So, hier dann Kapitel 9. Vielen Dank für die Reviews, auch wenn sie bisher doch sehr spärlich kamen schmoll Gefällt euch die Geschichte denn nicht? Sollen wir überhaupt weiter schreiben? zwinker
Kapitel 9
Die Sonne schien hell über die saftig grünen Wiesen von Bruchtal, als Erestor durch die Gärten lief. Er war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach Elladan, der, wie er von einem recht mürrischen Elrohir erfahren hatte, einen Spaziergang machte. Normalerweise verbrachten die Zwillinge den Vormittag immer gemeinsam, meist mit Kampfübungen oder ähnlichem, und dass sie nun getrennt von einander waren, beunruhigte den Berater Elronds zutiefst. Wenn nicht bald jemand etwas unternahm, konnte es nur noch schlimmer werden. Er bog gerade in einen schmalen Weg ein, der zwischen ein paar Reihen von kleinen Bäumen hindurch führte, als er in der Ferne auf einer Bank den Zwilling sitzen sah, den Kopf in die Hände gestützt und den Blick zu Boden gerichtet.
Er näherte sich ihm langsam, jedoch nicht lautlos, um sein Kommen anzukündigen und Elladan nicht zu erschrecken. „Guten Tag, Elladan", sagte er schließlich.
Obwohl der Tag so wunderschön zu sein schien, berührte dies den älteren Zwilling jedoch kaum. Zu tief saß noch der Schmerz und die Enttäuschung über das, was er von Elenael unabsichtlich erfahren hatte, zu sehr schien seine Seele darunter zu leiden, obwohl er sich einredete, dass er sich eigentlich für seinen Bruder freuen sollte – wenigstens ein bisschen. Diese Gedanken plagten ihn noch immer, als er auf der Bank im Garten saß und so hörte er Erestor trotz dessen lauten Schritten erst, als er angesprochen wurde. Elladan zuckte ein wenig zusammen und sah schnell auf, entspannte sich aber wieder, als er den Berater seines Vaters sah.
„Erestor … Guten Tag", erwiderte er schnell.
„Ist das nicht ein herrlicher Tag?" fragte Erestor und tat, als wären all die Informationen, die er gestern von Glorfindel erhalten hatte, nicht existent.
„Ja, sicher", antwortete Elladan ein wenig abwesend. Er konnte seiner Stimme einfach nicht mehr Enthusiasmus verleihen als er im Augenblick verspürte – nämlich gar keinen.
„Ist dir nicht gut?" fragte Erestor mit gespielter Verwunderung. „Du wirkst fast so, als sei etwas vorgefallen. Und warum überhaupt bist du alleine hier im Garten und nicht mit Elrohir Schwertkampf proben?" Er setzte sich jetzt neben den Zwilling auf die Bank und schaute ihn an.
Eine Frage dieser Art war eigentlich das Letzte, das Elladan nun gebrauchen konnte, und bei der Erwähnung seines Bruders musste er für einen Moment den Blick abwenden, um Erestor die Emotionen nicht sehen zu lassen, die sie in ihm auslösten.
„Doch, mir geht es gut", versuchte er noch einmal, überzeugend zu klingen, und obwohl es ihm diesmal besser gelang, zweifelte er fast nicht daran, dass Erestor ihn durchschauen würde. Dafür kannte er ihn bereits viel zu lange … Über Elrohir sagte er bewusst nichts.
Über die Antwort war Erestor überhaupt nicht erstaunt, jedoch musste er Elladan diesen Eindruck vermitteln, damit sein Plan aufginge. Er fühlte sich fast ein wenig schuldig, den Elben so hinters Licht zu führen, doch es gab keine andere Möglichkeit.
„Nun, es klingt aber gar nicht danach. Hattest du vielleicht Streit mit jemandem?"
„Wenn es nur das wäre", erwiderte Elladan leise, niedergeschlagen. „Wenn man streitet, redet man miteinander, nicht wahr?"
„Was meinst du damit?" fragte Erestor mit einem gekonnt unschuldigem Gesichtsausdruck. Er musste Elladan dazu bringen, es von selbst zu sagen. Wären seine Fragen zu suggestiv, so könnte er Verdacht schöpfen. „Was bedrückt dich?", fügte er hinzu. „Du weißt, du kannst mit mir über alles reden."
Ja, das wusste Elladan … nur wollte er es überhaupt? Auf der Bank hielt der ältere Zwilling es schließlich nicht mehr aus, deshalb stand er auf und lief auf dem Weg davor hin und zurück, während er mühsam versuchte, Worte zu finden.
„Ich verstehe es einfach nicht … Warum redet er nicht mehr mit mir? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Habe ich irgendwie den Punkt verpasst, an dem alles anfing, aus den Bahnen zu geraten? Warum tut er das? …" Fast verzweifelt hatte Elladan es vermieden, den Namen seines Bruders auszusprechen. Das konnte nicht sein, er und Elrohir stritten sich nicht, es war einfach nicht so.
Erestor versuchte weiterhin, verwirrt zu wirken und so zu tun, als hätte er nicht sofort begriffen, über wen Elladan redete.
„Oh, du meinst Elrohir?", fragte er schließlich. „Aber weswegen habt ihr euch denn gestritten? Ihr seid doch sonst ein Herz und eine Seele."
Hilflos schlang Elladan seine Arme um sich selbst und blieb stehen. Es tat weh, das zu hören. „Er … ich habe gestern Abend erfahren, dass … dass er …" Wieder brach er ab. Warum war es so schwer, das zu sagen? „Ich denke, er ist verliebt", flüsterte er schließlich, als könne er damit ungeschehen machen, was er eben selbst ausgesprochen hatte.
Erestor musste nun all sein schauspielerisches Talent zusammen nehmen, um so überrascht wie möglich zu wirken. Langsam weiteten sich seine Augen und sein Mund öffnete sich für kurze Zeit bevor er fort fuhr.
„Oh. Das … nun, das ist wirklich eine Überraschung. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand einmal auf diese Weise in Euer Leben treten könnte, wenn ihr euch nicht zeitgleich verliebtet." Erestor wusste, dass diese Worte Elladan wahrscheinlich schmerzten, doch musste er sie sagen, um das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken ohne dabei zu offenbaren, dass er ohnehin schon über alles Bescheid wusste.
„Ich wünschte, es wäre so gewesen …", sagte Elladan leise. Er hatte es auch nie für möglich gehalten, dass es einmal so kommen würde … er hatte bereits versucht, Legolas die Schuld daran zu geben, hatte es jedoch nicht fertig gebracht. Er konnte es einfach nicht.
„Das tut mir wirklich leid für dich", sagte Erestor und diesmal war es nicht gespielt, denn er empfand wirklich Mitleid mit dem jüngeren Elben. „Habt ihr denn schon darüber gesprochen?" fragte er.
„Nein …", antwortete Elladan ein wenig zögernd. „Elrohir hat sich offensichtlich entschieden, es mir nicht zu sagen, und solange er es nicht freiwillig tut, werde ich ebenfalls nichts zu ihm darüber sagen."
„Oh." Nun war Erestor zur Abwechslung wirklich einmal überrascht. „Er hat es dir nicht einmal gesagt?"
Ein kurzer Ausdruck des Schmerzes huschte über sein Gesicht, bevor er wieder verschwand.
„Nein, das hat er nicht. Elenael hat es mir gestern Abend erzählt – wenn auch unabsichtlich."
„Oh", sagte Erestor nur wieder, und verstand allmählich, was wohl vorgefallen sein musste. Elladan war wohl besonders verletzt, da sein Bruder es ihm nicht einmal mitgeteilt hatte und Elrohir war vermutlich ein wenig gereizt, weil seine Liebste es versehentlich ausgeplaudert hatte.
„Nun, vielleicht solltet ihr dann wirklich einmal miteinander reden. Ich denke, er hat es dir nicht gesagt, weil er dich nicht verletzen wollte. Vielleicht hatte er einfach Angst vor deiner Reaktion. Doch – so schwierig es auch für dich sein mag – so solltest du versuchen, dich für ihn zu freuen und das zu retten, was noch zu retten ist", sagte Erestor ernst und meinte es auch so. Er hoffte, dass eine Aussprache den gewünschten Effekt hätte.
„Und ich bin mir sicher, ihr beide schafft das schon. Ihr habt so vieles miteinander durchgestanden, und dies ist zur Abwechslung etwas Erfreuliches, auch wenn du es nicht ganz so sehen magst. Aber auch du wirst dich daran gewöhnen. Wichtig ist nur, dass ihr darüber sprecht."
Elladan schwieg eine Weile. Er wusste, dass Erestor recht hatte, dennoch konnte er sich nicht ganz dazu durchringen, sofort darauf einzugehen.
„Aber warum hat er meine Reaktion gefürchtet? Er weiß, dass ich diese Beziehung akzeptieren würde, auch, wenn es ein wenig ungewöhnlich ist …" Elladan sagte dies nur, da er wusste, dass Erestor seine Worte richtig auffassen und ihm nicht böse sein würde. „Mir aber überhaupt nichts zu sagen …"
Erestor legte seine Stirn in tiefe Falten. Was war denn so ungewöhnlich an der Verbindung zwischen Elrohir und Elenael? Doch nicht etwa, weil sie ein Dienstmädchen war? Er beschloss allerdings, nicht weiter nach zu fragen, denn Elladan wollte vermutlich nicht preisgeben, was er über seinen Bruder wusste, und konnte ja nicht ahnen, dass Erestor die Umstände bereits kannte.
„Nun, das solltest du ihn fragen, denn ich kann hier nur Mutmaßungen anstellen. Du wirst es jedoch vermutlich nie erfahren, wenn du ihn nicht darauf ansprichst."
„Ich weiß", entgegnete Elladan frustriert. „Das weiß ich ja … nur ob ich den Mut dazu habe, ihn darauf anzusprechen, das weiß ich nicht. Und wenn ich es tue, werde ich nie wissen, wann Elrohir mir so weit vertraut, dass er mir davon erzählt."
Erestor blinzelte kurz und versuchte kurz, das Gesagte zu verarbeiten. Der junge Elb schien recht verwirrt zu sein.
„Genau, das sagte ich ja", antwortete er nun, die Aussage Elladans ignorierend. „Also geh doch am besten gleich zu ihm und rede mit ihm."Er stand nun auf und ging auf Elladan zu, um ihm aufmunternd auf die Schulter zu klopfen. „Du machst das schon, Junge."
Elladan war sich da nicht so sicher. Dennoch nickte er verhalten, da er Erestor nicht enttäuschen wollte und ihm wirklich dankbar war, dass er mit ihm hatte darüber reden können. „Ich hoffe es … Danke, Erestor, ich denke, du warst mir eine große Hilfe."
Der Berater lächelte freundlich. „Nichts zu danken. Ich wünsche dir viel Glück", sagte er und wand sich dann zum Gehen. Eines jedoch hatte ihn wirklich etwas zum Stutzen gebracht, und zwar, dass diese Beziehung ungewöhnlich sein sollte. Er würde mit Glorfindel noch einmal darüber reden und sehen, was er dazu meinte.
Legolas lief durch die sonnendurchfluteten Gärten von Imladris, jedoch nahm er seine Umgebung kaum wahr, da seine Gedanken ständig abschweiften. Nach dem gestrigen Gespräch mit Glorfindel hatte er noch lange nachgedacht, ob es vielleicht irgendeinen Ausweg aus seiner Misere gab. Was Elenael anbelangte, so gab es diesen wahrscheinlich nicht, jedoch hatte er sich auch Sorgen um seine Freundschaft zu Elrohir gemacht und sich somit doch entschlossen, mit ihm zu reden. Aus irgendeinem Grund spürte er, dass er ihm das schuldig sei. Im Hause hatte man ihm mitgeteilt, dass Elrohir gerade auf dem kleinen Platz war, wo er und Elladan immer Schwertübungen machten, doch diesmal war der jüngere Zwilling dort allein, und Legolas wunderte sich weshalb. Als er sich dem Platz näherte, sah er bereits zwischen den Büschen ein helles Schwert im Sonnenlicht aufblitzen, als es geschickt von seinem Besitzer durch die Luft geschwungen wurde. Legolas trat näher und machte sich räuspernd bemerkbar.
Mehr und mehr konzentrierte Elrohir sich auf seine Übungen und verlor sich ein wenig in den Anstrengungen, die sie mit sich brachten. Es tat gut, seine Frustration seinem Körper zu überlassen und sie so zumindest ein wenig loswerden zu können. So bemerkte er erst beim zweiten Mal Legolas' Räuspern. Ein wenig überrascht ließ er sein Schwert sinken und sah zu dem Waldelben herüber, dessen Haare im Sonnenlicht golden schimmerten.
„Legolas, hallo. Was treibt dich hierher?"
Legolas senkte seinen Blick ein wenig und suchte nach den richtigen Worten. Eigentlich wollte er nicht direkt zum Thema kommen, doch auf eine solche Frage war es schwer, mit unbedeutendem Geplänkel zu antworten.
„Nun, ich …", begann er, doch zögerte dann wieder. „Ich wollte mit dir reden."
Ein stummes ‚oh' zeichnete sich kaum erkennbar auf Elrohirs Lippen ab, als ihn ein Gefühl der Vorahnung überkam, das ihn ein wenig nervös werden ließ. Wenn Legolas nun auf das hinauswollte, was er befürchtete … Er wusste doch überhaupt nicht, was er dazu sagen sollte! Schließlich ließ er sein Schwert noch weiter sinken und wandte sich dann für einen Moment um, um es hinter sich abzulegen. Diese Zeit nutzte er, um tief durchzuatmen. Das ist doch Unsinn, vielleicht ist es überhaupt nicht das, worüber er reden will. Außerdem – wer weiß, vielleicht bildest du es dir eh nur ein! Sehr überzeugend klang sein Gewissen jedoch nicht und so wandte er sich wieder Legolas zu und kam ein paar Schritte näher, wenn auch immer noch vorsichtig.
„Worüber?", fragte er schließlich.
Legolas war dieses Gespräch ein paar Male im Geiste durchgegangen, jetzt jedoch wollten ihm die richtigen Worte einfach nicht einfallen und er fürchtete sich auch vor Elrohirs Reaktion. Er senkte seinen Blick noch etwas tiefer, um das aufsteigende Rot auf seinen Wangen zu verbergen und trat etwas nervös von einem Fuß zum anderen.
„Nun, es gibt da etwas sehr Wichtiges, was ich dir sagen muss, denn ich kann es einfach nicht mehr länger vor dir verheimlichen", begann er und sah dann kurz zu Elrohir auf, der ihn leicht skeptisch musterte. „Aber bevor ich es dir sage, sollst du wissen, dass …" Er seufzte tief. Dies würde wirklich nicht einfach werden. „Dass unsere Freundschaft mir wirklich viel bedeutet …"
Oh nein, bitte nicht …
Fast hätte Elrohir Legolas unterbrochen und ihm gesagt, dass es im Augenblick ihm doch nur sehr schlecht passte, doch brachte er es nicht übers Herz, als er sah, wie schwer Legolas offensichtlich seine eigenen Worte fielen. Einige Sekunden lang konnte er jedoch überhaupt nichts sagen, sondern sah den Elb vor sich nur an, während sein Herz lustige Sprünge in seiner Brust machte – der sehr nervösen Art.
„Ich … nun ja …", brachte er endlich heraus. „Ich denke, das wusste ich bereits … Mir liegt daran ebenso viel … an der Freundschaft, meine ich …"
Legolas zwang sich zu einem kurzen Lächeln. Es hatte zwar nicht sonderlich überzeugend geklungen, jedoch schöpfte er Hoffnung aus Elrohirs Worten, dass seine Offenbarung die Freundschaft zwischen ihnen nicht zerstören würde. Er räusperte sich nervös und ging dann ein paar Schritte an dem dunkelhaarigen Elben vorbei.
„Nun, das, was ich dir jetzt sagen werde, wird dir vielleicht nicht gefallen …" Vielleicht? Ganz bestimmt würde es ihm nicht gefallen. „Doch ich kann es einfach nicht länger für mich behalten. Ich werde auch bald abreisen. Morgen vielleicht schon. Und dann hast du genügend Zeit, darüber nachzudenken, was ich gesagt habe …" Er stoppte und blieb vor Elrohir stehen, wieder auf seine Schuhe schauend. „Ich … ich kann einfach nicht mehr so weiter machen. Ich fühle mich deshalb immer so schlecht in deiner Gegenwart und …" Plötzlich hörte Legolas Schritte näher kommen und wand sich dann schnell um. Elladan stand unweit von ihnen entfernt, und sein Gesichtsausdruck schien alles andere als erfreut. Skeptisch, misstrauisch und auch ein wenig überrascht beäugte er die beiden.
„Störe ich?" fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Elrohir hatte inzwischen die Augen geschlossen. Das konnte einfach alles nicht wahr sein ... Wie deutlich musste Legolas eigentlich noch werden, bevor er es endlich selbst glauben wollte? Als er plötzlich die Stimme seines Bruders hörte, zuckte er leicht zusammen, wandte sich schnell um und sah seinen Zwillingsbruder an.
„Elladan ..." Er war überrascht, ja, doch gleichzeitig fragte er sich, ob Elladan ihn vielleicht gesucht hatte oder doch nur zufällig hier war. Ebenso wusste er nicht, ob er froh über die Unterbrechung sein sollte oder nicht.
Einen Augenblick lang schauten alle drei Elben leicht verunsichert umher, bis Elladan dann wieder sprach.
„Wenn ich euch bei irgendetwas störe, dann kann ich auch gerne gehen."
Legolas spürte nun, wie seine Wangen beinahe glühten und er jeglichen Mut verlor. „Ich … Ich sage es dir ein andermal", sagte er nur knapp in Elrohirs Richtung und wand sich dann schnell zum Gehen, bevor einer der Brüder reagieren konnte.
Elladan seufzte tief und blickte seinen Zwilling dann leicht vorwurfsvoll an. Die beiden so zusammen zu sehen und zu wissen, was zwischen ihnen stand, war nicht leicht, und auf einmal schienen alle gut gemeinten und weisen Ratschläge von Erestor wie fort geweht. Wut machte sich in ihm breit, dass sein Bruder Geheimnisse vor ihm hatte, doch er wollte ihm nun wenigstens die Chance geben, es endlich zuzugeben und offen mit ihm darüber zu sprechen.
„Was war das eben?" fragte er schließlich, und versuchte dabei so neutral wie möglich zu wirken.
Elrohir sah Legolas noch kurz nach, als dieser verschwand. Doch als Elladan diese Worte in einem doch recht kühlen Ton an ihn wandte – er kannte seinen Bruder einfach zu gut, um nicht zu wissen, welcher Tonfall was bedeutete – lösten sie in ihm etwas aus. Elrohir war bereits angespannt wie eine Bogensehne und dieser Kommentar ließ ihn recht plötzlich herumwirbeln.
„Was war was?", fragte er zurück, ebenfalls recht neutral, obwohl er wusste, dass sein Bruder genau erkennen würde, was in ihm vorging. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?"
„Das kann man in der Tat sagen." Elladan hatte nicht so reagieren wollen, doch er war wirklich wütend und enttäuscht, dass sei Bruder immer noch versuchte, Spielchen zu spielen statt einfach die Wahrheit zu sagen. „Es ist bestimmt etwas nicht in Ordnung, und ich meine das hier!" Er machte mit dem Arm eine rudernde Bewegung, um auf Elrohir sowie den soeben fort gestürmten Legolas zu zeigen.
„Was?!" Ungläubig starrte Elrohir seinen Bruder an. „Was um alles in der Welt ist denn mit dir los? Du führst dich so auf, als hätte ich dir irgendetwas getan. Was hat Legolas denn jetzt damit zu tun?"
„Ach jetzt tu nicht so", sagte Elladan und war sich darüber bewusst, dass seine Stimme nun etwas aggressiv klang. „Wir reden schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig miteinander, aber mit ihm kannst du reden, ja? Ich frage mich, Bruder, wann ist es soweit gekommen. Kannst du es mir sagen?"
Elrohir ballte seine Hände an seinen Seiten zu Fäusten um ihr wütendes Zittern zu unterdrücken. „So, jetzt bin ich derjenige, der nicht mehr mit dir redet, verstehe ich das richtig? Und ja, mit Legolas kann ich reden, im Augenblick wie es scheint wohl besser als mit dir." Er war in diesem Moment so wütend, dass er seine Nervosität wegen dem Gespräch mit Legolas vollkommen vergessen hatte – ebenso wie die Sorgen, die er sich noch darüber gemacht hatte. „Aber glaubst du wirklich, mir gefällt das, so wie es ist?"
„Wieso, was sollte dir denn nicht gefallen? Du hast doch jetzt wirklich keinen Grund, dich zu beschweren." Elladan verstand einfach nicht, wie es so weit kommen konnte und warum sein Bruder und er ihre Basis des Vertrauens verloren hatten. Statt enttäuscht und traurig zu sein war er nur noch wütend. „Aber vielleicht sollten wir dieses Gespräch besser beenden. Es hat sowieso keinen Sinn. Ich wüsste nicht, was es noch zu sagen gäbe."
Innerlich schrie etwas in Elrohir auf, als ihm bewusst wurde, wie er und Elladan miteinander sprachen. Im Grunde wollte er nichts mehr, als diesen Streit zu beenden, dass einfach alles wieder so war wie früher … Doch war die Enttäuschung über Elladans Schweigen noch immer so groß, dass ihm die Worte, die er eigentlich sagen wollte, doch nicht über die Lippen kommen wollen. Stattdessen wandte er sich ab. „Natürlich", erwiderte er, leiser. „Was hat es wohl noch für einen Sinn, mit meinem Bruder reden zu wollen, wenn er mir doch nicht sagt, was wirklich geschehen ist …"
Einen Augenblick lang war sich Elladan nicht ganz sicher, was Elrohir gemeint hatte. Er hatte ihm schließlich nichts zu beichten, doch sicherlich hatte er nur gemeint, Elladan solle sagen, womit genau er ein Problem habe, und diese Aufforderung war einfach nur lächerlich. Wenn sich sein Zwilling dumm stellen wollte, würde er es auch tun.
„Ich finde auch, dass es keinen Sinn hat." Mit diesen Worten wand er sich letztendlich ab und eilte aufgebracht von dannen.
Die zwar verärgerten, dennoch leisen Schritte seines Bruders hinter seinem Rücken baten ihn, sich umzudrehen und ihn zurückzurufen, doch tat er es nicht. Warum, war ihm selbst nicht völlig klar. Doch als er Elladan nicht mehr hören konnte, ließ ihn ein Brennen in seinen Augen seine Lider schließen. Ein leiser, kaum hörbarer Laut des Schmerzes entfloh seinem Mund und Elrohir hob die Hände, um sein Gesicht in ihnen zu verbergen. Wie hatte es nur so weit kommen können?
TBC
Aber nur, wenn ihr reviewt g
