Kapitel 8: Festivitäten
Zittrig trat Legolas auf seinen Vater zu, der ihn aufmunternd anlächelte.
„Mein Sohn, nimm Haltung an, du siehst krank aus und das erzeugt einen falschen Eindruck", flüsterte Thranduil ihm zu und zwinkerte. Gerade war er in den nun gold-roten Garten getreten und hatte sich an die Seite seines Vaters gestellt. Nun fehlte nur noch Gwiwileth, und Legolas' Herzschlag beschleunigte sich mit jeder Sekunde, die er warten musste.
Auch der jungen Elbenmaid zitterten bedenklich die Knie und ihr Atem ging rasch, auf einmal war sie unsicher. Ja, sie liebte Legolas, dennoch war sie unsicher über das, was nun folgen sollte.
Laurelin betrachtete sie leicht belustigt.
„Komm Gwiwileth", sprach die Gemahlin Thranduils dann leise. „Sie werden warten, lass uns nun zusammen hinausgehen."
Ohne Widerworte zu dulden, nahm die Elbenfrau die junge Elbenmaid am Arm und führte sie aus dem Haus zum Garten.
Prächtig geschmückt war dieser und Gwiwileth wollte der Atem still stehen als sie Legolas erblickte, wie er neben seinem Vater stand.
Der zukünftige Gemahl Gwiwileths erblickte sie und er konnte nicht verhindern, dass sein Kiefer leicht offen stand ob ihres Anblicks.
Ein helles cremefarbenes, fast goldenes Kleid schmiegte sich eng an ihren Oberkörper, brachte alle Rundungen, so wie ihren wunderschönen, leicht gewölbten Bauch hervorragend zur Geltung. Zum Boden hin fiel es lang und weit, verlieh seiner Trägerin eine zusätzliche Anmut. Das silbrigblonde Haar hob sich leuchtend davon ab, schillerte im Licht der Sonne und die dunkelroten Rosen bildeten einen perfekten Kontrast. Ihre grünen Augen strahlten von einem inneren Feuer, warm, wie die Flammen im Kamin an einem Winterabend.
Eine nie gekannte Ruhe breitete sich in ihm aus, als er seine Lichtgestalt auf sich zukommen sah, und er bemerkte gar nicht die kühle Hand seines Vaters auf seinem Arm. Sein Augenmerk war nur auf die Frau gerichtet, die jetzt an seiner Seite stand.
Gwiwileth lächelte Legolas fast schüchtern an, als sie von Laurelin an seine Seite geführt wurde. Der blonde Elb sah ebenfalls wunderschön aus, trug er doch eine prächtige Tunika aus grünem Stoff, bestickt mit Goldfäden, die perfekt zu seinem goldglänzenden Haar passte. Und um seine Stellung als Thranduils Sohn zu zeigen, trug der junge Elb einen Reif aus ineinander verwobenen roten Weinblättern auf dem Haupt. Gwiwileth konnte nicht den Blick von ihrem baldigen Gemahl wenden.
Wie in Zeitlupe sah Legolas, wie seine Mutter nach Gwiwileths Hand griff, in Vertretung ihrer eigenen, längst verstorbenen. Willenlos überließ es Legolas seinem Vater und seiner Mutter die Hände der beiden Elben zusammenzuführen. Ein Blitz zuckte durch seine Fingerspitzen, als er Gwiwileths berührte und ihre eigene Nervosität und Liebe schien durch sein Blut zu fließen. Nur am Rande bekam er die Anrufung Vardas, Manwes und Erus mit, so war er fasziniert von den Gefühlen, die nun durch ihn wallten. Ihre Liebe, ihre Bewunderung, ihre Freude und das Aufflattern des kleinen Lebens unter ihrem Herzen.
Sein Bewusstsein kehrte erst zurück, als die mithrilnen Verlobungsringe abgenommen wurden und er Gwiwileth den goldenen aufstreifte, als Zeichen ihrer Verbundenheit.
Ein Schauer durchlief Gwiwileth als sie das kühle Metall auf ihrer Haut spürte, genauso wie seine Hände, die ganz anders, warm und sanft auf den ihren lagen, sie liebevoll umfassten. Die Elbenmaid wünschte sich fast, diesen Moment festhalten zu können, dass er für immer in ihrem Gedächtnis erhalten bliebe. Glücklich sah sie zu Legolas auf, sah in seine leuchtenden Augen, und so erwiderte sie sein Lächeln.
Langsam hob er seine Hände an ihre Wangen, umfasste ihr feines, ausdrucksstarkes Gesicht und beugte sich zu ihr hinab, einen einzigen Kuss auf ihre Lippen hauchend, in den er alles steckte, was er für sie empfand.
Voller Liebe erwiderte Gwiwileth seinen Kuss und schlang die Arme um ihn, während die Zeit still zu stehen schien. Erst nach einer Weile lösten die beiden frisch Vermählten sich wieder voneinander, und über die Züge der Elbenmaid glitt ein Strahlen, wie sie es selbst nie für möglich gehalten hätte.
Auch Legolas hob verträumt die Augen, empfing die Glückwünsche aller Anwesenden wie in einem Traum, sah nur das strahlende Lichtgeschöpf neben sich. Später würde er nie mehr sagen können, wer ihm alles gratulierte, er erinnerte sich nur an das Funkeln in den Augen Gwiwileths und an ihren warmen Körper neben seinem.
Erst die schwarzblauen Augen Erestors rissen ihn in die Wirklichkeit zurück. Der Berater Elronds schien der Letzte zu sein, der zu ihnen getreten war, und Legolas fragte sich verwirrt, warum ihn diese so alten, weisen Augen so traurig anblickten.
„Ich wünsche euch beiden alles Glück dieser Welt, auf dass ihr es finden werdet, in euren Herzen füreinander und in der Welt, die euch umgibt", sprach er, verbeugte sich tief und schritt dann zu seinem Herrn.
Fragend blickte Legolas auf seine Geliebte hinab.
Doch Gwiwileth schüttelte nur stumm den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Sie wusste selbst nicht, warum diese Traurigkeit in Erestors Augen stand, hatte zudem das Gefühl, dass er ihnen etwas verschwieg, besonders ihr gegenüber. Kurz drückte die Elbenmaid die Hand ihres Gemahls.
„Ich weiß es auch nicht", wiederholte sie nun in Worten und sah unsicher hinter Erestor her.
„Dann lass uns nun mit den Anderen feiern", meinte er leise und drückte ihre Hand, während er sie würdevoll, an den Sitzgelegenheiten im Garten vorbei, auf die Wiese führte, um mit ihr den ersten Tanz zu eröffnen. „Mein Herz jauchzt vor Freude, ich glaube, zerspringen zu können."
„Meinst du, es geht nur dir so?", fragte Gwiwileth sanft und ergriff seine Hand, während sie mit Legolas auf der Tanzfläche stand. „Meines schlägt genauso schnell."
Als dann schließlich die erste Melodie angestimmt wurde, lächelte die Elbenmaid noch breiter. „So lass uns nun tanzen", flüsterte sie und begann sich anmutig im Takt der Musik zu bewegen.
Einem Schmetterling gleich flog sie über die Tanzfläche und Legolas erfreute sich an ihren leichten Schritten, dem leichten Führen und der eleganten Haltung. Erfüllt von Leichtigkeit und Freude, überstrahlte alle anderen Elbenmaiden in diesem Moment, in dem jeder sehen konnte, wie perfekt die beiden Elben zueinander passten, als wären sie eins.
Nur Einer ließ sich nicht von diesem Zauber einhüllen, den das Paar auf der Tanzfläche zu weben begann.
Traurige Augen folgten den beiden blonden Elben und Erestor schüttelte den Kopf, als er Elronds Hand auf seiner Schulter fühlte.
„Mein Freund, sorge dich nicht, du kannst nichts ändern, gönne ihnen ihre Freude und feiere mit ihnen", riet sein Herr ihm, und Erestor verbarg all seine Vorahnungen tief in seinem Herzen, als er kurze Zeit später zu Arwen trat, um auch sie zu einem Tanz aufzufordern, während Legolas und Gwiwleth bereits mit dem Zweiten begannen.
Schon nach kurzer Zeit war das Fest in vollem Gange
, die Tanzfläche war gefüllt mit Elbenpaaren, die zum Klang der lieblichen Musik tanzten, auch saßen einige an den Tischen, lachten und redeten miteinander. Die Stimmung war fröhlich und beschwingt.
Doch Gwiwileth spürte, wie sie nach dem dritten Tanz langsam müde wurde.
„Legolas?", flüsterte sie leise. „Bitte lass uns aufhören, ich bin erschöpft und würde mich gerne ausruhen. Lass uns doch etwas zu trinken holen." Sie sah in die blauen Augen des Elben, welcher leicht nickte, dann mit ihr die Tanzfläche verließ, ihre Hand immer noch fest in der seinen haltend.
Ein wenig überrascht war Gwiwileth, als dort plötzlich Glorfindel vor ihnen stand.
„Holde Maid, ich wollte Euch noch einmal persönlich gratulieren. Zudem bin ich doch sehr neugierig auf Euch, nachdem Erestor so positiv über Euch sprach", begrüßte der blonde Noldo die junge Elbenmaid und verbeugte sich ansatzweise.
Gwiwileth sah ihn ein wenig überrascht an und vergaß zunächst eine ebenfalls angedeutete Verbeugung, so verwirrt war sie.
„Was sagte Erestor denn über mich? Ich hätte nicht erwartet, dass es allzu positiv wäre", erwiderte sie dann schließlich, ohne wirklich zu wissen, was aus ihrem Mund kam.
Überrascht zog der Balrogtöter beide Augenbrauen in die Höhe.
„Er erzählte mir, wie gut Ihr doch, trotz Eures recht jungen Alters, die Verhandlungen geführt habt, und er glaubt, dass Ihr eines Tages sogar einen sehr guten Berater abgeben werdet", antwortete Glorfindel und reichte der jungen Braut einen Kelch frischen Saftes. „Sagt, liegt es bei Euch in der Familie?"
„Nun ja", fing Gwiwileth an und immer noch zierte leichte Röte ihre Wangen. „Zu Begin hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass mir Erestor nicht sehr wohl gesonnen gegenüber stand", erklärte sie dann und sah hilfesuchend zu Legolas hinüber. Doch dieser konnte nur hilflos mit den Schultern zucken, er kannte den Berater einfach zu wenig.
Glorfindel hingegen grinste wissend.
„Wenn ich ehrlich sein soll, als ich Erestor kennen lernte, glaubte ich auch zuerst, er würde mich richtiggehend verabscheuen, weil egal was ich sagte, er etwas Scharfzüngiges erwiderte. Doch irgendwann lernte ich, dass dies nun einmal seine Art ist, und wir schätzen einander sehr. Auch Euch gegenüber wird er sich nur so gezeigt haben", versuchte er Gwiwileth zu beruhigen.
Doch diese blieb weiterhin unsicher.
„Dies mag auf Euch zutreffen", erwiderte sie freundlich. „Dennoch, mein Gefühl sagt mir, dass er mir noch genauso gegenüber steht, nichts hat sich geändert, aber ich weiß einfach nicht, warum." Die Stimme der Elbenmaid klang nahezu verzweifelt und unwillkürlich schmiegte sie sich an den neben ihr stehenden Legolas.
Glorfindel lachte einmal kurz und schüttelte nur den Kopf.
„Wenn er etwas gegen Euch hätte, hätte er mir dies gesagt. Also, vertraut einem Elben, der mehr als zehn mal so alt ist, wie Ihr es seid, und genießt den Abend und die Nacht", sprach er mit einem belustigten Glitzern in den Augen, nickte kurz Legolas zu und ging zurück zu Erestor, welcher etwas alleine am Rande der Feiernden stand, da Celebrian und Elrond sowie Galadriel und Celeborn, Thranduil und Laurelin und Arwen mit ihrem Bruder tanzten. Von den beiden Beratern Thranduils fehlte jegliche Spur, sowie von den Galadhrimzwillingen.
Nachdenklich blickte Legolas dem blonden Krieger hinterher und zog seine Geliebte näher zu sich, küsste sie zärtlich auf ihr Haupt.
„Lass uns einfach den Abend genießen, wie Glorfindel es vorschlug", flüsterte er ihr zu und zog sie mit sich zu den Musikanten, sie um ein ruhiges Lied bittend.
„Willst du mir diesen Tanz gewähren?"
„Gerne", erwiderte Gwiwitleh, in den Gedanken noch bei dem Gespräch mit Glorfindel. „Doch wirklich nur noch diesen einen Tanz. Ich bin tatsächlich ein wenig erschöpft Legolas, und glaube mir, irgendwann müsstest du mich über die Tanzfläche tragen, weil ich mich nicht mehr auf meinen Beinen halten könnte."
Lachend führte er sie auf die Fläche, zog sie eng zu sich und begann die langsamen, komplizierten Schritte des Tanzes.
„Bitte, lass dir dein Herz nicht schwer sein. Grüble nicht über Erestor nach, dies ist ein Fest, das mir mehr bedeutet, als ich sagen kann, und ich möchte nicht, dass ein dunkler Schatten darauf liegt", sprach er und küsste sie sanft auf das Haupt.
„Ach Legolas", entgegnete die junge Elbenmaid. „Solange du bei mir bist, kann mein Herz gar nicht schwer sein." Mit einem strahlenden Lächeln sah Gwiwileth zu ihrem Gemahl auf. Im nächsten Moment trat ein warmes Glitzern in ihre Augen. „Fühlst du es auch?", hauchte sie leise fragend, als sie zum ersten Mal wirklich zu spüren begann, wie sich die neue Seele, die in ihr heran wuchs, sanft regte. Und über den Bund, den sie geschlossen hatten, und dem damit nachziehenden Seelenbündnis, welches sie auf immer in ihren Herzen tragen sollten, konnte auch Legolas spüren, was seine junge Gemahlin meinte. Denn Gwiwileth sah, wie er ihr Lächeln erwiderte.
Verzaubert spürte Legolas das flatternde Leben, und auch wenn er geglaubt hatte, sein Glück könne nicht größer werden, so wurde er nun eines Besseren belehrt. Völlig davon gefesselt verging die Zeit wie im Fluge, sie schienen einfach nur auf der Tanzfläche zu stehen, einander tief in die Augen blickend. Längst bemerkten sie nicht, dass das Lied geendet hatte, oder auch manch einer kurz verwundert aufblickte, doch schnell begriff, was geschah, und die Augen wieder abwandte. Ewigkeiten später löste sich die tiefe Verbindung wieder und Legolas kehrte in die Realität zurück.
„Danke… Geliebte."
„Wofür dankst du mir, Legolas?", fragte Gwiwileth zurück. „Sollte nicht ich dir danken? Ich habe nie gedacht, jemanden so lieben zu können, und nun ist dieses Glück perfekt - mit dir. Aber nun bin ich wirklich müde. Würde es dir etwas ausmachen, die Tanzfläche zu verlassen?"
„Nein, natürlich nicht", antwortete er und führte sie zurück zu einer Sitzgruppe.
Noch lange saßen sie am Rand, immer wieder in unverfängliche Gespräche verwickelt, bis sie sich endlich zurückziehen durften, ohne dass man sie für unhöflich hielt.
Der Rest der Gesellschaft feierte noch bis in die frühen Morgenstunden, bis auf Erestor und Thranduil, die einander einen undurchdringlichen Blick zuwarfen, auf den hin Thranduil nur nickte, und die beiden Elben begaben sich ebenfalls zu Bett. Doch keiner von beiden fand Ruhe, lange lagen sie wach und blicken hinaus in den Himmel, eine Antwort suchend.
Legolas und Gwiwileth hingegen schliefen tief und fest und glücklich, immer in dem Bewusstsein des Lebens, das aus ihnen hervorgehen gegangen war und nun in Gwiwileth heranwuchs.
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Galu:
Danke für dein Review, fühl dich umgeknuddelt ;)
Also, du hast Recht, sie weiß es auch nicht ;). Die Geschichte spielt etwa 2 000 Jahre vor Die, die wir lieben… ca. 554 oder so etwas… ich müsste noch einmal genau nachschauen… wir haben leider den Fehler gemacht und haben vom Düsterwald geschrieben, obwohl es ja eigentlich großer Grünwald heißen müsste… wir schämen uns auch total, dass uns das erst so spät aufgefallen ist. Deswegen sind Fin und Erestor nicht zusammen. Ich hoffe du hast nicht zu lange auf das neue Kap warten müssen ;)
Narwain:
Danke für dein Review, fühl dich mit in den Boden geknuddelt. Es geht nicht schnell glaub mir, es gibt ja immerhin noch ihr kleines Geheimnis ;). Ich will auch mal wieder ein WE weg oder so…
Nichan:
Ein neuer Leser juchhu § führt einen kleinen Freudentanz auf §. Danke für dein Review ;). Wir mussten dort aufhören, weil sonst das Kapitel zu lang geworden wäre ;). Ich hoffe wir hören noch einmal von dir ;)
