A/N: Narwain, danke für dein liebes review ;) und wie es aussieht brauchen wir doch ein wenig Unterstützung bei dieser FF, was die reviews angeht. Hier schon das nächstes Kap, extra nur für dich veröffentlicht ;)

Und ein ganz großes Dankeschön an Avallyn für das schnelle beta ‚bussi'.

Kapitel 2: Abendessen

Etwas erschöpft lehnte Thranduil sich zurück und erhob die Hand, sodass der dunkelhaarige Noldo verstummte. Sie hatten bereits mehrere Stunden geredet und doch schienen sie nicht  zu einer Einigung zu kommen. Was durchaus auch an Erestor lag, aber er bedachte Punkte, an die Thranduil nicht einmal im Traum gedacht hätte. Ein wenig Neid stieg in ihm auf, da er wusste, Erestor würde gegen Ende des Jahres nach Imladris zurückkehren.

„Ich denke, dies ist genug für heute. Wir werden morgen weiter sprechen, doch möchte ich Euch, Gwiwileth, einladen, mit meiner Familie und Erestor heute Abend zu speisen", sprach er sanft und erhob sich um seine verkrampften Glieder zu lockern.

Die angesprochene Elbenmaid verzog kurz das Gesicht, als sie ebenfalls aufstand. Gwiwileth war niemand, der gerne lang saß, doch bei der mehr als ermüdenden Rechnerei war dies notwendig gewesen. Nun fühlte sich die blonde Elbenmaid seltsam müde, obwohl sie sich sagte, dass der Ritt wohl anstrengender war, als dies. Am liebsten hätte sich Gwiwileth nun augenblicklich zur Ruhe begeben, aber sie wusste, dass es unhöflich gegenüber ihrem Gastgeber gewesen wäre, die Einladung auszuschlagen.

„Vielen Dank, ich komme gerne", antwortete sie deshalb mit einem zurückhaltenden Lächeln auf ihren Zügen.

Auch wenn er sich während der Gespräche etwas entspannt hatte, ein wenig Sicherheit wieder gefunden hatte, so machte ihn diese Einladung seines Vaters nun doch wieder nervös. Es hieß, er würde nun mit ihr sprechen müssen, sich mit ihr unterhalten müssen, doch er befürchtete, sich zu blamieren. Heiße Röte überzog so Legolas' Wangen und ihm entging Erestors durchdringender Blick, den dieser ihm zuwarf.

Der Noldo versuchte die ganze Zeit, zu ergründen, warum bei dem Anblick der Botin alle Alarmglocken in seinem Geist schrillten. Etwas zerrte an seinem Bewusstsein, doch er wusste nicht, was es war. Auch konnte er nicht das unangenehme Gefühl verbannen, als er Legolas' Reaktion auf die junge Elbenmaid bemerkte. Etwas stimmte nicht, doch konnte er nicht sagen, was es war, und so schwieg er.

„Das freut mich, ein Dienstbote wird Euch zu Euren Räumen bringen und in einer Stunde abholen", sagte Thranduil bestimmt und verließ daraufhin den Saal.

Gwiwileth nickte nur kurz und wandte sich dann ebenfalls zu der Tür. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie den Blick Erestors. Die Elbenmaid wusste nicht warum, aber sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass dieser Elb ihr misstrauisch gegenüber stand. Aber warum? Ein wenig verwirrt schüttelte sie den Kopf und ihre Haare wippten federleicht um ihren Körper. Der Blick Legolas' war Gwiwileth ganz entgangen.

Während die Elbenmaid dem Dienstboten über die Gänge folgte, beschloss sie, sich ein weiteres mal frisch zu machen und sich umzuziehen. Hose und Tunika, welche sie zu Reisen immer trug und auch zu den Berechnungen nicht abgelegt hatte, erschienen ihr bei einem Abendessen doch fehl am Platze zu sein.

Lächelnd bedankte sie sich bei dem Dienstboten, als sie an ihrem Gemach anlangte, welches sie für die Dauer ihres Aufenthaltes bewohnte. Dann trat sie hinein. Am liebsten wäre sie auf das Bett gefallen und hätte einfach nur noch geruht.

Unruhig lief er vor dem König des Düsterwaldes auf und ab, seine Gedanken rasten und er überlegte fieberhaft.

„Erestor mein Lieber, du siehst Gespenster. Was soll an dieser jungen Frau denn ungewöhnlich sein? Außer, dass mein Sohn Gefallen an ihr gefunden hat", lachte der blonde König ihn an und Erestor seufzte auf.

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, es ist nur ein Gefühl." Enttäuscht ließ er die Schultern hängen und erschrak, als Thranduil ihm freundschaftlich zwischen die Schulterblätter schlug. Er konnte nicht verhindern, dass er einige Schritte vor stolperte.

„Wenn du weißt, was es ist, sage es mir, doch nun lass uns Essen gehen", lachte der König und zog Erestor mit sich.

Nur ein wenig hinlegen, die Augen schließen, entspannen. Doch aus dem wenig wurde mehr, und nach einer halben Stunde schrak Gwiwileth hoch, als wären gerade ein paar Minuten vergangen. Kurz stöhnte die Elbenmaid auf, erhob sich dann jedoch langsam und ging schweren Schrittes zu der Schale mit klarem Wasser, die auf einem kleinen Tisch vor einem Spiegel stand. Die Elbenmaid tauchte die Hände hinein und fuhr sich mit dem kühlenden Nass über die Stirn und den Nacken. Es verjagte zwar nicht ihre Müdigkeit, trotzdem fühlte es sich frisch an und so war Gwiwileth gleich ein wenig munterer als zuvor.

Kritisch trat sie zu dem Schrank, welcher in ihrem Gemach stand, und begutachtete die Kleider, welche in ihm hingen. Schließlich griff sie sich zielsicher ein schlichtes blaues Kleid hinaus und schlüpfte hinein. Eng schmiegte es sich an ihren Körper, der Ausschnitt war nicht zu tief, die Ärmel weit, lang und aus durchsichtigem Stoff. Gwiwileth besah sich kritisch im Spiegel, als es an der Tür klopfte.

„Herein", rief die Elbenmaid laut und die Tür ging auf. Es war einer der Dienstboten, mit dem Auftrag, Gwiwileth zu dem Abendessen zu geleiten. Seufzend und nicht ohne einen weiteren sehnsuchtsvollen Blick zu ihrer Ruhestätte verließ die Elbenmaid das Gemach.

Unruhig rutschte Legolas auf seinem Stuhl hin und her, sodass seine Eltern und Erestor ihn etwas amüsiert belächelten. Doch er bemerkte es nicht, seine Gedanken waren bei der blonden Lichtgestalt, die gleich kommen müsste. Schon etliche Minuten saß er in dem gemütlichen Speisezimmer seines Vaters, welches für private Essen genutzt wurde.

Er konnte nicht anders, als die Luft anzuhalten, als sich die Tür öffnete.

Gwiwileth stand ein wenig unschlüssig vor der Tür und besah sie von oben bis unten, als könnte sie diese so bewegen, von selbst aufzugehen. Stattdessen trat der Diener vor, welcher die Elbenmaid auch bis zu dem Zimmer geleitet hatte, und öffnete die Türe selbst. Gwiwileth hielt unwillkürlich den Atem an. Fast hätte sie mit einem Saal gerechnet, wie der, in dem sie auch willkommen geheißen wurde, aber obwohl der Raum groß und geräumig war, verstrahlte er eine warme und einladende Atmosphäre. Staunend trat Gwiwileth ein, und als sie der anwesenden Elben gewahr wurde, lächelte sie und verbeugte sich kurz.

„Gwiwileth, seid gegrüßt, darf ich Euch noch meine Frau Laurelin vorstellen?", sprach Thranduil freundlich und wies auf die blonde Elbenmaid an seiner Seite, die der jüngeren Frau entgegenlächelte. „Macht es Euch bequem."

Die Angesprochene nickte freudig.

„Ich danke Euch noch einmal für Eure Einladung", antwortete sie und nahm auf einem freien Stuhl Platz. Ein wenig verstohlen sah sie in die Runde und so fiel ihr zum ersten Mal der Blick auf, den Legolas ihr zuwarf. Nicht wissend, wie sie reagieren sollte, lächelte sie kurz und sah dann auf den Tisch. Innerlich schalt sie sich für ihr Benehmen, das ihr recht albern vorkam.

Dieses Lächeln ließ Legolas' Herz höher schlagen und Erestor beobachtete amüsiert, wie seine Schwester an sich halten musste, nicht laut  zu lachen ob des seligen Grinsens auf dem Gesicht des jüngsten Sprosses aus dem Hause Thranduils.

„Sagt, werte Gwiwileth, wie seid ihr so früh Botschafterin geworden? Es geschieht selten, dass eine so junge Elbenmaid einen so wichtigen Posten bekleidet?", fragte der Noldo sie galant.

Gwiwileth hob den Kopf.

„Meine Mutter war bereits vor mir Botschafterin und ich war schon früh daran interessiert und durfte des Öfteren dabei sein, wenn sie mit anderen Botschaftern verhandelte. Nach ihrem Tod versuchte ich, ihre Aufgaben zu übernehmen und nun wurde ich ausgewählt, hierher zu reisen, weil die Elben Cilliens hoffen, dass ich der Aufgabe meiner Mutter würdig bin." Ein wenig unsicher brach Gwiwileth ab. Sie war sich selbst nicht immer so sicher, ob sie wirklich so geeignet war, wie man ihr nachsagte, trotzdem ehrte sie das Vertrauen der Elben Cilliens.

Wieder spürte Erestor etwas in seinem Geiste zucken, doch konnte er nicht sagen, was es war. Aus dem Augenwinkel sah er Thranduils nachdenklichen Blick.

„Es freut mich zu hören, dass zumindest eine Tochter den Weg ihrer Eltern beschreitet. Meine Tochter wird wohl Heilerin werden", erzählte er lächelnd.

„Ich hoffe, dass es meiner Mutter recht ist, dass ich dies tue", erwiderte Gwiwileth. „Vielleicht hätte sie es auch lieber, wenn ich in Cillien bliebe und mich anderen Dingen widmen würde, aber da sie es genauso wenig tat, bringe ich es auch nicht fertig. Für ruhigere Tätigkeiten war ich in jüngeren Jahren nicht geduldig genug, sagte sie mir immer wieder. Eine Heilerin hätte ich nie werden können", fuhr die Elbenmaid dann fort und lächelte in Erinnerung an die vergangenen Zeiten.

Thranduil hörte gespannt zu, in seinen Gedanken arbeitete es. Die Elbenmaid hatte eben etwas gesagt, das ihm zu denken gab, das an seinem Gedächtnis zupfte. Mit einer kurzen Geste signalisierte er Erestor, dass dieser doch bitte fortfahren solle, so konnte er weiter überlegen. Doch wurden sie kurz unterbrochen, als das Essen serviert wurde.

Drei Diener betraten den Raum, jeder mit einer Platte beladen. Eine mit gebratenem Wild, eine mit den verschiedensten Gemüsen und eine mit Obst und Käse. Nachdem die Diener den Raum wieder verlassen hatten, ergriff Erestor erneut das Wort.

„Ich selbst würde mich sehr glücklich schätzen, wenn meine Tochter Interesse an der Politik empfinden würde, doch ist sie dafür zu ungehalten. Ich bewundere Elrohir und Elrond jeden Tag, an dem sie ihr Temperament zügeln. Auch mit Eurer Mutter dürfte es sich so verhalten, man ist doch immer stolz auf seine Kinder, wenn sie ihr Leben in die Hand nehmen. Auch wenn es Zeiten gibt, in denen man weniger mit ihnen auskommt."

Gwiwileth bemerkte weder Thranduils nachdenklichen Gesichtsausdruck, noch schien sie registriert zu haben, dass das Essen aufgetragen worden war. Aufmerksam sah sie den dunkelhaarigen Elben an, der zu ihr sprach und schüttelte kurz den Kopf, als dieser endete.

„Meine Mutter sagte mir nie, ob sie mein Interesse gut hieß oder nicht. Ob sie froh darüber ist, kann ich ebenso wenig sagen. Sie starb bei einem Orkangriff vor etwa hundert Jahren." Gwiwileth konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zu zittern begann. Der Tod ihrer Mutter ging ihr immer noch recht nahe, und mit jeder Erinnerung an sie schienen die alten Wunden wieder aufzubrechen.

Väterlich ergriff Erestor ihre Hände und drückte diese tröstend.

„Auch meine Tochter musste diesen Verlust verschmerzen. Melreth, meine Geliebte, segelte vor vielen Jahren gen Westen. Und auch ich weiß, was es heißt, die geliebten Elben zu verlieren", sprach er so sanft, dass Legolas unauffällig versuchte, sich die Tränen aus den Augen zu wischen. Jetzt verstand der junge Elb zum ersten Mal, warum sein Vater wünschte, dass Erestor einen Teil seiner Ausbildung übernahm.

Über Gwiwileths Züge huschte ein schwaches Lächeln.

„Es schmerzt sehr, wenn geliebte Elben gehen, aber noch mehr schmerzt es, wenn man plötzlich auf sich allein gestellt ist, egal wie viele Freunde einem beistehen." Die Stimme der Elbenmaid war nur noch ein Flüstern, und verstohlen wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen von der Wange. Was sie nicht gewollt hatte, war eingetreten, und Gwiwileth bemerkte überdeutlich, dass sie, obwohl es so lange her zu sein schien, es nie wirklich überwunden hatte.

Nun war es an Laurelin einzuschreiten, indem sie der jungen Elbenmaid etwas zu Essen auf den Teller gab.

„Esst etwas, Ihr seid erschöpft von der Reise. Daher liegen auch Eure Gefühle so nahe an der Oberfläche", erklärte sie freundlich und wandte sich dann an ihren Jüngsten. „Legolas, würdest du bitte morgen früh der jungen Dame unser Reich zeigen, damit sie sich etwas erholen kann und mein geliebter Gatte etwas mehr Gastfreundschaft beweisen kann."

Stumm nickte Legolas, doch schnell hatte er seine Stimme wieder gefunden.

„Herrin, wenn Ihr dies wünscht…"

Melelhídhril musste schmunzeln, als sie das ein wenig erschrockene und zugleich verklärte Gesicht ihres Bruders sah. Hätte die Situation es nicht verboten, so hätte die Tochter Thranduils sicherlich laut herausgelacht und somit ihrem Bruder eine weiter Peinlichkeit bereitet.

Gwiwileth bemerkte nicht den erheiterten Gesichtsausdruck Melelhídhrils, vielmehr sah die Elbenmaid die Gemahlin Thranduils dankbar an.

„Ich danke Euch", sprach sie, um sich im nächsten Moment an Legolas zu wenden. Sie war sich immer noch nicht sicher, wie sie seine Blicke nun deuten sollte, und entschloss sich, erst einmal das Angebot Laurelins, welches ihr Sohn bestätigt hatte, anzunehmen.

„Und wenn es Euch nichts ausmacht, so nehme ich Euer Angebot gerne an", fuhr sie also fort. Sanft lächelte sie, um von dem nassen Glitzern in ihren Augen abzulenken.

Erheitert beobachtete Erestor die beiden jungen Elben und sein Herz tat ihm ein wenig weh, als er an Melreth dachte. Doch dann bemerkte er Thranduils Blick, der ihm deutlich machte, dass dieser ihn sprechen wollte, nach dem Essen.

Legolas glaubte auf Wolken zu schweben, als er hörte, wie sie das Angebot annahm, und lächelte sie freundlich an.

„Sagt, Gwiwileth, wie ist es in Cillien?", fragte er sie etwas atemlos.

Die Elbenmaid schenkte Legolas ein freundliches Lächeln, froh darüber, das Thema zu beenden, das sie so sehr belastete. Und so begann sie, den Elben von ihrer Heimat am Fuße des Nebelgebirges zu erzählen. Gwiwileth beschrieb die Natur und den Anblick, den sie so liebte, genauso sprach sie vom Fluss Cilstrem, an dem Cillien lag. Die Elbenmaid bemerkte kaum, wie ihre Stimme immer kraftvoller wurde, bis sie zu ihrer alten Stärke zurück fand.