Kapitel 5: Beratungen
Leise waren seine Worte, doch Gwiwileth vernahm sie trotzdem so laut und deutlich, als hätte der Elb sie gerufen.
„Ich liebe dich..."
Es waren nur drei Worte und trotzdem lösten sie ein größeres Glücksgefühl in Gwiwileth aus, als die Elbenmaid sich je hätte erträumen können. An seinen Augen sah sie, dass er die Wahrheit sprach. Gwiwileth schluckte.
„Ich.... ich liebe dich auch", brachte sie dann hervor.
Legolas' leuchtend blaue Augen wurden groß bei dieser Erwiderung, und ganz langsam breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Ich habe nicht… erwartet… geglaubt… Ich kann nicht sagen wie…", stammelte er und strahlte sie immer noch an, sog ihre Schönheit in sich auf und ließ ihr seine Seele zufliegen.
Die Elbenmaid musste fast lachen angesichts der Unsicherheit, die sie in den Worten des Elben spürte. Doch nur ein angedeutetes Schmunzeln huschte über ihre Züge. Sanft strich sie ihm mit einer Hand über die Wange und küsste ihn flüchtig.
„Zweifelst du daran?", fragte Gwiwileth leise.
Wild schüttelte er den Kopf und lachte auf.
„Nein, ich zweifle nicht, es überrascht mich nur…", erklärte er, und fand seine innere Sicherheit wieder. „Doch nun lass uns am besten etwas anziehen, wir werden erwartet. Vater wollte die Verhandlungen heute Nachmittag weiter führen. Und ich bin schon sehr gespannt, was Erestor zu sagen hat."
Gwiwileth erwiderte das Lachen.
„Nun, ich frage mich bereits, ob wir nicht schon erwartet werden, schließlich solltest du mich nur herumführen."
Ein Funkeln war in die Augen der Elbenmaid getreten, als sie Legolas schelmisch anblickte.
„Da muss ich wohl etwas missverstanden haben. Ich hoffe, ihr könnt mir eines Tages verzeihen, Herrin", scherzte er, erhob sich anmutig und verbeugte sich vor ihr. „Doch nun wollen wir überlegen, was wir mit der nassen Kleidung machen. Du bist leider etwas kleiner als ich, aber vielleicht nur so geringfügig, dass es nicht auffällt, wessen Roben du trägst."
Ein amüsiertes Grinsen huschte über Gwiwileths Züge.
„Ich verzeihe Euch noch dieses eine Mal", erklärte sie gespielt ernsthaft, um im nächsten Moment in Gelächter auszubrechen und sich ebenfalls zu erheben. Es stimmte, sie war, obwohl hochgewachsen, immer noch um mindestens einen halben Kopf kleiner als der Elb.
„Mir ist es gleich, was ich trage", fuhr sie dann fort, als sich ihr Lachen gelegt hatte und sie lächelnd zu Legolas sah. „Suche du mir eine Robe aus."
„Etwas Grünes würde dir sicherlich gut stehen", erklärte er, und suchte aus seinem Schrank eine einfache dunkelgrüne Robe mit goldenen Stickereien aus. Lächelnd blickte er auf die goldenen Schmetterlinge auf dem Kleidungsstück und reichte es ihr. Er selbst zog eine einfache grüne Hose und ein farblich harmonierendes Oberteil an.
„Es sollte dir passen, mir selbst ist sie etwas zu klein geworden, schon vor Jahrhunderten, aber ich konnte mich nicht von ihr trennen", lachte er und wartete, bis sie sich angekleidet hatte.
Rasch schlüpfte Gwiwileth in die Robe und schloss geschwind die Verschlüsse.
„Sie passt perfekt", verkündete die Elbenmaid strahlend und wirbelte einmal um die eigene Achse, ein fröhliches Lächeln auf ihren Lippen, bis sie sich bei Legolas unterhakte und fragte: „Und, wo wollt Ihr mich nun hinführen, mein Herr?"
Ein leises Kichern kam bei diesen Worten über ihre Lippen.
Wärme breitete sich von der Stelle aus, an der Legolas ihre Hand auf seinem Arm spürte, und wieder fühlte er sich mehr als nur glücklich.
„Nun, Herrin, wir sollten uns noch einmal dem Saal zuwenden, in dem mein Vater große Dinge plante, so wie sein Vater vor ihm", ging er auf ihre Scherze ein und küsste sie noch einmal zärtlich auf die Schläfe, bevor er mit ihr auf den Gang trat und sie in die Richtung des Saales schritten.
„Wo bleiben sie nur, sie sollten schon vor einer Stunde hier sein", wetterte der blonde König und lief unruhig auf und ab, was ihm einen amüsierten Blick Erestors einbrachte.
„Thranduil, sei vernünftig, sie werden gleich hier sein. Sei doch nicht immer so ungeduldig. Euch Waldelben fehlt einfach die nötige Ruhe", stichelte er lachend, und Thranduil fiel in das Lachen mit ein. In diesem Moment öffnete sich die Tür.
Melelhídhril stand ein wenig abseits und schmunzelte angesichts der Ungeduld ihres Vaters, die ihr nur zu gut bekannt war. Auch sie fragte sich, warum es so lange dauerte, dass Legolas die Botschafterin Cilliens herumführte, doch hatte sie seine Blicke gesehen, welche er Gwiwileth zugeworfen hatte. Womöglich hatte sich Melelhídhrils Bruder endlich ein Herz gegenüber der silberblonden Elbenmaid gefasst.
Solche und ähnliche Überlegungen gingen Melelhídhril durch den Kopf, als sich die Tür öffnete und die beiden Erwarteten eintraten. Auf beiden Gesichtern lag ein Lächeln, trotzdem störte Legolas' Schwester etwas an dem Anblick Gwiwileths, nur konnte sie sich zunächst nicht genau erklären, was dies war.
Thranduils Kopf schnellte in Richtung der Tür, sein Mund stand leicht offen, als er die beiden sah, wie sie einander anlächelten. Verwirrt blickte er zu Erestor, doch dieser lächelte nur wissend.
‚Verdammte Berater', schoss es ihm durch den Kopf ‚Sie wissen immer alles und halten es nicht für nötig, etwas zu sagen, genauso wie die eigenen Mütter.'
„Gwiwileth, schön, dass Ihr endlich hier seid. Setzt Euch doch bitte", sprach er die junge Elbenmaid an und wies ihr einen Stuhl.
Gwiwileth bemerkte weder Erestors wissenden Blick, noch Melelhídhrils nachdenklichen Gesichtsausdruck und nahm auf dem ihr zugewiesenen Stuhl Platz.
„Verzeiht", sprach die Elbenmaid dann. „Es dauerte etwas länger, als wir annahmen."
Eine der zart geschwungenen Augenbrauen Erestors bog sich fragend in die Höhe und Legolas konnte nicht anders, als sich unter dem Blick des Noldo unwohl zu fühlen. Sein Vater schien zum Glück nichts bemerkt zu haben.
„Dann wollen wir nun Anfangen. Ihr schlugt eine Handelsroute vor, die über den Rothornpass gehen sollte, doch bin ich mir hinsichtlich dessen Wirksamkeit nicht so sicher", begann der blonde König und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als Erestor anzeigte, etwas sagen zu wollen.
„Es scheint durchaus sinnvoll zu sein, doch würde ich vorschlagen, hinter Bruchtal das Gebirge zu überqueren, so wären die drei Reiche enger mit einander verbunden, und es gibt zwei sehr kurze, sichere Wege über das Gebirge, die wir Euch zeigen würden."
Melelhídhril, die bis dahin still in einer Ecke gesessen hatte und die Verhandlungen verfolgte, runzelte nachdenklich die Stirn. Die Elbenmaid hatte ursprünglich nur zuhören wollen, worüber die älteren Elben mit der Botschafterin Cilliens sprechen wollten, doch nun regte sich ihr Interesse, ebenfalls etwas beizutragen.
„Warum sollte Bruchtal an den Handelswegen zwischen dem Düsterwald und Cillien interessiert sein?", fragte die Tochter Thranduils schnell und warf einen Blick zu Gwiwileth, welche ruhig da saß und keine Anstalten machte etwas zu sagen.
Thranduil lächelte daraufhin nur kurz und nickte Erestor zu, sie hatten dies schon am Abend zuvor besprochen.
„Nun, wie du weißt, Melelhídhril, sind die Wege über das Gebirge nicht die Sichersten. Das Volk der Elben wird immer weniger, und Bruchtal hat nicht die Stärke, mehr als eins, zwei Wege zu schützen. Genauso wie Düsterwald oder Cillien. Doch legen wir die Route zusammen ist es leichter, sie sinnvoll zu verteidigen. Zudem dient es der Stabilisierung der Beziehungen der Königreiche untereinander", erklärte der Noldo kühl, und seine dunklen Augen bohrten sich in die Blauen der Tochter Thranduils.
Melehídhril hätte sich in dem Moment am liebsten vollständig in ihre Ecke verzogen, so unangenehm war ihr der stechende Blick Erestors. Was er gesagt hatte, klang einleuchtend und sie bereute sofort, überhaupt diesen Einwurf gemacht zu haben. Ein wenig verunsichert, was die sonst so selbstbewusste Melelhídhril selten war, senkte die Elbenmaid den Blick und nickte nur stumm. So entging ihr auch das amüsierte Schmunzeln Gwiwileths.
„Über diese Handelsroute wurde bereits in Cillien gesprochen", lächelte die silberblonde Elbenmaid. „Deshalb schickte man Botschafter nach Bruchtal, doch gleichzeitig schickte man mich hierher, um über andere Alternativen zu verhandeln."
Nachdenklich musterte Thranduil die junge Elbenmaid. Noch immer fragte er sich, was an seinem Gedächtnis nagte. Er vermutete, dass es dem Berater Elronds genauso ging.
„Dann ist es ja hervorragend, dass Haltharon derweil mit Lothion in Bruchtal weilt, während Erestor hier ist. Doch sehe ich wenig Alternativen, die anderen Wege wären wesentlich gefährlicher."
„Ich stimme Euch zu", nickte Gwiwileth nur und sah die Elben nachdenklich an. „Nach den letzten Gesprächen sieht es wirklich dementsprechend aus, und so sollten wir hoffen, dass die Elben, welche nach Bruchtal geschickt wurden, erfolgreich in ihren Verhandlungen sind."
Legolas hörte dem gespannt zu, sein Herz schlug immer höher für die junge Frau an seiner Seite. Er bewunderte ihre Sicherheit, aber auch ihren Willen, während sie den Vorschlägen der beiden älteren Elben zuhörte. Doch plötzlich erfasste ihn Erstaunen, als er hörte, wie Erestor neben ihm zu lachen begann.
„Liebste Gwiwileth, in dieser Hinsicht solltet Ihr nichts befürchten. Ich kenne meinen Herrn und Glorfindel, selbst wenn sie in mancherlei Hinsicht etwas, nennen wir es unstrukturiert, sind, so werden sie auf einen solchen Vorschlag sicherlich eingehen. Elrond wünscht schon seit langem ein besseres Verhältnis zum Düsterwald. Was denkt Ihr, wieso er sich auf Thranduils Vorschlag einließ?"
Melelhídhril ließ in diesem Moment ein leises Lachen hören.
„Und ich dachte immer, dass dieser Austausch nur veranlasst wurde, damit Legolas und ich noch was lernen", erklärte die blonde Elbenmaid und ein Grinsen huschte über ihre Züge.
Auch Legolas konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch überraschte es ihn, als sein Vater in Gelächter ausbrach.
„Kinder, ihr wisst doch, wir alten Elben brauchen immer einen Vorwand", kicherte er und klopfte Erestor so hart auf die Schulter, das dieser nach vorne kippte und zu husten begann.
In diesem Moment war es jedoch Laurelin, die den Raum betrat und sogleich eingriff.
„Thranduil!", tadelte die Elbenfrau mit fester Stimme, aber einem sanften Funkeln in den Augen. „Du solltest dir wirklich Gedanken darüber machen, wie du unsere Gäste behandelst", fuhr sie dann fort und sah bedeutungsvoll zu Erestor hinüber, der immer noch hustete. Nun brach neben Melelhídhril auch Gwiwileth in Gelächter aus.
Eine leichte Röte zierte die Wangen des Waldelbenkönigs, als seine geliebte Frau ihn schalt. Doch Erestor kam ihm zur Hilfe.
„Laurelin, Ihr wisst doch, wie stürmisch Euer Gemahl sein kann, so seid ihm nicht zu böse. Mir geht es bereits wieder gut", lachte der dunkelhaarige Elb und blickte auf die beiden jungen Mädchen. Sie sahen sich so ähnlich, wenn sie lachten.
„Nana, weshalb bist du denn hier?", unterbrach Legolas jedoch Erestors Gedanken.
„Eigentlich wollte ich mich nur davon überzeugen, dass dein Vater unsere junge Botschafterin nicht genauso behandelt, wie einige anderen Gäste", erwiderte Laurelin lachend und sah wieder von ihrem Gatten zu Erestor.
„Dennoch wollte ich mich auch erkundigen, ob ihr etwas zu Essen wünscht, die Verhandlungen müssen ermüdend sein und hungrig machen."
Ein fröhliches Lächeln lag auf den Lippen der Frau Thranduils.
Legolas blickte überrascht auf seinen Vater, bemerkte den mehr als nur liebevollen Blick, den er seiner Frau zuwarf. Erst jetzt, als er selbst lernte zu lieben, verstand er das warme Funkeln im Blick seines Vaters. Seine Wangen röteten sich etwas bei dieser Erkenntnis.
Thranduil blickte voller Liebe auf seine Frau, so glücklich war er, dass sie sich so wunderbar um ihn kümmerte.
„Dies ist eine wundervolle Idee. Danke", antwortete er sanft.
„Dann werdet ihr im Speisezimmer erwartet", erwiderte Laurelin. „Lasst nicht zu lange auf euch warten. Gönnt Gwiwileth eine Pause, sie sieht ein wenig erschöpft aus. Weitere Besprechungen könnt ihr auch später noch führen. Gwiwileth wird nicht schon morgen abreisen wollen."
Laurelin zwinkerte der jungen Elbenmaid freundlich zu und wandte sich dann zum Gehen. Gwiwileth sah ihr verdutzt nach, gab der Gattin Thranduils aber Recht. Die Verhandlungen dauerten nun schon eine Weile an, sodass sie wirklich nichts gegen eine Pause einzuwenden hatte. Verstohlen schweifte der Blick der Silberblonden zu Legolas, der immer noch mit leicht geröteten Wangen dasaß. Und nein, abreisen wollte die Elbenmaid auch nicht so bald, lieber würde sie noch einige Zeit mit dem Elben verbringen, der in diesem Moment an ihrer Seite saß.
Aus den Augenwinkeln sah er ihren grünen Blick auf sich gerichtet und lächelte, ergriff unter dem Tisch ihre Hand und drückte sie kurz. Sein Herz flatterte ein wenig, und er fragte sich, ob sie diese Nacht in seinen Räumen verbringen würde. Etwas beschämt wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den beiden alten Elben zu, die einander angrinsten, wissend angrinsten, und Legolas' Wangen färbten sich feuerrot.
„Sagt, Gwiwileth, wie lange habt Ihr vor, hier zu verweilen?", fragte Thranduil sie freundlich.
Die angesprochene Elbenmaid schrak auf, als sie seine Stimme vernahm. Kurz zuvor war sie in Gedanken noch bei Legolas gewesen, Wärme hatte sie bei seiner Berührung durchflutet. Nun ordnete sie mühsam ihre Gedanken, bevor sie antwortete.
„Erst einmal so lange, wie die Verhandlungen dauern sollten. Doch vielleicht auch ein wenig länger, mir gefällt es hier und ich würde mich gerne noch eine Weile im Düsterwald aufhalten." Dass Legolas der wahre Grund für ihren Wunsch war, verschwieg sie in diesem Moment lieber.
Thranduils Augen funkelten erfreut bei ihren Worten, längst hatte er die Gefühle seines Sohnes durchschaut und wünschte ihm nur das Beste.
„So sei es. Ihr seid hier so lange willkommen, wie Ihr zu bleiben wünscht."
Narwain:
Ich soll dich von Valinja umknuddeln ;), wir haben uns beide sehr über dein review gefreut, und wir freuen uns auch, das dir die Szene gefallen hat… war gar nicht so leicht zu schreiben. Also fühl dich noch mal in den Boden geknuddelt.
An alle Stillen Mitleser:
Gibt es welche??? Liest außer Narwain und Legolasion noch jemand diese FF? wir wären sehr erfreut etwas von euch zu hören, da wir wirklich nicht wissen, ob euch die FF gefällt… wenn nicht könnten wir Narwain und Legolasion die Kaps ja auch einfach zuschicken, ohne sie zu veröffentlichen, wäre für uns wesentlich weniger Arbeit…
