Blutmond

Chap. 4

Von Werwölfen und Vampiren.

Lady Integra betrat mit Walter die Bibliothek und suchte sich Literatur über Werwölfe heraus.

Die wenigsten Bücher beinhalteten genug Information.

Schließlich nach Stundenlanger Suche fand sie eines, dass wenigstens zehn Seiten enthielten.

„Ich wette im Vatikan würden wir genügend Bücher finden," murmelte Integra, aber der Gedanke an Maxwell sorgte dafür, dass sie dort bestimmt mal nicht anrief.

Sorgsam ließ sie die Zusammenfassung über Werwolftypen.

„Werwölfe sind in folgenden Kategorien unterteilt,"ließ sie Walter vor.

„Typus 1: Lupus mortis

Der Werwolf gewinnt Macht über den Menschen und unterdrückt diesen. Zu jeder Vollmondnacht ergreift der Werwolf Besitz von seinen Wirt (Menschen) besitz.

Der Mensch ist wehrlos. Sobald der Mond hinter Wolken verschwindet oder der Tag anbricht erlangt der Mensch seine eigentliche Gestalt wieder zurück.

Eine Selbstrettung ist unmöglich."

Unter den Schriftzug war eine Skizze von einen mehr schmächtigen Wolf abgebildet. Er ging nach vorne gebeugt auf den Hinterbeinen.
Lange, schlaksige Arme baumelten nach vorne, das Fell schien kurz, bestenfalls stoppelig, aus dem Maul lief Geifer und der Blick war zwar bösartig und wild, dennoch schien er nur ein wildes, großes Tier zu sein , dass von seinen Instinkten geleitet wird.

Größe und Gewichtangaben gaben an: 1,80 m – 2.00m aufgerichtete Körpergröße, Gewicht ca. 60-80 kg.

Integra blätterte um und stieß auf eine weitere Artenzusammenfassung.

„Typus2: unbekannt!"sagte sie und blickte sich die Skizze an.

Dieser Wolf war größer, muskulöser und breiter.

Die Zeichnung war nur schemenhaft, als wäre man sich dieses Geschöpfes nicht ganz sicher gewesen.

Wieder blätterte Integra um, um allerdings nur zu entdecken dass die folgenden Seiten unbeschriftet waren.

„Mehr ist es nicht. Es steht nicht dabei ob man sie töten kann und wenn, wie."

Integra seufzte und legte das Buch zur Seite.

Sie verließ mit Walter die Bibliothek und ging durch die Halle im Erdgeschoss.

Sie sahen Aris mit einem Kollegen zur Wache gehen, als diese durch die Haupttür verschwanden trat Alucard aus der Dunkelheit heraus.

„Na Alucard, spionieren wir jungen Frauen nach?"fragte Integra.
Kein Humor lag in ihrer Stimme.

Alucard blickte seine Meisterin nicht an.

„Sie ist süß, nicht wahr?"sagte er mit seiner klangvollen, und so sarkastischen Stimme.

Walter und Integra schwiegen.

„Du beobachtest sie doch nicht etwas deswegen, oder?"fragte sie schließlich und Alucard grinste sacht.
"Warum denn nicht?" fragte er zurück.

„Irgendwelche Erfolge bei der Suche nach Werwölfen?"

„Kaum," erwiderte Integra.

„Und du?"

Alucards Grinsen verschwand und er schüttelte den Kopf.

„Verschwunden, spurlos. Ich muss ihn wohl sehr verletzt haben. Er wird einige Zeit brauchen!"

„Wenn dem so ist, dann sind wir uns wenigstens sicher, dass es nur einer ist, und nicht mehrere."

„Naja, dass wäre ja schon einmal was."

„Lass den sarkastischen Unterton Alucard,"knurrte Integra ihn an und ging die Treppe zum Obergeschoss hinauf.

Aris zuckte zusammen und griff sich an die Schulter.

Stechender Schmerz raste durch ihren Körper und grüßte sie feurig.

Keuchend lehnte sie sich an die äußere Hauswand.

„Ich wünschte es wäre Vollmond,"dachte sie und das war wahr.

Als Mensch erholte sie sich schlecht. Wunden heilten langsam.

Alucard hatte sie so schwer verletzt, dass die Raubzüge ausbleiben müssten.

Zum Arzt konnte sie mit dieser Art von Verletzung nicht gehen.

Die lästigen Fragen wollte sie vermeiden.

Es würde heilen, der Werwolf würde sie nicht sterben lassen.

Aris grinste und blickte in eine Pfütze, deren Wasser ihr Spiegelbild zeigte.
Dieses verwandelte sich in die dunkle, und wölfisch grinsende Fratze des Werwolfs.

Gestärkt durch dieses Bildnis straffte sie ihren Körper und ging weiter mit dem Gewehr im Anschlag auf ihre Streife.

Sie vernahm schließlich ein Schnüffeln und blickte sich um.

„Ein Hund?!"fragte sie sich und wunderte sich, dass sie noch keinen gesehen hatte.

Sie drehte sich um und lächelte.

„Na was bist du denn für ein Süßer?"

Für Tiere hatte sie eine allgemeine Schwäche und der süße, schlappohrige, schwarze Hund, der schwanzwedelnd hinter ihr saß erfreute sie sofort.

Sie kniete sich hin und streichelte den Hund über den Kopf.
Dieser winselte erfreute und schmiegte sich an sie.

Sie graulte ihm durch das Fell und stand dann wieder auf.

„Sorry mein Kleiner, aber ich muss leider wieder auf Streife, die Pflicht ruft eben! Bis später,"meinte sie und ging los und ließ den Hund hinter sich.

Was sie nicht sah war dass der Hund schließlich ein duzend zusätzliche Augen öffnete.

Der Morgen graute. Aris hasste ihn. Die Nächte waren ihr lieber.

Sich in der Dunkelheit zu verstecken. Eins mit ihr zu werden.

Das lag ihr.

Mit der morgendlichen Dusche und dem Zähneputzen grüsste sie den Werwolf, der ihr in letzter Zeit oft im Spiegel erschien.

Ihr Gefährte und Freund.
Keiner hatte sich in ihrem Leben so rührend um sie gekümmert als er.

Ja, sie waren Partner.

Ihre Gedanken waren eins. Ihr Handeln aufeinander abgestimmt.

Anfangs, vor Jahrzehnten, wehrte sie sich gegen den Fremden Geist, der nun in ihr wohnt.

Doch nun war sie eins mit ihm.

Sie waren eine Person, zu Tag und Nacht, zu Vollmond und dunkelster Nacht.

Eine Art Unsterblichkeit, von den anderen als Krankheit abgestempelt, sah sie es als einen Wink des Schicksals.

Sie wollte nicht sterben.

Niemals.
Sie liebte sich selbst viel zu sehr.

Ein Mensch, und ein todbringendes Monster.

Ein Tier und ein todbringender Verstand.

Die Tage vergingen langsam.

Es war langweilig und still.

Nirgends wo regte sich auch nur ein Mensch in der Nähe der Hellsing Villa.

Aris lehnte mit ihrem Kollegen Kai an der Hauswand und blickten in den bewölkten Himmel.

„Selas kann morgen wieder zum Dienst antreten,"meinte Kai und Aris nickte.

„Jo, hat es schwer abgekriegt oder was? War leider nicht da, aber das Ding hätte ich gerne gesehen."

„Bernadette meinte, eine Art Werwolf. Unheimlich groß,"erwiderte Kai.
"Ah, Werwölfe. Hätte nicht gedacht dass es diese auch noch gibt. Aber wenn es ja Vampire gibt, warum denn nicht auch Werwölfe,"meinte sie.

„Es heißt Alucard hätte ihn verletzt, nachdem ihn auch der Wolf schwer zugesetzt haben muss,"sagte Kai und Aris lächelte.

„Ja, sieht so aus, als hätte Alucard seinen Gegner gefunden. Mal sehen wie die Sache ausgeht."

Sie nahm ihr Gewehr wieder auf und setzte ihren Weg fort.

„Ja, darauf will ich auch mal gespannt sein,"sagte Kai und folgte ihr.

Die Schicht ging für sie zu Ende und Aris kehrte durch die dunkle Halle des Hellsingkomplexes zurück zu ihrem Zimmer.

Unterwegs grüßte sie Walter, der schon wach war und das Frühstück für Lady Integra vorbereitete.

„Na? Sehr müde? Oder willst du erst Frühstücken?"fragte Walter sie und Aris nickte.

„Warum nicht."

Sie schmierte sich ein Marmeladenbrot und aß es, während sie sich mit Walter noch ein wenig unterhielt.

Der schwarze Hund von neulich huschte in die Küche.

Er winselte und rieb sich an Aris Bein.
Walter zog die rechte Augenbraue hoch.

„Na Meister Alucard, was ist denn das für ein Benehmen?"sagte er mit einem überraschten und vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme.

Aris, die dem Hund über den Kopf gestreichelt hatte zuckte zurück.
"Alucard?"