Die Entscheidung Part two

Das wirst du noch früh genug erfahren! Ein klirrendes Lachen durchschnitt Sirius' Nerven und er schrie auf vor Schmerzen.

"Ich frage dich noch mal, hat dir dein Ausflug gefallen?"

Sirius war nicht in der Lage zu antworten. Die unbeschreibliche Kälte schnürte ihm den Atem zu und drückte ihm aufs Herz. Wieder lachte die unbekannte Gestalt und erneut schoss ein Stechender Schmerz durch seinen Kopf. Was er auch tat, eins stand fest; er sollte sich unbedingt darum bemühen dieses Wesen nicht zu belustigen.

"Dann werde ich es einmal anders formulieren."

Auch wenn Sirius nichts sah; er konnte förmlich spüren wie sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers abbildete.

"Möchtest du gerne hier bleiben?"

Diese Frage konnte doch nur ein schlechter Scherz gewesen sein!? Natürlich wollte er nicht hier bleiben. Diese Kälte, die Schmerzen, die Ungewissheit und die Tatsache das er nichts sehen konnte; das alles machte ihn wahnsinnig. Er wollte überall sein, nur nicht hier. Selbst die Hölle wäre ein besserer Ort; da war er sich sicher.

Er wollte gerade auf diese absurde Frage antworten, als ihn etwas in seinem Innern zurückhielt, wie eine überirdische Macht. Ob es Intuition war, oder sein Gehirn einfach noch lädiert war von den vielen Stürzen: Er hatte das Gefühl dass, er, an der Reihe war Fragen zu stellen. Er war in diese absurde und ekelhafte Welt gerissen worden ohne eine Ahnung wo er sich befand und was von ihm verlangt wurde. Er war derjenige der nichts sah, der nicht denken konnte. Er war derjenige der ein Recht auf Antworten hatte.

"Hab ich denn eine andere Wahl?" , sprudelte es aus ihm heraus.

Sirius wusste nicht wie, aber er konnte spüren wie das Grinsen seines Gegenspielers noch breiter wurde. "In der Tat, du hast eine andere Wahl!", seine Stimme schien noch Kälter als zuvor und Sirius bekam eine Gänsehaut die sich bis unter seine Knochen ausbreitete.

Was mochte das für ein Wesen sein, dass mit seiner Stimme Alles um sich herum gefrieren lassen konnte. Sirius versuchte sich ein Bild zu machen, gab es jedoch kurz darauf wieder auf. So weit reichte seine Vorstellungskraft beim besten Willen nicht.

"Ich habe dir gezeigt wie dein Leben aussehen könnte. Du könntest für immer glücklich sein. Kein Schmerz, keine Ungewissheit. Umgeben von Leuten die du liebst. Wohingegen dich hier eine Welt voller Schrecken und Terror erwarten würde. Eine Welt der du nicht entkommen kannst. Nicht einmal der Tod kann dich hier unten erlösen. Hier erwartet dich nichts weiter als der definitive und schmerzvolle Wahnsinn. Du selbst hast die Wahl. Du selbst kannst entscheiden ob Glück oder Angst"

Sirius Gedanken wanden sich in einem trüben Nebel aus Kraftlosigkeit.

Das war keine schwere Entscheidung, oder?! Er würde alles tun um dieser Kälte zu entkommen, die seine Eingeweide zusammenschnürte. Er hatte die Nase voll von Schmerzen und Ungewissheit. Genug von Terror und Angst. Er wusste das sein Gegenüber die Wahrheit sprach, als er sagte hier unten erwarte ihn nichts als der sichere Wahnsinn. Er wollte bestimmt nicht den Verstand verlieren. Er wollte glücklich sein. Konnte glücklich sein. Natürlich würde er dieses einmalige Angebot annehmen. Nur ein Idiot würde nein sagen. Er könnte in der Sonne liegen, auf Wiesen herumtollen, Eiscreme essen. Er könnte in einem Bett schlafe und seine Freunde wieder sehen. Er könnte Harry wieder sehen. Harry.....

Bei diesem Gedanken stockte er. Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter und Sirius fühlte sich als wäre sein Verstand aus einer dunklen Wolke gezogen worden . Er erinnerte sich an das hole Lachen, an die nicht existierende Narbe.

Der Junge den er gesehen hatte war nicht Harry gewesen. Die Welt in der er sich glücklich wägte war nicht real. Wie konnte er auch nur eine Sekunde ernsthaft daran gedacht habe in solch einer Welt zu leben. Wie konnte er geglaubt haben der kalten Stimme vertrauen zu können?

Warum sollte ein Wesen das über dieses Schreckensreich herrscht, ihm ein solches Angebot machen?

"Ich lege keinen besonderen Wert darauf in einer Welt zu leben in der ich und meine Freunde nur ein dümmliches Abbild unserer selbst sind!"

Sirius war mehr als nur verwundert als er diese energischen Worte aus seinem Mund hörte; doch wie es schien, war er bei weitem nicht so überrascht wie das Wesen das ihm gegenüber stand. Eine ganze Zeit lang war es ruhig, niemand sagte etwas.

Und, wieder zu seiner eigenen Überraschung, war er selbst es, der das Schweigen brach.

"Was hättest du davon wenn ich ja sage?"

Sirius spürte wie die Gestalt ihm Gegenüber angestrengt nachdachte. Er konnte fast sehen wie sich Wut in ihm ausbreitete. Er wusste nicht wieso, aber diese Tatsache ließ Sirius hämisch lächeln. Er hatte den Spieß umgedreht. Er war nun derjenige der das Gespräch führte, der forderte. Er, der Unwissende, der Blinde, der Machtlose.

Mehr und mehr gewann Sirius die Kontrolle über seinen Verstand zurück. Ironischerweise fühlte er sich in genau diesem Moment lebendiger als in all den Monaten zuvor.

"Ich merke, ich kann dir nichts vormachen." , zischte die, mittlerweile nur noch kühle, Stimme. Die Hitze der Wut schien gleichzeitig die Kälte in ihr erwärmt zu haben. Sirius konnte jedoch nicht beurteilen ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein mochte. "Ich will also ehrlich mit dir sein. Natürlich mache ich das nicht aus reinem wohlgefallen, wie du dir sicherlich denken kannst. Du erinnerst dich doch bestimmt an die Stimmen die dich empfangen haben?"

Sirius verzog angewidert das Gesicht bei dem Gedanken daran; was, zu seinem Entsetzen, das Selbstbewusstsein des Wesens allem Anschein nach wieder enorm steigen ließ: Denn mit nun wieder eiskalter Stimme fuhr er fort, "Ja, eine rechte Plage möchte ich sprechen. Alles Möchtegern-Helden wie du, die der Meinung waren einen Weg hier raus zu finden. Die gleichen Dummköpfe wie du einer bist, die glaubten sie bräuchten die Hand die ich ihnen ausstreckte nicht annehmen." Die Stimme verstummte einen Augenblick, und Sirius wusste, das Monster wollte seinen Moment des Triumphes auskosten. Sirius spürte wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich, als er mit einer furchtbaren Gewissheit auf die weiteren Worte des Unsagbaren wartete.

"Ja, du hast recht." , fuhr die gestalt fort. "Sie wurden Wahnsinnig. Sie wurden Wahnsinnig mit einer solch gewaltigen Macht dass ihnen ihre Seelen bei lebendigem Leibe heraus gerissen wurden."

Eine, Glas zerberstende, alles gefrierende, schrille Lache durchschnitt die Dunkelheit und Sirius übergab sich auf den Boden unmittelbar vor ihm. Er hatte das Gefühle seine Augäpfel würden jeden Moment aus ihren Höhlen quellen, wenn dieses furchtbare Lachen nicht augenblicklich stoppte; als es, wie auf Kommando erstarb.

"Nun, ja. Ich sagte ja schon, sie sind lästig. Je weniger desto besser. Man könnte also sagen....,.....ich will dich ruhig stellen."

Sirius konnte die neugiereigen Blicke auf seinem Gesicht spüren, voll Häme, voll Selbstsicherheit, voller Erwartung darauf, dass er aufgeben würde.

Ohne dass er etwas dagegen tun konnte versank sein Verstand erneut in einem trüben Meer aus Resignation. Warum sollte er das alles auf sich nehmen? Er hatte doch sowieso keine Chance hier lebend wieder heraus zu kommen. Alles was ihn erwartete war dass er den Verstand verlor und sich seine Seele den Anderen anschloss um in Ewigkeit in diesem Höllenloch herum zuschwirren.

Doch dieser letzte Gedanke vertrieb erneut die dunklen Schatten in Sirius' Kopf. Was auch immer dieses Wesen war, das ihm dort gegenüber stand: Es hatte ein ganz eigenes Interesse daran, dass er nicht den Verstand verlor. Und Sirius war sich sicher das dahinter weit mehr als Lärmbelästigung steckte. Irgendetwas verheimlichte ihm das Wesen, da war er sich sicher. Irgendetwas sprang für die Gestalt heraus wenn er sich der Versuchung hingeben würde.

Sirius fasste einen Entschluss.

Er würde dem Monster nicht die Genugtuung bereiten seinen Willen bekommen zu haben. Warum auch immer es nicht wollte dass Sirius da draußen war, er würde da draußen sein; und wenn der einzige Sinn seiner Tat darin bestehen sollte, dem Wesen einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben. Sein Entschluss stand fest. Er würde nicht aufgeben. Er würde kämpfen.

"Ich will dir ins Gesicht sehen wenn ich dir sage, dass mir deine schöne, sonnige Scheinwelt mal am Allerwertesten vorbei geht!!" , hallte Sirius' entschlossene Stimme in der Dunkelheit wieder.

Es folgte ein Moment unerträglicher Stille.

"Du willst mein Gesicht sehen??", brüllte das Monstrum. Seine Stimme war nun alles andere als kalt und schrill. Sie klang wie ein Donnergrollen bei einem Vulkanausbruch; und als würde Lava den Raum durchströmen, erfüllte eine Hitze die Dunkelheit, die Sirius' Schweißperlen auf die Stirn trieb. "Du könntest es gar nicht ertragen mein Gesicht zu sehen. Der Anblick würde dich innerlich zerreißen. Du würdest wortwörtlich platzen du Wurm!" Das Wesen schnaubte vor Wut.

"Du hast es nicht anders gewollt! Denkst du, du hältst es auch nur einen Tag aus in meiner Welt?? Ha! Wir werden sehen ob du noch so große Töne spuckst wenn wir uns das nächste mal wieder sehen." Ein schreckliches Lachen das die Wände erbeben ließ, ertönte und durchdrang Sirius ganzen Körper. "Wenn du bis dahin nicht schon aus der Haut gefahren bist, Abschaum!!"

Auch wenn Sirius es nicht für möglich gehalten hätte, schwoll das Gelächter noch weiter an während er sich, zum wiederholten Male, um seine eigene Achse drehte; schneller, immer schneller, bis er schließlich mit lautem Knallen und Knirschen rücklings auf unbeständigem Boden aufkam.

Er braucht einige Zeit um sich wieder zu sammeln. In seinem Kopf drehte sich noch immer alles. Bezüglich der Übelkeit, die in den Weiten seines Magens waberte seit das Wesen gelacht hatte, war dies natürlich nicht die beste Ausgangssituation: Doch er stellte mit Erleichterung fest, dass er wenigstens wieder sehen konnte. Es war zwar nicht viel, aber er glaubte einen kleinen weißen Lichtfleck weit, weit über ihm zu erkennen; auch wenn ansonsten fast vollständige Dunkelheit herrschte.

Als er sich langsam wieder gefangen hatte versuchte Sirius sich auf zurichten, doch er mochte auf dem Boden keinen richtigen Halt finden. Seine Hände rutschten immer wieder ab. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt der Untergrund bestünde aus Gebein.

Erschrocken sprang er mit einem Satz auf als er sich daran erinnerte wo er sich befand; und sich der Tatsache bewusst wurde dass es durchaus möglich war, dass der Boden aus Gebein bestand. Angewidert versuchte er den Gedanken abzuschütteln, was ihm, mehr schlecht als recht, gelang.

Wie ferngesteuert glitt seine rechte Hand an die Stelle, an der sich für gewöhnlich sein Zauberstab befand, doch er war nicht da. Er musste ihn verloren haben als er in die Höhe gezogen wurde. Doch wo war das gewesen? Wie weit war er von diesem Ort entfernt? Wie sollte er ihn hier unten jemals wieder finden. Verzweifelt versuchte er so was wie Orientierung zu gewinnen, als sich eine zweite Möglichkeit immer deutlicher in seinem Gehirn ausbreitete.

Das Monster hatte ihn.