Hier ist nun das zweite Kapitel, wie versprochen. Ich führe in diesem Kapitel neue Figuren ein. Seid nett zu ihnen ;)
@Vicky23: Vielen Dank für's Feedback, deine Geschichten sind aber auch nicht ohne.
@amicahelena: du siehst mich verlegen *lach*.
@all: falls irgendjemand sonst diese Geschichte liest, würde ich mich über Meinungen und Anregungen freuen.
2. Die Waldläufer im Norden
Valanya zog ihr Schwert Anquirel angewidert aus dem Körper eines noch zuckendes Orks. In letzter Zeit häuften sich die Angriffe dieser stinkenden Brut auf den Forodwaith. Noch konnten sie die Kreaturen von den Unterkünften, die sie hoch in den Wipfeln der Bäume gebaut hatten, fernhalten. Doch wie lange noch?
Die Angriffe wurden immer gezielter, immer stärker und gelegentlich schafften es die Gegner bis in den Wald vorzudringen. Ihre Gedanken wurden unterbrochen.
„Valanya, wir konnten sie alle erledigen" Gorath, ihre rechte Hand, schaute sie erschöpft und erwartungsvoll an.
„Gut, Zeit zum Aufräumen" sie lächelte bitter.
Aufräumen hieß, alle Leichen auf einen Berg schichten und ein großes Feuer veranstalten. Die Hoffnung, die sie jedes Mal hegte, dass das Feuer die restlichen Kreaturen für einige Zeit von weiteren Angriffen abschrecken würde, wurde von Mal zu Mal geringer.
„Gorath, wie viele Männer haben wir verloren?"
„Drei, dieses mal nur drei, Nahlin, Feared und Hjalmar. Aber etliche Verletzte" Gorath, blickte Valanya nachdenklich an.
Er war groß gewachsen und hatte schöne graugrüne Augen. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig geformt und ein paar Strähnen seines braunen Haares fielen ihm ins Gesicht. Valanya hatte ihn gern um sich herum. Er war mutig im Kampf und ein angenehmer Gesprächspartner in den Kampfpausen. Auch wenn sein grauer Mantel und sein Lederwams zerschlissen waren, merkte man ihm seine edle Abstammung deutlich an. Es war die Art, wie er sich bewegte, wie er sprach und die Gewichtung, die er jedem seiner Worte beilegte.
Auch sie selbst maß ihrer äußeren Erscheinung kaum Bedeutung bei. Wie alle ihre Männer trug sie die einfache und doch so schützende Waldläuferkleidung: einen langen Kapuzenmantel, darunter Tunika und Lederwams, schwarze Hosen aus angenehmem, weichem Wildleder und kniehohe Stiefel. Alles schon zerschlissen von zahlreichen Nächten unter freiem Himmel und ebenso zahlreichen Kämpfen. Doch wen interessierte es. Sie hatte wichtigeres im Sinn als Kleidung. Ihre warmen braunen Augen trugen schon seit einiger Zeit stets einen Schimmer von Traurigkeit in sich. Gedankenverloren strich sie sich eine Strähne ihres schwarzen, halblangen Haares aus dem Gesicht, welches schmale und edle Züge hatte, welche sie jedoch leider immer mit einer Spur von Ernst oder auch zuweilen Bitterkeit unterlegte, so wie jetzt auch wieder.
‚Schon wieder drei Männer verloren, verdammt, lange werde ich das Lager nicht mehr halten können.'
Etwa vier Dutzend Männer waren ihr geblieben. Vor ungefähr zwei Jahren begann sie die Waldläufer, die letzten Überbleibsel der Dunedain im Norden, um sich zu scharen.
Vorher mussten sich viele der Kälte und den Angriffen beugen und die, die nicht im Kampf fielen, zerstreuten sich in alle Winde. Valanya erkannte, als die Angriffe der Kreaturen immer weiter zunahmen, dass ihre Hoffnung, wenn es denn eine gab, nur in einem gemeinsamen Kampf lag.
Gorath war der erste der Waldläufer, der sich ihr anschloss. Sie erinnerte sich noch gut daran. Er ebenso höflich, wie abweisend und reserviert und es war nicht leicht ihn zu überzeugen, zumal Dunedain Einzelgänger waren und niemandem leichtfertig ihr Vertrauen schenkten. Glücklicherweise hatte er noch an einer alten Verletzung mit einem Orkschwert zu kämpfen, die sie ihm etwas erleichtern konnte und als er sah mit welcher Kraft und Eleganz sie ihr Schwert führte, waren sämtliche Zweifel ausgeräumt. Mit Gorath an ihrer Seite machte sie sich auf die Reise und dank seiner Art zu Reden, dem angenehmen Klang seiner Stimme und der tiefen Überzeugungskraft seiner Worte, fiel es ihnen nicht schwer, einen Großteil der Waldläufer, die ihnen unterwegs begegneten, unter sich zu vereinen.
„Valanya?" Gorath schaute sie immer noch an.
Sie schob die Gedanken beiseite und sagte mit fester Stimme: „Die Verletzten ins Lager! Beren soll schauen was er für sie tun kann, ich komme gleich nach." Beren war ihr Heiler, und der einzige außer ihr, der diese Fähigkeit im Lager besaß. Allerdings war die Fähigkeit bei ihm nicht so stark ausgeprägt, wie bei ihr, so dass er nur die leichteren Fälle übernehmen konnte aber auch für diese Hilfe war sie schon äußerst dankbar.
Valanya ging an den Waldrand, wo ihr Pferd stand. „Nahar" sagte sie zärtlich, und dann folgten ein paar Worte in einer Sprache, die sonst keiner verstand. Doch sie klang wie wunderschöner Gesang. Das Pferd horchte auf. Sie hatte es einst von Belear bekommen, ebenso wie ihr Schwert Anquirel. Über 30 Jahre ist es nun her, dass Belear sie als kleines Mädchen im Wald fand.
(Rückblende)
Sie stand weinend bei der gerissenen Leiche ihre Vaters, der das Opfer eines Wolfsrudels wurde. Sie hatte ein kleines, silbernes Amulett um den Hals hängen, welches auf der Rückseite den Namen Alassea eingraviert hatte. Wenn man es aufklappte, zeigte es in der Mitte das Bild einer sehr schönen Frau, über welches ein Band aus schwarzem Samt gelegt war. Belear wußte nun, wer das Mädchen war, denn er kannte ihre Mutter und auch ihren Vater und er wußte um den Dunklen Schatten, der über ihrer Familie lag.
Er nahm die Kleine erst mal mit in seine Hütte. Seit der Schatten von Mordor sich wieder verstärkt ausbreitete, lauerten zahlreiche Gefahren im Wald. Außerdem war ihm etwas Abwechslung durchaus willkommen.
Früher, als sein Herr noch da war, liebten sie es gemeinsam durch den Wald zu streifen, die dunklen Kreaturen zu vernichten und der Natur und ihren Geschöpfen ein Wächter zu sein. Doch seit vielen Zeitaltern, war sein Herr wieder bei den Seinen. Belear wollte die Rückreise damals nicht antreten, zu tief war sein Herz in Mittelerde verwurzelt, und von seinem Herrn blieben ihm nur das Pferd Nahar und das Schwert Anquirel.
Seitdem verbrachte er die Zeiten meist in Einsamkeit und wandelte nur manchmal unerkannt unter den Menschen und Elben, half wo er helfen konnte und verteidigte ihre Behausungen vor den Bestien, die den Höhlen entstiegen, ohne dass sie jemals etwas davon gemerkt hätten.
Die Kleine schaute damals mit ihren großen, braunen Augen zu dem grauhaarigen Mann auf, sagte kein Wort und hielt seinem durchdringenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken oder den Blick zu senken, stand. In diesen Augen konnte er nicht die Falschheit und die Schwäche ausmachen, die ihre Vorfahren immer wieder in die Arme des Bösen getrieben hatte und sie zu seinen Handlangern machte.
Belear wußte in diesem Augenblick, dass er das Kind wie eine Tochter aufziehen mußte. Über die Jahre lehrte er sie mit dem Schwert meisterlich umzugehen, doch auch die Sprachen der Elben, der Eldar und sogar die Sprache, deren Klang er seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen und die wie eine wunderschöne harmonische Melodie klang, seine eigene Sprache.
Doch auch die neuen Sprachen der Menschen lehrte er sie und die Geschichte von Mittelerde von den Anfängen vor dem ersten Zeitalter bis in die jetzige Zeit. Und er gab ihr den Namen Valanya, mit einem Gespür für das Zukünftige, welches nur den Seinen zu eigen war.
Doch kurz vor ihrem 17. Geburtstag rief er sie zu sich. Er hatte diesen merkwürdigen Traum gehabt und wußte, dass er gehen musste und ein Schiff in den Grauen Anfurthen auf ihn wartete.
„Valanya, mein Kind" sagte er, doch dann zuckte ein Lächeln in seinen Mundwinkeln „was sag ich da, längst bist du kein Kind mehr, doch was kann dem Blick eines alten Mannes nicht manchmal entgehen". Doch dann wurde er ernst: „ich werde morgen aufbrechen müssen…"
Sie zuckte kaum merklich zusammen „aber…"
„Hab keine Sorge, Valanya, ich habe dich auf alles vorbereitet. Ich muß meine Aufgabe erfüllen und du die deine. Ich werde dir Nahar und Anquirel lassen. Du wirst beide gut brauchen können."
Doch vorher möchte ich dir noch etwas erzählen,
über deinen Vater und deine Mutter, über deine Herkunft und deine Sippe. Und sie erfuhr in dieser Nacht mehr von dem Geschlecht der Numenor, als sie bisher je gelernt hatte. Von Elendil und von Isildur, dem Glorreichen, der sich nur einmal eine Schwäche erlaubte, doch auch von den finsteren Zeiten als sich die Numenor in drei Stämme teilten, die Arthedain, die Rhudaur und die Cardolan.
Und in allen Einzelheiten erfuhr sie von der schlimmen Rolle, die die Rhudaur in der Geschichte einnahmen, als sie sich mir dem Hexenkönig von Angmar verbündeten und ihm dabei halfen, die Arthedain und die anderen Numenor zu überrennen und zu großen Teilen auszulöschen.
Und als Belear auf ihren Vater zu sprechen kam, wagte sie kaum zu atmen, zu gewiß war ihr schon das, was bisher noch nicht ausgesprochen. Ein Diener des Bösen, seit Sauron aus dem Düsterwald vertrieben wurde und in Mordor Einzug hielt.
„Nein" sie sprang auf.
Sie hasste die Kreaturen Saurons, die er in die Wälder sandte um zu töten, was ihnen in den Weg kam und noch mehr hasste sie deren dunklen Herrscher.
Oft streifte sie tagelang allein durch die Wälder, eins mit den guten Geschöpfen des Waldes, mit den Bäumen und der Natur, doch erbarmungslos gegen die, die den dunklen Höhlen Saurons und Angmars entkrochen waren, seit ihre Hand ein Schwert führen konnte.
„Nein" wiederholte sie nochmals, diesmal leiser und Fassungslosigkeit schwang in ihrer Stimme mit.
Belear nahm ihre Hand und sagte „nicht das Blut deines Vaters oder seines Vaters oder eines anderen Rhudaur fließt in deinen Adern, sondern das Blut der Ruhmreichen der Numenor, das hast du schon oft genug bewiesen und das ist es, was ich in deinen Augen sehe. Und ich weiß, dass du deine Bestimmung, die eine Gute sein wird, erfüllen wirst."
Mit diesen Worten schloss er sie fest in seinen Arm.
Er hatte nie viele Worte um etwas gemacht und am nächsten Morgen verließ er das Haus ohne irgendwelche Sachen mitzunehmen, so als würde er in ein paar Stunden wiederkehren, doch das war nun schon fast 15 Jahre her. Einsam streifte sie durch die Wälder und kämpfte ihren eigenen Kampf und vor einigen Jahren nahm endlich die Bedrohung durch die Orks und Trolle (und alles was sonst noch gesandt ward zu töten) ab.
Valanya erhielt Kunde von der Reise der 9 Gefährten, die sich von Bruchtal aufmachten um den einen Ring zu vernichten, was den Hobbits schließlich auch gelang. Im Gegensatz zu anderen Menschen waren ihr die Hobbits gut bekannt, denn bei ihren zahllosen Reisen ist sie natürlich auch bis ins Auenland vorgedrungen, ohne lange zu verweilen und ohne dass jemals jemand ihre Anwesenheit bemerkte.
Sie erhielt Kunde vom Ende Saurons und von einem neuen König, der sich an die Spitze Gondors gestellt hatte, einer aus ihrem Geschlecht, wie die alten Könige.
Doch das Aufatmen und der Friede dauerten nicht lange. Längst kannte sie die drohende Gefahr, die in die Überreste der Festung Angband eingezogen war, denn Belear hatte ihr von dem einen Herrscher, dessen Namen heute keiner mehr kannte, und von dem Siegel der Ringe, besser gesagt, dem Licht der Gemmen der Ringe, welches dem dunklen Herrscher Melkor oder Morgoth (wie ihn die Elderer nannten) ein Bann war, erzählt. So hatte doch der eine Ring, den Sauron nachträglich meisterhaft schmieden ließ, in seiner Vernichtung den Bann der anderen Ringe der Macht gebrochen. Es musste so sein, denn Valanya spürte die Anwesenheit des schwärzesten Herrschers, der seine Arme wieder nach Mittelerde ausstreckte, deutlicher als ihr lieb war und seit zwei Jahren nahmen auch die Angriffe der Kreaturen aus dem Westen wieder zu.
(Rückblende Ende)
Als Valanya ins Lager kam, waren einige ihrer Männer rege damit beschäftigt, die wenig brauchbaren Beutestücke zu reinigen und in die Waffenkammer, welche eher einem Erdloch als einer Kammer glich, zu bringen. Alle Behausungen und sonstigen Räumlichkeiten des Lagers, waren hoch in die Wipfel der Bäume gebaut. Nur die Vorräte waren in Gruben untergebracht, die mit Holz sorgfältig abgedeckt waren. Zwischen den Wipfeln und dem Boden gab es ein wohldurchdachtes System aus Planken, Seilen und Aufzügen, so dass das Lager optimale Sicherheit vor plötzlichen Angriffen bot.
Die Verletzten hatte man in einen der großen Gemeinschaftsräume gebracht, welcher mit dem Aufzug am besten erreichbar war. Beren hatte die meisten schon bestens versorgt, nur bei zweien der Männer hatte sich die Wunde entzündet und sie hatten sehr viel Blut verloren. Valanya tat für sie, was in ihren Möglichkeiten stand, ob die Wunden verheilen würden, konnte erst der nächste Tag ans Licht bringen.
Erschöpft trat sie auf die Terrasse.
‚Belear, ich glaube, ich bin nicht stark genug, zu erfüllen, was du für mich vorgesehen hast.'
Während sie ihren Gedanken nachhing, trat Gorath an sie heran.
„Valanya?"
Sie erschrak. „Bei Eru, Gorath, willst du mich umbringen?"
Er lächelte: „Nichts läge mir ferner, als das."
Dann wurde er plötzlich ernst und schaute eine Weile hinaus in den Nachthimmel.
„Wir werden die Stellung hier nicht mehr lange halten können" sagte er leise „bald werden sie uns überrennen."
Valanya nickte nur leicht. „Glaubst du, dass habe ich nicht selbst längst bemerkt. Ich plane unseren Rückzug schon seit einiger Zeit."
Erstaunt schaute er sie an.
„Gorath" sagte sie vorwurfsvoll und deutete mich einer flüchtigen Handbewegung nach vorn „glaubst du wirklich ich würde das hier bis zum letzten Mann halten? Hältst du mich für einen so schlechten Anführer, dass ich nicht erkennen würde, wenn die Kräfte meiner Männer am Ende sind?"
Betreten schaute er zu Boden „Entschuldigt. Es ist nur……"
Er stockte und atmete tief ein: „es ist erst der Anfang und unsere Kräfte sind bereits am Ende, selbst wenn wir uns zurückziehen, wird uns das ganze Übel eines Tages wieder einholen. Allein können wir es auf keinen Fall schaffen. Wir….."
Sie legte ihre Hand auf seine Schulter: „willst du nicht erstmal abwarten, was ich dir zu sagen habe? Laß uns reingehen, ich möchte unser weiteres Vorgehen mit dir besprechen."
Valanya holte eine Schriftrolle aus der Schublade, die eine alte Karte enthielt.
„Schau, hier in den Eisenbergen ist die alte Festung Angband. Wir wissen leider nicht, inwieweit Morgoth die Festung bereits wieder hergestellt hat. Aber während ihr hier die Vorbereitungen trefft, werde ich gehen, um dort die Lage zu erkunden."
Gorath sprang auf: „Auf gar keinen Fall! Das wäre Selbstmord. Das kann ich nicht zulassen."
Mit ruhiger und fester Stimme entgegnete Valanya: „du kannst…und du wirst es zulassen, denn ich werde niemanden von meinen Männern dorthin schicken."
„Dann gehe ich." entschlossen sah er sie an.
„Nein! Denn ich brauch dich hier." Mit etwas sanfterer Stimme fügte sie hinzu: „Du weißt, dass ich gehen muß. Ich kenne das Gebiet, ich war früher oft längere Zeit dort. Ich bin am erfahrensten im Kampf und ich kann auch mal verschwinden, wenn ich nicht gesehen werden will." Sie lächelte.
Gorath seufzte und atmete tief ein: „aber wagt es nicht, gefangen oder verletzt zu werden, denn dann komm ich persönlich um euch zu holen und dann gibt es Ärger."
Valanya grinste über das ganze Gesicht: „Ich werde mich zu gegebener Zeit daran erinnern."
Sie wendete sich wieder der Karte zu.
„Ich gehe davon aus, dass die Brut hier oben in den Grauen Bergen einen Stützpunkt, eine Befestigung, einen Turm oder was auch immer hat….die Angriffe scheinen immer von dort zu kommen." Sie deutete auf einen Punkt nordöstlich des Grauen Gebirges.
„ich werde also besser eine kleine Bergwanderung machen. Ist immer noch sicherer als geradewegs bei unseren Freunden vorbeizuspazieren."
Er lächelte gequält: Was auch immer ihr sagt, meine Gebieterin. Ihr würdet ja doch euren Kopf durchsetzen, wenn ich etwas anderes behauptete…" Mit einem leicht ironischen Grinsen in den Mundwinkeln schaute er sie herausfordernd an: „euren zugegebenermaßen hübschen Kopf."
Sie lachte: „passt auf, dass mit eurem zugegebenermaßen auch recht hübschen Kopf nicht gleich etwas recht hässliches passiert!" Sie warf ihm ein paar der Trauben, die gerade in einer Schale auf dem Tisch standen, an den Kopf.
„Au!" Er rieb sich den Kopf mit einem schuldbewussten Blick und beide mussten sie lachen.
Valanya räusperte sich: „jetzt aber wieder ernst, schließlich haben wir wirklich noch viel zu besprechen."
Er seufzte. Viel zu kurz, waren solche Momente, in denen sie ganz ungezwungen sein konnten.
Sie stieß ihn in die Seite und deutete mit dem Finger wieder auf die Karte. „Unser neues Lager schlagen wir in Bruchtal auf, die Gegend dort ist verlassen. Wir werden uns dort niederlassen, weil wir die Stelle leicht verteidigen können. Wir brauchen dann nur den Hohen Pass zu sichern. Einen Vorposten werden wir auf den verlassenen Trollhöhen errichten. Dort ist die Sicht gut, der Ort ist aber dennoch schwer erreichen. Man weiß ja nie welche Bedrohungen plötzlich aus dem Westen anrücken." Sie lächelte.
Gorath verfolgte eifrig bemüht die Bewegungen ihres Fingers. Er fand die Idee mit Bruchtal sehr gut. Der Ort war immerhin gut befestigt und gut zu verteidigen.
„Den hohen Pass sichern?" fragte er. „Glaubt ihr, dass uns irgendwas aus dem Osten droht? Dort ist doch der Düsterwald."
„Der Düsterwald schon, aber es gibt eine alte Waldstraße mitten durch den Düsterwald und über den hohen Pass" sie zog die Route mit dem Finger nach. „Ich denke, dass die Streitkräfte Morgoths, diesen Weg nehmen werden. Zum einen ist er viel kürzer als der Weg außen um das Nebelgebirge und zum anderen verläuft die Waldstraße durch den Schutz der Berge des Düsterwaldes, so dass auch die Elben nicht sofort erkennen dürften, wer oder was sich da einen Weg durch ihre Gebiete bahnt."
Gorath grübelte: „Glaubt ihr dass die Elben mit dieser Bedrohung fertig werden könnten?"
„Mit den gelegentlichen Angriffen schon" sagte sie. „Ich habe gehört dass die Elben meisterliche Kämpfer sind und dass nicht nur mit dem Bogen. Doch irgendwann wird die Übermacht wahrscheinlich zu groß werden. Ich denke, sobald wir in Bruchtal sind, werde ich den feinen Herren dort mal einen Besuch abstatten….und ihre Aufmerksamkeit ein wenig zu schärfen versuchen." Sie grinste.
„Auf alle Fälle sollten wir die Vorbereitungen beschleunigen. Ich werde auch in ein paar Tagen aufbrechen. Das Lager lege ich dann in deine Hand. Nehmt alles mit, was möglich ist. Die Leute sollen die Sachen dann schon mal nach Bruchtal transportieren. Du und ein paar Leute deiner Wahl, werden hier auf mich warten. Wenn ich in drei Wochen nicht zurück bin, geht ihr ebenfalls."
Gorath fuhr unmerklich zusammen. Er nickte langsam.
‚Hat ja doch keinen Sinn ihr zu widersprechen.'
„Gut, es ist spät und morgen haben wir viel zu tun. Wir sollten jetzt schlafen gehen." Mit diesen Worten schob sie ihn sanft, aber bestimmt, aus der Tür. Lange konnte sie keinen Schlaf finden, zu bewegt waren ihre Gedanken um die Ereignisse der Vergangenheit und besonders an die, die vor ihnen lagen.
