Die Verschwörung
Draco schlang seine Arme um Harry, küsste ihn leidenschaftlich und sog tief dessen Duft ein. Wie hatte er ihn vermisst. Sanft löste er sich ein wenig aus der Umarmung und sah in strahlende, grüne Augen. Doch gerade als er seine Lippen erneut auf den Mund des Gryffindors drücken wollte, sah er, wer so eben das Zimmer betreten hatte und ließ den schwarzhaarigen Jungen mit einem kleinen Aufschrei los. Was zur Hölle wollte Ron und Hermine hier?
Doch die beiden andere Schüler schienen ebenso entsetzt wie er und Hermine stammelte fassungslos: „Ich denke, das hattet ihr geklärt, Harry. Wieso küsst dich Malfoy dann hier fast zu Boden?"
Und Ron fiel krächzend ein: „Warum knutscht du überhaupt einen Jungen ab? Noch dazu diesen Slytherin?"
Doch Raja schob die beiden in den Raum und schloss die Tür. „Ich denke, das kann etwas länger dauern. Ich habe mir erlaubt, für ein wenig Punsch zu sorgen. Und es verlässt keiner den Raum, bevor das hier geklärt ist."Offensichtlich höchst zufrieden mit sich selber, ließ sich das Mädchen auf den Boden sinken und griff nach einer Tasse des heißen Getränks. Widerwillig folgten die anderen ihrem Beispiel.
„Hättest du mich nicht vorwarnen können?", zischte Draco sie missmutig an. Er hatte keinen blassen Schimmer, was das nun werden sollte. Eigentlich hatte er Harry und Raja nur von Snapes Verrat und Voldemorts Auftrag erzählen wollen. Aber das musste wohl erstmal warten, wenn er nicht gleich von Ron und Hermine zu Tode gefolterte werden wollte.
Zu seiner Erleichterung ergriff Harry nun das Wort. „Ich und Draco sind zusammen. Also ein Paar Wir...äh, lieben uns und ich dachte, ihr solltet das wissen. Ich habe keine Lust mehr, es vor euch zu verstecken."
Diese Aussage hatte zwei höchst sehenswerte Auswirkungen. Rons Augen wurden so groß wie Suppentassen, während Hermine ihre zornig zusammenzog. Sie fasste sich als Erste wieder: „Ihr habt mich angelogen. Diese Schlange", dabei schoss sie einen wütenden Blick auf Raja ab, „hat den Zauber gar nicht rückgängig gemacht. Wie konntet ihr nur? Ich geh sofort zu Dumbledore."
Doch Rons krallte sich mit einem Mal in ihren Ärmel und stotterte: „Wie? D-du w-weißt d-das Harry schw..."Er brachte das Wort nicht über die Lippen. „Und du sagst mir nichts?", schrie er dann und wurde rot wie eine sprichwörtliche Tomate.
„Nun beruhigt euch mal beide wieder.", mischte sich Draco, seinem Freund zu Hilfe eilend, ein. „Ich bin freiwillig mit Harry zusammen. Und ich will es auch weiterhin sein. Daran werdet ihr beide nichts ändern."
„Dumbledore weiß inzwischen auch davon.", warf nun auch Raja in die Runde und als sich vier Paar Augen ungläubig auf sie richteten, fügte sie leiser hinzu. „Ich hab es ihm erzählt, aber er hat gemeint, ich sollte selber mit der Suppe fertig werden, die ich mir eingebrockt habe. Das wäre gut für den Charakter. Und dass, wenn ich keinen Weg fände, es rückgängig zu machen, Draco und ich zu ihm kommen sollten, dann würde er uns helfen."
„Und das sagst du mir erst jetzt?", keuchte der blonde Slytherin. Aber dann sah er Harry an und sagte leise. „Da muss ich dir wohl dankbar sein."Ein unbezahlbares Leuchten erschien auf Harrys Gesicht und das hätte sich Draco von niemandem versalzen lassen. Obwohl Ron es herzhaft versuchte.
„Wieso stehst du auf einmal auf Kerle? Kannst du mir das mal erklären? Wacht man eines Tages auf und denkt, ich verlieb mich mal in meinen Erzfeind?", motzte er immer noch und war ziemlich schwer zu beruhigen. Als Harry ihm in knappen Worten die Sache erklärte, war er wieder einmal krebsrot und murmelte die ganze Zeit. „Und ich hab immer mit ihm zusammen geduscht. Ist doch wohl alles nicht wahr."
„Ron", versuchte Harry ihn zu beschwichtigen. „Du hast doch auch mit Lavender und Pavarti zusammen Unterricht und denkst nicht die ganze Zeit daran, sich auf sie zu stürzen, oder?"Auf das Nicken des Rothaarigen fuhr er fort. „Na siehst du. Und so ist es eben auch bei mir. Nur dass meine Freundin eben ein Kerl ist."
Draco versetzte ihm einen Rippenstoß und meinte empört: „Pass auf, wen du ein Mädchen nennst! Sonst leg ich dich über´s Knie."
„Oh ja, da freu ich mich schon drauf.", gurrte Harry und machte ein anzügliches Gesicht.
Ron stöhnte erneut. „Das ist echt ein bisschen viel auf einmal. Ihr seid echt schrecklich zusammen. Außerdem ist das Malfoy!" Er drehte sich halb um und tat als müsse er sich übergeben.
Doch bevor Draco sich auf ihn stürzen konnte, ging Harry dazwischen und meinte schelmisch: „Wenn du jetzt nicht brav bist, Ron, bekommst du dein Geschenk nicht."
Das wirkte und Ron riss sich bis auf ein paar böse Blicke zusammen. Hermine sah auch immer noch kritisch aus, blickte dem Slytherin kurz in die Augen und zuckte dann mit den Schultern. „Na mir soll´s Recht sein. Solange du glücklich bist, Harry, ist es für mich in Ordnung."Dankbar sah Harry sie an und reichte den beiden dann zwei kleine Päckchen. Entschuldigend wandte er sich an Draco. „Deins ist leider noch im Turm. Ich wusste ja nicht, dass du da bist."
Doch das störte den Slytherin nicht. Als er jedoch die Geschenke der anderen beiden sah, fühlte er sich an den eigentlichen Grund erinnert, aus dem er hier war. Die beiden freuten sich riesig, als sie die Erklärung zu ihren Steinen hörten und Draco wand sich an Raja. „Und meiner?", fragte er und hielt den kleinen Bergkristall hoch.
„Der dient dazu, die Konzentration zu unterstützen. Er löst Energie-Blockaden und reinigt den Geist von störenden Einflüssen.", erklärte sie ihm „Hat er denn geholfen?"
„Ich denke ja, denn Voldemort hat mich auf jeden Fall nicht ausloten können.", gab er ruhig zur Antwort und war sich dann der gesamten Aufmerksamkeit der anderen vier bewusst.
„Du hast Voldemort getroffen?", fragte Hermine ungläubig. „Warum? Plant ihr zusammen den Untergang Hogwarts?"
Doch Draco ließ sich nicht beirren Er wollte jetzt endlich erzählen, was sich in seinem Zuhause zugetragen hatte. Als er geendet hatte, schweigen alle erstmal betreten und schienen jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Schließlich erholte sich wieder Hermine zuerst von dem Schock und fragte Raja: „Was kannst du denn so besonderes, dass Voldemort so interessiert daran ist?"
Als da dunkelhaarige Mädchen es kurz umrissen hatte, fing auch sie an nachzudenken. „Von so einer Fähigkeit habe ich schon mal gelesen. Das sieht nicht gut aus. Du musst hier bleiben, denn zurückgehen wäre der reine Selbstmord. Was ist eigentlich mit Snape?"
„Der ist da geblieben. Mein Vater wollte noch so einiges mit ihm besprechen. Ich denke, es geht um neue Drogen für meine Mutter.", sagte der Blonde düster. „Ich muss in zwei Tagen wieder zurück sein. Mit Raja, sonst hatte ich mal Eltern."
Ron beteiligte sich nun auch wieder an dem Gespräch."Snape ist so ein Arsch. Ich wusste ja schon, dass er fies ist, aber so was, hätte ich ihm nicht zugetraut. Ich denke, der steht auf unserer Seite."
Der blonde Slytherin nickte. Endlich mal etwas, wo er sich mit Ron einig war. „Ich war auch völlig verwirrt.", fügte er hinzu. „Vorher hat er noch gesagt, ich solle ihm vertrauen und dann so was. Er schien jedoch ziemlich beunruhigt wegen der Sache zu sein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er hat sich geschämt, dass er vor Voldemort so gekrochen ist. Aber er hat kein einziges Wort darüber gesagt. Vielleicht auch, weil mein Vater ihn die ganze Zeit zugelabert hat, wie dass den sein könne und was denn seit damals passiert sei. Das hat wohl die Eitelkeit meines Vaters ziemlich verletzt. Doch mehr hat Snape wohl nicht gesagt. Auch nichts über mich und Harry."
„Trotzdem!", schimpfte nun auch der schwarzhaarige Gryffindor und sah seinen Freund wütend an. „Wenn ich den erwische, mache ich Hackfleisch aus ihm. Wie konnte es das nur tun. Jetzt ist Raja auch in Gefahr. Und deine Mutter auch. Entschuldige, wenn mir dein Vater jetzt mal herzlich egal ist."
Doch sein blonder Freund hob nur abwehren die Hände. „Tu dir keinen Zwang an."
„Wir müssen zu Dumbledore. Er muss davon erfahren.", kam es nun wieder von Hermine. „Das können wir nun wirklich nicht alleine regeln."
„Aber er kann auch nichts tun.", kam es auf einmal ruhig von Raja. „Ich werde mit ihm sprechen, so viel ist sicher. Aber ich werde Draco auch begleiten. Es geht nicht anders. Zu viele Leben stehen auf dem Spiel."Sie stand auf und stellte sich ans Fenster.
„Aber was willst du denn gegen Voldemort ausrichten?", fragte Hermine spöttisch. „Sogar Ron ist besser in Angriffszaubern als du."
Doch Raja ging nicht auf diese Provokation ein. „Aber ich kann ziemlich gut schauspielern. Wenn Voldemort eine Verbündete will, soll er sie haben. Wir müssen die Ratte aus ihrem Nest treiben, damit wir sie fangen können. Das Angreifen überlasse ich dann Harry und Dumbledore.", meinte sie immer noch ausgeglichen.
„Ja klar!", grinste nun auch Ron. „Und Du-weißt-schon-wer nimmt dir das sicher auch ab."
Zwei Sekunden später erstarb das Lächeln jedoch auf seinem Gesicht, denn Raja presste ihn mit aller Kraft auf den Boden und hielt ihm den Zauberstab unter die Nase. Ihr Gesicht war eine hassverzerrte Fratze und sie zischte kalt: „Sprich besser ein Gebet, Wiesel. Denn das werden deine letzten Worte auf dieser Erde sein. Bist du bereit zum Sterben?"
Bevor sich jedoch die anderen von ihren Plätzen erhoben hatten, lies sie Ron schon los, stand auf und klopfte sich imaginären Staub vom Umhang. Als sie die erschrockenen Gesichter sah schmunzelte sie nur. „Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass ich ihm an Leder will, oder?"Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ließ sie sich wieder neben Harry sinken. „Noch Fragen?"
„Aber was ist mit Voldemort?", meinte Draco beunruhigt. „Er ist wirklich sehr stark. Wenn er nur noch ein wenig weitergemacht hätte, wäre ich zusammengrbochen, das kannst du mir glauben."
Doch sie lachte nur. „Wenn Voldemort glaubt, dass er genau das bekommt, was er will, wird er nicht lange fragen. Außerdem habe ich nicht vor, vor ihm im Staub herumzukriechen."
„Ach nein?", warf Hermine kritisch ein.
„Nein!", gab Raja unwillig zurück. „Solche Leute sind immer gleich. Wenn sie glauben, dass du Angst vor ihnen hast, drücken sie dich nur weiter nach unten. Der Trick besteht darin, sich ihnen ebenbürtig zu präsentieren. Dann sind sie froh, dass du auf ihrer Seite bist. Außerdem hab ich schon eine Idee, wie ich ihm das verkaufe."
„Wenn du dich da nur nicht verkalkulierst.", sagte Harry leise und warf Draco einen sehnsüchtigen Blick zu. „Ich will euch beide nicht in Einzelteilen wieder sehen."
„Eins ist aber enorm wichtig, Draco.", unterbrach Raja ihren Kontakt wieder. „Was immer ich tue, und was immer ich auch sage. Tu so, als wärst du mit allem einverstanden. Mit ALLEM! Habt ihr eigentlich irgendwelche Verwandte zu denen deine Mutter gehen könnte?"
Der Slytherin überlegte kurz. „Außer Bellatrix Lestrange, die aber untergetaucht ist, wäre da nur noch ihre andere Schwester Andromeda Tonks. Doch mit der hat sie überhaupt keinen Kontakt, wegen deren Heirat mit diesem Muggelmann. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich von meiner Mutter ausging oder ob das der Einfluss meines Vaters war. Und eben der wird sie nicht gehen lassen."
„Dann muss ich mir was anderes einfallen lassen.", murmelte das Mädchen
Als Draco sie fragend ansah, meinte sie jedoch nur: „Vertrau mir, wir kriegen das schon hin. Aber wenn du ein Wort sagst, fliegen wir auf. Ich muss mich auf dich verlassen können. Verstehst du das Hundertprozentig, egal was kommt."
Der blonde Slytherin nickte nur. Er wusste zwar nicht, was das werden sollte, aber er hatte gelernt, ihr zu vertrauen. Eine ungewöhnliche Erfahrung, doch meist war er gut dabei weggekommen. Ein Blick auf Harry ließ sein Herz ein wenig höher schlagen.
„Ok, ich bin auch dafür.", sagte Hermine nun grimmig und auch Ron nickte. „Aber nur, wenn Professor Dumbledore auch „Ja"zu der ganzen Sache sagt."
„Ich gehe gleich zu ihm.", meinte Raja und erhob sich. Mit einem Blick auf Draco und Harry fügte sie kunstvoll gähnend hinzu: „Und dann gehe ich schlafen Es ist ja auch schon unheimlich spät." Verschwörerisch blinzelte sie dem Slytherin und seinem Freund zu.
„Kommt ihr mit?", fragte sie dann die beiden andere Gryffindors. Ebenfalls gähnend standen die beiden auf und drehten sich zu Tür.
„Und was ist mit euch?", warf Ron noch ein, und blickte kurz zu den beiden noch sitzenden.
Doch Hermine nahm ihn bereits am Arm. „Die beiden wollen vielleicht noch ein bisschen alleine sein, du ungehobelter Klotz."Mit einem Blick auf Raja fügte sie nur kopfschüttelnd hinzu: „Männer!"
Dann zogen die beiden lachenden Mädchen den rothaarigen Gryffindor aus der Tür und das Bild klappte wieder zu.
