***
Disclaimer:
Alle Rechte an den Originalcharakteren aus „Der Herr der Ringe"liegt
natürlich bei
J.R.R. Tolkien, bzw. seinen Nachkommen.
Wir, die Autoren, erheben nur Ansprüche auf unsere gaaaanz eigenen
Persönlichkeiten *g* Und dass sich mit diesem Werk kein Geld verdienen lässt, ist doch wohl auch klar, hm? ;-)
*** @ Little Lion: Hmm...es stimmt, Kandor ist wirklich das Allerletzte! Und ob sich deine Vermutung bestätigt..?!*g*
@ Eirien: Vielen Dank für dein aufbauendes Review von Magic Dragon und mir! Kandor hat so einiges auf Lager, mal sehen was der noch so vorhat! *fiesgrins*
***
Kandor huschte eine Straße entlang und trat dann ohne anzuklopfen in ein Haus, indem auch in tiefer Nacht noch Kerzen brannten. Im Innere des Hauses sah es fast genauso schäbig aus, wie bei ihm. Ungerührt trat er über die vielen Gegenstände hinweg, die sich auf dem Boden türmten. Er setzte seinen Weg weiter fort in ein Zimmer, indem sieben finster aussehende Männer saßen und ihn aufmerksam musterten. Kandor stellet sich in die Mitte des Raumes, stemmte dann stolz die Hände in die Hüften und sagte: „Nennt mich ruhig ein Genie, ich habe einen neuen Plan und er dürfte euch gefallen!"Seine Lippen wurden umspielt von einem kalten Lächeln.
Er erklärte seinen Männern, was er herausgefunden hatte und was er zu tun gedachte. Die Reaktionen waren unterschiedlich, die einen nickten sofort mit ihren Köpfen, die anderen blickten kritisch drein. „Denkst du nicht, dass ist eine Nummer zu groß für uns", wollte einer der Männer wissen. „Sie sind allein, was soll schon passieren? Wir haben die einmalige Gelegenheit, die sollten wir nutzen und unsere Freunde im Kerker werden es uns danken...", antwortete Kandor kühl. „Aber wir müssen bedenken, wen wir da vor uns haben! Das ist nicht nur irgendwer! Sie werden wie ein Balrog hinter uns her sein und uns jagen, wenn sie herausbekommen, dass wir das waren. Können wir das riskieren? Können wir uns denen überhaupt entgegenstellen, viele Männer werden kommen um seiner Willen."
„Ach bitte! Erstens wissen die gar nicht, wo wir uns aufhalten und zweitens werden die sich hüten irgendetwas zu machen, solange der in unserer Gewalt ist. Unnötig setzten sie sein Leben auch nicht aufs Spiel." „Und was ist mit dem anderen", wurde Kandor gefragt. „Na was schon, den töten wir oder was soll ich mit dem anfangen? Der nervt mich sowieso schon..." „Und du weißt, wo sie jetzt sind?" „Natürlich. Ich habe dafür gesorgt, dass sie sind wo sie sind", lachte er. Nach einigem hin und her war es beschlossene Sache. Die Männer besprachen den Plan und waren sich sehr bald über alles einig. „Na, dann meine Herren... Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit", sagte Kandor spöttisch und rieb sich die Hände. Die Männer erhoben ein paar Gläser und tranken auf den neuen Plan. Das Bier, welches sie in den Gläsern hatten, lief ihnen beim Trinken die Bärte hinab und tropfte auf ihre schmutzige Kleidung. Sie grölten wild und streckten die Schwerter in die Luft. Kandor verließ schließlich wieder das Haus und lief zufrieden zu seinem Haus zurück. Endlich gab es mal wieder was zu tun. Den trauernden Witwer zu spielen hatte er schon lange satt...
Langsam trottete der Schimmel durch Hobbingen. Die Hobbits, die an ihm vorüberkamen, starrten dem großen, zierlichen Hengst nach, aber ihre Aufmerksamkeit galt nicht allein dem Pferd, sondern vor allem seinem Reiter, der aufrecht und geschmeidig im Sattel des edlen Tieres saß und sie keines Blickes würdigte. Mit ernstem Gesicht ritt er langsam durchs Dorf. „Mama, kennst du den Menschen?"fragte ein Hobbitmädchen und drückte sich ängstlich an seine Mutter. „Das ist kein Mensch, Liebes, sondern ein Elb!" flüsterte die Hobbitfrau aufgeregt und wunderte sich sehr, was denn einer vom schönen Volk hier zu suchen hatte. „Der will sicher zu Herrn Beutlin! Der pflegt doch Kontakt zu Fremden, der Eigenbrötler."Brummte ein älterer Hobbit und schüttelte den Kopf. Wenn etwas Außergewöhnliches hier geschah, hatte meistens Frodo Beutlin seine Hände im Spiel.
Der Elb hatte mittlerweile den Beutelhaldenweg erreicht und ritt langsam den Bühl hinauf, an dessen Spitze er schon von weitem den großen Smial mit der alten Eiche sah. Beutelsend. Hierher wollte er. Er hielt vor dem kleinen Gartentor, sprang mit einer eleganten Bewegung aus dem Sattel und sah sich um. Es war weit und breit niemand zu sehen, nur durch die geöffnete Eingangstür drangen viele Stimmen und Geschirr klapperte. Der Elb musste lächeln. Natürlich, es war Mittag und alle Bewohner von Beutelsend hatten sich bei Tisch eingefunden. Er stellte sich neben sein Pferd, das bereits begonnen hatte, die Grashalme am Wegrand abzuzupfen, und wartete geduldig. Schon nach kurzer Zeit lief ein kleiner Hobbitjunge durch die Tür und raste die Treppe zum Gartentor hinab. Er wollte es gerade öffnen, als er der großen Gestalt gewahr wurde, die ihn freundlich musterte. Wie vom Donner gerührt blieb der Kleine stehen und sah mit großen Augen den blondhaarigen Elben an, der ihm freundlich zulächelte. Aber noch ehe der Elb etwas sagen konnte, machte der Junge auf den Fersen kehrt und hetzte die Stufen hinauf, um laut schreiend in der Höhle zu verschwinden. Lächelnd schüttelte er den Kopf und wartete ab.
„Hamfast, ich bin mir sicher, deine Phantasie ist wieder mit dir durchgegangen! Was sollte denn ein..."weiter kam der Hobbit nicht. Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte auf den Elben, der ihn lächelnd begrüßte: „Mae govannen, Frodo!"– „Legolas!" Frodo konnte es kaum fassen, seinen Elbenfreund wiederzusehen. „Es ist schön, dass du hier bist! Du hast also Lilthanors Geburtstag nicht vergessen!"Rasch war er die Treppen hinabgelaufen und bat Legolas, näherzutreten.
Der Elbenprinz aus dem Düsterwald folgte dem Hobbit in den Smial , wo er sich an den viel zu niedrigen Tisch setzte. Es gab ein freudiges Wiedersehen mit Sam und Rosie, die er schon einmal kennengelernt hatte, vor vielen Jahren. Als Liliane durch die Tür trat, hätte sie fast den Teller fallen gelassen, den sie trug. „Legolas! Es ist schön, dass du gekommen bist!"Sie eilte auf ihren großen Freund zu und umarmte ihn stürmisch. Seit er ihr und ihrer kleinen Tochter das Leben gerettet hatte, hatten die Beiden ein sehr inniges Verhältnis zueinander aufgebaut.
„Wie geht es dir, Liliane?"fragte Legolas und erkannte mit einem Blick, dass sie sehr gut aussah. „Wundervoll, danke! Lilthanor schläft noch, aber sie wird bestimmt bald aufwachen!"Der Elb nickte: „Gut, denn ich bin eigentlich ihretwegen gekommen. Lilthanor feiert doch morgen ihren ersten Geburtstag, und nachdem ich ihr Pate bin, konnte ich natürlich nicht anders, als ihr mein Geschenk zu überbringen!"Frodo schüttelte den Kopf: „Aber das ist doch nicht nötig, ihr etwas zu schenken! Bei uns ist es Brauch, dass das Geburtstagskind die Gäste beschenkt!"
Legolas sah den Hobbit irritiert an. „Das ist aber ein sehr eigenartiger Brauch, von dem ich noch nie gehört habe. Aber ich möchte ihr gerne etwas zum Geschenk machen, dass sie zu schützen vermag."Frodo wollte gerade etwas erwidern, als lautes Geschrei aus einen der Zimmern klang. „Bitte, wie bestellt. Lilthanor ist erwacht!"grinste der Hobbit und sah seiner Frau nach. Kurz darauf erschien Liliane mit einem kleinen Hobbitkind in den Armen, das mit großen blauen Augen in die Welt blickte. Legolas musste lächeln. Diese Augen hatten ihn schon vor einem Jahr aufmerksam gemustert, als er sie als Neugeborenes in den Armen liegen hatte. Es war eine sehr dramatische Geburt gewesen.
„Sie ist groß geworden."Liliane nickte lachend und drückte ihm das Mädchen in die Arme. Staunend sah Lilthanor Legolas an und musterte ihn eingehend, wobei sie ihre Stirn in Falten legte. Schließlich verzog sich ihr Mündchen zu einem breiten Lächeln und sie begann zu juchzen und zu brabbeln. Ihre kleinen Händchen tapsten tollpatschig in Legolas´ Gesicht und ihre Fingerchen vergruben sich in seinen blonden Haaren. „Au, so behandelst du mich also? Nach alldem?"lachte der Elb und versuchte, ihren Griff von seinen Strähnen zu lösen. „Warte, ich helfe dir!"Frodo eilte hinzu und gemeinsam schafften sie es schließlich, Legolas zu befreien. „Das tut sie gern! Jedem fasst sie in die Haare und zieht dann mit Hingabe daran!"der Hobbit konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Sie ist sehr aufgeweckt, nichts ist vor ihr sicher, wenn sie durch die Höhle krabbelt!"Legolas strich Lilthanor durch ihre dunklen Locken, er war noch immer völlig überrascht, dass sie so groß geworden war, obwohl...groß war sie für seine Begriffe überhaupt nicht. Aber innerhalb diesen einen Jahres war sie ordentlich gewachsen und um etliches schwerer war sie auch. Legolas erinnerte sich wieder, weswegen er eigentlich gekommen war. Er griff in den Beutel an seinem Gürtel und zog ein kleines, zartes Amulett heraus, das an einer dünnen Halskette befestigt war. „Dieses Amulett soll dich beschützen, Lilthanor, Tochter von Frodo und Liliane Beutlin. Möge es dich nie im Stich lassen und dich immer vor Krankheiten und Gefahren bewahren."
Mit diesen Worten legte es der Elb um den Hals des kleinen Mädchens, das verspielt danach angelte. Schließlich hatte sie es ergriffen und steckte es sich so schnell in den Mund, dass seine Eltern gar nicht reagieren konnten. Lilthanor biss herzhaft in den Elbenstein, in dem mit elbischen Buchstaben eine Schutzformel eingraviert worden war. Als sie merkte, dass das Ding in ihrem Mund überhaupt nach nichts schmeckte, spuckte sie ihn wieder aus und verzog das Gesichtchen. Legolas musste lachen und strich der Kleinen zärtlich über den Kopf.
„Sie ist wirklich niedlich. Ich freue mich, sie wiedergesehen zu haben, aber ich werde bald wieder aufbrechen."Frodo und Liliane sahen ihn bittend an: „Bleib doch ein paar Tage hier, Legolas. Es ist Platz genug hier und wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn du unser Gast bist! Außerdem ist morgen die Geburtstagsfeier von Lilthanor, die darfst du als ihr Pate doch keinesfalls verpassen!"Die Hobbits bedrängten den Elben so lange, bis er zusagte, einige Tage in Hobbingen zu bleiben. Liliane hatte gerade Lilthanor genommen, weil das kleine Mädchen Hunger hatte und zu schreien begonnen hatte, als ein kleiner Wirbelwind ins Zimmer fegte: „Onkel Legolas, Onkel Legolas!"rief ein dünnes, glockenhelles Stimmchen, das zu Titheniel gehörte. Die vierjährige Schwester der kleinen Lilthanor sprang dem Elben in die Arme und drückte ihn ganz fest. „Ich freue mich so, dass du mich besuchen kommst!"juchzte die Kleine und gab dem ein wenig verdutzten Legolas ein Küsschen auf die Wange. Sie mochte ihn sehr seit der Zeit in Minas Tirith, Legolas hatte schließlich ihrer Mama geholfen! Das wusste sie noch ganz genau.
Es dauerte auch nicht lange, da kam Sam, Frodos Sohn in den Raum gelaufen und sprang Legolas ebenfalls in die Arme. Der Hobbitjunge war mittlerweile schon sechs Jahre alt geworden und zeigte Onkel Legolas stolz seine erste Zahnlücke und einen wackelnden Zahn. „Jetzt bin ich schon groß!"verkündete Sam und war vor Freude ganz aus dem Häuschen, als Legolas ihm anerkennend zunickte und ihm über seine wilde Lockenmähne strubbelte. Langsam kamen alle Kinder auf den Elben zu und überwanden ihre Scheu. Legolas musste den ganzen Nachmittag Geschichten erzählen und Fragen beantworten, die ihn manchmal leicht verzweifeln ließen. Es war direkt eine Erholung für ihn, als abends alle Kinder ins Bett gesteckt wurden und endlich Ruhe in Beutelsend einkehrte. Der Elb unterhielt sich noch einige Zeit mit Frodo und Sam, während die Frauen alles für die Geburtstagsfeier vorbereiteten, die am folgenden Tag stattfinden sollte.
Bereits am frühen Morgen herrschte reger Betrieb in Beutelsend, jede Menge aufgeregter Kinder liefen den Erwachsenen zwischen den Beinen herum und veranstalteten ein heilloses Chaos, als sie sich dazu entschlossen hatten, unbedingt helfen zu wollen. Schließlich platzte Rosie der Kragen und scheuchte die Rasselbande aus der Höhle. Legolas hatte sich sein Patenkind geschnappt und war mit ihm in den Garten gegangen. Aufmerksam lauschte Lilthanor den Worten des Elben, der ihr von seinem Volk erzählte, das im fernen Düsterwald lebte und von Gondor, der weißen Stadt Minas Tirith und Rohan, das Land der Pferdeherren. Legolas konnte nicht sagen, ob sie die Worte verstand, aber der melodische Klang seiner Stimme zog sie in ihren Bann, mit großen Augen und offenem Mündchen hing sie geradezu an den Lippen des Elben.
Legolas sah die Kleine in seinen Armen bewundernd an, wie niedlich sie doch war, er war ihrem Charme völlig erlegen, und das seit ihre Geburt vor genau einem Jahr. „Du warst so winzig, als ich dich auf die Welt holte, Lilthanor. Und du hast uns allen einen gehörigen Schrecken eingejagt, wie du so dalagst und nicht atmen wolltest, weißt du das?"flüsterte er dem Kind ins Ohr und sah, wie sie das Mündchen zu einem breiten Lächeln verzog, sodass man ihre kleinen Zähnchen sehen konnte, die sie schon besaß. Übermütig begann Lilthanor zu strampeln und zu jauchzen. „Na du kleiner Quälgeist, was soll das nun werden? Du zappelst ja wie ein Fisch in der Hand!"lachte Legolas und drehte sich mit ihr im Kreis, was dem Mädchen zu gefallen schien, glucksend lachte sie und quietschte laut vor Vergnügen.
Stumm lächelnd standen Frodo und Liliane Arm in Arm in einiger Entfernung und beobachteten Legolas und Lilthanor lächelnd. „Ohne ihn hätte ich euch beide verloren, Liliane. Das hätte ich bestimmt nicht überlebt!"flüsterte der Hobbit und gab seiner Frau einen sanften Kuss auf die Wange. „Ja, ohne Legolas wäre die Sache schlimm ausgegangen. Aber sieh doch, wie er mit der Kleinen spielt! Ich habe noch nie erlebt, das Elben so etwas machen." Flüsterte Liliane und sah fasziniert zu, wie Legolas das kleine Mädchen in die Luft hielt und hin und her schaukelte. Frodo musste lächeln: „Ich bis heute auch nicht, sonst sind sie immer sehr auf Haltung bedacht. Aber es sieht so schön aus, lass die Beiden noch ein Weilchen allein."
Der Geburtstag der kleinen Lilthanor wurde ausgiebig gefeiert, es gab viele Kuchen, Kekse und andere Leckereien, die die Kinder in rauen Mengen verputzten. Nicht nur Sams Kinder waren da, sondern auch jede Menge Freunde aus der Nachbarschaft, die nun laut tobend durch den Garten jagten. Legolas wurde sofort von einer ganzen Horde kleiner Hobbits eingekreist und musste nun Elbengeschichten erzählen. Der Elb war eine derartige Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt, er hasste es normalerweise sogar, aber hier, inmitten der Kinder, gefiel es ihm sehr. Unermüdlich erzählte er von Earendil und den anderen großen Helden aus seinem Volk und sah mit Freuden, dass die Hobbitkinder mit offenen Mündern stumm lauschten.
Irgendwann ging aber auch das rauschendste Fest zu Ende und alle Kinder waren bereits nach Hause gegangen, als sich Frodo zu Legolas gesellte und ihn lächelnd ansah. „Danke, Legolas"sagte er schlicht und der Elb blickte zu ihm hinab. „Wofür?"– „Dafür dass du deine wertvolle Zeit geopfert und dich um die Rasselbande gekümmert hast."Legolas legte eine Hand auf Frodos Schulter: „Es war mir eine Ehre. Ich hatte noch nie zuvor soviel Spass als heute. Eigentlich sollte ich dir dankbar sein!"sagte der Elbenprinz und strahlte den Hobbit freudig an.
„Ameron". Der Hauptmann wurde sanft an der Schulter gerüttelt. „Ameron komm, wir müssen los." Der junge Mann blinzelte schläfrig und wunderte sich im ersten Moment über das Gewicht auf seinem Arm. Mariel lag immer noch friedlich schlafend neben ihm und gluckste leicht im Schlaf. Er atmete einmal tief durch und sah Aragorn abreisefertig neben sich. „Verdammt, ist es schon so spät?" „Ja, mein Freund, wir sollten langsam aufbrechen."Er lächelte, als er Mariel in Amerons Arm erblickte.
„Sie hatte Angst", erklärte der junge Mann. „Sie zeigt schon Vertrauen, das ist wirklich gut", flüsterte Aragorn zurück. Ameron erhob sich langsam und zog dann ganz sanft seinen Arm unter seiner Tochter hervor. Die Kleine drehte sich seufzend und blinzelte dann mit den Augen. Sie gähnte einmal herzhaft, drückte ihre Puppe an sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen", piepste sie durch das Zimmer und sah die Beiden Männer vor sich verwundert an. „Geht ihr weg", fragte sie ängstlich. „Ja, aber mit dir. Wir reiten in die schöne Stadt", erklärte Aragorn. Das Mädchen machte große Augen. „Kriege ich dann Spielsachen?" Ameron wuschelte ihr durch die Haare. „Dann bekommst du Spielsachen, ich verspreche es dir."
Sie machten sich abreisefertig und aßen schnell ein paar Bissen von ihrem Proviant. Mariel hüpfte fröhlich quietschend durch den Raum und erzählte ihrer Puppe, dass sie Spielsachen kriegen würde. Sie war ganz aufgeregt und sprang Ameron immerzu vor die Füße und juchzte laut. Die Männer verstauten all ihre Sachen, und steckten ihre Schwerter in die Scheiden, wobei sie dabei von Mariel aufmerksam gemustert wurden.
Dann hob Ameron sie auf den Arm und trug sie hinunter, Aragorn folgte den Beiden und nachdem sie ihre Schulden für die Übernachtung bezahlt hatten, verließen sie das Gasthaus und gingen zu ihren Pferden. Brego schnaubte fröhlich als er Aragorn erkannte und Perian stupste Ameron liebevoll in die Seite. Aragorn nahm die beiden Pferde an die Zügel und Ameron hatte seine Tochter im Arm. Gemeinsam gingen sie zu Kandors Haus, obwohl Ameron sich beinahe dazu zwingen musste. Er mochte diesen Mann einfach nicht und er wollte ihn am liebsten nie wieder sehen! Aragorn erkannte Amerons missmutigen Blick, den er zu verbergen versuchte, sagte jedoch nichts dazu.
Mariel plapperte fröhlich vor sich hin und hielt ihre Puppe eng umschlungen. Zu ihrer Überraschung fanden sie Kandor bereits vor seinem Haus vor. Er verzog keine Mine, als die drei sie erreichten. „Papa", rief Mariel, als sie Kandor sah, und Ameron zog sich innerlich alles zusammen. Er verstand es zwar, aber es wiederstrebte ihm, dass die kleine diesen lieblosen Kerl Papa nannte.
„Na, wie ich sehe, ist es jetzt wohl soweit, dass mich die Kleine verlässt", sagte Kandor scheinheilig, als die drei vor ihm standen. „Ich bekomme ganz viele Spielsachen", verkündete Mariel stolz und grinste übers ganze Gesicht. Kandor nickte und fing dann an zu lächeln. Er sah Ameron tief in die Augen und diesem fuhr unwillkürlich ein Schauder über den Rücken.
„Ist es nicht erbärmlich, dass ihr diese Rotznase derartig ködern müsst", fragte er plötzlich in einem kalten Ton und Ameron wich einen Schritt zurück. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und auch Aragorn fühlte ein Unbehagen aufsteigen. Er ließ seine Hand zu seinem Schwert gleiten. „Das würde ich nicht tun, eure Majestät", sagte Kandor drohend. Sieben Männer traten nun auf die Straße, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Einer hatte einen Bogen gespannt, die anderen trugen Schwerter und Dolche.
„Was habt ihr vor", fragte Aragorn verwirrt und ließ das Schwert stecken, als er erkannte, dass der Mann mit dem Bogen auf Mariel und Ameron zielte. „Nun, wenn wir euch bitten dürften Majestät, euch einfach auf den Boden zu legen, wir wollen ja nicht, dass unschuldige Kinder getötet werden...", sagte Kandor und zog ebenfalls einen Dolch. Er funkelte Ameron gehässig an und zuckte dann mit den Schultern. „Na Papa, jetzt setz mal deine neue Tochter ab und mach keine schnellen Bewegungen, sonst kannst du ihr statt Spielsachen schenken, ein Grab schaufeln", sagte er spöttisch.
Ameron hatte alle Mühe ruhig zu bleiben. Er hatte es gewusst! Warum nur war er so blind gewesen, dass dieser Mann etwas im Schilde führte, hätte er sehen müssen. Seine Hände begannen leicht zu zittern, sie durften Mariel nichts tun. „Papa, was machst du", fragte das Mädchen sorglos und sah Kandor mit großen Augen fragend an. „Du törichtes Kind, weißt du denn immer noch nicht, dass dieser dumme Mann hier dein Vater ist? Schau mal, er hat die gleiche hässliche Haarfarbe wie du und diese ausdruckslosen Augen stammen ebenfalls von ihm. Weißt du, Mama fand es besser sich mit anderen Männern zu vergnügen, als auf mich zu warten und da passieren dann schon mal so Unfälle und so was wie du kommt auf die Welt."
„Jetzt reicht es aber", donnerte Ameron und legte schützend die Arme um Mariel. Das Mädchen verstand überhaupt nicht, was das alles zu bedeuten hatte und schaute sich nur ängstlich um. Kandor zog blitzschnell einen Dolch unter seiner Kleidung hervor und hielt ihn Ameron an die Kehle. „Du nervst und jetzt setz sie ab und tritt zur Seite". Ameron tat ganz langsam, was Kandor wollte, er wollte Mariel nicht in Gefahr bringen. Er überlegte wie wild, was Kandor vorhaben könnte.
„Majestät, würden sie jetzt bitte endlich in die Knie gehen und nicht so blöd gucken, sie beginnen mich aufzuregen", sagte er an Aragorn gewand. Die Männer mit den Waffen kamen immer näher und kreisten sie immer weiter ein. Aragorn sah zu Ameron, der vor Wut jeden Moment zerspringen wollte, doch dann ging er langsam in die Knie, so wie es Kandor wollte. „Na sehen sie, es geht doch. Freuen sie sich, hier bekommen zur Abwechslung auch sie mal die Befehle, ist doch mal eine Abwechslung, in dem grauen Alltag eines Königs", sagte er sarkastisch und lächelte Aragorn belustigt an. Ameron schnaubte wütend und sah immer zu auf Mariel, die keinen Ton rausbringen konnte, so erschreckt war sie.
„Was wollt ihr denn", fragte Aragorn noch einmal und erntet einen bösen Blick. „Nur einen kleinen Gefallen von euch, werter König." Er kam zu Aragorn rüber und kniete sich neben ihn auf den Boden. Ameron wollte etwas tun, aber er sah, dass Mariel mit dem Pfeil anvisiert wurde und er wollte nichts riskieren. Kandor drehte Aragorns Kopf leicht, so dass er sein Ohr vor sich hatte und flüsterte dann: „Aber vorher töten wir das Mädchen..."
Aragorn sah erschrocken auf und warf ein paar vielsagende Blicke zu Ameron. Dieser verstand sofort, dass höchste Gefahr drohte und grübelte fieberhaft.
Kandor zog beim Aufstehen Aragorn das Schwert aus der Scheide und schmiss es in einiger Entfernung auf den Boden. Ameron gab er per Handbewegung die gleiche Anweisung und wiederwillig zog der junge Hauptmann seine Waffe aus der Scheide. Er wusste jedoch, dass er verloren hatte, wenn er die Waffe jetzt wegschmiss. Er durfte es nicht tun, er musste sein Glück versuchen. Er warf Aragorn einen durchdringenden Blick zu, in der Hoffnung, der König würde verstehen, dass er etwas versuchen wollte. Blitzschnell machte er einen Satz nach vorne, schnappte sich Mariel und drehte sich mit ihr weg. Kurz darauf flog ein Pfeil zentimeterweit an ihm vorbei. Mariel fiel auf ihn und sah ihn völlig verschreckt an, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er sprang wieder auf die Beine und schlug Kandor den Dolch aus der Hand, mit dem er Ameron angreifen wollte.
Aragorn lies sich währenddessen nach vorne fallen und rollte über den Boden, auf sein Schwert zu. Er ergriff es und sah sich sogleich einem schmutzigen Mann gegenüber, der ihn laut schreiend angriff. Krachend knallten die Klingen aufeinander und mit voller wucht stieß Aragorn den Mann zurück. Taumelnd fiel er zu Boden, doch er holte mit dem Schwert aus und schlug es im Halbkreis um sich herum. Es hätte Aragorn die Beine durchtrennt, wenn dieser nicht hochgesprungen wäre und dafür gesorgt hätte, dass so die Klinge begleitet von einem starken Luftzug, unter seinen Beinen hinwegschnellte. Der König landete nach diesem Hechtsprung unsanft auf der Seite und fing, nachdem er sich auf den Rücken gedreht hatte, einen neuen Schwertschlag ab. Mit aller Kraft trat er dem Gegner gegen die Knie, zertrümmerte ihm die Kniescheiben, und schleuderte ihn somit zurück. Er befreite den Mann von seinen Qualen, indem er ihm das Schwert in den Hals bohrte. Ein weiterer Angreifer kam mit erhobenem Schwert auf ihn zugestürzt, doch Aragorn hielt nur sein Schwert nach vorne und sorgte somit dafür, dass der Angreifer direkt in die Klinge rannte. Er zog sie aus dem toten Körper heraus und richtete die blutige Klinge gegen einen neuen Feind.
Die Pferde waren wiehernd hochgestiegen und hatten die Fluchte ergriffen. Ameron hatte im Kampf sein Schwert verloren und stand nun Kandor schutzlos gegenüber. Dieser jedoch hatte ebenfalls keine Waffe mehr und baute sich drohend vor dem Wachmann auf. Mariel schrie nur laut auf, warf sich dann auf die Knie und legte die Hände auf ihre Augen. Sie hörte den Kampflärm und er machte ihr Angst. Erste neugierige Gesichter erschienen in den Fenstern der Häuser, doch in diesem Dorf gab es kaum Wachen. Diese wohnten weiter weg und da sich bei dem Anblick, der sich ihnen bot, keiner der Leute auf die Straße wagte, passierte rein gar nichts.
Kandor ließ seine Zähne bedrohlich hervorblitzen und sah Ameron konzentriert an. Er holte zum Schlag aus, doch der Hauptmann duckte sich schnell und so ging der Schlag ins Leere. Ameron hingegen nutzte dieses Missgeschick zu seinen Gunsten und schlug dem Mann seine Faust in die Magengegend, so dass dieser keuchend zu Boden ging. Er hätte ihn gewiss getötet, wenn nicht ein anderer auf ihn zugestürmt kam und Ameron ausweichen musste. Er warf sich hinüber zu seinem Schwert und parierte dem Angreifer. Mariel krabbelte völlig verstört über den Boden und Ameron konnte nur einen kurzen Blick zur Seite werfen. Er sah, dass Aragorn sich gerade freigekämpft hatte und im Begriff war zu ihm zu eilen. „Aragorn, nimm das Mädchen und lauf", brüllte er und hielt sein Schwert schützend vor sich. Aragorn reagierte sofort und schnappte sich die Kleine samt Puppe, die sie eng an sich gedrückt hielt, doch er drehte sich noch einmal unsicher um.
„Lauf endlich", rief Ameron und wehrte erneut einen Schwertschlag ab. Aragorn lief gehetzt los und hielt Mariel ganz fest. Er pfiff einmal laut und holte so die Pferde wieder ein Stück zurück. Ein Pfeil flog wieder nur knapp an Ameron vorbei und wütend drehte er sich und hieb dem Gegner vor sich seine Waffe aus der Hand. Dieser fiel zur Seite und gab den Blick auf den Bogenschützen frei, der jetzt genau auf Aragorn zielte, der mit dem Mädchen im Arm immer noch die Flucht ergriff. Ameron schleuderte blitzschnell sein Schwert und mit einem heulenden Ton schnellte die Waffe vorwärts und traf den Bogenschützen in die Brust, noch bevor er seinen Pfeil abschießen konnte. Obwohl sich vier Männer wieder kampfbereit vor ihm befanden und auch Kandor sich wieder mühevoll und laut fluchend aufrappelte, ergriff auch Ameron jetzt die Flucht. Im vorübereilen ergriff er ein blutiges Schwert, das auf dem Boden lag und eilte hinter Aragorn her. Auch hinter ihm wurde ein Schwert geworfen, doch es verfehlte ihn um eine Handbreite und fiel vor ihm in den Sand. Perian stand in einiger Entfernung und Ameron hatte keinen anderen Gedanken, als zu seinem Pferd zu kommen. Wenn er leben wollte, musste er flüchten, Aragorn und Mariel standen bereits vor Brego und warteten, als sie Ameron auf sich zulaufen sahen. Der junge Mann schnappte sich die Zügel seines Pferdes und schwang sich auf Perians Rücken. Er trieb das folgsame Tier sofort zur Eile an und stoppte neben Aragorn. Der König reichte ihm die weinende Mariel nach oben und machte sich dann schleunigst daran, selbst auf den Pferderücken zu kommen. Die Beiden Männer trieben ihre Reittiere hastig an und hörten hinter sich lautes Gebrüll, dass von den Männern zu kommen schien. Aragorn wandte sich beim Reiten einmal um und erkannte aus den Augenwinkeln, dass die fünf übrigen Männer dabei waren auf Pferde zu steigen.
„Schneller Ameron, die kommen hinterher", rief der König und trieb Brego weiter an. Auch Ameron tat dies mit seiner Stute und so schnell sie konnten, jagten die beiden Männer die Straßen entlang. Brego sprang über einen kleinen Karren, der mitten auf der Straße stand und Perian wich im letzten Moment einem Mann aus, der völlig verdutzt aus seinem Haus getreten war. Begleitet von einer Staubwolke durch die sandige Straße, rannten die Pferde immer weiter Richtung Dorfrand. In einiger Entfernung, hetzten die Männer hinter ihnen her. Endlich erreichten sie den Dorfausgang und preschten hinaus in das weite Land.
Disclaimer:
Alle Rechte an den Originalcharakteren aus „Der Herr der Ringe"liegt
natürlich bei
J.R.R. Tolkien, bzw. seinen Nachkommen.
Wir, die Autoren, erheben nur Ansprüche auf unsere gaaaanz eigenen
Persönlichkeiten *g* Und dass sich mit diesem Werk kein Geld verdienen lässt, ist doch wohl auch klar, hm? ;-)
*** @ Little Lion: Hmm...es stimmt, Kandor ist wirklich das Allerletzte! Und ob sich deine Vermutung bestätigt..?!*g*
@ Eirien: Vielen Dank für dein aufbauendes Review von Magic Dragon und mir! Kandor hat so einiges auf Lager, mal sehen was der noch so vorhat! *fiesgrins*
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Kandor huschte eine Straße entlang und trat dann ohne anzuklopfen in ein Haus, indem auch in tiefer Nacht noch Kerzen brannten. Im Innere des Hauses sah es fast genauso schäbig aus, wie bei ihm. Ungerührt trat er über die vielen Gegenstände hinweg, die sich auf dem Boden türmten. Er setzte seinen Weg weiter fort in ein Zimmer, indem sieben finster aussehende Männer saßen und ihn aufmerksam musterten. Kandor stellet sich in die Mitte des Raumes, stemmte dann stolz die Hände in die Hüften und sagte: „Nennt mich ruhig ein Genie, ich habe einen neuen Plan und er dürfte euch gefallen!"Seine Lippen wurden umspielt von einem kalten Lächeln.
Er erklärte seinen Männern, was er herausgefunden hatte und was er zu tun gedachte. Die Reaktionen waren unterschiedlich, die einen nickten sofort mit ihren Köpfen, die anderen blickten kritisch drein. „Denkst du nicht, dass ist eine Nummer zu groß für uns", wollte einer der Männer wissen. „Sie sind allein, was soll schon passieren? Wir haben die einmalige Gelegenheit, die sollten wir nutzen und unsere Freunde im Kerker werden es uns danken...", antwortete Kandor kühl. „Aber wir müssen bedenken, wen wir da vor uns haben! Das ist nicht nur irgendwer! Sie werden wie ein Balrog hinter uns her sein und uns jagen, wenn sie herausbekommen, dass wir das waren. Können wir das riskieren? Können wir uns denen überhaupt entgegenstellen, viele Männer werden kommen um seiner Willen."
„Ach bitte! Erstens wissen die gar nicht, wo wir uns aufhalten und zweitens werden die sich hüten irgendetwas zu machen, solange der in unserer Gewalt ist. Unnötig setzten sie sein Leben auch nicht aufs Spiel." „Und was ist mit dem anderen", wurde Kandor gefragt. „Na was schon, den töten wir oder was soll ich mit dem anfangen? Der nervt mich sowieso schon..." „Und du weißt, wo sie jetzt sind?" „Natürlich. Ich habe dafür gesorgt, dass sie sind wo sie sind", lachte er. Nach einigem hin und her war es beschlossene Sache. Die Männer besprachen den Plan und waren sich sehr bald über alles einig. „Na, dann meine Herren... Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit", sagte Kandor spöttisch und rieb sich die Hände. Die Männer erhoben ein paar Gläser und tranken auf den neuen Plan. Das Bier, welches sie in den Gläsern hatten, lief ihnen beim Trinken die Bärte hinab und tropfte auf ihre schmutzige Kleidung. Sie grölten wild und streckten die Schwerter in die Luft. Kandor verließ schließlich wieder das Haus und lief zufrieden zu seinem Haus zurück. Endlich gab es mal wieder was zu tun. Den trauernden Witwer zu spielen hatte er schon lange satt...
Langsam trottete der Schimmel durch Hobbingen. Die Hobbits, die an ihm vorüberkamen, starrten dem großen, zierlichen Hengst nach, aber ihre Aufmerksamkeit galt nicht allein dem Pferd, sondern vor allem seinem Reiter, der aufrecht und geschmeidig im Sattel des edlen Tieres saß und sie keines Blickes würdigte. Mit ernstem Gesicht ritt er langsam durchs Dorf. „Mama, kennst du den Menschen?"fragte ein Hobbitmädchen und drückte sich ängstlich an seine Mutter. „Das ist kein Mensch, Liebes, sondern ein Elb!" flüsterte die Hobbitfrau aufgeregt und wunderte sich sehr, was denn einer vom schönen Volk hier zu suchen hatte. „Der will sicher zu Herrn Beutlin! Der pflegt doch Kontakt zu Fremden, der Eigenbrötler."Brummte ein älterer Hobbit und schüttelte den Kopf. Wenn etwas Außergewöhnliches hier geschah, hatte meistens Frodo Beutlin seine Hände im Spiel.
Der Elb hatte mittlerweile den Beutelhaldenweg erreicht und ritt langsam den Bühl hinauf, an dessen Spitze er schon von weitem den großen Smial mit der alten Eiche sah. Beutelsend. Hierher wollte er. Er hielt vor dem kleinen Gartentor, sprang mit einer eleganten Bewegung aus dem Sattel und sah sich um. Es war weit und breit niemand zu sehen, nur durch die geöffnete Eingangstür drangen viele Stimmen und Geschirr klapperte. Der Elb musste lächeln. Natürlich, es war Mittag und alle Bewohner von Beutelsend hatten sich bei Tisch eingefunden. Er stellte sich neben sein Pferd, das bereits begonnen hatte, die Grashalme am Wegrand abzuzupfen, und wartete geduldig. Schon nach kurzer Zeit lief ein kleiner Hobbitjunge durch die Tür und raste die Treppe zum Gartentor hinab. Er wollte es gerade öffnen, als er der großen Gestalt gewahr wurde, die ihn freundlich musterte. Wie vom Donner gerührt blieb der Kleine stehen und sah mit großen Augen den blondhaarigen Elben an, der ihm freundlich zulächelte. Aber noch ehe der Elb etwas sagen konnte, machte der Junge auf den Fersen kehrt und hetzte die Stufen hinauf, um laut schreiend in der Höhle zu verschwinden. Lächelnd schüttelte er den Kopf und wartete ab.
„Hamfast, ich bin mir sicher, deine Phantasie ist wieder mit dir durchgegangen! Was sollte denn ein..."weiter kam der Hobbit nicht. Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte auf den Elben, der ihn lächelnd begrüßte: „Mae govannen, Frodo!"– „Legolas!" Frodo konnte es kaum fassen, seinen Elbenfreund wiederzusehen. „Es ist schön, dass du hier bist! Du hast also Lilthanors Geburtstag nicht vergessen!"Rasch war er die Treppen hinabgelaufen und bat Legolas, näherzutreten.
Der Elbenprinz aus dem Düsterwald folgte dem Hobbit in den Smial , wo er sich an den viel zu niedrigen Tisch setzte. Es gab ein freudiges Wiedersehen mit Sam und Rosie, die er schon einmal kennengelernt hatte, vor vielen Jahren. Als Liliane durch die Tür trat, hätte sie fast den Teller fallen gelassen, den sie trug. „Legolas! Es ist schön, dass du gekommen bist!"Sie eilte auf ihren großen Freund zu und umarmte ihn stürmisch. Seit er ihr und ihrer kleinen Tochter das Leben gerettet hatte, hatten die Beiden ein sehr inniges Verhältnis zueinander aufgebaut.
„Wie geht es dir, Liliane?"fragte Legolas und erkannte mit einem Blick, dass sie sehr gut aussah. „Wundervoll, danke! Lilthanor schläft noch, aber sie wird bestimmt bald aufwachen!"Der Elb nickte: „Gut, denn ich bin eigentlich ihretwegen gekommen. Lilthanor feiert doch morgen ihren ersten Geburtstag, und nachdem ich ihr Pate bin, konnte ich natürlich nicht anders, als ihr mein Geschenk zu überbringen!"Frodo schüttelte den Kopf: „Aber das ist doch nicht nötig, ihr etwas zu schenken! Bei uns ist es Brauch, dass das Geburtstagskind die Gäste beschenkt!"
Legolas sah den Hobbit irritiert an. „Das ist aber ein sehr eigenartiger Brauch, von dem ich noch nie gehört habe. Aber ich möchte ihr gerne etwas zum Geschenk machen, dass sie zu schützen vermag."Frodo wollte gerade etwas erwidern, als lautes Geschrei aus einen der Zimmern klang. „Bitte, wie bestellt. Lilthanor ist erwacht!"grinste der Hobbit und sah seiner Frau nach. Kurz darauf erschien Liliane mit einem kleinen Hobbitkind in den Armen, das mit großen blauen Augen in die Welt blickte. Legolas musste lächeln. Diese Augen hatten ihn schon vor einem Jahr aufmerksam gemustert, als er sie als Neugeborenes in den Armen liegen hatte. Es war eine sehr dramatische Geburt gewesen.
„Sie ist groß geworden."Liliane nickte lachend und drückte ihm das Mädchen in die Arme. Staunend sah Lilthanor Legolas an und musterte ihn eingehend, wobei sie ihre Stirn in Falten legte. Schließlich verzog sich ihr Mündchen zu einem breiten Lächeln und sie begann zu juchzen und zu brabbeln. Ihre kleinen Händchen tapsten tollpatschig in Legolas´ Gesicht und ihre Fingerchen vergruben sich in seinen blonden Haaren. „Au, so behandelst du mich also? Nach alldem?"lachte der Elb und versuchte, ihren Griff von seinen Strähnen zu lösen. „Warte, ich helfe dir!"Frodo eilte hinzu und gemeinsam schafften sie es schließlich, Legolas zu befreien. „Das tut sie gern! Jedem fasst sie in die Haare und zieht dann mit Hingabe daran!"der Hobbit konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Sie ist sehr aufgeweckt, nichts ist vor ihr sicher, wenn sie durch die Höhle krabbelt!"Legolas strich Lilthanor durch ihre dunklen Locken, er war noch immer völlig überrascht, dass sie so groß geworden war, obwohl...groß war sie für seine Begriffe überhaupt nicht. Aber innerhalb diesen einen Jahres war sie ordentlich gewachsen und um etliches schwerer war sie auch. Legolas erinnerte sich wieder, weswegen er eigentlich gekommen war. Er griff in den Beutel an seinem Gürtel und zog ein kleines, zartes Amulett heraus, das an einer dünnen Halskette befestigt war. „Dieses Amulett soll dich beschützen, Lilthanor, Tochter von Frodo und Liliane Beutlin. Möge es dich nie im Stich lassen und dich immer vor Krankheiten und Gefahren bewahren."
Mit diesen Worten legte es der Elb um den Hals des kleinen Mädchens, das verspielt danach angelte. Schließlich hatte sie es ergriffen und steckte es sich so schnell in den Mund, dass seine Eltern gar nicht reagieren konnten. Lilthanor biss herzhaft in den Elbenstein, in dem mit elbischen Buchstaben eine Schutzformel eingraviert worden war. Als sie merkte, dass das Ding in ihrem Mund überhaupt nach nichts schmeckte, spuckte sie ihn wieder aus und verzog das Gesichtchen. Legolas musste lachen und strich der Kleinen zärtlich über den Kopf.
„Sie ist wirklich niedlich. Ich freue mich, sie wiedergesehen zu haben, aber ich werde bald wieder aufbrechen."Frodo und Liliane sahen ihn bittend an: „Bleib doch ein paar Tage hier, Legolas. Es ist Platz genug hier und wir würden uns wirklich sehr freuen, wenn du unser Gast bist! Außerdem ist morgen die Geburtstagsfeier von Lilthanor, die darfst du als ihr Pate doch keinesfalls verpassen!"Die Hobbits bedrängten den Elben so lange, bis er zusagte, einige Tage in Hobbingen zu bleiben. Liliane hatte gerade Lilthanor genommen, weil das kleine Mädchen Hunger hatte und zu schreien begonnen hatte, als ein kleiner Wirbelwind ins Zimmer fegte: „Onkel Legolas, Onkel Legolas!"rief ein dünnes, glockenhelles Stimmchen, das zu Titheniel gehörte. Die vierjährige Schwester der kleinen Lilthanor sprang dem Elben in die Arme und drückte ihn ganz fest. „Ich freue mich so, dass du mich besuchen kommst!"juchzte die Kleine und gab dem ein wenig verdutzten Legolas ein Küsschen auf die Wange. Sie mochte ihn sehr seit der Zeit in Minas Tirith, Legolas hatte schließlich ihrer Mama geholfen! Das wusste sie noch ganz genau.
Es dauerte auch nicht lange, da kam Sam, Frodos Sohn in den Raum gelaufen und sprang Legolas ebenfalls in die Arme. Der Hobbitjunge war mittlerweile schon sechs Jahre alt geworden und zeigte Onkel Legolas stolz seine erste Zahnlücke und einen wackelnden Zahn. „Jetzt bin ich schon groß!"verkündete Sam und war vor Freude ganz aus dem Häuschen, als Legolas ihm anerkennend zunickte und ihm über seine wilde Lockenmähne strubbelte. Langsam kamen alle Kinder auf den Elben zu und überwanden ihre Scheu. Legolas musste den ganzen Nachmittag Geschichten erzählen und Fragen beantworten, die ihn manchmal leicht verzweifeln ließen. Es war direkt eine Erholung für ihn, als abends alle Kinder ins Bett gesteckt wurden und endlich Ruhe in Beutelsend einkehrte. Der Elb unterhielt sich noch einige Zeit mit Frodo und Sam, während die Frauen alles für die Geburtstagsfeier vorbereiteten, die am folgenden Tag stattfinden sollte.
Bereits am frühen Morgen herrschte reger Betrieb in Beutelsend, jede Menge aufgeregter Kinder liefen den Erwachsenen zwischen den Beinen herum und veranstalteten ein heilloses Chaos, als sie sich dazu entschlossen hatten, unbedingt helfen zu wollen. Schließlich platzte Rosie der Kragen und scheuchte die Rasselbande aus der Höhle. Legolas hatte sich sein Patenkind geschnappt und war mit ihm in den Garten gegangen. Aufmerksam lauschte Lilthanor den Worten des Elben, der ihr von seinem Volk erzählte, das im fernen Düsterwald lebte und von Gondor, der weißen Stadt Minas Tirith und Rohan, das Land der Pferdeherren. Legolas konnte nicht sagen, ob sie die Worte verstand, aber der melodische Klang seiner Stimme zog sie in ihren Bann, mit großen Augen und offenem Mündchen hing sie geradezu an den Lippen des Elben.
Legolas sah die Kleine in seinen Armen bewundernd an, wie niedlich sie doch war, er war ihrem Charme völlig erlegen, und das seit ihre Geburt vor genau einem Jahr. „Du warst so winzig, als ich dich auf die Welt holte, Lilthanor. Und du hast uns allen einen gehörigen Schrecken eingejagt, wie du so dalagst und nicht atmen wolltest, weißt du das?"flüsterte er dem Kind ins Ohr und sah, wie sie das Mündchen zu einem breiten Lächeln verzog, sodass man ihre kleinen Zähnchen sehen konnte, die sie schon besaß. Übermütig begann Lilthanor zu strampeln und zu jauchzen. „Na du kleiner Quälgeist, was soll das nun werden? Du zappelst ja wie ein Fisch in der Hand!"lachte Legolas und drehte sich mit ihr im Kreis, was dem Mädchen zu gefallen schien, glucksend lachte sie und quietschte laut vor Vergnügen.
Stumm lächelnd standen Frodo und Liliane Arm in Arm in einiger Entfernung und beobachteten Legolas und Lilthanor lächelnd. „Ohne ihn hätte ich euch beide verloren, Liliane. Das hätte ich bestimmt nicht überlebt!"flüsterte der Hobbit und gab seiner Frau einen sanften Kuss auf die Wange. „Ja, ohne Legolas wäre die Sache schlimm ausgegangen. Aber sieh doch, wie er mit der Kleinen spielt! Ich habe noch nie erlebt, das Elben so etwas machen." Flüsterte Liliane und sah fasziniert zu, wie Legolas das kleine Mädchen in die Luft hielt und hin und her schaukelte. Frodo musste lächeln: „Ich bis heute auch nicht, sonst sind sie immer sehr auf Haltung bedacht. Aber es sieht so schön aus, lass die Beiden noch ein Weilchen allein."
Der Geburtstag der kleinen Lilthanor wurde ausgiebig gefeiert, es gab viele Kuchen, Kekse und andere Leckereien, die die Kinder in rauen Mengen verputzten. Nicht nur Sams Kinder waren da, sondern auch jede Menge Freunde aus der Nachbarschaft, die nun laut tobend durch den Garten jagten. Legolas wurde sofort von einer ganzen Horde kleiner Hobbits eingekreist und musste nun Elbengeschichten erzählen. Der Elb war eine derartige Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt, er hasste es normalerweise sogar, aber hier, inmitten der Kinder, gefiel es ihm sehr. Unermüdlich erzählte er von Earendil und den anderen großen Helden aus seinem Volk und sah mit Freuden, dass die Hobbitkinder mit offenen Mündern stumm lauschten.
Irgendwann ging aber auch das rauschendste Fest zu Ende und alle Kinder waren bereits nach Hause gegangen, als sich Frodo zu Legolas gesellte und ihn lächelnd ansah. „Danke, Legolas"sagte er schlicht und der Elb blickte zu ihm hinab. „Wofür?"– „Dafür dass du deine wertvolle Zeit geopfert und dich um die Rasselbande gekümmert hast."Legolas legte eine Hand auf Frodos Schulter: „Es war mir eine Ehre. Ich hatte noch nie zuvor soviel Spass als heute. Eigentlich sollte ich dir dankbar sein!"sagte der Elbenprinz und strahlte den Hobbit freudig an.
„Ameron". Der Hauptmann wurde sanft an der Schulter gerüttelt. „Ameron komm, wir müssen los." Der junge Mann blinzelte schläfrig und wunderte sich im ersten Moment über das Gewicht auf seinem Arm. Mariel lag immer noch friedlich schlafend neben ihm und gluckste leicht im Schlaf. Er atmete einmal tief durch und sah Aragorn abreisefertig neben sich. „Verdammt, ist es schon so spät?" „Ja, mein Freund, wir sollten langsam aufbrechen."Er lächelte, als er Mariel in Amerons Arm erblickte.
„Sie hatte Angst", erklärte der junge Mann. „Sie zeigt schon Vertrauen, das ist wirklich gut", flüsterte Aragorn zurück. Ameron erhob sich langsam und zog dann ganz sanft seinen Arm unter seiner Tochter hervor. Die Kleine drehte sich seufzend und blinzelte dann mit den Augen. Sie gähnte einmal herzhaft, drückte ihre Puppe an sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Guten Morgen", piepste sie durch das Zimmer und sah die Beiden Männer vor sich verwundert an. „Geht ihr weg", fragte sie ängstlich. „Ja, aber mit dir. Wir reiten in die schöne Stadt", erklärte Aragorn. Das Mädchen machte große Augen. „Kriege ich dann Spielsachen?" Ameron wuschelte ihr durch die Haare. „Dann bekommst du Spielsachen, ich verspreche es dir."
Sie machten sich abreisefertig und aßen schnell ein paar Bissen von ihrem Proviant. Mariel hüpfte fröhlich quietschend durch den Raum und erzählte ihrer Puppe, dass sie Spielsachen kriegen würde. Sie war ganz aufgeregt und sprang Ameron immerzu vor die Füße und juchzte laut. Die Männer verstauten all ihre Sachen, und steckten ihre Schwerter in die Scheiden, wobei sie dabei von Mariel aufmerksam gemustert wurden.
Dann hob Ameron sie auf den Arm und trug sie hinunter, Aragorn folgte den Beiden und nachdem sie ihre Schulden für die Übernachtung bezahlt hatten, verließen sie das Gasthaus und gingen zu ihren Pferden. Brego schnaubte fröhlich als er Aragorn erkannte und Perian stupste Ameron liebevoll in die Seite. Aragorn nahm die beiden Pferde an die Zügel und Ameron hatte seine Tochter im Arm. Gemeinsam gingen sie zu Kandors Haus, obwohl Ameron sich beinahe dazu zwingen musste. Er mochte diesen Mann einfach nicht und er wollte ihn am liebsten nie wieder sehen! Aragorn erkannte Amerons missmutigen Blick, den er zu verbergen versuchte, sagte jedoch nichts dazu.
Mariel plapperte fröhlich vor sich hin und hielt ihre Puppe eng umschlungen. Zu ihrer Überraschung fanden sie Kandor bereits vor seinem Haus vor. Er verzog keine Mine, als die drei sie erreichten. „Papa", rief Mariel, als sie Kandor sah, und Ameron zog sich innerlich alles zusammen. Er verstand es zwar, aber es wiederstrebte ihm, dass die kleine diesen lieblosen Kerl Papa nannte.
„Na, wie ich sehe, ist es jetzt wohl soweit, dass mich die Kleine verlässt", sagte Kandor scheinheilig, als die drei vor ihm standen. „Ich bekomme ganz viele Spielsachen", verkündete Mariel stolz und grinste übers ganze Gesicht. Kandor nickte und fing dann an zu lächeln. Er sah Ameron tief in die Augen und diesem fuhr unwillkürlich ein Schauder über den Rücken.
„Ist es nicht erbärmlich, dass ihr diese Rotznase derartig ködern müsst", fragte er plötzlich in einem kalten Ton und Ameron wich einen Schritt zurück. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und auch Aragorn fühlte ein Unbehagen aufsteigen. Er ließ seine Hand zu seinem Schwert gleiten. „Das würde ich nicht tun, eure Majestät", sagte Kandor drohend. Sieben Männer traten nun auf die Straße, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Einer hatte einen Bogen gespannt, die anderen trugen Schwerter und Dolche.
„Was habt ihr vor", fragte Aragorn verwirrt und ließ das Schwert stecken, als er erkannte, dass der Mann mit dem Bogen auf Mariel und Ameron zielte. „Nun, wenn wir euch bitten dürften Majestät, euch einfach auf den Boden zu legen, wir wollen ja nicht, dass unschuldige Kinder getötet werden...", sagte Kandor und zog ebenfalls einen Dolch. Er funkelte Ameron gehässig an und zuckte dann mit den Schultern. „Na Papa, jetzt setz mal deine neue Tochter ab und mach keine schnellen Bewegungen, sonst kannst du ihr statt Spielsachen schenken, ein Grab schaufeln", sagte er spöttisch.
Ameron hatte alle Mühe ruhig zu bleiben. Er hatte es gewusst! Warum nur war er so blind gewesen, dass dieser Mann etwas im Schilde führte, hätte er sehen müssen. Seine Hände begannen leicht zu zittern, sie durften Mariel nichts tun. „Papa, was machst du", fragte das Mädchen sorglos und sah Kandor mit großen Augen fragend an. „Du törichtes Kind, weißt du denn immer noch nicht, dass dieser dumme Mann hier dein Vater ist? Schau mal, er hat die gleiche hässliche Haarfarbe wie du und diese ausdruckslosen Augen stammen ebenfalls von ihm. Weißt du, Mama fand es besser sich mit anderen Männern zu vergnügen, als auf mich zu warten und da passieren dann schon mal so Unfälle und so was wie du kommt auf die Welt."
„Jetzt reicht es aber", donnerte Ameron und legte schützend die Arme um Mariel. Das Mädchen verstand überhaupt nicht, was das alles zu bedeuten hatte und schaute sich nur ängstlich um. Kandor zog blitzschnell einen Dolch unter seiner Kleidung hervor und hielt ihn Ameron an die Kehle. „Du nervst und jetzt setz sie ab und tritt zur Seite". Ameron tat ganz langsam, was Kandor wollte, er wollte Mariel nicht in Gefahr bringen. Er überlegte wie wild, was Kandor vorhaben könnte.
„Majestät, würden sie jetzt bitte endlich in die Knie gehen und nicht so blöd gucken, sie beginnen mich aufzuregen", sagte er an Aragorn gewand. Die Männer mit den Waffen kamen immer näher und kreisten sie immer weiter ein. Aragorn sah zu Ameron, der vor Wut jeden Moment zerspringen wollte, doch dann ging er langsam in die Knie, so wie es Kandor wollte. „Na sehen sie, es geht doch. Freuen sie sich, hier bekommen zur Abwechslung auch sie mal die Befehle, ist doch mal eine Abwechslung, in dem grauen Alltag eines Königs", sagte er sarkastisch und lächelte Aragorn belustigt an. Ameron schnaubte wütend und sah immer zu auf Mariel, die keinen Ton rausbringen konnte, so erschreckt war sie.
„Was wollt ihr denn", fragte Aragorn noch einmal und erntet einen bösen Blick. „Nur einen kleinen Gefallen von euch, werter König." Er kam zu Aragorn rüber und kniete sich neben ihn auf den Boden. Ameron wollte etwas tun, aber er sah, dass Mariel mit dem Pfeil anvisiert wurde und er wollte nichts riskieren. Kandor drehte Aragorns Kopf leicht, so dass er sein Ohr vor sich hatte und flüsterte dann: „Aber vorher töten wir das Mädchen..."
Aragorn sah erschrocken auf und warf ein paar vielsagende Blicke zu Ameron. Dieser verstand sofort, dass höchste Gefahr drohte und grübelte fieberhaft.
Kandor zog beim Aufstehen Aragorn das Schwert aus der Scheide und schmiss es in einiger Entfernung auf den Boden. Ameron gab er per Handbewegung die gleiche Anweisung und wiederwillig zog der junge Hauptmann seine Waffe aus der Scheide. Er wusste jedoch, dass er verloren hatte, wenn er die Waffe jetzt wegschmiss. Er durfte es nicht tun, er musste sein Glück versuchen. Er warf Aragorn einen durchdringenden Blick zu, in der Hoffnung, der König würde verstehen, dass er etwas versuchen wollte. Blitzschnell machte er einen Satz nach vorne, schnappte sich Mariel und drehte sich mit ihr weg. Kurz darauf flog ein Pfeil zentimeterweit an ihm vorbei. Mariel fiel auf ihn und sah ihn völlig verschreckt an, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er sprang wieder auf die Beine und schlug Kandor den Dolch aus der Hand, mit dem er Ameron angreifen wollte.
Aragorn lies sich währenddessen nach vorne fallen und rollte über den Boden, auf sein Schwert zu. Er ergriff es und sah sich sogleich einem schmutzigen Mann gegenüber, der ihn laut schreiend angriff. Krachend knallten die Klingen aufeinander und mit voller wucht stieß Aragorn den Mann zurück. Taumelnd fiel er zu Boden, doch er holte mit dem Schwert aus und schlug es im Halbkreis um sich herum. Es hätte Aragorn die Beine durchtrennt, wenn dieser nicht hochgesprungen wäre und dafür gesorgt hätte, dass so die Klinge begleitet von einem starken Luftzug, unter seinen Beinen hinwegschnellte. Der König landete nach diesem Hechtsprung unsanft auf der Seite und fing, nachdem er sich auf den Rücken gedreht hatte, einen neuen Schwertschlag ab. Mit aller Kraft trat er dem Gegner gegen die Knie, zertrümmerte ihm die Kniescheiben, und schleuderte ihn somit zurück. Er befreite den Mann von seinen Qualen, indem er ihm das Schwert in den Hals bohrte. Ein weiterer Angreifer kam mit erhobenem Schwert auf ihn zugestürzt, doch Aragorn hielt nur sein Schwert nach vorne und sorgte somit dafür, dass der Angreifer direkt in die Klinge rannte. Er zog sie aus dem toten Körper heraus und richtete die blutige Klinge gegen einen neuen Feind.
Die Pferde waren wiehernd hochgestiegen und hatten die Fluchte ergriffen. Ameron hatte im Kampf sein Schwert verloren und stand nun Kandor schutzlos gegenüber. Dieser jedoch hatte ebenfalls keine Waffe mehr und baute sich drohend vor dem Wachmann auf. Mariel schrie nur laut auf, warf sich dann auf die Knie und legte die Hände auf ihre Augen. Sie hörte den Kampflärm und er machte ihr Angst. Erste neugierige Gesichter erschienen in den Fenstern der Häuser, doch in diesem Dorf gab es kaum Wachen. Diese wohnten weiter weg und da sich bei dem Anblick, der sich ihnen bot, keiner der Leute auf die Straße wagte, passierte rein gar nichts.
Kandor ließ seine Zähne bedrohlich hervorblitzen und sah Ameron konzentriert an. Er holte zum Schlag aus, doch der Hauptmann duckte sich schnell und so ging der Schlag ins Leere. Ameron hingegen nutzte dieses Missgeschick zu seinen Gunsten und schlug dem Mann seine Faust in die Magengegend, so dass dieser keuchend zu Boden ging. Er hätte ihn gewiss getötet, wenn nicht ein anderer auf ihn zugestürmt kam und Ameron ausweichen musste. Er warf sich hinüber zu seinem Schwert und parierte dem Angreifer. Mariel krabbelte völlig verstört über den Boden und Ameron konnte nur einen kurzen Blick zur Seite werfen. Er sah, dass Aragorn sich gerade freigekämpft hatte und im Begriff war zu ihm zu eilen. „Aragorn, nimm das Mädchen und lauf", brüllte er und hielt sein Schwert schützend vor sich. Aragorn reagierte sofort und schnappte sich die Kleine samt Puppe, die sie eng an sich gedrückt hielt, doch er drehte sich noch einmal unsicher um.
„Lauf endlich", rief Ameron und wehrte erneut einen Schwertschlag ab. Aragorn lief gehetzt los und hielt Mariel ganz fest. Er pfiff einmal laut und holte so die Pferde wieder ein Stück zurück. Ein Pfeil flog wieder nur knapp an Ameron vorbei und wütend drehte er sich und hieb dem Gegner vor sich seine Waffe aus der Hand. Dieser fiel zur Seite und gab den Blick auf den Bogenschützen frei, der jetzt genau auf Aragorn zielte, der mit dem Mädchen im Arm immer noch die Flucht ergriff. Ameron schleuderte blitzschnell sein Schwert und mit einem heulenden Ton schnellte die Waffe vorwärts und traf den Bogenschützen in die Brust, noch bevor er seinen Pfeil abschießen konnte. Obwohl sich vier Männer wieder kampfbereit vor ihm befanden und auch Kandor sich wieder mühevoll und laut fluchend aufrappelte, ergriff auch Ameron jetzt die Flucht. Im vorübereilen ergriff er ein blutiges Schwert, das auf dem Boden lag und eilte hinter Aragorn her. Auch hinter ihm wurde ein Schwert geworfen, doch es verfehlte ihn um eine Handbreite und fiel vor ihm in den Sand. Perian stand in einiger Entfernung und Ameron hatte keinen anderen Gedanken, als zu seinem Pferd zu kommen. Wenn er leben wollte, musste er flüchten, Aragorn und Mariel standen bereits vor Brego und warteten, als sie Ameron auf sich zulaufen sahen. Der junge Mann schnappte sich die Zügel seines Pferdes und schwang sich auf Perians Rücken. Er trieb das folgsame Tier sofort zur Eile an und stoppte neben Aragorn. Der König reichte ihm die weinende Mariel nach oben und machte sich dann schleunigst daran, selbst auf den Pferderücken zu kommen. Die Beiden Männer trieben ihre Reittiere hastig an und hörten hinter sich lautes Gebrüll, dass von den Männern zu kommen schien. Aragorn wandte sich beim Reiten einmal um und erkannte aus den Augenwinkeln, dass die fünf übrigen Männer dabei waren auf Pferde zu steigen.
„Schneller Ameron, die kommen hinterher", rief der König und trieb Brego weiter an. Auch Ameron tat dies mit seiner Stute und so schnell sie konnten, jagten die beiden Männer die Straßen entlang. Brego sprang über einen kleinen Karren, der mitten auf der Straße stand und Perian wich im letzten Moment einem Mann aus, der völlig verdutzt aus seinem Haus getreten war. Begleitet von einer Staubwolke durch die sandige Straße, rannten die Pferde immer weiter Richtung Dorfrand. In einiger Entfernung, hetzten die Männer hinter ihnen her. Endlich erreichten sie den Dorfausgang und preschten hinaus in das weite Land.
