Kapitel 5
Befragung
Er hat gesagt, er will keiner sein. Aber er ist einer. Er ist einer. Draco ist ein Todesser. Die ganze Zeit bin ich auf engstem Raum mit einem Anhänger von Du–weißt–schon–wem gewesen. Er hätte mich umbringen können. Hat er aber nicht. Warum nicht? Ich bin gegen seinen Meister. Sein Vater haßt meine Familie. Er müßte mich auch hassen! Warum tut er das nicht?
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Es war eine Woche vergangen, seitdem Ginny das Dunkle Mal auf seinem Arm gesehen hatte. Es war in ihr Gedächtnis eingebrannt. Jedesmal, wenn sie Draco sah, blitzte ein Bild des Mals in ihrem Kopf auf und sie rannte weit weg von ihm.
Ihr erster Gedanke war gewesen, es Hermine zu erzählen, aber da die zur Zeit ein Fall für die Psychiatrie war … Es Ron zu erzählen, war sinnlos, und das gleiche galt für Harry. Sie dachte daran, es Professor McGonnagall zu sagen, aber was, wenn sie eine vollständige Erklärung abgeben mußte? Das würde bedeuten zu offenbaren, daß sie zu später Stunde im Zimmer des Schulsprechers gewesen war. Dann kam ihr Professor Dumbledore in den Sinn. Er würde keine Fragen stellen, er würde einfach nur zuhören.
Ginny traf eine Entscheidung, als sie zur Schulküche ging. Gleich nach den letzten Semesterprüfungen würde sie zu Dumbledore marschieren und es ihm sagen.
‚Ja, laß es uns ihm sagen. Es wäre,als würde ich mein Todesurteil unterzeichnen, wenn ich nein sagen würde."
‚Es ist ein Todesurteil, sich Du-weißt-schon-wem anzuschließen."
‚Tja, dann werde ich so oder so dran glauben müssen'
Irgendwas paßte nicht.
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Sie war nicht in der Großen Halle. Draco behielt den Gryffindor–Tisch im Auge. Er hatte bemerkt, daß sie alles tat, um ihm aus dem Weg zu gehen, angefangen dabei, daß sie in die entgegengesetzte Richtung ging bis hin zur kompletten Aufgabe ihrer Bibliotheksbesuche. Sie hatte sogar aufgehört, bei ihm vorbeizukommen. Was als Erpressungsszenario begonnen hatte, hatte sich für ihn in allabendliche Gewohnheit verwandelt. Ihm lag ein Stein im Magen. Er hatte sein Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste vor sich, aber er schenkte ihm keine Beachtung. Während alle anderen um ihn herum wie wild lernten, machte er sich keine allzu großen Sorgen. Er hatte eine Woche voller schlafloser Nächte gehabt, die er mit Fakten, Gegenmitteln und Beschwörungsformeln ausgefüllt hatte.
Neben ihm verlagerte sich Gewicht. Er warf einen Seitenblick in die Richtung und sah Pansy, ihre Nase mißbilligend gerümpft.
„Malfoy …"
„Parkinson …"
Sie senkte die Stimme. „Ich hab dich gesehen."
„Und unglücklicherweise kann niemand dich verfehlen. Nicht mit dem Gesicht", brummte Draco. „Mußt du nicht lernen?"
„Ich hab dich und Weasleys Schwester gesehen."
Draco wandte ihr jetzt seine volle Aufmerksamkeit zu, versuchte aber weiterhin, seine genervteste Malfoymiene aufzusetzen. „Was zum Teufel grunzt du da?"
„Das weißt du genau."
„Ich schlage vor, du fängst etwas besseres mit deiner Zeit an, als Geschichten zu erfinden", raunzte Draco. „Du hast es weiß Gott nötig, deine Zensuren zu retten."
Rote Zornesflecken erschienen auf ihrem Gesicht. Sie schnaubte und stürmte davon.
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Es war der Tag der letzten Prüfung, und Ginny konnte es nicht länger ertragen. Das einzige, was sie davor bewahrte zu explodieren, war der Gedanke daran, daß sie es bald Dumbledore erzählen würde. Sie mußte nur noch ihre letzte Prüfung beenden – Zaubertränke.
Sie war zweifellos bereit. Sie hatte für eine Woche ihre Lektüre von ‚Les Miserables' unterbrochen. Genau genommen hatte sie das Buch in Dracos Zimmer vergessen, zusammen mit ihrer Robe. Sie hatte sich eine von einer anderen Gryffindor geliehen, Crissy Bockson. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf die Abschlußprüfungen, ungeachtet ihres Bedürfnisses, die Worte von Victor Hugo zu lesen.
Der Kerker begann, sich mit Ravenclaws und Gryffindors zu füllen. Es war ein beruhigender Gedanke, daß sie Zaubertränke nicht mit den Slytherins hatte. Armer Ron. Snape war wirklich ziemlich parteiisch.
Snape stürmte in den Raum. Seine schwarze Robe bauschte sich hinter ihm, als er schnell den Raum durchschritt. Er ging direkt auf die Tafel zu und kritzelte in seiner krakeligen Schrift Anweisungen darauf. Dann wandte er sich an die Klasse.
„Sie haben eineinhalb Stunden."
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und beschäftigte sich mit irgendwelchen Papieren.
Wenn Ginny es richtig verstand, waren sie angewiesen, drei bestimmte Zaubertränke herzustellen und mit ihrem Namen zu versehen. Man sollte alle Schritte aufschreiben, qualitative Daten erfassen, die Eigenschaften der verwendeten Zutaten beschreiben, die Ergebnisse bei Kombination der einzelnen Zutaten angeben und schließlich eine Vermutung äußern, um welche Art von Trank es sich handelte. Ginny legte die Stirn in Falten. Sie konnte sich die Prüfung der Siebtkläßler nur zu gut vorstellen. Es war immerhin ein Probe–UTZ. Wie lang wohl heute der Stock in seinem Arsch war?
Ihre Zaubertränke waren rot, gelb und dunkelgrau. Das waren hoffentlich die Farben, die vorgesehen waren. Sie blickte um sich und sah, daß einige dieselben Ergebnisse hatten. Ein besonders intelligenter Junge aus Ravenclaw hatte rot, gold und silber. Ginny schluckte. Sie näherte sich dem Ende ihres Pergaments, sie notierte gerade die letzten Daten der Zaubertränke. Snape war die letzten fünfzehn Minuten herumgepirscht und hatte einige Ergebnisse kritisiert.
„Mehr Ringelblume", kommentierte er die grüne Lösung einer Gryffindor. „Zu viel Seegras", korrigierte er einen Ravenclaw.
Dann kam er auf Ginnys Tisch zu. Ginny sah auf und schluckte, als er ihre Phiolen beäugte. So, wie er die Stirn runzelte, sah er aus, als würde er sie im Geiste auswerten.
„Pr… Professor?" murmelte sie. Dann drehte er sich zu ihr um.
„Die Zeit ist um!" sagte er laut.
Ginny schrak zusammen. Alle standen auf und legten ihre Phiolen an der vorgesehenen Stelle auf dem Pult ab. Ginny sah auf ihren Zettel hinab, sie hatte mitten im Satz aufgehört. Sie setzte an, ihn zu beenden.
„Ich sagte, die Zeit ist um, Ms Weasley!" bellte er.
Niedergeschlagen setzte sie die Feder ab, sammelte ihre Phiolen zusammen und plazierte sie auf dem Pult. Sie legte ihr Pergament auf den Stapel auf seinem Schreibtisch, packte ihre Sachen und stürmte aus dem Raum.
‚Sag es Dumbledore, sag es Dumbledore …'
Eine Hand umklammerte sie an der Hüfte. Bevor sie in Panik kreischen konnte, zischte eine Stimme:
„Wage es nicht, den Mund aufzumachen. Geh weiter, wenn du weißt, was gut für dich ist."
Panik überkam sie, als sie Dracos Stimme erkannte. Sie ging gleichmäßig weiter.
„Dreh dich nach links", wies er sie an, „geh zu meinem Zimmer."
Sie kamen an einer Gruppe Erstkläßler aus Hufflepuff vorbei. Ginny überlegte, ob sie einfach um ihr Leben rennen sollte. Das wäre eine gute Idee. Dumbledores Büro war nicht weit von dem Flügel entfernt, den die Schulsprecher bewohnten.
Sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie einen heftigen Ruck an ihrer Robe spürte.
„Tu's nicht", warnte er.
Sie fühlte, wie etwas gegen ihren Rücken stieß, was sie veranlaßte, den Rumpf zu krümmen. Sein Zauberstab drückte gegen ihre Wirbelsäule. Er hielt sie in Reichweite seines Zauberstabs, sie hatte keine Chance.
Sie erreichten seine allzu vertraute Tür. Er nannte das Paßwort und die Tür schwang quietschend auf. Draco berührte behutsam die Tür, und sie schloß sich langsam. Er zog sie zum Kamin.
„Hier", sagte er und reichte ihr die Robe, die sie hier vergessen hatte. Ginny nahm sie, mit den Augen auf seinem linken Arm. Sie konnte sich noch immer das Mal vorstellen.
„D… danke."
Sie drehte sich schnell um und hielt den Atem an, als Draco sie am linken Handgelenk festhielt – mit seiner linken Hand.
„Was war letzte Woche?" fragte er. Sie wandte sich langsam zu ihm um.
„Ich …"
Sie blickte immer wieder flüchtig auf seinen Arm, wie sehr sie sich auch zu zwingen versuchte, ihm in die Augen zu sehen.
„Du was?"
Dann bemerkte er, daß sie ihm nicht ins Gesicht sah, wie sonst immer, wenn sie miteinander redeten. „Was ist los mit dir? Was guckst du so?"
„N… nichts", log sie.
Ihre Augen waren auf seinen Arm geheftet und schweiften dann kurz zu seinem Gesicht. Sie entschied sich, nach unten zu sehen, in der Hoffnung, daß das ihre Augen davon abhalten würde zu wandern. Doch was sie auch tat, ihre Augen schossen zurück zu seinem Arm. Draco folgte ihrem Blick. Dann, mit einem Gesichtsausdruck der Erkenntnis, sah er Ginny an.
„Du … hast es gesehen."
„Was gesehen?" Sie wandte sich ihrer Robe zu, die sie sich über den Arm gehängt hatte. Die losen Fäden daran waren auf einmal außerordentlich interessant.
„Das Mal auf meinem Arm."
Sie wurde wieder blaß und zerrte ihr Handgelenk aus seinem Griff. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest …" Sie ging geradewegs auf die Tür zu.
Draco eilte an ihre Seite und verhinderte ihre Flucht, indem er eine Hand auf die Tür knallte. Ginny holte tief Luft. Sie war der Tür zugewandt, und Draco stand dicht hinter ihr, sein Atem an ihrem Nacken.
„Du bist eine schreckliche Lügnerin, Red." Er kam näher und entfernte seine Hand von der Tür. „Hast du Angst vor mir?"
Sie sah zu Boden und gab keine Antwort. Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen. Ihre Augen wanderten zur Türklinke.
„Was willst du hören?"
„Ich will deine Antwort."
„Du bist … Du bist ein Todesser", brachte sie schließlich im Flüsterton hervor. „Du … hast gelogen."
„Ich hab nie gesagt, daß ich keiner bin."
Sie drehte sich zu ihm um. „Aber du hast gesagt, dir würde nichts daran liegen, einer zu sein!"
„Ja."
„Also, dann, wie …?"
„Nicht alles ist eindeutig, Red!" rief er aus. „Nicht alles ist einfach schwarz oder weiß!"
„Hat dein Vater dich gezwungen, Todesser zu werden? Ist es das?"
„Nein, ich hab's freiwillig getan", bekannte er. „Es war meine Pflicht und eine Ehre, mich anzuschließen."
Ginny konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Aber warum?"
„Die Dinge ändern sich", gestand er und trat zurück. „Du solltest das wissen. Du kommst jede Nacht zu mir, auf der Suche nach Hilfe bei deiner Lektüre."
„Nicht mehr", murmelte sie und ging zum Kamin.
„Ja, nicht mehr. Und weshalb? Weil dir die Gesellschaft eines Todessers den Magen umdreht?" zischte Draco. „Also gut, nur zu, laß es alles raus, aber erwarte nicht von mir, daß ich deine Haare zurückhalte."
„Ich … Ich weiß nicht, warum ich weggerannt bin. Alles, was ich weiß ist, daß ich das Mal gesehen hab, und es hat mich erschreckt."
„Das ist natürlich."
Sie nickte beschämt. Sie standen ruhig vor dem Feuer, ohne ein Wort.
„Wie … Wie alt warst du?" fragte sie. „Wann hat du dich angeschlossen?"
„Silvester, als ich sechzehn war, letztes Jahr. Ich hatte vor, mein Leben dem Dunklen Lord zu weihen", sagte er, während er ins Feuer starrte.
„Was ist passiert? Du hast dich ihm freiwillig angeschlossen. Was hat sich geändert?"
„Warum sollte ich dir das erzählen?"
Er wandte seine Aufmerksamkeit Ginny zu und trat neben sie.
„Damit du mich bei Dumbledore anschwärzen kannst wie die gute kleine Weasley, die du bist? Glaubst du, du würdest eine besondere kleine Belohnung kriegen, für den Dienst, den du der Menschheit erwiesen hast?"
„Verdammt, Draco!" Ginny schloß die Augen und stampfte mit dem Fuß auf. „Ich will es nur wissen!"
„Warum sollte es dich interessieren, was los ist?!"
„Weil es so ist!" schrie sie, hielt sich dann aber augenblicklich die Hände vor den Mund. Sie zog sie zurück und murmelte: „Ich … Ich dachte wir wären befreundet, wenigstens …"
Er schüttelte den Kopf. „Es würde dir nicht gefallen."
„Was immer passiert ist, ist dafür verantwortlich, daß du kein Todesser sein willst", gab sie zurück. „Wie könnte es mir nicht gefallen?"
Er wandte sich ab, die Hand auf dem Kaminsims, die Augen auf das Feuer gerichtet.
„Erinnerst du dich an ein Mädchen namens Angie Wells? Sie war ,glaub ich, in Ravenclaw." Ginny nickte.
„Ja, sie ist in meinem Jahrgang. Jedenfalls war sie das letztes Jahr. Ihre Großeltern haben sie nach Durmstrang geschickt, nachdem ihre Eltern gestorben sind. Aber was …!?" Ginny schluckte, als Draco zu ihr aufblickte. „Du meinst, du …" Sie fühlte sich schwach und ließ sich auf den Stuhl fallen.
„Ihre Eltern waren meine erste Aufgabe. Es war das erste Mal, daß ich das grüne Licht angerührt habe, und in dem Moment, als ich es tat … war ich ihm verfallen. Ich hab mich auf meine nächste Aufgabe gefreut. Ich konnte nicht anders, als an all die Zauberer zu denken, die ich töten könnte, und daß ich ihnen zeigen würde, daß ich mächtiger war als sie."
Ginny vergrub die Fingerspitzen in ihrem Rock.
„Meine nächste Aufgabe war ein Muggelpaar, dessen Kind nach Beauxbaton ging." Er drehte sich um und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. „Sicher, sie waren nur Muggel, aber ich dachte, ich würde es trotzdem genießen. Sie sind gerannt wie kleine Spinnen. Ihre Angst bereitete mir Vergnügen. Aber sie waren Muggel, sie konnten sich nicht verteidigen. Aber eine Aufgabe war eine Aufgabe. Zuerst hab ich den Vater getötet, dann die Mutter. Sie stand mit dem Rücken zu mir, sie hatte keine Zeit, ihren Angreifer zu sehen. Als ich bereit war zu gehen, hörte ich einen Schrei. Als ich nach unten sah, war da ein Baby, das neben dem toten Körper seiner Mutter wimmerte."
„Oh Gott – sag, daß du das nicht getan hast." wimmerte Ginny.
„Ich könnte lügen und sagen, der Dunkle Lord wäre nicht zu mir gekommen und hätte mir befohlen, es zu Ende zu bringen" murmelte Draco. „Ich könnte sagen, daß es dem Kind gut geht, daß es gerade in diesem Moment im Schnee spielt." Er lächelte höhnisch. „Danach hat sich alles verändert. Ich hab mich verändert." Er blickte auf und sah Ginny ihre Tränen abwischen. „Worüber zur Hölle weinst du? Wenn überhaupt, dann sollte ich …"
„Warum tust du's nicht?"
„Die Starken überleben, die Schwachen sterben", erklärte er. „Ich weigere mich, schwach zu sein."
„Nein", widersprach Ginny. „Ich weigere mich, das zu glauben. Wenn du es Dumbledore erzählen würdest, würde er es verstehen."
„Laß es uns dem Schulleiter erzählen", höhnte Draco. „Dann fangen die Auroren ihre Untersuchung an, ich werde für meine Verbrechen nach Askaban geschickt, und die Dementoren werden einen Festtag haben, wenn sie das Leben aus mir rausküssen dürfen – buchstäblich!" Draco sprang auf die Füße, seine Augen durchbohrten sie. „Ich bin siebzehn, Red. Ich weiß, was dieser Ort den anderen von uns angetan hat."
„Also hat Draco Malfoy doch vor etwas Angst, auch wenn er es nicht zugeben wird." Sie sah ihn an und entschuldigte sich sofort. „Es tut mir leid, Draco. Ich … Ich wünschte, ich könnte helfen."
Er zuckte mit den Schultern. „Es gibt nichts, was noch getan werden könnte."
„Was ist mit Weihnachten? Glaubst du, du wirst … Aufgaben erhalten?" formulierte sie vorsichtig.
„Mehr als wahrscheinlich", sagte er beiläufig.
„Also wirst du nicht versuchen zu entkommen?" fragte sie.
„Nehmen wir an ich finde einen Weg raus, mit meinem Körper intakt und unverhext. Wohin sollte ich fliehen?"
„Zu Freunden?"
„Kinder von Bekannten meines Vaters."
„Familie?"
„Die Liebe meine Vaters ist Würde und Ehre. Die meiner Mutter ist Schweigen."
Ginny sank der Mut. Er hatte wirklich niemanden, an den er sich wenden konnte. „Fährst du am selben Tag wie alle anderen?"
Er schüttelte den Kopf. „Heute Abend um acht. Der frühere Zug."
„Warum so früh?"
„Vater will es so. Er sagte, ich solle so bald wie möglich da sein."
Ginny runzelte die Stirn. Sie könnten etwas im Schilde führen. Das würde bedeuten, daß ein Muggelgeborener, eine Aurorenfamilie oder eine aus dem Ministerium das neue Jahr mit einem Todesfall beginnen würden. Draco hatte in einem Jahr fünf Menschen getötet. Vielleicht mehr.
„Ich verstehe." Ginnys Gedanken trübten sich, als sie zur Tür ging. „Schöne Ferien, Draco."
Er beobachtete, wie sie sein Zimmer verließ. Es war äußerst enttäuschend. Da war kein Werfen irgendwelcher Dinge an die Wand oder andauerndes Geschrei. Aber er hatte es ihr erzählt, er hatte darüber gesprochen, was passiert war. Wenigsten die grundlegenden Dinge hatte er ihr gesagt. Wer weiß, wie ihre Reaktion ausgefallen wäre, hätte er ihr alles erzählt.
Dies waren dunkle Zeiten für die Zaubererwelt, Voldemorts Untergrund strebte wieder an die Macht. Wie lange würde es dauern, bis die Hand des Schicksal ihn erreichte?
Draco holte tief Luft und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er war ein 17jähriger Junge. Er hatte fünf Leben auf dem Gewissen, eins davon nur ein paar Wochen alt. Er war siebzehn und hatte bereits fünf Menschen getötet und viele gefoltert. Er atmete tief ein.
Draco bemerkte, daß der Raum düsterer wurde, als sie ging.
