Die Entscheidung Part One

Als er wieder zu sich kam dröhnte sein Kopf. Es war als ob jemand in seinen Verstand eingedrungen sei um dort Grabungsarbeiten durchzuführen und nichts weiter als eine ausgestorbene Ruine zu hinterlassen. Kein Gedanke war fassbar, jeder rutschten wie durch ein Sieb in die unendlichen Abgründe seines Geistes bevor er ihn festhalten konnte.

Die nächsten Minuten war Sirius' gesamtes Denken von dem, für ihn völlig unerklärlichen, dumpfen Schmerz übertönt, der einfach nicht nachlassen wollte, was er auch tat. Je mehr er sich bemühte desto stärker wurde er, bis er schließlich ins unermessliche anstieg und Sirius das Gefühl gab sein Kopf müsse explodieren. Mit geschlossenen Augen lag er da und wartete auf Erlösung. Er hatte schon geglaubt alles Hoffen sei vergebens, da die Qualen ihren zerreißenden Höhepunkt erreicht hatten, als sich die dunklen Gewitterwolken in seinem Kopf endlich legten und der Schmerz immer weiter zurückwich bis er schließlich verschwand um nur noch als schattenhafte Erinnerung zu existieren.

So wie ein Traum beginnt zu verschwimmen sobald man die Augen öffnet.

Sirius konnte spüren wie sein Verstand sich langsam erholte und wieder anfing zu arbeiten.

Die Augen noch immer fest geschlossen versuchte er sich zu erinnern was geschehen war bevor es ihm erneut aus irgendeinem unerfindlichen Grunde nicht gelingen sollte. Hatte er geschlafen? Nun, ja, seine Augen waren geschlossen, das wäre also eine Möglichkeit, nicht wahr?

Vielleicht hatte ihm jemand eins mit einer Keule übergezogen und ihm sind die Lichter ausgegangen? Oder vielleicht hatte er vergangene Nacht zu viel getrunken. Beides würde sowohl die Kopfschmerzen als auch die Gedächtnislücke erklären.

Doch nichts davon erklärte das unbeschreibliche Glücksgefühl dass sich plötzlich in Sirius ausbreitete um jede Faser seines Seins zu erfüllen. Es war als ob der noch eben so alles bestimmende Schmerz einfach gegen dieses neue, unbekannte Gefühl ausgetauscht worden wäre. So als würde er den Unterschied nicht merken, was natürlich vollkommen absurd war. Er konnte sich nicht erklären woher es kam oder wieso es da war, aber es durchströmte seinen ganzen Körper.

Was löste dieses Gefühl nur aus? Was war sein Ursprung? Es musste einen haben. Jedes Gefühl hatte einen.

Er musste sich konzentrieren, überlegen.

Was war das letzte woran er sich erinnern konnte?

Angestrengt dachte er nach, was lediglich die Erkenntnis zur Folge hatte dass ihm absolut schleierhaft war woher zum Henker dieses wundersame Gefühl kommen sollte. Nichts außergewöhnliches wollte ihm einfallen. Eigentlich musste alles so sein wie immer. Er war im Grimmauldplatz, eingesperrt. Mal wieder alleine mit Kreacher als einziger Gesellschaft. Zum rumsitzen verdonnert und Machtlos irgendetwas zu tun. Machtlosigkeit, wie sehr er dieses Gefühl hasste.

Doch selbst dieser Gedanke vermochte es nicht die neue Wärme, die sich in Sirius ausgebreitet hatte, zu verdrängen, also beschloss er kurzerhand einfach dankbar dafür zu sein und kam zu dem Entschluss das es das beste sei aufzustehen und runter zu gehen.

Langsam streckte er sich, ließ ein lautes Gähnen ertönen das mehr nach einem Jaulen klang und öffnete die Augen.

Ihm wäre schlecht geworden wenn diese übermannenden Gefühle nicht alle anderen menschlichen Reaktionen sofort im Kern erstickt hätten. Er war nicht im Grimmauldplatz, bei Kreacher und seiner missratenen Mutter. Er war noch nicht einmal in einem Gebäude.

Er war in............. Hogwarts.

Er sah sich um und stellte fest, dass er auf einer der Wiesen der Ländereien von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei lag, nicht weit entfernt vom See des Riesenkraken der langsam seine Bahnen zog.

Die Sonne strahlte ein goldenes alles erwärmendes Licht dass das Gewässer glitzern ließ. Die Vögel zwitscherten die schönsten Melodien und eine leichte Brise fegte durch Sirius Haar.

Wie bei allen guten Geistern war er nach Hogwarts gekommen? Was wenn ihn jemand sieht. Was wird Kreacher bloß mit dem Haus anstellen wenn er nicht da ist?

Fragen wie diese wären ihm normalerweise sofort in den Sinn gekommen, so aber nicht heute.

Heute begab es sich , dass ihm alles egal war . Er war glücklich. Was sollte es. Solange dieses Gefühl ihn nur niemals verlassen würde wäre alles gut. Alles andere brauchte ihn nicht zu interessieren.

Er versuchte seinen Kopf frei zubekommen. Was war mit ihm los? Seit wenn war er so gleichgültig?

Er wollte das alles abschütteln, das war doch nicht er, Sirius Black; doch sobald er sich darum bemühte hüllte ihn dieses Gefühl wieder ein und ließ ihn alles um sich herum vergessen.

Er musste sich eingestehen dass er nichts dagegen machen konnte. Erschöpft hörte er auf sich zu wehren und ließ es zu sich in dem Meer aus Wonne treiben zu lassen.

Er schloss die Augen wieder und ließ sich von den sanften Strahlen der Sonne wärmen. Ein schönes Gefühl, so ohne Sorge, ohne Furcht, und ohne Wut und Verzweiflung zu sein. Er war mit sich und der Welt im Einklang. Nichts hätte die Situation auch nur im entferntesten besser machen können, da war er sich sicher.

Sirius!!, rief eine Stimme die ihm nur allzu vertraut war.

Das selige Grinsen das sein Gesicht nicht verlassen wollte seit er heute aufgewacht war wurde noch breiter. Langsam öffnete er die Augen, um seine Vermutung zu bestätigen und richtete sich auf. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er sah dass er Recht behielt, auch wenn das alles umfassende Glücksgefühl sich nicht im geringsten änderte. Es war einfach da; als wäre es ein Teil seines Körpers.

Harry!, rief er seinem Paten freudig entgegen, der mittlerweile kaum noch drei Schritte von ihm entfernt war.

Lachend rannte Harry weiter auf ihn zu, seine Arme wie Flügel ausgebreitet.

Sirius richtete sich nun zu seiner vollständigen Größe auf und grinste den Jungen mit dem unbändigen Haar an, so dass seine weißen Zähne in der Sonne funkelten.

Harry, der nun vor ihm zum stehen gekommen war grinste zurück bevor er seinem Patenonkel mit einer solchen Wucht um den Hals fiel, dass beide lachend umkippten und gemeinsam auf der Wiese landeten.

Es vergingen mehrere Minuten ehe sich die beiden wieder beruhigt hatten, und Sirius dem Jungen, der wie ein Sohn für ihn geworden war, in die grünen Augen sah. Das alles war einfach zu schön um wahr zu sein. Es war bestimmt nur ein Traum oder ein schlechter Scherz, aber, genau jetzt in diesem Moment, war er der glücklichste Mensch der Welt.

Alles war so wie er es sich immer gewünscht hatte. Unter keinen Umständen wollte er dass es jemals endete.

Gerade hatte er das Gefühl es könnte vielleicht wirklich alles so bleiben wie es war, als ihm plötzlich etwas auffiel.

Wo,... wo ist deine Narbe?, fragte er Harry verwundert, ohne dass das Glücksgefühl auch nur ein Stück nachlassen wollte. Es ist jetzt alles gut!, grinste ihn der Junge immer noch an.

Was war denn das für eine Antwort??

Argwöhnisch begutachtete Sirius ihn, worauf hin der Junge unbeeindruckt fortfuhr, Wir werden jetzt immer zusammen sein. Immer glücklich sein. Er hörte einfach nicht auf ihn anzugrinsen.

Sirius wurde mit einem Schlag bewusst, dass hier etwas ganz und gar faul war.

Er konnte wieder denken, und dieser Junge da vor ihm war definitiv nicht Harry. Doch so wie Sirius seine Gedanken wieder unter Kontrolle brachte ließ auch das wohlige Gefühl in seinem Inneren nach, bis es letztlich ganz verschwand und damit auch die Erinnerung zurückkam.

Harry in Gefahr.

Das Zaubereiministerium.

Der Vorhang.

Doch bevor er weiter nachdenken konnte begann sich die Welt um ihn herum zu drehen. Das Grinsen des um ihn herumwirbelnden Jungen verzerrte sich zu einer schrecklichen Fratze, und Sirius spürte wie sich sein leerer Magen gegen diese unnatürliche Sicht der Welt werte, als es plötzlich schwarz um ihn wurde. Doch hatte er das Bewusstsein nicht verloren.

Es war einfach nur schwarz, so als ob er von einer Sekunde zur Nächsten erblindet sei.

Sirius kam gerade der Gedanke das er vielleicht tatsächlich erblindet war, als er spürte wie er sich um die eigene Achse drehte und den Boden unter den Füßen verlor.

Er schien zu schweben bis ihn eine furchtbar starke Macht mit einer solchen Geschwindigkeit nach unten riss, dass er das Gefühl hatte sein Körper würde an seinen Innereien vorbei, und ohne sie nach unten stürzen. Dieses Gefühl war so gegenwärtig, dass er Probleme hatte es aus seinem Kopf zu verbannen, als sein Sturz ohne das Gefühl eines Aufpralls beendet zu sein schien.

Um Sirius war noch immer alles Schwarz, und noch immer hatte er das Gefühl alles um ihn herum würde sich drehen.

Er versuchte gerade all das Merkwürdige und Erschreckende zu begreifen das ihm in letzter Zeit wiederfahren war, doch zu diesem Zeitpunkt verstand noch nicht einmal was im Augenblick passierte. Er wollte dass dieser Alptraum endlich aufhörte. Das war doch nicht zu ertragen.

Hallo, Sirius. Na, wie hat dir dein kleiner Ausflug gefallen? War es schön dort?

Eine Stimme die ihm Gänsehaut einflößte unterbrach seine Gedanken. Es war eine Stimme wie er sie noch nie gehört hatte. Sie schien alles um sich herum gefrieren zu lassen; von der Luft die sie umgab bis hin zu Sirius' Herzen.

Wer, wer bist du? hörte er sich fragen ehe er etwas dagegen tun konnte.

[OT] Sorry für den fießen Cliffhanger, aber sonst greif ich zu weit ins nächste Kapitel vor. Ganz ohne die Wendung zum Bösen wollt ichs aber auch nicht enden lassen. Also bitte verzeiht mir[/OT]