BLUTMOND

Ch. 2

Vampire überall

Aris arbeitete sich schnell ein. Momentan war der Job auch zu einfach.

Streife auf dem Grundstück laufen, vor dem Grundstück, im Haus, und dass die ganze Nacht.

Tagsüber schlief sie und sah deswegen Selas nicht so oft.

Im Stillen war sie dankbar dafür, die war ja auch fürchterlich nervtötend... aber trotzdem nett.

Mit ihrer Truppe, die vorläufig nur aus Männern bestand schloss sie schnell Freundschaft.

Die Kollegen erklärten ihr einiges was es mit Selas auf sich hatte, und dass sie froh waren sie in der Einheit dabei zu haben.

„Sie ist eben stärker als wir. Aber nichts im vergleich zu ihrem Meister Alucard,"meinte einer der Kollegen mal.
Also gab es noch einen zweiten Blutsauger.

„Ist es nicht gefährlich Vampire hier zu haben? Das sind doch die Feinde von euch, oder?"

„Wir sind dankbar das die beiden bei uns sind,"meinte nur ihr Kollege.

„Wahrscheinlich hast du recht,"meinte Aris nur und widmete sich wieder der Arbeit.

Sie ging am späteren Abend ihre Runden um den Block.

Ein paar Meter hinter ihr ein Kollege.

Es passierte zu schnell und sie kamen aus allen Richtungen.

Gut Acht Freaks wenn nicht mehr.

„Wo kommen die denn her?"schrie ihr Kollege.

„Keine Fragen stellen, schieß um dein Leben!"

Die stille Nacht wurde von Schüssen zerrissen, Verstärkung war auf den Weg.

Allerdings, fand Aris, ließen die sich zuviel Zeit.

Einer der Ungetüme warf mit einem Stein nach ihr und traf sie an der Stirn kurz über den Nasenrücken. Diese phlegmatischen Geschöpfe konnten doch recht geschickt sein, wenn sie wollten.

Sie fiel zurück, hörte ihren Kollegen ihren Namen schreien, doch ihr Fall wurde je gestoppt als sie gegen etwas Weiches fiel.

Ein Arm schloss sich um ihre Taille und gab ihr Halt.

„Alles in Ordnung?"hörte sie eine ruhige, fast klangvolle Stimme murmeln.

Aris blickte nach oben.

Was sie sah versetzte sie noch mehr in Angst und Schrecken.

Jetzt wusste sie was Selas mit „Aufspringen und Schreien"meinte.

Ein einzelnes, rotes Auge starrte zu ihr herunter.

Normalerweise verbarg eine Sonnebrille sie, doch Aris sah nach ihrer Meinung schon viel zu viel.

Besonders dieses sadistische, bösartige und grausame Grinsen.

Ihr Verstand verabschiedete sich und Panik sprang in ihr auf wie ein Gummiball.

Die Verstärkung kam und es wurde aus allen Richtungen geschossen und binnen Minuten stand von den Gegnern keiner mehr.

Aris riss sich von dem Ungetüm los und ging zwei Schritte von ihm Weg ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Ihre grünen Augen trafen seine.

Sie hielt seinem Blick stand, und doch grinste er weiterhin so verrückt und grausam wie nur er grinsen konnte.

„Meister Alucard!"Aris erkannte sofort wem die Stimme gehörte.

Selas Victoria. Wem denn auch sonst?

Aris spürte eine Hand auf der Schulter und drehte sich um.

Ihr Vorgesetzter zog sie mit sich.
"Du solltest dich gleich verarzten lassen. Mit so was ist nicht zu scherzen,"belagerte er sie.
Er wollte sie gleich Freischreiben aber Aris schüttelte den Kopf.
"Morgen ist doch mein letzter, und dann hab ich ne Woche frei. Ist doch Unsinn!"meinte sie und ging mit um sich verarzten zu lassen.
Alles war besser außer diesem Vampir in die Augen schauen zu müssen.

„Dieser durchschauende Blick,"dachte sie und fröstelte.

Und dabei fragte sie sich, wer von ihnen beiden das größte Monster war.

„Wer war das?"fragte sie später ihrem Kollegen.
"Das war Alucard. Ich hab dir doch von ihm erzählt! Sei froh das er gekommen ist, ihr wärt sonst Hackfleisch!"meinte er und lächelte sie aufmunternd an.

„Na toll,"knurrte Aris und ging zum Schichtwechsel.

Später lag sie auf dem Bett und konnte nicht schlafen.

Der zunehmende Mond stand am Himmel. Am nächsten Tag würde er voll sein und sie musste sich aus der Organisation zurückziehen.

Sie griff sich an die schmerzende Stirn.
Der Stein hatte ihr eine böse Wunde beschert.

Wie ein Stern lag sie nun im Gesicht. Als ob sich etwas in ihr Gesicht geklebt hätte.

Es wirkte fremd, aber irgendwie passend.

Na ja, sobald der Mond wieder abnehmen würde, wäre davon nichts mehr zusehen.

Sie wollte schon ein paar Sachen packen um sich gleich im Morgengrauen aus dem Staub machen zu können.

Als sie am Abend zum Schichtwechsel ging, und durch das leere Foyer in der Halle trat fühlte sie sich beobachtet.

Ein Zittern legte sich auf ihrem Körper und ein leises und sanftes Knurren trat aus ihrer Kehle.

Sie atmete tief durch um sich zu beruhigen.

Etwas war in der Nähe. Kein Mensch, aber auch kein Vampir oder Freak. Selbst ohne Vollmond roch sie diese über Meilen.

„Selas?" flüsterte sie leise, doch sie schüttelte den Kopf.
Selas war unterwegs. Sie konnte noch nicht zurück sein.

Es war schwer für sie, sich zu beherrschen. Vollmond rückte immer näher und um diese Zeit konnten bei ihr alle Sinne total verrückt spielen.

Und genau dies taten sie.

Alles roch merkwürdig. Etwas dergleichen hatte sie noch nie gerochen.

Ihr Körper spannte sich und sie spürte wie sich ihre Körperhaare aufstellten.

Sie bleckte die Zähne und ihr Atem ging stoßweise.

Etwas kam auf sie zu, sie hörte es nicht, aber sie spürte es.

Sie schloss ihre Augen und drehte sich abrupt um.

Wenige Zentimeter war Aris' Gesicht von Alucards entfernt.

Sie atmete ruhig und gelassen.

Alucard spürte nicht die Angst die er am Abend zu vor gespürt hatte.

Keine Nervosität, keine Angst. Wo war sie geblieben? Und wieso fürchtete sie sich jetzt nicht mehr?

Alucards breites Grinsen verwandelte sich in ein schmallippiges Lächeln.

Vor ihm stand eine ruhig atmende, alles andere als verängstigte junge Frau mit einem seltsamen Glühen in ihren Augen.

Alucard ließ sich seine Verwirrung nicht anmerken.

„Als wärest du ausgewechselt, gestern Abend hast du dir beinahe in die Hosen gemacht,"murmelte er.

„Nun," erwiderte Aris und trat einen Schritt zurück.

„Ich schätze, ich war etwas überfordert gestern, zu wenig geschlafen, wenn du verstehst was ich meine."

Aris drehte sich um und ging in Richtung Wachablösung.

„Wie kommt das?"fragte Alucard und Aris drehte sich um und zuckte mit den Schultern.

„Ich schätze, ich reagiere auf den Mond."Sie lächelte schief und setzte ihren Weg fort.

Das grüne Leuchten aus ihren Augen verschwand und sie fühlte sich schwach und ausgelaugt.

In der Nacht kreisten ihre Gedanken nur um Alucard, und um das was er sagte.
Ihren Kollegen erzählte sie nichts davon.

Ihr war das ganze sehr unangenehm und fühlte sich ständig beobachtet.

Er war der potenzielle Gegner ihres Innern. Ihrer zweiten Person.

Aber darüber würde sie sich später nen Kopf machen.

Sie schulterte ihren Rucksack.

„Nach Vollmond,"knurrte sie und verließ die Villa.