Anm: Herzlichen Dank wie immer für die Reviews!!!
Vielen Dank fürs Betareaden Samusa, du wirst sehen, ich habe unseren privaten Insiderwitz ausgebaut, da ich mich beim Lesen deines Comments einfach vor lachen vom Stuhl geschmissen habe.
Kiddo: Bist du eine von diesen typischen Wurstesser zum Frühstück? Garantiert! Ohne Marmelade auf dem Brötchen/Brot geht garrrrrr nichts!!!! Käse lasse ich nicht als Ausrede gelten, denn das ist man auf Spaghetti oder Toast und Wurst... du weißt, dass da Tiere gestorben sind? (versuchte es auf die Vegetarier Tour)
Viel Spaß beim lesen! Das nächste Kapitel kann dann auch wieder schneller kommen.
"Willkommen auf dem Rummel, mein lieber Lucas, der du noch nie mit den Eltern auf solch einem warst." Mit ausgebreiteten Armen trat Bridger unter den mit vielen Lichtern gesäumten Bogen hindurch.
Lucas war das fast schon wieder peinlich und er sorgte für ein wenig Abstand zu dem älteren Mann. Man musste es ja nicht unbedingt übertreiben, doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, wie sehr ihn sein Vater blamierte, entdeckte er schon das erste, was er fahren wollte. Schneller als jemand anders gucken konnte, stand er auch schon an der Schlange.
Mit großen Augen blickte er in die Gesichter derer, die in den kleinen Wagen saßen und die voller Freude von der Fahrt waren. Die Schlange vor ihm war noch sehr lang und es würde noch eine Weile dauern, bis auch er mit dieser einmaligen Freude erfüllt sein würde. Das Gefühl von fliegenden Schmetterlingen im Bauch, wenn es an steile Abfahrten kam und man nichts dagegen tun konnte, um den Wagen doch beim letzten Nervenflattern anzuhalten.
"Hier bist du, ich habe dich einen kurzen Moment aus den Augen verloren und schon stellst du dich an eine Schlange an."
Der Teenager drehte den Kopf zu Bridger. "Ein Volkssport bei den Japanern. Kann niemals schaden sich anzustellen, man weiß schließlich nie, wo man hinkommen könnte."
"Ich hoffe doch sehr, du weißt wo du dich angestellt hast. Ich will mich nicht, kaum dass ich drinnen sitze, kopfüber in der Luft wissen."
"Keine Sorge, das ist eine Wildwasserbahn und keine Achterbahn. Aber so ein Kopfüberteil will ich auch noch machen. Guck mich nicht so an. Das macht Spaß!"
"Wenn es dir Spaß macht, dann kannst du gerne da einsteigen, aber mich bekommst du nicht dort überall rein."
"Warum nicht? Hast du etwa Angst?" Gierig nach einer Schwäche geifernd sah er seinen Vater an.
"Habe ich nicht, aber stell dir nur mal vor, wir treffen hier jemanden von der Crew. Die denken sich, der hat sie nicht mehr alle und demnächst werden meine Befehle in Frage gestellt, wenn ich verlange die Maschinen voll aufzudrehen."
"Was sollte das für negative Auswirkungen haben?"
"Zum Beispiel die, dass man meint ich würde immer nur auf den ultimativen Kick aus sein."
Lucas hakte sich am Arm Bridgers unter. "Ich glaube du machst dir einfach zu viele Sorgen und wir kümmern uns jetzt erst einmal um unsere Fahrt in dem Wildwasserteil. Bei der Hitze kommt das super gut. Guck, die kommen teilweise richtig nass aus den Waggons." Er zeigte auf die Passagiere, die sich vereinzelt die nassen T-Shirts auswrungen.
"Dann sollten wir das lieber auf später verschieben."
"Auf gar keinen Fall, wir sind schon so weit vorne!"
Ob er wollte oder nicht, aber der Captain wurde ganz einfach mitgeschleift. Irgendwie hatte er schon geahnt, dass das hier alles so ablaufen würde. Ach was sollte es? Ein wenig Spaß hat noch niemanden geschadet und fühlte er sich nicht auch jünger bei dieser ganzen Sache? Natürlich tat er das und es war auch schon eine Ewigkeit her, seit dem er das letzte Mal an solch einem Ort war.
Der Nebeneffekt von den wirklich guten Attraktionen war immer und immer wieder das lange Warten. Nach einer Viertel Stunde waren sie endlich dran und konnten mit zwei weiteren Besuchern des Rummels in einen der Waggons steigen, die wie kleine Baumstämme aussahen.
Die Sicherheitsbügel klappten zu und schon nahm der Waggon auf einer Art Schiene Fahrt auf. Es ging schleppend langsam voran. Zuerst kam ein wenig berauschendes Gefälle, an das sich ihr Wagen mit größten Anstrengungen voran arbeitete. Auch wenn es nicht allzu tief ging, waren schon die ersten kribbelnden Gefühle im Bauch der Passagiere vorhanden und die Glückshormone breiteten sich in ihnen aus. Alle Sorgen gerieten mehr und mehr in Vergessenheit.
Es folgten weitere mehr oder weniger große Gefälle bis sie sich dem größten näherten.
"Hoffentlich versagen jetzt nicht die Glieder der Kette unter diesem Ding und uns haut es rückwärts zurück.", meinte Nathan vorn zu der fahrradkettenartigen Vorrichtung sehend, deren Kerbungen unter dem Waggon griffen und somit in die Höhe zogen.
"Das wäre doch mal cool!", erhielt er die begeisterte Antwort von seinem Sohn.
"Dir scheint es ja sehr gut zu gehen!"
"Und wie! Das macht richtig Laune. Drehen wir danach noch eine Runde?"
"Ich dachte, du wolltest kopfüber in der Luft hängen."
"Stimmt auch wieder."
Endlich waren sie oben angekommen. Im Halbkreis ging es nun auf der Geraden weiter, bis der Waggon noch einmal kurz vor dem Gefälle hielt und den Insassen noch ein letztes Mal die Möglichkeit gab, allen Mut zu sammeln, dann ging es gnadenlos in die Tiefe.
Die Schmetterlinge in den Bäuchen der Passagiere schnellten in die Hälse und verschafften sich bei den hinteren Personen in Form eines freudigen Aufkreischens Freiheit. Lucas und Bridger saßen vorne und bekamen die volle Breitseite des Wassers ab. Jetzt bereute jemand erst recht ein gutes Hemd angezogen zu haben.
Die Augen des Teenagers strahlten, als gäbe es nichts anderes mehr. Völlig beseelt von dem Kick steuerte er, kaum aus dem Baumstammwagen raus, auf die nächste Attraktion zu. Nathan hatte zu tun mit ihm Schritt zu halten und schon standen sie wieder in einer Schlange.
Mit einem flauen Gefühl ihm Magen sah er nach oben, wo eine Gondel mit drei Sitzreihen in der Luft kopfüber stehen geblieben war. Unvermittelt setzte sie sich in Bewegung und fuhr mit einer Schnelligkeit herunter. Dabei drehte sich die Gondel um die eigene Achse, während die Verankerung ebenfalls mehrmals gedreht wurde.
In halber Höhe befand sich die Vorrichtung, die es ermöglichte, dass dieses Gebilde gedreht werden konnte ohne die Leute nur rauf und runter fahren zu lassen. Diese ganzen Drehungen wiederholten sich immer und immer wieder. Viele der Insassen schrien bei den Drehungen auf oder wenn es nach einem kurzen Stopp in der Luft wieder weiter ging, ganz unvermittelt in schnellem Tempo zu Boden.
"Ich glaube mir würde da schlecht werden."
"Wieso? Verträgst du das nicht?"
"Das nicht, aber ich mag es einfach nicht ewig mit dem Kopf nach unten da zu hängen. Und dann geht das wieder weiter."
"Du hast Angst.", grinste Lucas ihn an.
"Ein wenig, ja. Carol hat immer gemeint diese Dinger seien zu gefährlich. Es müsste sich nur ein Bügel lösen und schon sei es das gewesen. Ich glaube das hat sich bei mir sehr eingebrannt."
"Ich muss jetzt ganz allein da drauf?"
"Ist das schlimm?"
"Nein, aber ich dachte, wir machen alles zusammen."
"Und was ist wenn ich eine Herzinfarkt bekomme? Ich bin keine siebzehn mehr! Ich habe auf der seaQuest bereits den großen Kick. Jedes Mal wenn wir angegriffen werden oder es eine heikle Situation gibt."
Schmollend drehte der Teenager sich von ihm weg. Das Karussell kam zum Stillstand. Schwankend standen einige von ihren Sitzen auf und somit war Platz für die nächsten Adrenalinsüchtigen. Einer davon hieß Lucas und quetschte sich sofort in die letzte Reihe, nachdem Bridger für ihn bezahlt hatte. Auch die Fahrt in der Wildwasserbahn hatte er schon gezahlt. Eine Selbstverständlichkeit für ihn, doch Lucas hatte schon Andeutungen gemacht, dass ihm das Unbehagen bereitete.
Ein Mitarbeiter ging durch alle Reihen, schloss die Sicherheitsbügel und kontrollierte deren Sicherheit bis er das Okay gab und es los gehen konnte.
Nathan sah dem ganzen mit einem mulmigen Gefühl zu. Sein Sohn schien sichtlichen Spaß dabei zu haben, denn jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, konnte er nur dieses Strahlen in ihnen sehen. Übel nahm er es ihm zum Glück nicht, dass er nicht mitgefahren war in dem Mordsteil. Er war ja nun doch etwas älter und herausfordern musste man es nun auch wieder nicht. Beim nächsten Karussell konnte er jederzeit wieder mit einsteigen. Daran sollte es nun wirklich nicht liegen.
Die Preise der Betreiber waren seit seinem letzten Besuch einer solchen Veranstaltung wirklich immens in die Höhe gestiegen, doch bei diesem hier, war er sich sicher, dass man wenigstens auch etwas für das Geld bekam. Eine Frechheit wäre es gewesen, wenn das Ding ganz schnell wieder zu Ende gewesen wäre.
Sobald nun also die nächsten Süchtigen mit Adrenalin versorgt waren und das Gefährt zum Stillstand gekommen war, trat er ein paar Stufen auf die Plattform, um seinen Sohn abzuholen. "Genug Aufregung für die nächsten Monate gesammelt?"
"Noch nicht ganz! Willst du etwa bereits wieder gehen?"
"Nein, aber ich denke mir nur, dass es ziemlich Nervenaufreibend ist von einem sich wild rotierenden Gerät zum nächsten zu hetzen."
"Mir macht es Spaß!"
Bridger legte ihm den Arm um die Schultern. "Dann wollen wir dafür sorgen, dass es auch dabei bleibt. Schon etwas neues gesichtet?"
Das hätte er nicht fragen sollen, denn er wurde bereits zu einem weiteren Karussell geschleift. Auf einer runden Scheibe waren jeweils durcheinander immer zwei Sitze nebeneinander angebracht, die sich nach vorn oder hinten drehten, während die Scheibe selbst ebenfalls Drehungen vollführte. "Wartest du wieder?"
"Auf gar keinen Fall. Das hier sieht weniger gefährlich aus als das andere und ich kann dich doch nicht immer nur allein den Nervenkitzel durchleben lassen. Los, zur Kasse!" Es war ihm ernst. Nathan hoffte inständig, dass ihm während der Fahrt nicht schlecht werden wurde. Zum Glück wurde es das auch nicht und diese Fahrt dauerte fast so lange, wie die das Computergenies auf dem anderen Gerät zuvor.
Neben dem Karussell waren mehrere Stände mit Süßigkeiten, Zuckerwatte und auch Schießbuden. Man musste ihn gar nicht fragen. Der Captain konnte sämtliche Aktionen nur mit einem Lächeln beobachten, denn Lucas war bereits wieder schnurstracks auf dem Weg zu einem Ziel, das bis zu seinem Erreichen auch nur er kannte; nämlich den Zuckerwattestand. Mit zwei großen Teilen kam er zu seinem Vater zurück, der etwas abseits gewartet hatte und zusah, wie einige Eltern ihre kleinen Kinder in eines dieser ruhigeren Karusselle setzten. Dies rief wieder viele Erinnerungen in ihm wach. Lucas war schon einmal mit ihnen auf einem Rummel gewesen, nur damals eben viel zu klein, um ebenfalls auf einem der Karussells zu fahren oder auch sich zu erinnern.
Er war bei ihm geblieben, während Carol und Robert sich in ein Feuerwehrauto gesetzt hatten. Sein jüngster Sohn hatte friedlich in seinem Kinderwagen geschlafen. Diese Bilder hatte er ganz vergessen. Es war einer der glücklicheren Tage im Leben der vier Bridgers gewesen, bevor sie von ihrem jüngsten Mitglied getrennt wurden und die Ehe der Eltern zu zerschlagen drohte.
Wie faszinierend es doch war. In seiner Jugend kannte man diese immer schnelleren und schwindelerregenderen Karusselle noch nicht. Da gab es fast nur solche, auf denen kleine Kinder nun ihren Spaß hatten. Und die Kettenkarusselle nicht zu vergessen. Die waren dabei noch ein großes Highlight gewesen. Hatte er nicht auch ein Riesenrad zuvor gesehen? Vielleicht ließ sich Lucas ja überreden in eines einzusteigen. Bestimmt würde er das nicht machen wollen, wo seine Vorlieben lagen, das wusste er ja schon.
Auf einmal hielt ihm jemand etwas rosa flaumiges unter die Nase. "Bitte sehr!"
"Danke, ich hätte aber nichts gebraucht."
"Doch! Zuckerwatte gibt es nicht so oft und das klebt so schön." Sein Blick fiel auf die ganzen jungen Familien, deren kleine Kinder drängelten in dem oder dem Auto sitzen zu dürfen, bevor das Karussell seine nächste Runde drehte. "Damit müssen wir jetzt aber nicht fahren?"
Nathan lächelte. "Nein, auf keinen Fall. Ich habe nur ein wenig nachgedacht gehabt."
"Darf ich fragen über was?"
Er blickte seinen Sohn an, der von seiner Watte ein Stück abzupfte und es sich in den Mund schob. "Die Vergangenheit. Wenn man sein Kind lachen sieht, wie es Spaß hat, dann ist das für Eltern etwas ganz besonderes."
"Ich dachte alles ist besonders, wenn es um das Wohl des Kindes geht. Das Gefühl habe zumindest ich immer vermittelt bekommen."
"Das stimmt auch, aber es gibt Unterschiede. Je nachdem was es glücklich macht, sind auch die Gefühle der Eltern anders. Ich denke jedoch, um das zu verstehen, musst du schon selber Kinder haben. Mehr als erklären kann ich das nicht. Die Erfahrung macht jeder selbst."
"Vorausgesetzt er hat Kinder."
Bridger nickte. "Das stimmt. Wer keine Kinder hat, kann diese Erfahrung nicht machen."
"Sehen wir uns weiter um, oder philosophieren wir jetzt?"
Die Jugend war immer unruhig. Bevor er sich noch mehr in Schwelgereien verlor, gab er sein Einverständnis zur weiteren Expeditionstour über den Rummel. Sehr weit kamen sie nicht, dann Lucas blieb bei einer der Schießbuden stehen und sah zu, wie kleine Zielscheiben oder Papierblumen von den einzelnen Besuchern zu treffen versucht wurden.
Der Captain, sah dem eine ganze Weile zu. Lucas aß genießend seine Zuckerwatte, was hieß, dass er eine Ewigkeit brauchen würde, bis die mal aufgegessen war. Bei ihm selbst war nur noch ein kümmerlicher Rest vorhanden und als auch dieser weg war, warf er den übrigen Holzstab in einen der vielen Müllbehälter, die überall aus standen. Er drängte sich zu den anderen Hobbyschützen und bezahlte für einige Schüsse.
Überrascht über diese spontane Aktion des Captains, beobachtete der Teenager das Geschehen. Nachdem er seine ganzen Schüsse absolviert hatte, wurden die Treffer ausgezählt und er bekam seinen Preis.
Lucas war nach wie vor mit seiner Zuckerwatte beschäftigt. Bridger hakte sich bei ihm unter und drückte ihm in die verbleibende freie Hand den Teddybären. "Mit besten Grüßen aus der Vergangenheit. Ich glaube zwar nicht, dass dir so etwas heute noch viel bedeuten wird, aber Robert hatte sich früher immer riesig über ein neues Stofftier gefreut."
Mehr als verdutzt blieb ihm fast das süße Wattezeug im Halse stecken. Er blickte auf den Bären in seiner Hand hinab. Er hatte ein knuffiges Gesicht und um seinen Hals war eine Schleife gebunden. "Danke.", presste er hervor, nachdem er es endlich geschafft hatte zu schlucken.
"Wollen wir in die Geisterbahn?"
Der Teenager nickte. Nicht mehr lange und er hatte endlich seine Zuckerwatte aufgegessen. Gerade rechtzeitig, denn sie waren in der Schlange endlich so weit vorne, ebenfalls in die Geisterbahn gelassen zu werden.
Als erstes ging es einen dunklen Raum entlang, der sich in einer Bar entlud. Hinter der Theke stand eine Figur, die aus einem Horrorfilm der sechziger hätte entsprungen sein können und an den drei Tischen, die da standen, hatten sich Skelette und Werwölfe eingefunden. Hinter der Bar fanden sich in den Regalen dicke Gläser mit seltsamen Namen drauf. Gummispinnen waren überall verstreut. Die Gruppe drängte sich in die Bar.
Keiner wusste so genau, was als nächstes passieren würde, da es hier nicht weiter zu gehen schien. Aus den Lautsprechern, die versteckt angebracht waren, drangen unheimliche Laute und der Kerl hinter der Bar schien auch irgendwas zu erzählen, doch die beiden konnten das nicht verstehen, da sie es viel zu laut von den anderen Besuchern war und der Ton auch ziemlich verzerrt war.
Dann schien sich am anderen Ende etwas geöffnet zu haben, denn alle steuerten sie auf eine Schiebetür zu. Wenig später fanden sie sich in einem viereckigen Raum, der recht düster war. An den Seiten waren Stangen zum festhalten angebracht.
Die Schiebetür schloss sich und sofort hörten sie eine krächzende Stimme sagen: "Willkommen im Fahrstuhl des Grauens."
Rechts und links von ihnen begann eine Art Leinwand zu laufen, was den Eindruck vermittelte, als würden sie in die Tiefe gleiten. Etwas ließ die Kabine ein wenig wackeln. Dann wurde das Laufen der Leinwand schneller und schneller und auch das Rütteln des kleinen Raumes wurde schlimmer. Sie mussten sich festhalten, da das Beben der Dielenbretter sie andernfalls zum Fall gebracht hätte. Mit einem Mal gab es einen lauten Knall aus dem Lautsprecher und die Decke öffnete sich in der Mitte, wo etwas hinaus fiel. Aus dem Boden hatte sich ebenfalls eine Holzdiele geöffnet und bot nun eine Menge Geröll und Schutt.
Eine Angestellte hatte die Besucher vorher angewiesen die Mitte zu meiden, weshalb auch niemand bei diesem Effekt hatte verletzt werden können.
Wo eben noch die Leinwand gewesen war, erschien nun mit einem weiteren Knall eine neue, auf der ein Friedhof zu sehen war. Mehrere seltsam grünlich beleuchtete Skelette streiften auf dieser umher. Die Tür auf der anderen Seite öffnete sich und sie fanden sich in einem größeren Raum wieder, der die Umgebung wieder gab, die sie bereits auf der neuen Leinwand zu sehen bekamen. Die selbe Stimme, die sie zuvor im Aufzug begrüßt hatte, gebot ihnen nun einen angenehmen Aufenthalt in der Unterwelt.
Sie gingen um Pappgrabsteine herum, hinter denen hier und da mal unvermittelt ein Skelett oder Zombie hervor sprang. Von der Decke stürzten Gummifledermäuse und in einem Baum meinte Lucas, einen Vampir hängen zu sehen. Etwas komisch wie er fand, da er, seit dem er die Vampirchroniken von Anne Rice gelesen hatte, sowieso einen andere Vorstellung von diesen Wesen der Nacht hatte.
Am Ende des in grau gehaltenen Raumes stiegen sie in völliger Dunkelheit eine Treppe hinauf. Alle mussten sie sich voran tasten, damit sie weiter kamen. Es war ein Labyrinth, das mit den Ängsten der Menschen vor der Dunkelheit spielte. Um diese Stimmung noch zu unterstützen, wurden Geräusche von Tieren der Nacht unvermittelt eingespielt. Schauriges Lachen eines Monsters oder grausige Musik.
Nach einer halben Ewigkeit des Herumirrends, sah Lucas endlich Licht und fand sich auf einem Balkon oberhalb der Geisterbahn wieder. Endlich war er raus. Auch wenn der Rest der Geisterbahn nicht sonderlich erschreckend war, aber so ohne Orientierung eine halbe Zeitspanne umher zu irren, machte einem doch ein ganz besonders mulmiges Gefühl.
Unter ihm warteten andere Abenteuerlustige, die auch in die Geisterbahn wollten. Er ließ seinen Blick kurz über diese Seite des Rummels streifen, bis er sich umsah. Wo war sein Vater? Der Teenager blieb eine Weile draußen stehen und wartete ab.
Doch er konnte lange warten, denn Bridger selbst würde niemals bis zu dem Balkon kommen. Je nachdem welche Richtung man im Dunkeln einschlug, konnte man drei verschiedene Ausgänge ansteuern. Eltern wurde geraten, die Kinder in diesem Teil der Geisterbahn an die Hand zu nehmen. Mittlerweile wünschte er sich, das auch getan zu haben. Er stand in einer Art Labor, wo Puppen auf einem Tisch lagen, der kontinuierlich nach oben geschoben wurde, ein paar Lichter aufblitzten und die Puppe anschließend sich hinsetzen konnte. Sie drehte ihren Kopf ein paar Mal und lag wieder da. Die Szene in der Frankenstein Leben eingehaucht wurde. Bestimmt hätte seinem Sohn das gefallen, schließlich war seine Internexfigur ja das Wesen der damals jungen Schriftstellerin gewesen, die es geschaffen hatte.
Egal wie lange er wartete, aber Lucas kam einfach nicht aus dem Gang raus, aus dem schon die nächste Gruppe bis zu ihm durch gedrungen war. Er beschloss ihnen nach zu gehen. Mit Glück würden sie sich draußen schon wieder finden.
Das Ende der Geisterbahn beschloß dann ein Spiegelkabinett. Zwar ganz nett, aber auf die Dauer doch recht langweilig.
Suchend ging sein Blick umher, als er hinaus an das Tageslicht zurück trat. Wo war nun also ein ganz bestimmter Teenager ab geblieben.
"Wo bist du denn gewesen?", motzte ihn aber schon jemand anders voll.
Hinter ihm stand der Gesuchte. "Das selbe könnte ich dich fragen. Nach dem dunklen Tunnel warst du plötzlich weg. Dabei dachte ich mir noch, wie sehr dir dieser Frankenstein doch gefallen hätte."
"Was heißt hier Frankenstein? Ich bin da oben auf dem Balkon gewesen und habe gewartet."
Nathan sah nach oben, wo andere Besucher ankamen, den Blick über den Rummel gleiten ließen und weiter gingen. "Da war ich gar nicht. Wie bist du dort hingekommen."
"Durch das dunkle Teil!"
"Echt verrückt! Ich bin jetzt vier Mal in der Geisterbahn gewesen und habe noch immer nicht diesen dritten Weg in dem Labyrinth gefunden. Da soll man in Frankensteins Labor kommen, ich bin so gespannt, wie die das aufgemacht haben. Halt still, Merry, wir gehen dir gleich einen Apfel mit Schokoguss kaufen.", erzählte ein dunkelhaariges Mädchen in ihrer Nähe, die einen kleineren Jungen mit braunen Locken an der Hand hatte, der nörgelnd an dieser zog.
"Naja, vielleicht hast du ja beim fünften Mal mehr Glück.", meinte ihre Freundin. Auch sie hatte einen kleinen Jungen mit lockigem Haupt an der Hand, der mit seinem Freund lieber an den nächsten Süßigkeitenstand wollte.
"Da gibt es die leckeren Äpfel!", rief der Junge mit den helleren Haaren.
Die Mädchen gaben nach und ließen sich zu dem Stand mit dem Süßen ziehen, bevor sie erneut die Geisterbahn ansteuern würden. Nun wurde jedoch Bridger und Lucas klar, was da drinnen vor sich gegangen war. Sie sahen sich kurz an und ließen das Thema dann fallen.
"Können wir dort hinten mal mitfahren?" Lucas zeigte auf ein Karussell, das ziemlich harmlos aussah im Gegensatz zu seinen vorigen Fahrgelegenheiten. Mit den Schultern zuckend, gab der Captain sein Einverständnis.
Hier mussten sie auch nicht so lange anstehen. In einem Kreis waren Wägen für zwei Personen in einer Reihe angebracht. "Ich gehe auf die Innenseite!", bestand Lucas.
"Gibt es einen bestimmten Grund dafür?", fragte Bridger.
"Ja! Keine Sorge, nichts schlimmes. Etwas ganz normal physikalisches, wie es überall auf der Welt vorkommen kann.
Misstrauisch und fast widerwillig nahm der ältere Mann dann doch außen Platz. Es gab keine besonderen Schutzbügel und so wähnte er sich in Sicherheit, die ersten Runden zumindest. Sobald es schneller wurde, wusste er, was Lucas gemeint hatte. Der Junge saß innen, weil die Person außen von ihrem Nachbarn bei der Geschwindigkeit gegen die Wand des kleinen Gefährtes gedrückt wurde.
"Du wolltest dir nur die blauen Flecke ersparen, richtig?"
"Ganz genau! Den Fehler habe ich einmal gemacht und seit dem nie wieder außen gesessen."
"Das hast du also mit Physik gemeint."
Lächelnd sah er ihn an. "Und ob. Was meinen sie wie viele Schüler sich die Zentrifugalkraft besser merken könnten, wenn sie mit solchen Beispielen darüber belehrt würden?"
"Jetzt weiß ich warum du so intelligent bist. Du hast einfach zu viel Zeit in diesen Dingern hier verbracht anstatt in den Vorlesungen!"
Lucas lachte. "Völliger Unsinn, aber durchaus einen Versuch wert. Was meinst du, würde ein Vorschlag diesbezüglich zur Verbesserung der Leistungen der Studenten und Schüler führen?"
"Ganz sicher nichts. Außer dir denkt bestimmt keiner ans lernen während er Spaß hat."
Das Karussell wurde langsamer und sie stiegen aus. Da das Computergenie nun aber doch von der entgangenen Gelegenheit gebeutelt wurde, seinen Namensvetter anzutreffen, ließ sich Bridger breit schlagen die Geisterbahn ein zweites Mal anzusteuern. Sehr begeistert kam der Teenager jedoch danach nicht heraus. "Ich dachte, die hätten mehr gemacht."
Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden und Nathan konnte ihm zu einem Trip im Riesenrad überreden. Überraschenderweise hielt ihre Gondel genau oben, als das Feuerwerk des Rummels begann. Zu diesem Moment standen alle Karussells still und nur im Riesenrad waren zu dem Zeitpunkt Passagiere. Alle anderen Besucher des Rummels mussten sich das Ereignis vom Boden aus ansehen.
Gegeizt hatten die Veranstalter nicht. Die schönsten Formen und Farben kamen bei den Raketen an den nächtlichen Sternenhimmel. Ein unvergesslicher Tag also für die beiden in der obersten Gondel des Riesenrades.
