Anmerkungen:

Hier ist also das nächste Kapitel, ich gebe euch mal kurz eine zeitliche Abfolge, damit ihr noch folgen könnt. Also Kapitel 1 lief separat, während Kapitel 2 und 3 in etwa parallel nach Kapitel 1 abliefen. Nun befinden wir uns in nachfolgender Zeit und das nächste Kapitel wird wieder parallel zu diesem hier ablaufen. Na, alle Klarheiten beseitigt?

Disclaimer: siehe Kapitel 1.

Anmerkungen zu den einzelnen Reviews sind diesmal am Ende aufgeführt. Also in medias res!

4. Angband

Valanya schlich vorsichtig durch den Wald. Sie war aufgebrochen, bevor der Morgen erwachte, um wenigstens die ersten Meter im Schutz der Dunkelheit zurücklegen zu können. Doch jetzt rötete sich der Horizont und der neue Tag kündigte sich in einem prächtigen Farbenspiel an. Valanya schaute skeptisch die Glut am Horizont an.

Nein' sie schüttelte den Kopf ‚aus dem Osten kam schon lange nichts Gutes mehr, auf dich fall ich nicht rein.' Sie lachte leise.

Dann horchte sie in die Dämmerung. In friedlicher Stimmung war der erwachende Wald, einige Vögel untermalten diesen Eindruck mit ihren üblichen, morgendlichen Weckrufen.

Sie genoss kurz die Harmonie des Waldes, doch war sich dessen bewusst, dass dieses Gebiet längst von den Knechten Morgoths verseucht war. Sie zog die Stirn in Falten und ihr Gesicht nahm verbitterte Züge an, während ihre Hand sich um den Knauf ihres Schwertes legte. Sie horchte nochmals angestrengt in den Morgen.

Sieht so als, als würde ich wenigstens dieses Stück ohne Zwischenfälle überstehen'

Valanya lächelte bei dem Gedanken leicht.

Anschließend ging sie zu dem Bach, der sich durch das Waldstück schlängelte, zog ihre Stiefel aus und watete ein gutes Stück durch das Wasser. Sie hoffte so, mögliche Verfolger abschütteln zu können.

Wenn diese Biester nur nicht so gute Nasen hätten'

Valanya rief sich die alten Lieder der Elben in Erinnerung und sang sie in Gedanken vor sich hin, wie sie es zuvor schon oft getan hatte, wenn sie allein durch die Wälder streifte. Manchmal erdachte sie auch neue Lieder oder Strophen und die Worte formten sich in ihrem Kopf:

Vom Schlafe Iluvatars erweckt,

am Cuivienen einst stumm gesessen.

Erblickten sie der Sterne Licht

Und konnten es nie mehr vergessen.

Sie schätzten, was ihnen der Schöpfer geschenkt,

erstaunt seine Wege sie kamen.

Begannen zu sprechen und von der Melodie gelenkt.

Bedachten sie alles mit Namen.

Den schönsten der Namen bewahrten sie

Quendi – die mit Stimmen sprechen.

Und gaben ihn sich, denn zuvor hörten sie nie

ein anderes Wesen die Stille durchbrechen.

Valanya wollte gerade die vierte Strophe ihres Liedes beginnen, als plötzlich ein Geräusch ihre Gedanken aufschreckte. Sofort sprang sie auf die Füße und lauschte angestrengt in den Wald.

Stimmen?'

Deutlich konnte sie Schnauben, Rascheln und einige Worte vernehmen.

Orks' dachte sie ‚nichts wie weg hier.'

Behände erklomm sie einen nicht allzu hohen Baum, der in ihrer Nähe stand und verbarg sich im Schutz der Blätter. Nun konnte sie die Bedrohung auch schon deutlich erkennen. Etwa ein halbes dutzend Orks bahnte sich grob einen Weg durch das Dickicht.

Kurz darauf wälzten sie sich, keinen Steinwurf von ihrem Baum entfernt, vorbei. Valanya wagte nicht einmal mehr zu atmen.

Sie gehen vorbei' dachte sie erleichtert.

Doch in diesem Moment blieb einer der Orks stehen und hielt seine Nase schnüffelnd in den Wind. Valanya wurde bleich: ‚verdammt, ich hab's doch gesagt, die haben einfach zu gute Nasen.'

Fester umfasste sie den Knauf ihres Schwertes und machte sich ein Bild von der Lage. Sie hatte Nahar nicht mitgenommen, um nicht entdeckt zu werden, doch jetzt wünschte sie ihren treuen Gefährten in ihre Nähe. Schließlich könnte sie den Angreifern dann in Windeseile entkommen. Andererseits benutzten die Orks vergiftete Pfeile, die sie dann immer noch eine Weile hätten erreichen können.

‚Fünf Orks' überlegte sie. ‚ich sollte schnell handeln, bevor der Rest der Bande kommt und bevor sie MICH entdecken.'

Sie setzte zum Sprung an: ‚ach was soll's, man lebt nicht ewig….zumindest wenn man nicht gerade elbischen Blutes ist'

Mit einem flinken Satz und nachdem sie während des Sprungs schon Anquirel gezogen hatte, landete sie direkt hinter zwei Orks, von denen einer der Schnüffler war. Die beiden wussten gar nicht wie ihnen geschah. Valanya holte aus und mit einer halben Drehung glitt Anquirel auch schon durch den Körper eines Orks und teilte dessen stinkigen Körper in zwei Hälften. Dabei ging sie, um den Schwung der Drehung abzufedern auf ein Knie und führte mit gekonntem Schwung und einer Drehung des Körpers das Schwert zurück um den zweiten Ork von den Füßen zu holen. Noch aus dieser Bewegung heraus stellte sie sich sofort wieder auf die Füße und hob das Schwert mit beiden Händen vor ihren Kopf, während die Spitze schon nach unten auf den Kopf des Feindes gerichtet war. Mit einem letzten Stoß, in den sie allen Hass legte, stieß sie Anquirel senkrecht nach unten, mitten in die widerwärtige Orkfratze. Alles geschah in sekundenschnelle, einige feine Spritzer dunklen Orkblutes bedeckten Valanyas Gesicht.

Die anderen drei Späher der Vorhut hatten das Treiben bemerkt und stürzten sich mit wildem Geheul auf ihren Angreifer.

Valanya schleuderte ihnen ein trotziges, provozierendes Lächeln entgegen:

„Kommt schon, ich kann etwas Bewegung vertragen." Während sie die Worte aussprach, hielt sie ihr Schwert horizontal vor ihren Körper, der bis zum äußersten gespannt war.

Zwei Orks stürmten zugleich auf sie zu, der dritte in kurzem Abstand dahinter. Bevor sie ihre Waffen überhaupt heben konnten, war sie zwischen ihnen mit einer Rolle hindurch gesprungen und ihr Schwert fand, während sie noch kniete, mitten im dritten Ork sein Ziel. Er öffnete sein Maul und eine Welle stinkigen Atems strömte auf sie ein, so dass die Übelkeit sich beinahe den Inhalt ihres Magens greifen wollte.

Noch im Aufstehen, zog die das steckende Schwert, so kräftig wie möglich durch den zuckenden Orkkörper nach oben, damit noch möglichst viele Organe auf dessen Weg verletzt würden.

Noch bevor sich die anderen beiden drehen konnten, bekam einer der beiden schon das Schwert von hinten in den Rücken. Flugs zog sie es wieder raus, um es auch noch dem letzten der Brut in den Körper zu rammen, doch der hatte anscheinend aus den Fehlern seiner Mitstreiter gelernt, oder verfügte noch über ein paar Reste elbischen Hirns, so dass er auswich und sich ein paar Meter von ihr wegbewegte. Schnell und gekonnt zog er seinen Bogen hervor und war gerade dabei einen Pfeil einzulegen, als Valanya ihm Anquirel mit gekonnter Hand entgegen schleuderte. Mit einigen schnarrenden Lauten brach der letzte der Truppe zusammen. Direkt zwischen Helm und Brustpanzer hatte sich Anquirel seinen Weg gebahnt und dem Feind die Kehle durchtrennt.

Valanya ging zu dem noch zuckenden Ork und zog ihm ihr Schwert aus dem Hals.

Dabei stemmte sie als Gegenzug ihren Fuß gegen den Oberkörper des Dahinsiechenden.

Sie atmete tief durch.

Nun sollte ich mich aber schleunigst auf den Weg machen, die anderen sind sicher nicht weit'

Valanya lief ungefähr eine Stunde gen Osten, zügig zwar, doch immer wachsam, ob man sie verfolgte oder ob von vorne neue Angreifer auftauchten. Das Ende des Waldes tauchte nun unmittelbar vor ihr auf und das Licht brach stärker durch die weniger dichten Bäume.

Sie hielt jetzt inne.

Durch das offene Feld sollte ich mich jetzt besser nicht wagen'

Etwas unruhig lief sie jetzt wieder ein Stück südlich am Waldrand entlang, immer noch unter dem Schutz der Bäume, auf der Suche nach etwas günstigerem Gelände, dass ihr etwas mehr Schutz bieten konnte. Sie kam wieder an den Bach, den sie auf ihrer Flucht rechts von sich gelassen hatte.

Sie grinste: „du kommst mir gerade recht."

Der Bach hatte sein Bett in die Landschaft gewühlt und lag daher etwas tiefer als das freie Feld.

Nun wirst du mir also wieder als Weg dienen', Sie begab sich hinunter ans Wasser und zog ihre Stiefel aus. Als sie ihre Hände erblickte, verzog sie das Gesicht. Das nun fast schwarze, getrocknete Orkblut klebte noch überall an ihr.

Sie wusch sich gründlich Hände und Gesicht und reinigte ihr Schwert, bevor sie sich wieder auf den Weg mitten durch das Bett des kleinen Baches machte.

Dieser schlängelte sich in südöstliche Richtung und sie konnte ungesehen die Ered Mithrin erreichen. Ihre Füße waren völlig aufgeweicht und schmerzten fürchterlich, so dass sie beschloss eine Pause zu machen. Den Bach konnte sie eh nicht weiter benutzen, denn der fiel jetzt steil von oben herab. Bis zum Dürrheider Pass würden es noch einige Wegstunden sein, für die sie erstmal Kraft schöpfen wollte. Mittlerweile stand die Sonne hoch über dem Himmel und brannte unbarmherzig herab. Es war untypisch für diese Jahreszeit, dass es so heiß war, schließlich war der Winter kaum vorbei, aber wenigstens würde der Gebirgspass dann gut begehbar sein - zumindest hoffte sie das.

Nach einiger Rast, einer spärlichen Mahlzeit, da sie sich nur ungern mit unnötigem Gepäck belastete, und im Schein der kühleren Nachmittagssonne zog sie schließlich weiter.

Gegen Abend kam sie dann endlich an den Pass. Alles war ruhig. Eigentlich lief alles viel zu glatt.

Nur ein kleiner Zwischenfall, nicht schlecht für den ersten Tag' dachte sie.

Keine Orkhorden oder gar schlimmeres, wie sie es schon befürchtet hatte, lauerten ihr auf. Gut, sie würde den Vorposten umgehen, aber sie hatte dennoch mit größeren Schwierigkeiten gerechnet.

Zweifelnd horchte sie in die Abenddämmerung, ob sich nicht doch etwas regte. Aber es schien tatsächlich alles ruhig zu sein.

Sie beschloss, einen Teil des Aufstiegs noch in dieser Nacht anzugehen, um dann in einer der zahlreichen Höhlen, die weiter oben warteten, etwas Schlaf zu finden. Tief in der Nacht fand sie eine geeignete Höhle, nachdem sie bereits einen guten Teil des Weges zurückgelegt hatte. Sie suchte sich eine günstige Stelle innerhalb der Höhle und zog den Mantel über sich. Ein Feuer zu machen, konnte sie nicht riskieren, aber der Mantel hatte ihre schon oft den nötigen Schutz vor der Kälte gespendet.

Der Weg über den Dürrheidepass war äußerst mühsam. Zwei Tage war sie bereits unterwegs und je höher sie kam, desto mehr nahm der eisige, schneidende Wind zu. Valanya war beinahe am Ende ihrer Kräfte, zitternd sang sie leise ein Lied vor sich hin, welches Belear sie gelehrt hatte. Es war ein altes Lied über Beren und Luthien, welches von den Elben stammte. Und tatsächlich schien sie ein Gefühl plötzlicher Wärme zu durchströmen, so angetan war sie von der Schönheit der Worte und der Geschichte.

Sie musste lachen.

Schon merkwürdig, dass mein etwas schwerfälliger Heiler ein Namensvetter, dieses mutigen, heldenhaften Menschen ist…..Nein, nein Beren, nichts gegen dich, ich bin ganz froh, dass ich dich hab' vollendete sie diesen Gedanken schnell. Es lag ihr fern auch nur ein schlechtes Wort über einen ihrer Männer verlauten zu lassen, ja überhaupt nur zu denken.

Valanya stapfte leise singend weiter.

Am dritten Tag ging es endlich wieder bergab und Valanyas getrübte Stimmung besserte sich langsam wieder. In der Ferne konnte sie den Düsterwald ausmachen, doch dorthin begehrte es sie nicht zu gelangen – noch nicht.

Es dauerte einen weiteren Tag, bis sie den Pass überquert hatte und endlich den Bergen den Rücken kehren konnte und noch mal drei weitere, bis sie die Dürre Heide durchquert hatte. Oft musste sie Orktrupps ausweichen und immer wenn sie zwei Schritte vorwärts kam, musste sie gezwungenermaßen einen zurück gehen. Die Sonne brannte unerbittlich und die Gegend wurde immer wärmer und stickiger, je weiter sie nach Osten vordrang.

Glücklicherweise gab es hier aber auch viele Vertiefungen und Furchen, in denen sie immer wieder schnell ein Versteck fand, wenn Feinde sich näherten.

In einer solchen Erdspalte wartete sie auch jetzt wieder darauf, dass eine Gruppe Orks an ihr vorüberziehen möge. Während sie reglos ausharrte, ihren Körper zum Schutz noch unter dem grauen Waldläufermantel versteckt, schweiften ihre Gedanken zum Lager, zu ihren Leuten und vor allem zu Gorath.

Jetzt, wo sie so weit weg war und sich allein durch diese unleidliche Gegend schlagen musste, wurde ihr erst bewusst, wie viel er ihr bedeutete.

Sie merkte, dass sie eine leichte Gänsehaut bekam und lächelte.

Dich könnte ich hier gut brauchen mein Freund.'

Dann erinnerte sie sich plötzlich wieder an das kleine Geschenk, welches er ihr während ihrer Aufbruchsvorbereitungen schnell noch überreicht hatte. Sie hatte es im Stress der Vorbereitungen achtlos in die Innentasche ihrer Lederweste geschoben. Vorsichtig lupfte sie den Mantel ein wenig hoch, um sicher zu gehen, dass nicht irgendeine Gefahr bereits unmittelbar vor ihrer Nase lauerte. Alles war wieder ruhig und sie streifte den Mantel ab. Suchend tastete sie die Innenseite der Weste ab, bis sie das Gesuchte fand. Sie griff in die Tasche und zog einen kleinen, aus einer vergilbten Papierseite gefertigten Umschlag, heraus. Er war versiegelt. Sie öffnete vorsichtig das Siegel und faltete das Papier auseinander. Es lag ein schon etwas verwelktes, vierblättriges Kleeblatt darin, außerdem waren ein paar Worte in aller Schnelle aufgekritzelt:

Die ganze Nacht habe ich danach gesucht, damit es euch zu mir zurückbringen möge.

Valanya lächelte: ‚dieser Kerl ist einfach total romantisch….so was ist doch wieder typisch für diese Adligen' sie lächelte sanft.

Natürlich hätte sie niemals zugegeben, dass es gerade Gorath's vornehme Art und seine romantische Ader waren, die sie berührten, sie geradezu entwaffneten.

Zärtlich strich sie über das Kleeblatt und wickelte es sorgfältig wieder in das Papier ein. Anschließend schob sie es wieder in die Tasche zurück. Man möchte es nicht glauben, aber ausgerechnet diese kleine Geste, dieses Zeichen eines Freundes, inmitten dieser trostlosen Einöde, hatte ihr wieder neue Kraft gegeben. Valanya erhob sich langsam und tastete mit ihren Augen die Umgebung ab. Es schien alles ruhig zu sein und die einbrechende Dunkelheit bot ihr weiteren Schutz. Zügig machte sie sich wieder auf den Weg, schließlich würden die Männer sie nach drei Wochen zurück erwarten und insgeheim freute sie sich schon Gorath wieder zu sehen und wollte ihn um keinen Preis der Welt verpassen.

Sie war die ganze Nacht durchgelaufen, unterwegs fand sie immer wieder Höhleneingänge, aus denen einen feurige Hitze und ätzender Gestank aufstiegen. Sie mied die Eingänge, aber da die Zahl der Orkschwadrone mehr und mehr wurde, musste sie gelegentlich in einer der weit verzweigten Höhlen Zuflucht suchen. Jedes Mal drehten die Dämpfe ihr dabei den Magen um und sie sank vor Schwindel beinahe auf die Knie.

Wieder einmal war sie geflüchtet und kämpfte im Nebengang einer solchen Höhle gegen die Übelkeit. Plötzlich hörte sie ein Schnauben aus unmittelbarer Nähe und hörte einen Hammer gegen eine Wand schlagen. Sie fuhr herum und kam nicht mehr dazu einen klaren Gedanken zu fassen oder gar das Schwert zu ziehen. Ein Höhlentroll türmte sich vor ihr auf und von der Wucht seines Armes getroffen, flog sie durch ein paar Meter weiter und prallte hinten gegen eine Wand.

Sie spürte die Ohnmacht, die sie überfallen wollte, die immer schwerer werdenden Lider.

‚Nicht ohnmächtig werden, jetzt bloß nicht ohnmächtig werden'

Valanya atmete schwer, sie kämpfte einen einsamen Kampf gegen die Schwäche, die sie zu übermannen drohte. Sie wusste, wenn sie jetzt nachgab, hatte sie ihr Leben verwirkt.

Sie ballte die Faust, langsam zog sie sich hoch, dessen bewusst,  dass der Troll, bereit zum nächsten Schlag auszuholen, auf sie zu kam. Sie zog das Schwert und stand fast wieder auf den Beinen.

Der Troll stürmte heran und konnte zum nächsten Schlag ausholen, geistesabwesend duckte sie sich ab und der Troll stürmte ins Leere. Sie atmete kräftig aus und griff ihr Schwert jetzt fester.

Orome, steh mir bei!'

Es war zwar nicht der erste Troll der ihr als Gegner gegenüberstand, doch sie fühlte sich geschwächt von dem beschwerlichen Weg und die Dämpfe und der Überraschungsschlag von eben taten ihr übriges. Ihr Wille allerdings war ungebrochen.

Und als der Hammer des Trolls beim nächsten Angriff auf sie herabsauste, schmetterte sie ihm ihr Schwert entgegen. Das Holz des Hammers splitterte und Valanya wurde durch die Wucht zurückgeschmettert. Mit dem Mut der Verzweiflung erhob sie sich erneut und parierte auch dieses Mal den Schlag des Trolls mit dem Schwert. Der Hammer zerbrach schallend und der Troll stieß einen dumpfen, grollenden Schrei aus, als er sein Lieblingsspielzeug zerstört sah. Das war Valanyas Chance, sie hatte zwar bei weitem nicht die Kraft eines Trolls, aber dafür war sie unglaublich schnell und wendig. Sie tauchte unter seinen gefährlichen Armen hindurch und stieß ihm ihr Schwert in die Seite. Sein schwarzes Blut floss wie ein Rinnsal über ihre Hände. Der Troll wirbelte, aufgepeitscht vom Schmerz, herum und Valanya wurde mitgerissen, weil ihr Schwert noch immer in ihm steckte und sie es auf keinen Fall loslassen wollte. Endlich rutschte es, durch den Strom des Blutes gelockert, heraus und Valanya rollte in die Ecke. Flink sprang sie wieder auf die Beine, sie erahnte, dass ihre Chance gekommen war, weil ihr Gegner noch immer mit seiner Wunde beschäftigte war. In einem letzten Ansturm der Verzweiflung stürzte sie auf ihn zu und rammte ihm das Schwert in die Brust. Schnell zog sie es zurück und sprang ein Stück zurück, gefasst auf den nächsten Angriff. Doch der Troll fiel krachend, mit einem lauten Aufschrei, der Mark und Ohren erschütterte, zu Boden und schwarzes Blut sickerte aus der Wunde. Valanya konnte ihm nun endlich den Todesstoß geben.

Schwer atmend sank sie zusammen. Erschöpft fuhr sie sich durch die Haare und bemerkte das Blut, welches sie danach an ihren Händen hatte:

Es ist rotes Blut, also muß es wohl meines sein….das erklärt auch das Hämmern in meinem Kopf. Vermutlich stammt es von der Wucht des Aufpralls gegen die Wand.'

Sie versuchte die Verletzung an ihrem Hinterkopf zu ertasten und stellte beruhigt fest, dass es keine besonders tiefe Wunde war. Nur eine Platzwunde. Plötzlich hörte sie Lärm vom Höhleneingang her.

Schnell erhob sie sich.

Die anderen müssen den Lärm gehört haben'. Sie schaute sich um. Es gab keine andere Fluchtmöglichkeit als tiefer in das innere der Höhle hinein. Da Valanya sich im Augenblick zu schwach für weitere Kämpfe fühlte, entschied sie sich für diese, ihr die einzig möglich erscheinende Lösung.

Sie rannte, oder besser gesagt stolperte, durch die Gänge. Je weiter sie in das innere des Höhlensystems kam, desto mehr wurde ihr die Luft genommen. Zahllose Gänge ließ sie hinter sich, kaum mehr wahrnehmend, in welche Richtung sie sich überhaupt bewegte und es kam ihr wie Stunden vor. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch plötzlich hörte sie ohrenbetäubenden Lärm. Lauschend hielt Valanya inne, dann bewegte sie sich vorsichtig weiter, in die Richtung, aus der der Lärm kam. Die Luft wurde langsam wieder besser und sie sog sie tief ein, sich immer noch vorwärtstastend.

Plötzlich endete der Tunnel in dem sie sich befand in einem Abgrund, wie tief konnte sie nicht genau sehen, zu dunkel war es dafür. Doch als sie nach oben blickte, konnte sie kaum glauben, was sie erblickte und ihr Herz hüpfte vor Freude. Das Licht einiger Sterne fiel durch ein Gewirr von Seilen, Planken und riesigen Holzkränen.

Die Sterne! Nun weiß ich, warum die Elben sie so lieben'

Nun versuchte sie sich genauer umzuschauen. Sie schien sich in einer riesigen Grube zu befinden…plötzlich erblickte sie die dunklen Mauern.

Der Bau von Burg Angmar' ihr stockte der Atem.

In den Tiefen der Erde wurde er also angefangen und die Grundmauern standen immerhin schon. Alles Leben erstickende, schwarze Mauern, ein gigantischer Bau, der sich aus der Tiefe der Erde erhob. Als sie genauer hinsah, bemerkte sie auch geschäftiges Treiben auf der Baustelle vor ihr. Gut, dass sie weit genug weg war, so dass sie von dort nicht entdeckt werden konnte.

Wie Ameisen in einen Ameisenbau' dachte sie, als sie das Treiben beobachtete.

Sie wusste nun, dass der dunkle Herrscher bemüht war, die Mauern der Burg so schnell als möglich wieder aufzubauen, wenn er die Arbeiten selbst bei Nacht und unter der Mitwirkung so zahlreicher Hände durchführen ließ.

Sie hatte genug gesehen und fühlte die Intensität der Bedrohung, die von diesen Mauern und von der Zahllosigkeit seiner Kreaturen ausging. Dem Finsteren, Morgoth, wollte sie auf keinen Fall auch noch selbst begegnen.

Ich muss hier weg, so schnell als möglich'

Valanya schaute sich um. Die Felswand, in die ihr Tunnel endete, war die einzige Möglichkeit.

Also klettern' dachte sie ‚na schön, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.'

Mit einiger Mühe kam sie oben an. Sie wollte jetzt nur noch zurück zu den ihren. Besonders vorsichtig und stets darauf bedacht, keinem Feind mehr in die Arme zu laufen, machte sie sich auf den Rückweg. Es gelang ihr den Weg zurück ins Lager, in den Forodwaith,  ohne Feindkontakt zu beschreiten. Sie war zwar total erschöpft, wusste aber, welch schwerwiegende Kunde sie brachte und wie wichtig das Wissen um das, was sie gesehen hatte, war.

So lief sie fast ohne Pause und fiel bereits am 4. Tag der dritten Woche einem ihrer Leute, der Streife in der Nähe des Lagers lief, in die Arme.

„Valanya, bei Eru…" rief Hamad bestürzt aus.

Er stellte ihr sofort sein Pferd zur Verfügung, welches sie wohlbehalten ins Lager brachte.

Dort angekommen, schwärmten ihre Männer sofort aus, um ihr Wasser und etwas zu Essen zu bringen. Sie wussten, dass sie Neuigkeiten immer zuerst mit Gorath besprach und dieser dann alles, was sie wissen mussten an sie weiter gab. Am Anfang lehnten sie sich zwar noch gegen dieses Vorgehen auf, doch dann begriffen sie, dass es keinen Sinn hatte. Valanya konnte verdammt schließlich verdammt stur sein, aber bisher waren sie auch noch nicht enttäuscht worden.

Gorath hatte inzwischen Kunde von ihrer Rückkehr erhalten und stürzte ihr entgegen.

„Valanya" er zögerte „ihr seht schrecklich aus"

„Danke" sie lächelte.

„Hattet ihr Feindkontakt" fragte er besorgt.

„Ein bisschen" sie lächelte wieder zu ihm auf.

„Ich habe einiges mit euch zu besprechen" sagte sie ernst.

„Sollte Beren sich euch nicht erst mal ansehen" er setzte wieder diesen besorgten Blick auf.

„Jetzt nicht" sie erhob sich schwerfällig.

Sie drehte sich noch mal zu ihm: „Ach, Gorath!" rief sie ihm zu.

Er schaute sie erwartend an.

Valanya kramte in ihrer Tasche, dann zog sie den zerknitterten Umschlag raus und legte ihn in seine Hand.

„Danke, es gab eine Situation, da hat es mir sehr geholfen."

Gorath lächelte verlegen und während Valanya sich schon zum Gehen wandte, stand er immer noch gedankenverloren da.

„Was, ist? Kommst du nun."

„Äh…" Ertappt schreckte er auf und beeilte sich ihr zu folgen.

Obwohl sie sehr müde war, besprach Valanya noch lange die Details ihrer Reise mit Gorath.

Es war ein sehr ernstes, trauriges Gespräch, denn beide wussten, dass Mittelerde alles andere als gute Zeiten zu erwarten hatte und beide konnten sich nicht im Leisesten vorstellen, wie sie dieser Bedrohung begegnen wollten. Im Bezug auf ihre Reise planten sie, am Morgen des nächsten Tages aufzubrechen, so dass Valanya noch genug Zeit zum Ausruhen haben sollte.

Gorath würde jetzt viel mit den Männern zu besprechen haben, doch bevor er ihr Quartier verließ, nahm er plötzlich ihre Hand.

„Valanya, ich war in großer Sorge um euch….ich habe euch vermisst."

Sie nickte verlegen, wie gern hätte sie ihm gesagt, dass sie ihn auch vermisst hatte, doch ihre Lippen blieben stumm, zu große Angst hatte sie davor Gefühle zu zeigen, denn sie hielt es für Schwäche.

„Gute Nacht, Gorath" sagte sie nur, obwohl es erst später Nachmittag war, aber sie fühlte sich sehr müde und elend.

Er schaute sie mit einem tiefen, traurigen Blick an.

„Gute Nacht, Valanya" sagte er dann, drehte sich um und ging mit hängenden Schultern aus dem Zimmer.

So, das war das 4, Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ihr dürft auch reviewen;)

@nachtschatten:  Vielen Dank für dein Review, ich denke mal, was Valanya angeht, wirst du im Laufe der Geschichte noch voll auf deine Kosten kommen;)

@Vicky23: ja, ich denke wir werden mit den beiden noch sehr viel Freude haben. Und mich freut, dass dir dieser Satz so gefällt *lach*. Vielen Dank auch diesmal wieder für dein liebes Review.

@Sonnenstaub: du wirst die nächsten beiden Kapitel voll auf deine Kosten kommen. Danke auch dir, für's Reviewen.

@Kelpie: Danke für das Review, es zeigt mir, dass du dir Gedanken gemacht hast und danke für deine Anregungen!!! (oh weh das wird lang auf alles einzugehen, aber es sind einige Erklärungen nötig. Das nächste Mal mach ich sowas per Mail. Versprochen!!!):

Es ist der Fluch der Fortsetzung. Man öffnet eine eigentlich abgeschlossene Geschichte noch einmal und versucht irgendwo Fuß zu fassen und dafür muß man manche Sachen passend machen. Bei Tolkien ist es besonders schwierig, nicht über irgendwelche Steine zu stolpern, die einem das Silmarillion bereits in den Weg gelegt hat. So wird ein Leser, der sich sehr gut in Tolkiens Gesamtwerk auskennt, sicher immer Stellen finden, die etwas weit her geholt scheinen mögen oder ihm nicht schlüssig erscheinen. Ich versuche es dennoch zu erklären:

Burg Angband: Zum einen wurde die Welt, nachdem Morgoth verstoßen wurde, zweimal komplett verändert. Einmal direkt bei der Schlacht mit Morgoth und einmal als die Numenorer nach Valinor segeln wollten. Die neue Festung Angband wird ganz im Osten in den Eisenbergen entstehen (und auch damals hießen die Berge um die Festung schon so). Warum sollten bei der totalen Veränderung der Welt und als die Festung in alle Einzelteile zerstreut wurde, nicht auch Reste davon weit im Osten gelandet sein.

Zum anderen, wenn dir das geographisch schwerfällt, sieh es einfach als ideologischen Begriff für das Schreckensreich, welches Morgoth um sich herum errichtet und Angband, der Eisenkerker, passt doch da immer hervorragend. In diesem Kapitel, welches übrigens schon seit einer Weile geschrieben ist, siehst du, dass Morgoth die Festung jetzt erst wieder errichtet. Es ist also nicht so, dass sie die ganze Zeit in der Gegend rumsteht und auf ihren alten Herren wartet;)

Morgoth: Was du sagst über die weitere Verwahrung Morgoths ist völlig korrekt, doch am Beginn des Silmarillion steht, dass die Valar ursprünglich keine Form hatten, sie haben eine selbstgewählte Form angenommen und weiter steht, dass sie dieser Form, wenn es ihnen beliebte wieder entraten konnten, so dass selbst die Eldar sie nicht erkannten. Warum soll also der Bann, den ich angesprochen habe, Melkor nicht in diesem geschundenen, geketteten Körper gehalten haben und die Brechung des Banns in in seiner formlosen Gestalt wieder entkommen lassen haben?

Glaube mir, ich habe bevor ich die Geschichte begonnen habe, lange nachgedacht, wo ich ansetzten könnte und wo die Festung wieder entstehen könnte, diese Lösung schien mir die beste.

Ach ja, Arwen ist gestorben, weil ich Aragorn's Zerwürfnis zwischen Schmerz und Pflichterfüllung wollte, seinen Kampf und sein starker Wille der zum Schluß dann vielleicht siegt (ich will ja nichts vorweg nehmen) und weil meiner Ansicht nach eine treusorgende Ehefrau und ein Kind nicht zu den Aufgaben, denen er sich zu stellen hat, passen. (Außerdem mag ich traurige Geschichten). Was mit ihm am Ende geschieht, kann ich noch nicht sagen, im Moment kenne ich den Ausgang nur für Morgoth. Vielleicht mache ich ja vor dem letzten Kapitel eine Umfrage: Soll Aragorn sich wieder verlieben oder soll er als alter einsamer Greis irgendwo seine letzten Jahre fristen *lach*

Aber im Ernst ich kann nicht sagen, wie die Figuren in der Geschichte sich entwickeln, die haben alle irgendwie Laufen gelernt und machen schon lange nicht mehr das was sie sollen, soll heißen, alles läuft bereits jetzt andere Bahnen, als ich es ganz am Anfang mal geplant hatte. In dem Sinne: sollte dir irgendwann die Entwicklung, die die Handlung nimmt nicht mehr gefallen, ist es dein gutes Recht, dich jederzeit auszuklinken(Ich kann dich ja gegebenenfalls vorwarnen). Vielleicht sammel ich ja ganz am Ende alle Kritik und Anregungen, den ich denke da wird noch einiges zusammen kommen, und schreib die Geschichte dann nochmal so, dass sie alle zufriedenstellt;).