Anm: Vielen Dank für die Reviews! Wenn Bridger oder auch Lucas komisch rüber kommen, dann könnte es vielleicht daran liegen, dass ich Knoten in den Fingern habe. Solche Gefühlssachen sind nicht ganz mein Ding.

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drei Wochen später

In der Küche stand ein großer Korb mit saftigen Erdbeeren. Lucas konnte der Versuchung nicht widerstehen und hatte sich eine Schüssel voll mit diesen Früchten geschnappt. Genüsslich stopfte er sich eine Beere nach der andere in den Mund. Darwin müsste bald vom fressen zurück sein, dann würden sie ein wenig schwimmen, bis dahin aber hatte er sich nach einer anderen Beschäftigung umzusehen.

Er trat auf die Veranda hinaus. Auf der Hollywoodschaukel saß Bridger und las in einem Buch. "Was liest du da?" fragte er, als er sich neben dem älteren Mann setzte.

Nathan sah kurz zur Seite, bevor er sich eine von Lucas' Erdbeeren nahm. "Das ist eines von Carols Tagebüchern."

"Weiß sie, dass du die liest? Ich wäre nicht sonderlich begeistert."

Er musste lachen. "Das ist schon in Ordnung, das hier sind keine privaten Tagebücher, sondern welche über unserer Kinder. Roberts ist natürlich sehr viel voller, als deines, aber du hast auch einiges mit deiner Mutter angestellt." Bridger legte den Arm um den Teenager und ließ ihn in das Buch hinein sehen.

"Sie hat alles festgehalten. Hier sind Ultraschallaufnahmen und die allerersten Fotos." Er zeigte auf das Bild eines Säuglings der friedlich auf einer hellblauen Decke schlief.

"Das bin nicht ich."

"Doch aber natürlich."

"Nein, so winzig bin ich nie gewesen."

Bridger lachte. "Du weißt gar nicht wovon du redest."

"Von Robert gibt es also auch so ein Ding."

"Sogar mehrere. Dein letzter Eintrag ist von dem Tag, als die zu uns kamen und dich einfach so mitgenommen haben. Wir konnten nichts machen und ich war auch gerade zur See. Wenn ich nur einen Tag gewartet hätte, hätte es womöglich Hoffnung gegeben." Sein Blick wurde schon wieder glasig. Obwohl Lucas jetzt hier bei ihm war und sich auch sichtlich bemühte, ihn wirklich als seinen Vater zu sehen, war es doch nicht so, wie er es immer gehofft hatte.

Hinter ihnen platschte es am Ufer auf. Darwin war zurück und warf irgendwelche Sachen, die er im Meer gefunden hatte, auf den Sand. Lucas drückte Bridger die Schüssel in die Hand. "Bis später dann, meine Person wird verlangt." Er sprang auf und fetzte zum Strand runter, als er die wenigen Stufen von der Veranda hinunter wollte, knickte er mit dem rechten Knöchel um. "Autsch."

Nathan sprang auf und wollte zu ihm eilen, doch sein Sohn stand bereits wieder. "Nichts passiert, der Rettungshubschrauber kann wieder zurück fliegen." Er humpelte etwas über den Sand, doch schon eine halbe Stunde später war auch das Humpeln weg und er tollte gemeinsam mit dem Delphin im Meer herum.

Bridger war von einem Gefühl erfüllt, dass er schon seit mehreren Jahren nicht mehr empfunden hatte. Als Lucas am letzten Tag vor dem Landurlaub zu ihm gekommen war und fragte, wo sie denn den Urlaub verbringen würden als Vater-Sohn-Gespann, war er froh gewesen gerade zu sitzen.

Nach dem Gespräch in seinem Quartier, war alles gewesen wie zuvor. Wenn er bei dem Teenager etwas gesucht hatte, etwas privates, dann ist er ihm genauso begegnet wie zuvor, als wäre er wie jeder andere an Bord ein Fremder und nur durch eine Freundschaft mit ihm verbunden. Wer rechnete nach diesem Verhalten denn schon damit, dass er plötzlich kommen könnte und Familie machen wollte.

Er legte Carols Tagebuch zur Seite und sah den beiden beim herum Tollen zu. Der Anblick war nicht ungewöhnlich, die zwei waren ständig beisammen und stellten unaufhörlich etwas an, doch bisher hatte er nie das Geschehen mit den Augen eines Vaters betrachtet. Das dort war nicht sein jüngstes Crewmitglied mehr. Es war sein Sohn, für den er alles tun würde, damit er glücklich war. In dem Moment war er es und darum war auch Bridger glücklich.

Zum ersten Mal seit dem Tod seiner Frau und seines ältesten Sohnes empfand er wieder das Glück der Familie, fühlte die tiefen Banden, die mit dieser besonderen Art der Verbindung einher ging. Er rutschte zum Rand der Veranda auf der Schaukel, lehnte die Unterarme auf das Geländer und den Kopf darauf. Entspannt beobachtete er sie, bis sie ihres Spieles zu müde wurden. Lucas ließ sich in den Sand fallen, mit ausgebreiteten Armen und Darwin kam soweit das Ufer herauf, wie es ihm möglich war.

Nathan löste sich endlich aus seiner Starre, es wurde Zeit für das Abendessen und er brannte bereits darauf seinen Sohn mit seinen Kochkünsten verwöhnen zu dürfen. Der erste Abend würde etwas besonderes werden.

Seit sie das Boot verlassen hatten, war das Verhältnis vertrauter geworden. Lucas hatte es ihm eigentlich schon im Voraus gesagt. Von der Crew sollte bis auf weiteres keiner von den beiden erfahren und er würde sofort sein Verhalten ändern können. Außerdem fühlte er sich auch nicht wirklich wohl Bridger Dad zu nennen, dennoch hatte er es getan und war sichtlich erschrocken, als sein Vater ihn vor Glück umarmen musste. So schnell war Lucas noch nie aus seiner Nähe geflüchtet wie in diesem Moment.

Das Lächeln schwand aus seinem Gesicht nicht mehr. Sie beide würden eine wundervolle Woche verleben und er hatte durchaus vor mit Lucas über Dinge zu reden, die er mit niemanden geteilt hätte, der ihm nicht nahe stand.

Na gut, er musste sich eingestehen, so sehr viel persönlicher war ihr Verhältnis noch nicht geworden. Sie hatten bisher nur den Nachmittag miteinander verbracht und der Teenager hauptsächlich mit dem Delphin. Nun da er in der Küche stand, sah er sich ein wenig hilflos um. Er wusste gar nicht was er zum essen machen sollte. Ein richtiger Vater sollte jedoch wissen, was sein Kind am liebsten aß.

"Was ist los?" fragte hinter ihn plötzlich eine Stimme und erschreckte ihn damit. Lucas sah ihn ein wenig verwundert an, als wüsste er nicht richtig, ob er gehen oder bleiben sollte. "Zu sehr in der Vergangenheit gesurft?"

Nathan schüttelte den Kopf. "Nein, nein, ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was ich zu essen machen soll und ich wollte ganz gerne etwas besonderes machen, aber ich habe keine Ahnung, was dir am besten schmeckt."

Das war das richtige Stichwort. "Geh mal zur Seite." schubste Lucas ihn aus dem Weg. Innerhalb kürzester Zeit lag die Hälfte aus dem Vorratsschrank auf dem Fussboden, dann kam der Kühlschrank dran und der Teenager holte ohne sich viel darum zu kümmern, die ganzen Sachen daraus hervor. Er legte es überall hin, ohne weiter darauf zu achten, wo es landete. Anschließend drehte er sich herum und begutachtete sein Werk. "Ich denke Pasta wäre in Ordnung." sagte er.

Bridger besah sich das Chaos in seiner Küche. "Wozu hast du dann das Tiefkühlfach leer geräumt?"

Lucas zuckte mit den Schultern. "Ich dachte dort vielleicht was besseres zu finden, außerdem kann es nie falsch sein, wenn man ganz genau über die Bestände Bescheid weiß. Da war aber kein Eis drinnen, also lassen wir es mal sein." Er stieg über die Dosen und Packungen mit den Lebensmittel hinweg. "Viel Spaß beim kochen. Darwin und ich sind draußen, wenn es fertig ist."

"Wie, willst du mir hier nicht beim aufräumen helfen?" Der Captain glaubte nicht richtig zu hören.

"Lieber nicht, du weißt doch, ich habe nach einer gewissen Zeit doch Küchenverbot bekommen. Ich glaube gleich am ersten Tag eine Demonstration davon zu liefern, wäre nicht das Ideale. Ich will es mir ja nicht ganz verscherzen." Schon war er verschwunden.

"Warum habe ich gerade das Bedürfnis ihm eine Predigt halten zu wollen." fragte er sich selber. Ausnahmsweise machte er sich jedoch an die Arbeit. Sie hatten nur eine kurze Zeit miteinander und er wollte sich genauso wenig ärgern, wie Lucas ihn verärgern wollte. Läuft das nicht auf das selbe hinaus? fragte er sich in Gedanken. Also gut, heute ist unser erster Tag, da werden wir uns beide Dinge verzeihen, aber morgen muss er sein Chaos selber wegräumen. So ein netter Vater bin ich dann ja doch nicht. Wenigstens kann ich ihm jetzt vorschreiben, wie er zu leben hat. Das war vorher nicht möglich gewesen. Wahrscheinlich hat er sich damals immer eins gelacht, wenn ich ihn maßregeln wollte, aber zu tun hatte, ihn nicht zu hart anzufahren, da ich ja nicht sein Vater war.

Er saß ungläubig mit dem Kopf schüttelnd da. Er setzte das Wasser für die Pasta auf und suchte nach einigen Beilagen. Hoffentlich war es auch wirklich nach seinem Geschmack. Früher hätte er sich nie wirklich darum gekümmert, ob es perfekt genug war oder nicht. Jetzt wollte er es mehr als perfekt haben.

Gähnend saß Lucas auf dem Sofa und blätterte in einem der Magazine rum, die Bridger sich ab und an holte. "Ist noch etwas von der Pasta da?"

Nathan war bereits im Bademantel und blieb nur so lange wach, weil er hoffte, der Teenager könnte vielleicht mit ihm über einige Dinge reden wollen. In ihm brannten so viele Sachen, die er wissen wollte. Die ganze Zeit über hatten sie ihn nicht interessiert, doch sobald man sein Kind vor sich hatte, waren sie äußerst wichtig. Leider sah der Junge das nicht so und verhielt sich eigentlich wie immer.

Nun sah er von seinem Buch auf. "Jetzt noch?" Die Uhr hinter ihm an der Wand zeigte bereits weit nach elf an.

"Ja, warum denn nicht. Ist ja auch komisch, dass der Fernseher ausgerechnet jetzt kaputt geht." misstrauisch sah er seinen Vater an.

"Ich weiß nicht warum der den Geist aufgegeben hat. Als ich das letzte Mal hier war, ging er noch, aber wir haben es doch zuvor gemeinsam probiert. Er geht nicht an."

Lucas setzte sich tief durchatmend gerade hin. "Du hast probiert, ich durfte keinen Meter an das Ding ran. Und das Probieren sah folgendermaßen aus; zweimal drauf drücken, gucken was passiert und dann aufgeben. Du hast noch nicht mal nachgesehen, ob das Ding vielleicht einfach nur keinen Saft hat. Wo ist das Werkzeug, ich sehe es mir mal an."

"Ich habe keines da mit dem du dich am Fernseher zu schaffen machen könntest."

Von der Seite her musterte ihn der Teenager genau. "Was soll ich dann die ganzen Tage hier machen, wenn die Glotze nicht geht und ich kein Werkzeug bekomme dran herum zu schrauben?"

"Man kann sich auch unterhalten."

"Unterhalten?"

Bridger nickte.

"Und über was?"

"Über dich zum Beispiel." sagte Nathan bestimmt.

Lucas sah ihn überrascht an. "Über mich? Okay, wenn es das ist. Mein Name ist Lucas Wolenczak, ich bin siebzehn Jahre alt. Meine Hobbies sind Hacken, Internet und Computer sowie mit Darwin spielen. Ach und ich bin ein wenig zu intelligent, was dazu geführt hat, dass ich mein Studium vor einigen Jahren mit magna cum laude abgeschlossen habe. Fertig, darf ich Werkzeug suchen?"

Über die Schlagfertigkeit des jungen Burschen ihm gegenüber auf der Couch musste Bridger lachen. "Es hat wohl wirklich keinen Sinn mit dir. Am besten wir gehen ins Bett, es ist schon spät."

Ein enttäuschter Hundeblick war die Antwort. "Ich darf nicht noch mein Glück am Fernseher versuchen?"

Der ältere Mann stand auf und legte das Buch auf den Tisch. "Nein, du bist jetzt wirklich reif fürs Bett."

"Aber wenn noch was von der Pasta da ist, darf ich mir nehmen!"

"Da ist nichts mehr da. Los, komm jetzt."

Mürrisch stand Lucas auf und ging nach oben in sein Zimmer. Er war noch nicht fertig und sobald sein Vater schlief, würde er schon noch die Möglichkeit haben, sich an dem Fernseher zu schaffen zu machen.

Das hatte gestern Abend doch hervorragend geklappt. dachte Nathan bei sich, als er am nächsten Morgen aus der Dusche heraustrat und sich die Haare mit einem Handtuch trocknete.

Die Tür zu Lucas Zimmer stand offen, der Junge selbst schlief noch. Er hatte ein zweites Kissen wie ein Stofftier im Arm und sich daran gekuschelt. Noch wollte er ihn nicht wecken und Nathan zog die Zudecke ein wenig höher, denn durch das geöffnete Fenster wehte ein leichter Zug in das Zimmer.

Auf dem Weg nach unten stoppte er im Wohnzimmer. Am Fernseher war ein großer Zettel angeheftet und darauf stand: JETZT GEHT ER WIEDER! Auf dem Tisch selber lag noch ein weiterer Zettel. Er nahm ihn in die Hand und suchte nach seiner Brille, die er am Vorabend hier hatte liegen lassen. Ertappt, dachte er bei sich, als er die Notiz las.

Einen wunderschönen guten Morgen, Dad! Das Dad war dick unterstrichen.

Wie schon am Bildschirm angemerkt, ist der Fernseher wieder in Ordnung. Ich habe keine Ahnung über was du reden willst, aber mir hat das mit dem Teil keine Ruhe gelassen und wenn ich in einem Raum sitze mit einem nicht funktionierenden elektrischen Gerät, dann wird mir anders. Habe also mich mal auf die Suche gemacht und auch ein paar Schraubenzieher gefunden, die es angeblich in diesem Haus nicht gibt. Netter Versuch, ich hatte recht, du hast einzig und allein nur den Saft abgedreht.

Jetzt ist es zwar verdammt früh, also bitte nicht vor dem Mittagessen wecken, eine Pizza würde es schon tun.

Dein dich liebender Sohn,

"Ertappt!" lachte Bridger erneut in sich hinein. Am Ende der Nachricht war noch ein zwinkernder Smiley. Er war schon frech dieser Brief, doch er nahm es ihm nicht übel, schließlich hatte er sich eines Tricks bemüht gehabt, um ihn zu einem Gespräch zu drängen. Den letzten Zeilen entnahm er sogar einen gewissen Ärger des Teenagers. Er fühlte sich von diesem angegriffen und fand es nicht gerechtfertigt. So ganz erledigt hatte es sich mit dem Gespräch dann doch nicht. Er würde sich über die Unverschämtheit ernsthaft mit ihm unterhalten müssen. Vorher ging es jedoch daran, erst einmal zu frühstücken. Er hatte ganz vergessen, dass man sich über seine Kinder auch ärgern konnte.

Lucas schien auch bis zum Mittag nicht vor zu haben aufzustehen, weshalb er sich dazu entschloss allein aufs Festland zu fahren, um einzukaufen. Als er zurückkam, fand er Lucas gemütlich auf der Couch liegend vor, als er dann auch noch sah, was er sich im Fernsehen ansah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen.

"Du magst Zeichentrickfilme?" fragte er mit einem ungläubigen Lächeln.

"Ja und ob. Im Moment kommen auch wieder meine ganzen Lieblingsserien. Leider die Hälfte davon Wiederholungen. Ich kann dem Detektiv in der heutigen Folge schon jetzt sagen, dass es die Frau von den vier Tatverdächtigen war, die den Mord begangen hat." Er sah auf die beiden Tüten in den Händen des älteren Mannes. "Soll ich beim Auspacken helfen?"

"Bitte, ja." Er hielt ihm sofort die leichtere der beiden Tüten hin.

Brav tapste Lucas barfuß hinterher. "Ich wusste jetzt nicht, ob es was zum essen gibt, oder ob ich den Pizzaservice schon mal anrufen sollte." sagte er, als er die Tüte auf den Stuhl stellte und anfing das ganze Zeug quer über den Tisch zu verteilen.

Nathan sah über die Kühlschranktür auf. "Hast du?"

"Nein, wie gesagt, ich wusste es ja nicht." Lucas blickte zu ihm. "Im übrigen tut es mir leid, wenn meine Nachricht zu schroff war. Ich fühlte mich nur hintergangen. Ich hatte das Gefühl, jetzt da ich mich zu dieser Sache hier hatte breit schlagen lassen, würde es anscheinend so aussehen, als mache ich alles mit, obwohl ich gesagt habe, dass ich selber erst einmal Zeit brauche."

Ein gütiges Lächeln erschien auf Bridgers Gesicht. "Ist schon in Ordnung, Kleiner. Ich war auch recht dreist, einfach den Fernseher zu manipulieren, damit wir uns unterhalten können."

"Wir können uns gerne über gewisse Dinger unterhalten, das will ich ja auch, aber gestern Abend ging mir das einfach zu schnell und als ich dann das mit dem Fernseher raus bekommen hatte, bin ich einfach ausgetickt und habe nicht mehr nachgedacht."

"Ist gut. Vergessen wir zwei das einfach und kümmern uns lieber darum, was es zum Essen gibt. Warum hast du eigentlich bei den Wolenczaks Küchenverbot gehabt?"

Lucas grinste ihn an und reichte ein paar Joghurtbecher, doch blieb die Antwort schuldig.

"Findest du nicht, du solltest mich über genau diesen Punkt aufklären?" hakte Bridger weiter.

Der Teenager seufzte auf. "Na gut, anscheinend geht es nicht anders. Ich habe mal die Küche in die Luft gejagt und das nicht nur sprichwörtlich. Die war danach wirklich nicht mehr da. Wir hatten ein riesen Loch in der Wand und es qualmte und brannte und roch einfach scheußlich." Als er den erschrockenen Blick des Captains sah, fügte er noch schnell hinzu. "Keine Sorge, ich war zum Glück am anderen Ende des Hauses und habe es knallen gehört, nachdem das Haus noch schön gewackelt hat. Das ist wirklich passiert und kein Witz."

"Wie konnte denn so etwas passieren?"

"Das ist ja genau das", Lucas legte die Stirn in Falten. "Ich weiß es selber nicht. Ich wollte mir nur etwas in der Mikrowelle warm machen und haben wie meine Mutter sagte, den Kuchen im Backofen angemacht, dann bin ich raus, weil ich noch schnell was anderes machen wollte und wenig später hat es dann Bumm gemacht."

"Hat man denn keine Untersuchung durchgeführt? Wenn das eine richtige Explosion war, dann muss es doch einen Grund gegeben haben."

"Ja, wahrscheinlich schon. Ich werde wohl irgendwas falsch gemacht haben und daher ist das alles in die Luft gegangen. Laut dem Bericht war kein Mangel an irgend etwas vorhanden. Daraufhin gab es ein absolutes Verbot für mich in der Küche zu werken oder gar allein mich dort aufzuhalten ohne etwas zu machen."

Nathan musterte seinen Sohn misstrauisch. "Du willst dich nur vor der Arbeit drücken."

"Nein, du kannst ruhig anrufen. Da wo früher die Küche war, hat mein guter Herr Vater, ein kleines Paradies für Grünzeug und Papageien angelegt. Es ist doch okay, wenn ich weiterhin von den Leuten, die mich aufgezogen haben in der Form rede?"

"Natürlich, das werde ich dir auf gar keinen Fall verbieten."

Die Einkäufe waren in den Schränken verstaut und Vater und Sohn standen noch immer ratlos da und wussten nicht was es zum Essen geben sollte.

"Ich wäre ja noch immer für den Pizzaservice." meldete sich Lucas zu Wort. Er ließ sich an der Wand nach unten gleiten und saß dort mit angezogenen Beinen.

"Selbstgemachte Pizza schmeckt aber besser, das weißt du?"

"Kann ich nicht sagen, habe noch nie eine gemacht. Aber wer bitte macht sich die Arbeit, wenn ein Anruf schneller geht?"

"Wir! Trotz deiner Künste Küchen in die Luft zu sprengen, darfst du dich ausnahmsweise mal aktiv in diesem Raum hier betätigen." Er hielt dem Teenager die Hand hin.

"Ich glaube wir müssen uns vorher noch über einige Dinger unterhalten, die dulden keinen Aufschub mehr!" sagte Lucas ernst.

"Mann kann während man ein Essen zubereitet sehr wohl auch reden."

Zweifelnd blickte die blauen Augen von Lucas nach oben. "Also ich weiß ja nicht. Du wirst die ganze Zeit damit beschäftigt sein zu sagen; pass auf Lucas, so nicht Lucas, nimm lieber nicht das scharfe Messer!"

"Komm schon." bat Bridger ihn und endlich wurde die Hand ergriffen. Wenig später stand Lucas neben ihn mit den Händen in der Tasche und guckte zu, wie er eine Packung nach der anderen, die er für die Pizza brauchen würde, aus dem Schrank räumte.

"Warum haben wir das Zeug vorhin eigentlich eingeräumt, wenn du es jetzt wieder raus räumst?"

"Im übrigen habe ich eingeräumt, während du einfach geflüchtet bist. Kannst du bitte aus dem untersten Schrank dort eine Schüssel rausholen?"

"Wozu? Pizza ist flach und nicht in Schüsseln." Lucas überging die Spitze mit der Flucht ganz einfach mal.

"Aber irgendwo müssen wir doch den Teig anrühren."

"Ist ein Argument." Er schlenderte zu dem Schrank, kniete sich hin und betrachtete die Einrichtung. Es standen mehrere Schüsseln übereinander da, nur welche war nun die, die sie brauchten. Ach irgendeine wird schon passen, dachte er sich und nahm die, die ihm am nächsten war.

Sobald der Teig endlich in einer flachen Form auf einem Blech sich befand ging es daran, was darauf sollte. Sofort war Lucas eifrig dabei den Kühlschrank nach allem zu durchsuchen, was ihm in den Sinn kam. Nathan stand bereits mit einer Dose da.

Der Teenager hielt inne, sobald er sah, was der Captain auf die Pizza wollte. "Das kommt gar nicht in Frage! Ananas auf Pizza ist das größte Verbrechen das man machen kann." Er nahm sofort die Dose an sich. "Hier lecker Pilze. Anananas gibt es wenn zum Nachtisch!" Bestimmt warf er einige Scheiben Salami und Schinken auf die rote Tomatensauce.

"Kann ich dennoch die Dose zurück haben?" fragte Nathan und versuchte auch gleich an besagtes Stück hinter dem Rücken seines Sohnes heran zu kommen.

"Erst wenn die Pizza fertig ist." Er warf gerade fast den gesamten Inhalt einer Packung Käse drauf.

Er gab auf. "Na gut, dann gibst du hier ab sofort das Thema an."

Lucas nickte. "Genau." Er warf die leere Käsetüte in den Abfall. "Und nun?"

"In den Backofen und warten bis sie fertig ist."

"Dauert es lange? Ich habe schon mächtig Hunger."

Bridger schob das Blech auf eine der Schienen im Backofen. "Ein wenig musst du dich schon noch gedulden."

Der Teenager seufzte auf. "Bestellen wäre schneller gewesen."

"Ja, aber du hättest garantiert nicht soviel Käse drauf gehabt."

"Wer weiß." meinte Lucas mit einem vielsagenden Blick und ging hinaus.

Nathan sah durch das Küchenfenster wie er nach draußen auf den Steg zulief. Darwin war heute morgen mit ihm bis zum Festland geschwommen, auf seinem Rückweg hatte er ihn jedoch nicht mehr bei sich. Er vermutete, der Delphin hatte sich seinen Weg schon gesucht und war zum fressen weiter raus aufs Meer. Lucas musste demnach bald wieder hereinkommen, wenn sein tierischer Freund nicht da war.

Sobald die Pizza fertig war, begab sich Captain Bridger auf die Suche nach seinem Sohn, der zuvor noch rumgejammert hatte, wie sehr er Hunger hätte und nun nicht aufzufinden war. Zum Glück war die Insel nicht sehr groß und als er auf der rückwärtigen Seite war, beugte er sich zu seinem Ohr. "Dafür, dass du erst seit kurzer Zeit auf gewesen bist, bist du schon wieder sehr am schlafen."

Verwirrt rieb Lucas sich die Augen. "Bin ich eingeschlafen?"

Nathan nickte. "Sieht so aus, denn die Pizza kühlt bereits wieder aus."

Die Augen des Teenagers wurden größer und ehe Bridger sich versah, wurde er auch schon zum Haus geschleift. Selbst der fröhlich pfeifende Darwin war auf einmal uninteressant geworden. "Worauf warten wir? Essen fassen!"