Blutmond
Chap 8
Duell im Mondlicht und Gevatter Tot schwingt die Sense.
Aris erwachte am frühen Abend des nächsten Tages in Alucards Sarg. Alucards Kopf lag an ihrer Brust.
Er war bereits wach und lächelte sie sanft an. Sie musste eingeschlafen sein, wieso konnte sie sich an nichts erinnern? Sie spürte einen stechenden Schmerz und griff sich an den Hals. Alucard hatte sie gebissen.
Mit der Erkenntnis kam die Erinnerung zurück. Alucard nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Er wollte gerade etwas sagen, als die Grundfesten des Gebäudes erschüttert wurden.
Verwirrt schauten sie sich an.
Angriff auf die Hellsingvilla. Eine Horde von Ghouls hat unter der Leitung eines starken Vampirs die Tore gestürmt und sich Eintritt in die Korridore des Komplexes verschafft.Selas Victoria und ihre Einheiten waren völlig in der Abwehr verstrickt, während Alucard erschien.
Aris hatte sich schnellstens eine Uniform und ein Gewehr besorgt. Munition in die Taschen gesteckt und war in die Oberen Stockwerke gehastet. Dort traf sie auf Walter der schon gegen zwei Ghouls kämpfte.
"Hilf Lady Integra,"schrie er Aris zu und diese setzte über die phlegmatischen Gegnern hinweg, rüber zu den Büroräumen.
Sie trat die Tür ein und schoss sofort auf den Vampir, der im Innern wartete.
Sie hatte ihn schon im Keller gewittert. Dieser verschwand noch ehe er von den Kugeln getroffen wurde.
"Lady Integra, lauft!"schrie Aris und Integra rannte mit ihrer Waffe in der Hand auf den Balkon hinaus. Aris folgte ihr und die kalte Luft hüllte sie ein.
Die Sonne war untergegangen, aber der Mond ließ sich heute Zeit.Aris geriet in Schwierigkeiten. Wenn der Mond aufgehen würde, wäre sie nur eine weitere Gefahr. Der Vampir griff wieder an, riss Aris das Gewehr aus den Händen und hob sie über seinen Kopf.
„Aris," rief Integra und wollte ihr zu Hilfe eilen, doch zu spät. Der Vampir warf Aris über die Brüstung des Balkons in die Tiefe. Dort schlug sie nicht auf den Boden auf, sonder krachte durch eine dicke Eisdecke im tiefen Fischteich.
Aris taumelte in der eiskalten Dunkelheit. Sie versuchte nach oben zu kommen, doch sie stieß gegen die Eisdecke und fand das Einschlagsloch nicht. Sie schlug sich die Hände am beißendkalten Eis blutig und scharrte mit den Fingernägeln daran. Es half nichts. Ihre Glieder wurden von der Kälte lahm, und der Atem wurde aus ihren Lungen gedrückt. Du Dunkelheit wurde enger, drückender, und so kalt. Langsam begann sich das lebendige Körpergefühl zu verabschieden.
Integra stand an der Brüstung und beobachtete Aris Todeskampf. Leider war da noch der Vampir, der sie zurückdrängte. Das Monstrum packte sie, doch in dem Moment ging der Mond auf, und tauchte das gesamte Anwesen in sein Todeslicht. Der Vampir war gerade dabei, seine Eckzähne in ihren Hals zu rammen, als er von einer klirrenden Erschütterung und einem dumpfen Aufprall gestört wurden.
Er drehte sich um und erblickte zwei giftgrüne Augen, die ihn mit unverhohlener Bösartigkeit anstarrten. Der Werwolf war gut sechs Meter bis auf die Balkonbrüstung hochgesprungen und saß darauf wie ein Vogel auf seiner Stange. Er öffnete und schloss die alles zermalmende Kiefer langsam und zeigte beiden seine todbringenden Zähne. Lange, Muskelbepackte Arme und große mit scharfen Krallen ausgestattete Hände machten sich zum packen bereit.
Eiswasser tropfte von seinem Fell und Integra, die dieses massige Ungeheuer genauso anstarrte wie der Vampir es tat, wurde schlagartig bewusst, dass Aris dieses Untier verkörperte.
Der Werwolf war die ganze Zeit unter ihnen gewesen. Ein Wolf im Schafspelz.
Der Werwolf stieß sich knurrend von der Brüstung ab und riss den Vampir zu Boden.Dieser hielt mit großer Kraft den Kopf des Tieres fest, doch die Kraft des Werwolfes war nicht zu brechen. Die Kiefer schlossen sich um den Kopf des Vampirs und mit einem abscheulichen Knirschen wurde das Ende dieses Untoten kundgegeben. Der Werwolf bäumte sich über dessen Leiche auf und heulte gellend und dröhnend den Mond an.
Selas, Walter und Alucard verharrten kurz in diesen Moment. „Lady Integra!"schoss es ihnen nur durch den Kopf.
Alucard stürmte sofort die Treppe hoch, wo er Gefechte bestritten hatte.
Doch er hatte noch nicht einmal das Ende der Treppe erreicht, als die Schwarze Gestalt des Werwolfes über ihn setzte und die Ghouls auf der Treppe mit sich in die Tiefe riss, ehe am Fuß der Treppe ein gräuliches Massaker begann.
„Fräulein Polizistin," hörte Selas Victoria in ihren Kopf sprechen.
"Ja Meister!"
„Geh hinunter in das Verließ. Sperr dich und die Überleben dort ein, ich komme mit den anderen nach!"
„Ja Meister!"
Während das Untier dort wütete und einen Ghoul nach den anderen Buchstäblich in Stücke zerriss, erreichte Alucard Walter und Integra, die ihrem Diener wieder auf die Beine half. Alucard erschoss die letzten beiden Ghouls im Obergeschoss und transformierte sich dann in das Kellergewölbe wo er selbst für 20 Jahre gefangen war. Alle standen dicht gedrängt beieinander. Es war nicht viel Platz in der Zelle.
Selbst durch die dicken Wände hörte man das Tier wüten.
„Alucard, es ist Aris. Aris ist der Werwolf!"sagte Integra. Alucard nickte zögernd.
„Ich weiß!"sagte er schließlich und erntete von Integra und Selas ungläubige Blicke.
Deswegen hatte sie ihn nicht gewollt. Sie wollte ihn nur schützen.
„Sind wir hier sicher?"fragte Selas verzweifelt.
Alucard nickte. „Bis zum Morgengrauen auf jeden Fall!"
Integra nickte.
"Der Raum ist versiegelt. Ich denke das gilt auch für Werwölfe!"
Jeder zuckte zusammen, als der Werwolf erneut aufheulte und ein gewaltiger Knall zu hören war. Das Haus wurde erneut in seine Grundfesten erschüttert und Putz rieselte von der Decke.
Danach erfolgte Stille. „Ich werde gehen,"sagte Alucard schließlich, nachdem die Stille angehalten hatte. Integra nickte ihm zu und Alucard verschwand in den Schatten.
Die Halle fand er in einen fürchterlichen Zustand vor.
Die Wände waren eingedellt und mit Blut bespritzt.
Auf den Boden lagen einige Leichenteile verstreut. Er hatte keine Zeit sich weiter umzusehen.
Der Werwolf war vom Obergeschoss herunter gesprungen und auf ihn drauf.
Das Gewicht des Untieres schmetterte den Vampir zu Boden und biss in Alucards Arm, den er sich zum Schutz vor das Gesicht gehalten hatte.
„Aris, bitte hör auf!"schrie Alucard und der Werwolf verharrte in seinen rüttelnden Kopfbewegungen und blickte ihn an.
„Aris, bitte. Beruhige dich!"
Der Wolf ließ Alucards Arm los, wo er mit seinen Zähnen blutige Löcher hineingestoßen hatte und stand von ihm auf.
Er knurrte und witterte in der Luft. Der Wolf machte einen verwirrten Eindruck.
Alucard verstand erst nicht, doch dann spürte er die Anwesenheit von...
"HA! ZWEI MONSTER FÜR MICH!"
Der Judaspriester Anderson trat durch die Blutverschmierte Halle.
Er trug wie immer Messer bei sich, doch dieses Mal, hatte er noch zusätzlich eine versilberte Lanze am Start.
Ob der Vatikan schon von dem Werwolf wusste?
Anderson griff in seine Jackentasche.
„Macht euch bereit in die Hölle zu fahren!"
Er warf einen Schwung Messer nach den beiden.
Der Werwolf sprang gerade noch zur Seite, doch Alucard trafen drei Messer in die Brust.
Diese Waffen waren mit Weihwasser gesegnet. Sehr schmerzhaft für ihn.
Alucard benötigte etwas Zeit. Doch die beschaffte ihn der Werwolf.
Der Mond schien mit seiner vollen Kraft und ein Kampf entbrannte zwischen Anderson und dem Untier.
„Nharg!" Alucard zog sich ein Messer nach dem anderen heraus.
Die Wunden versiegten langsamer als bei normalen Messern.
Er sah zu wie Aris gegen Anderson kämpfte.
Wie dieser seinen Speer benutzte und den Werwolf auf Distanz hielt.
Doch immer wieder stürzte sich der schwarze Wolf in den Nahkampf, biss Anderson in die Schulter, riss ihn große Brocken Fleisches aus dem Körper.
Doch mit jedem Biss kam ein Vergeltungsschlag. Helles Blut mischte sich zu dem Blut der getöteten Untoten.
Der Werwolf war von Schnitten und Wunden übersät, und kämpfte dennoch so Vital weiter, wie ohne Verletzungen.
Zuletzt gelang es dem Untier, Anderson in die Wand zu drücken und dabei so ziemlich jeden Knochen seines Rückgrades zu zermalmen.
Anderson glitt leblos an der Wand herunter, die dabei auch erheblichen Schaden genommen hatte.
Der Werwolf ließ von dem Priester ab und drehte sich zu Alucard um, der inzwischen aufgestanden war.
Das schwarze Fell schimmerte an den Stellen, wo der Wolf verletzt war, rot.
„Aris," flüsterte Alucard leise und der Werwolf knurrte bestätigend.
Er richtete sich gänzlich auf und schritt vor zu Alucard.
Langsam, schnüffelnd blickte das Untier auf den Vampir herab.
Der Werwolf war sich nicht sicher, ob er Alucard trauen konnte, und dennoch. Er fürchtete ihn nicht.
Dasselbe galt auf für Alucard.
Er spürte das Aris immer noch da war. Ob Werwolfgestalt oder nicht.
Der Werwolf kam so nahe heran, dass Alucard seinen heißen Atem spüren konnte.
Er streckte die Hand aus und wollte sie berühren, doch das Tier wich zurück.
Alucard nahm die Hand herunter.
"Ok,"flüsterte er. „Berühren verboten. Schon klar!"
Wieder kam das Tier näher.
Schnüffelte mit bebenden Nüstern an ihm und fuhr ihm schließlich mit der Kalten Schnauze durch das Gesicht.
Dabei hatten sich die sonst abgelegten Ohren neugierig und beinahe freundlich aufgestellt.
„ICH KRIEG EUCH BEIDE!"
Der Judaspriester war wieder aufgestanden, hatte seinen Speer mit einer Hand gegriffen (die andere hatte ihn ein Wolf abgebissen hust hust) und war auf die beiden zu gerannt.
Der Werwolf sprang zur Seite, bekam seinen Speer zu fassen und hielt ihn fest.
Alucard hob nur lächelnd seine Jackal, zielte auf dessen Kopf und drückte mit den Worten „Fahr zur Hölle und bleib dort, verdammter Judaspriester!"ab.
Der Kopf zersprang in tausend nichtblutige Teile und der Körper sackte leblos und besiegt nach hinten.
Der Priester war besiegt. Doch der Werwolf schien durch seine Aktion nur zusätzlich gereizt worden zu sein. Er trat einige Schritte von Alucard zurück, der Gefahr witterte.
Der Werwolf knurrte und Geifer lief ihn aus dem Maul.
Das Tier heulte ohrenbetäubend (für einem Vampir) auf und setzte sofort zum Sprung an, als Alucard die Waffe erneut hob.
Der Werwolf sprang in einem gestreckten Hechtsprung geradewegs auf ihn zu als Alucard schoss.
Was dann geschah erlebte der Vampir im Zeitraffer mit.
Die Sonne sendete ihre ersten Strahlen auf den westlichen Teil der Erde und gab Aris gerade in dem Moment als die Silberkugel aus Alucards Waffe ihre Stirn durchschlug ihre menschliche Gestalt zurück.
Mit blutüberströmtem Gesicht krachte Aris Körper besiegt zu Boden und blieb vor Alucard liegen.
Der Vampir ließ betroffen seine Waffe fallen und kniete sofort zu Aris, die ihre letzten Atemzüge tätigte.
„Aris..." flüsterte Alucard leise. „Mein dunkler Engel!"
Aris lebte noch.
Der ganze Körper zitterte. Ihre Grünleuchtenden Augen waren weit aufgerissen und verloren langsam an Glanz.
Sie spuckte einen Schwall Blut, als Alucard sie auf den Rücken drehte und sie in den Arm nahm.
„...endlich... Alucard,"keuchte sie und hustete dann.
„Endlich darf ...ich sterben, es... dauerte ...schon viel zu... lange... mein Leben!"hustete sie schwach und sank in Alucards Arme zurück.
„Ich will dich nicht verlieren,"flüsterte der Vampir und Aris lächelte schwach.
"Das tust du nicht,"flüsterte sie und Alucard spürte wie ihr Körper in seinen Armen erschlaffte und wusste nun, Gevatter Tot hatte seine Sense geschwungen, und den nun wahrscheinlich letzten Werwolf aus der Welt der Lebenden gerissen. Alucard küsste sanft den Haaransatz seines dunklen Engels und legte sie dann zu Boden.
Hätte sie nicht soviel Blut im Gesicht, würde er sie lächeln sehen können. Aber Alucard brauchte es nicht zusehen.
Er wusste es.
Aris war der erste und letzte Werwolf, der London heimgesucht hatte.
Die folgenden Vollmondnächte blieben still. Alucard stand zu dieser Zeit oft auf dem Dach der Hellsingvilla und blickte dem Mond entgegen.
Es schien fast so, als erwarte er, dass ein Wolfsheulen die Stille der Nacht zerriss. Doch die Nacht schwieg zu ihm, und der Vollmond hüllte weiterhin alles in sein Stilles Todeslicht ein. Es änderte sich nicht.
Ereignisreiche Jahre vergingen, Hellsing verlor seine Position, wurde nicht mehr benötigt. Integra wurde alt und keine Nachkommen würden den Orden noch weiterleiten. Sie entließ Alucard aus ihren Diensten. Er wurde nicht länger gebraucht, die Freiheit stand ihm mehr als zu. Selas war nun Vampir genug um sich auf die eigene Reise zu begeben. Ihr stand die Welt offen.
Doch Alucard war dessen müde und beschloss nach Rumänien in sein Schloss zurück zu reisen. Die Welt hatte für ihn ihren Reiz verloren und er freute sich auf die verdiente Ruhe, die ihm jetzt bevorstand.
Er ritt durch die Wälder Transsylvaniens und kam in die Gebirgsregion nahe seinem Schloss.
Der Vollmond schien groß und hell auf ihn herab.
Es hatte sich in den Jahren nichts geändert. Die kleinen Dörfer waren immer noch an ihren Fleckchen und es war so ruhig und fried...
Genau in diesem Moment zerriss bekanntes Wolfsgeheul die Stille der Nacht.
Er war ganz nah, Alucard konnte es spüren.
Sein Pferd begann zu scheuen und er hatte Mühe, es in den Griff zu bekommen. Ein Schatten sprang von der Felswand vor ihm herunter und landete vor ihm auf der Straße.
Zwei Giftgrüne Augen starrten ihn an, und der Schatten wuchs ihn die Höhe.
"Nun ja,"sagte Alucard laut zu sich.
"Vielleicht wird es ja doch nicht so ruhig!" Und damit lächelte er sein verrücktes Lächeln.
So Leute, das war's, und irgendwie bin ich auch froh drum.
Ich wollte Aris erst nicht sterben lassen (ist sie denn tot???), aber ich finde das Ende passt recht gut.
Ich hoffe das Lesen hat euch soviel Freude bereitet, wie mir das schreiben.
Hoffentlich bis zum nächsten Fanfic.
Mit freundlichen Grüßen
Naz