So, dann will ich mal weiter posten. Vielen Dank für die Reviews an alle! Ich hoffe, es werden noch ein paar mehr ;)
Kapitel 13
Eine warme Briese ließ die Blätter der hohen Bäume in Imladris' Gärten leise
rascheln und trug die vielen fröhlichen Stimmen weiter, noch aus dem Tal
hinaus. Bruchtal feierte die Ankunft seines Abendsterns.
Gedankenverloren ließ Elenael ihren Blick über die Umgebung schweifen, über die
grüne Wiese, die von vielen Laternen und kleinen Feuern erhellt wurde und die
Elben, die ausgelassen feierten, aßen, tanzten und musizierten. Leisen Trittes
schritt sie zwischen ihnen hindurch, denjenigen, die sie grüßten, fröhlich
zulächelnd. Sie hatte die letzten drei Tage kaum aufgehört zu lächeln.
Es dauerte nicht lange, bis sie den hohen Tisch sehen konnte, an dem Elronds
Familie und einige andere Auserwählte saßen, und sofort fiel ihr Blick auf die
schlanke, goldblonde Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr gewandt dort saß. Eine
lebhafte, fröhliche Diskussion schien zwischen ihm und den Zwillingen, die
neben ihm ihren Platz hatten, ausgebrochen zu sein, selbst bis hierher konnte
sie das Lachen der drei hören. In den letzten Tagen hatten sie noch einmal über
das gesprochen, was vorgefallen war, hatten alle Missverständnisse aus dem Weg
geräumt, und nun schienen die drei männlichen Elben sich besser zu verstehen
als jemals zuvor. Und Elenael war froh darüber, es tat ihr gut, sie nach den
vielen Tagen der Irrtümer und des Kummers nun so sehen zu können. Und
offensichtlich ging es nicht nur ihr so –Imladris schien förmlich zu neuem
Leben erwacht zu sein.
„Komm mir bloß nicht schon wieder damit, Elrohir!", wurde Legolas' Stimme zu
ihr herüber getragen, als er lachend dem jüngeren Zwilling antwortete. „Ich
will die Worte ‚ich', ‚Schwert' und ‚besser' nie wieder in einem Satz von dir
hören, verstanden?"
Leise war Elenael an die Tischgemeinschaft herangetreten, direkt hinter
Legolas, und ließ nun ihre Hände auf seine Schultern sinken und weiter auf
seine Brust, sodass sie von hinten ihre Arme locker um seinen Hals gelegt
hatte.
„Warum muss es auch immer das Schwert sein?", fragte sie gutgelaunt, dann, mit
einem schelmischen Lächeln an die Zwillinge gerichtet: „Wollt ihr euch nicht
einmal auf einen Bogenschießwettbewerb einlassen?"
Legolas hob lächelnd den Kopf und blickte Elenael in die strahlend grauen
Augen, als er ihre Hände ergriff und sie vor seiner Brust in den seinen hielt.
Es war so schön, von ihr auf diese Weise begrüßt zu werden, vor den Augen aller
und ohne irgendwelche Schuldgefühle. Er war so erfüllt von Glück, dass er es am
liebsten laut hinaus schreien würde, jedem Elben in ganz Bruchtal und darüber
hinaus sagen würde, dass er Elenael liebte. Und auch wenn seine Worte es nicht
taten, so schrie sein Herz es jedes Mal, wenn er sie wieder sah.
Die letzten drei Tage waren wundervoll gewesen, und ihnen würden noch viele
folgen. Nie zuvor hatte er sich so glücklich, fröhlich und leicht gefühlt, nie
so geborgen, nur durch kleine Berührungen, sanfte Küsse und Umarmungen.
„Das ist eine wundervolle Idee, Tinu", sagte er
lächelnd. Tinu war der Kosename, den er ihr bereits
an dem Abend gegeben hatte, nachdem sich das ganze Missverständnis aufgelöst
hatte. Wenn er daran dachte, wie blind sie alle durch die Welt gewandelt waren,
wie töricht sie sich hatten leiten lassen von Zweifeln, die allesamt auf
falschen Eindrücken beruht hatten, musste er jedes Mal wieder den Kopf schütteln.
Doch dies war nun vorbei, und Legolas war endlich mit ihr zusammen, mit seinem
kleinen, strahlenden Stern.
Er zog Elenael nun auf seinen Schoss und umschloss ihre Taille, um sein Gesicht
an ihren Rücken zu lehnen, während ihre Hände immer noch ineinander verschränkt
waren.
„Ich denke, im Bogenschießen hätten sie keine Chance", sagte er siegessicher,
doch Elladan schnaubte mit gespielter Entrüstung.
„Das glaubst auch nur du."
Elrohir verzog ein wenig den Mundwinkel. „Nun, ich fürchte, nicht nur er, denn
ich glaube es auch, Bruderherz. Legolas ist wirklich unschlagbar."
„Das ist doch wirklich erfreulich zu hören", schmunzelte Elenael. Bereitwillig
hatte sie sich auf Legolas' Schoß ziehen lassen, genoss seine Nähe, die Art wie
sie an ihrem Rücken spüren konnte, wie sich seine Brust ruhig hob und senkte.
Lächelnd ruhten die Blicke der Zwillinge auf den beiden – sie schienen sich
besonders für sie zu freuen, gerade, nachdem sie selbst Teil der Geschichte
waren.
„Nun, irgendetwas muss es ja geben, in dem wir nicht besser sind als unser
Legolas …", sagte Elrohir gespielt überheblich und zwinkerte Elenael dann zu.
„Bist du dir wirklich sicher, dass du ihn uns vorziehst?"
„Eifersüchtig?" fragte Legolas zwinkernd. „Nun, tut mir ja leid für dich, aber
weder Elenael noch ich sind in dich verliebt. Du hast Erestor ja gehört." Ein
schelmisches Grinsen lag auf Legolas' Lippen. Er hätte Elenael auch selbst
antworten lassen können, doch kannte er die Antwort längst, und diese
Sicherheit ließ sein Herz erstrahlen.
„Das ist nicht fair", sagte Elrohir mit gespielter Enttäuschung und stützte
sein Haupt schmollend in seine Hand.
Elladan lachte und klopfte seinem Bruder auf die Schulter. „Nimm es nicht so
schwer. Mich liebt ja auch keiner." Er zwinkerte Elenael zu.
„So würde ich es aber auch nicht sehen", sagte Elenael, nachdem ihr Lachen
verklungen war. „Erstens wisst ihr genau, dass es sehr viele gibt, die euch
lieben, zweitens habt ihr euch gegenseitig und drittens", fügte sie mit einem
Blick auf Elrohir hinzu, „kann ich mich nicht daran erinnern, dass du
Luftsprünge gemacht hättest, als du dachtest, es wäre jemand in dich verliebt."
Elrohir verzog ein wenig das Gesicht und schaute dann Legolas an. „Nichts für
ungut, aber sie hat recht."
Legolas lachte. „Was? Du verschmähst meine Zuneigung also? Ich bin wirklich
gekränkt. Bin ich dir nicht gut genug?"
„Ach, jetzt hör schon auf", sagte Elrohir und verdrehte die Augen, doch dann
lachte auch er wieder.
Legolas' Kinn ruhte auf Elenaels Schulter, als er sie eng an sich hielt. Der
Abend war bisher sehr amüsant verlaufen, doch ihre Gegenwart war das Schönste
daran. So lange sie in seiner Nähe war, schien alles um ihn herum unwichtig,
und so kam es, dass er von vielem auf dem Fest gar keine Notiz nahm, weil er es
zu sehr genoss, seine Liebste in den Armen zu halten.
Natürlich hatte er sich auch gefreut, Arwen wieder zu sehen, doch keine Freude
schien ein angemessener Vergleich zu jener, die ihm durch seine neu gewonnene
Liebe widerfuhr.
„Wie dem auch sei", sagte schließlich Elladan und sah kurz zu seiner Schwester
herüber. „Komm, El, wir haben unsere kleine Schwester schon viel zu lange in
Ruhe gelassen."
„Das ist allerdings wahr!", antwortete sein Zwilling enthusiastisch. „Lass uns
gehen und …"
„... uns ein wenig mit ihr unterhalten", vervollständigte Elladan den Satz
seines Bruders mit einem breiten Grinsen. Oh ja, es tat gut, die andere Hälfte
seiner Selbst zurück zu haben … Und schon waren die beiden dunkelhaarigen Elben
auf den Beinen, auf dem Weg zu Arwen.
„Die Arme …", murmelte Elenael belustigt, als sie ihnen hinterher sah.
Legolas lächelte sie an. „Hmm, wir sind jetzt ganz
alleine", sagte er schelmisch und brachte sie dazu, sich auf seinem Schoss
etwas herum zu drehen, sodass er sie ansehen konnte.
„Weißt du eigentlich, wie glücklich ich bin?", fragte er und strich ihr
zärtlich über die Wange.
„Nun … wenn du von einer ganzen Gesellschaft umringt alleine bezeichnest,
möchte ich nicht wissen, was für dich das Gegenteil bedeutet", erwiderte
Elenael leise lächelnd. „Und um auf deine Frage zurückzukommen: Wenn ich dir
sage, dass du kaum so glücklich sein kannst wie ich, würdest du mir glauben?"
Die Elbin bekräftigte ihre Worte mit einem flüchtigen Kuss, kaum mehr als das
kurze Streifen ihrer Lippen auf seinen.
Legolas schüttelte heftig den Kopf. „Nein, würde ich nicht. Aber wir können uns
darauf einigen, dass wir beide gleich glücklich sind." Er zog sie näher an sich
ran und wiederholte den Kuss, diesmal doch etwas intensiver. Ihm war klar, dass
sie nicht gänzlich alleine waren, doch saßen sie alleine an ihrem Tisch und die
meisten Gäste waren ohnehin damit beschäftigt, sich die Köstlichkeiten, die
serviert wurden, schmecken zu lassen, zu tanzen oder sich zu unterhalten.
Fast sofort schien Elenael in seinem Kuss zu versinken, sie spürte das
inzwischen schon vertraute, schwache Gefühl in ihren Beinen und war nur froh
darüber, dass sie im Augenblick saß. Doch noch immer war es etwas völlig Neues,
Außergewöhnliches, so von jemandem geküsst zu werden, etwas, das ihr den Atem
nahm und sie jedes Mal wieder aufs Neue überraschte. Endlich schaffte sie es
jedoch, sich von seinen Lippen loszureißen.
„Nicht hier …", murmelte sie, ein wenig außer Atem und mit leicht geröteten
Wangen.
Legolas schmollte ein wenig enttäuscht.
„Na gut. Dann später? Nach dem Fest?" Außer am gestrigen Nachmittag in den
Gärten hatten sie kaum längere Zeit gänzlich alleine verbracht und Legolas
sehnte sich danach, sie einfach in den Armen zu halten, nah an sich zu spüren
und ihre wundervollen Lippen zu küssen, die sich schöner anfühlten als alles
andere.
Bei seinen Worten spürte Elenael, wie ihre Wangen sich weiter erhitzten.
„Versprochen", flüsterte sie und hörte fast gleichzeitig, wie das Lachen der
Zwillinge zu ihnen herüber getragen wurde. Ein kurzer Blick bestätigte ihr,
dass diese sich noch immer bei ihrer Schwester befanden und ein leichtes
Grinsen schlich sich auf ihre Lippen.
„Ich denke, ich werde Arwen ein wenig Beistand leisten – es scheint, als könne
sie ihn gebrauchen." Noch bevor Legolas protestieren konnte, hatte sie sich aus
seinem Griff gewandt, küsste ihn noch einmal kurz auf die Stirn und wandte sich
dann lächelnd den drei Geschwistern zu.
Legolas blickte ihr noch ein Weilchen nach, wie sie bei den drei Kindern
Elronds stand und sich fröhlich mit ihnen unterhielt, doch seine Gedanken waren
bereits ganz wo anders.
Er fragte sich, was sie nach dem Fest genau tun würden. Würden sie sich nur für
einige Zeit ein stilles Plätzchen in den Gärten suchen, oder durfte er darauf
hoffen, vielleicht einmal mehr von ihr zu haben? Er sehnte sich so sehr danach,
sie im Arm zu halten, wenn er in den Schlaf driftete und ebenso wieder
aufzuwachen. Die Nächte ohne sie waren geradezu eine Qual, besonders jetzt, da
er es gekostet hatte, wie es war, ihre Nähe zu spüren. Es war ihm die letzten
Abende vorgekommen, als könnte er ohne sie fast nicht einschlafen, denn er
vermisste sie jeden Augenblick, den sie nicht bei ihm war.
Er erhob sich allmählich von seinem Stuhl und schlenderte ein wenig über den
Festplatz. Immer wieder sah er sich nach Elenael um, die immer noch in ein
angeregtes Gespräch mit den Zwillingen vertieft war. Arwen stand mittlerweile
etwas abseits von ihnen bei Elrond.
Legolas ging nun zu einem der vielen kleinen Feuer, die den Festplatz umgaben,
hob einen dünnen Ast auf und stocherte damit gedankenverloren in der Glut
herum. Über die Schulter blickte er wieder zu Elenael, die sich immer noch mit
den Zwillingen unterhielt. Legolas konnte nicht umhin, zu erkennen, wie glücklich
sie strahlte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er seine Liebste so
sah. Seine Liebste – Es war bereits drei Tage her, doch manchmal konnte er sein
Glück immer noch nicht fassen. Sie war das schönste, liebreizendste Geschöpf,
das er je gesehen hatte. Und nicht nur ihre äußere Schönheit, sondern vielmehr
noch ihre innere erfüllte ihn jedes Mal vor Glück und Stolz, wenn er an sie
dachte. Sie war sein.
Er seufzte lächelnd vor sich hin, als er plötzlich etwas Heißes an seinen
Fingerspitzen bemerkte. Instinktiv blickte er zu seiner Hand und sah, dass der
kleine Zweig komplett in Flammen stand, die ihn zu verbrennen drohten. Ohne
nachzudenken, schleuderte er das Gehölz weit von sich und kühlte dann seine
erhitzten Finger in seinem Mund. Das war knapp gewesen.
Er ließ sein Blick wieder zu Elenael wandern, doch auf dem Weg blieb er an
etwas Anderem hängen. Nicht weit ab stand Arwen bei Elrond und unterhielt sich
mit ihm. Doch der Zipfel von ihrem roten Rock glomm feurig in der Nacht, denn
der brennende Zweig hatte ihn getroffen. Sie schien es gar nicht zu bemerkten,
als die Flammen sich allmählich ihren Weg hinauf bahnten. Geistesgegenwärtig
sah sich Legolas um und erblickte einen Eimer Wasser, der unweit von der
gedeckten Tafel stand. Blitzschnell eilte er zu ihm, ergriff ihn und rannte auf
Arwen zu, um den gesamten Inhalt des Gefäßes über ihr auszugießen.
Klitschnass und mit vor Erschrecken geweitetem Mund drehte sich Arwen herum,
blinzelte zwischen den nassen Haarsträhnen und sah ihn verwundert und auch
wütend an.
Alle anderen Blicke hatten sich mittlerweile ebenfalls auf ihn gerichtet,
fragend und verwundert.
„Was fällt dir ein?", fragte Arwen entrüstet und auch Elrond musterte Legolas
äußerst skeptisch.
Legolas schluckte schwer und spürte bereits, wie seine Wangen anfingen zu
glühen.
„Nun … ich … d… dein Rock hat gebrannt", antwortete er etwas kleinlaut.
Arwen sah schnell an sich runter und erkannte dann, dass ein Teil ihres Kleides
tatsächlich große Brandlöcher aufwies.
„Und deshalb musst du mich gleich komplett baden?" fragte sie immer noch
gereizt und begutachtete den Schaden genauer. „Und warum überhaupt hat es
gebrannt?"
Legolas zog instinktiv die Schultern ein und blickte beschämt zu der triefend
nassen Elbin.
„Nun … also … ich hätte mich beinahe verbrannt, dort am Feuer … mit dem Zweig …
und da habe ich ihn einfach von mir geworfen", gestand er.
Mittlerweile hatte sich auch Elenael an seiner Seite eingefunden. Ihre
Gegenwart gab ihm Zuversicht, doch auch auf ihren Zügen spiegelte sich ein wenig
Belustigung.
Arwen schnaubte nur gereizt und funkelte Legolas an, doch plötzlich hallte das
Lachen von den beiden Zwillingen durch die Nacht.
„Nun sei nicht wütend, Schwesterchen", sagte Elrohir grinsend.
„Du weißt doch, dass die Liebe oft Narren aus einem macht", fügte Elladan
lachend hinzu.
„Und ich hatte schon gedacht, die Welle von Missgeschicken sei endlich vorbei",
sprach Elrohir wieder.
„Ich finde es immer wieder amüsant. Aber nichts, wirklich nichts schlägt dein
Fasanflügel-Weitwurf-Talent, Legolas", sagte Elladan lauthals kichernd.
„Oh ja, du hättest sehen sollen, wie Vater schaute, als der Flügel auf seinem
Haupt landete", fügte Elrohir hinzu, an seine Schwester gewandt.
Diese blickte nun zwischen ihren Brüdern, Legolas und ihrem schulterzuckenden
Vater umher, bis auch sie schließlich anfing, amüsiert zu lachen.
Legolas atmete erleichtert auf, und ein Lächeln fand den Weg auf sein Gesicht.
„Das hätte ich zu gerne gesehen", sagte Arwen und schaute nun bereits viel
freundlicher drein.
„Schwamm drüber", winkte sie ab. „Doch nun gehe ich mich lieber umziehen." Mit
diesen Worten begann sie ihren Weg zum Haus und auch die anderen, die die Szene
erstaunt und belustigt beobachtete hatten, wanden sich allmählich ab und gingen
ihren vorherigen Beschäftigungen nach.
Legolas blickte zu Elenael und kratzte sich immer noch leicht beschämt am
Hinterkopf.
Elenael lachte leise in sich hinein, als sie den etwas geknickten
Gesichtsausdruck des goldblonden Elben sah. Sie hatte ebenfalls eigentlich
vermutet, dass diese Serie nun endlich unterbrochen war, doch vielleicht hatten
sie sich alle geirrt … Lächelnd küsste sie ihn auf die Wange und flüsterte noch
in sein Ohr: „Peinlichkeit Nummer neun."
„Oh, die neunte schon?" Legolas zählte kurz in Gedanken nach und musste seiner
Liebsten dann nickend zustimmen. Auch wenn er sich bei diesen Situationen immer
recht schlecht gefühlt hatte, so war es in Nachhinein doch recht erheiternd,
und so lachte er vergnügt und griff dann Elenaels Hand, um sie zurück zum
Pavillon zu führen, wo Erestor und Glorfindel sich eingefunden hatten. Kurz
musste er sich daran erinnern, dass er neidisch auf ihr Glück gewesen war, doch
nun war im solches selbst widerfahren, und zumindest teilweise hatte er es den
beiden Beratern Elronds zu verdanken, denn Glorfindel hatte ihm zugehört und
Verständnis gezeigt, während Erestor der jenige gewesen war, der die ganzen
Missverständnisse aufgeklärt hatte.
Die Zeit schien nur so dahin zu rinnen, als sie sich unterhielten, aßen und
tranken oder so manchen Scherz zum Besten gaben. Ein leises, wundervoll
anmutendes Lied wurde von Lindir auf seiner Hafte
angestimmt, und Legolas stand von seinem Stuhl auf und blickte mit
ausgestreckter Hand zu Elenael.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?"
Ohne zu zögern ergriff die junge Elbin seine Hand. „Mit Vergnügen", antwortete
sie mit einem lustigen Funkeln in den Augen und ließ sich dann von Legolas
sanft auf die Tanzfläche ziehen, auf denen sich bereits einige andere Paare
eingefunden hatten. Das Lied war kein schnelles und lustiges, es löste eher
eine wunderschöne Ruhe bei jedem aus, der es hörte. Schweigende Momente des
Glücks.
Legolas hielt Elenaels schlanken Körper fest in seinen Armen. Während die
meisten anderen Paare anmutige Tänze aufführten, wie sie nur Elben vollbringen
konnten, machte sich dieses Paar die Mühe nicht. Sie genossen es einfach nur,
sich eng umschlungen sanft zu der Musik zu wiegen. Elenaels Kopf ruhte auf
Legolas' Brust, als dieser zarte Küsse auf ihr Haar tupfte und seine Arme sich
um ihre zierliche Taille schlangen. Lange hatte er schon überlegt, wie er ihr
seinen Wunsch mitteilen konnte, ohne sie zu verschrecken, doch schließlich fand
er seine Sprache.
„Weißt du, es ist einfach wundervoll, dich in den Armen zu halten", begann er
leise. „Und ich wünschte mir … nun ja … ich möchte deine Nähe nicht missen,
denn … ich habe mich gefragt, ob …" All die wohl überlegten Worte wollten nun
nicht mehr über seine Lippen kommen, denn er war scheu, sie offen
auszusprechen.
Bei seinen Worten öffnete Elenael ihre Augen wieder, die sie zuvor geschlossen
hatte, um die Empfindungen, die sie durchströmten, in ihrem Gedächtnis
festhalten konnte, damit sie nie wieder ohne leben müsste, und hob ihren Kopf
leicht um Legolas anzusehen.
„Was ist los?", fragte sie leise. „Du bist doch sonst nicht so schüchtern. Sag
schon." Obwohl sie bereits eine leise Ahnung hatte, was in ihm vorging, wollte
sie sich doch sicher sein und hob so eine Hand und strich ihm zärtlich,
ermutigend, über die Wange.
Legolas schloss kurz die Augen und lehnte sich gegen die sanfte Berührung, die
ein warmes Kribbeln durch seinen gesamten Körper schickte. Als er seine Lider
wieder öffnete, sah er in Elenaels leuchtende Augen, die ihn voller Zuneigung
anblickten, und wieder einmal die Erinnerung an ihre Geschichte weckten. Auch
diesmal musste er wohl in den geheimnisvollen See springen, in ungewisse und
doch so verlockende Tiefen.
„Ich möchte dich in meinen Armen halten, wenn ich einschlafe, und auch dort
wieder finden, wenn ich erwache. Ich möchte dich einfach nur immer in meiner
Nähe spüren."
Ein glückliches Lächeln fand ihre Lippen, als sie seine Worte hörte. Ihre Hand
auf seiner Wange zog ihn sanft zu sich heran um ihn spielerisch zu küssen,
bevor sie leise antwortete: „Warum hast du nicht schon früher gefragt?" Sie
musste ein leises Kichern unterdrücken, als sie daran dachte, dass er in ihren
Augen irgendwie niedlich war – die Art, wie er seinen Wunsch formuliert hatte,
wie er gezögert hatte, fast schon scheu … als könnte sie ihm irgend etwas abschlagen
…
Etwas überrascht über ihre Antwort sah er sie einen Moment regungslos an, doch
dann fand ein Lächeln den Weg auf seine Lippen, bevor er sie wieder auf die
ihren legte.
„Ich liebe dich", sagte er schließlich, und diese Worte fühlten sich einfach nur
richtig und gut an, wenn er sie aussprach, doch noch schöner war die
Gewissheit, dass sie ebenso empfand, und die Vorfreude darüber, dass er diese
Nacht nicht alleine in seinem Bett würde liegen müssen, um sehnsüchtig an sie
zu denken.
Elenael schien seine Freude fast innerlich spüren zu können und einmal mehr
überraschte sie es, welche Verbundenheit sie bereits zu Legolas fühlte – eine
Tiefe, die sie sich kaum hatte vorstellen können. Und seine Gefühle waren so
ansteckend.
Sie wusste, dass sie Legolas' Worte nicht zu erwidern brauchte, er konnte
alles, was er wissen musste, in ihren glänzenden Augen lesen, die ihn so
liebevoll ansahen.
Schließlich verklangen die Töne des Liedes, obwohl die Elbin sich wünschte, sie
würden es nicht tun.
Das nächste Lied war wieder etwas beschwingter und neben Lindir
spielten noch einige andere Musiker mit auf. Mit einem Anflug von Enttäuschung
über das Ende des wunderschönen Liedes auf den Zügen, ergriff Legolas wieder
Elenaels Hand und führte sie zurück zum Pavillon, wo Elronds gesamte Familie
versammelt war. Auch wenn die Gesellschaft angenehm war, so sehnte sich Legolas
danach, seine Gemächer aufzusuchen und mit Elenael alleine zu sein.
„Es war ein wundervolles Fest", sagte er in die Runde. „Und äußerst schön, dich
wieder zu sehen, Arwen."
„Ja, ja, als ob du überhaupt Augen für mich hättest", sagte sie mit einem
leisen Lachen. Auch wenn Scherze dieser Art von der Tochter Elronds seltener zu
erwarten waren als von den Zwillingen, so hatte sie doch manchmal einen sehr ähnlichen
Humor. Legolas spürte ein wenig Röte auf seinen Wangen aufsteigen, doch er
lachte vergnügt zurück und drückte Elenaels Hand liebevoll, bevor er sie dann
los ließ.
„Nun, ich denke, ich werde mich jetzt in meine Gemächer zurückziehen." Dann
wand er sich Elenael zu und zwinkerte sie für die anderen nicht sichtbar an.
„Ich sehe dich dann morgen."
„Richtig!" rief Elladan schmunzelnd aus.
„Morgen", fügte Elrohir dazu. Die beiden Zwillinge stießen sich gegenseitig in
die Seiten und lachten dann laut auf.
„Eine angenehme Nachruhe wüsche ich dir", sagte Elrond und auch auf seinen
Zügen lag ein dezentes Schmunzeln. Die gesamte Familie hatte sich gegen Legolas
verbündet. Er lächelte verlegen in die Runde, verabschiedete sich ein letztes
Mal und ging dann – alleine – in Richtung des Hauses.
Elenael, ebenfalls ein wenig rot geworden bei den Worten der Zwillinge, warf
den beiden einen gespielt finsteren Blick zu. „Ihr beide habt ein viel zu
aktives Mundwerk, hat euch das schon einmal jemand gesagt?" Vor ihren Worten
kam sie ein wenig auf die beiden zu, damit ihre Unterhaltung nicht von mehr
Ohren als nötig mit angehört wurde. „Und eine viel zu ausgeprägte Fantasie.
Warum könnt ihr nicht einfach glauben, was Legolas sagte?"
Daraufhin lachten Elladan und Elrohir erneut auf. „Diese Frage, meine Liebe,
ist deiner nicht würdig", antwortete Elladan schließlich.
„Das ist allerdings wahr. Ich bitte dich, er hat dich zum Abschied nicht einmal
geküsst – und du glaubst doch nicht im Ernst, dass er dies nicht tun würde,
würde er dich mehrere Stunden lag nicht sehen, oder?", fügte Elrohir hinzu, ein
schelmisches Grinsen auf den Lippen.
Wieder spürte Elenael, wie die Röte in ihre Wangen zurückkehrte – die beiden
hatten wohl recht.
„Denkt, was ihr wollt", antwortete sie ein wenig verlegen, obwohl es
offensichtlich war, dass die Zwillinge nicht vom Gegenteil zu überzeugen waren.
„Ihr beide seid eh unverbesserlich. Dennoch wünsche ich euch jetzt eine gute
Nacht."
Vergnügt zwinkerte Elladan ihr zu. „Dir ebenfalls …"
„ … wobei ich nicht daran zweifele, dass du die haben wirst", fügte Elrohir
hinzu, was beiden wieder ein leises Lachen entlockte.
Elenael verdrehte die Augen und wandte sich dann Elrond und Arwen zu, um den
beiden ebenfalls eine gute Nacht zu wünschen, ebenso wie noch einigen anderen
hier. Schließlich, einige Minuten später, hatte sie die Festwiese endlich
verlassen und sich auf den Weg zurück ins Haus gemacht, wobei ihr Herz lustige
Sprünge in ihrer Brust tat, als sie daran dachte, was – oder wen – sie dort
finden würde.
.. TBC …
Ha ha... jetzt würdet ihr gern wissen, wies weiter
geht, oder?
Auch wenn das nicht mehr so spannend ist wie zuvor, aber ein bisschen was
passiert ja noch.. also so Handlungstechnisch... öööh... ach lasst euch einfach überraschen
