So, und jetzt kommt das - von euch hoffentlich lang ersehnte - 4. Kapitel.
Es wird diesmal richtig schön lustig... ehm, das wars auch davor, hoff ich g

Also sagt uns wieder, wie es euch gefällt.

Kapitel 4

Als Elenael ihr Gemach verließ, waren im Haus bereits viele beschäftigt und trafen Vorbereitungen für das Fest am Abend. Letzte Nacht hatte die junge Elbin es vermieden, Legolas noch einmal zu begegnen, indem sie in der Küche geblieben und später sofort auf ihr Zimmer verschwunden war. Nach dem gestrigen Abschied hatte sie nicht mehr den Willen gehabt, noch einmal mit ihm konfrontiert zu werden, und so hatte sie ihn erfolgreich gemieden, was ihr wohl heute nicht gelingen würde. Bald lief sie Anaraen über den Weg, die sie dankbar begrüßte und ihr eröffnete, dass dringend ihre Hilfe gebraucht wurde, und so vergaß Elenael diese Gedanken bald und wandte sich anderen Dingen zu.
Das Fest sollte schon gegen Nachmittag beginnen und wurde diesmal in den Gärten Bruchtals veranstaltet, unter freiem Himmel und weißen Pavillons, die gerade auf einer Wiese aufgestellt wurden. Die Vorbereitungen dauerten den ganzen Morgen und ebenfalls weit in die Mittagsstunden hinein, da viel organisiert werden musste – nicht nur mussten die Pavillons aufgebaut werden, sondern Tische und Stühle aufgestellt, Speisen und Getränke hergerichtet, gedeckt und dekoriert werden. Elenael hatte schon sehr bald ihre gute Laune wieder, da es bei den Vorbereitungen so fröhlich zuging und sich alle auf das Fest freuten, dass schlechte Laune oder gar Trauer überhaupt nicht möglich waren.
Gegen Mittag tauchte Elladan bei ihnen auf dem Festplatz auf, um zu sehen, wie weit sie bereits gekommen waren, und Elenael ließ es sich nicht nehmen, ihn ein wenig stichelnd zu fragen, ob er nicht vorhatte, ihnen zu helfen. Er hatte sich kurzerhand zu ihr gesellt und ihr dabei geholfen, Geschirr und dergleichen aus dem Haus nach draußen zu schaffen, was die anderen Elben mit amüsierten Blicken in Richtung der beiden quittierten. Kurz nachdem Elladan sich dann entschuldigt hatte, um sich für das Fest noch einmal umzuziehen, hatte auch Elenael sich zurückgezogen, um sich zu baden, etwas anderes anzuziehen und zwei ihrer vorderen, dicken Haarstränen seitlich nach hinten zu stecken, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen. Bald schon würde sie sich auf den Weg zurück zur Festwiese machen können.

Die letzten Vorbereitungen waren noch im Gange, als Legolas den großen Festplatz erreichte, wo wie jedes Jahr die große Feier stattfand. Die Frühlingsluft war lau und die Sonne würde noch einige Stunden hoch am Himmel stehen, sodass es nach dem langen Winter, der zwar in Bruchtal recht mild war, wieder möglich war, ein Fest unter freiem Himmel zu veranstalten. Legolas lief langsam über die große Wiese zu einem der vielen Pavillons, unter denen die Tische und Bänke aufgestellt waren und nahm dort Platz, um das geschäftige Treiben zu beobachten. Hier und da brachten einige Diener Speisen und Getränke herbei oder dekorierten die Tische, an denen schon bald Dutzende Elben sitzen würden. In der Mitte des Platzes gab es eine große freie Fläche, die für den Tanz vorgesehen war und die Musiker hatten bereits ihre Plätze eingenommen. Legolas Blick fiel auf Lindir, der ein fröhliches Lied auf seiner Harfe anstimmte, während die Bediensteten die letzten Vorkehrungen trafen. Er schaute sich weiter um, um in der Menge Eleanel zu erblicken, doch war sie nirgendwo in Sicht. Er hoffte, sie würde nicht den ganzen Abend in der Küche beschäftigt sein, denn zu gerne wollte er sie an diesem Abend sehen, doch fürchtete er auch fast, dass ihm dann wieder ein Missgeschick passieren könnte, wie es beinahe immer geschah, wenn er sie traf. Gestern jedoch, als er mit ihr an dem kleinen Bach gesessen hatte, war jegliches Unglück ausgeblieben. Vielleicht war seine Pechsträhne auch endlich vorbei.
Er hatte sie seit dem gestrigen Abend nicht mehr gesehen. Als er später mit Elrond und den Zwillingen gespeist hatte, war sie wohl an einem anderen Ort beschäftigt gewesen, und auch am Vormittag, als er nach dem Frühstück einen weiteren Spaziergang im Garten gemacht hatte, war sie ihm nicht mehr über den Weg gelaufen. Er wollte all zu gerne das Missverständnis aufklären, das sich offensichtlich zugetragen hatte, und er hoffte, dass sich heute die Gelegenheit dazu bieten würde.
Nach einiger Zeit sah er aus der Ferne die beiden Zwillinge auf den Platz zugehen. Sie schienen sich angeregt über etwas zu unterhalten, denn Elrohir war heftig am Gestikulieren, während Elladan lachte. Als sie sich seinem Tisch näherten, ihn aber noch immer nicht bemerkt hatte, stand er auf und winkte ihnen zu.
„Ach, guten Tag, Legolas", sagte Elrohir lächelnd und schleifte seinen Bruder unter den Pavillon. „Du schon hier? Dabei hat das Fest doch noch nicht einmal begonnen."
Legolas zuckte nur kurz mit den Schultern. „Ich hatte nichts weiter zu tun, also konnte ich ebenso gut auch hier warten."
Die beiden dunkelhaarigen Elben setzten sich neben Legolas auf die Bank und bedeuteten dann einem der Diener, ihnen etwas zu trinken zu bringen und führten dann ihre Diskussion, wer von beiden im Schwertkampf der bessere war, fort. Legolas seufzte leicht und ließ seinen Blick wieder über den Platz schweifen. Es hatte keinen Sinn, die Zwillinge in einem Streitgespräch zu unterbrechen, auch, wenn es zumindest diesmal eines der humorvollen Art war. Allmählich trafen mehr der Gäste ein und der Platz füllte sich, bis schließlich auch Elrond, gefolgt von Glorfindel und Erestor, in Legolas Blickfeld trat und seinen Pavillon ansteuerte. Als die drei Platz genommen und alle begrüßt hatten, wurde das Fest mit einer Fanfare eröffnet und die Diener begannen, die Speisen zu servieren. Neben vielerlei Obst und Gemüse gab es auch frisch erlegtes Wild, Fisch und allerlei Süßspeisen, die es besonders Erestor angetan zu haben schienen.
Hätte Legolas es nicht von den Zwillingen erfahren, so hätte er es vermutlich auch nicht bemerkt, doch nun konnte er nicht umhin, die Blicke zu sehen, die sich die beiden Berater Elronds zu warfen, das Lächeln auf ihren Zügen und das Glänzen in ihren Augen, immer wenn der andere das Wort ergriff. Legolas musste schmunzeln. Zwar war ihm diese Verbindung zunächst äußerst gewöhnungsbedürftig erschienen, doch musste er nun zugeben, dass der Anblick wahrhaft erheiternd war. Doch mischte sich unter diese Empfindung auch eine andere. In gewissem Maße war Legolas neidisch auf das Glück der beiden. Er schaute zu Elrohir und fragte sich, wie er und Elenael sich in der Öffentlichkeit verhalten würden, falls sie dem Fest beiwohnen sollte. Er hatte es nicht gewagt, danach zu fragen, denn er wusste nicht, ob ihre Liebe nicht vielleicht noch geheim war. Ein leises Seufzen entkam seinen Lippen. Ihre Liebe, ja, und er musste aufhören, ständig an die Elbin zu denken, doch das war einfacher gesagt als getan. Auch wenn er wusste, dass es niemals mehr zwischen ihnen sein würde, so wollte er sich doch wenigstens um ihre Freundschaft bemühen.

Elenael hatte sich inzwischen unter die anderen Elben gemischt, die begonnen hatten, Getränke und dann auch Speisen aufzutragen. Sehr schnell kam sie allerdings nicht voran, da viele der Elben, denen sie etwas einschenkte, es sich nicht nehmen ließen, mit ihr ein paar Worte zu wechseln und zu plaudern, und so kam sie erst zu Elronds Pavillon, als die Elben hier bereits begonnen hatten zu essen. Der erste, auf den zufälligerweise ihr Blick fiel, als sie den Pavillon betrat, war Prinz Legolas, der sich gerade mit Elladan unterhielt. Schnell wandte sie ihren Blick wieder ab, damit er nicht bemerkte, dass sie ihn angesehen hatte. Nach ihrem Auseinandergehen am Abend davor wusste sie immer noch nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte und so vermied sie es lieber gleich ganz.
Da im Augenblick niemand etwas zu benötigen schien, hatte Elenael sich zusammen mit Tarawen, einer Freundin von ihr, ebenfalls etwas zu essen geholt und die beiden Elbinnen hatten sich etwas abgeschieden niedergelassen, um dort zu essen und sich dabei zu unterhalten.

Legolas hatte aus dem Augenwinkel sehen können, wie Elenael in seine und Elrohirs Richtung geblickt hatte, und wie als käme sie sich ertappt vor, hatte sie schnell in eine andere Richtung geschaut. Dies bestätigte seine Vermutung, dass Elrohir und Elenael ihre Liebe noch geheim halten wollten, doch fragte er sich warum, denn sicherlich würde Elrond nichts gegen diese Verbindung einzuwenden haben. Zwar war Elenael eine Dienerin und Elrohir der Sohn des Herren von Imladris, doch zählten dieserlei Unterschiede nur bei Menschen, aber nicht bei Elben. Sie war eine äußerst bezaubernde Elbenmaid, und Legolas konnte sich nicht vorstellen, dass nicht jeder Vater in Bruchtal sie sich als Schwiegertochter wünschte. Was also war der Grund? Legolas nahm einen großen Schluck Wein, während er auf die Wiese blickte, wo bereits einige Elben angefangen hatten, zu den wundervollen Klängen der Harfen zu tanzen, und wünschte sich insgeheim, dass er dasselbe auch tun könnte. Doch die einzige, die ihm hierfür im Sinn stand, war vergeben.

Als manche der Elben ihre Teller zum ersten Mal geleert hatten, begannen die Musiker, ihren Instrumenten wunderschöne Klänge zu entlocken, so wie es nur die Elben vermochten. Ebenso leerten sich die Kelche und Elenael bemerkte, wie Anaraen, die gerade beschäftigt war, ihr einen halb fragenden, halb bittenden Blick zuwarf.
„Hör zu", sagte diese daraufhin zu Tarawen, die noch nicht völlig mit Essen fertig war, „ich dreh noch mal schnell eine Runde, in Ordnung?" Als ihre Freundin nickte, stand Elenael auf, nahm sich eine der Weinkaraffen und begann, den Elben am Tisch erneut Wein auszuschenken.
Als sie in der Nähe der Sitzplätze der Gruppe um Elrond und dessen Söhne kam, hörte sie einen Ausruf, der sie herum sehen ließ.
„Elenael! Na, so geht das aber nicht …" Elrohir war von seinem Platz aufgesprungen, als er sie erblickt hatte und kam jetzt lächelnd auf sie zu.
„Bedauere, mein Herr", sagte er zu dem Elben, dem sie soeben etwas einschenken wollte, „aber ich fürchte, den Wein müsst Ihr Euch nun selbst holen." Noch bevor Elenael etwas sagen konnte, begann der Angesprochene zu lachen und mit einem lustigen Funkeln in den Augen zu erwidern, dass es wohl so sein müsse und Elrohir wandte sich wieder an die Elbin vor ihm.
„Und keine Widerrede von dir, meine Liebe, du wirst jetzt mit mir tanzen." Damit hatte er kurzerhand ihre Hand ergriffen und zog sie nun auf die Tanzfläche.
Elenael musste schließlich doch aufgeben und begann zu lachen.
„Du bist unmöglich, Elrohir!" Der dunkelhaarige Zwilling lachte nur und insgeheim musste sie zugeben, dass sie froh war, für eine kurze Zeit einfach nur Spaß haben zu können.
Als Legolas dem jüngeren Zwilling und Elenael hinterher blickte, war ihm, als seien alle seine Gedanken von eben nichtig gewesen. War dies ein offenkundiges Zeichen dafür, dass sie verliebt waren, oder würde man diesen Tanz als rein freundschaftlich interpretieren? Legolas beschloss, niemanden darauf anzusprechen, um nicht doch ungewollt etwas auszuplaudern, das noch geheim bleiben sollte. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fasanflügel, der vor ihm auf seinem Teller lag, und begann, das Fleisch zu teilen. Jedoch erwies sich dies mit Besteck als äußerst schwierig, also nahm er bald, wie auch Elladan neben ihm, die Hände, und versuchte, den Flügel am Gelenk auseinander zu drehen.
Legolas kämpfte immer noch mit dem Flügel, als Elrohir Elenael während ihres Tanzes wieder an den Tisch heran führte.
„Ein wirklich wundervolles Fest", rief der Zwilling seinem Vater zu, der sich nickend mit einem Lächeln bedankte.
„Bruderherz", sagte Elladan nun. „Möchtest du nicht Elenael einmal mit Legolas tanzen lassen?"
In diesem Moment verloren Legolas' Finger ihren Halt an dem unteren Teil des Flügels, jedoch brach nun endlich das Gelenk und das Stück Fleisch flog in hohem Bogen durch die Luft und landete direkt auf Elronds gekröntem Haupt. Der Zwilling neben ihm brach sofort in schallendes Gelächter aus und auch die beiden Berater kicherten belustigt, als der Herr von Bruchtal seine Augen nach oben wandern lies, als könnte er den Flügel auf seinem Kopf sehen. Mit leicht angeekeltem Gesichtsausdruck nahm er ihn herunter, hielt ihn einen Augenblick zwischen seinen Fingern und legte ihn dann auf den Teller, der für den Tischabfall vorgesehen war. Auch Elrohir und Elenael hatten die Situation beobachtet und lachten lauthals, doch Legolas war ganz und gar nicht nach Lachen zu Mute. Er spürte, wie die Röte in seine Wangen stieg und blickte zutiefst beschämt zu Elrond.
„Verzeih", sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern.

Es war nicht das erste Mal, dass Elenael mit Elrohir tanzte und so genoss sie es sehr, da sie beide die Bewegungen des anderen bereits kannten und sich in beinahe perfekter Eintracht miteinander bewegen konnten. Als jedoch Elladan sagte, dass Elrohir sie doch einmal mit Legolas tanzen lassen sollte, musste sie viel ihrer elbischen Anmut aufbringen um nicht zu stolpern. Glücklicherweise bemerkte es jedoch selbst Elrohir nicht, da in diesem Augenblick Elladan in lautes Gelächter ausbrach. Auch sein Zwilling konnte sich das Lachen nicht verkneifen und bei Elronds Gesichtsausdruck musste sogar Elenael lachen. Als sie aber Legolas anblickte, der aussah, als würde er in dem Moment am liebsten im Boden versinken, verstummte ihr Gelächter ein wenig. Sie selbst wollte absolut nicht in seiner Haut stecken und wieder spürte sie, wie ein starkes Mitgefühl für ihn in ihr aufstieg.
Erestor streckte seinen Arm aus und ergriff ein kleines Stück Fasan, das noch auf Elronds Haupt lag.
„Seid wann wird das Essen auf dem Haar der Herren von Bruchtal serviert?" fragte er und führte das Stück dann zu seinem Mund. „Mmm, köstlich", sagte er und der gesamte Tisch brach darauf hin in erneutes Lachen aus. Sogar Elrond konnte seine ernste Miene nicht mehr aufrechterhalten und fiel mit ein.
„Was ist denn mit dir los?" fragte Elladan, sich eine Träne aus dem Auge wischend. „Dir passieren schon so viele Missgeschicke, dass man fast meinen könnte, du seiest verliebt." Wieder verfiel er in schallendes Gelächter, doch Legolas riss erschrocken die Augen auf. Er sah, dass Elrohir ihn etwas fragend musterte, und blickte ihn dann an, ein leichtes Kopfschütteln andeutend, als wolle er sagen, dass er nicht wisse, wie Elladan auf diese Idee gekommen war.
Bei Elladans Worten zuckte Elenael leicht zusammen. Sie hatte keine Ahnung, was diese Reaktion hervorgerufen hatte und sie war sehr dankbar dafür, dass alle Augen auf Legolas gerichtet waren und nicht auf sie. Dieser schien sich ebenfalls bei Elladans Worten ein wenig erschrocken zu haben und Elenael bemerkte ein wenig verwundert, wie der junge Prinz Elrohir einen Blick zuwarf, den sie nicht ganz verstand. Es stimmte, dass Legolas eine Peinlichkeit auf die andere zu folgen schien, doch bisher war sie immer davon ausgegangen, dass er einfach ein wenig tollpatschig war. Und dennoch schien es nicht so zu sein, nach den Bemerkungen der anderen Elben, die ihn besser kannten als sie selbst, zu urteilen. Elenael war still und lächelte nur, während die anderen noch immer lachten. Diese letzte Minute hatte in ihr ein seltsames Gefühl ausgelöst, das sie sich selbst nicht erklären konnte. Sie blickte Legolas an und fragte sich, ob das, was Elladan gesagt hatte, denn stimmen könnte.
Allmählich beruhigte sich die Tischgesellschaft wieder und fuhr fort, sich angeregt zu unterhalten. Doch Legolas blieb die meiste Zeit recht still, da er sich immer noch für sein mittlerweile schon fünftes Missgeschick in nur drei Tagen schämte. Und immer geschahen ihm diese Dinge, wenn Elenael in der Nähe war. Vielleicht war es eine Art Zeichen, dass Legolas sich nicht in sie verlieben durfte. Sie saß ihm nun schräg gegenüber direkt neben Elrohir, und Legolas konnte nicht umhin, sie immer wieder unauffällig zu mustern. Außer, dass sie soeben miteinander getanzt hatten, zeigten sie kein Anzeichen ihrer Zuneigung, doch vermutlich war Elrohir noch nicht bereit, die Verbindung offiziell bekannt zu geben.
Ab und zu spürte Elenael flüchtige Blick auf sich ruhen. Sie wusste, dass sie von Legolas stammten, doch ihre genaue Art konnte sie nicht ausmachen. Sie hatte eigentlich wieder zurück an die Arbeit gehen wollen, aber Elrohir hatte darauf bestanden, dass sie sich eine Weile zu ihnen setzte und nun versuchte sie leicht nervös, Legolas' Blicke zu ignorieren, die zwischen ihr und Elrohir hin und her zu wandern schienen. Der dunkelhaarige Zwilling neben ihr musste es ebenfalls bemerkt haben, da er erst, wie sie spüren konnte, ganz leicht auf seinem Stuhl hin und her rutschte und sich dann, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen, an den jungen blonden Elben am Tisch wandte.
„Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, Legolas, aber es ist mir immer wieder entfallen. Sag, wie geht es dir? Sind die Schmerzen nach dem … unglücklichen Zusammenstoß mit dem Kerzenständer wieder verschwunden?"
Legolas Wangen mussten vor Röte glühen, als ihn die anderen Tischgäste plötzlich fragend musterten.
„Es ist alles wieder in Ordnung", sagte er knapp und nahm dann einen weiteren Schluck Wein. Er könnte so später seine Gesichtsfarbe auf den steigenden Alkoholpegel schieben.
Doch Elrohir ließ sich nicht so leicht mit dieser Antwort abspeisen.
„Ich hoffe, es hat keine Schäden hinterlassen. Du fühlst dich in keinster Weise eingeschränkt, oder?"
Elenael beobachtete, wie Legolas' Wangen sich so sehr röteten, wie sie es kaum für einen Elben möglich gehalten hatte. Etwas misstrauisch blickte sie zurück zu Elrohir, den die Situation sichtlich amüsierte. Sie war sich inzwischen ziemlich sicher darüber, was an diesem besagten Morgen genau vorgefallen sein musste und unwillkürlich fragte sie sich, warum Elrohir diese Art Fragen stellte.
Legolas wäre am liebsten im Erdboden versunken, als er die zumindest teilweise verstehenden Blicke auf sich spürte.
„Nein", sagte er leise. „Alles beim Alten." Allmählich wurde die Situation unerträglich. Wenn doch wenigstens Elenael nicht dabei gewesen wäre. Er würde dies Elrohir irgendwie heimzahlen. „E- entschuldigt mich bitte", sagte er knapp, stand auf und verließ dann den Pavillon, um zu den mittlerweile im Dunkeln liegenden Baumreihen zu gehen.
Bei Legolas' leiser Antwort auf Elrohirs Frage stutzte Elenael noch mehr als zuvor. Alles beim Alten? Ein lästiger, kleiner Gedanke schoss ihr durch den Kopf – anscheinend wusste Elrohir ja, was „beim Alten" bedeutete … Schnell versuchte Elenael, den Gedanken abzuschütteln, doch einmal da gewesen, wollte er einfach nicht mehr verschwinden. Sie sah, wie Legolas sich entschuldigte und schnell nach draußen in die Dunkelheit verschwand. Neben sich bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie Elrohirs Gesichtsausdruck sich ein wenig veränderte und er schon aufstehen wollte – anscheinend um Legolas zu folgen. Doch noch bevor er auf den Füßen war, war Elenael aufgesprungen und aus dem Pavillon verschwunden, in die selbe Richtung, in die auch Legolas gegangen war, die leicht verwirrten Blicke der anderen ignorierend. Sobald sie außer Sichtweite war, verlangsamten sich ihre Schritte ein wenig und sie atmete tief durch. Die dunkelhaarige Elbin wusste selbst nicht, was in sie gefahren war, warum sie verhindern wollte, dass Elrohir Legolas folgte … vielleicht wollte sie sich auch einfach nicht ausmalen, was genau die beiden sich zu sagen hatten.

Legolas schloss seine Augen und sog scharf die Luft ein, als er hinter sich die immer näher kommenden Schritte hörte, und wand sich dann langsam herum.
„Lass mich einfach ein Weilchen allein, Elro…" Er hatte den Zwilling erwartet, doch blickte er nun in das leicht besorgte Gesicht Elenaels.
„Verzeiht, ich dachte, Ihr wärt Elrohir", sagte er und wich beschämt ihrem Blick aus.
Elenael hatte Legolas zwischen den Bäumen schnell entdeckt und hatte sich ihm genähert, nicht völlig geräuschlos, sodass er wissen würde, dass jemand hier war. Doch bei seinen Worten blieb sie wie angewurzelt stehen. Bildete sie es sich nur ein, oder wandte er seinen Blick von ihr ab, weil er enttäuscht war, dass es doch nicht Elrohir war, der ihm folgte?
„Ich … wenn Ihr allein sein wollt, kann ich wieder gehen … Ich wollte nur …" Elenael verstummte. Jetzt, da sie vor ihm stand, wusste sie nicht, was sie ihm sagen sollte. Sie brauchte sich wohl kaum bei ihm für Elrohirs Benehmen zu entschuldigen, und anscheinend wusste er ja recht gut, wie der jüngere der Zwillinge manchmal sein konnte.
Legolas schüttelte den Kopf.
„Nein, so meinte ich es nicht. Es ist nur …" Er holte erneut tief Luft, um die richtigen Worte zu finden.
„Die letzten drei Tage sind für mich nicht so verlaufen wie ich es mir erhofft hätte. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, aber irgendwie scheine ich vom Pech verfolgt."
Ein kleiner Teil Elenaels freute sich zu hören, dass ihre Gesellschaft ihm nichts auszumachen schien.
„Von dem, was ich über Euch gehört habe, scheint es nicht Eure Art zu sein, so sehr vom Pech verfolgt zu werden", antwortete sie leise und erinnerte sich an des älteren Zwillings Worte.
„Hatte Elladan denn Recht?"
Legolas empfand diese Frage zunächst als äußerst unverschämt offen, doch dann wiederum hatte er Elenael gestern sein Herz ausgeschüttet und war mit ihr bereits auf einer Stufe gewesen, an der man so etwas offen teilen konnte … wenn nicht sie die jenige gewesen wäre, die sein Herz begehrte.
„Ja, das hatte er", antwortete Legolas und blickte Elenael nun wieder an. „Doch weiß er nicht, um wen es sich handelt und was dies für mich bedeutet." Er hoffte, sie würde nicht auf die Idee kommen, dass er von ihr sprach, doch vermutlich war seine Offenheit die beste Tarnung.
Als Legolas antwortete, atmete Elenael langsam aus. Sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte, bis eben. Also stimmte es doch. Für einen Moment musste sie den Kopf senken, damit er nicht die Emotionen sah, die sich in ihren Augen spiegelten. Seine Worte schienen vollkommen Sinn zu machen. Jetzt, da sie darüber nachdachte, war der Gedanke über ihn und Elrohir überhaupt nicht so abwegig – schließlich hatten sogar Glorfindel und Erestor eine Beziehung dieser Art. Elenael hätte nur nicht damit gerechnet, dass es so wehtun würde. Schnell ließ sie ein Lächeln ihre Lippen umspielen, sodass sie ihn wieder ansehen konnte, auch wenn sie es vermied, ihm in die Augen zu sehen.
„Das freut mich für Euch", antwortete sie schließlich und war überrascht, wie gut ihr es gelang, das leichte Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen.
Die Worte Elenaels ließen Legolas stutzig werden, und er musste sich beherrschen, seine Verwunderung darüber nicht zu zeigen. Anscheinend hatte sie wirklich nicht verstanden, dass er unglücklich verliebt war, doch wollte er dieses Missverständnis auch nicht aufklären, denn es war besser, wenn sie dachte, dass er in irgendeine Elbin verliebt war als dass er etwas für sie empfand.
„Danke", sagte er knapp und zwang sich zu einem Lächeln. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie sie gestern von einander gegangen waren.
„Ich wollte ohnehin noch einmal mit Euch sprechen. Gestern habt ihr mich missverstanden. Ich glaube, Ihr habt es so aufgefasst, dass ich Euch loswerden wollte, doch dem war nicht so. Ich hatte mir lediglich Gedanken darüber gemacht, ob Ihr nicht in Schwierigkeiten geraten könntet, wenn Ihr zu spät zu Eurem Dienst erscheint."
Wenn sie ehrlich sein sollte, war Elenael froh, das Thema wechseln zu können. Nun, da sie endlich wusste, wie es um Legolas wirklich stand, wollte sie ihm wenigstens weiterhin eine Freundin sein, konnte doch nicht mehr daraus werden – denn gerade in dem Augenblick seines Geständnisses war ihr klar geworden, dass sie sich ebenfalls verliebt hatte.
„Ihr hättet Euch darüber keine Gedanken zu machen brauchen. Doch bin ich froh, dass Ihr es noch einmal ausgesprochen habt – ich hätte nicht gewollt, dass es zwischen uns liegen sollte", antwortete sie, wirklich ein wenig erleichtert darüber, dass es wirklich nur Besorgnis gewesen war, die ihm diese Worte in den Mund gelegt hatte. Inzwischen fiel es ihr leichter, sein Lächeln zu erwidern. Ich sollte mich für sie freuen, dachte die junge Elbin. Und warum auch nicht? Ich kann das – es wird ganz einfach sein.
„Nun, ich denke, ich sollte langsam wieder zum Tisch zurückkehren", sagte Legolas nach einer Weile. „Bevor die anderen noch alle möglichen Theorien anstellen, warum ich mich so benehme. Es reicht, wenn Ihr es wisst. Aber ich bitte Euch, redet mit niemandem darüber."
Elenael nickte langsam. Sie wusste nichts über die Natur ihrer Beziehung, und doch glaubte sie verstehen zu können, warum keiner der beiden wollte, dass jemand anders davon erfuhr – selbst Elladan schien nichts davon zu ahnen.
„Ich verspreche es", erwiderte sie leise, bevor Legolas ihr dankbar zunickte und sich umwandte.
„Prinz Legolas?" Ein plötzlicher Gedanke war ihr gekommen und ohne zu überlegen sprach sie ihn aus in der Hoffnung, dass sie nicht schon wieder zu gerade heraus erscheinen würde. „Ich würde mich freuen, wenn Ihr mich mit „du" ansprechen würdet."
Die Schwermut von eben verflog für einen kurzen Moment und ein sanftes Lächeln legte sich auf Legolas Lippen.
„Nur, wenn auch Ihr mich in dieser Weise ansprecht, also … wenn du mich so ansprichst", antwortete er.
Elenael konnte nicht umhin zu bemerken, wie wunderschön sich sein Gesicht erhellte, wenn er nur ehrlich lächelte. Es spiegelte sich auf ihrem Gesicht, als sie antwortete: „Es wäre mir eine Ehre."
Legolas freute sich ehrlich darüber, dass sie ihre Freundschaft damit besiegelten. Als sie ihn so anlächelte, schien sie zu strahlen, und aus ihren Augen schien der Glanz, dem sie ihren Namen verdankte, denn sie funkelten heller als die Sterne, die bereits am samtig schwarzen Himmel standen.
„Gut, dann werde ich nun zurück gehen. Kommst du mit?"
„Gerne", erwiderte sie und überbrückte die Distanz zwischen ihnen, bis sie neben ihm stand. Mit einem schelmischen Funkeln sah sie zu ihm auf. „Aber sag mir, Legolas, ist es üblich in Düsterwald, die Gastgeber nicht mit Schmuck oder Blättern zu krönen, sondern mit den Vögeln der Wälder selbst?"
Legolas blickte sie zunächst leicht verwirrt an, doch dann begriff er, was sie meinte. Hätte ein anderer dies gesagt, hätte er sich beleidigt gefühlt, doch als Elenael sein kleines Missgeschick von vorher wieder hatte aufleben lassen, klang es charmant und witzig, und er musste selber über seine Ungeschicktheit lachen.
„Oh ja, so ist es. Und wenn wir unsere Gastgeber besonders mögen, bekommen sie von uns noch ein Hirschgeweih aufgesetzt."
Elenael konnte sich nicht daran erinnern, in letzter Zeit über etwas herzlicher gelacht zu haben. Selbst als Legolas das eigentliche Missgeschick geschehen war – nicht zu reden von all den anderen – hatte es immer noch einen leicht unangenehmen Nachgeschmack gehabt, da sie sich nicht so sorglos auf anderer Kosten amüsieren konnte wie beispielsweise die Zwillinge. Doch Legolas nun so zu hören löste etwas in ihr aus, das sie nun doch so unbeschwert darüber lachen ließ wie schon seit langem nicht mehr.
„Ich glaube, ich muss Düsterwald einen Besuch abstatten in näherer Zukunft", sagte sie, sobald sie wieder konnte. „Das zu sehen, lohnt es sich wahrlich, vieles in Kauf zu nehmen."
„Oh, du würdest es lieben. Lauter nette Elben, die sich den lieben langen Tag die Köpfe oder andere Körperteile an irgendetwas stoßen, Wein umschütten und mit Geflügel um sich werfen." Auch wenn er nun leicht übermütig wurde, so wollte er Elenael nur wieder ein Lachen entlocken, das sich in seinen Ohren so wundervoll anhörte.
Sein Versuch war nicht vergebens, denn auch dieses Mal schenkte Elenael ihm ein Lachen, das aus tiefster Seele kam. Der Pavillon war bereits in Sicht und dennoch konnte sie nicht damit aufhören, sodass sie stehen bleiben musste um kurz nach Luft zu ringen, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen, wenn sie sich der Gemeinschaft wieder anschließen wollten.
„Ich danke dir, Legolas", sagte sie schließlich. „Und dennoch werde ich dich für den höchst amüsanten Eindruck verantwortlich machen, den ich von deiner Heimat und den Elben darin bekommen habe. Wenn ich wirklich einmal nach Düsterwald reisen sollte, habe ich dann zumindest eine passable Ausrede."
Legolas nickte lächelnd und verkniff sich jeden weiteren Kommentar, um sie nicht erneut in schallendes Gelächter zu versetzen, denn sie befanden sich nun nur noch wenige Schritte vor dem Pavillon. Dort angekommen, nahm er wieder seinen Platz neben Elladan ein, während Elenael sich wieder zu Elrohir setzte, der sich über den Tisch beugte und sich leise, beinahe flüsternd bei Legolas entschuldigte.
„Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so ärgern dürften." Doch Legolas machte nur eine wegwerfende Handbewegung.
„Schwamm drüber. Ich hätte wahrscheinlich ebenso reagiert, wenn dir so etwas passiert wäre." Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf Elrohirs Züge.
„Nun, das wäre es aber nicht", sagte er spöttisch.
Elenael hatte das Gespräch zwischen den beiden mit anhören können und nach Elrohirs letzten Worten konnte sie nicht mehr schweigen.
„Nun, Elrohir, ich kann mich da an ein paar Geschichten erinnern, die Legolas sicherlich erheiternd finden würde …" Bei dem Ausdruck auf dem Gesicht seines Bruders musste Elladan lachen.
„Oh, da hat sie wohl Recht, Elrohir, an deiner Stelle würde ich vorsichtig sein mit dem, was du sagst."
Einerseits wollte Legolas aus reiner Schadenfreude diese Geschichten hören, doch andererseits hielt er es für keine sonderlich gute Idee, denn es würde ihm nur wieder vor Augen führen, wie vertraut Elenael und Elrohir miteinander waren, dass sie so viel über ihn wusste.
„Nein, ich denke, das wäre ihm nicht recht. Und außerdem wäre es mir eh lieber, manche dieser Geschichten selbst mit zu erleben." Er warf Elrohir ein breites Grinsen zu. Schadenfreude war doch wirklich am schönsten, wenn man die Missgeschicke der anderen mit ansah. Und nach Elrohirs Bemerkungen hatte Legolas alles Recht dazu, auf eine solche Situation zu hoffen.

TBC