Anm: Herzliches Danke an die Reviews!!! Hier ist das nächste Chappy, da Kiddo ja dieses ganz gerne noch heute gehabt hätte. Wegen der Sache der Volljährigkeit gehen wir mal nicht so genau darauf ein, jedenfalls jetzt noch nicht. Zur Erinnerung, Lucas ist siebzehn.

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Etliche Stunden später klingelte endlich das Vidphon im Haus und Nathan rannte völlig mit den Nerven am Ende hinein. Er war froh, dass es dieses Mal wirklich Lucas war, der ihn anrief. Auf seinen Freund Malcom, der ihm zuvor ein Gespräch aufdrängen wollte, hatte er recht wüst reagiert und ihn aus der Leitung geworfen. "Na endlich." seufzte er auf.

"Wieso, was ist passiert?" fragte Lucas sofort aufgebracht.

"Ich fürchte, ich habe es nur noch schlimmer gemacht. Aber mir ist es auch wichtig, dass du von mir als erstes erfährst was während des Gesprächs geschehen war."

Der Teenager versteifte sich am anderen Ende der Leitung. Auf seinem Gesicht war keinerlei Regung zu erkennen, wie er es aufnahm. "Ich bin ganz Ohr."

"Als erstes solltest du wissen, dass Dr. Wolenczak derjenige war, der sagte, ich sei dein Vater und wir uns nichts vorzumachen bräuchten."

Lucas glaubte nicht richtig zu hören. "Er wusste es?"

Nathan nickte.

"Unter den Umständen weiß ich dann warum er mich unbedingt vom Boot weghaben will. Dieses ganze Zukunftsgerede und ich könnte nichts mehr dort lernen, ergibt demnach noch weniger Sinn."

"Ich würde bestimmt genauso handeln. Wir haben uns ziemlich gestritten und ich habe die Befürchtung, er wird sich nicht abbringen lassen."

"Nein," er schüttelte den Kopf. "wenn er Bescheid weiß, wird er alles tun, damit es auch nicht dazu kommt. Sie hätten ihn mal nach der Scheidung sehen sollen, als meine Mutter gemeint hatte, sie wolle das alleinige Sorgerecht." Verzweifelt fuhr sich Lucas durch das Haar. "Ich werde versuchen, ihn umzustimmen. Vielleicht habe ich ja Erfolg."

"Hör zu, Lucas. Ich habe nicht vor dich einfach so gehen zu lassen. Wenn es nötig ist, werde ich es mit allen Mitteln verhindern, ob es dir gefällt oder nicht, was dabei als Nebeneffekt herauskommen könnte. Der Doktor ist ein einflussreicher und mächtiger Mann, das weiß ich, doch ich lasse mir nicht den erst wiedergefundenen Sohn wegnehmen."

"Ist ja schön, wie sich alle Welt um mich reißt, aber ich glaube ich gehe jetzt erst mal nach Hause und versuche selbst mit ihm zu reden. Mit etwas Glück kann ich ihn umstimmen. Wenn er über alles Bescheid weiß, dann dürfte das ja kein großes Problem mehr sein, mit ihm offen zu reden."

In Bridgers Magen zog sich alles zusammen. Den Teenager so betrübt zu sehen schmerzte ihn mehr als alles andere. Er ist der letzte von seiner Familie, der ihm noch geblieben ist und nun bestand die Gefahr auch ihn zu verlieren. Er durfte ihn nicht einfach so ziehen lassen. Kein zweites Mal würde er einfach nur den Kopf in den Sand stecken und zusehen, wie man ihm das Liebste nahm.

"Es tut mir leid, wenn ich gewusst hätte... Ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen. Er will dich nicht verlieren, aber ich genauso wenig."

Lucas lächelte ihn an. "Ich weiß."

"Bitte ruf mich an, sobald du mit ihm gesprochen hast. Es spielt keine Rolle, ob er uns dabei abhören kann oder nicht, ich will wissen, was da raus gekommen ist!"

"Sobald ich mit ihm gesprochen habe, versprochen!"

Ein wenig der Last war von seinen Schultern gefallen, dennoch fühlte er sich nicht besser. Lucas hatte nun die schwierigste Aufgabe zu bewältigen und auch er wollte nochmals mit dem Wissenschaftler reden. Es musste doch eine Lösung geben! Warum hatte er ihn nicht verstanden, als er sagte, er bedeutete Lucas mehr als der leibliche Vater. Die beiden waren mit ihrer Beziehung ihm um Jahre voraus. Das konnte er nicht mehr einholen. Es würde nie anders sein.

Bridger kehrte wieder nach draußen zurück. Darwin war ebenfalls in alles eingeweiht worden und machte sich Sorgen, seinen jungen Freund nie wieder zu sehen. Die beiden hatten die wenigen Tage, die sie zusammen waren immer rum gescherzt, sie seien Brüder.

Niedergeschlagen setzte er sich an den Steg und wartete ab. Mehr konnte er nun wirklich nicht tun. Darwin schwamm um seine Füße herum und warf einmal sogar eine Qualle nach ihm, um ihn aufzuheitern, doch so ganz war dem älteren Mann heute nicht danach.

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Vom Strandboulevard nahm Lucas, sauer wie er war, sich ein Taxi und fuhr damit nach Hause. Ohne sich weiter mit irgendwelchen Umwegen abzulenken, stürmte er direkt in das Arbeitszimmer seines Vaters. "Du bist eifersüchtig!" ging er seinen Vater in einem sehr unfreundlichen Ton an, kaum dass er durch die Tür war.

Dr. Wolenczak schrak von einigen Unterlagen hoch, die er bis eben noch konzentriert durch gelesen hatte. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer war offen gewesen und daher hatte er seinen Sohn nicht kommen hören. "Lucas, deiner Reaktion entnehme ich, dass du mit Captain Bridger anscheinend gesprochen hast. Die Tatsache, dass er wusste wo du bist, ist doch wohl Grund genug für mich, mir Sorgen zu machen."

"Erzähl keinen Unsinn, er wusste genauso wenig wie du, wo ich den Nachmittag über war."

Lawrence legte die Akten beiseite und lehnte sich nach vorn. "Lucas, was genau willst du von mir?"

"Was ich will?" fauchte der Teenager außer sich. "Du willst mich von der seaQuest holen, weil du nicht mit dem Gedanken klar kommst, dass mein leiblicher Vater der Captain dieses Bootes ist."

"Zu recht, wie ich annehme. Hast du dich denn nie gefragt, warum du adoptiert wurdest und deine richtigen Eltern dich nicht selber aufgezogen haben?"

Lucas zauberte ein gewinnendes Lächeln auf seine Lippen. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. "Jetzt kommen wir endlich mal darauf zu sprechen. Du und Mum, ihr habt mir niemals wirklich frei gesagt, dass ich von euch nur adoptiert wurde. Nie, bis jetzt eben. Ist dir eigentlich jemals in den Sinn gekommen, dass ich es vielleicht schon wissen könnte?"

"Nein, wir haben es dir nicht gesagt und auch sonst gab es keinen Grund für dich, das zu glauben. Du hattest alles bei uns gehabt. Dir ging es gut. Wir haben uns um dich gekümmert und wir lieben dich. Wie solltest du unter diesen Umständen jemals auf die Idee kommen, du wärst nicht unser Sohn?"

"Ganz einfach, weil ihr eben doch Fehler gemacht habt. Zum Beispiel nach einem Streit die Unterlagen, die ihr euch gegenseitig an den Kopf geworfen habt, bevor ihr beide fluchtartig das Haus verlassen habt, wegzuräumen. Ist euch das jemals aufgefallen? Hast du gemerkt, mit was ihr aufeinander losgegangen seid? Ihr habt euch mir gegenüber manchmal schon recht komisch benommen, was einen doch stutzig macht und wenn man dann solche Sachen vor sich liegen hat, ist es nicht besonders verwunderlich, wenn die Neugier eines Kindes keinen Halt davor macht."

Nachdenklich sah Lawrence ihn an. "Dann hat nicht Bridger dir davon erzählt?"

"Nein, selbst wenn ich diese Akte, die er erhalten hatte, mir gezeigt hätte, würde ich viel eher zu dir kommen und nach der Wahrheit fragen, als das einfach so hinzunehmen. Wie es aber nun mal so ist, habt ihr selber bereits dafür gesorgt, dass ich es herausgefunden habe und ich wusste auch lange Zeit vor der seaQuest schon, wer meine leiblichen Eltern waren. Bis zu dem Zeitpunkt, wo Bridger zu mir kam und mir sagte, er glaubte mein Vater zu sein, habe ich nie auch nur einmal von selbst den Schritt gewagt und bin zu ihm gegangen. Ich habe mich einfach mit der Tatsache zufrieden gegeben und mich glücklich geschätzt meinen Vater kennen zu lernen. Mehr aber auch nicht. Ich hatte eine Familie. Gut, sie ist nicht die perfekteste, aber ich hatte es gut, genauso wie du es gesagt hast. Ich verstehe einfach nicht, warum ich ausgerechnet dann weg soll.

Es ändert sich überhaupt nichts. Die Mannschaft an Bord weiß nach wie vor nichts und auch mit Bridger habe ich die Vereinbarung geschlossen weiter zu machen wie bisher. Ich bin sofort zu dir gekommen, als ich hörte, du hättest Zeit für mich. Hätte ich das gemacht, wenn ich mich nicht hier zu Hause fühlen würde? Wenn ich nicht wüsste, dass das der Ort ist wo ich hingehöre?" Fast flehentlich sah er den Wissenschaftler an, dessen nachdenklicher Blick in kritisch musterte.

"Habt ihr beiden euch das ausgedacht? Wolltet ihr mich von meinem Vorhaben auf die Weise abbringen?"

Lucas stieß mit den Händen gegen die Tischkante und schob den Stuhl unter sich weg. Wütend schrie er auf. "DIR IST EINFACH NICHT ZU HELFEN!! ICH WERDE DIE SEAQUEST NICHT VERLASSEN UND DU KANNST MICH NICHT DAZU ZWINGEN!" Völlig außer sich stürmte er aus dem Zimmer heraus.

Verdutzt sah ihm Dr. Wolenczak nach. So hatte er Lucas noch nie erlebt. Er hatte es geschafft, den Tisch beinahe umzustoßen und sämtliche Ablagefächer, sowie Unterlagen von der Arbeitsplatte zu werfen.

Das Computergenie stürmte durch die väterliche Villa. Er hatte sämtliche Kontrolle über seine Fassung verloren. Geladen stapfte er die Treppe hinunter und blieb direkt neben einem alten, römischen Weinkrug stehen. Langsam drehte sich sein Kopf nach hinten, hätte ja sein können, dass der große Wissenschaftler ihm folgte. Tat er aber nicht. Also wanderten die Hände des Teenagers zu dem kugeligen Bauch des Kruges, umfassten ihn sicher und warf das alte, unersätzliche Stück mit Schwung zu Boden. Laut klirrte es und tausende von Tonscherben verstreuten sich auf dem Mamorboden.

Das hatte gut getan. Sofort suchte er sich ein neues Opfer. Was wäre mit der alten Ming-Vase? Mit einem leichten Schulterzucken ging er darauf zu und stieß sie kurzerhand mal von ihrem Podest. Auf der anderen Seite des Salons eilte er die Treppe nach oben, natürlich nicht ohne die Blumenvasen am unteren geringelten Ende des Geländers ebenfalls auf beiden Seiten zu Boden zu werfen.

In seinem Zimmer angekommen, knallte Lucas die Tür hinter sich zu, verriegelte sie zweimal und ging zu seinem Computer. Es hatte kaum geklingelt, als ein nervöser Captain Bridger antwortete.

"Hast du etwas erreichen können?"

"Bei ihm?" fragte Lucas hysterisch.

Nathan erschrak. Sein Sohn wanderte unruhig auf und ab. "Der Kerl ist sturer als eine Betonwand. Er hat behauptet wir beide hätten das, was ich ihm erzählt habe uns ausgedacht, damit wir ihn täuschen können. Aber der wird mich noch kennen lernen. Seine blöden Vasen sind erst der Anfang geworden."

"Bitte, Lucas, setzt dich erst einmal hin." versuchte Bridger ihn zu beruhigen.

"Auf gar keinen Fall. Ich bleibe jetzt stehen und wenn es das letzte ist, was ich tue." fauchte der Teenager weiter.

"Ich dachte du wolltest nicht von dir zu Hause anrufen." sagte Nathan weiter in einem ruhigen Ton. Er war nach dem Gespräch mit Dr. Wolenczak ebenfalls aufgebracht gewesen, aber das hier übertraf ihn ja noch bei weitem.

"Das spielt keine Rolle mehr. Er glaubt doch sowieso, ich würde von ihm weg wollen und du kontrollierst mich. Warum soll ich mir dann noch die Mühe machen. Wenn der sich jetzt hier einschalten sollte, dann kann er aber was erleben, dann... dann, ja dann mache ich irgendwas total untypisches!" Lucas war so wütend, dass er noch nicht einmal mehr normal denken konnte.

Bridger senkte den Kopf und dachte nach. Diese ganze Sache war äußerst verzwickt. Erneut schossen ihm die Gedanken durch den Kopf, Lucas nicht verlieren zu wollen. Doch was sollte man auch tun, um genau dies zu verhindern? Auf der anderen Seite, wollte er auch das Verhältnis von Lucas und Dr. Wolenczak nicht zu sehr zerstören. Die beiden bewegten sich schon immer auf dünnem Eis, doch sein Sohn hatte ihm klar gemacht, was dieser Mann für ihn bedeutete. Das durfte er nicht zerstören.

"Ich habe eine solche Wut in mir, ich könnte noch hunderte Kostbarkeiten zerstören."

"Du hast etwas kaputt gemacht?"

"Ja! Tust du das nicht, wenn du stocksauer bist? Ich brauchte etwas wo ich mich dran abreagieren konnte, damit ich nicht noch irgendwo ein Feuer lege. Am liebsten wäre ich mit Fäusten auf ihn los gegangen als er mit dieser idiotischen Theorie kam." Nun endlich setzte er sich doch hin. Seine Hände zitterten, als er sich an die rechte Schläfe faste. "Ich kann nicht glauben, dass ausgerechnet er sich solch einen Müll zusammen reimt."

"Vielleicht braucht er einfach Zeit."

"Der braucht keine Zeit, sondern einen Klempner, der seine eingerosteten und verrotteten Zellen im Hirn wieder in Ordnung bringt. Ich glaube sein Sinn für logisches Denken ist total hinüber." Lucas ließ den Kopf auf den Tisch sinken, seine Arme verschränkt darunter. "Ich habe keine Ahnung, was ich noch zu ihm sagen soll."

Nathan hätte jetzt ganz gerne neben ihm gestanden, denn so hätte er ihn wenigstens trösten können, doch über die Videoverbindung waren nur Worte möglich und die fehlten ihm gerade. Er wusste nicht, was er sagen sollte um dem liebsten in seinem Leben Trost zu spenden.

"Lass uns eine Nacht darüber schlafen. Wir sind alle im Moment zu aufgewühlt, als dass wir noch logisch denken können. Mit etwas Glück sieht es morgen schon wieder ganz anders aus oder uns ist etwas neues eingefallen."

Der Teenager hob den Kopf und sah ihn an. Er seufzte tief auf. "Ja, vielleicht. Das hier bringt im Moment wirklich nichts."

"Versprich mir aber ihn nicht noch mehr zu verärgern, indem du weitere Sachen kaputt machst."

"Ich glaube er hat das noch gar nicht bemerkt, was ich getan habe, denn sonst wäre er sofort zu mir gekommen, um mir eine Standpauke zu halten. Sein Arbeitszimmer ist recht weit ab vom Schuss des Hauses und daher in einer stillen Ecke. Ich denke, wenn, dann bekomme ich noch Ärger, wegen etwas, das ich bereits getan habe."

Captain Bridger verbarg die Augen hinter seiner Hand. Das konnte doch nicht wahr sein. "Na gut, dann versuch wenigstens ihn nicht heraus zu fordern. Wenn du etwas zerstört hast, wird er bestimmt sauer darüber sein. Was ich auch wäre." Dann wurde sein Blick besorgter. "Muss ich mir Sorgen um dich machen?"

"Weswegen?"

"Ich will wissen, ob Dr. Wolenczak für deine Zerstörungswut mehr als nur Predigten hält."

"Keine Sorge, er würde nie wahllos um sich schlagen. Das kann ich versichern." Lucas versuchte sein zuversichtlichstes Gesicht aufzusetzen, damit ihm der Captain glaubte. Er konnte verstehen, dass er besorgt war, schließlich kannte er den Wissenschaftler nicht, aber Lucas schlagen würde er nicht. Jedenfalls nicht in blinder Wut.