Blutmond
Chap 7
Ein bisschen Frieden.
Die Nächte wurden kälter.
Ein kräftiger Ostwind brachte die ersten Schneefälle nach London.
Die Luft roch nach Schnee und Eis und die Menschen beschäftigten sich alle damit, sich auf das drohende Weihnachtsfest vorzubereiten.
Selbst in der Hellsingorganisation war so etwas wie eine Art Vorfreude ausgebrochen.
Die große Halle wurde geschmückt und ein großer Tannenbaum wurde dort aufgestellt.
Aris stand auf einer Außenmauer und tätigte ihre Wache.
Weiterhin fühlte sie sich von Alucard beobachtet.
Sie roch ihn überall. Während der Mond einige Tage gänzlich verschwunden war, war sie völlig auf ihre eigenen Sinne angewiesen.
Gott sei Dank nahm dessen Einfluss wieder zu und verhalf so, Aris auf „Überraschungen"rechtzeitig vorzubereiten
Für Alucard extrem schmerzlich zu sehen.
Gedanken lesen bei ihr konnte er ebenso nicht. Er kam nicht durch diese psychische Mauer.
Aris merkte, dass sie das Tier in ihr nicht kontrollieren konnte.
Alucard wusste nicht, wer sie war, dessen war sie sich ganz sicher.
Dieses „Monster"in ihr war nicht zu besiegen. Auch nicht von Alucard.
Sie konnte ihre Existenz nicht aufgeben, auch nicht für Alucard, und wenn er ihr tausendmal den Hof machen würde.
Sie schulterte ihr Gewehr und wollte weitergehen, als sich plötzlich zwei lange Arme um ihre Schultern herum legten und sich kühle Lippen an ihren Nacken pressten.
Aris lächelte.
Sie hatte
ihn gar nicht bemerkt so sehr war sie in ihre Gedanken versunken
gewesen.
Seit dem letzten Kampf kannte sie seinen Geruch.
Eine Mischung aus Blut, verschiedenen Gewürze, und langer Zeit.
Ganz schwach, aber bei richtiger Windstärke und Richtung witterte sie ihn schon in weiterer Entfernung.
„Wie lang standest du schon dort?"fragte Aris und lehnte sich mit den Rücken an seine Brust.
„Schon etwas länger,"gestand der Vampir und strich ihr durch das Haar. Er war froh, dass sie seine Gegenwart endlich einmal duldete.
Er fuhr
sanft mit seinen Lippen über ihren Hals.
"Du meidest mich,
wieso?"fragte er.
Aris drehte sich um.
„Ich wüsste nicht wirklich, ob ich dir etwas zu sagen hätte, verstehst du?"
Alucard lachte leise und drückte sie an sich.
Er küsste sie sanft auf die Stirn ehe er von ihr zurücktrat.
„Ich muss fort, mein Meister ruft,"sagte er und Aris nickte.
„Natürlich," sagte sie und blickte zu den dunklen Fenstern von Integras Büro hoch.
Aris sah dort ihren Schatten. Integra hatte sie beide beobachtet. Aris hoffte nur, dass es nicht zu Missverständnissen kam. Nur weil sie sich heute mal kurz mit ihm unterhalten hatte.
„Alucard," sagte Integra.
„Hast du nichts Besseres zu tun als junge Frauen zu belästigen!?"
Alucard grinste breit und schüttelte den Kopf.
„Auf Männer hab ich es nun mal nicht so wirklich abgesehen,"meinte er und Integra verdrehte die Augen.
„Weihnachten steht vor der Tür, und in dieser Villa wird in drei Tagen ein großer Ball stattfinden. Ich möchte nicht, dass du oder dein Pflegling dort großartig auffallen! Verstanden?" schnauzte sie ihn an.
Alucards Grinsen wurde noch viel breiter.
„Natürlich nicht, ich verstehen gar nicht, warum Sie sich jedes Mal so aufregen, Meister!"meinte er sarkastisch und Integra griff in ihrer Schublade nach ihrer Pistole, doch bevor sie diese auf ihren „Sklaven"richten konnte war dieser schon verschwunden.
Integra
seufzte.
"Dieser Vampir!"
Diese Nacht schien ewig zu dauern.
Erst in den frühen Morgenstunden verließ Aris die Mauer.
Ihre Haare waren weiß vom kalten Wind und Reif. Ihre Lippen blau gefroren.
Ihr Vorgesetzter ließ sie am Tisch platz nehmen und schenkte ihr heißen Tee ein.
„Du
warst bei der Kälte die ganze Nacht draußen, wie hast du
das ausgehalten?"fragte er und Aris zuckte mit den Schulter und
trank den Tee.
"So schlimm war es doch nicht!"
Kaum
später, nach der Übergabe, ging sie zu ihren Zimmern
herunter.
Sie war es gewohnt das Alucard sich hier an sie
heranschlich, doch dies kam diesmal nicht.
Merkwürdig war für sie das schon, , wo er denn wohl war?
Aris blieb
stehen und witterte.
Sein Geruch war da, kein Zweifel.
Aber wo war er?
Nun, er würde schon kommen. In der Zeit konnte sie sich schon mal umziehen und evtl. heiß duschen.
Sie betrat ihr Zimmer und fand gleich darauf einen Zettel mit einer Nachricht auf ihren Tisch liegen.
Bei näherer Betrachtung merkte sie dass es Alucards Brief war.
Eine sehr geschwungene Handschrift hatte er. Wunderschön.
Dabei lag eine rote Rose.
Es war eine Einladung von ihm, zu dem Ball in der Hellsing Villa in drei Tagen.
„Ball?" fragte sie.
Auf den Tisch lag noch eine Schachtel.
Aris öffnete diese vorsichtig.
Dachte irgendeine Teufelei zu wittern.
Aber so war es nicht.
Es war ein Kleid.
Burgundrot mit schwarzen Rüschen.
Es war wunderschön und natürlich Alucards Geschmack.
Aris zog
es aus der Schachtel und hielt es sich an.
Schon auf den ersten
Blick wusste sie, es würde passen.
Aris seufzte. Wenn sie sich das so vorstellte, würden sie und Alucard ein so wunderhübsches Paar abgeben.
„Was soll der Gedanke Aris?"fragte sie sich leise.
„Wirst du etwa schwach?"
Das Zimmer
verdunkelte sich und Alucard trat aus dem Schatten.
"Ich
wünschte, du würdest das lassen,"sagte Aris und Alucards
Grinsen wuchs wieder um einige Zentimeter.
„Was
sagst du zu meiner Einladung?"wollte er wissen.
"Ok, ich
geleite dich zum Ball,"meinte Aris und nickte.
„Und danach lässt du mich in Ruhe, ok?"
Alucard
grinste noch weiter.
Er nahm ihre Hand und küsste deren
Rücken, ehe er wieder in der Dunkelheit verschwand.
Aris seufzte.
Sie legte das Kleid zurück in die Schachtel und machte diese zu.
Mit Entsetzen erkannte sie auf ihrem Kalender, der am Fenster hing, dass der Balltag der Abend vor der nächsten Vollmondnacht war.
„Mir bleibt auch gar nichts erspart,"raunte sie und legte ihren Kopf in ihre Hand.
An den betreffenden Abend hatte Aris schon vorsorglich ihre Sachen gepackt, dann das Kleid angezogen, sich die Haare hochgesteckt, wollte noch etwas Parfüm auflegen, hatte es sich aber anders überlegt. Zu diesem Zeitpunkt würde es wahrscheinlich fürchterlich in ihrer Nase brennen.
Sie war kaum mit dieser Prozedur fertig, als es an der Tür klopfte.
Aris öffnete und sah mit größter Überraschung Alucard davor stehen.
„Hätte
nicht erwartet, dass du mal die Tür benutzt,"bemerkte
Aris.
Alucard lächelte nur und reichte ihr seinen Arm um sie
in den Ballsaal zu geleiten.
Der Vampir selbst hatte sich einen Blutroten Anzug besorgt.
In der Linken Brusttasche war eine weiße Rose eingesteckt.
Er trug seinen Hut nicht, auch nicht die Sonnenbrille.
Er sah gut aus.
Und das bestätigten auch die Blicke, die ihnen in dem Saal zugeworfen wurden.
Die Damen dort warfen Aris eifersüchtige Blicke zu.
Alucard zog Aris auf die Tanzfläche und tanzte mit ihr den ganzen Abend durch.
Sie tanzten an den verblüfften Walter vorbei, an Selas, die ihnen den ganzen Abend mit einem Dauer-smile auf den Lippen zuschaute und Integra vermied es den ganzen Abend in ihre Richtung zu schauen.
Im Saal war eine heitere Stimme und Alucard verfügte über eine prächtige Ausdauer.
Am späteren Abend wurde die Musik etwas gedämpft Und sie spielten langsame Balladen.
Alucard hatte seine Arme ganz um Aris gelegt, während diese an seiner Brust lehnte.
Sie fühlte sich so geborgen bei ihm.
Warum
musste sie eine Gefahr für ihn sein?
Warum war ihr die
Unsterblichkeit gegönnt, und warum nicht die Liebe?
Sie hatte
ihre Heimat und ihr Zuhause gegen die Unsterblichkeit
eingetauscht.
War das denn nicht schon Preis genug?
„Öffne deine Augen,"flüsterte Alucard leise und Aris blickte ihn aufgeschreckt aus ihren Gedanken an.
Die Musik
um sie herum war verklungen, und der hell erleuchtete Ballsaal einem
dunklen Raum gewichen.
Einige Kerzen waren das einzigste, was den
Raum etwas erleuchtete.
„Wo sind wir?"fragte sie und blickte sich um.
Es stand ein Antik wirkender Holztisch mit zwei Stühlen im Raum.
An einer Stuhllehne hing Alucards Hut, und auf den Tisch lag seine Sonnenbrille.
An den Wänden hingen Teppiche mit Ornamenten und an der Wand lag ein Sarg auf den Boden, der Alucard wohl als Bett diente.
„In meinem Zimmer,"beantwortete der Vampir ihre Frage und drehte sie zu sich um.
Er senkte seinen Kopf zu ihr herunter und legte sanft seine Lippen auf ihren.
Aris wollte zurückzucken doch Alucard hielt sie fest und zog sie vorsichtig in seine Umarmung.
Er wollte den Kuss vertiefen, doch Aris gewährte ihn keinen Einlass.
Alucard ließ von ihrem Mund ab.
„Warum willst du mich nicht, Aris?"fragte er leise.
„Alucard," seufzte Aris. „Es gibt keine Zukunft für uns."
Alucard
schüttelte den Kopf.
"Das verstehe ich nicht,"sagte er.
„Es kommt der Tag, da wirst du. Aber heute ist er noch nicht!"
Der Vampir
wollte ihr erneut widersprechen, doch Aris legte sanft ihre Finger
auf seine Lippen.
"Psst,"machte sie leise und drückte
ihn an sich.
Alucard legte seinen Kopf auf ihre Schulter ab.
Wie sehr wünschte er es sich jetzt, Aris Kleidung den Rest geben zu dürfen, sich seiner eigenen entledigen zu können und sie stürmisch erobern zu dürfen.Er konnte schon ihr Blut auf seiner â Alucardâ Zunge schmecken.
„ALUCARD!!!"
Der Vampir schreckte von seinen Gedanken auf.
Aris hielt seinen Kopf fest.
„Könntest du es bitte unterlassen, mir in den Hals zu beißen!!!"fragte diese nur.
Alucard ließ sofort von ihr ab und entschuldigte sich.
Aris rieb
sich den Hals.
"Schon ok,"meinte sie.
„Wenn du Hunger hast, solltest du dir was von Walter geben lassen,"meinte Aris.
Alucard grinste sein typisches Grinsen.
„Aber über eine Portion frischen Blutes würde ich mich noch mehr freuen,"flüsterte und leckte sich lüstern über die Lippen.
Aris grinste sanft. Etwas Melancholie war in diesen Blick beinhaltet.
Sie legte dem großen, schlanken Vampir ihre Hand auf die Schulter und zog ihn zu sich heran.
Alucard war überrascht, wie viel Kraft sie doch in den Armen zu haben schien.
Aber das war ihm in den Moment egal, denn Aris bot ihn ihren Hals an.
Und er war gerade im Begriff seine spitzen Zähne in die Schlagader zu rammen, da spürte er ihre flache Hand an der Stirn.
„Aber nicht so viel,"mahnte sie ihn und Alucard nickte ungeduldig.
Er war grob.
Der Schmerz des Bisses war anhaltend und ziehend. Recht unangenehm.
Doch Aris hatte dies erwatet. Sie war schon einmal gebissen worden, vor Jahrzehnten, und das war weitaus schlimmer.
Und die Erinnerung an die damalige Vollmondnacht.
An die Furcht, den dunklen Wald, die Kälte des grausamen, transsilvanischen Winters.
An Hatz und den Tod vor Augen. Das Gefühl hören zu können, wie er seine Sense schärfte.
An den Geruch des grausamen Tieres, als es sie überwältigt hatte.
Den Schmerz in den Schultern, als es seine Zähne in ihr Fleisch grub und den Geruch von Blut.
Ihr Blut, und das des Tieres, den sie einen Silberdolch in die Stirn gejagt hatte.
Deswegen lebte sie jetzt noch, doch oft wünschte sie sich, wäre sie bloß damals zu Grunde gegangen.
Anm. des Autors: Guden Leutz, dies hier ist das vorletzte Chapter.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich auf dieses Chapter basierend noch eine fortsetzende FF schreiben möchte.
Ich hoffe die Fortsetzung wird euch genauso gefallen, aber bitte etwas Geduld ;-)
Bis dahin viel Spaß beim lesen vom letzten Chap und bitte dann ein klitzekleines Review. THANX!!!
