Disclaimer:
Alle Rechte an den Originalcharakteren aus „Der Herr der Ringe"liegt
natürlich bei
J.R.R. Tolkien, bzw. seinen Nachkommen.
Wir, die Autoren, erheben nur Ansprüche auf unsere gaaaanz eigenen
Persönlichkeiten g Und dass sich mit diesem Werk kein Geld verdienen lässt, ist doch wohl auch klar, hm? ;-)
Eirien: Und hier ist auch schon das nächste Chap. Tja, Legolas kann nicht immer zur Rechten Zeit am richtigen Ort sein, ist eben auch nur ein Elb. g Zum Namen des vorigen Kapitels: Ich bin mir bewusst dass das sehr hart klingt, aber wir haben es aus der Sicht Amerons genommen, für den es sehr wohl Verrat war, freiwillig oder nicht, er hatte das Gefühl versagt zu haben. Ja, und was Kandor und seine Mannen angeht, die werden ihren fiesen Charakter bestimmt noch zur Schau stellen...
Legolas stieg weiter hinunter und kam schließlich in Amerons Nähe. Der Elb sprang das letzte Stück hinab und ging sofort zu Ameron hin. Der junge Mann lag auf dem Rücken und zeigte kein Lebenszeichen. Legolas wusste nicht, was er jetzt denken sollte, als er sich den Mann betrachtete. Ameron hatte unzählige Wunden, überall war Blut und der Elb legte zögerlich die Hand auf Amerons Brust. Da war ein Herzschlag! Und er war nicht ganz so schwach, wie Legolas es vermutet hätte. Dennoch sah er, dass es nicht gut um den jungen Hauptmann stand.
Der Elb schüttelte ungläubig den Kopf, konnte man von Glück sprechen? Ameron sah schlimm aus, aber er war in das weiche Geäst einer Tanne gefallen, das seinen Sturz wohl weitgehend abgefangen hatte. Das war mehr als Glück, aber wenn sich der Elb die Wunden des jungen Mannes betrachtete, konnte man nicht mehr vor Glück sprechen... Legolas musste sich eingestehen, dass er reichlich entsetzt war. Ein tiefer Schnitt dicht unterhalb von Ameron Hals stammte wohl von dem Sturz, ebenso ein paar kleinere, aber alle anderen Verletzungen waren wohl schon vorher entstanden, wie Legolas mutmaßte. Die Männer hatten Ameron übel zugerichtet und der Elb fragte sich, wie jemand so grausam sein konnte und warum sie das getan hatten.
Er verschwendete keine Zeit, sondern kniete sich neben den jungen Hauptmann und zog ihm die Augenlider auseinander. Der Elb erkannte schnell, dass Amerons Pupillen ungewöhnlich aussahen, seine Augen waren blutunterlaufen und das beunruhigte Legolas. Ebenso sah er mit Unbehagen, dass ein wenig Blut aus Amerons Mund floss.
Der Elb ließ wieder seinen Blick über Amerons Körper schweifen und wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Er hatte nur wenige Kräuter in einem kleinen Beutel an seinem Gürtel und er zerbrach sich bereits den Kopf, wie er Ameron hier überhaupt wegkriegen sollte. Den Abhang hinaufklettern war unmöglich, es war ungewiss, ob der junge Mann überhaupt Bewegungen überstehen würde. Legolas musste es herausfinden, zu erst musste er mal die zahlreichen Verletzungen abschätzen.
Er nahm sein Messer und schnitt Ameron das Hemd auseinander, das ohnehin nur in Fetzen hing. Die blau grüne Färbung, die er an den Rippen erblickte, ließ ihn nichts gutes Hoffen, doch er vergewisserte dich trotzdem, ob die Rippen gebrochen waren oder vielleicht nur geprellt.
Geschickt tastete der Elb die Seite des jungen Mannes ab. Ameron warf den Kopf zur Seite und stöhnte einmal, was Legolas aufsehen ließ, doch dann fuhr er mit seiner Arbeit fort. Er war sich bei einigen Rippen schnell sicher, dass sie gebrochen waren, bei anderen ließ es sich nur vermuten.
Legolas geriet ins stutzen, als er bei seinen Berührungen über Amerons Bauchmuskulatur kam. Sie war ungewöhnlich angespannt und der junge Mann reagierte extrem empfindlich auf die Berührung. Legolas wollte der Sache auf den Grund gehen und versuchte durch Abtasten zu erkennen, was die Ursache für diese Schmerzempfindlichkeit war.
Ameron begann laut zu stöhnen und drehte sich leicht weg. Er warf den Kopf zur Seite und blinzelte schwach. Dann plötzlich weiteten sich seine Augen angsterfüllt und panisch sah er Legolas an. Er griff nach seiner Hand und begann schnell zu atmen. „Ameron, ich bin es, Legolas. Bleib ruhig", redete der Elb auf ihn ein, doch es wollte nicht sofort Wirkung zeigen, der junge Mann schien ihn nicht zu erkennen. Ameron sah ihn so angsterfüllt an, dass Legolas nicht wusste, was er tun sollte. Er sprach ihn wieder an und legte die Hand auf Amerons, doch dieser zog sie blitzschnell weg.
„Bitte nicht", keuchte er und Legolas hob beschwichtigen die Hände in die Höhe, so dass Ameron sie sehen konnte. „Ich tue nichts, was dir schaden könnte", sagte der Elb und beobachtete Ameron, dessen Gesichtszüge noch eine ganze Weile angsterfüllt waren und sich erst wieder lockerten, nachdem er Legolas eine ganze Weile gemustert hatte. Er starrte den Elb ungläubig an und begann am ganzen Leib zu zittern. „Du... Wie hast du... Wie...", stotterte er und seine Augen wurden feucht.
„Ich war auf der Suche nach dir. Und ich bin froh, dass ich dich gefunden habe." „Ich auch", flüsterte Ameron. Über Legolas´ Gesicht huschte ein Lächeln, er erkannte die Erleichterung in Amerons Gesicht und sah die Angst weichen. Der junge Mann blickte den Elb unsicher an. „Ist Aragorn in Beutelsend?" Legolas nickte. „Es wurde verwundet, aber er wird wieder gesund. Er ist mit Mariel gekommen."
Ameron sah Legolas an und konnte nicht sagen, wie erleichtert er war. „Du hast eine wundervolle Tochter", bemerkte Legolas und entlockte Ameron ein schwaches Lächeln. Dann jedoch wurden seine Gesichtszüge wieder ernst. „Ich habe versagt, dass Aragorn verwundet wurde ist meine Schuld, ich hätte es verhindern müssen..." „Du findest immer einen Grund dir die Schuld zu geben, habe ich recht? Du bist ein Mensch und genauso fehlbar wie alle anderen auch. Aragorn hat dir nicht im Geringsten eine Schuld eingeräumt." Ameron schloss die Augen und stellte fest, dass Legolas´ Stimme und Worte ihn beruhigten. Doch ganz ließ sich die Unruhe nicht nehmen und die Angst wollte wieder von neuem entflammen. Unwillkürlich zuckte der junge Mann bei der nächsten Berührung des Elben wieder weg und Legolas sah ihn mitleidig an. „Ich kann nur erahnen, was sie dir angetan haben, aber ich werde dir nicht wissentlich Schmerzen zufügen. Nie würde ich das tun, du musst dich nicht fürchten", sagte er beruhigend. Ameron nickte schwerfällig mit dem Kopf und biss sich auf die Lippen. „Ich weiß, dass du es nicht wissentlich tust, aber ich ertrage es trotzdem nicht. Ich ertrage den Schmerz nicht mehr, lass mich bitte", antwortete er gequält. Sine Stimme war rau und klang müde. Legolas sah ihn entsetzt an und legte ihm die Hand auf die Stirn. „Mein Freund, ohne Hilfe bist du verloren!" „Ich weiß", gab Ameron beinahe selbstverständlich zurück. Legolas schüttelte energisch den Kopf. „Ameron, ich lasse dich hier nicht einfach liegen, ich..." „Doch, das musst du. Du musst nach Beutelsend, Kandor und seine Männer sind auf dem Weg dort hin, weil ich ihnen eher unfreiwillig gesagt habe, wo Aragorn sich befindet. Du musst es verhindern, dass sie dort hinkommen", fiel Ameron ihm ins Wort. Er machte eine Pause und sagte dann: „Ich habe etwas Schlimmes angerichtet, bitte sorg dafür, dass es nicht noch schlimmer wird!"
Legolas schloss die Augen und überlegte. Ameron hier lassen ging auf keinen Fall. So oder so, er musste ihn mitnehmen, er musste ihn nur noch davon überzeugen und auch wenn es ihm leid tat, sah er wohl, dass es nicht anders ging, als den jungen Mann dazu zu zwingen. „Ameron, ich lasse dich hier nicht liegen! Niemandem ist damit geholfen, sie haben mich deinetwegen geschickt und ich werde jetzt nicht umkehren, wo ich dich gefunden habe. Ich bin sicher, es ist nicht deine Schuld, dass Kandor auf dem Weg nach Beutelsend ist. Wir gehen da gemeinsam hin oder gar nicht", sagte Legolas entschlossen, obwohl die Unruhe in ihm wuchs. Kandor durfte Beutelsend auf keinen Fall betreten, sonst würde etwas Schlimmes passieren, das ahnte der Elb.
„Warum? Warum tust du mir das an? Ich bitte dich von ganzem Herzen, geh und lass mich hier. Kandor will Aragorn, er darf ihn nicht bekommen!" „Nein Ameron, so leid es mir tut. Ich gehe nur mit dir." „Ich bin nicht wichtig." Legolas sog geräuschvoll die Luft ein. „Ameron, deine Tochter braucht einen Vater und deine Frau einen Mann! Mariel fragt ständig nach dir, ich werde es nicht übers Herz bringen, ihr zu sagen, dass ihr Vater freiwillig den Tod gewählt hat und ich ihn dabei auch noch unterstützt habe."
„Mariel", flüsterte Ameron und über sein Gesicht huschte ein schwaches Lächeln. Der Elb erkannte, wie sein Reden langsam Erfolg zeigte. Ameron schloss die Augen und kämpfte innerlich mit sich. Er hatte genug ertragen in den letzten Tagen, er wollte und konnte nicht mehr. Doch Legolas ließ ihm keine Wahl. Es beunruhigte ihn, dass der Elb so stur war, aber Ameron war wirklich glücklich nach diesen Tagen jemand bei sich zu haben, wo er sich sicher war, dass er es gut mit ihm meinte. Legolas beobachtete den Mann vor ihm eine Weile und begann dann ohne ein weiteres Wort ein paar Stofffezen zusammen zu suchen. Zögernd nahm er Amerons Arm und verband einen größeren Schnitt an der Unterseite, so wie sein Handgelenk. Der junge Mann zuckte nicht zurück, sondern schloss nur ergeben die Augen.
Als der Elb damit fertig war die Wunden, die noch teilweise bluteten zu verbinden, widmete er sich Amerons Bein. Der Verband war rot gefärbt und Legolas besah sich die Wunde darunter. Sie machte erste Anstalten sich zu entzünden, doch noch war das nicht bedrohlich und da Legolas die Zeit fehlte, legte er nur einen neuen Verband an. Ameron zuckte gelegentlich zusammen und schloss krampfhaft die Augen, um den Schmerz zu ertragen, den Legolas, so leid es ihm tat, unwillkürlich verschlimmerte. Der Elb legte ihm beruhigend die Hand auf die Stirn, als er sah, wie der junge Hauptmann verbissen versuchte gegen die Schmerzen anzukämpfen. Sie zermürbten ihn langsam, Ameron wünschte sich sie nur für einen Moment nicht zu spüren.
Legolas bemerkte Amerons blau und grün gefärbte Schulter und bewegte sachte den Arm des jungen Hauptmannes, was Ameron keuchen ließ. „War die Schulter ausgerenkt", fragte Legolas. Ameron nickte und konzentrierte sich auf einen Punkt, um dem Schwindel zu entgehen, der ihn überkam.
Legolas beschloss den Arm in einer Schlinge ruhig zu stellen, da das Gelenk wohl anscheinend wieder eingerenkt war, konnte er da nicht viel tun. Schließlich kam er zu der Sache, die ihm eigentlich Sorgen machte und das waren Amerons Rippen und die Druckempfindlichkeit am Bauch.
„Ameron, kannst du mir sagen, wo du Schmerzen hast", fragte der Elb. Dabei hatte er eine Hand auf Amerons Bauch und übte einen leichten Druck aus. Der junge Mann stöhnte sofort gequält auf und leise Schmerzensschreie entfuhren ihm. Übelkeit stieg in ihm hoch, er begann wieder zu würgen und Legolas zog ihn leicht hoch, so dass es Ameron etwas leichter fiel, weil er mehr Luft bekam. Ameron fühlte, wie seine Muskeln sich wieder verkrampften und unkontrolliert zu zittern begannen.
Legolas legte dem jungen Mann wieder die Hand auf den Bauch, doch diesmal war es nur eine leichte Berührung. Er flüsterte ein paar elbische Worte und bemühte sich seine Heilkraft auf Ameron übergehen zu lassen. Eine angenehme Wärme breitete sich bei Ameron aus, die seine Muskeln sich wieder entkrampfen ließen. Schlaff fiel er zurück und atmete schwer. Legolas zog die Stirn kraus und überlegte angestrengt. Er fürchtete, dass Ameron innere Verletzungen hatte, die wohl eine gebrochene Rippe verursacht hatte, doch er konnte im Moment wenig dagegen tun.
Wie lange noch, was denkst du Legolas", keuchte Ameron und der Elb sah ihn erschreckt an. „Wie lange was", fragte er, obwohl er genau wusste, was Ameron meinte. „Du weißt, was ich meine." Legolas setzte ein ernstes Gesicht auf. „Noch mindestens sechzig Jahre, Ameron!" Der junge Mann lächelte schwach. „Ich wusste nicht, dass Elben lügen..." „Tun wir nicht", antwortete Legolas rasch, doch er musste sich eingestehen, dass er sich da gar nicht so sicher war. Legolas überlegte angestrengt. Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er Ameron hier weg kriegen?
„Ameron, gibt es noch einen anderen Weg hier runter, als diesen Abhang", fragte er. Der junge Hauptmann überlegte. „Wenn man von oben am Abhang herumreitet, kommt man langsam hier runter. Man geht immer weiter bergab, bis man etwas weiter nördlich von uns ankommt. Aber das ist ein ganzes Stück... Die Wege sind manchmal unwegsam und steil und was bringt es?" Der Elb antwortete noch nicht gleich, stattdessen überlegte er. „Und kommt man von hier nach Beutelsend?" „Ich kenne von hier eine Abkürzung, die könntest du nehmen..." „WIR. Die könnten WIR nehmen!"
Ameron nickte ergeben, doch dann sagte er: „Willst du etwa mit mir durch den Wald laufen? Legolas, das schaffe ich nicht! Und wir sind viel zu langsam, sie werden eher da sein als wir. Wir werden zu spät kommen, wenn ich da überhaupt jemals ankomme..." „Arod ist da oben. Ich habe nicht vor dich laufen zu lassen, zumindest nicht die ganze Zeit. Er könnte hier runterkommen, wenn er den Weg nimmt, den du vorhin angesprochen hast!" Ameron schloss die Augen, der Schmerz quälte ihn wieder und Legolas merkte es sogleich. Dem jungen Hauptmann wurde schlecht, wenn er daran dachte laufen zu müssen..."
Der Elb pfiff nach seinem Pferd und sogleich war Arods Kopf am Rande des Abhangs zu erkennen. Legolas rief ihm auf elbisch die Anweisung zu und das kluge Pferd schien seinen Herrn auf mysteriöse Weise zu verstehen. Es wieherte laut und verschwand dann wieder. Legolas wand sich nun wieder Ameron zu, der mittlerweile gekrümmt auf der Erde lag. „Ameron pass auf, Arod kommt hierher, er ist ein kluges Tier, er wird den richtigen Weg finden. Um nicht so viel Zeit zu verlieren gehen wir ihm entgegen. Ich habe ein paar Kräuter bei mir, die werde ich dir geben, sie betäuben deinen Schmerz und werden dir das Laufen leichter machen. Versuche, auch wenn du es kannst, keine schnellen Bewegungen zu machen, mich sorgen die Krämpfe und die Schmerzen im Bauch, die du hast."
Ameron nickte und verzog das Gesicht. „Ich werde dir helfen, nur keine Angst", erklärte der Elb, der Amerons Befürchtungen und Ängste sofort erkannt hatte. Während Legolas sich daran machte seine Kräuter aus dem Beutel zu holen und dafür sorgte, dass Ameron sie einnehmen konnte, merkte der Mann, wie ihn eine seltsame Müdigkeit überkam. Er wollte so gerne Schlafen und erst wieder aufwachen, wenn die Schmerzen verschwunden waren. Er dämmerte vor sich hin und der Elb berührte ihn sanft, als sah, wie Ameron im Begriff war einzuschlafen. Legolas bemerkte die starke Blässe in Amerons Gesicht und den kalten Schweiß, der dem Hauptmann auf der Stirn stand.
„Ameron, nicht einschlafen, ich komme ohne deine Hilfe hier nicht raus! Es würde vielleicht Tage dauern, bis ich einen Weg finden würde, nur du kennst dich hier aus. Ich bin auf dich angewiesen, du darfst um keinen Preis einschlafen", beredete Legolas den jungen Mann. Ameron nickte und kämpfte sich aus seinem Dämmerzustand wieder frei. Es fiel ihm so unglaublich schwer die Augen offen zuhalten, doch er fühlte, dass es von Nöten war.
Nachdem Legolas ihm die Kräuter verabreicht hatte, glaubte der Mann zu träumen. Innerhalb von wenigen Minuten spürte er, wie sich seine Bauchmuskeln entspannten und wie seine Schmerzen wichen. Es war ein unglaublich erlösendes Gefühl für den jungen Mann und seine Lebensgeister kehrten wieder zurück. Die Schmerzen waren nur noch gering, so würde Ameron sie ertragen können.
Legolas half ihm schließlich sich aufzurichten und erstarrte leicht, als er die vielen Peitschenhiebe auf seinem Rücken erkannte. Vorher hatte er sie nicht gesehen, lediglich die am Bauch und auf der Brust waren ihm aufgefallen. „Er hat ganze Arbeit geleistet", bemerkte Ameron, als er Legolas entsetztes Gesicht sah. „Wir sollten noch deine gebrochenen Finger richten", meinte Legolas, ohne auf Amerons Bemerkung einzugehen. Als er Amerons erschrecktes Gesicht sah, fügte er hinzu: „Die Kräuter werden dich auch das nur wenig spüren lassen."
Ameron bemerkte zwar, dass Legolas damit untertrieben hatte, denn er merkte sehr wohl und nur allzu deutlich, wie der Elb seine Knochen wieder in die richtige Position schob, aber es war schneller vorbei, als das Ameron sich hätte wehren können. Der junge Mann warf dem Elb einen vorwurfsvollen Blick zu und es erforderte einige Überredungskunst von Legolas, den jungen Hauptmann dazu zu bringen, ihm die Hand ein weiteres Mal hinzustrecken, damit er die Finger schienen konnte.
Schließlich schaffte es Legolas und er schaffte es obendrein noch Amerons Arm in eine notdürftige Schlinge zu legen. Mit viel Mühe und Legolas´ Hilfe, kam Ameron auf die Beine und stand schwankend und von dem Elb gestützt da. Ameron stützte sich mit seinem gesunden Arm bei Legolas ab und so begannen die Beiden in Richtung Norden zu gehen, um auf Arod zu treffen. Ameron fiel es trotz geringer Schmerzen nicht gerade leicht zu laufen, weil ihn immer wieder ein Schwindel überkam. Oft musste er stehen bleiben und warten, bis es wieder aufhörte, sich um ihn zu drehen. Legolas beobachtete ihn sorgsam und legte häufige Pausen ein. Dem Elb gefiel es gar nicht, dass der junge Hauptmann sich trotz seiner inneren Verletzungen bewegen musste, doch was blieb anderes übrig?
So liefen sie weiter und Ameron merkte zusehends, wie die Erschöpfung ihn in die Knie zwang, doch er wollte es nicht sagen. Er wusste, sie mussten schnell sein und er wollte sich alle Mühe geben, um schnell in Beutelsend anzukommen. Legolas bemerkte mit seinen wachsamen Augen die Erschöpfung des jungen Mannes jedoch sehr schnell und räumte immer öfters Pausen ein.
Der Elb lief so lange mit dem jungen Mann durch den Wald, bis Ameron auf einmal die Beine versagten und er keuchend von Legolas aufgefangen wurde. „Ich kann nicht mehr", presste er hervor und ließ sich von Legolas auf die Erde legen. Der Elb betrachte mit Sorge, wie sich der Zustand von Ameron verschlechterte und so beschloss er, hier auf Arod zu warten. Er sorgte dafür, dass Ameron nicht einschlief, was ihm mehrere Male beinahe nicht gelungen wäre, und rief gelegentlich nach seinem Pferd.
Legolas stellte fest, dass die Situation ziemlich schlimm war. Er wusste, es ging kostbare Zeit verloren, indem er hier wartete, doch eine andere Wahl hatte er nicht. Ameron kämpfte fast ausweglos gegen seine Erschöpfung an und Arod kam einfach nicht, so dass Legolas sich langsam Sorgen machte. Wenn das Pferd nicht kam, dann sah es schlecht aus. Er konnte Ameron nicht mehr zum Laufen bewegen, aber er konnte auch nicht alleine gehen, weil er den Weg nicht kannte. Außerdem wollte er den jungen Mann auf keinen Fall hier alleine lassen, das wäre sein sicherer Tod.
Unruhig ging Legolas auf und ab, und glaubte die Zeit wolle gar nicht vergehen. Normalerweise verflog die Zeit für ihn als Unsterblichen sehr schnell, aber jetzt zogen sich die Minuten wie Jahre hin. Ameron sank immer öfter in einen Halbschlaf hinüber, aus dem Legolas ihn jedes Mal mit schwerem Herzen aufweckte. Nach scheinbar unendlich langer Zeit hörte Legolas in der Ferne ein Wiehern und sprang sogleich auf und rief Arods Namen. Das Pferd erschien schließlich schnaubend und begrüßte seinen Herrn freudig. Legolas verlor keine weitere Zeit und half Ameron sich wieder zu erheben und auf das Pferd zu steigen, was sich als nicht ganz einfach mit den vielen Verletzungen herausstellte. Schließlich saß Ameron zusammengekauert auf Arod und Legolas hielt ihn fest, damit er nicht hinunterfallen konnte. Arod bewegte sich mit geschmeidigen Bewegungen fort, so dass Ameron nicht zu viele Erschütterungen abbekam, was ihm den ganzen Ritt doch erheblich erleichterte. Der junge Hauptmann schaffte es mit Legolas´ Hilfe nicht einzuschlafen und wies den Elb zu der Abkürzung, mit deren Hilfe sie einige verlorene Zeit wieder aufholten.
Sie erreichten irgendwann den Platz, an dem Legolas Brego zurückgelassen hatte und stellten fest, dass das Pferd immer noch in der Nähe war. Sie ritten mit Arod voran und Brego folgte ihnen mit hinkendem Gang, jedoch keinesfalls sehr langsam. So kamen Legolas und Ameron schließlich aus dem Wald hinaus und ritten weiter, um nach Beutelsend zu gelangen.
Ameron kämpfte im Inneren hart. Einzig die Tatsache, dass er wach bleiben musste, damit Legolas keine Pause einlegte und so wieder kostbare Zeit verloren ging, gab ihm Kraft. Er wollte nicht der Grund dafür sein, dass sie vielleicht zu spät kamen und so hielt er sich verbissen wach. In Beutelsend so schnell wie möglich ankommen, das war alles was er wollte. Das war sein einziges Ziel, danach war es nicht mehr wichtig, ob er durchhielt oder nicht. Aber noch musste er das...
