Hallo AlexW! Ich danke dir für dein Review. Der Film „Kate und Leopold"wird im Herbst als Free-TV-Premiere im Fernsehen laufen. Das genaue Sendedatum weiß ich aber noch nicht. Aber wenn diese Geschichte hier dich anspricht, dann solltest du dir den Film nicht entgehen lassen. Vor allem weil Hugh Jackman als Herzog von Albany eine sehr gute Figur macht. Grins
Ich gebe zu, dass ich einige unglückliche Formulierungen im 1. Kapitel drin habe. Leider ist das meiner Beta-Readerin auch nicht aufgefallen. Mal sehen, wie dir das nächste Kapitel gefällt....
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2. Kapitel: Der Weihnachtsball
Am nächsten Morgen tauchte Benjamin Hensley in ihrem Laden auf. „Ich habe gerade ein Dankesschreiben vom Duke of Albany bekommen", frohlockte er stolz. „Wußten Sie, Mary, dass wir gestern einem Mitglied der königlichen Familie das Leben retteten?" „Ja, Leopold hat mir gesagt, wer er ist", erwiderte Mary genervt. „Leopold", wiederholte Ben spöttisch. „Ach, Sie haben sich wohl etwas intensiver unterhalten. Wenn Sie in Sachen Männer natürlich so hohe Ansprüche stellen, dann sollte ich besser meine Besuche bei Ihnen einstellen". „Das wäre mir sogar recht", platzte Mary wütend heraus. „Ich habe Ihnen schon ein paar Mal gesagt, Ben, dass Sie umsonst um mich werben". „ Sie sind über 20, Mary", erwiderte Ben herablassend. „ Schon ziemlich lange im heiratsfähigen Alter, würde ich sagen. Haben Sie vor, eine alte Jungfer zu werden?" „Das reicht jetzt, Ben", sagte Mary mit zitternder Stimme. „Verlassen Sie bitte meinen Laden. Ich möchte Sie nie wieder sehen". „Glauben Sie etwa, den Herzog sehen Sie nochmals wieder?", rief Ben enttäuscht beim Hinausgehen. Mary wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Wie konnte Ben so gemein zu ihr sein? Er war natürlich eifersüchtig, weil sie für den schönen Herzog schwärmte. Plötzlich betrat schon wieder Jemand ihren Laden. Mary rang um Fassung und drehte sich um. Es war ein etwa 15-jähriger Junge. „Ich bin ein Bote von Aston Hall und soll Ihnen diesen Brief überreichen", rief er eifrig. Mary gab ihm ein paar Pennies. Dann betrachtete sie staunend den Brief mit dem Herzog-Siegel. Sie erbrach vorsichtig das Siegel und öffnete den Brief. Zitternd zog sie das blütenweiße Büttenpapier heraus. Leopold selbst hatte an sie geschrieben!
„Verehrte Mary!", schrieb er. „ Ich möchte mich noch einmal herzlich bedanken bei Ihnen für Ihre Hilfeleistung und Bewirtung. Die Zeit mit Ihnen erschien mir kurzweilig wie selten. Ihr anmutiges Wesen und Ihre freundliche Art haben mich zutiefst beeindruckt. Ich würde mich freuen, wenn Sie am 20. Dezember 1876 zum Weihnachts-Ball nach Aston Hall kommen würden. Ich lade Sie hiermit herzlich ein. Um 8 Uhr abends werden Sie von meinem Kutscher abgeholt. Bitte lassen Sie mich wissen, ob Sie kommen werden. Ihr zutiefst verbundener Leopold".
Mary war einer Ohnmacht nahe, als sie den Brief zuende gelesen hatte. Nach Aston Hall zum Weihnachtsball? Das konnte doch nur ein Traum sein. Mary war so verwirrt und glücklich, dass sie den Laden abschloß und nach Hause eilte. Sie konnte heute nicht mehr weiterarbeiten. Daheim durchsuchte sie ihre Kleiderschränke. Hoffentlich fand sich ein einigermaßen passendes Kleid für den Ball. Die Haushälterin Ruby beobachtete sie dabei argwöhnisch. „Auf den Ball sind Sie eingeladen worden, Miss Cavendish? Beim Duke of Albany?" „Ich bitte Sie, Ruby, sagen Sie es keiner Menschenseele weiter", sagte Mary schnell und ärgerte sich, dass sie der geschwätzigen Haushälterin davon erzählt hatte. „Ich schweige wie ein Grab", versprach Ruby feierlich. Das sagt die Richtige, dachte Mary kopfschüttelnd.
Peter und Jonathan sahen ihrer großen Schwester staunend zu, wie sie sich für den Ball herausputzte. „Wirst du den Herzog heiraten?", fragte der kleine Peter. Mary lachte und strich ihm über die Wange. „Der Herzog hat mich nur aus Dankbarkeit eingeladen, weil ich ihm geholfen habe". „Naja, ich finde, er könnte dich trotzdem heiraten", ergänzte Jonathan ernst. „ Du bist doch hübsch. Dann könnten wir alle im Schloß wohnen. Das wäre bestimmt prächtig". „Das wird wohl nur ein Wunschtraum bleiben", seufzte Mary. „Er ist ein Adeliger und wir sind nur einfache Leute. Er wird sich eine Frau seines Standes aussuchen".
„Leopold – ich muss mit dir reden!", sagte der ältere, vornehme Herr unwirsch zu seinem Neffen. „Warum bist du nicht in Amerika geblieben und hast die reiche Miss Tree geheiratet? Dann hättest du jetzt keine Geldsorgen mehr". „Ich kann von meinen Erfindungen gut leben, Onkel Millard", erklärte Leopold gelassen. „Aber du wirst deine Ländereien auf Dauer nicht halten können", fuhr Millard grimmig fort, während Leopold sich für den Ball ankleiden ließ. „Die Ländereien bedeuten mir nichts", fuhr Leopold schief lächelnd fort. „Eine Ehe mit einer liebenswerten Frau würde mir weitaus mehr bedeuten". „Pah – Liebe!", machte sein Onkel verächtlich. „Das Finanzielle muß stimmen, das Andere kommt dann mit der Zeit. Heute abend habe ich ein paar reizende Ladys eingeladen, die gut betucht sind". „Und ich habe eine Lady eingeladen, die überaus reizend ist", konterte Leopold. „Ich sehe schon, bei dir stoße ich auf taube Ohren", schimpfteMillard und trollte sich.
Ben Hensley beobachtete finster, wie Mary am Abend von einer vornehmen Kutsche abgeholt wurde. Er ballte wütend die Fäuste und verfluchte sich dafür, den Herzog in Marys Laden gebracht zu haben. „Der verdammte Herzog soll sie auch nicht bekommen", zischte er leise vor sich hin.
Mary war ziemlich aufgeregt, als sie alleine in der Kutsche durch das winterliche Ost-Sussex fuhr. Noch nie war sie in so einer tollen Kutsche gesessen, die von prächtigen schwarzen Hengsten gezogen wurde. Der Kutscher hatte sich sogar vor ihr verbeugt, als ob sie eine Gräfin sei. Sie hoffte, dass ihr Kleid gut genug für den Ball war. Es war das Schönste, das sie besaß. Ihre Mutter hatte es kurz vor ihrem Tod selbst für sie geschneidert. ‚Mom wäre jetzt stolz auf mich, wenn sie mich so sehen würde', dachte Mary mit Tränen in den Augen. Schließlich erreichten sie Aston Hall. Schon aus der Ferne konnte man die prächtige Beleuchtung des Schlosses sehen. Schüchtern ging Mary die Freitreppe zum Portal hinauf. Otis erwartete sie schon. „Kommen Sie, Mylady", sagte er freundlich. Mary konnte ihr Erstaunen kaum verbergen, als sie die Eingangshalle des Schlosses betraten. In so einem prächtigen Gebäude war sie noch nie gewesen. Und dann kam Leopold entgegen: er sah unbeschreiblich gut aus in dem Fest-Gewand, das er trug. Er trug weiße Hosen, hohe schwarze Stiefel, und einen goldbestickten Rock mit einer Schärpe. Mary knickste tief, als sie vor ihm stand. „Euere königliche Hoheit", murmelte sie ergriffen. Leopold verbeugte sich und gab ihr einen angedeuteten Handkuß. „Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, Lady Cavendish". Er strahlte sie an, dass ihr ganz warm um das Herz wurde. Er führte sie galant in den großen Ballsaal. Zuerst gab es ein großes Dinner. Aus Gründen der Etikette saß Mary ziemlich weit entfernt von Leopold, der ganz am Ende der großen Tafel saß. Doch sie spürte, wie seine dunklen Augen gebannt auf ihr ruhten. Neben Mary saß eine ältere Gräfin, die sie von oben bis unten musterte. „Nun, meine Teuere, wo lassen Sie denn schneidern?", fragte die Gräfin nach einer Weile.
Mary lief knallrot an. Wahrscheinlich ließen diese hohen Damen und Herren ihre Gewänder bei den teueren Hof-Schneidern in London herstellen. „Nun?", wiederholte die Gräfin ungeduldig und blickte Mary missbilligend an. Es war sicher unhöflich, wenn sie nicht antwortete. Aber noch unhöfllicher – und eine Sünde dazu – war es, wenn sie log. „Meine Mutter hat dieses Ballkleid für mich genäht", erklärte Mary mutig. „Ach?", machte die Gräfin herablassend und wandte sich der Tischdame auf der anderen Seite zu. Mary fühlte sich unendlich gedemütigt und wäre am liebsten sofort aufgestanden und gegangen. Als hätte Leopold gemerkt, dass etwas mit ihr nicht Ordnung war, stand er plötzlich auf und erklärte, dass die Kapelle nun zum Tanz aufspielen werde. Die Kapelle begann einen schwungvollen Wiener Walzer zu spielen. „Darf ich bitten?". Leopold stand auf einmal hinter Marys Stuhl. „Wie Sie wünschen, königliche Hoheit", erwiderte Mary zitternd und erhob sich. Sofort begann ein Getuschel unter den Adeligen am Tisch. Leopold tanzte wie ein junger Gott. Er führte Mary sicher über das Parkett, so dass sie fast zu schweben begann. Dabei sah er ihr ständig in die Augen. „Mary", flüsterte er zärtlich, „ich freue mich so, dass Sie gekommen sind". „Königliche Ho...", begann Mary leise zu erwidern. „Leopold", verbesserte er lächelnd. „Leider müssen wir in dieser Gesellschaft hier die Etikette wahren". Er seufzte leise, als ob ihm das alles ungeheuer auf die Nerven ginge. Die Stunden auf dem Ball vergingen wie im Flug. Leopold holte Mary sooft zum Tanz, wie es der Anstand gerade noch erlaubte. Doch um 23 Uhr bat Mary darum, nach Hause gebracht zu werden. Sie wollte ihre kleinen Brüder nicht so lange alleine lassen. Mit einem tiefen Hofknicks verabschiedete sie sich von Leopold, dem Gastgeber. Er drückte ihr förmlich den Dank für ihr Kommen aus.
Otis geleitete sie in den Schlosshof. Als Mary die Kutsche besteigen wollte, stand plötzlich Leopold neben ihr. „Mary", sagte er sanft zu ihr und ergriff ihre Hände. „Ich wollte Ihnen nur noch sagen, dass ich Sie sehr gerne habe". Er drückte ihr einen heißen Kuß auf den Handrücken. Mary bebte innerlich und sie verspürte zum ersten Mal in ihrem Leben ein nie gekanntes Verlangen. Das verwirrte sie und sie stieg schnell in die Kutsche. „Auf Wiedersehen, Leopold", murmelte sie, während ihr Gesicht errötete. Sie blickte zum Fenster hinaus, während die Kutsche anfuhr und sie sah, dass Leopold ihr nachblickte.
