzuhaften. Schön. Hast du Thíluil und Gimli schon irgendwo gesehen?" Fein. Haldir hatte die unangenehme Nachricht überbracht, ohne dass er vom Prinzen skalpiert wurde und auch die Räuber schienen mit dem kurzen Blick, den ihnen der Königssohn zugeworfen hatte, vollends zufrieden zu sein und widmeten ihre Aufmerksamkeit lieber den hübschen Mägden, die sich um die Tafel kümmerten. Äh, ja. Allerdings wollten sie sich für ihren großen Auftritt vorbereiten..." Haldir verstummte abrupt, als er Viriel entdeckte, die sich zu den Räubern gesellte und sich rege mit ihnen unterhielt. Diese Frau war ihm mit ihren eigenwilligen Spontanaktionen ein immerwährendes Rätsel.

Meinst du, sie trinken sich Mut an?", fuhr Legolas übergangslos fort und reckte die Schultern, kreiste sie kurz und räusperte sich, als bräuchte er für das Ja, das er aushauchen würde, besonders viel Kraft. Hm? Nein, zumindest hoffe ich das nicht. Die Bescherung, die wir hatten, als Gimli zum letzten Mal über den Durst getrunken hatte, war ihm glaube ich Lehre genug." Legolas grinste schief. Ja. Obwohl die Kinder bei dieser Sache auch nicht ganz unschuldig waren. Warum setzt du dich nicht zu meiner Schwester, die Zeremonie wird in jedem Augenblick beginnen.", murmelte der Prinz beiläufig, doch entging Haldir das neckische Funkeln in Legolas Augen nicht.

Haldir wollte sich gerade zur Wehr setzen, als plötzlich milde Harfenklänge den brausenden und von Stimmen nur so zerschlagenen Saal in absolute Ruhe hüllten. Haldir, was machst du da? Verschwinde!", zischte Ifideè ihm zu und zerrte ihn mit sich zur Seite.

Aragorn, der seine funkelnde Krone auf dem ergrauenden Haupte trug, erhob sich aus seinem Herrschersitz und legte den kurzen Weg zu Legolas zurück, ließ seine Hand auf der Schulter des Elben ruhen und lächelte. Nervös?", flüsterte er ihm zu. Nervös ist gar kein Ausdruck!", entgegnete Legolas lächelnd, aber Aragorn fand beschwichtigende Worte: Auf dich wartet eine unglaublich schöne Zeit, mellon nîn. Kein Grund, kalte Füße zu bekommen"

Und dann war jegliche Aufmerksamkeit auf die Blumenkinder gerichtet, unter denen sich auch Selina in hellrotem Kleid wiederfand. Im langsamen Rhythmus der weichen Klänge schritten sie aufgeregt voran und streuten gelbe und violette Blüten auf den glatten Hallenboden, um den Weg für die Braut zu schmücken. Das orangegoldene Licht des späten Nachmittags durchflutete den Halleneingang und selbst die Räuber saßen schweigend in Andacht, als die Silhouette der Braut im Toreingang erschien. Legolas Herz schlug ihm bis zum Halse, eine wohlige Hitze breitete sich in seiner Magengegend aus und er glaubte, dass er am ganzen Leibe schrecklich zittern musste. Aber für die Augen der Gäste war er der souveräne Elbenprinz, der stolz und in all seiner Schönheit auf seine Braut wartete, die ihm an Anmut und Grazie in nichts nachstand. Langsam schritt Lalaithwen durch das Tor und folgte dem Pfad aus leuchtenden Blüten, die lange Schleppe ihres Kleides wurde von zwei Zofen gehalten, ein Strauß von Lilien hatte ihr Thíluil ohne weitere Erklärung kurz vor knapp in die Hände gedrückt. Lalaithwen aber war zu aufgeregt gewesen, als dass sie ihre Gedanken hätte sammeln können, um ihn nach seinen Beweggründen zu fragen. Sie hatte sich bei Filegon eingehakt, der in festlicher Robe und mit leuchtenden Augen seine Mutter zu seinem Vater führte. Einige recht nah am Wasser gebaute Menschendamen, die zur Hochzeit geladen waren, schnäuzten sich bereits verlegen und wischten die ersten Tränen der Rührung fort, die sich ihren Weg an ihren Wangen hinabbahnten.

Die Elbe fühlte sich, als hielte sie den Atem die ganze Zeit über an, die es bedurfte, bis sie an Legolas Seite getreten war. Alle Blicke waren auf das Paar gerichtet, als Filegon Lalaithwens Hand in die seines Vaters legte und verschmitzt lächelte, sich dann hinter Selina gesellend, die sich mit den anderen Blumenkindern in einer Reihe zu beiden Seiten des Paares aufgestellt hatten.

Legolas erwiderte Lalaithwens Lächeln und wisperte ihr zu: Du bist wunderschön, Liebling" Sie sah zu ihm auf und grinste breit, als sie flüsternd entgegnete: Ja, du siehst auch nicht übel aus, mein Prinz."

Seid ihr beiden fertig? Dann lese ich die Festrede vor", murmelte Aragorn ihnen zu und beide Elben senkten verlegen schmunzelnd die Köpfe, ein leises Lachen machte die Runde. Versammelte Gäste, liebes Brautpaar. Der heutige Tag ist ein ganz besonderer – Ein Tag, an dem zwei Herzen, die einander gefunden haben, für alle Zeit vereint werden, ein Tag der Liebe, des Vertrauens und der innigen Verbundenheit zweier Seelen...", eröffnete Aragorn seine Rede mit sanfter Stimme, der alle Anwesenden gebannt lauschten. Lalaithwens Griff um Legolas Hand wurde unwillkürlich fester und er sah zu ihr herab und musste sich ein leises Lachen verkneifen, als er ihren angespannten Gesichtsausdruck erblickte. Er atmete tief durch, fühlte ihre zierlichen Finger, die sich eng um die seinen schlangen. Wir werden heute, am Iden des Oktobers, Zeugen der Vermählung von Prinz Legolas, Sohn Thranduils, und Lalaithwens, Ziehtochter Helthons."

Ganz ruhig", hauchte Legolas ihr lautlos zu und Lalaithwen versuchte, gleichmäßig zu atmen und die Anzeichen für ihre Aufruhr bestmöglich zu verbergen. Die Worte, die Aragorn feierlich aussprach, erreichten nicht einmal richtig ihre Ohren, wie ein fernes Flüstern erklang seine Stimme in der großen Halle. ...und möge eure Liebe die Ewigkeit überdauern. Nun frage ich dich, Sohn Thranduils, willst du diese Elbe zu deiner dir angetrauten Gemahlin nehmen, sie lieben und ehren, solange ihr unter Erus wachsamem Auge schreitet?" Legolas sah ihr in die Augen und sagte anschließend laut und deutlich: Ja, ich will" Er fühlte, wie sie zitterte und hielt ihre Hand fest. Und du, Tochter Helthons, willst du diesen Elben zu deinem dir angetrauten Gemahl nehmen, ihn lieben und ehren, solange ihr unter Erus wachsamem Auge schreitet?" Lalaithwens Herz schien sich in ihrem Brustkorb förmlich zu überschlagen. Ja...ja, ich will", sagte sie atemlos und wusste, dass ihr Bund mit Legolas in jenem bedeutsamen Augenblick vollkommen war, dass nichts mehr zwischen sie beide treten konnte und keine Selbstzweifel und Ängste mehr Platz fanden in ihrer beider Leben. Steckt euch nun die Ringe an, als Zeichen eures Ehebundes", wies Aragorn sie feierlich an und mit zittrigen Fingern schoben sie die Ringe, die mit winzigen Edelsteinen bestückt und in reines Silber eingebettet waren, auf den Ringfinger des anderen. Ich erkläre euch somit rechtmäßig meines Amtes zu Mann und Frau. Das Brautpaar möge sich nun zur Vollendung des Bundes küssen.", schloss Aragorn schmunzelnd und die beiden Elben wandten sich einander zu, Legolas beugte sich zu ihr herab und Lalaithwen ließ beinahe den Strauß Lilien fallen, als er sie stürmisch küsste und sie lange nicht voneinander ablassen konnten.

He, Legolas! Vom Küssen war die Rede, nicht von Dingen, die in eurem Ehebette eher Verwendung fänden!", lachte Gimli und die Gäste stimmten fröhlich mit ein. Allein für diese Bemerkung muss er ein Lied singen", raunte Lalaithwen Legolas zu, der sie lachend in seine Arme schloss.

All der Kummer, den sie beide in den vergangenen Jahren durchleben mussten, all der Schmerz, die schreckliche Sehnsucht – vergessen waren die peinvollen Stunden, die sie getrennt oder in größter Angst durchmachen mussten. Fortan zählte nur noch das Zusammensein, die eigene Familie. Filegon gesellte sich zu seinen Eltern, umarmte beide innig und sprach seine herzlichsten Glückwünsche aus.

Setzt euch bitte, Thíluil und Gimli haben wie versprochen etwas für euch vorbereitet", sagte Aragorn und geleitete das Paar zu den gepolsterten Sesseln, die anbei des Thrones aufgestellt worden waren. Oje, womit haben wir das nur verdient?", murmelte Lalaithwen halb lachend. Als ob es nicht schon Qual genug wäre, in diesem Korsett zu stecken...", fügte sie flüsternd und an ihren frisch vermählten Gatten gewandt hinzu. Du weißt, ich würde dich zu gern von dieser Last befreien...von der letzteren am allerliebsten", murmelte er in ihr Ohr und sie schlug ihm lachend den Strauß gegen die Brust, worauf er nur den Arm um sie legte und ihre Stirn küsste. Die anfänglichen Gespräche verstummten in der Menge, als der jüngere Prinz Grünwalds mit einem viel kleineren und stämmigeren Zwerg im Schlepptau vor das Brautpaar trat und sich tief verbeugte. Geliebter Bruder, geliebte Schwägerin, anlässlich eures Ehrentages haben Herr Gimli Gloinssohn und ich ein eigenes Lied ausgearbeitet, da uns eure Geschichte so einzigartig und besonders vorkam, dass keine Worte von bereits verfassten Liedern gut und passend genug für einen Vortrag gewesen wären."

Ein Räuspern aus der Richtung der Hobbits unterbrach Thíluil in seinen Ausführungen. Ja, richtig, ich vergaß beinahe. Merry und Pippin waren so freundlich und haben uns bei der Ausarbeitung und Gestaltung der Texte geholfen", beide Hobbits erhoben sich von ihren Stühlen und verbeugten sich applausheischend, also falls Beschwerden irgendwelcher Art anliegen sollten, wendet euch bitte an diese beiden", fügte Thíluil an, worauf amüsiertes Gelächter die Runde machte. Auch gilt unser Dank meinem Vater, König Thranduil, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand", Thíluil nickte seinem Vater zu, der nur schmunzelnd diese Geste erwiderte.

Sollen wir erwähnen, dass das alles eigentlich eine Strafarbeit ist?", murrte Gimli in gedämpften Ton dem Elben zu, der nur zurückmurmelte: Damit ist eine Darlegung detaillierterer Umstände vonnöten, auf die du, wie ich denke, getrost verzichten könntest" Gimli brummte und jene Elben, denen das geflüsterte Gespräch des ungleichen Paares nicht entgangen war, lachten vergnügt auf.

Thíluil gab den Musikern das Zeichen, die Melodie anzustimmen und Gimli grummelte noch undeutlich vor sich hin, bis die lieblichen Klänge von Harfe, Panflöte und Laute erklangen und den Grundstein für eine wohlklingende Melodie legten. Der anmutige Elb, der schon viele Blicke der Menschenmädchen auf sich gezogen hatte, holte kurz Luft und begann anschließend mit klarer, reiner Stimme zu singen:

Es war einmal, vor langer Zeit,

im Lande von Eryn Lasgalen"

Die Gäste waren entzückt vom Wohlklang dieser Stimme, umso überraschender war das Schema, in welches die beiden die Liedstrophen in Gesangsanteilen gegliedert hatten, denn Gimlis tiefe und brummige Stimme, die im scharfen Kontrast zu der lieblichen Thíluils stand, ertönte stets zu den letzten beiden Zeilen der Strophen:

Ein Elbenprinz von reichem Geschmeid,

der konnte mit Ruhm nur so prahlen."

Weitere leise Lachsalven ertönten, ehe Thíluil die zweite Strophe einleitete und der Zwerg abermals ergänzte:

Doch als er kehrt heim von der Reise,

schlägt er nen diebischen Wirbelwind nieder"

Und sieht sie auf unromantische Weise

im Kerker des Vaters wieder."

Lalaithwen errötete leicht und sah unauffällig zu Thranduil hinüber, der wie so viele der Gäste herzlich über die Pointen des Textes lachte. Legolas schüttelte lachend den Kopf und hielt Lalaithwens Hand, sah sie mit seinen warmen blauen Augen an. Das ist unsere Geschichte´, sagten diese Augen, die sie über alles liebte und Lalaithwen ein Lächeln auf die Lippen zauberten.

Nach langem Hin und Her und bösem Wort,

hat er vorerst genug von der Elbe"

Doch als er eines Tages merkt – sie ist fort,

ist er fortan nicht mehr derselbe."

Auf dem Weg in den Goldenen Wald,

kreuzt sich sein Pfad mit dem ihren"

Nach einem Orküberfall spürt er bald –

er will sie nicht mehr verlieren."

Doch unser Elb gesteht sich lange nicht ein

die unbändige Liebe"

Bis er sich einschenkt reinen Wein

und sich bekennt zu dem Diebe."

Man kann Gimli förmlich ansehen, wie sehr ihm die Zeile mit dem Wein´ missfällt", flüsterte Lalaithwen amüsiert ihrem Gatten zu, als eine längere Zeit nur die Musik spielte und der Gesang pausierte. Thíluils glockenklarer Gesang setzte in der Begleitung eines neuen Instruments, einer Violine, wieder ein:

Wäre da nur nicht das Versprechen,

das er einer andern gegeben"

Und obgleich beide Herzen fast brechen,

können sie nicht zusammenleben."

Erinnerungen lebten in den Gedanken beider Elben auf, traurige, schmerzliche, die das jetzige Zusammensein nur noch verschönerten.

Dreißig lang Jahr ziehn ins Lande,

in denen der Prinz sie sucht"

Dabei verliert er beinah den Verstande

und glaubt, er sei verflucht."

Fast immer, wenn Gimlis Gesangspart an der Reihe war, ertönte fröhliches Gelächter im Saal, was teils an dem pointierten Text lag, teils aber auch an Gimlis brummiger Vortragsweise, die für einen Zwerg nicht typischer hätte sein können.

Aber dann trifft er den jungen Filegon,

der ihn zu seiner Liebsten führt"

Thíluil nahm seinen Neffen lächelnd bei der Hand und führte den verunsicherten Elben in die Mitte des Saales, sodass ein jeder Gast ihn sehen konnte. Dann, als Gimlis Stimme ertönte, führte er ihn zu seinen Eltern.

Sie offenbart ihm, er sei sein Sohn

und unser Prinz ist sehr gerührt."

Heiraten will er seine Diebin sogleich

und sie willigt auch ein auf seine Frage"

Doch war der Weg an Hürden reich

bis zu dem heutigen Tage."

Über Dôl Gobel und Mûrcaras

musste die Elbenkolonne jagen"

Und hatte dabei nur wenig Spaß,

weil Kinder sich so weit wagten."

Die angesprochenen Halbwüchsigen senkten verlegen den Blick, auch der Prinz und Thronfolger Gondors, dessen anfängliches Lächeln recht schmal wurde. Dennoch wussten die Kinder diese Zote mit Humor zu nehmen und als Wink für ihre dummen Taten zu verdauen.

Doch Todesangst und Eifersucht

sowie der Ostlinge strotzendes Heer"

Das auf sie wartete in der Schlucht,

trennte ihre Herzen nicht mehr."

Bevor er die nächste Strophe anstimmte, wand sich Thíluil den zahlreichen Gästen zu, die sich prächtig amüsierten und sang lauter denn je:

Und heute stehen wir versammelt hier

und der Brautstrauß ist voller Lilien"

Ein erfülltes Leben wünschen wir,

unter der Sonne über Ithilien."

Nun war es an Lalaithwen, das Lachen zu unterdrücken, das sich den Weg über ihre Lippen bahnen wollte. Das war der Grund für Thíluils plötzliche Lilienstraußaktion gewesen. Er wollte eben, dass alles perfekt war an diesem Tag.

Aus unsrer Strafe ward ein Spaß,

den ihr zu teilen seid in der Lage"

Drum hebt nun feierlich das Glas

an diesem herrlichen Tage!"

Auf Lalaithwen und Legolas

heben wir festlich den Pokal"

Wünschen Freude, Glück und all das

sowie Kinder an noch reicherer Zahl!"

Und so endete das Lied, das Thíluil und Gimli gemeinsam in einem ungleichen Duett vortrugen. Sämtliche Gäste als auch Königin und König und das Brautpaar erhoben sich und spendeten begeisterten Beifall. Es währte schier ewig lang, bis der Applaus abschwoll und die Zurufe und das Gelächter, als auch zustimmende Pfiffe abklangen und eine Lautstärke vorherrschend war, in welcher man sich in normalem Tone unterhalten konnte. Nun wurden allerlei Geschenke an das frisch vermählte Paar überreicht, Gewänder und Kunstgegenstände (darunter auch eine der schöneren Schnitzereien Taris, die er in Bruchtal angefertigt hatte), Nützliches und weniger Nützliches, über das sich beide sehr freuten und sich mehrfach bei allen bedankten. Zuletzt erhob sich Barglar, Hauptmann der Räuber und bei Haldir schrillten die Alarmglocken, als der stämmige Mann an ihm vorüberging, etwas mit Stoff umwickeltes in der Hand haltend. Alles war doch bisher so perfekt gelaufen, warum musste dann ausgerechnet der Räuber zu viel des Guten tun?

Barglar verbeugte sich tief vor dem Elbenpaar, das einander nur fragend ansah und schwieg. Ihr kennt mich nicht, ihr zwei Kirschen", begann der Hauptmann und Lalaithwen musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht loszulachen, Aber! Aber ich hörte von eurer Hochzeit, eieiei, ja, davon hörte ich." Haldir schloss die Augen und rieb sich mit der Hand die Schläfe, schickte leise Stoßgebete zu Eru und flehte darin nur darum, dass er von der andauernden Fettnäpfchentreterei der vergangenen Tage erlöst werden möge. Als er Viriels tröstende Hand auf der seinen spürte, sah er auf und es war, als erfüllten sich all seine Bitten in jenem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen.

Ich bin nur ein einfacher Mann, der nicht im Besitz großer Reichtümer ist", fuhr Barglar fort, Aber ich bringe euch dennoch ein Geschenk!" Filegon, der neben seinem Vater saß, schaute schief lächelnd in die Runde, war es doch noch ein seltsames Gefühl für ihn, im Mittelpunkt einer solch großen Veranstaltung zu stehen. Barglar kramte in dem Säckchen herum, das er mit sich führte und zog schließlich eine bauchige Flasche daraus hervor, ging auf die Knie und streckte den Elben die Flasche, die bis zum Hals mit einer dunklen, braunen Flüssigkeit gefüllt war, entgegen. Das ist der beste Wacholderschnaps, den es in ganz Mittelerde gibt!", versicherte der Räuberhauptmann und seine knollige Nase wackelte, wenn er sprach. Ich danke euch...", begann Legolas und verstummte, versuchte sich eines Namens zu entsinnen, der ihm gegenüber noch nicht gefallen war. Barglar", merkte der Räuber bescheiden an. Barglar!", wiederholte Legolas dankend und nahm das Präsent entgegen. Wir hoffen, ihr werdet den Aufenthalt in Minas Tirith noch genießen", erhob auch Lalaithwen das Wort und tauschte mit Legolas einen amüsierten Blick, als der Räuber vor Verlegenheit rot wurde und wieder an seinen Sitzplatz zurückwackelte.

Aragorn erhob sich und sagte mit lauter, mächtiger Stimme: Und nun esst und trinkt, so viel ihr mögt! Tanzt, lacht und singt, der Abend ist noch jung!"

Dies ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen und kurze Zeit später traten auch Legolas und Lalaithwen auf die Tanzfläche und bewegten sich engumschlungen zu den Rhythmen der Musik. Ach...sind die Zwei nicht ein schönes Paar?", murmelte Viriel verträumt, während an ihrem Tisch zur erneuten Debatte stand, wie viel ein Elb an Wein vertragen mochte und, was laut Barglar noch viel interessanter war, wie viel Wacholderschnaps ein Elb trinken konnte, ohne dabei umzukippen. Haldir enthielt sich weise dieser hitzigen Diskussion und gedachte, Viriel abzulenken, damit diese gar nicht erst Wind von der Nacht bekam, die er bei der Räuberbande notgedrungen zugebracht hatte.

Lasst uns doch auch tanzen!", forderte der lorische Elb die Prinzessin auf, die ihn erstaunt musterte, dann aber bereitwillig seine Hand nahm und sich von ihm auf die Tanzfläche führen ließ.

Die Feuer brannten lang in jener Nacht in der Thronhalle Minas Tiriths und Stimmen sowie Gelächter drangen bis an die äußersten Ringe der Stadtmauer vor. Und Legolas und Lalaithwen tanzten noch draußen auf der Promenade vor den herbstlichen Gärten der Stadt, ein weißer Vollmond leuchtete ihnen den Weg, ließ ihre schwingenden Schatten über den kühlen Stein kreisen.

Filegon, Eldarion, Tari, Jolly und Selina saßen allesamt vor dem Tor der Thronhalle und schauten dem schönen Brautpaar fast wehmütig zu. So ist letztlich doch noch alles gut für uns ausgegangen, was?", sagte Filegon leise, seine klare Stimme wurde von den herandringenden Hintergrundgeräuschen im Festsaal begleitet. Wenn man das Ausmisten der Pferdeställe im nächsten Sommer weglässt, dann ja...", seufzte Tari, der die Arme auf die angewinkelten Knie stützte und den roten Schopf darauf bettete. Erinnere mich bloß nicht daran. Ich weiß immer noch nicht, wie ich das alles meinen Eltern in Minas Ithil erklären soll...", stimmte Jolly wehklagend mit ein. Sag ihnen einfach, du bist über die Sommermonate bei Filegon zu Gast", schlug Eldarion vor, doch der Elb hob bremsend die Hand. Nein, nein, nein, das lassen wir besser. Das letzte Mal, als ihr unter der Obhut meiner Eltern wart, wären wir alle um ein Haar draufgegangen."

Keine Sorge, Filegon, von Abenteuern hab ich vorerst auch genug", gähnte Tari herzhaft und zwickte Selina, die auf Filegons Schoß eingeschlafen war, freundschaftlich in die Wange, sodass sie aufschreckte und sich wimmernd bei dem rothaarigen Wirbelwind beschwerte. Ich auch", stimmten Jolly und Eldarion fast im Chor zu und dann trat sinnierendes Schweigen innerhalb der Gruppe ein. Filegons Rücken schmerzte noch furchtbar, vor allen Dingen, wenn er lange auf den Beinen war. Jollys Schnittwunden am ganzen Leib waren immer noch nicht ganz verheilt, hässliche Narben würden bleiben. Tari dachte in manch dunkler Stunde noch an seinen treuen und geliebten Hund Naru zurück und bereitete sich seelisch schon auf die Tracht Prügel vor, die daheim auf ihn warten würde. Eldarions gebrochener Knöchel heilte gut, doch in den nächsten Wochen würde er auf die Krücken nicht verzichten können. Und Selina? Sie hatte die Blessuren, die sie sich geholt hatte, weitgehend verkraftet, einzig wenn sie eine Krähe am Himmel sah, zuckte sie unwillkürlich zusammen.

Ein jeder von ihnen hatte seinen Sold in diesem Abenteuer zahlen müssen. Aber mit den schrecklichen Erlebnissen hatten sie auch Lektionen gelernt, die sie in vielfacher Hinsicht erwachsener als ihre Altersgenossen machten.

Gehen wir wieder rein? Mir ist kalt", klagte Jolly und einstimmig wurde der Beschluss gefasst, in die Festhalle zurückzukehren. Gemeinsam halfen sie Eldarion auf und schritten durch das große Tor zurück, aus dem sich warmes gelbes Licht auf den nackten Stein ergoss und sich bald im übermächtigen Silber der Nacht verlor. Filegon sah noch einmal über die Schulter zu seinen Eltern zurück, die ungestört im kalten Mondlicht tanzten und sich dabei immer wieder küssten. Der junge Elb lächelte, bevor er sich abwand und seinen Freunden folgte.

Ein jedes Abenteuer findet einmal sein Ende. Und wenn es dazu noch ein glückliches Ende ist, weiß ein jeder der Beteiligten dies zu schätzen. Filegon wusste, dass es auch anders hätte ausgehen können und nur ein Geschick Erus sie alle errettet haben konnte. Aber was wahrlich zählte und wirklich von Bedeutung war, nannte man echte Freundschaft und Liebe, die sich in den vergangenen Wochen mehr als einmal unter Beweis gestellt hatte.

Das Tor fiel hinter den Kindern mit einem dumpfen Laut ins Schloss, trennte Nacht von Tag, Stille von Musik, besinnliches Dunkel von geselligem Licht.

Vielleicht waren sie alle Figuren in einem willkürlichen Schachspiel, aber solange die Liebe existierte, konnten sie all ihre Gegner schachmatt setzen, egal wie groß und unbesiegbar jene auch erscheinen mochten.

-x-x-x-

So...=schweigt= am 16.9. folgt noch der Epilog. Lasst mir doch eure Meinung da :)

Mallhawien: Waaah! Jetzt bin ich nicht mehr nur rot, sondern purpurn! Bitte nicht knien, das ist etwas zu viel des Guten =lach= Ob ich noch jemanden sterben lasse? Also...hältst du mich denn wirklich für sooo sadistisch? =unschuldig guck= Ach, du Ärmste...musst auch wieder in die Schule? Na ja...aber man gewöhnt sich schnell an den Trott :) Ein dritter Teil? Na...mal sehen...Infos gibts beim nächsten Mal :) Danke für die Review =freu=

LuckyAnn: Ach herrje, was für ein Gefühlschaos! =Kleenex reicht= Ja, die ein oder andere Frage bleibt offen, aber mal sehen, wie lange :) Ja, Filegon ist schon sehr bemüht um die kleine Selina. Ob mehr draus wird? Keine Ahnung :P Ich hoffe, die letzten beiden Teile gefallen dir! Danke für deine Review!

Rayo: Happy Birthday to you, happy Birthday tooo youuu, happy Birthday, liebe Rayo, happy Birthday to you :) =räusper= Ähemdas Singen überlasse ich dann doch lieber Gimli und Thíluil :) Ich hoffe, ich konnte dir ein angemessenes Geschenk mit diesem Kapitel machen! Danke für dein überschwängliches Lob und deine Review, alles geht doppelt und dreifach an dich zurück :) =umärmel=

Narwain: =rofl= Herrlich...stimmt...bei Mathe und Physik klappt positives Denken äußerst selten. Na ja, zumindest mit Physik muss ich mich seit der 10. Klasse nicht mehr rumquälen! Ich hoffe, das Lied hat dir gefallen :) Ja, mir fiel es seltsamerweise auch recht schwer, Daeliors Abschied zu schreiben. Aber vielleicht ist es ja nicht für immer ;) Vielen lieben Dank für deine Review =freu=

Airihnaa: Dir wird das Loslassen schwer fallen? Was glaubst du, wie es mir gehen wird =lol= Die Geschichte ist mir richtig ans Herz gewachsen. Außerdem wird meiner besten Freundin bald schon das Herumgejammer meinerseits zwecks fehlenden Schlafes fehlen :) Vielen Dank auch dir für dein Feedback :) Ich hoffe, deine Erwartungen wurden in diesem Kapitel erfüllt!

Nirvanya: Hihi, danke für dein Lob =freu= und dass du mir treu" bleiben willst :) Ist die Wartezeit von 10 Tagen zu viel? Wie auch immer, ich freue mich, wenn sich das Warten gelohnt haben sollte! Danke für dein Feedback!

Strumpfhase: Ruhe vor dem Sturm? :) Nein, nein, ich bin nicht mehr gemein auf die letzten Meter...auch wenn das alle von mir zu denken scheinen =grml= Wow! Also so ein Lob aus deinem Munde zu hören ehrt mich wirklich! =rotwerd= Ich freue mich, dass ich mich verbessern kann und werde weiterhin daran arbeiten :) Danke für all deine ermutigenden Worte, du machst mich ganz verlegen! Ohne die lieben Leser/bzw. Reviewer würde ich das nicht schaffen. (du kennst mich ja, ich brauche Motivation :)) Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn ich dich auch bei meiner nächsten Geschichte (hint, hint...lol) als Leserhase begrüßen dürfte! Hab dich lieb und nochmals danke für alles! =ganz doll drück= Ach ja – und schon dich ;)

BlackPearl: Siehst du, es geht auch ohne Mord und Totschlag, dass ein Charakter sich aus der Story verflüchtigt ;) Ja, der Opa Thranduil =lach= Hab ewig hin- und her überlegt, wie das Treffen" von Opa und Enkel ablaufen könnte und dabei ist das herausgekommen. Hihi...also was du wieder in die Selina/Filegon Szene hineininterpretierst =lol= Vielen Dank für deine Review! Wirst du jetzt in Bremen dein Studium anfangen oder hat sich etwas anderes ergeben? =fühl dich geknuddelt=

Pony: Glaub mir, ich hab schon von einigen Seiten Forderungen für eine Daelior-FF erhalten =lol= Aber ich lass mir da nicht reinreden ;) Ja, endlich herrscht eine friedlichere Atmosphäre vor...nach all dem Chaos, was unsere Helden so durchleben mussten. Hach ja, das Ende...irgendwie komisch, nach knapp 13-monatiger Arbeit einen Schlussstrich zu ziehen. =seufz= Vielen Dank für deine Review =freuknuff=

Yavanna16: Wow! Was für eine Leseleistung! Respekt! Und natürlich auch ein großes Dankeschön dafür! Oje, nicht, dass du Ärger von deinen Eltern bekommen hast, wegen der langen Lesedauer! =sich dafür schäm= Aber dass du es so spannend fandest, ehrt mich natürlich und freut mich, da sich meine Absicht umgesetzt zu haben scheint :) Ein Lied, ein Lied...es ist erstaunlich, wie viele schon seit der Verlautung, dass Gimli und Thíluil singen müssen, auf das Lied warten, ja, förmlich danach lechzen :) Ich hoffe, dich nicht enttäuscht zu haben!

Jathy: Hach, meine liebe Jathy! Du schreibst ja Romane von Reviews! =ganz sprachlos sei= Wie ich deinen Worten entnehmen kann, hat dir das letzte Kapitel gut gefallen :) Ja, ich dachte mir, dass es etwas zu weit gehen würde, wenn Daeliors Schale gänzlich zerbräche. Aber vielleicht hören wir ja noch einmal etwas von ihm :) Hihi, ja, die Thranduil-schleicht-heimlich-in-Filegons-Zimmer-Szene hat mir richtig Spaß gemacht ;) Ich glaube, dass der gute König wenigstens innerhalb seiner Familie ein bisschen Etikette sausen lassen könnte! Bzgl. eines dritten Teiles werde ich mich noch nach dem Epilog äußern :) Ich danke dir sehr für deine Reviews und Meinungsäußerungen! (wie könnte ich so etwas nicht wollen?!?!) Ich freue mich, dich als Leserin zu haben =sich geehrt fühl=! Ich hoffe, die letzten Teile der Geschichte, insbesondere das Lied, werden dir gefallen :)

HexenLady: Ja, dass du kein Internet haben würdest, hast du mir ja schon geschrieben! Umso erfreuter war ich ja, trotzdem einen Kommentar von dir zu bekommen :) Dankeschön! Ich hab so schnell geschrieben, wie sich nun einmal 24 Seiten schreiben lassen :) Hoffe, du bist zufrieden?! :)

Soraya: Hihi, ja, ich sag mal – es kann nicht in jedem Kapitel Action am Fließband geben :) Eine kleine Verschnaufpause ist doch auch nichts Schlechtes, oder? Ja, es ist wirklich schade, dass Tolkien Legolas so wenig Beachtung schenkte...andererseits ist das gut für uns Fanfiction-Spinner =g= Bleibt viel Freiraum übrig :) Ähem...ja...der Satz =rofl=...ich sag nur – nobodys perfect. Sorry dafür. Ah, die RPS-Kapitel hab ich ganz vergessen – werden noch nachgeschickt! Danke für deine Review! =freu=

Elenloth: Jaaa! Eine Wiederholungstäterin =lach= Schön, dass du das mit der Verschnaufpause genauso empfindest wie ich :) Ja, dies hier ist das letzte Kapitel, allerdings gibt es noch einen abschließenden Epilog :) In der Hoffnung, dass dir auch die letzten Stückchen der Story gefallen werden, danke ich dir für dein liebes Feedback :)

MaryHawk: Ich danke dir für deine Review :) Bis nach Hause werde ich die Kinder wohl nicht begleiten, aber ich hoffe trotzdem, dass das letzte Kapitel und der Epilog lesenswert sein werden :)

Anne: Ja, ich gestehe...ich bin aus dem Waschen in den letzten Tagen nicht mehr rausgekommen =grins= Du verwöhnst mich aber auch :) Du hast Thranduil für den personifizierten Tod gehalten? =lol= Hat sich glücklicherweise als Irrtum herausgestellt. Ich bezweifle allerdings, dass ausgerechnet Daelior zu Laiths und Legolas Hochzeit erscheinen wird. Ich denke, das Geschehene hat ihn zu sehr gebeutelt...aber das heißt nicht unbedingt, dass wir nie wieder etwas von ihm hören...zumindest hoffe ich das ;) HDL =knuddel= und vielen Dank!

Lestelniel: Ui, wow! Eine neue Leserin, bzw. Reviewerin! =freu wie blöd= Hach, so viel Lob macht mich ganz verlegen! Es gibt keinen Teil, der nicht spannend ist? Wow, dann hoffe ich doch, dir das Ende noch schmackhaft machen zu können :) Ja, ich versuche ab und an ein paar kleine Worte elbisch einzubauen, allerdings hab ich nicht so viel Ahnung von Sindarin-Grammatik =lol= Ich danke dir sehr für dein liebes Feedback! Ist immer wieder überraschend, einen neuen Namen unter den Reviewern zu erblicken :)

Pauleschwein: =lol= Immer diese Befürchtungen! Als ob ich zum krönenden Abschluss alle töten würde. Ja, Eldarion macht mobil ;) Ich weiß, dass der Abschied von Daelior recht traurig ist, aber es muss ja nicht für immer sein, oder? Ich werde sehen, was ich für dich tun kann ;)

Mystica89: Juhu! Ein neuer Teil des Therapy-Centres! Und was für ein genialer! =sich wegschmeißt= Ich kenn dich doch – du kannst doch eh nix wegwerfen" =rofl= Aragorns persönlicher kleiner Gerümpelkeller =lol= Hach...das is so geil! Burger King Krone =lol= Gott, ich krieg mich nicht mehr ein! =Träne aus dem Augenwinkel wisch= Ui, und meine RPS war dir zur Inspiration gereicht?? Die lesen anscheinend doch mehr Leute, als ich gedacht hab :) Ui, schön, dass dir mein Kapitel gefallen hat. Das Ende rückt unweigerlich näher und ich hoffe, dass es dir gefallen wird. Aber ach du Schreck – wird das auch das Ende des Therapy-Centres bedeuten? O.o =flehend anschau und nach Fortsetzung bettel= Hab ein Herz! =klebt Mys nen Ein Herz für Stoffpferde" – Sticker an die Stirn und lächelt hoffnungsvoll= Danke für deine Review =umknutsch= HDL!