Disclaimer:
Alle Rechte an den Originalcharakteren aus „Der Herr der Ringe"liegt
natürlich bei
J.R.R. Tolkien, bzw. seinen Nachkommen.
Wir, die Autoren, erheben nur Ansprüche auf unsere gaaaanz eigenen
Persönlichkeiten g Und dass sich mit diesem Werk kein Geld verdienen lässt, ist doch wohl auch klar, hm? ;-)
Eirien: Du hast Recht...hab doch glatt die Warnung vergessen, aber nachdem die Story ja schon Rated R ist, müsste dem Leser klar sein, dass es etwas heftiger zugehen kann. Also Ameron quälen macht nicht halb soviel Spass wie die Leser zu foltern! fiesgrins ;-)
Ameron schlug seine brennenden Augen auf. Alles tat weh, doch er fühlte sehr zu seiner Überraschung, dass er nirgendwo mehr Fesseln hatte. Um sein Bein hatte man sich halbwegs gekümmert, die Männer hatten ihm einen festen Verband angelegt, der die Blutung zum Stillstand gebracht hatte. Mühsam rappelte er sich etwas hoch, um sich umzusehen. Er erkannte ein paar Meter entfernt den älteren Mann, der auf ihn aufzupassen schien. Ameron sah ihm in die Augen, doch diesmal war kein herablassender Spruch zu hören und kein Gelächter entbrannte.
Der junge Hauptmann betrachtete sich seine wundgescheuerten Handgelenke und die roten Striemen auf seiner Brust und seinem Bauch. Er seufzte leise, sie brannten noch immer. Er fühlte sich schwach, die Wunde am Oberschenkel setzte ihm stark zu. Bei dem Gedanken, was geschehen war zuckte Ameron zusammen. Er spürte förmlich wie seine Stärke immer mehr bröckelte. Ameron versuchte stets eine Mauer um sich herum aufzubauen, damit man seinen weichen Kern nicht so schnell erkannte, doch Kandor drang nun immer weiter zu ihm vor. Bald würde er vielleicht seine Mauer zerschlagen... Wie lange noch? Wie lange noch sollte er das durchstehen? Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr. Er wollte ein Ende, ganz gleich, wie es aussehen würde. Es sollte endlich vorüber gehen! Der junge Mann zitterte am ganzen Körper. Angstschauer jagten ihm über den Rücken, der Gedanke, dass Kandor wiederkommen würde war so erschreckend. Bei jeder kleinen Bewegung, bei jedem kleinen Geräusch zuckte Ameron zusammen und sah sich panisch um. Kandor erreichte langsam was er wollte, er zerstörte ihn. Er raubte ihm die Persönlichkeit und ließ nur noch eine ängstliche Hülle von ihm übrig, die schon erschreckte, obwohl sich nur ein paar Grashalme im Wind wiegten. Ameron wusste, dass Kandor nun bemerkt hatte, wie schwach er war, doch wenn er auch gemerkt hatte, wie sehr ihm die Schmerzen zugesetzt hatten, so würde er eines niemals erreichen: Er würde nie erfahren, wo Aragorn sich aufhielt. Diese Schwäche würde Ameron nicht zeigen, beinahe jede andere wusste er, hatte er Kandor bereits unfreiwillig gezeigt. Ameron glaubte die Momente ohne Qual genießen zu müssen. Er wusste, es würden bald wieder andere kommen. Er schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, bei Tabea zu sein. Er konnte ihre Wärme fast spüren und sie gab ihm etwas Kraft. Doch trotzdem war ihm das Herz so unendlich schwer, denn eines hatte er bereits verloren: Hoffnung. Worauf sollte er auch hoffen? Das er gerettet wurde? Von wem? Wer wusste, dass er hier war, wer war im Stande ihn hier zu suchen? Im Grunde wurde Ameron sich bewusst, dass er nur darauf wartete, dass Kandor wiederkam! Obwohl er diesen Moment nicht herbeisehnte, war er der einzige, den er erwartete, wenn auch mit Schrecken. Noch nie hatte ihm etwas solch eine Furcht versetzt, noch nie hatte etwas ihn derartig belastet und hoffnungslos gemacht und niemals zuvor hatte er sich so schwach und hilflos gefühlt. Er war ganz allein und niemand konnte ihm helfen.
Ameron sah die Zeit in der er in Ruhe gelassen wurde, wie ein Geschenk an. Er sammelte neue Kraft und versuchte sich selbst Ruhe zuzusprechen. Er ertappte sich dabei, wie er vor Angst zitterte und wie ihm der kalte Schweiß auf die Haut kroch. Die Angst war so schrecklich, sie konnte so nagend sein, sie konnte zerstören. Sie fraß ihn auf und er kämpfte verbittert in seinem Inneren, dass sie damit aufhören würde. Doch sie tat es nicht. Im Gegenteil. Sie wurde groß und größer. Irgendwann verschwand der ältere Mann und kam kurz darauf wieder. Ameron wusste, zu wem er gegangen war und krallte sich mit der Hand in den Boden.
„Verdammt, nimm dich doch zusammen", flüsterte er sich selbst zu, doch es half nichts. Wieder kam die Panik und als er allein Kandors Schritt hörte wurde ihm schwindelig. Wenn er doch nur endlich sterben würde, er hätte nie gedacht, dass der Tod so eine Erlösung sein konnte.
Kandor stellte sich wieder vor ihn hin und Ameron war nicht mal fähig ihm in die Augen zu schauen, obwohl sie diesmal nicht vor seinen Haaren verborgen wurden. Er warf ihm einen unsicheren Blick zu und bemühte sich, seine zitternden Hände zu verbergen. Kandor lächelte, wie immer. Er ging in die Knie und legte die Hand unter Amerons Kinn, so dass er ihm zwangsläufig in die Augen gucken musste. Ameron sah hinter ihm den älteren Mann und daneben einen Jüngeren mit dem Pfeil und Bogen. Sein Atem beschleunigte sich, er wagte es nicht die Waffe anzugucken.
„Ameron, ich glaube, wir sollten uns langsam einigen...", begann Kandor. „Von mir aus können wir das Spiel ewig fortführen, aber ich glaube, dir bekommt das auf die Dauer nicht... Ich sehe deine Angst, du kannst sie nicht mehr verbergen. Sag mir endlich, wo sich der König aufhält, oder ich schwöre dir, du hast bald richtigen Grund Angst vor mir zu haben!"Kandor beugte sich weiter zu ihm vor und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Ich stehe ziemlich blöd vor meinen Männern da, sie haben untereinander sogar schon Wetten gegen mich abgeschlossen... Wenn du nicht endlich sprichst, dann wirst du meine ganze Grausamkeit zu spüren bekommen."
Ameron konnte es nicht verhindern, dass sein Unterkiefer bebte und Kandor sah das mit Wonne. Er lächelte wieder gehässig und durchbohrte Ameron mit seinem Blick. Der junge Hauptmann überlegte. Sagen würde er auf keinen Fall, wo Aragorn war, doch was war, wenn er die Männer einfach auf eine falsche Fährte locken würde? Sie würden ihn wenigstens für eine Weile in Ruhe lassen oder gar töten, aber das war ihm egal, immerhin würde er so sein Geheimnis mit ins Grab nehmen.
„Ich gewinne immer, Ameron", machte Kandor seiner Aussage noch einmal Nachdruck. Eine ganze Zeit verging und schließlich senkte Ameron langsam den Kopf. „Er wollte nach Bruchtal", sagte er leise und sah Kandor aufmerksam an. Das Gesicht von Kandor war erst streng, dann lockerte es sich auf und schließlich entstand wieder dieses gehässige Grinsen. Er legte die Hand vor den Mund und lachte. Dann atmete er tief durch und zog Ameron am Kragen hoch. „Nach Bruchtal, ja", hakte er nach, Ameron stand schwankend auf einem Bein und nickte schwerfällig. Blitzschnell ballte Kandor seine Hand zur Faust und ließ sie einmal kräftig in Amerons Magen fahren, so dass diesem die Luft weg blieb. „Nach Bruchtal", schrie er. „Wieso ist er denn dann in die andere Richtung geritten? Erzähl mir keine Märchen!"
Ameron krümmte sich. Er hatte einen Fehler gemacht, schon wieder. Kandor schlug wild und voller Hass auf ihn ein und Ameron hatte die wage Hoffnung, dass vielleicht ein gezielter Schlag gegen die Schläfe oder an eine empfindliche Stelle endlich den Tod bringen würde. Doch das geschah nicht. Die Schlage waren zwar äußerst schmerzhaft und Ameron hörte sich bald wieder laut schreien, aber tödlich waren sie nicht. Darauf achtete Kandor mit Gewissen. Er hielt Ameron, so dass dieser nicht auf die Erde fallen konnte und schlug immer wieder auf ihn ein. Er traf ihn am Kinn und Ameron schmeckte sehr bald wieder Blut. Er stöhnte und schrie, doch Kandor war so voller Hass, dass er nicht aufhörte. Ameron klammerte sich unwillkürlich in seinem Hemd fest. „Hör endlich auf", presste er hervor. Er bekam keine Luft mehr, alles schmerzte und seine Kraft verließ ihn wieder.
„Du Memme, ich soll aufhören, dann sag mir endlich wo der König ist", brüllte er und stieß ihn angeekelt von sich. Ameron fiel auf die Erde und Kandor trat mit Kraft in seine Rippen, woraufhin ein Knacken zu vernehmen war. Ameron riss die Augen auf und schrie wie am Spieß, doch nicht nur die gebrochenen Rippen waren es die ihn schreien ließen, da war noch etwas anderes. Irgendwas war geschehen, bei dem Tritt, Ameron fühlte es. Nicht nur Knochen waren gebrochen, sein Instinkt sagte ihm, dass Kandor noch mehr angerichtet hatte. Der junge Mann presste die Hand auf die schmerzende Seite und stöhnte und schrie abwechselnd. Kandor wollte wieder zutreten, doch der ältere Mann zog ihn weg und sagte: „Du tötest ihn ja, so werden wir nie rausfinden, wo der König ist."
Ameron wand sich auf der Erde, im Moment spürte er nur seine Seite. Alles andere war ihm im Moment egal. Der Rücken, das Bein, es war im Moment so, als wäre nichts damit. Einzig die Seite war es, wo der ganze Schmerz tobte.
Kandor ließ sich wütend von einem Mann von Ameron wegziehen und auch die anderen Männer gingen ihm hinterher und sahen auf Ameron, der mit angstgeweiteten Augen auf der Erde lag und versuchte eifrig Luft zu bekommen. Er rang kläglich darum und keuchte angestrengt.
Sie ließen ihn wieder alleine, nur der ältere Mann bewachte ihn aus einiger Entfernung. Ameron wurde übel und immer noch wand er sich kläglich auf der Erde. Kandor saß wütend auf einem Stein und rauchte eine Pfeife. Er fluchte vor sich hin, wieder hatte er nichts aus seinem Gefangenen rausbekommen. Ein Märchen hatte ihm dieser aufgetischt, dafür würde er bezahlen. Er kannte noch einige andere Methoden, irgendeine würde auf diesen Hauptmann schon anschlagen! Er biss regelrecht in seine Pfeife und schnaubte wütend. Er würde sich nicht vor seinen Männern bloßstellen lassen! So saß er eine ganze Weile wütend auf dem Stein, bis plötzlich der ältere Mann auf ihn zu kam, doch er lief nicht, er rannte. Sein Gesicht zeigte einen Anflug von Panik und völlig außer Atem blieb er vor seinem Befehlshaber stehen. „Was ist", knurrte Kandor und sah ihn an.
„Kandor, der Hauptmann..." „Was ist mit dem?" „Ich weiß nicht... Aber, ich würde sagen, der stirbt gerade!" „WAS? Wieso?" „Das ist ganz merkwürdig, er krampft und er... Er, es ist fast wie bei Pferden, wenn sie starke Schmerze haben und sich auf dem Boden winden. Er würgt ständig und wenn der Krampf aufhört, dann bleibt er völlig regungslos liegen, bis es wieder von vorne losgeht. Aber... Aber das wird immer heftiger, ich glaube, wir sollten schnellstens verschwinden, aus dem kriegen wir gar nichts mehr raus, der erlebt nicht mal mehr die Nacht, wenn ihr mich fragt!"
„Ich frage dich aber nicht", brüllte Kandor und lief an ihm vorbei in Amerons Richtung. Die Männer standen bereits alle um den jungen Hauptmann herum und starrten gebannt zu Boden. Kandor drängelte sich zwischen zwei und setzte dann wieder seinen wütenden Blick auf. Aber das lag daran, dass er erkennen musste, dass Ameron keinesfalls etwas vorspielte. Der junge Mann war kreidebleich, seine Augen blutunterlaufen und aus seinem Mund sickerte etwas Blut. Er zitterte und sein Atem ging so schwer, dass auch Kandor glaubte, der Mann zu seinen Füßen ränge bereits mit dem Tod. Amerons Haare hingen ihm nass ins Gesicht und bildeten einen scharfen Kontrast zu seiner fast weißen Hautfarbe.
Kandor kniete sich zu ihm runter und betrachtete ihn sich. „Was ist mit dir", brüllte er ihn an, doch Ameron konnte keine Antwort geben. Er sah Kandor mit vorwurfsvollen, blutunterlaufenden Augen an wurde dann von einem Krampf so heftig geschüttelt, dass ihm fast die Luft wegblieb. Kandor zog ihm rasch das Hemd hoch und erkannte die gebrochenen Rippen, sollten sie die Ursache für seinen Zustand sein? Möglich. Doch eigentlich war ihm das auch egal. Dieser Mann war ihm ebenso egal, aber bevor er seinen letzten Atemszug aushauchte, musste er noch wissen, wo dieser König war!
Kandor fuhr in die Höhe und ließ einen wütenden Schrei gen Himmel fahren. „Verdammt", brüllte er und stampfte wütend mit den Füßen auf den Boden. Unwirsch fuhr er sich über das Gesicht und sah auf Ameron, der nun völlig apathisch auf der Erde lag, aber im nächsten Moment einen Anflug von heftigen Schmerzen zu bekommen schien. „Wenn du mich fragst, du hättest nicht zutreten dürfen! Jetzt stehen wir hier und wissen nicht weiter", bemerkte ein jüngerer Mann.
„Schon wieder jemand, der meint etwas kund tun zu müssen, ohne gefragt zu werden! Ihr spielt mit dem Feuer, meine Freunde. Kann ich denn wissen, dass dieser Kerl aus Zucker ist und gleich schlapp macht", giftete Kandor zurück. Unter den Männern entbrannte eine heftige Diskussion, bis Kandor schließlich völlig in Rage „RUHE"schrie.
„Schön, vielleicht stirbt er, aber noch ist er ja nicht tot. Wir wollen lediglich wissen, wo der König ist und was danach geschieht ist uns doch egal, oder wie sehe ich das? Wir haben noch eine Möglichkeit, ich finde das zwar immer etwas taktlos für unsere Kreise, aber uns bleibt wohl keine Wahl...", überlegte Kandor. Die Männer berieten sich und schließlich traten zwei Männer und Kandor wieder zu Ameron, der von dem, was um ihn herum geschah im Moment nur noch wenig Notiz zu nehmen schien.
Kandor zog ein kleines Fläschchen hervor und kniete sich neben Ameron auf den Boden, während die anderen Beiden sich links und rechts neben Ameron knieten. Bevor die Männer irgendetwas tun konnten, mussten sie vorerst noch warten, da Ameron sich erneut in einem Krampf wand. Kandor blickte genervt drein, das dauerte ihm alles viel zu lange. Endlich entspannten sich Amerons Muskeln wieder und die beiden Männer konnten Ameron endlich festhalten. Kandor kippte ihm die Flüssigkeit aus dem Fläschchen in den Mund und hielt ihm danach Mund und Nase zu, damit er es nicht ausspucken konnte, sondern wohl oder übel schlucken musste. Obwohl der junge Hauptmann sich erst noch aus einem Instinkt heraus wehrte, blieb ihm letztlich nichts anderes übrig, als das widerliche Gebräu zu schlucken, wenn er nicht von Kandor erstickt werden wollte.
Es schmeckte ekelhaft und Ameron würgte. Doch kaum lief es seine Kehle hinunter, verbreitete sich ein angenehm warmes Gefühl in seinem Inneren. Es war erlösend und befreiend. Es löste die Krämpfe und betäubte die Schmerzen und Ameron fühlte sich seltsam frei und unbeschwert. Er sah in den Himmel und stellte fest, dass die Wolken sich verzerrten und dann wieder zusammenzogen und er starrte fasziniert auf dieses Schauspiel. Als er erkannte, dass auch die Gesichter der Männer verzerrt waren und sogar seine eigene Hand, die er sich vor die Augen hielt wunderte er sich zwar, doch war es nicht eigentlich egal? Es sah doch schön aus, woher es kam war gleich. Um Ameron herum drehte es sich, doch das Gefühl war nicht mal unangenehm, es kribbelte in seinem Bauch, der eben noch unerträglich geschmerzt hatte. Ameron stutzte. War es eigentlich eben gewesen oder war es schon länger her? Oder war es überhaupt geschehen? Verwirrt schüttelte er den Kopf, war es nicht egal? Er wurde von irgendjemanden hingesetzt und starrte verträumt in die Gegend. Er wusste, mit gebrochenen Rippen war es gar nicht gut zu sitzen, doch wen störte es? Kandor neigte sich über ihn und sagte schließlich: „Würdest du mir nun endlich sagen, wo der König ist?"
Ameron überlegte. Er wusste, er durfte es nicht sagen, doch war es nicht eigentlich gleich? War es nicht völlig egal? Wieso sollte er es eigentlich nicht sagen? „Im Auenland... Bei den Hobbits... In Beutelsend bei Frodo Beutlin", antwortete er schließlich ungerührt und Kandor lachte einmal herzhaft auf. „Genau ins Schwarze, meine Herren wir haben ein Ziel", bemerkte er. „Könntest du mir mal verraten, wieso wir das nicht gleich so gemacht haben anstatt hier Tagelang Zeit verstreichen zu lassen", knurrte der ältere Mann.
„Weil dieses Zeug nicht immer unbedingt gleich wirkt, sondern gelegentlich auch mal aggressiv macht und das Risiko wollte ich vorher nicht unbedingt eingehen, jetzt kann er eh nicht mehr viel ausrichten. Und zweitens, mein Freund, weißt du eigentlich, wie schwer es ist da ran zu kommen? Ich benutze immer nur ein wenig um gute Laune zu kriegen, aber ich habe unserem Hauptmann hier die ganze Flasche eingeflößt! Jetzt kann ich mir wieder neues beschaffen", grummelte er. „Und außerdem finde ich es taktlos, wie ich schon sagte." Die Männer zuckten nur mit den Schultern. Sie standen auf und machten sich daran ihre Pferde zu holen, während Kandor von etwas weiter weg amüsiert beobachtete, wie Ameron die Flüssigkeit wieder auswürgte und ihn erschreckt und voller Panik ansah, weil er genau wusste, was er getan hatte. Wie hatte er das nur tun können, was war in ihn gefahren? Er hatte alles erduldet, er hatte sich solche Mühe gegeben und nun hatte er es doch gesagt!
Kandor packte hastig seine Sachen und kam danach wieder zu ihm rüber. Ameron war derweil wieder in der gleichen Verfassung, wie bevor er die Droge bekommen hatte. Sein ganzer Bauch inklusive Unterleib wurde von heftigen stechenden Schmerzen heimgesucht. Er würde von Krämpfen geschüttelt und würgte ständig, obwohl sich nichts in seinem Magen befand. Einzig etwas Blut lief aus seinem Mund.
„So Ameron, ich denke, es wird Zeit, dass sich unsere Wege wieder trennen, was meinst du? Ich habe gewonnen, wie ich schon sagte und werde mir jetzt unseren Elessar holen! Wie ich sehe bist du eh gerade dabei dein Leben auszuhauchen, da lohnt es sich ja gar nicht mehr mein Messer rauszuholen", grinste Kandor. Er rief einen seiner Männer zu sich, beide stützten Ameron unter den Armen und so gingen sie hinüber zu einem tiefen Abhang, an dem jede Menge Geröll und Bäume hinab gestürzt sein müssen.
Ameron zitterte, doch es war nicht, weil er in die Tiefe guckte, sondern es war die Schwäche, die seine Muskeln zittern ließ. Er konnte nicht aufrecht stehen, in seinem Bauch zog sich alles schmerzhaft zusammen. „Na dann... Du warst ein ziemlich sturer Hund, aber wie auch immer, das was wir wissen wollten, haben wir ja nun erfahren. Ich werde Mariel von dir grüßen, bevor ich sie töte, was hältst du davon", fragte Kandor gehässig und Ameron drehte den Kopf leicht und sah ihm in die kalten, blauen Augen. Hätte er Kraft gehabt, er hätte ihn getötet, aber stattdessen bahnte sich ein neuer Krampf an und Ameron schloss die Augen. Kandor gab dem jungen Mann einen Stoß, der daraufhin den Abhang hinunterfiel und regungslos unten liegen blieb. „Tja, weg ist er und ein sturer Mann weniger auf dieser Welt", spöttelte Kandor und drehte sich dann um.
Er schwang sich auf sein Pferd und jagte, gefolgt von seinen Männern, in Richtung Auenland. Er kannte nun sein Ziel und war guter Dinge.
Legolas war bereits seit die Sonne aufgegangen war unterwegs, im gestreckten Galopp ritt er den Weg entlang, den Aragorn gekommen war. Immer wieder rief er sich die Beschreibungen seines Freundes in Erinnerung, die ihm den Weg wiesen. Die Umgebung war mittlerweile flacher geworden und am Horizont begann sich ein großer Wald zu erstrecken.
Das musste er sein, der Wald, in dem Ameron gelebt hatte und den er unbedingt erreichen wollte! Legolas verstand Ameron gut, auch er war ein Kind des Waldes und wusste, dass man zwischen dem Bäumen den besten Schutz finden konnte, wenn man sich da auskannte! Der Elb maß die Größe des Forstes und seufzte. Ameron hier zu finden würde schwierig werden, wenn er nicht Spuren hinterlassen hatte! Und die würde man bestimmt nur dann sehen, wenn der junge Mann in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.
Legolas lenkte seinen Hengst auf den Wald zu und ließ ihn weit ausgreifen. Schon bald hatte er die Nähe des Waldrandes erreicht, als dem Elben eine Bewegung unter einem der ersten Bäume auffiel. Angestrengt sah er in die Richtung und erkannte bald schon ein Pferd, dass dort von dem saftigen Gras fraß. Als Legolas es erreicht hatte, stockte ihm der Atem. Er erkannte Aragorns Hengst Brego, der ihn leise schnaubend begrüßte und auf ihn zu hinkte. Das Tier war gesattelt und gezäumt, auch die Satteltaschen hingen am Sattel. Das sonst seidige Fell war verklebt von getrockneten Schweiß und als Legolas das lahmende Bein begutachtete, erschrak er. Im linken Hinterlauf steckte ein Pfeil!
„Brego, was ist bloss geschehen? Wer hat dir diese Wunde zugefugt, du Armer?"Zärtlich klopfte er dem Hengst den Hals und besah sich dann die Wunde genauer. Das Blut, dass in einer breiten Spur den Schenkel hinabgelaufen war, war größtenteils getrocknet und hatte das braune Fell verklebt. Ein kleinerer Tropfen frischen Blutes war direkt an der Wunde zu sehen, die leichte Spuren einer Entzündung zeigten. Der Elb schätzte diese Verletzung mindestens einen Tag alt, wenn nicht länger. Das verhieß wirklich nichts Gutes, Legolas begann sich ernste Sorgen um Ameron zu machen, niemals würde der Mann Brego in diesem Zustand alleine herumlaufen lassen.
Doch ehe der Elb sich wieder auf die Suche nach Ameron machte, musste er erst den Hengst versorgen, das Pferd konnte nicht so stehen bleiben, der Pfeil musste raus! Sanft strich Legolas über Bregos Nüstern und sprach leise auf Sindarin zu ihm. Der Hengst schnaubte leise und senkte entspannt den Kopf. Der Elb ging zu der verletzten Hinterhand und strich beruhigend über die Kruppe, ehe er den Pfeil packte und mit einer flinken Bewegung herauszog. Gequält wieherte Brego und warf den Kopf hoch. „Ist schon gut, mein Junge. Der Pfeil ist draußen, du hast es überstanden."Sagte Legolas mit leiser Stimme und strich dem Pferd wieder über die Nüstern, bis es wieder ruhiger geworden war. Mehr konnte er für das Tier nicht tun, nun musste er weitersuchen, die Zeit drängte, das fühlte der Elbenprinz ganz deutlich. Er würde ihn hierlassen und später abholen. Legolas stieg wieder in seinen Sattel und lenkte sein Pferd auf den Wald zu. Er würde nun einfach Bregos Spuren folgen, irgendwann würde er bestimmt einen Anhaltspunkt finden, wo er mit der Suche nach Ameron beginnen konnte!
Die Spuren des lahmenden Pferdes waren für den Elben leicht zu sehen, stundenlang war er ihnen bereits gefolgt, als er endlich etwas entdeckte. Nur wenige Meter vom Waldrand entfernt sah der Boden aus, als wäre ein Pferd zu Sturz gekommen. Legolas stieg ab und untersuchte die Stelle genauer. Er fand Blut, dass wohl von Brego stammte, der gestürzt sein musste, als ihn der Pfeil traf, einige Meter davon entfernt war deutlich zu sehen, wo Ameron auf dem Boden aufschlug und weggeschleudert wurde. An einem flachen Stein sah er Blut kleben, Amerons Blut. Also war der junge Mann verletzt, aber wo war er jetzt? Legolas forschte weiter und sah, dass ein paar Männer hinzugekommen waren und Ameron weggeschleift hatten. Die Spur führte zu einem kleinen Fluss, der ganz in der Nähe vorrüberfloß.
Das Ufer war aufgewühlt von vielen Beinen und deutlich sah der Elb am feuchten Boden den Abdruck eines Körpers. Sofort war ihm klar, dass er nur von Ameron stammen konnte. Aragorn hatte ihm einiges von diesen Männern berichtet, sodass er sich sicher sein konnte, dass sie mit dem jungen Mann nichts Gutes im Sinn hatten. Tatsächlich waren die Spuren eines Kampfes unübersehbar, fast schien es, als wollten sie ihn ertränken.
Legolas beunruhigte es sehr, was er sah, der junge Mann war von seinen Verfolgern gefasst worden, und es hatte ganz den Anschein, als würden sie ihren Gefangenen quälen. Konzentriert verfolgte er die Fährte und stockte. Vor ihm lag ein armdicker Ast, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Er hob ihn auf und betrachtete sich das Holz genau. An einer Stelle waren deutlich Blutspuren zu sehen, an denen einige wenige Haare klebten. Legolas sah genauer hin und entdeckte, dass es sich um schwarzes Haar handelte.
Amerons Haare waren schwarz, es konnte durchaus sein, dass es seine waren. Und sein Blut, sie hatten ihn brutal niedergeschlagen. Gebannt lief der Elb weiter und es schien fast so, als hätte Ameron zu Flüchten versucht. Er sah Hufabdrücke und Fußspuren, die darauf schließen ließen, dass da jemand langgelaufen war, der Probleme mit seinem Gleichgewicht hatte. Ein Baum erregte die Aufmerksamkeit des Spurenlesers, er trat näher und sah einen blutigen Handabdruck auf der rauen Rinde.
Mittlerweile war sich Legolas sicher, dass es sich nur um Ameron handeln konnte, der hier geflohen war und verletzt war. Vielleicht hatte er fliehen können, der junge Mann kannte doch den Wald hier! Legolas konnte nicht leugnen, dass er um das Leben seines jungen Freundes fürchtete. Aragorn hatte Recht! An einer Stelle war der weiche Waldboden aufgewühlt, er fand Schleifspuren und Hufabdrücke. Ob sie ihn eingefangen hatten? Es schien sehr wahrscheinlich zu sein, die Spuren sprachen eine allzu deutliche Sprache! Aufgeregt ging Legolas der Fährte nach.
Langsam trat der Elbenprinz auf eine große Lichtung, die ganz in der Nähe lag, die Spuren hatten ihn da hin geführt. Hier hatten sie gelagert, Legolas sah Reste eines Lagerfeuers und andere Zeichen, dass sich hier vor nicht allzu langer Zeit einige Männer aufgehalten hatten. Schritt für Schritt lief er den Ort ab, er konzentrierte sich auf jede noch so kleine Spur, die ihm zeigen konnte, was mit Ameron geschehen war. Zwischen zwei Bäumen, die sehr nah beieinander standen sah er dunkle Flecken auf dem Waldboden. Der Elb kniete sich hin und strich mit den Fingern nachdenklich darüber. Blut! Eingetrocknetes Blut war es, das hier zu Boden getropft war. Aber es war viel Blut! Beunruhigt stand Legolas wieder auf und besah sich die dünnen Stämme genauer. Etwa in Kopfhöhe fand er Spuren eines Seiles, das die empfindliche junge Rinde ein wenig abgewetzt hatte. Sie hatten doch nicht etwa...Der Elb schluckte unwillkürlich, als ihm bewusst wurde, worauf das alles hinwies. Zwei Bäume, Seile, Blut...
Ameron musste gefoltert worden sein! Ziemlich brutal sogar, wenn er sich die Blutmenge so ansah, die auf dem Boden zu sehen war. „Was haben diese Bestien nur mit ihm gemacht?"überlegte Legolas laut und suchte weiter. Das Lager war bereits seit einiger Zeit verlassen, die Männer waren offensichtlich weitergeritten. Aber was hatten sie mit Ameron gemacht? Mitgenommen? Wohl kaum! Der Elb schüttelte langsam den Kopf, sie hätten überhaupt nichts davon, einen Verletzten mitzunehmen. Immer wieder lief er die Lichtung ab auf der Suche nach einem winzigen Hinweis, wo der junge Hauptmann stecken konnte. Hatte er fliehen können, nach alldem hier? Aber auch in diesem Falle würde er Spuren sehen können, aber es schien, als wäre Ameron wie vom Erdboden verschluckt. Legolas´ Verstand lief auf Hochtouren, in ihm keimte ein schrecklicher Verdacht auf, aber er dachte seinen Gedanken nicht zu Ende, nicht, solange noch Hoffnung bestand! Verbissen suchte der Elb weiter und entfernte sich mehr und mehr vom Lager, er lief den Hufspuren nach, die die Lichtung verließen. Sie mussten ihn mitgenommen haben, anders konnte er es sich nicht erklären, dass sich nicht der geringste Hinweis zeigen wollte.
Legolas wusste nicht, wie lange er schon durch den Wald lief, es war noch nicht allzu lange, aber seine Ungeduld und Aufregung ließen ihm die Zeit endlos erscheinen. Er hatte in der Nähe der Hufabdrücke kleine Blutstropfen gefunden, von denen er annahm, dass sie von dem vermissten Ameron stammten. Das sah nun wirklich nicht mehr gut aus, bedrückt dachte der Elb an das kleine Mädchen, Amerons Tochter Mariel, die immer wieder nach ihm fragte. Sie schien ihn zu mögen und vermisste ihn schrecklich. Und wenn sich die Befürchtungen Legolas´ erfüllten, würde die Kleinen ihren Vater wohl nie mehr wiedersehen! Er runzelte die Stirn. Nein, er durfte die Hoffnung nicht aufgeben, solange nicht das Gegenteil bewiesen war, lebte Ameron noch...er musste einfach!
Mariel war ein so süßes Mädchen, das in ihrem kurzen Leben schon viele schlimme Dinge erleben musste, vor kurzem erst hatte sie ihre Mutter verloren, jetzt auch noch Ameron? Wie viel Leid konnte so ein zartes Geschöpf ertragen, ohne daran zu zerbrechen? Legolas wusste es nicht, aber er ahnte, dass die Kleine Amerons Tod nicht mehr verkraften würde.
Der Elbenprinz schüttelte unwirsch den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben und konzentrierte sich wieder auf die Fährte. Er sah vor sich einen Abhang, der viele Meter in die Tiefe führte, vor längerer Zeit musste hier fast der gesamte Hang ins rutschen gekommen sein und hatte Bäume, Geröll und Felsen in die Tiefe gerissen. Hier hielten die Pferde der Männer an. Legolas trat an den Rand des Abgrundes und sah nach unten.
Rasch hatten seine scharfen Augen etwas ausgemacht, dass ihn das Herz in seiner Brust verkrampfen ließ. Stirnrunzelnd schärfte er seinen Blick noch und dann hatte er die Gewissheit: Tief da unten lag regungslos ein Mann. Der Elb atmete geräuschvoll aus und schüttelte entsetzt den Kopf. Es war Ameron!
Legolas zögerte keinen Moment. Er pfiff nach Arod und das treue Tier eilte sogleich herbei. Er befestigte ein Seil an seinem Sattel und sorgte dafür, dass das Tier sich dicht an den Abhang heran stellte. Der Abhang war tief und Legolas wollte sich so lange wie möglich sichern. Das Pferd blieb ganz ruhig stehen und beobachtete seinen Herrn, der sich das andere Ende des Seils um die Hüften schlang und einen festen Knoten machte. Legolas streichelte den Hals des Tieres und sagte ihm noch einmal, es möge dort stehen bleiben, wo es war. Der Elb kniete sich auf den Boden und sicherte an der steilen Wand seinen Halt. Vorsichtig machte er sich daran den Abhang hinunterzuklettern, immer darauf bedacht, keine Gerölllawinen loszutreten, denn das konnte schnell passieren. Die Wand enthielt einige Abstufungen und auf ihnen befanden sich teilweise ganze Geröllhaufen.
Immer weiter kletterte der Elb hinab und das Seil gab ihm zur Not die rettende Sicherheit. Sein leichtes Gewicht brachte ihm beim Klettern einen entscheidenden Vorteil. Wurzeln und in der Erde verankerte Steine dienten ihm dazu Halt zu finden und ganz vorsichtig stieg er immer weiter hinab, bis das Seil irgendwann nicht mehr ausreichte. Legolas starrte hinunter in die immer noch beträchtliche Tiefe. Er würde sich jetzt los schneiden müssen, um weiter hinunter klettern zu können. Ein frischer Wind wehte ihm ins Gesicht und er drückte sich ganz eng an die Wand, um einer Böe zu entgehen. Der Wind schien eine besondere Kraft hier zu haben und Legolas war sehr vorsichtig bei seinem weiteren Abstieg. Nun war er ohne Halt, denn er hatte das Seil durchtrennt und Arod war bereits, nachdem Legolas es ihm zugerufen hatte, wieder vom Rande des Abhangs zurückgetreten.
Dem Elb wurde beim Hinuntersehen klar, wenn Ameron nicht das Glück auf seiner Seite gehabt hatte, dass es kaum möglich war solch einen Sturz zu überleben. Nach diesem meterlangen Fall wartete mit hoher Wahrscheinlichkeit der Tod, so viel stand für den Elben fest und es machte ihm das Herz schwer. Er dachte an Mariel, er wollte keine schlimmen Nachrichten überbringen müssen...
