Sorry, dass das nächste Kapitel etwas gedauert hat, doch ich ersticke gerade in Arbeit.
nachtschatten: endlich geht es in den Düsterwald. Ich hoffe dir, gefällt, was sich dort zuträgt.
Glorfindel: na, mal schauen, vielleicht kann ich dir Valanya warmhalten;)
Sonnenstaub: tut mir leid, dass es dann doch länger gedauert hat. Vielen Dank für dein Review.
auxia: dir auch wieder mal vielen Dank. Ich hoffe, ich bin beim nächsten Kapitel schneller.
amicahelena: Gorath und Valanya?...na, mal schauen, wie sich das noch entwickelt g.
9. Die Waldelben
Am gleichen Abend trafen sich die Männer noch am Lagerfeuer. Es gab zwar in Valanyas Unterkunft einen großen Saal mit Kamin, aber die Männer waren lieber draußen, genauso wie Valanya auch. So beschloss sie sich auch diesen Abend wieder zu den anderen ans Feuer zu setzen und ihren Erzählungen zu lauschen. Valanya hatte zwar mehr Kämpfe auf den Buckel als alle übrigen, doch unter Menschen war sie früher nie oft gekommen, so dass sie es liebte ihren Geschichten zuzuhören.
Sie näherte sich gerade dem Feuer, als sie mitanhörte, was die anderen Bergil, ihrem Neuankömmling, erzählten: Horgalf war gerade in den schönsten Ausführungen darüber, wie sie einmal drei Männer einfach so geköpft hätte, die sie für Verräter gehalten hatte als Valanya dazwischen trat und den Satz ergänzte:
„…Dabei stellte sich dann später raus, dass sie gar keine Verräter waren. So ein Pech. Aber besser so, als auch nur einen Verräter unter uns zu dulden." Valanya sagte es mit sehr viel Nachdruck in der Stimme und amüsiert stellte sie fest, wie Bergil schluckte und ein paar Schweißperlen sich auf seiner Stirn bildeten.
Die anderen Männer lachten schallend.
Jarumir, einer der Männer führte das Ganze noch weiter aus: „das Beste war, dass wir ihre Köpfe auf je einen Pfahl gespießt hatten und bis wir bemerkten, dass sie gar keine Verräter waren, hatten die Orks schon ihre Köpfe geholt und eine schöne Mahlzeit daraus gemacht."
Wieder lachten die Männer laut und Bergil wurde immer blasser. Fast tat er Valanya etwas leid, denn schließlich erledigte er nur seinen Auftrag.
„Valanya, wenn Belears Lebensmittellieferungen noch dauern, sollten wir wieder die Bauern im Süden überfallen. Der Mensch muß schließlich essen." Horgalf bemühte sich dabei einen unschuldigen Blick aufzusetzen.
„Laß uns doch ins Auenland einfallen" meinte Theofal, mit begierigem Blick, „bei denen sind die Vorratskammern immer voll."
Valanya und Gorath registrierten belustigt, dass Bergil die Ohren spitzte, als das Auenland ins Gespräch kam und sie warfen sich einen wissenden Blick zu.
„Wo wir ja jetzt den geheimen Zugang zum Auenland haben und nicht mehr den Weg über die Brücke nehmen müssen" warf Jarumir wieder ein.
Valanya hatte Mühe sich das Lachen zu verbeißen, so erfinderisch hatte sie ihre Männer noch gar nicht erlebt.
Horgalf ergriff wieder das Wort: „Laß uns doch mal wieder plündern und brandschatzen gehen, meine Gebietern" und schaute Valanya bittend an.
„Warum nicht" meinte sie dann „ein paar Gehöfte lassen sich sicher finden. Dann können wir Bergil auch gleich mitnehmen, damit er das Geschäft kennenlernt." Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Vielleicht sollte ich mit Bergil besser hier bleiben, ich würde ihn gern vorerst in andere Künste einweihen, aber ihr dürft euch gern derweil austoben. Ich bin ja schließlich kein Unmensch." Es traf sich gut, denn am nächsten Tag sollten ein paar Leute ausreiten um die Brücke über den Anduin zu reparieren, die sich einen halben Tagesritt vom hohen Pass entfernt befand und schon fast in ihre Einzelteile zerfiel. So dass es für Bergil auch äußerst glaubhaft aussehen würde.
Irgendwann wurde es selbst Valanya zu heftig, was die Männer alles in schillernden Farben ausführten und sie zog sich zur Nachtruhe zurück. Gorath wollte sie noch nach oben bekleiden.
„Nun, was denkst du?" meinte Valanya unterwegs, „ich vermute, die Männer haben ein wenig dick aufgetragen, hm?"
„Das kann man wohl sagen" meinte Gorath lachend, „wenn Bergil das so weitergibt, dann würde es mich nicht wundern, wenn der König demnächst mit seiner ganzen Armee hier auftaucht."
„Na, das wäre dann wohl etwas zu viel des Guten." Sagte Valanya lachend: „am besten wir lassen ihn noch ein wenig in dem Irrglauben, wo die Männer so viel Freude dran haben, wir sollten ihn aber bevor er wieder geht, aufklären. Dann ist die Sache für ihn nur blamabel und sein Auftrag gescheitert. Sollte denen da unten eine Lehre sein, dass die uns nicht für dumm verkaufen können."
„Halte ich auch für das beste. Wir wollen ja nicht, dass aus unserem Spaß ein Krieg wird", sagte Gorath zustimmend.
„Wir sollten, sobald ich zurück bin, jemanden mit einer Botschaft runterschicken. Wir müssen die Sache endlich vernünftiger angehen und mit dem König ein paar Gespräche führen. Das mit der Aufklärung Bergils könnt ihr machen, wenn ich schon zum Düsterwald unterwegs bin, dann brauch ich mich mit diesem ungeschickten Spion nicht länger rumschlagen", sagte sie abfällig, „Ich breche übrigens nächste Woche auf."
„Ich soll also doch nicht mitkommen?" fragte Gorath enttäuscht.
„Auf keinen Fall" entgegnete sie abwehrend, „ denk an unseren ungebetenen Gast. Möchte mir gar nicht ausmalen, was die Männer alles mit ihm anstellen, wenn du kein Auge drauf hättest."
Gorath nickte „Das ist ein Argument."
Sie waren vor Valanyas Quartier angekommen und er wünschte ihre eine Gute Nacht.
„Gehst du noch nicht zu Bett?" fragte sie noch.
„Nein, das Treiben da unten kann ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem muß ich doch wissen, was ich alles wieder richten muß, wenn ich mir den Jungen nächste Woche zur Brust nehme." Er grinste, dann strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht: „Dann wünsche ich dir angenehme Träume." Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand wieder in der Dunkelheit.
Valanya blickte ihm noch eine Weile mit einem selbstvergessenen Lächeln hinterher. Dann öffnete sie die Tür und verschwand im Haus.
Am nächsten Morgen war sie als eine der ersten auf den Beinen und sah Bergil am Lagerfeuer liegen und schlafen.
‚Vielleicht ist ihm das Bier nicht bekommen' dachte sie belustigt. Dann ging sie festen Schrittes auf ihn zu und weckte ihn rüde.
„He, was ist los, weißt du nicht, dass der Dienst der Neuen bei Tagesanbruch beginnt?"
fragte sie ihn barsch.
Der arme Kerl schaute sie fast ängstlich an und Valanya konnte sich gut vorstellen, was die Männer am gestrigen Abend noch alles erzählt hatten.
‚Jetzt bekommst du das zu sehen, was du unbedingt weitererzählen sollst, mein Freund, denn nachdem dich meine Männer aufgeklärt haben, sollst du deinem König wenigstens noch etwas berichten können.' dachte sich Valanya.
„Du bekommst von mir eine Führung durch unser Lager und zu den Außenposten. Hier ist alles sehr gut bewacht und sogar eine Armee käme nicht ohne weiteres durch. Also folge mir!" sagte sie streng.
Bergil beeilte sich zu tun, was sie ihm sagte und sie zeigte ihm zuerst die Stallungen, dann das Waffenlager. Die meisten Waffen waren zwar Orkschund und nicht unbedingt zu gebrauchen, aber auf den ersten Blick sah es nach einer gewaltigen Menge an Waffen aus und einen genaueren Blick hätte sie ihm auch nicht gestattet. Bergil staunte über die Menge und Valanya bemerkte es: „Wir sind auch viele Leute" entgegnete sie lapidar.
Später brachen sie zu den Trollhöhen auf, die mit Bogenschützen besetzt waren, die die ganze Ebene im Blickfeld hatten und am Nachmittag ritten sie noch zum großen Pass, der auch bestens gesichert war. So einen aufmerksamen Zuhörer wie Bergil gab es selten und Valanya fand langsam auch Gefallen daran ihn mit den Informationen einzudecken, die er seinem Auftraggeber weiterleiten sollte. Sie fand, dass es nicht schaden konnte, wenn der erfahren würde, dass sie sich bestens verteidigen konnten.
Am Abend kamen die Männer, die die Brücke repariert hatten zurück und demonstrativ schwangen sie ein paar Körbe mit Lebensmitteln, als ob sie sie frisch erbeutet hätten. Valanya musste lachen. Die Männer verstanden es bestens den Vorstellungen des Gastes gerecht zu werden.
Der Abend sollte wieder in feuchtfröhlicher Stimmung am Lagerfeuer zugebracht werden. Diesmal war Valanya nicht dabei. Sie hatte mit einigen der Männer noch wichtige Dinge in Bezug auf die Reise in den Grünwald zu besprechen. Der Aufbruch sollte bereits am nächsten Morgen sein, ein paar Tage früher als zuvor geplant und es gab noch einige Angelegenheiten zu regeln.
„Wenn ich weg bin, wartest du ein, zwei Tage, dann klärst du ihn auf" sagte Valanya zu Gorath.
„Mach ich" antwortete er: „und wie soll weiter mit ihm verfahren werden?"
„Gib ihm Proviant für den Rückweg und wünsch ihm eine gute Reise", sagte Valanya lachend. Der Ärmste hat immerhin schon genug durchgemacht.
„Horgalf, dich bitte ich einen zweiten Beobachtungsposten an der Bruinen-Furt einzurichten", sagte sie zu dem Hühnen gewandt, „die Trollhöhen sind zwar ein guter Posten für die „letzte Brücke" aber wer weiß, welche Wege unsere Gegner noch kommen werden."
Horgalf nickte nur. Das mit dem zweiten Posten erschien ihm auch einleuchtend.
„Beren, du solltest die Heilkräutervorräte aufstocken, es kann sein, dass wir sie in Zukunft verstärkt brauchen werden. Wer weiß, wer sich mir an die Ferse heftet, wenn ich von Grünwald zurückkomme. Wir wollen auf alles vorbereitet sein.
Bergil nickte: „Ich werde gleich morgen mit ein paar Männern auf die Suche gehen. Oder soll ich den Neuen mitnehmen?"
„Keine schlechte Idee" meinte Valanya, „dann tut er wenigstens was sinnvolles."
„Dann ist es also abgemacht" meinte Valanya schließlich: „morgen in aller Frühe breche ich auf und lege die Geschicke des Lagers wieder einmal in eure Hände."
Die Männer nickten andächtig, dann wünschten sie sich gegenseitig eine gute Nacht und Valanya ging, nachdem sie noch ein ausgiebiges Bad genossen hat, zu Bett.
Am nächsten Morgen war sie früh auf den Beinen und trat hinaus in den warmen, einladenden Morgen. Mit einem Lächeln bemerkte sie, dass Bergil schon diensteifrig die Reste des vorigen Abends beseitigte, sie ging an ihm vorbei zu den Stallungen und wünschte ihm einen guten Morgen. Vorsichtig und mit sehr viel Respekt entgegnete er den Gruß.
Kurze Zeit später führte Valanya Nahar fertig gesattelt aus den Stallungen, sie bedeutete dem Pferd auf sie zu warten und ging, um sich von Gorath zu verabschieden. Anschließend genügte ein kurzer Pfiff und Nahar war schon an ihrer Seite. Liebevoll strich sie ihm über die Mähne, bevor sie sich aufschwang und das Lager in Richtung Osten verließ. Einige Stunden später kam sie an der reparierten Brücke an und notierte anerkennend die gute Arbeit, die ihre Mannen hier geleistet hatten. Vor ihren Augen erstreckte sich bereits der Grünwald und sie beschloß die alte Waldstraße ein Stück entlangzureiten und dann einen der weitverzweigten Pfade in den Norden einzuschlagen. Alles war ruhig in dieser Gegend, von Orks keine Spur und Valanya vermutete, dass sie soweit nach Süden noch nicht vorgedrungen waren. Gedankenverloren ritt sie nach Norden und kam am späten Abend am Waldfluß an. Sie stieg ab um Nahar zum Fluß hinab zu führen, als sie ein ganz leises Zischen vernahm. Geistesgegenwärtig duckte sie sich blitzschnell ab und konnte einen Pfeil ausmachen, der in einen Baum neben ihr einschlug. Er war von vornherein so gezielt gewesen, dass er sie nicht treffen sollte. In einer Seelenruhe drehte sie sich um, da sie erkannt hatte, dass sie es hier nicht mit Orkpfeilen zu tun hatte, als auch schon drei Gestalten in langen grauen Mänteln aus dem Dickicht traten. Zwei von denen zielten immer noch in gespannter Haltung mit dem Bogen auf sie und merkwürdigerweise war der dritte davon ziemlich kurz geraten und Valanya dachte, dass sie hier kaum mit einem Elben zu tun haben könnte, denn statt einen Bogens hielt er eine Axt in den Händen und von einem kurzem Elben mit einer Axt hatte sie beim besten Willen noch nicht gehört.
„Ich grüße euch, meine Herren" sagte Valanya freundlich.
Fragend musterten die drei sie. Eine Menschenfrau hier oben im Wald, bewaffnet mit Bogen und Schwert und in Hosen gekleidet, mit einem Pferd, dass im Dunkel der Nacht grau schimmerte und die auch noch keinerlei Furcht oder Respekt zeigte, erstaunte sie doch sehr.
„Ihr befindet euch in unserem Gebiet" sagte einer der drei schließlich, als er seine Stimme endlich wiedergefunden hatte, „darf man fragen, was ihr hier zu suchen habt. In Zeiten wie diesen, ist es gefährlich sich hier in der Dunkelheit herumzutreiben und beinahe hätten wir euch für einen Ork gehalten."
„Oh, das sollte mir zu denken geben, wenn man mich schon mit einem Ork verwechselt" sagte sie lächelnd und bei einem der beiden Elben konnte sie die Anspannung aus dem Gesicht weichen sehen. Die drei nahmen ihre Kapuzen ab und Valanya erkannte belustigt, dass es sich bei dem dritten um einen Zwerg handelte. Interessiert betrachtete sie ihn, denn einen Zwerg hatte sie noch nicht oft zu Gesicht bekommen.
Auch die beiden Elben musterte sie jetzt näher, sie hatten beide langes blondes Haar, welches kunstvoll geflochten war. Einer der beiden hatte freundliche offene Augen und der andere den typisch versteinerten Elbenblick.
Der mit den freundlichen Augen sagte schließlich: „Ihr habt bemerkenswerte Reflexe für einen Menschen. Dürfte ich erfahren, was euch in den Grünwald führt?"
Er blickte Valanya und Nahar dabei immer noch interessiert an und sie konnte nicht ausmachen, ob das Interesse mehr ihr oder ihrem Pferd galt.
„Mein Name ist Valanya" sagte sie „und ich wünsche König Thranduil in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen."
„König Thranduil?" fragte der, mit dem versteinerten Blick, erstaunt.
Der andere neigte den Kopf zur Begrüßung und sagte: „Mein Name ist Legolas, Thranduils Sohn"
„Und ich bin Gimli, Gloinssohn, sein Freund" schob sich Gimli dazwischen.
Valanya musste grinsen: „Sein Freund?" fragte sie, „verzeiht aber das ist, nach allem was ich bisher gehört habe……" sie suchte nach dem passenden Wort.
„Ungewöhnlich?" half Legolas ihr weiter.
„Ja, ungewöhnlich" sie lächelte wieder. Dann überlegte sie, wo sie die Namen schon gehört hatte.
Legolas ergriff wieder das Wort und deutete auf den dritten im Bunde, der sich missmutig etwas abseits gestellt hatte: „und das ist übrigens Camthalion. Er ist Fremden gegenüber immer etwas reserviert." Legolas grinste bei diesen Worten.
Valanya nickte kurz in die Richtung des Reservierten. Plötzlich fiel ihr wieder ein, woher sie die Namen der beiden schon gehört hatte, schließlich hatte man sie unterrichtet über die Vernichtung des einen Rings und über die Gefährten, die aufgebrochen waren, diese Aufgabe auszuführen. Noch interessierter betrachtete sie die beiden jetzt und konnte sich nun auch diese merkwürdige Freundschaft erklären.
„Gimli Gloinssohn und Legolas aus dem Düsterwald" sagte sie schließlich „gehört habe ich eure Namen schon und ich freue mich, dass sie jetzt auch eine Gestalt erhalten."
Legolas zog erstaunt eine Augenbraue hoch und Gimli schmunzelte: „ich sage dir mein Freund, wir werden noch Berühmtheiten." Legolas schenkte ihm ein spöttisches Lächeln.
„Darf ich fragen, warum ihr meinen Vater zu sprechen wünscht?" fragte Legolas wieder völlig ernst.
„Ein Schatten zieht von Westen her über den Grünwald und er bringt allerlei stinkende Brut mit sich. Darüber möchte ich mit eurem Vater sprechen" antwortete Valanya mit sicherer Stimme.
„Ihr seid gut unterrichtet" sagte Legolas erstaunt, „woher wisst ihr davon?"
„Darüber würde ich lieber zuerst mit euren Vater reden, würdet ihr mir bitte sagen, wann er zu sprechen ist?" sagte Valanya bestimmt, aber nicht unfreundlich.
„Gleich morgen früh sollte er euch empfangen, dürfen wir euch solange ein Nachtlager anbieten?" fragte Legolas freundlich.
In diesem Moment sagte Camthalion auf elbisch: „Legolas, du kannst sie nicht bei uns übernachten lassen. Wir wissen nicht wer sie ist und woher sie kommt. Gefährlich wäre es, in diesen Zeiten jemandem einfach so Zugang zu unseren Behausungen zu gewähren. Und dass
sie so viel weiß, macht sie noch gefährlicher. Am besten sollten wir sie in Verwahrung nehmen, euer Vater würde das sicher auch so geregelt sehen wollen."
Amüsiert hatte Valanya zugehört und bevor Legolas antworten konnte, sagte sie ebenfalls auf elbisch: „Gefahr droht euch sicher keine von mir und überhaupt wäre es mir neu, zu erfahren, dass sich Elben vor Frauen fürchten. Ich kann euch versichern, dass wir die gleichen Ziele verfolgen, doch wenn es euch sicherer erscheint, mich für die Nacht zu verwahren, dann will ich mich gerne fügen, denn zu wichtig ist mein Vorhaben, als dass ich es an solchen Kleinigkeiten scheitern ließe. Nur in diesem Fall bitte ich euch, mein Pferd gut zu versorgen, denn sehr ans Herz gewachsen ist es mir."
Mit offenen Mündern starrten die drei sie an. Legolas der sich als erster wieder gefasst hatte antwortete ihr auf elbisch: „Selten habe ich einen Menschen unsere Sprache so gut sprechen hören, nur einen kenne ich, der es ebenso gut beherrscht. Ich bin sehr erfreut darüber. Ich denke, es wird nicht nötig sein, euch irgendwo einzusperren, denn ehrlich erscheinen mir eure Worte. Ich darf euch also zu eurer Unterkunft für diese Nacht führen?"
„Vielen Dank für euer Vertrauen" sagte Valanya darauf höflich und folgte den dreien, die ihr einen Platz zeigten, an dem sie Nahar unterstellen konnten und ihr dann schließlich eine Behausung hoch in den Bäumen anboten.
„Es muß ungewöhnlich für euch sein, dort oben zu schlafen, aber ihr werdet euch schnell daran gewöhnen" sagte Legolas vorsorglich.
„Ist schon geschehen" antwortete Valanya lachend, „lange Zeit hatten wir unsere Behausungen auch hoch in den Bäumen, weil es sicherer ist, sie so zu verteidigen."
„Ihr erstaunt mich immer mehr" entgegnete Legolas erfreut. „Gern würde ich mich weiter mit euch unterhalten, doch ihr müsst sicher müde sein. Wenn ihr aber morgen etwas Zeit für ein Gespräch mit mir erübrigen könntet, würde ich mich freuen."
„Gern" sagte Valanya kurz und wünschte ihm eine gute Nacht. Kurze Zeit später schlief sie auch schon ein, von der Bewegung der Wipfel sanft in den Schlaf geschaukelt.
Am nächsten Morgen wurde sie früh von einem Elben, den sie am Vorabend noch nicht gesehen hatte, geweckt, weil man sie im Palast erwartete. Sie folgte ihrem Begleiter und fühlte viele Blicke auf sich gerichtet, etliche neugierig, manche freundlich, doch andere auch ablehnend. Endlich kamen sie am Palast an. Es war ein großer Bau mit vielen Lichthöfen. Die Eingangstür öffnete sich, als sie davor standen und Valanya atmete noch einmal tief durch, bevor sie den Thronsaal betrat.
Der Elbenkönig saß in würdevoller Haltung auf dem Thron und Valanyas Begleiter meldete ihm mit unbewegter Miene, dass er die Menschenfrau gebracht hätte.
Der König blieb steif sitzen und rührte sich nicht, während Valanya an den Thron heran trat und sich leicht verbeugte.
Jetzt erhob Thranduil das Wort und sagte auf elbisch: „Euer Besuch verwundert mich sehr, auch dass ihr unsere Sprache beherrscht, wie mir berichtet wurde. Nun würde ich es schätzen, wenn ihr schnell zur Sache kommen würdet, denn zu knapp ist meine Zeit dieser Tage, als das ich sie mit Menschen vergeuden wollte."
Valanya verzog keine Miene, doch innerlich war sie eher amüsiert über die Worte des Königs. Er erinnerte sie an die Elben längst vergangener Zeiten, die den Menschen zutiefst misstrauisch gegenüberstanden und sie mit unschönen Namen bedachten.
„Mein Name ist Valanya" sagte sie höflich und fest „einst lebte ich mit meinen Leuten in den nördlichen Wäldern und ich möchte mit euch über die Dinge sprechen, die sich in den Eisenbergen zusammenbrauen, denn nun, da wir nach Bruchtal flüchten mussten, wird die Hand des Feindes sich verstärkt gegen euch richten."
Endlich schien sie eine Regung im Gesicht des stolzen Mannes zu erkennen doch zu unbedeutend schienen die Worte einer Menschenfrau zu sein, auch wenn sie Dinge erwähnten, die er selbst zu klären versuchte. Er konnte sich auf keinen Fall vorstellen, dass dieses Wesen hier mehr wissen konnte als er.
„Nichts geschieht hier, was wir nicht selbst in den Griff bekämen. Euer Besuch war unnütz, denn unsere Belange regeln wir noch immer selbst. Ich wünsche euch also eine gute Heimreise." Sein Tonfall war herablassend und sein Gesicht voller Ablehnung.
Valanya kochte innerlich, doch sie hatte sich bestens unter Kontrolle, denn sie wusste genau, dass sie hier Mauern einrennen würde, wenn sie weiteres versuchte.
„Dann darf ich mich jetzt verabschieden" sagte sie kühl und verließ ohne weitere Worte den Saal.
‚Sollen sie doch überrannt werden in ihrem Stolz' dachte sie wütend.
Sie wollte sich gerade Nahar bringen lassen, als Prinz Legolas vor ihr stand.
Mit einem mitleidigem Lächeln sagte er: „es scheint so, als hättet ihr wenig Erfolg gehabt?"
„Wenig? Das wäre noch übertrieben" sagte sie gereizt.
„Ihr müsst entschuldigen, mein Vater ist ein schwieriger Mann", sagte er besänftigend.
„Schwierig? Das scheint mir weit untertrieben." Valanya war immer noch wütend.
Legolas lächelte, dann wurde er wieder ernst: „Darf ich euch um eine Unterredung bitten?"
Valanya runzelte die Stirn: „Seid ihr ganz sicher, dass er euer Vater ist?" fragte sie dann.
„Ganz sicher" Legolas lächelte wieder. „Ich habe nur viel Zeit mit Menschen, Zwergen und Hobbits verbracht und viel über sie gelernt und einige von ihnen haben meine Bewunderung verdient. Nichts ist so, wie es scheint, das habe ich daraus gelernt."
Valanya nickte: „Gut, unterhalten wir uns also. Möglicherweise seid ihr sogar der bessere Adressat für das, was ich zu sagen habe. Ich verlange aber im Gegenzug völlige Offenheit."
Legolas willigte ein und sie zogen sich an einen ruhigen Platz zurück.
Valanya begann das Gespräch: „Ich weiß, dass euch bereits die Angriffe der Kreaturen aus dem Westen zu schaffen machen, denn auch wenn euer Vater es bestritten hat, so habe ich dennoch eine Regung in seinem Gesicht erkennen können. Sagt ihr mir zuerst, was ihr darüber wisst, danach komme ich zu meinem Teil."
Legolas nickte, normalerweise würde er nicht so leichtsinnig in einen Informationsaustausch einwilligen, aber diese Frau erstaunte ihn und er wurde das Gefühl nicht los, dass das was sie zu sagen hatte sehr wichtig war, denn nicht umsonst hatte sie den Weg hierher gemacht.
„Dass wir mit Angriffen zu kämpfen haben, hattet ihr ja schon richtig erkannt. Im Moment können wir sie noch an den Grenzen des Grünwalds aufhalten, doch sehr viele Leute sind dafür erforderlich und wir haben Verluste zu beklagen, da die Angriffe immer zahlreicher und intensiver werden. Wir haben mehrmals Späher ausgeschickt um zu erkunden, was im Westen vor sich geht, aber keiner kam bisher zurück. Ich vermute, dass irgendwas in den Eisenbergen vor sich geht, denn seit kurzer Zeit, ziehen bedrohlich dunkle Wolken von dort zu uns herüber, die uns zu lähmen scheinen und unseren Verstand zu vernebeln versuchen."
„So wird aus dem Grünwald wieder einmal der Düsterwald." Sagte Valanya betroffen.
„Ich fürchte ja" sagte Legolas bedrückt. „Doch ich plane während der nächsten Tage mit meinem Freund aufzubrechen und endlich zu erkunden was vor sich geht. Auch gegen den Willen meines Vaters" sagte er mit entschlossener Stimme.
Valanya schaute ihm fest in die Augen, langsam und völlig ernst sagte sie schließlich: „Diesen Weg könnt ihr euch sparen."
„Was?" Legolas sah sie entgeistert an.
„Ich sagte, diesen Weg könnt ihr euch sparen" sie machte eine kurze Pause, dann sprach sie langsam weiter: „weil ich nämlich schon dort war."
Legolas sprang auf: „Ihr? Nein?" ungläubig schaute er sie an.
Ganz ruhig und eindringlich sprach Valanya jetzt weiter: „Wollt ihr die gleichen Fehler machen, wie euer Vater und nur weil ihr mich unterschätzt im Unklaren bleiben, oder wollt ihr mir weiter zuhören, was ich zu sagen habe?"
Langsam und mit einem verwirrten Gesichtausdruck setzte sich Legolas wieder.
Valanya fuhr mit ihrer Erzählung fort: „Ich lebte mit meinen Leuten im Forodwaith und wir hatten uns auch den Ork- und Trollangriffen auszusetzen. Schon seit gut zwei Jahren spürte ich, dass eine größere Macht sich im Westen niedergelassen hatte. Aus den alten Geschichten konnte ich schließen welche Macht und meine Träume taten ein übrigens. Irgendwann beschloss ich, dass ich gehen musste, um mich zu vergewissern. Keine zwei Monate ist es her, dass ich die Entstehung des neuen Schreckensreiches mit eigenen Augen gesehen habe."
Er unterbrach sie: „Aber wie konntet ihr dorthin gelangen, während unsere Männer, alles erfahrene Kämpfer, nicht zurückkamen?"
„Habt ihr nicht selbst vor wenigen Augenblicken gesagt, dass nichts so ist, wie es scheint?" fragte Valanya nur ruhig zurück.
Valanya sprach weiter, ihre Stimme wurde leise und ein dunkler Schatten legte sich über ihr Gesicht: „ Ihr habt Sauron vernichtet, aber ihr habt noch eine viel schlimmere Kraft geweckt. Den schwärzesten Herrscher. Ihr Elben gabt ihm einst den Namen Morgoth, während er bei den Valar Melkor genannt wurde."
Legolas wagte kaum zu atmen, als der den Namen hörte, der so viele Jahre in Vergessenheit zu ruhen schien und nur dunkel konnte er sich an die Auszüge der ältesten Geschichten erinnern, denn selten wurden sie nur erzählt.
„Ich kann es nicht glauben" sagte er bestürzt: „ er war verbannt!"
„Sein Körper war, es, der mit einem Bann belegt war, gehalten durch die Kraft der Gemmen in den Ringen der Macht. Als die Zerstörung des einen Ringes die Macht der übrigen mit sich fort riß, konnte Morgoth diesem geschundenen Körper entkommen. Und nun baut er seine Festung Anband neu in den Eisenbergen."
Legolas war fassungslos über das Gehörte, doch dass diese Frau über ein enormes Wissen zu verfügen schien und alles was sie sagte wahr war, daran hegte er keinen Zweifel: „wie sollen wir ihm begegnen?"
„Ich weiß es nicht" sagte Valanya entmutigt. „Vielleicht solltet ihr euch mit dem Gedanken anfreunden, den Grünwald zu verlassen.
„Das wird mein Vater nie tun" sagte Legolas überzeugt.
„Dann tut ihr es!" beschwörend schaute sie ihn an. „Nehmt eure Leute und führt sie fort. Allein könnt ihr nicht dagegen angehen. Wir müssen die Kräfte Mittelerdes sammeln, vielleicht können wir uns ihm dann in einer Schlacht stellen, wie damals, Menschen und Elben, Zwerge und jeder der sich berufen fühlt, diese Welt zu retten. Doch ich bitte euch, zieht euch jetzt zurück und reibt eure Kräfte nicht in einen vergebenen Kampf auf."
Legolas schaute sie eine Weile betrübt an, dann sagte er: „Erst möchte ich meinen Vater zu überzeugen versuchen, sollte ich scheitern, werde ich über euren Rat nachdenken, denn sinnvoll scheint er mir zu sein. Außerdem muß ich unbedingt mit König Elessar reden, vielleicht können wir handeln, bevor Morgoth wieder völlig erstarkt ist."
Valanya schaute ihn fragend an: „Woher wisst ihr, dass er noch nicht wieder erstarkt ist, das habe ich euch nicht erzählt."
„Weil wir ihn dann mit Sicherheit wahrnehmen würden, so wie es mit Sauron schon der Fall war." Legolas atmete tief ein und erhob sich langsam „Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich euch für dieses Gespräch und die Informationen danke, denn von großem Wert sind sie für uns. Jetzt, da ich mit euch geredet habe, erscheint ihr mir noch bemerkenswerter, schon gleich erschien mir das Pferd, welches ihr mit euch führt, außergewöhnlich, doch nicht von dieser Welt scheint es mir zu sein und jetzt, da ich euer Schwert sehe, verwirrt ihr mich noch mehr. Wollt ihr mir nicht sagen, woher ihr kommt und wer ihr seid?" Tief schaute er ihr dabei in die Augen.
Valanya dachte eine Weile nach, dann erwiderte sie den Blick: „ein Mensch aus dem Norden" sagte sie nur und wandte sich zum Gehen.
Schließlich drehte sie sich noch einmal zu ihm: „ Es hat mich gefreut eure Bekanntschaft zu machen, Prinz Legolas, denn von wahrer Größe scheint ihr zu sein. Von großer Bedeutung scheint mir auch das, was jetzt vor euch liegt, ich wünsche euch viel Glück."
Er nickte: „nicht minder bedeutend scheint mir das vor euch liegende und ich habe den Verdacht, dass wir uns bald wieder begegnen sollen. Vielen Dank für euren Besuch."
Valanya ging um Nahar zu holen, so schlecht ihr Gefühl war, nachdem sie aus dem Palast gekommen war, so gut war es jetzt, nachdem sie mit Legolas geredet hatte. Er schien ihr sehr verständig und weitblickend zu sein und sie vertraute fest darauf, dass er das richtige tun würde. Eilends machte sie sich auf den Weg nach Bruchtal und nutzte den Rückweg um ein Vorhaben gegen den Feind zu ersinnen. Doch die schönsten Pläne nutzen nichts, wenn alles anders kommt als vorausgeahnt.
