Ameron erfährt dass er Vater einer vierjährigen Tochter ist und beschließt nach dem Tod der Mutter der Kleinen, sie zu sich zu nehmen. Als er und Aragorn vor dem Stiefvater des Mädchens stehen ahnen sie nicht, dass das ungeahnte Folgen haben würde...
Disclaimer: Alle Rechte an den Originalcharakteren aus „Der Herr der Ringe"liegt natürlich bei J.R.R. Tolkien, bzw. seinen Nachkommen. Wir, die Autoren, erheben nur Ansprüche auf unsere gaaaanz eigenen Persönlichkeiten g Und dass sich mit diesem Werk kein Geld verdienen lässt, ist doch wohl auch klar, hm? ;-)
Kalt. Es war so kalt. Vor seinen Augen war alles verschwommen, sie schmerzten. Er wollte Luft holen und atmete ein. Doch keine Luft strömte in seine Lungen, sondern eine kalte Flüssigkeit drang durch Mund und Nase des jungen Mannes ein. Panik stieg in ihm hoch, die Angst sterben zu müssen, packte ihn. Instinktiv versuchter er sich aufzurichten, doch er konnte nicht. Sein Kopf wurde hinuntergedrückt und seine Arme waren auf dem Rücken. Doch er selbst merkte das noch nicht, er wusste gar nichts. Da war nur diese Panik und das Gefühl husten zu müssen. Doch dazu brauchte er Luft und die bekam er nicht. Blasen stiegen vor seinem verschwommenen Blick auf, ein gurgeln war zu hören, das wohl seiner eigenen Kehle entrann. Luft. Was geschah hier nur? Er fühlte nur Panik, die immer größer wurde und alles verkrampfte sich in ihm. Er konnte nicht denken, er wusste nichts in diesem Moment. Wieder versuchte er zu atmen, doch noch bevor, die Flüssigkeit wieder in seine Lunge dringen konnte, wurde er hochgerissen. Er fühlte, wie er auf einen weichen Untergrund fiel und blieb hustend und nach Luft ringend liegen. Wortfetzen drangen an sein Ohr, doch er überhörte sie im Moment noch.
Er hustete und spukte Wasser, das Wasser in seiner Lunge löste ein schreckliches Gefühl aus. Seine Nase brannte, er hatte es durch sie eingeatmet. Der Schmerz schoss bis in die Stirn, er wollte nicht vergehen. Ameron konnte die Augen nicht öffnen. Er wusste nicht warum, doch er konnte es nicht. Er hustete und würgte und spukte immer noch Wasser. Er zitterte vor Anstrengung, sein Körper versuchte sich mit Gewalt von der störenden Flüssigkeit zu befreien. Ameron kniete auf dem Rasen. Er atmete wie wild und glaubte, dass sein Herz jeden Moment aufhören würde zu schlagen. Es hämmerte so wild, dass es schon weh tat.
Dann fiel Ameron auf die Seite und blieb liegen, er kannte nicht mal seinen eigenen Namen in dem Moment. Er wusste nicht, wer er war, wo er war, noch irgend etwas anderes. Er fühlte sich elend. Die Gedanken kehrten nur langsam zurück, so als wollten sie es eigentlich gar nicht. Der junge Mann spürte das Gras an seiner Wange, er fühlte die Tropfen, die aus seinen nassen Haaren fielen und in sein Nacken tropften. Wieder hörte er das Gemurmel und eine unangenehme Stimme drang an sein Ohr, wenn er auch die Worte nicht verstand, die sie sprach. Plötzlich jedoch fiel ihm alles wieder ein. Kandor- es war seine Stimme, die sprach. Er wollte hoch fahren, doch erst jetzt bemerkte er, dass ihn jemand festhielt. Endlich konnte er die Augen aufschlagen und blickte in das finstere Gesicht eines Mannes, der ihn hämisch anlächelte. In ein paar Metern Entfernung stand Kandor und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Sein Gesicht war zornig, so viel glaubte Ameron mit seinem verschwommenen Blick zu erkennen. Um Kandor herum standen noch zwei andere Männer, die Ameron zu mustern schienen.
Kandor sah ihn an und wieder konnte Ameron seine Augen nicht sehen. Er schritt zu Ameron hinüber und kniete sich neben ihn. „Na, Papa, wieder bei Sinnen?" Ameron zog wütend seine Oberlippe hoch, erst jetzt kamen alle Erinnerungen und Gedanken wieder. Er versuchte seine Hände zu bewegen, doch der Mann hinter ihm, hielt sie fest. Er hörte Kandor „hoch mit ihm"sagen und wurde kurz darauf auf die Beine gezogen. Er schwankte nur kurz, aber erst jetzt bemerkte er ein Brennen an der Stirn. Er sah sich um und ihm fiel ein kleiner Fluss hinter ihm auf. „Na, hat dir die Erfrischung gut getan", fragte Kandor und lächelte. Ameron ballte die Hände zur Faust und funkelte ihn wütend an. Ihm war immer noch schlecht von dem geschluckten Wasser.
Kandor ließ sich davon nicht beeindrucken und lief vor ihm auf und ab. „Ja Jungchen, nun sind wir schon wieder beisammen... Wie ich schon sagte, du nervst. Irgendwie bist du nicht abzuschütteln, wo wir doch eigentlich den König wollten und dich nur aus dem Weg räumen..." Ameron lockerte seinen Blick nicht, aber tief in seinem Inneren beunruhigten ihn die Worte. Warum waren sie hinter Aragorn her? Und wenn sie ihn aus dem Weg räumen wollten, dann würden sie es mit Sicherheit auch tun, er wusste keinen Grund, der sie daran hindern sollte... „Ameron, ich habe jetzt ein Problem und ich möchte, dass du mir hilfst...", begann Kandor und legte Ameron die Hand in den Nacken, was dieser widerwillig wahrnahm. „Du weißt doch sicher, wo der gute König hin ist und es wäre nur mehr als ratsam, wenn du uns das mitteilst..."
Ameron sagte nichts, stattdessen starrte er nur wütend vor sich hin. Er hatte nicht vor irgendetwas zu sagen. Seinem Schicksal würde er damit sowieso nicht entgehen, ganz egal, ob er sprechen würde oder nicht. „Das dachte ich mir...", stellte Kandor mit einem wissenden Blick auf Ameron fest. Blitzschnell drückte er mit seiner Hand Amerons Kopf nach unten. Der Mann, der Ameron die Arme festhielt, zog einen schmerzvoll nach oben, doch Ameron vermiet angestrengt jedes Geräusch. „Willst du mich ärgern, Ameron? Ich sage dir, du wirst es nicht mögen, wenn ich wütend bin!"
„Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Er ist davon geritten, ohne mir sein Ziel zu nennen", presste Ameron hervor und versuchte möglichst überzeugend zu klingen. „Lügner", zischte Kandor. „Du weißt genau wo er ist! Du bist doch ein kluger Mann, ich bin sicher, wenn du gut nachdenkst, wird es dir einfallen". Ameron sagte nichts, doch Kandor gab dem Mann hinter dem jungen Hauptmann einen Wink und er riss Amerons Arm weiter hoch. Nur ein zischender Laut verließ Amerons Kehle. „Du glaubst du bist stark und wirst mir nichts sagen...", fragte Kandor, in dem er sich zu Ameron hinunterneigte und ihm den Kopf in den Nacken riss. „... ich werde dir zeigen, wie schnell ein Mann weich werden kann. Du wirst es mir nachher dreimal erzählen, in der Hoffnung, dass ich es auch richtig verstanden habe und dich nicht noch einmal fragen muss...", fauchte Kandor.
„Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen", flüsterte Ameron bemüht unbeeindruckt. „Weißt du was? Das solltest du aber! Denn vielleicht hat der König dadurch noch eine Chance... Wir wollen ihn lebend, tot nützt er uns gar nichts mehr. Aber leider hat sich ein Pfeil meiner Männer in seinem Rücken verirrt... Wer weiß, vielleicht liegt er irgendwo mit der kleinen Rotznase und verblutet gerade... Wenn du uns sagst, wo er ist, wird er vielleicht gerettet..." Ameron kämpfte, um nichts Unbedachtes zu tun. Er wollte irgendwas tun, doch sein Verstand sagte ihm, dass er das lieber bleiben lassen sollte. Kandor musterte ihn amüsiert und bemerkte die Nervosität, die in ihm aufstieg, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte. Ameron verfluchte es. Er wusste, dass Kandor bereits die erste Schwäche bei ihm gefunden hatte. „Ich glaube dir kein Wort", murmelte er dennoch.
„Ja, vielleicht lüge ich, vielleicht tu ich es aber auch nicht. Ist es nicht armselig für einen König ganz allein im Wald zu sterben? Wusttest du, dass das Verbluten manchmal über mehrere Tage andauern kann? So ein Tod ist kein Schöner...", fragte Kandor provozierend und hoffte die Schwäche wieder zu finden. Plötzlich lächelte Kandor belustigt. „Bei den Valar, was rede ich hier eigentlich? Da nenne ich dich so leichtfertig einen Papa... Wer weiß, vielleicht ist der Pfeil ja glatt durchgegangen durch des Königs edlen Rücken... Die Spitze könnte sich auch noch durch einen anderen Körper gebohrt haben..."
Ameron merkte regelrecht, wie er die Kontrolle verlor. Es war ihm gleich, was jetzt geschehen würde. Er schlug mit dem einen Arm wild nach hinten und traf den Mann, der hinter ihm stand hart an den Brustkorb. Kandor sah überrascht, wie Ameron auf ihn zu stürzte und fand sich im nächsten Moment auf dem Boden wieder. Ameron schlug ihm kraftvoll ins Gesicht und Kandor spürte seine Nase brechen.
Der Schmerz überdeckte die Überraschung und er versuchte Ameron, der mittlerweile auf ihm saß von sich zu stoßen. Der junge Mann erkannte, dass gerade keiner von Kandors Männern zugegen war. Den einen, den er am Brustkorb erwischt hatte, lag noch auf der Erde und gab keinen Laut von sich und die anderen hatten noch nicht mitbekommen was geschehen war. Damit das auch nicht passierte, hielt Ameron Kandor mit aller Kraft den Mund zu und erstickte dessen Schreie.
Kandor wehrte sich verbissen und Ameron hatte alle Mühe, nicht abgeschüttelt zu werden. Der junge Mann bemerkte zu spät, dass sein Gegner gerade einen Stock gegriffen hatte und schwungvoll ausholte. Ameron wurde an der Schläfe getroffen und von Kandor hinuntergeschleudert. Kandor fuhr wütend in die Höhe, hielt sich seine blutende Nase und schrie zornig. Ameron bemerkte das Blut, das seine Schläfe hinunter lief und seine Wange hinunterrann. Er ignorierte den Schmerz und erhob sich hustend, denn immer noch machte im das Wasser zu schaffen, das er eingeatmet hatte. Diesmal musste jedoch Ameron mit ansehen, wie Kandor auf ihn zu kam und ihn gegen einen Baum schleuderte. Ameron kämpfte sich aus dem Schwindel frei und wich einem zornigen Schlag Kandors aus. Er fiel auf den Rücken und diesmal stürzte sich Kandor laut schreiend auf ihn. Ameron griff instinktiv mit seinen Händen an Kandors Hals und drückte zu. So fest er konnte, hielt er den Hals seines Gegners umschlungen und hatte nur ein einziges Ziel vor Augen: Er wollte den Mann töten. Sein Verstand hatte sich ausgeschaltet, da war nur dieser eine Gedanke.
Kandor röchelte und presste trotz Luftmangel ein: „Ich bringe dich um", heraus. Trotzdem es undeutlich war, verstand Ameron es. Er lockerte seinen Griff nicht und bemerkte, wie Kandors Finger sich in seine Haut hineingruben, doch er ignorierte alle Gefühle. Kandor verdrehte die Augen, so dass nur noch das Weiße in ihnen zu sehen war und sein Gesicht färbte sich rot. Seine Hände wanderten zu Amerons Hals und drückten ebenfalls zu, doch besaßen sie längst nicht die Kraft, die Ameron noch hatte. Zwar begann auch Ameron zu Röcheln, als er ihm die Luft abgedrückt wurde, doch er bekam noch genügend, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.
Beide Männer verharrten in dieser Position und jeder wartete darauf, dass der andere schwächer wurde. Ameron wusste, dass er sein Ziel bald erreicht hatte. Blut von Kandors Nase tropfte auf sein Hemd und die Gesichtsfarbe von Kandor schlug um von rot in bläulich. Ameron hielt immer noch fest, Kandor versuchte sich aus dem Griff zu winden, er spürte, wie er im Begriff war zu verlieren und versuchte sich zu retten. Doch Ameron hielt so fest, dass er keine Möglichkeit hatte. Der junge Mann wollte zum ersten Mal den Tod eines Mannes und sah ungerührt, wie Kandor dem Tode immer näher kam. Ameron dachte an Mariel und was dieser Mann ihr schon alles angetan hatte. Er dachte an Aragorn, denn irgendwie glaubte er Kandor, dass er die Wahrheit gesagt hatte, als er von dem Pfeil sprach. Amerons Hände zitterten, so fest drückte er zu und er spürte, wie Kandor immer mehr erschlaffte. Dieser hatte nun die Hände um Amerons gelegt und versuchte ihm die Finger vergebens auseinander zu drücken.
Plötzlich war ein lautes Zischen zu hören und ein Pfeil schlug dicht neben Ameron in die Erde ein. Er wusste, dass er und Kandor von dessen Männern entdeckt worden waren und wurde sich bewusst, dass sie ihn töten würden. Er musste sich entscheiden, wenn er Kandor erst töten würde, würden die Männer ihn mit Sicherheit erreichen und er hatte keine Gelegenheit mehr zu fliehen. Aber, wenn er Kandor jetzt losließ, dann hatte er sein Ziel nicht erreicht. Er dachte wieder an Mariel und er dachte an Tabea. Sein Leben war wichtiger, er wollte die beiden wiedersehen.
Er stieß Kandor von sich, der röchelnd auf der Erde liegen blieb und sprang auf die Beine. Er sah in nicht allzu weiter Entfernung einen der Männer und bemerkte, dass er mit Pfeil und Bogen auf ihn zielte. Ameron lief los, er musste fliehen und rannte in den Wald. Er kannte ihn, hier war er groß geworden, er musste sich nur noch orientieren. Er hatte im Gegensatz zu seinen Verfolgern einen klaren Vorteil, doch er war sich noch nicht sicher, ob ihm der etwas nützen würde. Ein Pfeil schlug neben ihm ein, doch ungeachtet dessen lief der junge Mann weiter. Amerons Lungen wollten sich immer noch nicht richtig mit Luft füllen lassen und er wusste nicht warum, aber er hatte beinahe das Gefühl als würde sie auch etwas schmerzen. Es war nicht der normale Schmerz, wenn man atemlos war, es war ein Schmerz, den er verspürt hatte, als ein Pfeil seine Lunge vor langer Zeit einmal verletzt hatte und er dem Tod nur knapp entronnen war. Dieser Schmerz hier war noch lange nicht so schlimm, aber er erinnerte ihn daran. Es war mit Sicherheit das Wasser.
Ameron rannte und hörte in der Ferne wilde Rufe. Er wusste, dass sie ihn verfolgten. Ihm war klar, sie würden nicht aufgeben, bis sie ihn gefangen hatten. Schwindel überkamen den jungen Mann, die Wunde an der Schläfe war nicht so harmlos, doch bis jetzt hatte er sie völlig ignoriert. Unermüdlich lief er weiter, sein Blick war leicht getrübt, doch er erkannte die Gegend wieder. Er wusste wo er war und rannte weiter. Hinter ihm waren immer noch die Stimmen und Ameron fragte sich, ob er die Männer jemals abhängen konnte. Hier waren zwar viele Bäume, aber im Moment gab es nirgendwo ein geeignetes Versteck. Er stützte sich an einen Baum und hinterließ einen blutigen Fleck an dessen Rinde. Wieder hörte er die Stimmen hinter sich und sein Herz schlug schneller. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie ihn um keinen Preis kriegen durften. Würde er gefangen werden, wäre er verloren, jetzt nachdem er Kandor angegriffen hatte, würde dieser ihn nicht leben lassen. Ameron wusste es und es machte ihm Angst. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, dass seine einzige Rettung die Flucht war.
Ameron hielt sich an einem Ast fest. Ihm war so schwindelig. „Nicht jetzt", dachte er verzweifelt und sah sich in der Gegend um. Er wusste hier in der Nähe gab es eine Lichtung und dahinter gab es Büsche und eine Menge Möglichkeiten sich im Unterholz zu verstecken. Dort musste er hin!
Seine Schritte waren schwer und seine Hand hatte er gegen die Schläfe gepresst. Er konzentrierte sich auf den Weg vor ihm, warum nur war er so verschwommen? Krampfhaft schloss Ameron die Augen und blickte danach nach hinten. Noch konnte er niemanden sehen, aber er wusste sie waren da. Er setzte einen Schritt vor den anderen und hatte nur noch das Ziel ihnen zu entkommen. Er musste es schaffen.
Er wurde etwas langsamer und erkannte im selben Moment, dass ihn seine Verfolger entdeckt haben mussten. Zumindest ließen ihre Ausrufe darauf schließen. Wieder flog ein Pfeil an ihm vorbei, doch diesmal hatte er wirklich nur knapp verfehlt. Sie kamen und Ameron fürchtete nicht mehr weg zu kommen. Er zwang sich weiter zu gehen, suchte hinter dem einen oder anderen Baum Schutz vor den Pfeilen, doch seine Verfolger hatten ihn längst gesichtet. Ameron sammelte all seine Kraft und setzte wieder zum Laufen an. Sein Leben stand auf dem Spiel und der Wille zu überleben, ließ sein Tempo wieder schneller werden. Ein Mann auf einem Pferd nahm jetzt gezielt die Verfolgung auf und hetzte hinter Ameron her.
Der Schwindel verschwand und Ameron jagte so schnell er konnte auf die Lichtung zu. Er lief auf sie hinauf und spürte im selben Moment, wie sich etwas um sein linkes Handgelenk zuzog. Der Mann auf dem Pferd hatte ein Seil ausgeworfen und hatte Ameron gefangen. Der junge Mann blieb stehen und versuchte sich aus dem Seil zu Befreien, doch der Mann hatte in Windeseile das andere Seilende an seinem Pferd befestigt und spornte es an zu laufen. Die Schlinge zog fest zu, noch ehe Ameron sich von ihr befreien konnte. Er wurde mit aller Gewalt rumgerissen und spürte im selben Moment, wie begleitet von einem Schnalzen, seine Schulter aus dem Gelenk gerissen wurde.
Ameron fiel nach vorne und ihm entfuhr ein Schrei, als er ein Stück weit an dem verletzten Arm hinter dem Pferd hergezogen wurde. Der Mann auf dem Pferd durchtrennte das Seil und Ameron blieb, sich windend, auf der Erde liegen. Er konnte seinen Arm, der schlaff hinunter hing, nicht mehr bewegen. Keuchend hielt Ameron sich mit dem anderen Arm die verletzte Schulter und wieder kam der Schwindel zurück. Er erkannte seine ausweglose Situation, als der Mann, der auf dem Pferd gesessen hatte auf ihn zu kam. Ohne viel nachzudenken, robbte Ameron auf dem Boden vor dem Mann weg.
Panik stieg in ihm auf, als er erkannte, dass er in der Falle saß. Seinen linken Arm zog er schwerfällig hinter sich her und er schaffte es schließlich auf alle viere zu kommen und versuchte seine Flucht fortzusetzen. Der Mann jedoch war wesentlich schneller und hatte den verletztem jungen Mann nach nur kurzer Zeit eingeholt. Er stieß Ameron mit dem Schuh zur Seite und fragte spöttisch: „Wo hin des Wegs, mein Kleiner". Ameron blickte verzweifelt auf und erkannte einen etwas älteren Mann. Er stieß ihn erneut mit dem Schuh und Ameron fiel auf den Rücken, wo er auch keuchend liegen blieb.
Er konnte nicht mehr, selbst wenn der Mann sich jetzt umgedreht hätte und davon gegangen wäre, hätte Ameron nicht weitergekonnt und er verfluchte diese Tatsache. Er konnte nicht leugnen, dass er Angst hatte, doch er zeigte sie nicht. Der ältere Mann blieb zufrieden vor Ameron stehen und beobachtete dessen schwere Atemzüge. Ameron dachte an Tabea. Wie gerne wäre er jetzt bei ihr... Konnte das nicht alles ein Traum sein, aus dem er jetzt aufwachen würde? Der Schmerz und seine Erschöpfung zeigten ihm, dass es kein Traum war. Ameron drehte sich mühselig auf die Seite, obwohl es keinen Unterschied machte, fühlte er sich auf dem Rücken irgendwie hilfloser. Sein verletzter Arm lag schlaff neben ihm, er konnte nicht mal die Finger bewegen. Den gesunden Arm hatte er unter seinem Körper, es machte ihm Mühe so auf der Seite zu liegen, aber er fühlte sich nun mal besser so.
Hinter dem älteren Mann sah er nun weitere Gestalten auftauchen und er schloss einmal kurz die Augen und zwang sich zur Ruhe. Würden sie ihn jetzt töten? Der Drang zu fliehen wurde wieder stärker. Es dauerte eine ganze Weile, bis er auch zwei Männer auf sich zukommen sah, von denen der eine den anderen stützte. Als sie näher kamen erkannte Ameron Kandor, der wankend und auf den anderen Mann gestützt näher kam. Er hielt sich ein Stück Stoff vor die Nase, dass bereits blutig war.
Schließlich hatten sich beinahe alle Männer triumphierend um Ameron versammelt und blickten ihn herablassend an. Ameron fühlte ein großes Unbehagen aufsteigen und als er Kandor auf sich zukommen sah, stieg die Furcht in ihm hoch. Er hätte ihn töten sollen... Jetzt war es zu spät, jetzt hatte Kandor ihn wieder in der Hand. Ameron verfluchte seine Angst. Er durfte sie nicht zeigen! Wenn er das tat, hatten sie gewonnen. So blieb er verbissen liegen und wartete der Dinge, die geschehen würden.
Kandor stellte sich schwankend vor ihn. An seinem Hals waren ein paar böse aussehende Abdrücke von Amerons festem Griff und sein Hemd war mit Blut betropft von seiner Nase. Kandor sah ihn hasserfüllt an und Ameron hielt seinem Blick wacker stand. Kandor musterte ihn und von oben bis unten und erkannte sofort seinen verletzten Arm. „Na welch ein Pech, so ein Unglück aber auch...", fauchte Kandor und schob mit seinem Fuß Amerons Arm ein wenig hin und her, so dass dieser gequält aufstöhnte.
Er kniete sich zu dem jungen Hauptmann hinunter und griff ihm in die Haare. „Sie dir das an, du hast mein Gesicht entstellt", brüllte er und deutete auf seine schiefe Nase. Ameron sagte nichts, er versuchte kein Geräusch zu machen. „Dafür bezahlst du, mein Freund! Und du wirst mir verraten wo der König ist, dich lasse ich hier nicht mehr weg!" Ameron versuchte zornig dreinzublicken, doch das gelang ihm nicht richtig. Kandor richtete sich wieder auf und hielt sich wieder das Tuch vor die Nase.
„Ameron mein Lieber, das wirst du bereuen", murmelte er. Dann machte er einen Schritt vorwärts und trat mit einem Schweren Schritt auf Amerons verkrampfte Finger. Der junge Mann schrie auf, denn obwohl er die Finger nicht bewegen konnte, konnte er immer noch fühlen. Ein leises Knacken verriet Kandor seinen Erfolg und zufrieden lächelnd sagte er: „Na so was, wie ungeschickt von mir!"
Ameron versuchte wieder seine Arm zu bewegen, schaffte es jedoch nicht und warf nur einen Blick auf seine Hand, an der Zwei Finger ungewöhnlich schief waren. Stöhnend ließ er sich auf den Rücken fallen, wurde jedoch sofort an den Haaren hochgerissen, so dass er hockte. Kandor grinste, als er Ameron sah, der nicht wusste, ob er nun seine schmerzende Hand halten sollte oder seine Schulter.
Kandor fand das amüsant und ging wieder auf ihn zu, doch um sich vor neuem Pein zu schützen, packte Ameron aus einem Reflex heraus mit seiner gesunden Hand Kandors Bein. Dieser jedoch reagierte schnell und schlug Ameron mit dem Griff eines Messers ins Genick, so dass Ameron das Bewusstsein verlor und zur Seite fiel.
„Wir bleiben hier, nehmt ihn und sorgt dafür, dass er nicht mehr wegkommt", ordnete Kandor an und ging dann weiter auf die Lichtung. Hier konnte man gut rasten und das würden sie auch tun. Sie mussten es tun, denn so lange Ameron nicht redete, wo der König sich aufhielt, mussten sie warten. Aber Kandor war sich sicher, dass es nicht lange dauern würde, bis er an die gewünschte Information rankam...
Bilder huschten vor seinem inneren Auge entlang und unwillkürlich zuckte sein Körper. Er erwachte aus der Dunkelheit und blinzelte benommen geradeaus. Sofort versuchte er den Schmerz zu unterdrücken, der durch seinen linken Arm fuhr. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und seine ausgerenkte Schulter war somit in einer äußerst schmerzhaften Position. Ameron versuchte sie leicht zu bewegen, um sich Erleichterung zu verschaffen, doch er erreichte das genaue Gegenteil. Es schmerzte ungemein und so blieb er einfach liegen. Im Gegensatz zum letzten Mal als er erwachte, wusste er genau, was passiert war und wo er sich befand.
Ameron war verzweifelt. Er wusste, er hatte verloren. Kandor hatte ihn völlig in der Hand und das alleine war schon etwas, das Ameron nicht behagte. Er mochte seine Freiheit, er brauchte sie. Er mochte das Gefühl nicht, dass jemand über ihn entscheiden konnte und ihn seiner Freiheit berauben konnte, wenn er es wollte. Er stand seit Jahren unter Aragorns Befehl, doch dieser nutzte seine Macht nicht gegen ihn aus. Doch Kandor würde es tun, und er würde sich daran erfreuen.
Ameron dachte an Aragorn und Schuldgefühle begannen ihn zu plagen. Was hatte er nur getan? Wenn Aragorn wirklich verletzt worden war, hatte er als Leibwächter versagt. Zum ersten Mal wirklich versagt. Er war verantwortlich dafür, dass dem König nichts geschah und nun war er der Grund, weshalb es wahrscheinlich doch passiert war. Wegen ihm war Kandor Aragorn überhaupt erst begegnet und weil er die Gefahr nicht erkannt hatte und als Leibwächter versagt hatte, war Aragorn vielleicht verletzt worden. Ameron biss sich auf die Lippen. War er es eigentlich noch würdig Aragorns Leibwächter zu sein? Vielleicht sollte er diese Arbeit lieber aufgeben und jemandem überlassen, der dazu würdig war...
Ameron blickte sich um und fühlte die heftige Schmerzwelle, die durch seinen Körper fuhr. Es brannte in seinen Augen, als er erkannte, dass Aragorn sich wahrscheinlich sowieso einen neuen Leibwächter suchen musste... Wenn Aragorn vielleicht das Glück hatte zu überleben, er selbst hatte es sicher nicht. Kandor war so hasserfüllt, dass er ihn mit Sicherheit töten würde. Ameron schloss die Augen. Er würde Mariel wieder verlieren und dabei hatte er sich so gefreut sie zu haben. Auch wenn es nur so eine kurze Zeit gewesen war, wie sehr hing sein Herz bereits an diesem Mädchen.
Und Tabea... Viel zu kurz war die Zeit mit ihr zusammen. Er würde seinen beiden Frauen vermissen... Über Amerons Gesicht huschte ein Lächeln bei diesem Gedanken. Seine beiden Frauen... Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, in der er als Junge durch den Wald gestreift war, jetzt wo er hier war, mehr denn je. Es kam ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen und jetzt war er bereits Ehemann und Vater. Wie schnell doch die Zeit verging... Ameron sah sich um. Er konnte in der Nähe Stimmen hören, die Männer konnten nicht weit sein. Er wusste, dass die Lichtung nicht fern war. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen, es war bereits nicht mehr ganz hell und die Umgebung wurde von den rötlichen Strahlen gefärbt.
Plötzlich hörte Ameron Schritte auf sich zukommen und erkannte den älteren Mann, der ihn mit dem Seil eingefangen hatte, vor sich. „Na, wieder in die schöne Realität zurückgekehrt? Dann mal hoch mit dir", fuhr er ihn an und zog ihn am Kragen hoch. Ameron sah, wie ein zweiter Mann mit Pfeil und Bogen ihn anvisierte und schluckte schwer, als der ältere Mann plötzlich ein Messer zog. Ameron wich unbeabsichtigt einen Schritt zurück und verfolgte die Hand mit dem Messer. Ein dritter Mann erschien und knotete ein Seil an einen Baum und ein zweites an einen anderen Baum, der nur wenig entfernt vom ersten Baum stand. Ein Mann packte Ameron mit strenger Mine im Genick und hielt ihn fest, während sich der andere hinter Ameron stellte und ihm die Fesseln aufschnitt. Lächelnd betrachtete sich der Mann Amerons unsicheres Gesicht und griff Amerons verletzten Arm, den er schnell und weit hochzog, so dass Ameron aufschrie und danach keuchend feststellen musste, dass ein zweiter Mann bereits seinen anderen Arm gepackt hatte und das Ende des einen Seils um sein Handgelenk knotete. Schließlich stand Ameron gefesselt von zwei Seilen zwischen den Bäumen und konnte sich nicht mehr bewegen. Die Seile waren so straff gespannt, dass er keine Bewegungsmöglichkeit mehr hatte und seine Schulter nur allzu deutlich spürte. Er keuchte und erblickte wieder den Mann mit dem Messer, der sich vor ihn stellte. „Du hast doch nicht etwa gedacht, ich würde dich mit dem Messer töten, oder? Den Gefallen kann ich dir nicht tun, Jungchen...", sagte er und klopfe Ameron auf die Wange, dass es schon bald Ohrfeigen glich.
Ameron fühlte sich so hilflos, er hasst es. Wenn er die Hände auf dem Rücken zusammengebunden hatte, konnte er wenigstens versuchen mit der einen Hand das Seil der anderen abzustreifen. Wenn es auch nichts gebracht hatte, aber er hatte immerhin das Gefühl, dass es noch eine Möglichkeit gab, aber jetzt konnte er gar nichts tun. Seine Arme waren auf Schulterhöhe hochgezogen und jeder war für sich an jeweils einen Baum gebunden. Wenn nicht ein Seil reißen würde oder ein Baum umfallen würde, würde er sich nie alleine befreien können und das bereitete ihm Unbehagen. Sehr sogar.
Verbissen starrte Ameron vor sich hin und sah, wie die Männer sich wieder entfernten. Er zog mit seinem gesunden Arm an dem einen Seil und stellte fest, dass der Knoten um sein Handgelenk so fest war, dass es keine Möglichkeit gab, ihn durch Ziehen zu öffnen. Bei dem verletzten Arm kam er erst gar nicht so weit, als er ihn anspannen wollte, zuckte er schmerzerfüllt zusammen und ließ es lieber bleiben. Er hoffte sehr, dass ihn die Männer irgendwann hier wieder losbinden würden, denn seine Beine würden ihn nicht ewig tragen. Aber er konnte sich mit der Schulter auch nicht einfach an seinen Fesseln hängen lassen. Wieder vernahm der junge Mann Schritte, diesmal kamen sie von hinten an ihn heran. Ameron verfluchte es. Er konnte seinen Kopf nicht drehen und so blieb es für ihn völlig im Dunkeln, wer sich ihm gerade näherte. Die Zeit in der Wildnis hatte ihn gelehrt seine Umgebung immer im Auge zu behalten und nun konnte er es nicht, das war gegen seine Natur. So konnte er einfach nur lauschen und abwarten.
Ameron wusste bald, wer sich ihm näherte. Ein Pfeifen, so als wäre alles in bester Ordnung erklang, und Kandor ging um seinen Gefangenen herum und stellte sich vor ihn. Die Arme hatte er hinter seinem Rücken und Ameron konnte sehen, dass er etwas in den Händen hielt. „Na steht ihr bequem, Herr Hauptmann", fragte Kandor und grinste. Seine Nase war sehr schief, wie Ameron feststellte und zudem war sie blau und grün gefärbt. Die Haare hingen Kandor wie immer in den Augen und Ameron versuchte wieder ihnen mit seinem Blick zu begegnen. „Beantworte mir eine Frage, Ameron. Tut es nicht weh mit der Schulter da so zu stehen", fragte Kandor spöttisch und lachte schallend auf. Ameron bevorzugte es lieber zu schweigen.
„Weißt du Ameron, ich weiß nicht ganz, was Amrun an dir gefunden hat. Aber den Geschmack einer Frau muss man ja eigentlich auch nicht verstehen. Im Grunde brauchen sie auch keinen, sie gehören in die Küche, dürfen sich um die Kinder kümmern und zur Abwechslung das Haus putzen. Zu mehr sind Frauen eigentlich sowieso nicht fähig, man muss sie ständig unter Kontrolle haben und hat man es nicht, sieht man ja was passiert... Sie nehmen sich einen hässlichen Vogel wie dich und tragen danach auch gleich noch ein Kind unter dem Herzen, ich möchte einen Tag nur mal so blöd sein, wie eine Frau!"
Er machte eine Pause, bis er fortfuhr: „Dann nimmt sich Amrun auch noch dich mit deinen schwarzen Haaren, die dummerweise Mariel auch noch von dir hat. Ich habe sofort geahnt, dass dieses widerliche Kind nicht von mir ist. Und ihre ganze Art... Ständig weint sie und das nur weil sie mit ansieht wie ich ihrer Mama mal eine Ohrfeige gebe. Schließlich muss man Frauen doch erziehen, wer weiß, was sie mit ihrem bisschen Verstand sonst so anstellen? Aber das konnte ich Mariel nicht so ganz erklären, mein Kind wäre viel härter im Nehmen als dieser Jammerlappen. Mein Kind wäre ohnehin ein Junge, ein guter, starker Junge, der ganz in die Fußstapfen seines Vater tritt und mir Ehre macht. Was bitte soll ich mit einem Mädchen? Aber, weißt du Ameron, im Grunde bin ich sehr froh, dass sie deine Göre ist, ich dachte schon, ich hätte versagt, als ich dieses hässliche, jammernde Kind gesehen habe. Sogar hier hast du versagt, du bist wirklich erbärmlich! Wie bist du eigentlich Hauptmann geworden? Hast du der Frau des Königs ein paar schöne Stunden gemacht und sie dazu überredet zu schweigen und bei ihrem Gemahl ein gutes Wort für dich einzulegen? Oder verrat mir dein Geheimnis, wie jemand wie du zu so einem Rang kommt...", fragte Kandor und sah mit Wonne, wie Ameron fast rasend wurde.
„Du gehst zu weit", knurrte er. „Ach was! Und weißt du was? Ich gehe sogar noch ein Stück weiter! Weißt du, dass Amrun kurz vor ihrem Tod deinen Namen gerufen hat? Es war das letzte Wort, was über ihre Lippen ging..." Ameron sah ihn überrascht an. Kandor lächelte gehässig. „Ja, ja, die gute Amrun... Sie hat genauso überrascht geguckt wie du jetzt, als ich sie die Treppe runtergestoßen habe..."
„Du... Hast was", fragte Ameron zitternd und konnte seine Fassung nicht mehr wahren. „Hast du schlechte Ohren? Du hast schon verstanden, was ich gesagt habe! Dummerweise war das Weib danach noch nicht ganz tot, aber ich konnte nicht so lange warten, weil ich ja keine Ahnung hatte, wann die Rotznase zurückkommt. Also bin ich auch runter und habe da etwas nachgeholfen. Ich gebe dir einen kleinen Tipp, wenn du jemanden erwürgen willst, stoße ihn erst die Treppe runter, dann wehren sie sich nicht so sehr..." Ameron glaubte sein Magen würde sich verkrampfen. Er ballte seine gesunde Hand zusammen und versuchte seine Wut so irgendwie im Zaum zu halten. Als es ihm nicht gelang, ballte er auch die Hand mit den gebrochenen Fingern halbwegs zu einer Faust und hoffte, dass der Schmerz ihn wieder zur Vernunft kommen lassen würde.
Kandor zuckte ungerührt mit den Schultern. „Na, was hätte ich denn tun sollen? Den Nachbarn habe ich erzählt, sie sei vom Pferd gefallen, sah ja auch so aus. Ob nun Treppe oder Pferd... Und Mariel wollte ich erst etwas später aus dem Weg räumen, denn ich wollte eigentlich das Dorf noch nicht so schnell verlassen. Und man darf ja keine Aufmerksamkeit erregen. So musste ich halt den trauernden Ehemann spielen und noch etwas warten mit Mariel. Bis mir dann diese Idee gekommen ist, dich einmal kennen zu lernen! Ich dachte mir, diesem Kerl sollte ich ruhig mal sagen, dass ich es nicht so gut finde, wenn man mir mein Eigentum wegnimmt! Aber versteh mich jetzt nicht falsch, es ist nicht wegen der Frau. Die war mir sowieso egal, es ärgert mich nur, dass du diesen Dreist besessen hast! Und außerdem wurde ich schon ein paar mal auf Mariel angesprochen und man fragte mich, ob das überhaupt mein Kind sei. Na, ich bitte dich... Was macht das für einen Eindruck? Du hast damit meine Ehre verletzt! Und du wolltest mich für dumm verkaufen und so was ist gefährlich mein Lieber..."
„Abgesehen von der Tatsache, dass ich gar nicht gewusst habe, dass sie dir versprochen war, muss ich dir sagen, dass ich es nicht bereue, was ich getan habe, selbst wenn ich gewusst hätte, dass du ihr zukünftiger Mann werden solltest."
„Wie ich schon sagte, es geht mir nicht um die Frau, es geht mir darum, dass sie mein Eigentum war und du hast es gestohlen. Nur darum geht es. Was kümmert mich schon Amrun als Frau? Ich kann mir eine Neue nehmen, es gibt so viele..."
„Frauen sind viel zu kostbar. Keine Frau auf der ganzen Welt sollte die Bürde tragen müssen, sich mit dir abzugeben", fauchte Ameron und war sich im gleichen Moment bewusst, dass er lieber hätte schweigen sollen. Doch er hatte es nicht mehr unter Kontrolle, Kandor besaß ein Talent, dass Ameron dazu brachte, völlig die Fassung zu verlieren.
Kandor kam wütend auf ihn zu und riss ihm den Kopf in den Nacken. „Du solltest bedacht sein, was deine Wortwahl angeht! Und wenn du mir jetzt nicht gleich sagt, wo sich dieser Elessar aufhält, dann wirst du es bereuen, dass du überhaupt geboren wurdest!" Ameron sah ihn schweigend an und verzog den Mund zu einem Schlitz.
Kandor bebte vor Wut und zeigte ihm die Zähne. „Deine Sturheit wird dir noch vergehen.." Mit diesen Worten ging er wieder ein paar Schritte zurück und nahm seine Arme nach vorne. Ameron konnte endlich erkennen, was Kandor in den Händen hatte und unwillkürlich jagte ihm ein Schauer über den Rücken. Das Ende einer Peitsche fiel auf den Boden, dass Kandor demonstrativ noch einmal umherwirbeln ließ, so dass es knallte, als es auf den Boden aufschlug.
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